Ich reihe mich mal in den wertungstechnischen Formationsflug ein. "Jupiter Ascending" darf sich als rettenden Aspekt sein Design auf die Fahnen schreiben. Die Raumschiffe, die Kulissen, die Aliens - das sieht alles schon ziemlich geil aus und zeugt von der Phantasie der Wachowskis. Ihr Drehbuch dagegen ist ein nasser Putzlappen, mit dem mal eben durch die Motivgeschichte der Science Fiction gewischt hat. Da gibt es "Star Wars" (intergalaktische Prinzessin und cooler Draufgänger gegen ein Imperium) plus "Dune" (verfeindete Herrscherhäuser im Kampf um eine wichtige Ressource) plus der Wachowski-eigene "Matrix" (Normalo ist eigentlich zu Höherem bestimmt und wird urplötzlich im Alltag attackiert; das Styling diverser Kopfgeldjäger und Waffen). Das Blitzdingsen aus "Men in Black" haben die Aliens auch drauf. Die Bürokratie-Szene geht immerhin als Hommage an "Brazil" durch, da man Terry Gilliam himself einen Cameo verpasst hat.
Doch abgesehen von dem großzügigen Raubbau ist "Jupiter Ascending" erzählerisch keinen Pfifferling wert. Da werden immer wieder neue Teile der Mythologie aus dem Hut gezaubert, die dann irgendwer (meist Sean Bean) via Erklärbärdialog ans Publikum verklickern darf. Da würde dann der Flow des Films zu Erliegen kommen, wenn "Jupiter Ascending" überhaupt einen hätte. Denn zwischendurch gibt es immer wieder Ruhepausen, weil es intergalaktische Regeln gibt, die eigentlich nicht übertreten werden dürfen, ehe die Schurken es dann doch tun. Die vermeintliche Hauptfigur ist nur ein Spielball, die von jedem der drei Geschwister gekidnappt wird und jedes Mal darf Mensch-Wolf-Hybrid Caine sie da raushauen. Dass man dies rund 30 Jahre nach "Spaceballs" und dem Möter ironiefrei auf die Leinwand bringt, zeugt wahlweise von dicken Cojones oder Filmgeschichtsvergessenheit. Wenn der Film ein Geschwister abgefrühstückt hat, taucht er oder sie nicht mehr auf, egal wie offen der Handlungsstrang noch in der Luft hängt. Was Kalique beispielsweise will, ist nie klar - die ganze Episode um sie scheint nur der Erklärbärigkeit wegen dazu sein. Ähnlich unmotiviert bis kaum erklärbar sind die Seitenwechsel mancher Figuren, die phasenweise auch nur da sind, um den stotternden Plotmotor mehr schlecht als recht am Laufen zu halten.
Geradezu unfreiwillig komisch wird es, wenn Jupiter und Caine in Rekordzeit ganz dolle ineinander verliebt sind, obwohl Story und Inszenierung das nicht glaubhaft unterfüttern können, zumal Channing Tatum und Mila Kunis kaum Chemie miteinander haben. Noch peinlicher ist allerdings Eddie Redmayne als Flüsterfinsterling. Ist ja okay, wenn man nach der oscargekrönten Powerleistung aus "Die Entdeckung der Unendlichkeit" eine Auszeit vom Schauspielen nehmen möchte, aber doch bitte nicht am Set des nächsten Filmprojekts.
Die Action schwankt dann zwischen relativ cool (Luftkampf über Chicago) zu unübersichtlich und komplett verschnitten (die meisten späteren Set-Pieces). Da wuseln zig Flugobjekte und Lichtblitze im Schnittgewitter über die Leinwand, sodass man dem Verlauf der Actionszenen kaum folgen kann - ganz schlimm in dieser Hinsicht: Die Rettungsaktion während der Hochzeitszeremonie. Beinahe könnte man "Prinzessin Putzfrau und Magic Möter retten das Universum, ach ne, doch nur die Erde" Zynismus unterstellen: Unsere Welt wird gerettet, die anderen Planeten, deren Bewohner auch zur Ernte gezüchtet werden, haben Pech gehabt. Naja, man tut, was man kann. Außerdem sind die Leute ja selber schuld, wenn sie nicht auf der Erde geboren werden. Jedoch ist "Jupiter Ascending" viel zu naiv und doof, um sich über sowas Gedanken zu machen. Oder die Rettung des Universums hätte in eventuellen Fortsetzungen stattfinden sollen. Keine Ahnung. Immerhin: Nachdem man in der prätentiösen Blindgänger "Matrix Ressurections" sah, welchen eitlen Dummfug man im Hause Wachowski aktuell für kluges, tiefschürfendes Kino hält, dann wirkt die Naivität und Dummheit von "Jupiter Ascending" dagegen fast schon wieder wohltuend.