Musiktagebuch: gelini71

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Beitrag von Sir Jay » 11.02.2013, 12:25

Vince hat geschrieben:Wat, Smoke on the Water kennst du auch nicht? Das Stück begegnet dir in JEDEM Gitarrenhandbuch für Anfänger, in Millionen Coverversionen, in jedem zweiten Film, es ist schon fast widerlich, wie man damit beworfen wird. :lol:
hey das habe ich nicht gesagt. DAS kenne ich natürlich.

Und die Tatsache, dass ICH dieses Stück sehr wohl kenne, und den Riff aus "Whole lotta love" eher flüchtig sollte beweis genug sein, dass die deep purple Nummer die wesentlich bekanntere ist 8-)

Es ist aber in der Tat "widerlich" wie man damit beworfen wird :lol:
So manche Songs schon wurden mir mit ihrer Inflationären Verwendung im Alltag kaputt gemacht. Bzw wurden sie erst damit für mich so richtig unerträglich. Klassisches Beispiel "We will Rock you"...bah :lol:

Selbst so eine Super Nummer wie "Eye of the Tiger" finde ich fast schon zum kotzen, einfach nur weil das teil ständig gespielt wird, sobald irgendwo irgendwer einen boxhandschuh anzieht, oder treppen hochläuft...

EDIT: achja, und was ist "top of the pops" nochmal??

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Beitrag von gelini71 » 11.02.2013, 12:27

Sir Jay hat geschrieben:Und die Tatsache, dass ICH dieses Stück sehr wohl kenne, und den Riff aus "Whole lotta love" eher flüchtig sollte beweis genug sein, dass die deep purple Nummer die wesentlich bekanntere ist 8-)
:shock: AUA ! Das meinst Du doch jetzt nicht etwa ernst ?
Ich mache keine Rechtschreibfehler, ich gebe Wörtern lediglich eine individuelle Note

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Beitrag von Sir Jay » 11.02.2013, 12:38

na was soll ich sagen? Ich kenne sehr sehr wenig aus dem Evergreen Bereich. Für Kenner ist alles wohl gleichermaßen vertraut, doch addiert man dann jemanden wie mich dazu, dann erhält "Smoke on the water" mehr gewicht und überwiegt "whole lotta love" ;)

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Beitrag von gelini71 » 11.02.2013, 15:30

Nochmal: AUTSCH ! :wink:
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Beitrag von Sir Jay » 11.02.2013, 16:56

scheint wohl spaß zu machen...dann sag ichs jetzt auch mal: AUTSCH ;) :lol:

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Beitrag von gelini71 » 11.02.2013, 18:24

Nö, Spaß macht das andauernde Facepalm bei Dir nicht mehr :lol: :wink:

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Beitrag von Sir Jay » 11.02.2013, 22:47

ja ok is gut jetzt, wir sprechen uns bei der nächsten PT-CD hier ;)

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Beitrag von gelini71 » 13.02.2013, 18:49

Marillion – Sounds that can´t be made

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VÖ Jahr: 2012
Label: Ear Music
Genre: irgendwo zwischen Neo-Prog und klassischem Prog

LOL – ich und Marillion, das ist wirklich zum lachen :lol:. War ich doch immer an vorderster Front dabei wenn es darum ging Witze über sie zu machen. Solche der Marke „Die beste Genesis Coverband aller Zeiten die nie einen Originalsong von Genesis gespielt haben“ oder „Grendel ist für Leute die sich nicht an Suppers Ready rantrauen“. Wenn man dann noch wie ich im Freundeskreis einen Beinharten Marillionfan hatte machte das ganze noch mehr Spaß – schee wars :D ! Nun muß ich zugeben das ich mit dem Ende der Fish Ära auch die Gruppe ziemlich aus den Augen (bzw Ohren) verloren hatte, zum einen weil ich Musikalisch in eine ganz andere Richtung schwenkte und zum anderen weil die Gruppe einfach aus der Öffentlichen Wahrnehmung verschwand. Als ich dann vor einigen Monaten mich an eine alte Musikalischen Liebe erinnerte (dem klassischen Prog-Rock) und mich wieder etwas stärker mit ihr beschäftigte landete ich über Umwege bei Marillion. Deren Webseite durchstöbert, die „Crash Course“ CD bestellt und irgendwann bemerkt das die alten Herren mittlerweile verdammt gute Musik machen.

