Der Kautions-Cop

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Vince
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Der Kautions-Cop

Beitrag von Vince » 27.04.2010, 21:47

Der Kautions-Cop

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Originaltitel: The Bounty Hunter
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2010
Regie: Andy Tennant
Darsteller: Gerard Butler, Jennifer Aniston, Christine Baranski, Natalie Morales, Jason Sudeikis, Peter Greene, Cathy Moriarty, Siobhan Fallon
Liam Ferguson, Daisy Tahan, Ruby Feliciano, Dorian Missick

Das männliche RomCom-Schönheitsideal hat heutzutage hässlich zu sein. Nicht hässlich-hässlich, selbstverständlich. Vielmehr hässlich-attraktiv, so hässlich ein Mann in Hollywoods Fantasie eben sein kann. Das heißt: lausbubenhaft, unrasiert, kantig und mit einem Hauch von Hinterwald. Gerard Butler ist dahingehend die nächste Evolutionsstufe eines Hugh Jackman – ebenso ungehobelt, aber nochmals eine ganze Spur höhlenmenschartiger. Frau scheint Mann wieder ein wenig von der Leine zu lassen, damit er etwas Freiheit schnuppern kann. Mann nutzt das aus und wälzt sich mit Freuden im Dreck.

Dabei kann man von Butlers Komödien jetzt schon die Nase gestrichen voll haben. Das schiefe Grinsen und die heisere Lache mögen in der "Unbequemen Wahrheit" ja noch halbwegs funktioniert haben, mit dem Auftritt als "Kautions-Cop" wird die Toleranzschwelle mancher Zuschauer aber auch schon übertreten werden. Das mag daran liegen, dass die Zahl der selbstironischen Komödien diejenige der Actionreißer, von denen einer ("300") Butler berühmt machte, längst eingeholt hat, was niemals der Fall sein darf; oder es liegt daran, dass Butler, der Kautions-Cop lediglich eine blasse Variante von Butler, dem "Unbequeme Wahrheit"-TV-Star ist. Und schon der hatte mit allerhand Defiziten zu kämpfen.

Dann ist da noch Aniston. Auch ohne ihre fünf Freunde beschreitet sie erfolgreich ihren Weg, doch muss sie sich den Vorwurf gefallen lassen, im Grunde immer wieder den gleichen Film zu drehen. Bei "Everybody's Darling" bekommt man, was man erwartet: Hundeaugen und das Körperausdrucks-Timing eines mechanischen Männchens, das man mit dem Schlüssel aufzieht und das außerdem – Louis de Funès nicht unähnlich – mit Satzfragmenten wie "Was? Oh! Ich – Wie? Du… Aaaah!" um sich schmeißt und das Ganze Comedy nennt.

Regisseur Andy Tennant versucht seiner Star-Aktrice mit aller Macht das zu geben, was sie mehr braucht als alles andere. Selbstironie. Doch was gibt er ihr letztendlich? Eine einzelne Szene. Hier darf Aniston von sich selbst behaupten "Ich war früher Model" und eine Empfangsdame entgegnet kackdreist "Wie lange ist das denn schon her?" – platt, unsubtil und völlig aus dem Nichts hergeleitet.

Butler auf der anderen Seite muss da natürlich auch bedient werden und so konfrontiert man ihn etwa mit einem blutjungen Caddie, der ihn tempotechnisch in die Schranken verweist. Dabei gilt Butler hollywood-intern gerade als aufstrebender Newcomer. Das mit dem Alter kokettierende selbstironische Spiel ist wahnsinnig fehl am Platz. Schon nährt sich der Verdacht, dass es nicht der allergrößte Coup der Castingabteilung war, Butler und Aniston zusammenzuwürfeln.

Der bemühte Plot hangelt sich von einer unsinnigen Szene zur anderen, und wären die Szenen an sich nicht so fad und unoriginell, würde man die auf den härtesten Prüfstand gestellte Logik ja gerne in Kauf nehmen. Doch Tattoo-Studios, Golfclubs und Residenzen für Turteltauben werden einfach wahllos aneinandergereiht.

Einen besonderen Fauxpas leistet sich das quälende "Fishing for Laughter" in den Subplots und den darin verankerten Nebenfiguren. Es ist schön zu sehen, dass die Stars der hervorragenden Comedyserie "30 Rock" nach und nach alle Fuß zu fassen scheinen in Filmproduktionen, doch um Jason Sudeikis kann es einem nur leid tun. In den letzten zehn Jahren gab es nur wenige Rollen, die dermaßen unwitzig waren wie diejenige des abgewiesenen Möchtegern-Lovers Stewart. Aber auch Peter Greene ("Die Maske") hätte man gerne zugestanden, mal etwas mehr von sich zu zeigen als sein ebenso grimmiges wie monotones Portfolio eines bösartigen Gangsters am Rande der Verzweiflung.

