Musiktagebuch: Ed Hunter

Lest die Musiktagebücher unserer User und findet so vielleicht noch den ein oder anderen Geheimtipp.

Moderator: gelini71

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Ed Hunter
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Musiktagebuch: Ed Hunter

Beitrag von Ed Hunter » 05.09.2009, 00:40

Mein Musikgeschmack:

ROCK

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Und das in allen Formen, Farben und Subgenres, von 50s-Rock'n'Roll bis Metalcore, von Bryan Adams bis Eisregen.

Die Lieblingsspielarten, variierend je nach Stimmung, sind dabei 70er-Classic-Rock à la Deep Purple, Led Zeppelin, Uriah Heep; Hardrock wie AC/DC (die Götter der Götter!), Guns N'Roses, Axel Rudi Pell; Punk, dort allerdings weniger die Klassiker à la Sex Pistols, Ramones, sondern vor allem die Spät-90er-Poppunk-Bewegung mit Bands wie Green Day, Offspring, Blink-182, Sum 41; sowie vor allem das große weite Feld des Metal mit großem Gewicht auf den traditionellen Spielarten, wobei der zentrale Gesichtspunkt stets die Melodiösiät ist. Ganz vorne rangieren hier traditioneller Heavy Metal (Iron Maiden, Judas Priest...) bzw. True Metal (Manowar, Warlock...) sowie Power Metal (Gamma Ray, Helloween, Hammerfall...) und Hair Metal (Motley Crue, Dokken, Cinderella, Skid Row, frühe Bon Jovi...), daneben aber auch gerne Pagan/Folk-Metal, Nu Metal, Metalcore, Melodic Death Metal sowie partiell Black Metal (z.B. Satyricon), wobei mich da auch immer das christenfeindliche Gedankengut stört. Was gar nicht geht, ist im Grunde nur reines Geknüppel à la Death Metal / Grindcore / Extremmetal allgemein und Thrash und Prog begegne ich gewöhnlich mit "kann man zur Not anhören, is aber nicht meins"-Attitüde.

Trotz alledem gibt's gelegentlich auch genrefremd was zu entdecken: Es gibt schöne Sachen im Klassik-Bereich, nette Popsongs, hin und wieder gar den einen oder anderen okayen Hip-Hop-Track und nach dem vierten oder fünften Wodka-Bull findet man mich in nem Club auch auf ner Electro/House-Tanzfläche :lol:.

Im großen und ganzen regiert aber klar der ROCK'N'ROLL


Dies Musiktagebuch wird sich aller Voraussicht nach auf Kurzbesprechungen neu erworbener Alben fokussieren, eine sukzessive Gesamtbewertung meiner Musiksammlung anhand Kommentaren zu gerade mal wieder gehörten bereits bekannten Scheiben strebe ich nicht an...

Kommentare sind stets willkommen.
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Ed Hunter
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Beitrag von Ed Hunter » 06.09.2009, 12:09

J.B.O. - I Don't Like Metal (I Love It)

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Erscheinung: 2009
Tracks: 14
Genre: Comedy-Rock

Nach dem enttäuschenden 2007er Output „Head Bang Boing“ melden sich die fränkischen Klamauk-Rocker von J.B.O. anno ’09 mit „I Don’t Like Metal (I Love It)“ zurück und ziehen nach bewährtem Erfolgsrezept bekannte Hits quer durch alle Genres durch den Kakao, musikalisch auf Metal gebürstet und textlich von oberflächlicher Politsatire über verspätete Ost/West-Klischeeparade bis exzessiver Bandnamen-Zitatflut reichend, das ganze ergänzt durch ein Eigenkompositionen-Kontingent von diesmal eher spartanischem Aufkommen. Der Großteil des Materials bewegt sich dabei im belanglosen Durchschnitt, der manches mal zum Schmunzeln (u.a. „Dio in Rio“ endet mit netter Pointe), aber selten wirklich zum Lachen anregt. Qualitative Ausbrecher sind in beide Richtungen zu verzeichnen: Wo sich die Rosa Armee Fraktion mit dem zum Primitivklamauk degenerierenden „Das Eine“, dem belanglosen „J.B.-Boy und J.B.-Girl“ und dem dahinplätschernden „Fever“-Cover „Lieber Fieber“ nicht eben mit Ruhm bekleckert, machen die herrliche Danzig-Verwurstung „Glenn Leipzig: Mudder“ sowie die Eigenkompositionen „Der Ossi sucht das Glück“ und vor allem das grandiose Finish „Es muss ein Rock durch Deutschland“ gehen großen Spaß. Letzteres macht mit aufgreifenswerten Anregungen wie Lemmy zum Außenminister, Ozzy zum Bundespräsidenten und Rob Halford zur Bundeskanzlerin (!) zu erklären als Comedy-Kommentar zur anstehenden Wahl noch weit mehr her als die durchaus ebenfalls gelungene Falco-Vergewaltigung „Angie (Quit Livin’ on Dreams)“. Alles in allem solider Funrock aus dem Hause J.B.O.

