Stranger Things - Season 3
Wenn ich mir die Stimmen im Netz angucke, dann schwimme ich hier wohl voll im Strom.
Drei Hauptkritikpunkte:
1) Aggro-Hopper. Als besorgten Quasi-Vater fand ich ihn amüsant, zeitweise wurde es dann aber zur (dramaturgisch nicht immer gerechtfertigten) Masche, auch wenn es später in der Staffel aufgebrochen wird.
2) Erica nervt. Ja, das soll sie ja wohl auch und als ständig Eis verlangendes Gör am Rande ging das auch noch.
Aber die ganzen neunmalklugen Sprüche während der Bunker-Aktion und die Besserwisserei gingen mir irgendwann auf den Zeiger. Auch das wird später etwas besser, so ab der "My Little Pony"-Nerd-Diskussion.
3) Gegen die Evil Russians hab ich nix. Die gehören zu einer echten Eighties-Hommage ja quasi schon dazu und werden hier gleich noch mit "Rambo"-, "Rocky IV"- und "Red Dawn"-Bezügen serviert.
Aber die Bunkersache war dann doch etwas too much. Nicht, dass es das Labor gibt, sondern dessen Ausmaße - da wäre weniger mehr (und vor allem glaubwürdiger) gewesen.
Insgesamt ist das Meckern auf hohem Niveau. Die Figuren sind gewohnt großartig, auch wenn das Script sich inzwischen sehr reinlegen muss, um alle zu beschäftigen, unabhängig voneinander agieren zu lassen und sie dann doch wieder zusammenzuführen. Da rascheln manchmal die Drehbuchseiten, ist aber wohl nicht anders zu machen. Manche kommen auch etwas zu kurz, gerade der arme Will, der nach seinem Daueropfer-Status in den ersten Seasons immer noch etwas außen vor ist - auch wenn die Serie das ja zum Thema macht.
Die Liebes- und Teenie-Probleme fand ich dagegen sehr gut eingebaut, denn bei "Stranger Things" geht es mir nicht nur ums Retrofeeling, die Anspielungen und den Fantasy-Sci-Fi-Horrorplot, sondern eben auch um die Coming-of-Age-Aspekte. Und da punktet das Ganze dann ob seiner starken Figuren.
Man kann es sicher kritisch sehen, dass Joyce und Hopper im Dauerstreit-Modus unterwegs sind, für mich war es dann aber eher eine Art Hommage an die Buddy Movies und die streitenden Paare in Gefahr der 1980er - ich hatte da so Sachen wie "Ein Vogel auf dem Drahtseil", "Midnight Run", "Kopfüber in die Nacht" und ähnliche Scherze vor Augen.
Hübsch die zahlreichen Anspielungen - vom "Die Hard"-Style Dialog zwischen Hopper und dem Russen über Grigori als "Terminator"-Verschnitt bis zum Monster auf den Spuren von "Alien" und "Der Blob" (dass auf dem Kinomarquee "The Stuff" steht, dürfte kein Zufall sein - muss den Larry-Cohen-Film endlich mal anschauen, der steht schon ewig auf meiner Watchlist).
Maya Hawke ist ne Superergänzung.
Sehr schön auch, wie der Film die ganze Zeit in die Richtung von Eightes-Teen-Comedys geht, wenn sich Jock und Nerd verlieben - nur um dann den Twist kurz vor Schluss auszupacken. Da spielen sie schon gut mit den Erwartungen, auch wenn Steve und Robin irgendwo schon ein gutes Paar abgegeben hätten.
Wer meines Erachtens auch sehr gelobt werden muss, ist Dacre Montgomery. Der war ja in Season 2 eher als böser Bruder und Schläger eingeführt worden, aber ich fand es stark,
wie man in Season 3 merkt, dass da ein Mensch hinter den Taten steht, der eigentlich tieftraurig ist und den Verlust seiner Mutter nie verwunden hat.
Auch schön die mehreren Ebenen mancher Gags: Dass Dustin seine Freundin in Folge 1 als "hotter than Phoebe Cates" beschreibt und Steve dann in der Videothek in Folge 8 über den Phoebe-Cates-"Fast Times at Ridgemont High"-Aufsteller stolpert.
Mein Favorit bleibt Season 2, die hier ist die bisher schwächste, gibt aber immer noch