Musiktagebuch: Vince
Moderator: gelini71
Hab das erst jetzt gelesen, bin ja selbst beinharter Maiden-Fan. "The Final Frontier" fand ich okay, hat mich aber nicht von den Socken gerissen (einzig "The Talisman" ist ein Hammer-Song). Aber zum Thema Experimente/Progressivität: Zumindest "Brave New World" zeigt ja einiges an Experimenten, das Übernehmen von Seemannsmusik ("Ghost of the Navigator"), Metal im Wiener-Walzer-Rhythmus ("Blood Brothers"), Beduinenklänge ("The Nomad") oder die enormen Tempowechsel in "Dream of Mirrors".Hannibal hat geschrieben:Kritik ist durchaus nachvollziehbar für einen Proggie, weil Iron Maiden sich schon immer in einem sehr eng abgesteckten Rahmen bewegen und ihrem Stil seit über 30 Jahren ziemlich strikt treu bleiben. Experimente gibt's halt fast nie, daher ist der progressive Ansatz in "The Final Frontier" für Iron Maiden-Verhältnisse halt durchaus mutig, für Progressive-Experten in der Progressivität hingegen nur ein laues Lüftchen. Ich war angenehm überrascht von den ausufernden Epen, auch wenn die sich immer klar am Maiden-Sound entlang hangelten, da diese Band wie kaum eine andere stark gesungene Geschichten mit anmutigen Intros, treibenden Galopp-Rhythmen und geschicktem Einsatz von Double-Leads vertonen kann...das walzen sie nach den Startschwierigkeiten der Platte halt schön ausführlich aus, auf mich wirkte das schon wie Freude am Erzählen, am Entwickeln von Stoffen, am ausführlichen Vertonen derselbigen, was in den letzten Werken irgendwie abhanden gekommen war.Vince hat geschrieben:Iron Maiden - The FInal Frontier
So fremd wie ich gedacht hab, ist der Erstkontakt mit einer der wohl einflussreichsten Metalbands (kenne sonst nur ein Dickinson-Soloalbum) überhaupt nicht ausgefallen. Wahrscheinlich, weil sie eben so einflussreich war. Daher kennt man Maiden wohl selbst dann, wenn man Maiden nicht kennt - durch andere Alben eben, die Maiden bewusst oder unbewusst in ihrer DNA haben.
"The Final Frontier" erweist sich selbst für Neueinsteiger als spürbar routiniertes und abgeklärtes Werk, das seiner Breitwändigkeit aber ein paar Gefallen schuldig bleibt. Überhaupt erleidet das Album einen arg holprigen Start, später wird's länger, ausschweifender, etwas komplexer und auch besser. Man möchte den Klang fast "progressiv" nennen, allerdings nehme ich "The Final Frontier" das Progressive kaum ab. Es klingt zwischen den Zeilen irgendwie nach Nummer sicher. Ob es an der traditionellen Anlage der Band liegt, an ihrem Alter (15. Studioalbum?) oder woran auch immer, kann ich nicht sagen, einen unbedingten Willen zur Weiterentwicklung spüre ich aber nicht. Der Unterhaltungswert ist aber da und das trotz der langen Laufzeit.
Jimmy Dix: "Du glaubst wohl nicht an die Liebe?" - Joe Hallenbeck: "Doch ich glaube an die Liebe. Ich glaube auch an Krebs." [Last Boy Scout]
Perry Van Shrike: "Look up 'idiot' in the dictionary. You know what you'll find?" - Harry Lockhart: "A picture of me?" - Perry Van Shrike: "No! The definition of the word idiot, cause that is what you fucking are!" [Kiss Kiss, Bang Bang]
Perry Van Shrike: "Look up 'idiot' in the dictionary. You know what you'll find?" - Harry Lockhart: "A picture of me?" - Perry Van Shrike: "No! The definition of the word idiot, cause that is what you fucking are!" [Kiss Kiss, Bang Bang]
Loreena McKennitt - Mitsubishi Electro Hall, Düsseldorf, 23.03.12
Als ich das letzte Mal hier war, hieß das Ding noch "Philipshalle", innen gab's die Progressive Nation Tour und Hannibal war mit am Start. Diesmal drehte es sich ausnahmsweise mal nicht um meine Musik - die Karten habe ich meiner Freundin zum Geburtstag geschenkt, daher ging's gestern zur Irish-Folk-und-mehr-Ikone Loreena McKennitt.