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Beitrag von Ed Hunter » 12.09.2009, 02:41

Cinderella - Rocked, Wired & Bluesed: The Greatest Hits

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Erscheinung: 2005
Tracks: 17
Genre: Hair Metal

Das so gut wie allen Hairmetal-Bands abgesehen von den ihren Sound im Softpop-Kuschel-Korsett neuen Mainstreamerfolg-Gegebenheiten anpassenden Bon Jovi gemeine Schicksal des völligen Karriereeinbruchs mit Beginn der für die Rockmusik katastrophalen 90s-Dekade teilt mit Cinderella auch eine großartige Genregruppe, die mit ihrem Debütalbum „Night Songs“ leider erst 1986 auf den Plan trat und somit für die Veröffentlichung auch kommerziell erfolgreichen Studiomaterials keinen allzu langen Zeitraum zur Verfügung hatte. So brachte es das Quartett aus Philadelphia in seiner Historie auf lediglich vier Studioalben, entsprechend überschaubar ist das für die übers letzte Jahrzehnt verteilt releasten Best-of-Nachschläge verfügbare Material.
Die 2005er Greatest Hits-Scheibe „Rocked, Wired & Bluesed“ fasst das Schaffen der Band in 17 Tracks zusammen, deren beste von den noch in den 80ern entstandenen Scheiben „Night Songs“ und „Long Cold Winter“ stammen. Was Cinderella trotz des anderes vermuten lassenden Bandnamens dabei wohltuend von einem Großteil ihrer Hairspray-Kollegen unterscheidet ist die stilistische Vielfalt des Materials: Freilich nehmen balladesk-softe Radio-Schmachtfetzen, ohne diese Charakterisierung negativ zu meinen, der Marke „Don’t Know What You Got (Til It’s Gone)“ (genial!) oder „Long Cold Winter“ einen großen Prozentsatz ein, doch auch kerniger 70er-Hardrock, astreiner Blues und stampfender Metal finden sich im Repertoire der Amerikaner. So lässt sich nicht nur zu sanften Tönen wie „Coming Home“ schmachten, sondern auch zu Heavy-Stampfern wie dem auf der Greatest Hits als Opener platzierten „Night Songs“ bangen. Dabei leben die Stücke neben der schönen Gitarrenarbeit und den melodischen Ohrwurm-Refrains vor allem von der großartigen, markanten Stimme von Frontmann Tom Keifer. Den Kauf ganz alleine wert ist ohnehin die Melodic-Metal-Göttergabe „Nobody’s Fool“, einer der besten Hairspray-Songs überhaupt. Als vor allem in der ersten Hälfte ein Highlight ans nächste reihender Überblick übers „Cinderella“-Schaffen eignet sich „Rocked, Wired & Bluesed“ jedenfalls ganz hervorragend – wenn wohl auch zur Kenntnisnahme des Essentiellen der Kauf der ersten beiden Studioalben eine Alternative wäre.

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Beitrag von Seemi » 12.09.2009, 12:33

Hair Metal ist so ziemlich die lustigste Genre-Bezeichnung die es gibt!!! Schönes Review btw.
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Beitrag von gelini71 » 12.09.2009, 12:36

Also in den 80igern wärest Du mit der Aussage "Ich mag Cinderella" an die nächste Wand gestellt worden - die gingen damals genausowenig wie Mötley Crüe :lol:
Ich mache keine Rechtschreibfehler, ich gebe Wörtern lediglich eine individuelle Note

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Beitrag von Ed Hunter » 12.09.2009, 15:03

