Solace – die Vorsehung

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Solace – die Vorsehung

Beitrag von StS » 13.03.2016, 18:40

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Originaltitel: Solace
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2015
Regie: Afonso Poyart
Darsteller: Anthony Hopkins, Colin Farrell, Jeffrey Dean Morgan, Abbie Cornish, Marley Shelton, Sharon Lawrence, Xander Berkeley, …

Einst als Fortsetzung des David Fincher Genre-Klassikers "Se7en" gedacht, dauerte es im Folgenden jedoch noch über 15 Jahre, bis der düstere sowie gewisse übernatürliche Elemente aufweisende Serienkiller-Thriller "Solace" letzten Endes realisiert und veröffentlicht wurde – und das hierzulande unter dem Titel "die Vorsehung"…

Zur Kritik geht´s hier!

eher knappe :liquid5:

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Vince
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Beitrag von Vince » 16.09.2016, 11:10

Eine affektierte Regie und die auf Hokuspokus hinauslaufende Prämisse vertreiben die Gedanken an einen stilsicheren Serienkillerfilm wie "Sieben", obwohl dieser auch für "Die Vorsehung" das Gerüst stellt. Das Casting von Anthony Hopkins ist bei einer solchen Konstellation sicherlich auch als Typenbesetzung zu verstehen, doch spult er keineswegs seine Hannibal-Routine ab, sondern liefert in einem unterkühlten, übernatürlichen Thriller eine hervorragende Darbietung fast nur über sein ausdrucksstarkes Mienenspiel. Dazu der sehr gegensätzlich funktionierende Konterpart Colin Farrell, Abbie Cornish und ein wie immer souveräner Jeffrey Dean Morgan im Support - damit sieht sich der erste englischsprachige Film des Brasilianers Alfonso Poyart sehr gut besetzt.

Dem Regisseur geht es allerdings nicht um psychologische Feinheiten, sondern vielmehr um spektakuläre Gedankenspiele. Einem humorlosen Guy Ritchie gleich betreibt er Szenen-Anatomie, verstreut Hinweise auf Zukünftiges in Form von roten Heringen, führt kontrastreiche Schnitte ein, um die Visionen als horrorkompatible Einschübe zu präsentieren und liefert wiederholt schiefe Schwenks über das Stadtbild, um eine Verknüpfung mit den urbanen Drehorten zu gewährleisten. Besonders intelligent wirkt ein Film dieser Sorte nicht, packend inszeniert ist die Schnitzeljagd nach dem zunächst unbekannten Mörder ohne sichtbares Motiv jedoch sehr wohl. Poyart lässt den Zuschauer aktiv miträtseln, gerade weil des Rätsels Lösung nie allzu tief verborgen liegt. Und als sich die Puzzleteile schließlich langsam zusammenfügen, bittet "Die Vorsehung" zwar zum immer schneller werdenden Tanz mit wirrer Logik, narrativer Faulheit und effekthascherischen Einstellungen; aber den Antagonisten dabei zuzusehen, wie sie ihre Visionen in präziser Millimeterarbeit gegeneinander ausspielen, das hat schon was.
:liquid6:

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Beitrag von SFI » 16.09.2016, 17:19

Den habe ich neulich wohl teilgesichtet, wie ich mich gerade wieder erinnere, aber schnell abgeschaltet! :lol:
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McClane
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Re: Solace – die Vorsehung

Beitrag von McClane » 11.04.2022, 00:50

Auch ich musste bei dem Film stets an "Sieben" denken, obwohl ich erst jetzt durch Stefans Review von der Querverbindung als geplantes Sequel zu Finchers Meisterwerk erfahren habe. Tatsächlich sind die Filme in ihrem Gegensatz interessant: "Sieben" war ein verdammt spannender Thriller, unter dessen Oberfläche und in dessem brillantem Script lauter komplexe Fragestellungen verbargen. "Solace" hingegen schiebt dem Publikum alle Denkanstöße mit Ansage quer in den Rachen, schmeisst letzten Endes aber nur Brocken mit wenig Substanz hin. Da debattieren Held und Schurke munter die offensichtlichen Fragestellung, ob man Todkranke vorzeitig abmurksen darf und das auch noch ohne deren Zustimmung, aber wenn man das schon im Dialog ausformuliert, dann sollte da auch etwas mehr kommen als die üblichen Offensichtlichkeiten.

Noch dazu ist "Solace" absolut trauerkloßig mit seinen ganzen (vermeintlich) todgeweihten Figuren und den ganzen Verlustgeschichten, betont artsy-fartsy in seinen Vorsehungen, die dem Film hierzulande seinen Titel geben, und gelegentlich reichlich prätentiös in seinem gescheiterten Vorhaben den ganz großen wichtigen Serienkillerfilm über Alles zu machen. Dabei vergessen Regie und Drehbuch viel zu oft, dass eigentlich ein geiler Pulpthriller in dem Stoff steckt. Auch nicht gerade hilfreich ist manche Fehlentscheidung, die vielleicht eher Studio und Marketing als dem Film anzulasten ist: Da wird die Seher-vs-Seher-Thematik vergleichsweise spät aufgedeckt, obwohl die Spatzen es als Unique Selling Point in quasi jeder Kritik zum Film schon von den Dächern pfiffen, Colin Farrell prangt auf dem Poster, hat aber für die ersten zwei Drittel des Films gewissermaßen Sendepause.

Ist "Solace" daher ein schlechter Film? Nicht direkt. Eher einer, der viele Möglichkeiten verschenkt. Die Prämisse hat auf jeden Fall was, Farrell und Jeffrey Dean Morgan sind in bester Spiellaune und für Anthony Hopkins ist es (ähnlich wie bei "Collide" oder "Transformers 5") eine dieser Ich-mach-das-nur-den-Gehaltsscheck-Rollen, aber das macht er immerhin mit Professionalität und Können. Neben Abbie Cornish wirken diverse andere bekannte Gesichter wie Xander Berkeley und Kenny Johnson in kleinen Rollen mit und es gibt immer wieder gelungene Einzelmomente und Phasen, etwa jene Passage, die mit dem halbierten Kleid beginnt. Wäre das Ganze nicht so zerhackt (man merkt die Rewrites) und mehr damit zufrieden in erster Linie ein Thriller zu sein, dann hätte richtig was draus werden können. So ist das Ganze eher durchwachsen.

:liquid5:
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