
Originaltitel: Hounddog
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2007
Regie: Deborah Kampmeier
Darsteller: Dakota Fanning, David Morse, Robin Wright Penn, Afemo Omilami, Piper Laurie, Cody Hanford, Isabelle Fuhrman, Christoph Sanders, ...
Trailer:
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Bei „Hounddog“ handelt es sich um eine ebenso kontroverse wie atmosphärische „Southern-Gothic-Coming-of-Age“-Geschichte: Inszeniert von der preisgekrönten Regisseurin Deborah Kampmeier („Virgin“), welche auch das Skript verfasste und für dessen Umsetzung sie sich im Vorfeld rund zehn Jahre lang aktiv einsetzen musste, geriet das Drama jedoch noch vor Abschluss seiner Dreharbeiten in die Schlagzeilen, als die Presse eine Kopie der Vorlage zugespielt erhielt und (wie beabsichtigt) empörten Anstoß an der Gegebenheit nahm, dass die Story die Vergewaltigung eines jungen Mädchens aufwies, welches obendrein von der damals gerade mal zwölfjährigen Dakota Fanning („I am Sam“) verkörpert wurde. Entrüstete Stimmen riefen im Folgenden u.a. lautstark nach einem Verbot des Werks, einer Anklage Kampmeiers wegen Kinder-Pornographie sowie nach der Verhaftung von Dakota´s Mutter, da diese ein Entstehen der Situation ja zugelassen sowie mit einer solchen Projektauswahl ohnehin (vermutlich) nur in berechnender Weise in Richtung eines „Oscars“ für ihr Töchterchen geblickt hätte, ohne dabei in einem genügenden Maße auf das Wohl der Minderjährigen bedacht zu sein...
In den Köpfen der Leute schon bald im Grunde genommen nur noch als „the Dakota Fanning Rape Movie“ stigmatisiert, feierte der Film im Januar 2007 seine Weltpremiere auf dem „Sundance“-Festival in Park City, Utah: Obwohl sich die gehegten „Befürchtungen“ im Hinblick auf die betreffende Szene letzten Endes nicht wirklich bestätigten, vermochte das Werk sowohl bei den Kritikern als auch dem beiwohnenden Publikum dennoch keinen rechten Anklang zu finden. Als sich eine Vertriebsfirma schließlich dazu bereit erklärte, in der zweiten Jahreshälfte 2008 eine von Kampmeier „etwas überarbeitete“ Fassung herauszubringen, entflammte dies wiederum diverse Proteste verschiedener Familien-Organisationen – einem Druck, dem die große US-Kino-Kette „AMC“ letztlich irgendwann nachgab, worauf die Verantwortlichen den „unangenehmen“ Streifen komplett aus ihrem Programm nahmen und dieser dann am 19. September in gerade mal elf amerikanischen „Arthouse-Cinemas“ anlief...
Angesiedelt im ländlichen Alabama der späten 1950er, zeigt der Film einen kurzen Abschnitt innerhalb der schwierigen Kindheit der jungen Lewellen (Fanning) auf, welche vielen Dingen um sich herum (nichtsdestotrotz) mit einer beeindruckenden Unbeschwertheit begegnet: In einfachen Verhältnissen lebt sie allein mit ihrem Vater (David Morse), einem zu Wutanfällen neigenden Farmer, dem im Zuge jener „Phasen“ gelegentlich durchaus auch mal „die Hand ausrutscht“, verbringt viel Zeit mit ihrem Kumpel Buddy (Cody Hanford) und einem reichen Mädchen mit dem Spitznamen „Grasshopper“ (Isabelle Fuhrman), welches den Sommer über zu Besuch im Ort ist, unterhält sich regelmäßig mit dem farbigen Pferdepfleger Charles (Afemo Omilami), der sich außerdem gut mit Schlangen und der Blues-Musik auskennt, und wird überdies noch von ihrer nahebei wohnenden, gottesfürchtigen sowie dem Alkohol nicht sonderlich abgeneigten Großmutter (Piper Laurie) relativ streng erzogen und diszipliniert – u.a. in Sachen Auftreten, Verhalten und Hausarbeit. Lewellen´s Idol ist kein geringerer als Elvis Presley, dessen Songs sie verehrt und auch selbst sehr gern (darbietend) vor ihren Mitmenschen zum Besten gibt – quasi ihre persönliche Form von Eskapismus...