Kann ich mir nicht vorstellen...damals muss es doch ne weitverbreitete Begeisterung und Akzeptanz der Musik auch unter Kreti und Pleti gegeben haben, sonst hätte sie doch nicht so geboomt.
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Beitrag von gelini71 » 12.09.2009, 16:24

Scooter verkaufen auch jede Menge CDs sind aber in der Techno Szene verhasst - solche Gruppen galten damals als Poser & wurden in einen Topf mit Bon Jovi oder Europe geworfen. Deswegen hatte ja Anfang der 90iger Gruppen wie Nirvana & Metallica Erfolg weil die gradlinigen Rock (im weitesten Sinne) gemacht haben & eben nicht auf den perfekten Sitz ihrer Frisur geachtet haben.
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Beitrag von Ed Hunter » 12.09.2009, 17:19

Bon Jovi und Europe sind auch toll. 8-) (also Bon Jovi mittlerweile nimmer...aber die 80er-Sachen auf jeden Fall)
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Beitrag von gelini71 » 12.09.2009, 18:04

Im Laufe der Jahre findet man alles toll - somit haben DJ Ötzi & Tokio Hotel noch eine reale Chance doch noch als cool zu gelten :lol:
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Beitrag von Ed Hunter » 13.09.2009, 11:27

Du stellst nicht im Ernst grade Europe und Cinderella auf eine Stufe mit DJ Ötzi und Tokio Hotel :twisted: :evil: :wink:
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Beitrag von gelini71 » 13.09.2009, 12:06

Im Sinne von "cool werden im Laufe der Jahre" schon.... :wink:
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Beitrag von Ed Hunter » 15.09.2009, 17:27

Accept - Metal Heart

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Erscheinung: 1985
Tracks: 10
Genre: Heavy Metal

Zwei Jahre nach dem Megaerfolg von „Balls to the Wall“, zu dessen Titelstück man wohl keine Worte mehr zu verlieren braucht, sahen sich die Teutonen-Metaller von Accept 1985 mit der schwierigen Aufgabe konfrontiert, einen würdigen Nachfolger auf den Weg zu bringen und meisterten diese formidabel, indem sie mit „Metal Heart“ eine weitere zum Klassiker avancierte Topscheibe ablieferten. Klassischen Heavy Metal at its best hauen Udo Dirkschneider und Konsorten dem geneigten Hörer vom eröffnenden Titeltrack bis zum Finish „Bound To Fail“ um die Ohren: Mit dem verunglückten, kruden „Teach Us To Survive“ findet sich nur ein einziger Ausfall unter den 10 Tracks. Als besondere Highlights erweisen sich die jeweils mit einem absoluten Ohrwurm-Chorus auftrumpfenden Songs „Midnight Mover“ und „Too High To Get It Right“, doch auch die stilistisch dominierenden puren Heavy-Stampfer à la „Up To The Limit“, „Living For Tonite“ und natürlich „Metal Heart“ überzeugen auf ganzer Linie. Neben vielen großartigen Gitarrensoli, die im Opener mal eben ein Beethoven-Cover miteinbinden, liegt das vor allem an Udos überkultigem Brian Johnson-meets-Rob Halford-Gesangsstil. Hervorragender, traditioneller Heavy Metal.

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Beitrag von Ed Hunter » 07.10.2009, 16:55

W.A.S.P. - The Last Command

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Erscheinung: 1985
Tracks: 10
Genre: Heavy Metal

Ein Jahr nach ihrem selbstbetitelten Debüt legten die Schockrock-Mannen von W.A.S.P. um Frontkrächzer Blackie Lawless 1985 mit „The Last Command“ nach und vermochten ihren gewaltigen Qualitätslevel mit einem zum Bandklassiker avancierten Hitorkan mühelos zu halten: Anders als bei ihren zahlreichen Hairspray- und Poserrock-Kollegen der damals florierenden Genrelandschaft regiert bei W.A.S.P. zwar eingängiger, aber dabei stets harter, sleaziger Heavy Metal weit abseits balladesken Radio-Pussy-Pops. Neben heavyen Rock’n’Roll-Brechern wie „Ball Crusher“, „Fistful of Diamonds“ und „Jack Action“ sind es vor allem der melodische Oberohrwurm „Wild Child“, die witzige Saufhynmne „Blind in Texas“ und der dezent epische Titeltrack „The Last Command“, die den Vergleich mit den Hits des Vorgängers nicht im geringsten zu scheuen brauchen. Die 1998er Reissue-Version hat mit den B-Seiten „Mississippi Queen“ und „Savage“ zusätzlich zwei starke Perlen sowie diverse Livetracks, darunter die Überklassiker „I Wanna Be Somebody“ und „Animal (Fuck Like A Beast)“, an Bord. W.A.S.P. 1985 bieten straighten, eingängigen US-Metal allerbester Qualität, der neben den sleazy Lyrics und fetzigen Gitarrensoli vor allem von Blackie Lawless’ unverwechselbarer, geiler Stimme lebt. 80s-Metal at its best.

