Life of Pi – Schiffbruch mit Tiger
Verfasst: 03.01.2013, 15:09
Life of Pi – Schiffbruch mit Tiger
Copyright: Twentieth Century Fox
Originaltitel: Life of Pi
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2012
Regie: Ang Lee
Darsteller: Suraj Sharma, Irrfan Khan, Ayush Tandon, Gérard Depardieu, Rafe Spall, Tabu, Adil Hussain, Shravanthi Sainath, Vibish Sivakumar u.a.
Pi ist in Indien geboren und aufgewachsen und erweist sich schon früh in seiner Kindheit als aufgeweckter und wissbegieriger Junge. Egal ob Religionen, Wissenschaften oder Mädchen, Pi entdeckt die Welt um ihn herum mit großen Augen immer wieder aufs Neue. Doch da beschließt sein Vater aus Geldsorgen, Indien zu verlassen. Zwar sträubt sich Pi gegen diese einschneidende Veränderung, doch abwenden kann er sie nicht mehr. Gemeinsam mit den Tieren, die man im familieneigenen Zoo gehalten hat und die man in Nordamerika nach der Überfahrt an dortige Zoos verkaufen will, um einen guten Start in der neuen „Heimat“ hinlegen zu können, bricht man mittels Schiff gen Kanada auf. Doch das gewaltige japanische Schiff gerät in einen Sturm und sinkt. Nur Pi kann sich an Bord eines Rettungsbootes flüchten. Mit ihm ein Zebra, eine Hyäne, ein Orang Utan und ein Tiger! Kurz nach der verheerenden Katastrophe richten Darwins Gesetzmäßigkeiten die Verhältnisse auf dem Boot und nur Pi (der einen strategisch günstigen und für die Tiere unerreichbaren Platz auf dem Rettungsboot für sich beansprucht) und der Tiger setzen die Reise weiter fort. Und beide arrangieren sich: Pi versorgt sich und den Tiger, der auf den Namen Richard Parker hört, mit Essen und Trinkwasser und der Tiger frisst ihn im Gegenzug nicht auf. Doch Pi ahnt, sollte dieses Zweckgemeinschaft aufgrund von Wasser- und Essensmangel scheitern, hat sein letztes Stündlein geschlagen ...
Ang Lee nutzt die ersten 105 Minuten seiner Bestsellerverfilmung „Life of Pi“, um eine große, ja epische Geschichte um den puren Überlebenswillen, die Freude am Leben, den Glauben und die Kunst des Abschiednehmens zu erzählen. Und das auf kleinstem Raum. Denn mehr als ein Rettungsboot und ein davor treibendes Floß braucht der Taiwanese für seine eigentliche Geschichte nicht. Dazu kommen Pi und der Tiger und mithilfe grandioser Special Effects macht Ang Lee das tiefblaue Meer zum dritten Hauptdarsteller, der mit Macht dafür sorgt, dass „Life of Pi“ niemals langweilig werden kann. Auch mithilfe eines großartigen 3D Effektes entwirft Ang Lee eine Art eigenen Mikrokosmos um das Rettungsboot, in dem auch eher fantasylastige Einlagen möglich sind. Etwa wenn Pi und der Tiger auf eine Insel stoßen, die im Meer treibt, von Millionen Erdmännchen bewohnt wird und sich des Nachts als riesiges, fleischfressendes Pflanzenkonstrukt erweist. Dabei spielt Lee auch mit dem Format seines Filmes. Um Pop Out Effekte zu verstärken, vergrößert er die Letterboxstreifen, damit die Effekte noch mehr aus der Leinwand ragen. Um die räumliche Enge des Lebensraumes für Pi und Tiger auf dem ewig weiten Meer zu betonen, dampft er das Bild auf 4:3 ein ... mit beklemmender Wirkung. Ohnehin gelingen Lee großartige 3D Bilder, die den Einsatz der arg überschätzten Technik wirklich einmal rechtfertigen. Genannt seien die Unterwasserbilder des sinkenden Ozeanriesen oder jene um das blau illuminierte Meer und einem daraus hervorbrechenden Wal. Ganz nebenbei treibt Ang Lee seinen bisher weitgehend unbekannten Hauptdarsteller zu einer großartigen darstellerischen Leistung, die locker mit der von Tom Hanks in „Castaway“ mithalten