„Sounds that can´t be made“ ist das neuste Studioalbum und hat rein gar nix mehr mit den Marillion der 80iger gemein – sprich: Keine Genesis Anklänge mehr. Acht Songs sind auf dem Album, allesamt mit Überlange – der kürzeste dauert gerade mal 5:47 Minuten - und zudem mit drei Songs dabei die mal eben nebenbei die 10+ Minuten Marke knacken. Mit „Gaza“ geht es direkt mal mit einem epischen Song los der bescheidene 17:30 Minuten auf die Waage legt. Das Teil ist allerfeinster Prog-Rock mit unglaublich vielen Tempo- und Stimmungswechseln. Erst etwas Orientalisch, dann ziemlicher Hard Rock (die Gitarren klingen für Marillion verdammt hart) und am Ende sehr verträumt und ruhig klingt das ganze von der Musik her schon recht ungewohnt, das Arrangement ist ziemlich ausgetüftelt und ich frage mich ernsthaft wie man dies Live rüberbringen will. Ein geiler Song !

Auch die Restlichen Songs sind feinstes Ohrenfutter – „Power“ mit seinem Ohrwurmrefrain (von dem träumt man Nachts – kein Witz), die epische Liebeserklärung an die Stadt „Montreal“ (Hammer !) oder der schöne Old-School Rocker „Lucky Man“. Nur einmal greifen Marillion zu tief in die Kitschdose – „the Sky above the Rain“ ganz am Ende ist mir dann doch etwas zuviel Zuckerguss auf dem Musikkuchen. Sicher – die Stimme von Steve Hockart ist etwas Gewöhnungsbedürftig aber man merkt einfach das er seine (sehr Wortreichen) Texte geradezu lebt. Die alten Herren von Marillion haben hier ein richtig feines, melodisches und wohlklingendes Album geschaffen welches für lange Zeit in meinem CD Player rotieren wird. Die wirklich gute Arbeit auf Ihrer Webseite mit Streams und Free Cd hat sich gelohnt – ich bin jetzt auch Fan (und mein ehemaliger Kumpel wird sich wohl jetzt kaputtlachen). Lob auch für das kleine aber sehr feine dicke Fotobuch der SE welches man exklusive auf der Bandwebseite bekommt. Zwar klein im Ausmaß aber Optisch einfach Zucker. Und das Making-of der DVD hat eine längere Laufzeit als das so mancher Hollywoodfilme.
:liquid9:
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Beitrag von Sir Jay » 13.02.2013, 22:50

Ich mag Misplaced Childhood 8-)

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Beitrag von gelini71 » 14.02.2013, 05:54

Sir Jay hat geschrieben:Ich mag Misplaced Childhood 8-)
Warum hörst Du denn die Kopie (= Marillion) und nicht das Original (=Genesis) ? :lol:
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Beitrag von Sir Jay » 14.02.2013, 10:28

weil das original kein misplaced childhood hat...foxtrot finde ich echt nich überragend..."the lamb..." hat mir da schon besser gefallen nach meiner erinnerung, aber das müsste ich noch ein paar mal öfter hören, um es anständig bewerten zu können.

Im Moment bin ich aber wirklich mehr auf der Marillion Seite, vor allem, weil Fish auch eine großartige Zusammenarbeit mit Ayreon und Steven Wilson zu verbuchen hat 8-)

Bei Phil Collins dagegen denke ich jedoch nur an "you can't hurry love" :lol:

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Beitrag von gelini71 » 14.02.2013, 11:16

Steven Wilson hat aber auch mit Marillion der Hockart Ära zusammengearbeitet - Stcihwort "Marillion.com" :wink:
:arrow: schauste hier

Zu Fish fällt mir noch ein alter Marillion Witz ein: "Fish gibts frisch bei Nordsee und Marillion" :lol:

Und bei den frühen Genesis war Phil Collins nur der Trommler - da hatte Peter Gabriel das sagen :wink:.
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Beitrag von Sir Jay » 14.02.2013, 13:23

gelini71 hat geschrieben:
Und bei den frühen Genesis war Phil Collins nur der Trommler - da hatte Peter Gabriel das sagen :wink:.
ja das wusste ich schon ;)

dennoch...irgendwie kann ich mit genesis noch nicht viel anfangen (was nicht heißt, dass ich nicht vorhätte mich noch mal etwas ernster mit der materie zu befassen). Yes und King Crimson finde ich wesentlich cooler 8-)

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Beitrag von gelini71 » 14.02.2013, 13:37