In der neuen Freundin ihres Vaters (Robin Wright Penn), welche sich im Übrigen eine (nicht offen besprochene) Vergangenheit mit Lewellen´s Familie teilt, versucht sie eine neue Mutterfigur zu finden – etwas, auf das sich jene nette, seelisch aber vernarbte Dame sogar einzulassen geneigt zu sein scheint. Dann geschieht es allerdings, dass ihr Dad eines Tages während eines Gewitters auf seinem Traktor von einem Blitz getroffen wird: Den Einschlag überlebt er zwar – doch trägt er „innere Schäden“ davon, welche ihn auf die emotionale und geistige Reife eines Kindes „zurückwerfen“, so dass er fortan stark auf die Hilfe anderer angewiesen ist. Ein wahrer Lichtblick für sie bildet da die Nachricht, dass Elvis himself für ein Konzert in die Stadt kommen wird – nur fehlt ihr das nötige Geld für eine Karte, was sie förmlich zur Verzweiflung treibt. Als ein jugendlicher Milchfahrer (Christoph Sanders) durch Buddy von ihrem Wunsch erfährt, bietet er ihr eines der ersehnten Tickets an – dass sie für ihn singt und tanz, markiert die von ihm erwartete Gegenleistung. Freudig geht sie auf den „Deal“ ein – bloß dauert es daraufhin nicht lange, bis die zu diesem Zweck arrangierte Situation eskaliert: Zuerst verlangt er von ihr, sich dabei auch noch auszuziehen, dann fällt er über sie her und vergewaltigt sie brutal. Traumatisiert, ernüchtert und verletzt, ist für sie im Anschluss kaum mehr etwas so, wie es zuvor mal war...
„Hounddog“ eröffnet in Gestalt einer Schlange, die sich durch das Geäst eines Baumes inmitten einer ebenso wunderschönen wie (für die betreffende Region) typischen Landschaft der amerikanischen Südstaaten bewegt: Die Kombination aus der unverkennbaren Symbolik des Motivs und der mit eben dieser speziellen natürlichen Umgebung grundsätzlich verbundenen Atmosphäre erzeugt sogleich einen ganz charakteristischen Eindruck, welcher fortan den kompletten Verlauf durchziehen und bestimmen wird. „I´m gonna kill my daddy one day“, verkündet Lewellen wenig später, nachdem sie und Buddy sich an ein entlegenes Fleckchen im Wald zurückgezogen hatten und das Gespräch angesichts einiger sichtbarer blauer Flecken in diese Richtung gelenkt wurde. Das unheilschwangere Basisgefühl, welches u.a. das Vorwissen des Publikums entstehen lässt, wird durch Aussagen wie diese nur noch weiter angereichert: Als Zuschauer hat man es schwer, das präsentierte Leben dieses Kindes in einem vernünftigen Maße zu verfolgen bzw. sich optimal in die Geschichte einzufinden, wenn einem (mehr oder minder unfreiwillig) in dieser Klarheit bereits vorab bekannt ist, was ihr zu einem künftigen Zeitpunkt (unausweichlich) mal widerfahren wird...
Bei so manch einem Betrachter dürfte der Film verschiedene ungemütliche Empfindungen auslösen – was im Prinzip aber allein eine Frage der „subjektiven Perspektive“ ist: In einer Szene etwa lässt Lewellen Buddy sie nur küssen, wenn er ihr dafür mal seinen Penis zeigt, in diversen weiteren Momenten läuft sie bloß in weißer Baumwoll-Unterwäsche herum, geht so bekleidet auch unterschiedliche Male schwimmen oder wälzt sich einfach nur gelangweilt auf ihrem Bett herum – und wiederum zu anderen Gelegenheiten bewegt sie ihren Körper rhythmisch in Nachahmung ihres Idols, was etliche „Moralverfechter“ damals ja sowieso (bei ihm) per se als „anstößig“ auffassten sowie öffentlich anprangerten. Selbstverständlich denkt sie sich nichts dabei – schließlich ist sie sich ihrer aufkeimenden Sexualität keinesfalls bewusst, höchstens neugierig im Hinblick auf bestimmte Dinge (Stichwort: „Doktorspiele“). An sich stellt Regisseurin Kampmeier all das überaus feinfühlig und vollkommen natürlich dar. Was diesen Augenblicken (in den Köpfen der Menschen) letztlich allerdings „ihrer Unschuld beraubt“, ist das Wissen, zu welch schrecklichen Gedanken und Taten einzelne Individuen aus den Reihen unserer Spezies leider Gottes fähig sind. Vor diesem Hintergrund kann ich durchaus (im Ansatz) verstehen, warum einige das Gezeigte als „bedenklich“ ansehen oder anmerken, es könnte die Impression erweckt werden, Lewellen hätte ihr Schicksal (angesichts ihrer „Unbekümmertheit“) in gewisser Weise selbst provoziert. Schon traurig, dieser umfängliche Kontext...