kann, trägt er als einzige menschliche Identifikationsfigur den Film doch quasi ganz alleine. Highlight ist aber freilich der fantastische, komplett aus dem Rechner stammende Tiger, der den mit der gleichen Technik zum Leben erweckten Affen aus „Planet der Affen: Prevolution“ mit einem mühelosen Prankenhieb die Mäuler stopft. Richard Parker ist ein einziger Triumph der Tricktechnik, der zudem glücklicherweise NIE vermenschlicht wird. Und gegen Ende greift dann die gesamte Genialität des Filmes, denn kurz bevor er beginnt, die Grenzen des Kitsches zu streifen, behält sich Ang Lee einen Twist vor und erzählt eine zweite Version der soeben gesehenen Geschichte. Diese zieht über das bisherige knallbunte Farbenspektakel einen bedrückend grauen Schleier und es wird klar, dass die bisherigen 105 Minuten vielleicht nur eine Art Metapher für einen unendlich grausamen Überlebenskampf waren. Doch Lee lässt eine Figur schon zu Beginn sagen, dass jeder selber wissen müsse, welche Geschichte er als die wahre ansehen will. Die wundervolle Geschichte um Pi und Richard Parker oder die realer klingende, in tiefste menschliche Abgründe hineinschauende ...
Mag der Film auch mehrere Wahrheiten anbietet, so gilt für „Life of Pi – Schiffbruch mit Tiger“ selbst nur eine Wahrheit: Er ist ein narratives und formales Meisterwerk, das seinen Regisseur, seinen Hauptdarsteller, seine Tricktechnik und seinen wunderschönen Soundtrack auf der Höhe ihres Schaffens zeigt. Ein wunderschöner Film. Ein Film, bei dem man traurig ist, dass er endet. Ein Film, der einen lachen, staunen und weinen lässt. Ein Film der Farben und Formen und beinahe surrealen Erfahrungen. Ein Film, der die Magie zurück ins Kino bringt ...
„Life of Pi – Schiffbruch mit Tiger“ läuft aktuell in den deutschen Kinos ...
In diesem Sinne:
freeman
Copyright: Twentieth Century Fox
Originaltitel: Life of Pi
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2012
Regie: Ang Lee
Darsteller: Suraj Sharma, Irrfan Khan, Ayush Tandon, Gérard Depardieu, Rafe Spall, Tabu, Adil Hussain, Shravanthi Sainath, Vibish Sivakumar u.a.
Pi ist in Indien geboren und aufgewachsen und erweist sich schon früh in seiner Kindheit als aufgeweckter und wissbegieriger Junge. Egal ob Religionen, Wissenschaften oder Mädchen, Pi entdeckt die Welt um ihn herum mit großen Augen immer wieder aufs Neue. Doch da beschließt sein Vater aus Geldsorgen, Indien zu verlassen. Zwar sträubt sich Pi gegen diese einschneidende Veränderung, doch abwenden kann er sie nicht mehr. Gemeinsam mit den Tieren, die man im familieneigenen Zoo gehalten hat und die man in Nordamerika nach der Überfahrt an dortige Zoos verkaufen will, um einen guten Start in der neuen „Heimat“ hinlegen zu können, bricht man mittels Schiff gen Kanada auf. Doch das gewaltige japanische Schiff gerät in einen Sturm und sinkt. Nur Pi kann sich an Bord eines Rettungsbootes flüchten. Mit ihm ein Zebra, eine Hyäne, ein Orang Utan und ein Tiger! Kurz nach der verheerenden Katastrophe richten Darwins Gesetzmäßigkeiten die Verhältnisse auf dem Boot und nur Pi (der einen strategisch günstigen und für die Tiere unerreichbaren Platz auf dem Rettungsboot für sich beansprucht) und der Tiger setzen die Reise weiter fort. Und beide arrangieren sich: Pi versorgt sich und den Tiger, der auf den Namen Richard Parker hört, mit Essen und Trinkwasser und der Tiger frisst ihn im Gegenzug nicht auf. Doch Pi ahnt, sollte dieses Zweckgemeinschaft aufgrund von Wasser- und Essensmangel scheitern, hat sein letztes Stündlein geschlagen ...
