Alles erlaubt – Eine Woche ohne Regeln

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freeman
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Alles erlaubt – Eine Woche ohne Regeln

Beitrag von freeman » 16.03.2011, 08:04

Alles erlaubt – Eine Woche ohne Regeln

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Originaltitel: Hall Pass
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2011
Regie: Bobby Farrelly, Peter Farrelly
Darsteller: Owen Wilson, Alexandra Daddario, Christina Applegate, Jenna Fischer, Alyssa Milano, Richard Jenkins, Jason Sudeikis, Stephen Merchant, Vanessa Angel, Nicky Whelan u.a.

Rick und Fred sind zwei Schürzenjäger erster Güte! Kein Frauen-Po und kein Ausschnitt sind vor ihren begehrlichen Blicken sicher. Das Dumme: Rick und Fred sind seit Jahren verheiratet und ihre Frauen finden das Verhalten ihrer Männer alles andere als toll. Da erhalten sie den Tipp, ihren Männern doch einmal eine Woche Vögelfrei einzuräumen. Sprich: Ihren Männern einen Freifahrtschein zu geben, sich einmal richtig auszutoben. Die Frauen hoffen, dass ihre Männer so merken, dass sich das Flirt- und Singleleben in den letzten Jahren, in denen sie dem glücklichen Familienleben mit Frau und Kindern nachgingen, ganz schön verändert hat. Die beiden Kerle dagegen können ihr Glück kaum fassen und für den Zuschauer beginnt ein formidabler Fremdschämmarathon …

Die Farrelly Brüder Peter und Bobby prägten seit „Verrückt nach Mary“ nachhaltig das Genre der amerikanischen Brachialkomödien und scheuten sich keineswegs, heftigste Fäkalgags mit durchaus menschelnden Geschichten zu kreuzen. Ihr filmisches Erfolgsrezept beinhaltete ein sehr abgefahrenes, schräges, dabei aber immer sympathisches Figureninterieur und die großflächige Abwesenheit von Political Correctness. Mit jedem Film schienen neue Geschmacks- und Tabugrenzen zu fallen. Doch mit der Zeit wurden ihre wesentlichen Inhalte dutzendfach von amerikanischen Komödien (vor allem für den Teeniemarkt) wiederholt und so ins Extrem verzerrt, dass man mittlerweile mit Begriffen wie Fäkalkomik unter den Filmfans nur noch verächtliches Schnaufen erntet.

Dementsprechend wurde es in den letzten Jahren um die beiden Brüder auch erstaunlich ruhig und liegt der letzte gemeinsame Film „Nach 7 Tagen ausgeflittert“ auch schon über vier Jahre zurück. Da mutet „Alles erlaubt“ fast wie ein herbeigesehnter Befreiungsschlag an, der aber ungeahnt zahm beginnt. Denn zu Beginn sind die beiden Helden Rick und Fred in erster Linie viel palavernde Platzhirsche, deren Endlosdialogen um Lutschfakes und Leckfakes ebenso wenig Taten folgen wie ihren abfälligen Mundmuschitiraden. Doch sobald unsere beiden Helden von ihren Ehefrauen freie Hand (oder offene Hosen?) bekommen, nimmt der Film ordentlich Fahrt auf.

Und war man bisher nur verbal möglichst versaut unterwegs, wird nun mit Körpersäften um sich geschmissen, dass es eine wahre Freude ist. Duschen werden neu „tapeziert“, Golfplätze voll geschissen, … die Farrellys kennen kein Halten mehr und scheinen nachholen zu wollen, was ihnen in den letzten vier Jahren entgangen ist. Dabei sind nur wenige Gags wirklich geschmackssicher, aber sie sitzen erstaunlich präzise. Vor allem, wenn die Brüder mit den Erwartungen der Zuschauer spielen und ein sich in der Entstehung schon megaeklig anfühlender Gag nur noch heftiger gesteigert wird. Genau hier hat der Streifen dann auch seine wahren Höhepunkte, dürfte aber unter den Connaisseuren im Kinopublikum echte Übelkeitsbeschwerden hervorrufen. Kurzum: Für ein anspruchsvolles Publikum ist dieser Streifen eher weniger geeignet.

Dafür umso mehr für Owen Wilson Fans. Der Typ mit der herrlich schrägen Visage läuft nach den tragischen Ereignissen um seine Person und eher gebremst wirkenden Auftritten in der letzten Zeit als Rick zu ganz großer Form auf. Mit seltsamer Frisur gesegnet ist es vor allem Wilson, der „Alles erlaubt“ erst so richtig funktionieren lässt. Denn er gibt die Figur, die von Anfang an mit den neuen Freiheiten vollkommen überfordert ist und wirklich von einem Fremdschämmoment zum nächsten laviert. Und wie gewohnt reicht ein schiefes Lächeln Wilsons aus, um den Zuschauer vollkommen für seine Figur einzunehmen. Da kann der farblose und letztendlich nicht funktionierende Fred nicht wirklich mithalten. Gegeben wird dieser von Jason Sudeikis, der nie so recht durchstarten will und neben Wilson reichlich hilflos wirkt.

