
Originaltitel: The Bounty Hunter
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2010
Regie: Andy Tennant
Darsteller: Gerard Butler, Jennifer Aniston, Christine Baranski, Natalie Morales, Jason Sudeikis, Peter Greene, Cathy Moriarty, Siobhan Fallon
Liam Ferguson, Daisy Tahan, Ruby Feliciano, Dorian Missick
Das männliche RomCom-Schönheitsideal hat heutzutage hässlich zu sein. Nicht hässlich-hässlich, selbstverständlich. Vielmehr hässlich-attraktiv, so hässlich ein Mann in Hollywoods Fantasie eben sein kann. Das heißt: lausbubenhaft, unrasiert, kantig und mit einem Hauch von Hinterwald. Gerard Butler ist dahingehend die nächste Evolutionsstufe eines Hugh Jackman – ebenso ungehobelt, aber nochmals eine ganze Spur höhlenmenschartiger. Frau scheint Mann wieder ein wenig von der Leine zu lassen, damit er etwas Freiheit schnuppern kann. Mann nutzt das aus und wälzt sich mit Freuden im Dreck.
Dabei kann man von Butlers Komödien jetzt schon die Nase gestrichen voll haben. Das schiefe Grinsen und die heisere Lache mögen in der "Unbequemen Wahrheit" ja noch halbwegs funktioniert haben, mit dem Auftritt als "Kautions-Cop" wird die Toleranzschwelle mancher Zuschauer aber auch schon übertreten werden. Das mag daran liegen, dass die Zahl der selbstironischen Komödien diejenige der Actionreißer, von denen einer ("300") Butler berühmt machte, längst eingeholt hat, was niemals der Fall sein darf; oder es liegt daran, dass Butler, der Kautions-Cop lediglich eine blasse Variante von Butler, dem "Unbequeme Wahrheit"-TV-Star ist. Und schon der hatte mit allerhand Defiziten zu kämpfen.
Dann ist da noch Aniston. Auch ohne ihre fünf Freunde beschreitet sie erfolgreich ihren Weg, doch muss sie sich den Vorwurf gefallen lassen, im Grunde immer wieder den gleichen Film zu drehen. Bei "Everybody's Darling" bekommt man, was man erwartet: Hundeaugen und das Körperausdrucks-Timing eines mechanischen Männchens, das man mit dem Schlüssel aufzieht und das außerdem – Louis de Funès nicht unähnlich – mit Satzfragmenten wie "Was? Oh! Ich – Wie? Du… Aaaah!" um sich schmeißt und das Ganze Comedy nennt.
Regisseur Andy Tennant versucht seiner Star-Aktrice mit aller Macht das zu geben, was sie mehr braucht als alles andere. Selbstironie. Doch was gibt er ihr letztendlich? Eine einzelne Szene. Hier darf Aniston von sich selbst behaupten "Ich war früher Model" und eine Empfangsdame entgegnet kackdreist "Wie lange ist das denn schon her?" – platt, unsubtil und völlig aus dem Nichts hergeleitet.
Butler auf der anderen Seite muss da natürlich auch bedient werden und so konfrontiert man ihn etwa mit einem blutjungen Caddie, der ihn tempotechnisch in die Schranken verweist. Dabei gilt Butler hollywood-intern gerade als aufstrebender Newcomer. Das mit dem Alter kokettierende selbstironische Spiel ist wahnsinnig fehl am Platz. Schon nährt sich der Verdacht, dass es nicht der allergrößte Coup der Castingabteilung war, Butler und Aniston zusammenzuwürfeln.
Der bemühte Plot hangelt sich von einer unsinnigen Szene zur anderen, und wären die Szenen an sich nicht so fad und unoriginell, würde man die auf den härtesten Prüfstand gestellte Logik ja gerne in Kauf nehmen. Doch Tattoo-Studios, Golfclubs und Residenzen für Turteltauben werden einfach wahllos aneinandergereiht.
Einen besonderen Fauxpas leistet sich das quälende "Fishing for Laughter" in den Subplots und den darin verankerten Nebenfiguren. Es ist schön zu sehen, dass die Stars der hervorragenden Comedyserie "30 Rock" nach und nach alle Fuß zu fassen scheinen in Filmproduktionen, doch um Jason Sudeikis kann es einem nur leid tun. In den letzten zehn Jahren gab es nur wenige Rollen, die dermaßen unwitzig waren wie diejenige des abgewiesenen Möchtegern-Lovers Stewart. Aber auch Peter Greene ("Die Maske") hätte man gerne zugestanden, mal etwas mehr von sich zu zeigen als sein ebenso grimmiges wie monotones Portfolio eines bösartigen Gangsters am Rande der Verzweiflung.
Wenn Mann und Frau mit unterschiedlichen Erwartungen in eine Romantikkomödie gehen und mit der gleichen Meinung den Saal wieder verlassen, so ist das aus Sicht der Macher zunächst einmal ein Indiz für Misserfolg. Es könnte nämlich bedeuten, dass keine Zielgruppe hundertprozentig angesprochen wurde, und das kann den Einspielergebnissen nicht gütlich sein. Bezeugt der Gesichtsausdruck der Kinogänger dann auch noch Mitleid mit den Darstellern, denen fast zwei Stunden lang die plattesten Gags aus der Nase gezogen wurden, so kann man sich sicher sein: Wir haben es mit einem Kandidaten für einen der schlechtesten Hollywood-A-Komödien der letzten Jahre zu tun.