Ang Lee nutzt die ersten 105 Minuten seiner Bestsellerverfilmung „Life of Pi“, um eine große, ja epische Geschichte um den puren Überlebenswillen, die Freude am Leben, den Glauben und die Kunst des Abschiednehmens zu erzählen. Und das auf kleinstem Raum. Denn mehr als ein Rettungsboot und ein davor treibendes Floß braucht der Taiwanese für seine eigentliche Geschichte nicht. Dazu kommen Pi und der Tiger und mithilfe grandioser Special Effects macht Ang Lee das tiefblaue Meer zum dritten Hauptdarsteller, der mit Macht dafür sorgt, dass „Life of Pi“ niemals langweilig werden kann. Auch mithilfe eines großartigen 3D Effektes entwirft Ang Lee eine Art eigenen Mikrokosmos um das Rettungsboot, in dem auch eher fantasylastige Einlagen möglich sind. Etwa wenn Pi und der Tiger auf eine Insel stoßen, die im Meer treibt, von Millionen Erdmännchen bewohnt wird und sich des Nachts als riesiges, fleischfressendes Pflanzenkonstrukt erweist. Dabei spielt Lee auch mit dem Format seines Filmes. Um Pop Out Effekte zu verstärken, vergrößert er die Letterboxstreifen, damit die Effekte noch mehr aus der Leinwand ragen. Um die räumliche Enge des Lebensraumes für Pi und Tiger auf dem ewig weiten Meer zu betonen, dampft er das Bild auf 4:3 ein ... mit beklemmender Wirkung. Ohnehin gelingen Lee großartige 3D Bilder, die den Einsatz der arg überschätzten Technik wirklich einmal rechtfertigen. Genannt seien die Unterwasserbilder des sinkenden Ozeanriesen oder jene um das blau illuminierte Meer und einem daraus hervorbrechenden Wal. Ganz nebenbei treibt Ang Lee seinen bisher weitgehend unbekannten Hauptdarsteller zu einer großartigen darstellerischen Leistung, die locker mit der von Tom Hanks in „Castaway“ mithalten kann, trägt er als einzige menschliche Identifikationsfigur den Film doch quasi ganz alleine. Highlight ist aber freilich der fantastische, komplett aus dem Rechner stammende Tiger, der den mit der gleichen Technik zum Leben erweckten Affen aus „Planet der Affen: Prevolution“ mit einem mühelosen Prankenhieb die Mäuler stopft. Richard Parker ist ein einziger Triumph der Tricktechnik, der zudem glücklicherweise NIE vermenschlicht wird. Und gegen Ende greift dann die gesamte Genialität des Filmes, denn kurz bevor er beginnt, die Grenzen des Kitsches zu streifen, behält sich Ang Lee einen Twist vor und erzählt eine zweite Version der soeben gesehenen Geschichte. Diese zieht über das bisherige knallbunte Farbenspektakel einen bedrückend grauen Schleier und es wird klar, dass die bisherigen 105 Minuten vielleicht nur eine Art Metapher für einen unendlich grausamen Überlebenskampf waren. Doch Lee lässt eine Figur schon zu Beginn sagen, dass jeder selber wissen müsse, welche Geschichte er als die wahre ansehen will. Die wundervolle Geschichte um Pi und Richard Parker oder die realer klingende, in tiefste menschliche Abgründe hineinschauende ...
Mag der Film auch mehrere Wahrheiten anbietet, so gilt für „Life of Pi – Schiffbruch mit Tiger“ selbst nur eine Wahrheit: Er ist ein narratives und formales Meisterwerk, das seinen Regisseur, seinen Hauptdarsteller, seine Tricktechnik und seinen wunderschönen Soundtrack auf der Höhe ihres Schaffens zeigt. Ein wunderschöner Film. Ein Film, bei dem man traurig ist, dass er endet. Ein Film, der einen lachen, staunen und weinen lässt. Ein Film der Farben und Formen und beinahe surrealen Erfahrungen. Ein Film, der die Magie zurück ins Kino bringt ...
„Life of Pi – Schiffbruch mit Tiger“ läuft aktuell in den deutschen Kinos ...
In diesem Sinne:
freeman