Black Butterfly: Der Mörder in mir

Die Abstellkammer für Reviews, die woanders nix zu suchen haben.
Antworten
Benutzeravatar
freeman
Expendable
Expendable
Beiträge: 60304
Registriert: 12.12.2004, 23:43
Wohnort: Rötha

Black Butterfly: Der Mörder in mir

Beitrag von freeman » 15.08.2017, 18:21

Black Butterfly: Der Mörder in mir

Bild

Originaltitel: Black Butterfly
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2017
Regie: Brian Goodman
Darsteller: Antonio Banderas, Jonathan Rhys Meyers, Piper Perabo, Abel Ferrara, Vincent Riotta, Nicholas Aaron, Nathalie Rapti Gomez, Randall Paul, Katie McGovern, Cristina Moglia u.a.

Schriftsteller Paul wird von einem jungen Tramper aus einer misslichen Situation befreit. Zum Dank bietet Paul dem jungen Mann Unterschlupf in seinem Haus an. Doch das soll er bald bereuen, denn sein Gast trägt ein paar finstere Geheimnisse mit sich herum und startet bald ein düsteres Psychospiel mit dem ausgebrannten Autor… Gute Ideen und Ansätze treffen auf eine uninspirierte Umsetzung.
:liquid5:

Zur "Black Butterfly" Kritik

In diesem Sinne:
freeman

Benutzeravatar
Vince
Actioncrew
Actioncrew
Beiträge: 20146
Registriert: 30.09.2005, 18:00
Wohnort: Aachen

Beitrag von Vince » 11.03.2018, 07:32

Wenn ein einsamer Schriftsteller mit Schreibblockade, ein einsames Haus am Waldrand und ein fremder Gast im Spiel sind, richtet der Hase seine Löffel auf. Muss diese Kombination nicht unweigerlich dazu führen, dass sich wild das Plottwist-Karussell um die eigene Achse dreht, dass kühn mit gespaltenen Persönlichkeiten und imaginären Gesprächspartnern jongliert wird? Ein Drehbuchautor weiß natürlich um diese Vorhersehbarkeiten, und wenn er sich überhaupt noch auf ein solches Meta-Spiel einlässt, muss er mit der Erfahrung des Publikums arbeiten und dessen Vorahnungen irritieren, idealerweise, indem er eine völlig unerwartete, nie zuvor in einem populären Film angewandte Erzählebene aus dem Hut zaubert, ohne dafür die innere Kohärenz aufs Spiel zu setzen.

Von "Black Butterfly", einer eher kleinen Produktion mit früheren A- und heutigen B-Stars, erwartet man aber möglicherweise gar nicht allzu viel Raffinesse in dieser Hinsicht. Man wäre vielleicht sogar damit zufrieden, stellte sich am Ende heraus, dass die ganze Zeit einfach nur ein Schriftsteller mit der selbst erfundenen Romanfigur ein Zwiegespräch führt - solange es zwischendurch nur nicht an Spannung und Unterhaltung fehlt. Die immerhin ist dank der interessant besetzten beiden Hauptdarsteller gegeben. Antonio Banderas, zuletzt eher im Alte-Männer-Actionfach heimisch, gestaltet nun in einer sesshafteren Rolle seinen abgehalfterten Schreiberling beispielsweise etwas origineller, authentischer, weniger holzschnittartig als ein Johnny Depp in "Das geheime Fenster"; das Gleiche könnte man über Jonathan Rhys-Meyers im Vergleich mit John Turturro sagen. Es ist eine reizvolle Kombination, mit der die Figuren sich im ersten Drittel vorgespieltes Desinteresse und zögerliche freundschaftliche Gesten wie Tennisbälle gegenseitig vorlegen, bis sie auf einem gemeinsamen Nenner angekommen sind. Hier wird dann die theoretische Basis gelegt, mit welcher die Handlung endlich jene Meta-Ebene erreicht, die man von der ersten Minute erwartet hat: Die im Film behauptete Realität, eingefasst in das Mini-Panorama eines Architekten-Holzhauses mit Schwimmteich, wird zur Vorlage für eine Fiktion innerhalb der Rahmenhandlung. Die Schreibblockade eines in die Ferne schweifenden Autoren soll durch den beherzten Griff zum Naheliegenden aufgelöst werden: Der Geschichte vom Autoren selbst und seinem Besucher.

Damit ist dann der Boden bereitet für die Wendungen, die im Weiteren mit Thriller-Elementen der Marke Hitchcock, aber auch modernen Home-Invasion-Anleihen geschmückt werden. So wie sich die Situation mit jedem Kniff verändert, erfreut sich der Zuschauer an temporeichen Aktionen, die ab hier nur noch im Affekt stattfinden. In gewisser Weise wird das Muss somit bereits erfüllt, noch bevor es zur Auflösung kommt. Der schicke Schauplatz und die engagiert auftretenden Darsteller lassen schnell zum "klein, aber fein"-Siegel greifen. Tatsächlich kommt dann der erste Finaltwist auch noch aus einer Ecke, die man nicht unbedingt hätte kommen sehen, wohingegen der zweite Twist dann wieder zu den konventionelleren Methoden führt.

Würde man "Black Butterfly" zu einem Eventfilm aufblasen und mit vorsorglichem Lob überschütten, hinterließe er vermutlich Enttäuschung. Als kleine Produktion aus dem Nischenprogramm entpuppt er sich jedoch als Perle.
:liquid6:

Antworten

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 4 Gäste