A Thousand Suns
von Linkin Park
2010
New Metal
Nach nun einigen Durchläufen möchte ich zu einem ersten Urteil kommen, eine gravierend andere Sicht darauf erwarte ich nicht mehr.
Die ersten beiden Tracks,
The Requiem und
The Radiance, kann man, wenn man auf ein eventuell vorhandenes lyrisches Konzept keinen allzu großen Wert legt, aus musikalischer Sicht direkt überspringen.
Burning in the Skies ist dann genau das, was ich von vielen Alben allgemein und von Linkin Park speziell für einen Einstieg nicht erwarte: Ein Song der erst nach 2 Minuten mal kurz aufhört eine Schlaftablette zu sein. Ein Track, der auf
Minutes to Midnight belanglos am Ende des Albums verschwunden wäre.
Mit
When They come for me wird der Hörer endgültig geweckt. Aber nicht mit Metalklängen, sondern mit einem Song, der wohl für
Fort Minor geschrieben wurde. Akzeptabler bis guter Rap, simpler
X-Ecutioners-Style von
Reanimation mit völlig nervigem Gesinge im Refrain. Bis dahin trotzdem ein winziges Highlight...
Nun wird zunächst das halbwegs schnelle Tempo umgehend rausgenommen,
Robot Boy könnte vielleicht als Mischung aus dem Stil von
Breaking the Habit und dem
Minutes to Midnight Material beschrieben werden. Der wirkliche Ausbruch in kräftigere Gefilde wird verpasst, auch wenn es Chester Bennington schreiend versucht. Es bleibt bei einem Versuch, der irgendwie fast in Klangbrei endet.
Es folgen 95 Sekunden Zwischenstück - wer hätte das gedacht

Immerhin klingt es doch instrumental sehr annehmbar.
Damit sich das überhaupt verkaufen kann, muss ja auch mal eine Hit-Single drauf sein.
Waiting for the End - mancher Hörer mag sich das bei der CD denken - hat dann aber auch, einmal mehr, mehr Einflüsse des Hip-Hop/Rap, als wirklich mit New Metal oder dem eingeschlagenen Rockweg des vorherigen Albums zu tun zu haben. Der Song versucht es am Ende zwar mit einem Solo, aber das Gerappe wird in gleichem Atemzug recht nervig.
Einen generellen
Blackout scheint die Band wohl gehabt zu haben. Was soll das eigentlich nahezu alle Gesänge des Albums elektronisch zu verzerren? Auf
Reanimation hätte der Song super gepasst, Parallelen sind deutlich! Dabei halte ich dieses Remix-Album übrigens für überragend. Damals ging jedoch auch ein gewisses "Konzept" auf, wie man so schön sagt.
Endlich: Mein bisheriges Highlight des Albums -
Wretches and Kings - so deutlich wie hier hat
It's goin' down allerdings auch noch nicht mit der Flagge gewunken. Man nehme einfach den damaligen Ohrwurm und denke sich noch Chesters Gesang dazu. Richtig "fett" um laut gehört zu werden. Das heißt aber nie, dass es auch eine musikalische Meisterleistung sein müsste.
Damit ein Album über 40 Minuten kommt, muss man jetzt noch ein Zwischenstück machen

Roboterstimmen von
Reanimation lassen grüßen, damals cool, wirken sie hier meist eher störend.
Mit
Iridescent darf Chester seine gesangliche Qualität durchaus mal zeigen. Wer jetzt auch an Schreie denkt, sieht sich abermals getäuscht. Der Song geht vielleicht am allerbesten als logische Weiterentwicklung von 2007 bis heute durch. Durchaus nicht schlecht, aber nicht metallisch.
Der finale Doppelschlag wird nochmal ausführlich eingeleitet
The Catalyst hat nun wahrscheinlich jeder schonmal gehört. Ich will gar nicht mal sagen, dass der Song als Ganzes schlecht ist, aber Fakt ist auch, dass er eigentlich doch sehr simpel gestrickt ist. Dieses Beat-Zeugs klingt nach Dance eJay für Profis, aber nicht nach Linkin Park. Guter Song für ein Nebenprojekt wär's wohl gewesen.
Eigentlich ahnt man es schon: Hier gibt es keinen krachenden Rausschmeißer, sondern mit
The Messenger noch eine Ballade, die ist an sich annehmbar. Hätte Chester aber ruhig auch bei
Dead by Sunrise nutzen dürfen.
Es schimmerte durch: Konzept dahinter ist mir erstmal egal. An erster Stelle steht für mich das musikalische Gesamtbild, das ist hier fast immer enttäuschend. Natürlich gibt es noch gute Ansätze, die Jungs können ja eigentlich was. Eigentlich wollte ich dieses Jahr zum Konzert, ich frage mich aber, was ich mir dazu für eine Liveshow ansehen sollte. Dazu müsste man wohl eher Kaffee statt Bier trinken. Der Metalhead kommt hier nicht mehr auf seine Kosten, zumindest bei diesem Album darf man das "Metal" im Genre daher ruhig streichen. Entspannungsmusik trifft es eher.
Man fordert von Musikern immer sowas wie eine Neuerfindung. AC/DC haben das nie getan und Linkin Park haben es jetzt übertrieben sich neu zu erfinden. Denn jetzt steht irgendwie nicht mehr Linkin Park drauf. Den Weg, den
Papa Roach z.B. eingeschlagen haben, haben LP plötzlich wieder extrem verlassen, aber zudem auch nicht zu den Wurzeln.
Als LP-Fan der ersten Stunde, Hybrid Theory lief vielleicht 1000 mal, und als jemand, der in seiner Jugend Linkin Park als "Lieblingsband" 8-) nannte, kann ich heute nur von Enttäuschung sprechen.

ohne mir dabei sicher zu sein.