Ist ja nicht schlimm - ist halt nur wirklich interesant wie groß der Schatten von Genesis ist das er sogar noch bis in das heute hineinreicht. King Crimson mögen den Prog Rock erfunden haben - die "Standarts" setzen aber Genesis.
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Beitrag von Sir Jay » 14.02.2013, 13:59

ich denke mal sie alle, also die großen 4 des progs (der 70er) haben die Standards gesessen, die waren ja schließlich alle zeitgleich aktiv...aber wo wir dabei sind...wo wie soll man da Pink Floyd einordnen, haben die einen Sonderstatus? ;)

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Beitrag von gelini71 » 14.02.2013, 16:11

Sir Jay hat geschrieben:wo wie soll man da Pink Floyd einordnen, haben die einen Sonderstatus? ;)
:lol: GEIL - die große Frage der Babyblauen Seiten ! :lol: :lol: :lol:
Wieviel Prog ist Pink Floyd ?
Ich würde sie tatsächlich unter einem Sonderstatus stellen :wink:
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Beitrag von Sir Jay » 14.02.2013, 22:41

wahnsinn, ich bin nicht der erste, der diese Frage stellt? ;)

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Beitrag von gelini71 » 15.02.2013, 07:01

Nö - Du hast gute Chancen bei den Babyblauen als Kritiker zu arbeiten :lol: :lol: :lol:
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Beitrag von Sir Jay » 15.02.2013, 12:16

Ja ich habem ich mal durchgelesen, eigentlich eine ganz coole Review Sammel Stelle für Prog rock...aber dieser obligatorischen Einordnungsfrage bin ich da noch nicht begegnet...habe mich ja sowieso nur für den moderneren Neo-Prog da interessiert ;)

Achja, als ich heute nacht darüber nachtdachte ist mir noch eingefallen...was ist mit "Gentle Giant", "The Nice" und "Jethro Tull"? Die waren doch auch alle einflussreich ^^

Noch ein Sonder-Sonderstatus?

Selbst Queen werden ja Prog-Qualitäten zugesprochen wegen ihres "Night in the Opera"-Albums

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Beitrag von gelini71 » 15.02.2013, 12:26

Die "Ist das Prog ?" Frage findest Du u.a. bei Bands wie Supertramp, auch bei den späteren Pink Floyd Werken so ab circa "the Wall" oder den APP Alben der 80iger.

Jethro Tull ist so eine Sache - die sind nur teilweise eine Prog Band, Alben wie "Aqualum" oder "Thick as a Brick" fallen darunter. Die Frühwerke sind eher Blues, die Spätwerke sind teilweise Hardrock oder gar Pop. Mit den Werken von the Nice und Gentle giant bin ich jetzt nicht so vertraut, von Gentle Giant ist mir aber bekannt das die als klassische Prog Band gelten - aber als Einflußreich habe ich die jetzt nicht wahrgenommen.
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Beitrag von gelini71 » 10.03.2013, 11:58

Porcupine Tree - On the Sunday of Life

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VÖ Jahr: 1992
Label: Delerium (ursprünglich) / K-Scope
Genre: Demo / Homerecording

Die Story ist ja wirklich zu putzig, die kann man sich so gar nicht besser ausdenken: Ein Teenager mit Namen Steven Wilson ist vom lieben Gott mit einem überdurchschnittlichen Musikalischen Talent gesegnet. So bringt sich klein Steven selber das spielen diverser Instrumente bei und bastelt Nachmittags nach der Schule in seinem Jugendzimmer mit Hilfe von Gitarre, Drummachine, Keyboard, Mischpult und Mehrspurtape eigene Songs zusammen. Hilfe bekommt er lediglich von einem Schulkameraden Namens Alan Duffy, der für einige Songs Texte schreibt. Nachdem Steven einige Songs zusammen hat werden diese auf Tapes überspielt, er bastelt ein Cover dazu, erfindet einige fiktive Mitspieler und gibt dem ganzen den Namen Porcupine Tree (nebenbei: der wohl blödeste Bandname den man sich vorstellen kann. Stachelschweinbaum ! Geht’s noch ? :lol: :wink:) und bastelt dann noch als Krönung eine komplett erfundene Biografie dieser fiktiven Gruppe dazu. Insgesamt drei verschiedene Tapes entstehen, zwei davon jeweils in einer Auflage von nur 10 Stück, die entweder an Freunde verschenkt oder an potentielle Plattenfirmen verschickt werden. Tja – und eines Tages meldet sich tatsächlich das kleine Label Delerium und gibt Steven Wilson (mittlerweile Anfang 20 und schon mit der Gruppe No-Man aktiv) etwas Geld um seine Kreativität in einem Profitonstudio freien Lauf zu lassen. Der Rest ist, wie man so schön sagt, Geschichte – aus Steven Wilson, dem Homeproduzenten wird der Erfolgreichste und auch Einflussreichste Indiemusiker der letzten Jahre und sogar so was wie eine Kultfigur.