Es war mein erstes Konzert in sitzender Position - ringsherum gibt es in der Halle ohnehin Sitzplätze, auf den Hallenboden wurden Stuhlreihen aufgestellt. Die Preise für ein Konzert ohne jeglichen Support waren gesalzen. 55 Euro habe ich pro Karte hingeblättert, und zwar für einen Sitzplatz auf der hinteren Empore. Die Bühne war dank des abgedunkelten Publikums und des Bühnenlichtspiels zwar gut zu sehen, Details wie die Gesichter oder frickelnde Finger verschwammen aber im Dunst (oder hätte ich meine Brille einpacken sollen?).
Es war letztlich ein zwiespältiger Abend. Ohne jeden Tadel war die musikalische Leistung aller Beteiligten - McKennitts Stimme ist auch live grandios und die Gastmusiker (eine feste Band gibt es nicht) haben alle ihre Momente gehabt. Insbesondere der Geiger hat Unglaubliches mit seinem Instrument angestellt - er bekam ein Solo, für das er wohl seine Seele an den Teufel verkauft hat (dafür gab's auch Extraapplaus) und mit dem Gitarristen lieferte er sich etwas, das mit "Due" anfängt und bei dem man nicht weiß, ob man ein Doppel-L oder ein Doppel-T anfügen soll. Atemberaubend. Auf CD gibt mir McKennitts Musik eher wenig (obwohl sie angeblich ein großes Publikum mit Metal-Background anzieht), aber live war das absolut Bombe.
Leider gab es offenbar schon nach drei, vier Songs technische Probleme, die bei einem Konzert dieser Größenordnung eigentlich nicht auftauchen sollten. Das brachte die Kanadierin in die Lage, improvisieren zu müssen, was ihr aber erstaunlich gut gelang; anfangs wirkten ihre ausschweifenden Erzählungen (die meist davon handelten, wie die Songs entstanden sind) sehr nüchtern, irgendwann ließ sie dann aber ihren trockenen Humor raus, der hundertprozentig den Nerv des Publikums traf. Sehr angenehm auch, dass sie das Publikum höchstpersönlich (mit etwas schüchterner Stimmlage) fragte, ob das Knipsen mit der Kamera vielleicht eingestellt werden könne, weil es beim Performen ablenkt. Das wurde interessanterweise mit Applaus quittiert, während beispielsweise Porcupine Tree das Anliegen damals über einen neutralen Ansager vor dem Auftritt vermitteln ließen, was Buhrufe zur Folge hatte.
Mit einer flapsigen Bemerkung ("I'm sure you didn't come to watch my stand up comedy") entließ sie das Publikum dann zwangsläufig in eine etwa 20-minütige Pause, in der die technischen Probleme dann behoben wurden. Am Ende gab es noch zwei Zugaben, und nach zwei bis zweieinhalb Stunden war die Geschichte beendet.
Insgesamt ein schönes Konzert, aus dem ich folgende Dinge gezogen habe:
- Ich weiß Folk schon immer mehr zu schätzen (bisher eigentlich nur als Würze für den Prog Rock, aber man weiß ja nie...)
- Konzerte im Stehen gehen zwar mehr in die Beine, machen aber mehr Spaß
- Pausen im Konzert gehen gar nicht, weil sie aus der Stimmung reißen.
Als ich das letzte Mal hier war, hieß das Ding noch "Philipshalle", innen gab's die Progressive Nation Tour und Hannibal war mit am Start. Diesmal drehte es sich ausnahmsweise mal nicht um meine Musik - die Karten habe ich meiner Freundin zum Geburtstag geschenkt, daher ging's gestern zur Irish-Folk-und-mehr-Ikone Loreena McKennitt.
Es war mein erstes Konzert in sitzender Position - ringsherum gibt es in der Halle ohnehin Sitzplätze, auf den Hallenboden wurden Stuhlreihen aufgestellt. Die Preise für ein Konzert ohne jeglichen Support waren gesalzen. 55 Euro habe ich pro Karte hingeblättert, und zwar für einen Sitzplatz auf der hinteren Empore. Die Bühne war dank des abgedunkelten Publikums und des Bühnenlichtspiels zwar gut zu sehen, Details wie die Gesichter oder frickelnde Finger verschwammen aber im Dunst (oder hätte ich meine Brille einpacken sollen?).