Mit den Frauen im Cast sind wir dann bei den Problemen des Filmes angelangt. Wie man vernehmen konnte, sollte sich „Alles erlaubt“ in ersten Drehbuchstadien komplett auf Rick und Fred konzentrieren. Im fertigen Film werden ihre Abenteuer nun von arg gefühligen und den Film teils ziemlich ausbremsenden amourösen Abenteuern der Ehefrauen begleitet. Diese bringen den Film letztlich ganz schön ins Schlingern, denn NATÜRLICH geht es ja eigentlich darum, unsere Helden zu bekehren und ihnen die Flausen vom wilden Junggesellendasein auszutreiben. Inwiefern man da fremdgehende Ehefrauen benötigt, erschließt sich niemals so wirklich.

Ähnlich problematisch ist der Fakt, dass die ganze Initiation des Filmes sehr unglaubwürdig wirkt. Da sind Männer, die einfach das Maul zu voll nehmen, aber überhaupt nichts machen! Ganz nach dem Motto: Bellende Hunde beißen nicht. Und auf der anderen Seite sind da Frauen, die davon genervt sind. ABER wirkliche Risse in den Beziehungen kann man nirgends ausmachen. Beide Kerle sind nicht untreu, der eine ist vielmehr sogar ein liebender Vater für die gemeinsamen Kinder. Sprich, es ist überhaupt kein Handlungsbedarf da, um auf eine solche seltsame Vögelfreiidee kommen zu müssen. Und auch im weiteren Verlauf werden die Beziehungen der handelnden Personen kaum dramatisiert. Ganz im Gegenteil, die Farrellys lösen die ganze Situation extrem feige auf. Des Weiteren fällt es den Farrellys diesmal sichtlich schwer, ihrem Film eine Art komödiantischen Grundton einzuziehen. Das wird immer dann sehr bedenklich, wenn sich der Film auf die arg öden Erlebnisse der Frauen konzentriert und wird umso deutlicher, wenn man mal wieder einen Brachialgag präsentiert hat, nur um danach gefühlte Ewigkeiten zu brauchen, um neuerlich auf die Pauke zu hauen.

Man merkt es schon, die solide gefilmte und im Showdown mit ordentlich Tempo daherkommende Komödie ist definitiv kein großer Wurf im Oeuvre der beiden Farrelly Brüder, die sichtlich ihrer alten Form hinterher hecheln oder irgendwann einfach den Punkt verpasst haben, wo sie von ihren gewohnten Komödienstrukturen hätten Abstand nehmen müssen. Weder werden diesmal echte Tabus gebrochen noch hat es den Anschein, als sei die Political Correctness wirklich in Gefahr. Glücklicherweise ist auf den spielfreudigen und wirklich komischen Owen Wilson wie gewohnt Verlass und beim Timing einiger Brachialgags beweisen die Brüder, dass sie es durchaus noch draufhaben (genannt seien auch alle Szenen um Partytier Coakley). Der ganz große Komödienwurf schaut aber anders aus …
:liquid5:

In diesem Sinne:
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Beitrag von StS » 16.03.2011, 08:56

War der unlustigste Trailer, den ich seit langem gesehen habe. Film werd ich mir wohl niemals geben... :wink:

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Beitrag von C4rter » 16.03.2011, 13:51

Fand den Trailer okay. Werde ich mir direkt ansehen wenns den auf Englisch zu sehen gibt.

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Beitrag von gelini71 » 16.03.2011, 15:20

Es gibt Filme für die würde ich niemals Geld ausgeben - das ist einer davon :lol:

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Beitrag von The Punisher » 16.03.2011, 15:34

Als ich den Threadtitel las dachte ich der freeman gibt uns nun eine Woche Narrenfreiheit im Forum :lol:
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"And shepherds we shall be, for Thee, my Lord, for Thee. Power hath descended forth from
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to Thee, and teeming with souls shall it ever be. In nomine Patri Et Filii.Spiritus Sancti"

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Beitrag von freeman » 17.03.2011, 08:27

So weit kommts noch :lol:

@ Stefan: Jo, das war der erste Trailer einer Komödie, der definitiv keine der BRecherszenen aus dem Film enthält. Insofern echt mal ein Unikum!

In diesem Sinne:
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