Wenn Mann und Frau mit unterschiedlichen Erwartungen in eine Romantikkomödie gehen und mit der gleichen Meinung den Saal wieder verlassen, so ist das aus Sicht der Macher zunächst einmal ein Indiz für Misserfolg. Es könnte nämlich bedeuten, dass keine Zielgruppe hundertprozentig angesprochen wurde, und das kann den Einspielergebnissen nicht gütlich sein. Bezeugt der Gesichtsausdruck der Kinogänger dann auch noch Mitleid mit den Darstellern, denen fast zwei Stunden lang die plattesten Gags aus der Nase gezogen wurden, so kann man sich sicher sein: Wir haben es mit einem Kandidaten für einen der schlechtesten Hollywood-A-Komödien der letzten Jahre zu tun.
:liquid2:

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Beitrag von Sir Jay » 27.04.2010, 21:59

Hach ja, tut gut mal wieder was neues von dir zu lesen ;)

Klingt genau nach dem, was ich mir da erwarte, und auch so ziemlich nach dem, was diese Hollywood A- Komödien der letzten Jahre ausmachen. Sie sind einfach nur x-beliebig und leben von den immer gleichen Gags und der immer gleichen Hauptdarstellerin :lol:

Ne ey nach dem Lesen der Kritik ist mir eben klar geworden, dass ich für diese Art von Genre schon längst keine Verwendung mehr habe...
Das letzte ansatzweise unterhaltsame in der Richtung hab ich beim Date Doktor gesehen.

Aber so etwas wie damals Dumm und Dümmer wird es wohl leider nie wieder geben :(

Die beste Komödie der letzten Jahre ist btw meiner Meinung nach Clerks 2 auch wenn man den natürlich nicht mit solchem Rotz hier vergleichen darf 8-)

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Beitrag von SFI » 28.04.2010, 07:09

Werde ich auf BD illern, da werden bei mir sicher 2-3 Punkte mehr drinne sein. :lol:
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Beitrag von freeman » 28.04.2010, 08:40

Jo, im Heimkino bekommt der Butler seine Chance, sehe den in letzter Zeit sehr gerne, vor allem eben so ungehobelt. :lol:

Was mir bei der Aniston immer wieder aufstößt, ist, dass die in noch keinem Film gespielt hat, wo zwischen ihr und dem Co-Star die Chemie wirklich gestimmt hätte. Man meint immer, sie wäre gern Everybodys Darling bzw. wird halt immer so besetzt, aber so wirklich warm mit ihr werden meist weder ihre "Filmmänner" noch ich als Zuschauer. Wäre ich ne Dateagentur, würde die aufm "Unvermittlbar" Haufen sehr weit oben liegen.

In diesem Sinne:
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Beitrag von StS » 28.04.2010, 08:46

Der Trailer sah echt furchtbar aus, die JA ist eh ein No-Go ... werd ich auslassen.
Aber danke fürs Lesematerial, das diesen Eindruck nur gefestigt hat. :wink:

Gast

Beitrag von Gast » 06.07.2010, 22:53

ärmlich!


der trailer hatte neugierig gemacht & die hoffnung auf ne leichte comdey geweckt!

pustekuchen!

gags kamen kaum an ( bei mir ) , zu lahm, butler wirkte einfach UNPASSEND ( der soll action filme machn & keine lauen romcoms :evil: )

5-6/10

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Beitrag von freeman » 27.09.2010, 09:22

Also der Butler hat mir fast wie erwartet gut gefallen. Das Ding ist ja, dass ich seine urst dreckige Synchronlache tausendmal geiler finde, als sein Originalorgan. Ist aber echt so, dass ich schon feixen muss, wenn der "deutsche" Butler losfeiert. Genial. Den Streifen selbst fand ich höchst durchschnittlich. Halt die typische Actionkomödie, die aber weder im Actionteil NOCH im Komikteil wirklich zünden will. Einen großen Teil scheint der Film selbst den roten Faden zu suchen, der obendrein arg konstruiert wirkt. Frau Aniston ließ mich wie gewohnt ziemlich kalt und warum sich eine Type wie Butler mit ihr abgeben sollte, wird auch nie klar (und schon sind wir wieder bei der oben von mir erwähnten nie vorhandenen Chemie :lol: ). Jetzt keine Katastrophe, fürn verregneten Nachmittag aber durchaus geeignet. Schade, dass man Peter Greene nicht mehr hat rocken lassen.
:liquid5:

In diesem Sinne:
freeman
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Beitrag von McClane » 13.02.2011, 10:50

Einhellig verrissene Filme haben ja oft den Vorteil, dass man sie mit derartig gesenkten Erwartungen sieht, dass das Ergebnis dann noch Freude bereitet. Beim Kautions-Cop war es dann nicht wirklich so, er ist erträglich als z.B. "Kiss & Kill", aber doch ein maues Filmchen, das bei mir noch wegen des von Vince bereits angesprochenen Butler-Faktors noch punkten konnte. Nicht so sehr wie "Die nackte Wahrheit" a.k.a. "The Ugly Truth" (die unbequeme Wahrheit war die des Al Gore :twisted: ), aber er ist einfach ein anderer Typ und unverbrauchter als die ganzen 08/15-Komiker und Standard-RomCom-Fressen. In einigen Szenen konnte ich herzhaft lachen, denn gerade im punkto Schadenfreude hat "Der Kautions-Cop" ja durchaus was zu bieten: Anistons Diebstahl der Fahrradrikscha, die Verwechslung des dämlichen Stelzbocks mit Butler und die Folgen bei den Geldeintreibern sowie eigentlich jede Szene, in der Butler sich an Aniston rächen darf (bei "Umorganisieren" der Wohnung hab ich herzhaft gelacht). Ja, das ist flach und irgendwo vielleicht auch chauvinistisch, aber es ist im Gegensatz zu den achso abgeklären Wortgefechten wenigstens lustig. Der Plot dagegen ist uninteressant, die Action bis auf die Autojagd vergessenswert und Akteure wie Peter Greene verschenkt. Hätte schlimmer kommen können (gesenkten Erwartungen sei dank), aber doll sieht anders aus.

:liquid4:
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