Es war letztlich ein zwiespältiger Abend. Ohne jeden Tadel war die musikalische Leistung aller Beteiligten - McKennitts Stimme ist auch live grandios und die Gastmusiker (eine feste Band gibt es nicht) haben alle ihre Momente gehabt. Insbesondere der Geiger hat Unglaubliches mit seinem Instrument angestellt - er bekam ein Solo, für das er wohl seine Seele an den Teufel verkauft hat (dafür gab's auch Extraapplaus) und mit dem Gitarristen lieferte er sich etwas, das mit "Due" anfängt und bei dem man nicht weiß, ob man ein Doppel-L oder ein Doppel-T anfügen soll. Atemberaubend. Auf CD gibt mir McKennitts Musik eher wenig (obwohl sie angeblich ein großes Publikum mit Metal-Background anzieht), aber live war das absolut Bombe.
Leider gab es offenbar schon nach drei, vier Songs technische Probleme, die bei einem Konzert dieser Größenordnung eigentlich nicht auftauchen sollten. Das brachte die Kanadierin in die Lage, improvisieren zu müssen, was ihr aber erstaunlich gut gelang; anfangs wirkten ihre ausschweifenden Erzählungen (die meist davon handelten, wie die Songs entstanden sind) sehr nüchtern, irgendwann ließ sie dann aber ihren trockenen Humor raus, der hundertprozentig den Nerv des Publikums traf. Sehr angenehm auch, dass sie das Publikum höchstpersönlich (mit etwas schüchterner Stimmlage) fragte, ob das Knipsen mit der Kamera vielleicht eingestellt werden könne, weil es beim Performen ablenkt. Das wurde interessanterweise mit Applaus quittiert, während beispielsweise Porcupine Tree das Anliegen damals über einen neutralen Ansager vor dem Auftritt vermitteln ließen, was Buhrufe zur Folge hatte.
Mit einer flapsigen Bemerkung ("I'm sure you didn't come to watch my stand up comedy") entließ sie das Publikum dann zwangsläufig in eine etwa 20-minütige Pause, in der die technischen Probleme dann behoben wurden. Am Ende gab es noch zwei Zugaben, und nach zwei bis zweieinhalb Stunden war die Geschichte beendet.
Insgesamt ein schönes Konzert, aus dem ich folgende Dinge gezogen habe:
- Ich weiß Folk schon immer mehr zu schätzen (bisher eigentlich nur als Würze für den Prog Rock, aber man weiß ja nie...)
- Konzerte im Stehen gehen zwar mehr in die Beine, machen aber mehr Spaß
- Pausen im Konzert gehen gar nicht, weil sie aus der Stimmung reißen.
Naja Jay, vom Feeling her bist du schon nah dran. ;) Ich finde Folk unheimlich schwer zu beschreiben, auch weil es immer jeweils sehr viel Lokales transportiert und daher je nach Herkunft anders klingt. "Mittelalter Rocvk / Metal Gedöns" ist daher natürlich viel zu kurz gefasst.
Ach ja, als nächstes steht heute in genau einem Monat dann Anathema und Amplifier in Köln an!
Ach ja, als nächstes steht heute in genau einem Monat dann Anathema und Amplifier in Köln an!
Gestern Ayreon bei ihrem dritten Konzert überhaupt (die ersten beiden liefen die beiden Tage zuvor) in Tilburg gesehen... und gleich mal Damian Wilson beim Stagediving mitgetragen.
https://www.youtube.com/watch?time_cont ... 31-bQlzxl0
Sehr geiles Konzert, vermutlich kommt da noch ein Konzertbericht via Musikreviews.
https://www.youtube.com/watch?time_cont ... 31-bQlzxl0
Sehr geiles Konzert, vermutlich kommt da noch ein Konzertbericht via Musikreviews.
Konzertbericht ist jetzt da. Leider ohne Bilder, da ich eigentlich nicht geplant hatte, dazu was zu bringen...
http://www.musikreviews.de/live/Ayreon/17-09-2017/
http://www.musikreviews.de/live/Ayreon/17-09-2017/
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