[TV] Spartacus - Blood and Sand

Die Abstellkammer für Reviews, die woanders nix zu suchen haben.
Benutzeravatar
McClane
Action Experte
Action Experte
Beiträge: 8333
Registriert: 07.10.2007, 15:02

Beitrag von McClane » 28.08.2014, 10:04

Spartacus - War of the Damned

Irgendwie ist man ja Komplettist, wenn man mal eine Serie angefangen hat, aber durch die letzte Staffel der "Spartacus"-Serie hab ich mich regelrecht durchgequält und teilweise Wochen Pause zwischen den Folgen gelassen. Denn man merkt bald, dass kaum noch ausgearbeitete Charaktere da sind und die Macher mit den früher interessanten Figuren, die es gibt, kaum etwas anzufangen wissen. In der ersten Folge mag man kurz hoffen, da Richard Norton eine Gastrolle hat und mit Crassus ein (anfangs) überraschend faszinierender Gegenspieler eingeführt wird, danach geht es fast nur noch bergab: Die wenigsten Actionsequenzen verfügen über eine gute Choreographie oder wissen zu packen, das Spartacus und seine Powers Rangers der Antike mittlerweile verletztungsfrei hüpfend und springend durch die gegnerischen Horden durchpflügen, während man anscheinend gerade mal zwei Musikstücke zur Untermalung der Kampfszenen hat, die sich dementsprechend oft wiederholen. Schlimmer noch: Viele Folgen haben kaum etwas zu erzählen, wären besser keine 50 bis 60 Minuten, sondern lieber nur 40 lang (und hätten selbst dann wenig zu vermelden). Wie es ausgeht, das weiß man aus der Geschichte und daran halten sich die Macher konsequenterweise, das Finale dreht actiontechnisch noch mal auf und hin und wieder hat die Abschlussstaffel sogar ihre Momente. Gleichzeitig muss man viel unfreiwillige Komik ertragen, gerade bei dem übermäßigen und teilweise ungelenken Einsatz von Zeitlupe (der Handschlag der blutigen Arme von Crixus und Spartacus, ein Brüller vor dem Herren), und darf es teilweise schon sehr fragwürdig finden, wenn sexuelle Erniederigung, Massaker an der Unschuldigen und Folterszenen in exploitationmäßiger Unbeschwertheit dargestellt werden.

:liquid3:,5 bis knappe :liquid4:
Jimmy Dix: "Du glaubst wohl nicht an die Liebe?" - Joe Hallenbeck: "Doch ich glaube an die Liebe. Ich glaube auch an Krebs." [Last Boy Scout]

Perry Van Shrike: "Look up 'idiot' in the dictionary. You know what you'll find?" - Harry Lockhart: "A picture of me?" - Perry Van Shrike: "No! The definition of the word idiot, cause that is what you fucking are!" [Kiss Kiss, Bang Bang]

Benutzeravatar
SFI
Expendable
Expendable
Beiträge: 103694
Registriert: 09.08.2004, 07:58
Wohnort: Suraya Bay
Kontaktdaten:

Beitrag von SFI » 17.03.2015, 18:25

Spartacus: War of the Damned

Nach der unterdurchschnittlichen Staffel 2 und einigen schlechten Final-Kritiken, habe ich deren Sichtung einige Zeit vor mich hergeschoben, zu unrecht. An den "Ersatz" habe ich mich mittlerweile genauso gewöhnt wie an die oftmals vorhandene inhaltliche Leere, die man auch in der Hälfte der Screentime hätte abdrehen können. Nun, die Gewaltdarstellung schafft sogar noch einmal eine Steigerung in Form von Massakern an Unschuldigen, was oberflächlich betrachtet zwar Sympathiepunkte kostet, andererseits aber auch wunderbar mit der Herren- und Sklavenmoral spielt. Während die privilegierten Römer ihre eigenen Handlungen im Sinne von „gut“ definieren, werten sie die selbigen der Untergegebenen als "schlecht" respektive "unfein" ab, ohne ihnen aber dabei wirklich einen Vorwurf zu machen. Das Schlichte ist schließlich des Barbars natur- oder gottgewollte Bestimmung. Die Empfindung des Barbars wiederum nährt sich einzig aus der Ohnmacht gegenüber seinem Herren. Er definiert diesen als "böse" ergo muss er selbst als dessen Gegensatz "gut" sein, was freilich auch ein Massaker an diesem Bösen rechtfertigt. Der Barbar ist also "gut", weil er nicht "böse" ist. Ob nun autorentechnisch gewollt oder reiner Zufall, diesen Subtext fand ich wirklich spannend und schon so etwas wie die heimliche Stärke der Staffel. Im Gesamtpaket macht das Gebotete, trotz der angesprochenen inhaltlichen Leere, also jede Menge Laune. Die stark choreopraphierten Kämpfe wissen nach wie vor zu überzeugen und selbst wenn nicht viel passiert, lohnt es sich den abermals entzückend-schmalzigen und Poesi-verliebten Dialogen hinzugeben.