„On the Sunday of Life“ ist strenggenommen kein richtiges Album sondern eine Art Best-of eben jener drei Homemade Tapes. Das gibt auch die grobe Richtung vor: Dies ist kein vollwertiges Album sondern ein Frühwerk im Demostyle, das muß man sich als Hörer von vornherein klar machen und auch eben keine falschen Erwartungen haben. Die Gefahr enttäuscht zu werden ist viel zu groß – vor allen wenn man nur mit dem neueren Werk der Gruppe vertraut ist und sich quasi rückwärts an die Anfänge hört.

Musikalisch ist das ganze ein ziemlich wilder Kraut- und Rübensalat aus diversen Einflüssen und Stilen. Viele der „Songs“ entstanden teilweise innerhalb weniger Stunden, zudem war die Studioausstattung teilweise eben recht dürftig was sich auch im Klangbild bemerkbar macht. Es sind eben Demos von einem sehr jungen, (noch) unerfahrenen Musiker der wild experimentiert und aus den bescheidenen Produktionsmittel das beste rausholt. Ein festen Musikalischen Stil gibt es nicht – von Rock über Ambientexperimente bis hin zu sowasähnlichen wie Pop ist alles dabei. Die Songs sind grob zu vier „Paketen“ zusammengefasst (den ursprünglichen 4 Vinylseiten) , zwischen den längeren Liedern befinden sich kleine Ambient Zwischenspiele welche die einzelnen Elemente verbinden. Man merkt direkt – Steven Wilson hatte schon in jungen Jahren den Tripcharakter seiner Musik im Sinn.

Es gibt in diesem Sammelsurium und Kuriositätenkabinett sogar richtig gute Songs – „Radioaktive Toy“ wird so was wie der erste Hit werden und der geht schon recht genau in die Richtung in die Porcupine Tree in den 90iger Jahren gehen werden. Das fast Instrumental „It will rain for a million Years“ klingt ziemlich stark nach Pink Floyd (die große Konstante im Wilson Frühwerk) und „the Nostalgia Factory“ ist ein ziemlich gut gelungener Pop-Rock Song geworden dessen größtes Manko die bescheidenen Produktionsmittel sind (Stichwort: Drumcomputer). Neben einigen netten Zwischenspielen wie der Flöteneinstieg „Music for the Head“ (bricht leider ziemlich abrupt ab) oder „Space Transmission“ mit seiner Roboterstimme gibt es aber auch reichlich Gewöhnungsbedürftiges wie „Jupiter Island“ oder „Linton Samuel Dawson“. Die Angewohnheit, seine eigene Singstimme durch diverse Effektgeräte zu jagen hatte Wilson auch schon in jungen Jahren, wobei ich die Helium Mickey Mouse Stimme von „Linton Samuel Dawson“ noch gar nicht mal als so lustig empfand. Lachen musste ich eher bei „Nine Cats“ wo es Wilsons sehr junge, noch untrainierte Stimme ohne Filter oder Effekte gibt – und das klingt wirklich reichlich dünn. Der Song als solches ist natürlich Klasse, ich persönlich bevorzuge allerdings die etwas reifere Fassung vom „Insignficance“ Album.

Wie will man das ganze nur bewerten ? Es ist schwierig, weil es eben nicht komplett ein Reinfall ist. Es sind eben (wie schon erwähnt) Demos – und die beweisen recht Eindrucksvoll das auch ein Steven Wilson mal ganz klein angefangen hat. Was mir persönlich gefällt ist die Rohheit, die Direktheit, das etwas Amateurhafte in der Musik. Viele Ideen bzw Richtungen werden später zur Perfektion hin weiterentwickelt, andere dagegen zum Glück wieder verworfen und nicht weiter verfolgt. Das Steven Wilson zu diesen frühen „Schandtaten“ steht und diese immer noch zum Verkauf anbietet macht ihn irgendwie sympathisch, denn viele andere Künstler hätten diese Frühwerke wohl für immer weggeschlossen. Das sich das ganze sogar über 20.000 mal verkauft hat ist dann doch verwunderlich – vor allen für Wilson selber.

