Hab mir vor nem Jahr aus UK das BR-Set mit den ersten 4 Staffeln geleistet und auch recht zügig beendet. Die Serie hat ihre Schwächen und balanciert immer an der Grenze zum soapigen Melodram, bekommt aber doch noch immer die Kurve und je weiter sie fortschreitet, desto spannender wird es. Hier mal die gesammelten Kommentare aus dem Filmtagebuch:
Season 1
Wenn ich auf die erste Staffel zurückblicke, bin ich doch überrascht, wie wenig Zündstoff bislang tatsächlich explodiert ist; bei einer Serie über eine Bikergang hätte man sicherlich noch mehr Konflikte erwartet. Die sind aber für die zweite Staffel zu erwarten, denn am Ende geht soweit die Post ab, dass das Bruderband – ähnlich wie in „The Shield“ – zu reißen droht. Bis dahin grenzen einige Handlungsstränge leider an Soap-Opera-Zustände, allerdings kippt die Serie nie, was sie der hochwertigen Machart und den soliden Schauspielern zu verdanken hat, obwohl echte Neuentdeckungen bislang ausbleiben; die besten Leistungen bieten Leute wie Ron Perlman oder Katey Sagal, die man eben bereits gut kennt, während etwa Hauptdarsteller Charlie Hunham solide, aber blass bleibt.
Insgesamt sehr sehenswert, zumal das Handeln der Biker nicht glorifiziert wird. Eine deutliche Steigerung ist für Staffel zwei zu erwarten.
Season 2
Zu meinem Erstaunen wurde der Cliffhanger, der für Staffel 2 so viel brodelnde Unterschwelligkeit versprach, recht schnell beiseite geschoben, um für neue Handlungsstränge Platz zu schaffen. Charlie Hunnams Hauptfigur fällt immerhin zunehmend in eine persönliche Krise, die aus dem Zwiespalt zwischen den Wurzeln seines Vaters, seines eigenen Vaterdaseins und der neueren Entwicklung des Klubs entwächst. Darüber hinaus hat Katey Sagal wiederum die besten Szenen, die sie erneut mit der besten Leistung aller Beteiligten füllt. So unterhaltsam und teilweise packed die Serie aber auch geschrieben sein mag, zur oberen Klasse will sie einfach (noch) nicht gehören.
Season 3
Dass immer wieder die gleichen Sets aufgesucht wurden, auch wenn es wenig Sinn machte (äußerst unwahrscheinlich, dass sich sämtliche Charaktere in die Krankenhauskappelle verziehen, wenn sie alleine sein oder nachdenken wollen; tatsächlich ist das nur eine Methode der Drehbuchautoren, ein intimes Gespräch zwischen zwei Figuren herauszufordern), begann gerade zu nerven, da verlagert sich die Handlung ins grüne Irland - inklusive Irish-Folk-Variation des Titelsongs! Der neue Schauplatz bringt neuen Pepp in die zwar hochwertig umgesetzte, aber langsam ins Soapige abdriftende Serie. Ab hier zieht endlich mal das Tempo an, die Verschwörungen werden packender und das Ende setzt einen gut platzierten Knall. Mission Cliffhanger erfüllt, kann man da nur sagen die Vorfreude auf Season 4 wurde jedenfalls gekitzelt.
Season 4
Beste Staffel so far - endlich geht es mal richtig ab, eigentlich schon so extrem, dass man fast befürchten müsste, dass es keine fünfte Staffel mehr geben kann, weil sich die Ereignisse so stark aufschaukeln. Vom zwischenzeitlichen Soap-Flair der ersten Staffeln keine Spur mehr, gerade in der zweiten Hälfte blühen folgenweise Cliffhanger auf, wie man sie auch für ein Staffelfinale als würdig erwiesen hätte. Auch vom anfänglichen Einwand der Kritiker, die Serie würde die Machenschaften der Biker verherrlichen, bleibt nicht viel übrig, denn hier wird gezeigt, wie sich ein Club von innen heraus selbst zerfleischt.
Hannibal hat geschrieben:gefällt mir besser als ein Großteil aller so gehypten US-Drama-Serien., was nicht heißt, dass "Breaking Bad" & Co schlecht sind...
Wenn ich jetzt aber mal daran denke, als welch uneinholbare Speerspitze du seinerzeit Breaking Bad abgefeiert hast, muss ich mich doch fragen, wann die nächste Serie kommt, die dann Sons Of Anarchy in den Schatten stellt.