:liquid8:
PFALZBOTE | DVD-Profiler

„Fate: Protects fools, little children and ships named Enterprise.“

Benutzeravatar
Vince
Actioncrew
Actioncrew
Beiträge: 20515
Registriert: 30.09.2005, 18:00
Wohnort: Aachen

Beitrag von Vince » 13.08.2016, 15:00

Spartacus – War Of The Damned
Bild
Die finale Staffel beginnt mit der Bürde, ein fast vollständig abgeräumtes Schachfeld wieder auffüllen zu müssen und tut gut daran, mit Crassus (Simon Merrells) auf Anhieb einen eindrucksvollen schwarzen König aus dem Hut zaubern zu können, der nach Erniedrigungen („Blood and Sand“) und Unterschätzungen („Vengeance“) gut daran tut, dem Titelhelden Respekt entgegenzubringen, den dieser vom restlichen römischen Feld auch in der finalen Schlacht nicht zu erwarten hat.

Wie wichtig dieser Baustein noch werden würde, zeigen spätestens jene Augenblicke, in denen Spartacus und seine Männer getragen von unzähligen Siegeswellen zu jener Art Bestie zu werden scheinen, die sie zu bekämpfen glauben. Gleichwohl in dieser Umkehr der Verhältnisse bemerkenswerte gesellschaftskritische Inhalte verborgen sind, droht die Serie in der ersten Hälfte an ihrer spannungslosen Gleichförmigkeit zu scheitern. Die Zeitlupen, selbstzweckhaft wie eh und je, walzen Belanglosigkeiten ins Unendliche aus und provozieren zunehmend Fremdscham im Beharren am ästhetischen Vermächtnis von Zack Snyders „300“. Andererseits darf natürlich nicht geleugnet werden, dass das Weiden an der bewährten Zurschaustellung von Brutalitäten und Nacktheit den Unterhaltungspegel im grünen Bereich hält.

Derweil Spartacus selbst, vor allem aber sein Weggefährte Crixus mit jeder Folge an Faszination einbüßt, sticht unter den Römern neben Simon Merrell mit Todd Lasance ein Schauspieler hervor, der einer gemeinhin bekannten historischen Figur eine völlig fremdartige Interpretation verleiht. Sein Julius Cäsar hat nichts mit dem römischen Herrscher gemein, der längst ins kulturgeschichtliche Allgemeinwissen eingezogen ist, weist als junger Rebell jedoch gleichermaßen interessante Eigenschaften auf, die der ohnehin in Wallung geratenen Schwarzweißzeichnung zwischen Bestandsherren und Aufständigen nicht selten den entscheidenden Ausschlag geben.

So pendelt „War Of The Damned“ lange Zeit gefährlich nahe zwischen Geschmacklosigkeit, Stumpfsinnigkeit und kurzen Stichen der Brillanz, bis die letzten Folgen endlich Fahrt aufnehmen und Nägel mit Köpfen machen. Bis dahin hat sich glücklicherweise auch der Tanz zwischen den Zeilen gefangen und die Serie strahlt zeitweise wieder die vollumfängliche Trash-Poesie aus, die sie in ihren Anfangstagen mit Andy Whitfield so faszinierend gemacht hat. Plötzlich treffen Spartacus' wild entschlossene Blicke wieder ihre Ziele, Duelle bekommen ihre Spannung zurück, die homoerotische Beziehung zwischen Agron und Nasir ihre Romantik.

Vielleicht ist die Abschlussstaffel wirklich die schwächste, so wie es gemeinhin kolportiert wird, aber immerhin schließt sie die Geschichte von Spartacus mit Emotion ab; ein Schicksal, das nur wenigen vergönnt ist.
:liquid6:

Benutzeravatar
SFI
Expendable
Expendable
Beiträge: 103694
Registriert: 09.08.2004, 07:58
Wohnort: Suraya Bay
Kontaktdaten:

Beitrag von SFI » 18.07.2017, 17:54

Habe mir auf die Netflix die Serie noch einmal reingezogen und im O-Ton macht die fast noch mehr Laune, was auch mit an den O-Ton Germanen liegt. Ich könnte mich ewig an den vielen lyrischen Dialogen ergötzen, finde die Serie so ziemlich das Beste was es in den letzten Dekaden an Actionserien gab.
PFALZBOTE | DVD-Profiler

„Fate: Protects fools, little children and ships named Enterprise.“

Benutzeravatar
freeman
Expendable
Expendable
Beiträge: 61547
Registriert: 12.12.2004, 23:43
Wohnort: Rötha

Beitrag von freeman » 24.07.2017, 18:53

Absolut. Witzigerweise eine der Serien, die ich nur im O-Ton geguckt habe. Und das, wo ich dazu ja sonst zu faul bin. Aber die Dialoge haben in dem Fall wirklich mal deutlich mehr Pfeffer als in der synchronisierten Version.