Jeder der dieses Album als „Schrott“ oder gar als „Scheiße“ bezeichnet sollte sich mal vor Augen halten das genau diese Stücke es waren die Steven Wilson eine Weltkarriere ermöglicht haben – wer es also komplett blöd findet hätte als A&R Manager eines Musiklabels einen Potentiellen Erfolgsmusiker abgelehnt. Nur so als Gedankengang....

Ich gebe dem ganzen eine :liquid7:, einfach weil es mir trotz aller Trashigkeit gefällt, ich das ganze irgendwie lustig finde und beim anhören gute Laune bekomme. Es hat irgendwie was von einem Mixtape mit seinen diversen Stimmungsschwankungen und einige Songs gefallen mir richtig gut. Einige Augen habe ich aber bei der Wertung auch zugedrückt und etliche fünfe gerade sein lassen :wink:.
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Beitrag von Vince » 10.03.2013, 12:12

Top Rezi, kann ich Satz für Satz unterschreiben. Pack die doch auch mal in den Review-Thread, ich hatte die vor ein paar Jahren auch mal rezensiert hier.
Das Steven Wilson zu diesen frühen „Schandtaten“ steht und diese immer noch zum Verkauf anbietet macht ihn irgendwie sympathisch, denn viele andere Künstler hätten diese Frühwerke wohl für immer weggeschlossen.
Volle Zustimmung! Es zeugt von Größe, zu den eigenen Frühwerken zu stehen und sie relativ unverändert in die Öffentlichkeit zu lassen. Wilson mag auch Geschäftsmann sein (und darin ähnlich gut wie im Musikmachen), aber mindestens genauso sehr ist er Künstler und es spricht nur für sein Kunstverständnis, Unvollendetes unvollendet sein zu lassen.

Gerade das ist es auch, was mich an dem Album so fasziniert und es mich immer wieder mal einlegen lässt, obwohl es natürlich so viel schlechter ist als das, was Wilson später gemacht hat.

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Beitrag von gelini71 » 10.03.2013, 12:23

Vince hat geschrieben:Top Rezi, kann ich Satz für Satz unterschreiben.
:shock: :shock: :shock:
Hölle - habe ich jetzt alles richtig oder alles falsch gemacht ? :lol:
Danke für das Lob - ein Highlight für mich in diesem trüben Sonntag :D
Pack die doch auch mal in den Review-Thread, ich hatte die vor ein paar Jahren auch mal rezensiert hier.
Stimmt - ich kopiers gleich rüber
Es zeugt von Größe, zu den eigenen Frühwerken zu stehen und sie relativ unverändert in die Öffentlichkeit zu lassen.
Als Gegenargument kann man ja jetzt "Up the Downstairs" nennen welches er ja im Nachhinein verändert hat :wink: Wobei ich das Original nicht kenne und somit nicht sagen kann ob es wirklich so schlimm klang....
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Beitrag von Vince » 10.03.2013, 12:28

Nene, war schon so gemeint. ;)

Dann lag das aber nicht an Eitelkeit, sondern an seinem Perfektionismus. Und es ist immer ein Unterschied, ob man etwas verfeinert oder im George-Lucas-Stil in den Grundzügen verändert bzw. komplett unter Verschluss stellt.

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Beitrag von Sir Jay » 10.03.2013, 14:32

Den Lucas Vergleich wollte ich auch gerade bringen :lol:

wie ist es denn mit "The sky moves sideways"?

Da gibt es den Titeltrack einmal in zwei Phasen und einmal komplett als 30minütiges stück...was davon kam denn im Nachhinein dazu?

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Beitrag von gelini71 » 10.03.2013, 15:56

Sir Jay hat geschrieben:Da gibt es den Titeltrack einmal in zwei Phasen und einmal komplett als 30minütiges stück...was davon kam denn im Nachhinein dazu?
Die lange Fassung von ungefähr 37 Minuten - ursprünglich sollte der Track mal so um die 50 Minuten werden, wurde dann aber während der Produktion so aufgeteilt wie er auf dem regulären Album zu finden ist. Die lange Fassung ist eine Art "Rekonstruktion" der ursprünglichen Idee und eher als Bonus zu verstehen.
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