:liquid8: bis :liquid9:
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Beitrag von Ed Hunter » 07.10.2009, 17:11

W.A.S.P. - Helldorado

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Erscheinung: 1999
Tracks: 10
Genre: Heavy Metal / Sleazemetal

Nach dem mit modernen Klängen und Industrial-Anleihen experimentierenden düsteren „Kill Fuck Die“ besann sich W.A.S.P.-Fronter Blackie Lawless 1999 wieder auf die Wurzeln seiner vor allem in den glorreichen 80s große Erfolge feiernden Kultband und präsentierte mit „Helldorado“ einen großartigen, atemlosen Sleaze-Metal-Orkan, der die lyrische Tiefsinnigkeit jüngerer Konzeptwerke zugunsten einer Rückkehr zu „Animal“schen Sex, Drugs & Rock’n’Roll – Ficktexten über Bord wirft, die sich in solch programmatischen Titeln wie „Dirty Balls“ und „Don’t Cry (Just Suck)“ manifestieren. Auch musikalisch gibt es wieder oldschoolig auf die Fresse, wobei die Intensität, mit der sich Blackie auf „Helldorado“ vom ersten bis zum letzten Track die Seele aus dem Leib brüllt, den 80s-Sound gar noch eine Heavyness- und Krawall-Stufe weiter hochschraubt. An Ohrwurmqualität und großen Melodien haben die Songs dabei nichts eingebüßt und begeistern mit einer All Killer, No Filler – Kanonade, der man lediglich die unbestreitbare Ähnlichkeit des Materials zueinander ankreiden kann. Nichtsdestotrotz katapultieren Blackies Scream-Freudigkeit, die wahnsinnigen Highspeed-Soli und Hits wie „Helldorado / Hot Rods to Hell“ oder „Cocaine Cowboys“ das abseits vom atmosphärisch großartigen „Damnation Angels“ den puren Rock’n’Roll-Orkan durch keine einzige Ballade drosselnde Album nach ganz vorne in die All-Time-Best-Annalen der W.A.S.P.-Diskografie.

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Beitrag von Ed Hunter » 18.10.2009, 01:20

W.A.S.P. - Inside The Electric Circus

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Erscheinung: 1986
Tracks: 12
Genre: Heavy Metal / Hair Metal

Ein Jahr nach der großartigen Hitscheibe „The Last Command“ legten die US-Schockrocker von W.A.S.P. 1986 mit „Inside the Electric Circus“ nach, das zwar finanziellen Erfolg verbuchen konnte, von Kritikern und in der Retrospektive gar von Mr. Lawless selbst als dem Drängen der Plattenfirma geschuldet eher schwächerer Schnellschuss gesehen wird. Völlig zu Unrecht, denn auch die dritte Scheibe der Wespen hinter der kryptischen Abkürzung bietet allerfeinsten 80er-Metal. Dass der diesmal weniger unter Heavy denn unter Hairspray einzuordnen ist, tut der Klasse der Musik dabei keinerlei Abbruch: Songs wie das Ray Charles – Cover „I Don’t Need No Doctor“, „Restless Gypsy“ oder „Sweet Cheetah“ kommen mit großen poppigen Chören daher, doch auch klassisch W.A.S.P.scher Heavy-Stoff wie der Titeltrack „Inside The Electric Circus“ oder „Mantronic“ fehlt nicht. Besondere Highlights der Scheibe sind der groovige Ohrwurm „Shoot From The Hip“, der Hit „9.5-N.A.S.T.Y.“ und das coole „King of Sodom and Gomorrah“. Tatsächlich kommen Blackie und co. hier dem All Killer, No Filler – Ideal noch näher als auf dem Vorgänger „The Last Command“, der vor allem von seinen alles überschattenden Übersongs „Wild Child“ und „Blind Texas“ lebte. Derartige Kaliber hat „Inside The Electric Circus“ zwar nicht zu bieten, dafür aber einen insgesamt noch deutlich höheren Qualitätsdurchschnitt. W.A.S.P. 1986: Harter Hairmetal der Extraklasse mit großen Melodien, quietschenden Gitarren und Blackie Lawless’ unverwechselbarem Organ. Stark.