In diesem Sinne:
freeman

Benutzeravatar
McClane
Action Experte
Action Experte
Beiträge: 8333
Registriert: 07.10.2007, 15:02

Beitrag von McClane » 25.07.2017, 07:02

Verstehe die Begeisterung immer noch nicht (hab die Serie direkt im O-Ton gesehen). Gefallen haben mir eigentlich nur die erste Staffel und mit Absstrichen das Prequel, danach wurd es immer schwerer erträglich. Da gab es mit Sachen wie "Banshee" und "Human Target" wesentlich geilere Actionserien in den letzten Jahren.
Jimmy Dix: "Du glaubst wohl nicht an die Liebe?" - Joe Hallenbeck: "Doch ich glaube an die Liebe. Ich glaube auch an Krebs." [Last Boy Scout]

Perry Van Shrike: "Look up 'idiot' in the dictionary. You know what you'll find?" - Harry Lockhart: "A picture of me?" - Perry Van Shrike: "No! The definition of the word idiot, cause that is what you fucking are!" [Kiss Kiss, Bang Bang]

Benutzeravatar
SFI
Expendable
Expendable
Beiträge: 103694
Registriert: 09.08.2004, 07:58
Wohnort: Suraya Bay
Kontaktdaten:

Beitrag von SFI » 25.07.2017, 07:37

Für mich ist es die Kombination aus Epoche, Dialoge, Musik, Action UND vor allem die Bluescreenarbeit, die ähnlich (wenn auch etwas schäbiger) wie bei 300 eine mythologische Welt fernab der biederen Realität suggeriert. Entkernt gebe ich dir durchaus recht, gerade Staffel 2 hat dahingehend nichts zu bieten und besteht nur im Abhängen in einer Hütte. :lol:
PFALZBOTE | DVD-Profiler

„Fate: Protects fools, little children and ships named Enterprise.“

Benutzeravatar
McClane
Action Experte
Action Experte
Beiträge: 8333
Registriert: 07.10.2007, 15:02

Beitrag von McClane » 27.07.2017, 08:44

SFI hat geschrieben:Dialoge
Gerade die mit ihrem Wechsel zwischen "my brothers"-Pathos und dem ganzen cock-pussy-ass-Gesabbel fand ich öfters zum Weglaufen. Aber scheine ja in "Spartacus" eher die Außenseitermeinung zu vertreten. :D
Jimmy Dix: "Du glaubst wohl nicht an die Liebe?" - Joe Hallenbeck: "Doch ich glaube an die Liebe. Ich glaube auch an Krebs." [Last Boy Scout]

Perry Van Shrike: "Look up 'idiot' in the dictionary. You know what you'll find?" - Harry Lockhart: "A picture of me?" - Perry Van Shrike: "No! The definition of the word idiot, cause that is what you fucking are!" [Kiss Kiss, Bang Bang]

Benutzeravatar
StS
Actioncrew
Actioncrew
Beiträge: 28408
Registriert: 04.10.2005, 21:43
Wohnort: Harsh Realm, Hannover

Beitrag von StS » 27.07.2017, 11:10

Nach Andy ging´s leider mit der Serie bergab.
Als "Guilty Pleasure" sicherlich noch brauichbar - aber Season 1 blieb unerreicht.

Benutzeravatar
SFI
Expendable
Expendable
Beiträge: 103694
Registriert: 09.08.2004, 07:58
Wohnort: Suraya Bay
Kontaktdaten:

Beitrag von SFI » 27.07.2017, 14:07

McClane hat geschrieben:
SFI hat geschrieben:Dialoge
Gerade die mit ihrem Wechsel zwischen "my brothers"-Pathos und dem ganzen cock-pussy-ass-Gesabbel fand ich öfters zum Weglaufen. Aber scheine ja in "Spartacus" eher die Außenseitermeinung zu vertreten. :D
Die Fucks gingen mir im O-Ton auch auf den Cock, aber solche Dialoge wie zwischen Crassus und Spartacus:
Jeder wähnt den anderen als Schurke und lobpreist sein eigenes Handeln. Die Geschichte muss entscheiden wer irrt. Inzwischen spielen wir unsere Rollen auf der Bühne des Schicksals, wie es jeder von uns muss.
fand ich eben klasse. Und auf das schmierige Bro´Pathos stehe ich ja eh! Kann deine Einwände aber freilich nachvollziehen.
PFALZBOTE | DVD-Profiler

„Fate: Protects fools, little children and ships named Enterprise.“

Antworten

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 3 Gäste