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von Vince » 13.04.2023, 10:50
Der deutsche Markt ist ja ein grundlegend anderer als der britische. Daher kann man das vermutlich nicht 1:1 übertragen. Mediabooks werden in der Tat hauptsächlich wegen der Verpackung gekauft, nicht wegen des Inhalts. Es hat schon seinen Grund, dass viele Labels für ein und dieselbe Edition mit mehreren Artworks (und Artwork-Künstlern) planen, weil eben die Artworks sehr oft die Verkaufsargumente sind und (mit Erfolg) darauf spekuliert wird, dass ein Kunde gleich zwei oder mehr Cover-Varianten ordert - teilweise sogar die gleiche Cover-Variante zweimal, einmal zum Auspacken und Schauen, einmal als OVP-Sammlerobjekt. Dahingehend wundert es mich dann auch nicht so sehr, dass nach einer (vielleicht schleppend abverkauften) Keep-Case-Auflage noch Mediabooks nachgeschoben werden. Denn die bedienen einen völlig anderen Markt.
Und man sieht doch gerade an Labels wie Anolis, wie gut das Konzept für die aufgeht. Die bringen Sammlereditionen in Mediabooks auf den Markt, und wenn die weg sind, sind die weg. Später Auflagen kommen nur in abgespeckter Edition (keine Booklets, oft fehlen auch viele Special Features), d.h. die Erstauflagen behalten ihren Wert. Und was ist die Konsequenz? Ich kenne kaum ein Label, deren Sonderauflagen sich so schnell und zuverlässig abverkaufen wie die von Anolis. Vielleicht schöpfen die im ersten Moment nicht alles ab, was der Markt hergibt, aber die verschaffen sich Planungssicherheit. Auch auf die Gefahr hin, dass Scalper im Hintergrund mit den ausverkauften Editionen wie Parasiten mitverdienen.
Es geht natürlich auch anders. Ich persönlich mag das Modell von Bildstörung sehr. Da ist eine Edition nur selten wirklich ausverkauft, sie wird aber von Beginn an zu einem sehr fairen Preis angeboten und bleibt dann relativ stabil im Wert, so dass eigentlich kaum ein Käufer Probleme damit haben sollte, das Geld bei Release auf den Tisch zu legen. Zumal man diese Editionen selbst im örtlichen Media Markt problemlos kaufen kann. Wer trotzdem noch ein bisschen sparen will, bekommt dann bei der 2-für30€-Aktion auf der Label-Homepage die Gelegenheit, Lücken zu stopfen. Und Qualitätseinbußen beim Inhalt gibt's auch keine, im Gegenteil, die gehören zu den besten Editionen auf dem Markt. Aber auch hier wiederum muss man sagen, das machen meines Wissens zwei Filmfans neben ihrer regulären Arbeit mit drei oder vier Releases pro Jahr, maximal. Wenn man davon leben muss und ständig Output generieren muss, sieht das vielleicht auch wieder anders aus.