Die Vergewaltigung geschieht nach einer knappen Stunde – einem Verdunkeln des Himmels wegen eines Regenschauers sowie dem verstörenden „Striptease“ folgend: Kampmeier hat sie weder plakativ noch explizit, stattdessen kurz, zurückhaltend und mit umfassendem Respekt umgesetzt – ohne dabei jedoch das Grauen der Tat in irgendeiner Form abzuschwächen. Obwohl sich das meiste „Off-Screen“ abspielt, ist jede gebotene Sekunde nur schwer beizuwohnen – also mit anzusehen und anzuhören: Während ihr Angreifer nie direkt mit ihr im selben Bild ist und Buddy bloß erschrocken von der anderen Seite des Raumes her zuschaut, konzentrierte man sich in erster Linie auf ihren Gesichtsausdruck sowie Aufnahmen ihrer Hand, in welche sich ein aus einem Brett herausragender Nagel bohrt und eine blutige Wunde hinterlässt. Nach dem Missbrauch scheint zudem jede Farbe aus ihr gewichen zu sein. Es ist absolut nachvollziehbar, dass ein Thema wie das vorliegende einen sensiblen Nerv trifft: Zwar wurde ein solches in der Vergangenheit bereits mehrfach aufgegriffen (siehe z.B. „A Time to Kill“ oder „Mystic River“, von einigen „Law & Order: SVU“-Episoden ganz zu schweigen) – doch im Grunde genommen noch nie derart „konkret“ aufgezeigt, erst recht nicht mit einer so jungen Mitwirkenden, da vergleichbare Parts meist von älteren Aktricen verkörpert werden, wie etwa Blythe Auffarth in Jack Ketchum´s „the Girl next Door“. Es ist die zur Schau gestellte „Authentizität“, welche nicht nur dieser einen zentralen Szene hier eine erheblich ausgeprägtere Wirkung verleiht...
„Hounddog“ erzählt die Geschichte eines (an sich schon sehr selbständigen) Mädchens an der Schwelle zur Pubertät sowie den Anfängen des Erwachsenwerdens. In der Musik Mr. Presleys findet sie die Hoffnung, ihrem disfunktionalen Elternhaus eines Tages entfliehen zu können. In einem ruhigen Verlaufsfluss eingebettet, steht Lewellen im Mittelpunkt aller Geschehnisse: Anschaulich lernen wir ihre Wesensart, ihr soziales Umfeld und die übrigen Personen um sie herum kennen – stellen fest, dass sie sich ihrer belastenden Lebensumstände bewusst ist, und dennoch unbeschwert sowie mit Freude voranschreitet, also stets das Beste aus der Situation zu machen versucht. Elvis lässt sie schwärmen, träumen und (dank ihrer Aufführungen) auch Anerkennung finden – doch wird ihr ausgerechnet das ja quasi zum Verhängnis. Entsprechend ist es nur folgerichtig, dass sie das Widerfahrene mit Hilfe der Musik verarbeitet – und diesen (zu ihr passenden) Weg, das erlittene Trauma zu überwinden, weist ihr Charles: Durch ihn lernt sie von den Wurzeln und der mehrschichtigen Bedeutung des Blues – was darin mündet, dass sie im finalen Akt all ihren Schmerz in einem einzigen Lied zusammenschnürt, nämlich in dem Titel-gebenden Stück, gesungen wie es lange vor Elvis ursprünglich mal gedacht war, und sie sich somit von jenen „sie innerlich zerfressenden Dämonen“ befreit, um im Anschluss dann einen Neuanfang angehen zu können (Stichwort: Katharsis). Natürlich handelt es sich bei diesem „Pfad“ um kein tiefschürfendes oder hyper-realistisches Portrait eines Menschen, der sich nach einer solchen (physischen wie psychischen) Schädigung die Kontrolle über sein Leben zurückerkämpft – allerdings harmoniert diese Story-Entwicklung ersprießlich mit dem vermittelten Gesamtbild des Werks, welches ohnehin nie den Anspruch erhoben hat, eine fundierte Charakter-Studie sein zu wollen...