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Beitrag von Ed Hunter » 21.10.2009, 00:36

W.A.S.P. - The Headless Children

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Erscheinung: 1989
Tracks: 10
Genre: Heavy Metal

Nachdem sie aufgrund des Drängens der Plattenfirma mit ihrem dritten Studiowerk „Inside the Electric Circus“ ein von Frontmann Blackie Lawless in der Retrospektive als Schnellschuss negativ bewertetes, diese Kritik als grandiose Ohrwurmhit-Kanonade jedoch kaum rechtfertigendes Album allerbester W.A.S.P.-Klasse geschaffen hatten, präsentierten sich die US-Schockrocker um den Gesetzlosen 1989 mit LP Nr. 4 stilistisch auf neuem Terrain: War „Inside the Electric Circus“ als extrem eingängige, teils poppige Gute-Laune-Scheibe in Hairspray-metallische Mainstreamtauglichkeits-Sphären vorgestoßen, vollführte Blackie für den Nachfolger „The Headless Children“ eine kreative 180°-Grad-Drehung und lenkte seine Sex, Drugs & Rock’n’Roll-Partytruppe in tiefsinnigere, anspruchsvollere, düsterere und gar leicht progressive Gefilde. Zwar ist diese Kehrtwende eher als Vorstufe zur Perfektion im folgenden Konzeptwerk „The Crimson Idol“ zu betrachten und die Scheibe mit Krachern wie dem saucoolen „Mean Man“, dem eingängigen „Maneater“ oder dem traditionellen „Rebel in the F.D.G.“ vor allem in der zweiten Hälfte durchaus noch alten W.A.S.P.-Tugenden verbunden – der über 7-minütige, teils Maiden-esque Opener „The Heretic (The Lost Child)“, der Titeltrack sowie das großartige „Thunderhead“ mit melodischem Gänsehaut-Keyboardintro von Uriah Heep-Meister Ken Hensley und kraftvollen „Hey, Hey, Hey“-Chören bieten jedoch nicht nur eine für die Verhältnisse der Band enorme Härte und Düsternis, sondern vor allem bislang ungekannte Tiefe und Abwechslungsreichtum mit Anklängen an Prog-Gefilde und die NWOBHM.
Aus der Reihe tanzt mit „Forever Free“ lediglich eine arg schmalzig-zuckrige Ballade, die abseits der enthaltenen Soli und Heavy-Parts nicht recht überzeugen mag – dass W.A.S.P. auch bei ruhigem Tempo große Qualität liefern, beweist dagegen der auf der Reissue-Version neben drei weiteren sowie zwei Liveaufnahmen enthaltene großartige Bonustrack „Lake of Fools“. Wie schon sein unterbewerteter Vorgänger bietet somit auch „The Headless Children“ exzellenten 80er-Jahre-Metal – in seiner konsequenten Düsternis jedoch bereits die Abkehr von den stilistischen Anfangstagen markierend und Vorarbeit leistend für die Ausrichtung der 90er-Werke.

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Beitrag von deBohli » 21.10.2009, 07:22

Da kommt ja so langsam die gesamte Diskographie zusammen :wink:
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Beitrag von Ed Hunter » 22.10.2009, 01:53

Auf jeden Fall! Die Geschwindigkeit der Backkatalog-Komplettaufarbeitung sieht sich bloß im Geldbeutel mit ihren Grenzen konfrontiert. ;-)
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Beitrag von Ed Hunter » 24.10.2009, 14:32

Kiss - Love Gun

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Erscheinung: 1977
Tracks: 10
Genre: Glamrock

Mit ihrem letzten Album im vollständigen Original-Lineup schufen die Schminkerocker von Kiss 1977 eine hübsche Glamrock-Scheibe, deren eingängiger, beinahe epischer Titeltrack als einer der größten Klassiker der Band bis heute für jede Liveshow obligatorisch ist: „Love Gun“ hat mit dem rockenden Opener „I Stole Your Love“ und der extrem fröhlichen Gute-Laune-Hymne „Tomorrow and Tonight“ zwei weitere tolle Highlights zu bieten, der Rest der Scheibe ist absolut gefälliger, poppiger 70er-Rock gehobenen Durchschnitts. Kein Überalbum, aber ein souveräner Klassiker der Kiss-Diskografie, der darüber hinaus mit einem coolen Coverartwork des Fantasykünstlers Ken Kelly aufwartet.

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Beitrag von Ed Hunter » 07.11.2009, 22:55

Bon Jovi - Bon Jovi

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Erscheinung: 1984
Tracks: 9
Genre: Hairmetal

Sie begannen als eine Hairspray-Band von zahllosen, sie überlebten das Ende der 80er als einzige Genrehelden in kommerziell solch erfolgreicher Hinsicht: Bon Jovi. Wo die Kollegen von einst in der Versenkung verschwunden sind, füllen die New-Jersey-Rocker noch heute international die Stadien. Wo das Schaffen der Band sich heute allzu oft nahezu im puren Softpop verorten lässt, war sie in den Anfangstagen aller Mainstream-Kompabilität zum Trotz durchaus noch in gewisser Hinsicht im Hardrock anzusiedeln. Das selbstbetitelte Debütalbum aus dem Jahr 1984 präsentiert die damals aufstrebenden Youngsters in allerbester Hairmetal-Form: Zwar geht es auf „Bon Jovi“ weder wirklich hart zu noch ist die Hitdichte eines „Slippery When Wet“ gegeben, aktuellem Output ist die Scheibe als kurzweiliges, typisches 80er-Album aber mühelos überlegen: Angeführt vom alles überschattenden Tophit „Runaway“ starten Jon Bon Jovi und co. ihre Karriere mit einem eingängigen Melodic-Rock-Reigen, der zwar an der Grenze zum puren Pop in Stücken wie „She Don’t Know Me“, dem einzigen Song der Bandhistorie, der ohne Beteiligung eines der Mitglieder am Songwritingprozess entstand, bereits bedrohlich kratzt, es dafür mit Tracks wie „Roulette“ und „Breakout“ aber auch ordentlich krachen lässt und mit „Shot Through The Heart“ eine großartige semiballadeske Powernummer an Bord hat. Der Rest ist wahlweise lässiger Poprock oder großer Hairspray-Bombast. Alles in allem schuf die Band mit ihrem Debüt eine gelungene, typische 80s-Rockscheibe mit zuckerigen Keyboardteppichen, klebrigen Backgroundchören, harten Gitarren, schönen Soli und allem, was dazugehört. Pflichtprogramm für Genrefans.

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Beitrag von Ed Hunter » 14.11.2009, 17:42

Rammstein - Liebe ist für alle da

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Erscheinung: 2009
Tracks: 11
Genre: Industrial-Metal / NDH

Vier Jahre nach „Rosenrot“ melden sich die kontroversen Düstermetaller von Rammstein mit einem Paukenschlag zurück: Hatte die kalkulierte Provokationsoffensive mit dem vorab auf einer Pornoseite im Internet veröffentlichten Hardcore-Video zur Funsingle „Pussy“ dem neuesten Band-Opus „Liebe ist für alle da“ frühzeitig mediale Aufmerksamkeit beschert und das rigide juristische Vorgehen des Bandmanagements gegen vor Release neue Songs präsentierende Fanseiten schon zuvor wenn auch in höchst negativer Weise für Gesprächsstoff gesorgt, so hat spätestens unsere allseits geliebte Zensur-Terroristin Ursl von der Leyen mit ihrer lächerlichen Spontan-Indizierung der Scheibe dafür gesorgt, dass das sechste Rammstein-Werk in aller Munde ist und sich entsprechenden finanziellen Erfolges und hoher Chartplatzierungen erfreuen kann. R-Roller Till Lindemann und co. bieten dem Fan auf „Liebe ist für alle da“ den gewohnten ironisch-brachialen Düsterkitsch zwischen donnernden Metal-Gitarren und schwülstigem Pop, garniert mit augenzwinkernd-abgründigen Evil-Lyrics, deren Unernsthaftigkeit Kunstfreiheits-feindlichen Unions-Politikern und BPjM-Verantwortlichen wohl nicht vermittelbar ist. Der ursprünglich als zweite Single angedachte Sadomaso-Index-Song „Ich Tu Dir Weh“, eine gekonnte Symbiose aus harten Riffs, eingängigem Refrain und ironischen kreativ-heftigen Lyrics, reiht sich dabei neben der krachenden Eröffnungskanonade „Rammlied“, dem coolen „Waidmanns Heil“, der großartigen Mackie-Messer-Verwurstung „Haifisch“ und dem Fun-Ohrwurm „Pussy“ in die Riege der Highlights auf „Liebe ist für alle da“ ein. Dass mit dem 08/15-Stampfer „Mehr“, der Kitschballade „Roter Sand“, dem völlig kruden „Frühling in Paris“ und dem schwachen, leicht sperrigen Titelstück dem auch weniger überzeugendes Füllwerk bzw. missglücktes Experiment gegenübersteht, ändert nichts am insgesamt positiven Gesamteindruck der sehr ordentlichen, zudem mit atmosphärisch starkem visuellem Artwork auftrumpfenden Scheibe, deren Musik einmal mehr in der Hauptsache von Till Lindemanns charakteristischen Vocals lebt.