Von der Einstiegs-Einstellung an, ihres Zeichens ja ein klarer Verweis auf den „Garten Eden“ sowie den drohenden „Verlust der Unschuld“, ist der Film reich an nicht unbedingt allzu subtiler Symbolik – wie zum Beispiel der sich im beschriebenen Moment in die Handfläche des Mädchens bohrende Nagel, dass Lewellen´s Vater auf dem Feld vom Blitz getroffen wird, was ja durchaus als „göttliche Strafe“ für begangene Sünden ausgelegt werden kann, Charles als jemand, der sich gut mit Schlangen auskennt, oder die generelle Anwesenheit überaus vieler solcher Tierchen, welche Lewellen in einer Traum-Sequenz sogar eines Nachts in ihrem Bett heimsuchen. Ergänzt um Gerede über Sittsamkeit, Besessenheit und Schuld sowie um einen fast schon surreal anmutenden Augenblick, in dem der „King“ in einem rosaroten Cadillac an seinem kleinen Fan vorbeifährt und ihr einen Kuss zubläst, addieren sich diese Elemente zu einer nicht kontinuierlich „sauber“ wirkenden stilistischen Kombination auf, die mich in mehreren Belangen (unabhängig der wertenden Einschätzung) unweigerlich an Craig Brewer´s „Black Snake Moan“ denken ließ. Meshell Ndegeocello´s Score ist stimmig, die Songs aus jener Zeit ebenfalls (obgleich man nach dem Streifen erst einmal keine Lust mehr auf Elvis-Lieder hat) – ja selbst die vielseitige Dakota hat merklich Talent auf diesem Gebiet vorzuweisen. Die gebotene „Südstaaten-Atmosphäre“, komplett mit permanent zu hörenden Vogel- und Insekten-Lauten, Wäldern, in denen das Spanische Moos sanft im Wind wehend von den Ästen hängt, einer drückenden Hitze unter goldener Sonne sowie einigen den Himmel immerzu fast komplett verdunkelnden heftigen Wolkenbrüchen, ist zum Schneiden dicht – die drei Cinematographer Edward Lachman („the Virgin Suicides“), Jim Denault (TV´s „Carnivàle“) und Stephen Thompson („the 27 Club“) haben da wirklich hervorragende Arbeit abgeliefert...
Während die Bilder das „Southern Gothic“-Feeling nahezu perfekt transportieren, ist es Kampmeier auf der inhaltlichen Ebene indessen leider weniger gut geglückt, diverse mit jenem „Milieu“ oftmals (geradezu unabwendbar) verbundene bzw. assoziierte Motive in einer Form zu präsentieren, in der sie keinen klischeebehafteten Eindruck heraufbeschwören: Etwas, das sich vornehmlich auf die „kreierten“ Figuren bezieht – siehe nur mal den trinkenden, Frauen-schlagenden und sogar Lewellen´s Hund erschießenden Vater, die strenge, Bibel-zitierende Großmutter oder den weisen älteren Afroamerikaner. Ihre stereotype Beschaffenheit führt dazu, dass es die (für diese Parts) gecasteten Akteure alles in allem ungemein schwer haben, egal wie überzeugend ihre jeweiligen Leistungen auch sein mögen: Als Daddy wandelt David Morse („Disturbia“/„16 Blocks“) zuerst auf gängigen „White Trash“-Schienen, nach dem „Vorfall“ dann eher auf der (z.B.) Lennie´s in Steinbeck´s „Of Mice and Men“ – solide, aber von einigen eher „unvorteilhaften“ Szenen überschattet, wie als er sich selbst mal die Haare schneidet oder nackt in die Stadt läuft (von einer Panikattacke geleitet, Lewellen hätte ihn im Stich gelassen). Genauso routiniert, aber mit ähnlich ungünstiger Tendenz in Richtung Parodie, agiert die ausgiebig aus ihrem 1976er „Carrie“-Repertoire schöpfende Piper Laurie („the Faculty“), wohingegen es Afemo Omilami („Ray“/„the Reaping“) im Prinzip jedoch noch ein deutliches Stück weit schlimmer getroffen hat, da er Charles zwar prima spielt, gegen die negativen Empfindungen so einiger arg unschön banaler Dialogzeilen sowie der ziemlich „konstruiert“ wirkenden Beschaffenheit seiner Rolle (im Ganzen) allerdings kaum eine Chance hat...
Besser ergeht es da Robin Wright Penn („the Pledge“/„Unbreakable“), die als „Stranger Lady“, deren Identität ebenso lange im Unklaren belassen wird wie ihre konkreten Absichten, einige innige emotionale Momente zugestanden bekommen hat und insgesamt eine überaus anständige Performance an den Tag legt. Es ist unterm Strich jedoch (mal wieder) Dakota Fanning („War of the Worlds“/„the Runaways“), welche den Streifen zu einem „Ereignis“ (in dieser Hinsicht) werden lässt: In der Tradition solch junger Damen wie Brooke Shields in „Pretty Baby“ oder Jodie Foster in „Taxi Driver“, also Teens, die gleichermaßen fordernde wie komplexe Parts in kontroversen Produktionen mit Bravour meisterten, beweist sie einmal mehr ihre außergewöhnliche, sich u.a. aus Komponenten wie Natürlichkeit und Selbstsicherheit zusammensetzende Begabung. Sie trägt das Werk auf ihren zarten Schultern, spielt ihre Co-Stars in nahezu jeder Szene „dezent“ an die Wand, also ohne sie dabei irgendwie „mit Absicht“ in den Hintergrund zu drängen, verkörpert Lewellen schlichtweg perfekt und hält die Verbindung zum Publikum kontinuierlich aufrecht, was in großen Teilen ihrer beachtlichen Leinwand-Präsenz zuzurechnen ist. Die übrigen beiden Kinder-Darsteller, also Cody Hanford („Asylum“) und Isabelle Fuhrman („Orphan“), machen ihre Sache ebenfalls gut. Neben der Optik und Stimmung markiert die Besetzung demnach die dritte große Stärke des Films...
Als Regisseurin hat Deborah Kampmeier rundum solide Arbeit abgeliefert: Von einer Dosis unfreiwilliger Komik im Rahmen des Blitzeinschlags und der kitschigen Einbindung eines Welpen im finalen Akt mal abgesehen, hat mir ihr ruhiger, bedachter, die schwierige Materie feinfühlig aufgreifender Stil sehr gefallen. Subtil eingebundene Details, wie dass Lewellen mit einer kleinen Schlange spielt, die sich um ihre Hand gewickelt hat, während sie mit Charles in dessen Heim über Themen wie Gott oder das Sühnen von Schuld spricht, sind erfreulich zu registrieren – umso mehr empfinde ich es als schade, dass sie die ganze Angelegenheit in ihrer Funktion als Drehbuchautorin merklich weniger fest im Griff hatte. Besonders nach der Vergewaltigung hätte ich mir eine wesentlich sorgsamere Konzentration auf Lewellen bzw. auf ihre Entscheidungen und Verhaltensweisen gewünscht – stattdessen erhalten die sich um die anderen Protagonisten rankenden Sub-Plots (weiterhin) einen vergleichsweise prominenten Stellenwert zugestanden, wohingegen das eigentliche Verarbeiten der schrecklichen Tat (auf persönlicher Ebene) nicht genügend begleitet sowie in die Tiefe gehend beleuchtet wird. Gern würde ich mal Kampmeier´s ursprünglichen „Director´s Cut“ zu sehen bekommen – die Chancen auf eine Veröffentlichung jener Version dürften aber wohl eher schlecht stehen. In den Abspann entlassen wird man übrigens in Gestalt einer Szene, in der sich Lewellen bewusst für einen klaren Neubeginn entscheidet – und diesen schließlich mit der „Umsetzung“ ihrer anfänglichen Ankündigung einleitet...
Fazit: „Hounddog“ ist ein wunderbar bebildertes und ansprechend besetztes Drama mit einer dichten Atmosphäre und einer beeindruckenden jungen Hauptdarstellerin – eine bewegende „Coming of Age“-Geschichte (u.a.) übers Aufwachsen in schwierigen Verhältnissen, über die Perspektive individueller Emanzipation, den Verlust kindlicher Unschuld sowie die potentiell heilende bzw. befreiende Kraft von Musik. Leider wird das Werk nicht bloß aufgrund der negativen Medien-Berichterstattung ungünstig überschattet, welche sich ja in erster Linie auf spezielle Inhalte (einschließlich der konkreten Darstellungsweise dieser) bezieht, sondern auch durch einzelne Verfehlungen des eigenen Skripts, wie etwa ein fehlender klarer Fokus oder das zu geballte Zurückgreifen auf diverse altbekannte „Southern Gothic“-Klischees. Die oft herausgestellte Vergewaltigung markiert dabei nicht einmal den Mittelpunkt des Films – sie ist „nur“ ein (wenn auch gravierendes) Ereignis innerhalb eines langen Entwicklungsprozesses, der noch weit übers aufgezeigte Ende hinausreicht...
knappe

Der Film ist inzwischen in den USA auf DVD erschienen. Weitere Veröffentlichungen sind mir nicht bekannt.