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Beitrag von gelini71 » 14.11.2009, 18:53

garniert mit augenzwinkernd-abgründigen Evil-Lyrics, deren Unernsthaftigkeit Kunstfreiheits-feindlichen Unions-Politikern und BPjM-Verantwortlichen wohl nicht vermittelbar ist
Etwas hart in meinen Augen formuliert , zudem ein ziemliches Pauschalurteil. Aber Du bist ja noch jung :wink:
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Beitrag von Ed Hunter » 15.11.2009, 00:34

Bewusst zugespitzt formulierter Ausdruck meines Unmuts über hiesige staatliche Bevormundungspraktiken. ;-)
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Beitrag von Ed Hunter » 29.11.2009, 18:03

Halford - Winter Songs

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Erscheinung: 2009
Tracks: 10
Genre: Heavy Metal

Sieben Jahre nach dem letzten Solo-Opus „Crucible“ ist Metal God Rob Halford anno 2009 erneut abseits seiner Hauptkapelle Judas Priest zugange und erfüllt sich mit „Winter Songs“ den angeblich lange gehegten Traum, ein Weihnachtsalbum aufzunehmen: Das Ergebnis dieses neutral ausgedrückt interessanten Experiments ist eine nicht perfekte, aber zweifellos unterhaltsame Scheibe, die in ihren besten Momenten sowohl wahrhaft weihnachtliche Stimmung versprüht als auch partiell deutlich mehr rockt als das letzte Priest-Opus: Der als Single ausgekoppelte Opener „Get Into The Spirit“ ist genau der grandiose High-Speed-Heavy-Kracher, den man auf „Nostradamus“ vermisst hat und präsentiert sich mit einem sich in stimmlicher Hochform wie zu besten „Painkiller“-Zeiten durchscreamenden Halford als Highlight der Scheibe. Der Härtegrad der Eröffnung wird zwar im Folgenden nicht mal mehr ansatzweise erreicht, doch auf einem Weihnachtsalbum soll es schließlich auch besinnlich zugehen, was dem Metal God mal besser und mal weniger gut gelingt, teils an unfreiwilliger Komik kratzt, teils aber auch wirklich atmosphärisches Flair verbreitet. Neben Coverversionen von Festtags-Klassikern wie „What Child Is This“ oder „Come All Ye Faithful“, den in den 80ern bereits Twisted Sister durch den Rockwolf drehten, hat Halford dabei auch Eigenkompositionen wie den flotten, textlich höchst witzigen Rocker „I Don’t Care“ an Bord. Highlights der Scheibe neben dem brachialen Opener sind „The Three Kings“ und „Oh Come O Come Emanuel“, die den Balanceakt weihnachtlicher Lyrics und Stimmung im musikalischen Melodic-Metal-Gewand mit stilistischem NWOBHM-Einschlag sehr gekonnt meistern. Missglücktes wie den an seinem scheußlichen Refrain krankenden beschwingten Rock’n’Roller „Christmas For Everyone“ oder die lahme Ballade „Light of the World“ kann man da gut verzeihen. X-Mas à la Halford: Ein gelungener Spaß mit wirklich großartigen Momenten.

:liquid7:
All we are is dust in the wind.
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