Olympia 2016 und der Fuck mit Nationalhymnen

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Sir Jay
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Olympia 2016 und der Fuck mit Nationalhymnen

Beitrag von Sir Jay » 16.08.2016, 22:50

Ich verfolge ja die Olympiade wie jedes andere große Sportevent ... null.

Aber dieser Artikel, über den ich gestolpert bin, hat mich doch rasend gemacht

http://www.sky.de/sky-sport-news/olympi ... wkz=WXFSL1

Jetzt kotzen sich echt alle darüber aus, wie würdelos und beschähmend sich der Goldmedaillen-Gewinner doch verhalten hätte.
Arme verschränken während der Nationalhymne!!!

Ich würde am liebsten jedem, der sich über dieses Verhalten aufregt, Respektlosigkeit und schlechtes Benehmen vorwirft einfach mal nen Scheißhaufen vor die Tür setzen.

Endlich hat einer mal die Eier (wahrscheinlich hat er es nicht mal bewusst provokant gemeint) bzw hat mal dem eigenen Gemüt freien Lauf gelassen, und sich auf die eigene Art und Weise während der Nationalhymne treiben lassen und jetzt wird man dafür medial zur Sau gemacht.

Und wenn man dann auch noch sagt, man könne halt nicht gut auf die Nationalhymne tanzen ist man schon nahe dran geächtet zu werden.

Diesen Nationalhymnen-Fanatismus finde ich im höchsten Maße lächerlich.

Mir ist klar, dass ich mit der Meinung hier wohl größtenteils alleine da stehe, aber das musste ich jetzt los werden - hat mich einfach tierisch aufgeregt, als ich das gelesen habe :lol:

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Beitrag von Vince » 17.08.2016, 06:05

Ich kann dazu nicht viel sagen, da ich mir die Szene selbst noch gar nicht angesehen habe und daher nicht weiß, wie sie gewirkt haben mag, aber ohne Kenntnis der Bilder kamen mir die Artikel und Reaktionen ebenfalls sehr befremdlich vor. Solange er den Herren auf dem Silber- und Bronzetreppchen nicht den Stinkefinger gezeigt hat...
Aber im kleineren Rahmen war das ja schon immer bei Michael Schumacher damals Thema, der ja zur italienischen Nationalhymne immer den Dirigenten gemimt hat, was auch nicht jedem gefallen hat.

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Beitrag von SFI » 17.08.2016, 06:21

Da es in Russland ja neuerdings ein Gesetz gibt (ratifiziert oder tatsächlich neu?), welches Falschsingen oder Verunglimpfen unter Strafe stellt, passt der Aufreger ja ins Bild, warum auch immer. :lol:
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Beitrag von freeman » 17.08.2016, 08:52

Geht man nach den etablierten Medien, war das Schlimme, dass er ja ein Vorbild für die Jugend sei. Und in einem Land wie dem unseren wünscht man sich halt strammstehende Jugendliche. Seine Vergangenheit wird man halt nie los :lol:

Strammstehende Grüße vom Jungpionier:
freeman

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Beitrag von SFI » 17.08.2016, 15:36

Vor allem, welcher Jugendliche schaut Olympia? :lol: Summer Games auf dem Amiga zocken zählt ja wohl nicht. :?:
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Beitrag von Orco » 17.08.2016, 20:20

freeman hat geschrieben:Und in einem Land wie dem unseren wünscht man sich halt strammstehende Jugendliche.
freeman
in welchem Land lebst du denn? ich in Deutschland.
Und da dürfen die Blagen heute alles und werden kaum noch erzogen.
Und wenn sich deine Schulter bewegt, dann seh ich das.

Best Buddies: Sir Jay, SFI und freeman

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Beitrag von freeman » 19.08.2016, 12:03

Ironie = ;-)

In diesem Sinne:
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Beitrag von Vince » 19.08.2016, 15:31

Orco hat geschrieben:
freeman hat geschrieben:Und in einem Land wie dem unseren wünscht man sich halt strammstehende Jugendliche.
freeman
in welchem Land lebst du denn? ich in Deutschland.
Und da dürfen die Blagen heute alles und werden kaum noch erzogen.
Ich seh hier jetzt keinen Widerspruch. freeman sagt, man wünscht sich strammstehende Jugendliche und du bestätigst seinen Verdacht. ;)

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Beitrag von kaiserfranz » 22.08.2016, 23:37

Rio 2016 ist nun Geschichte! Was bleibt übrig von den Spielen? Ich als Sport- und Olympiafan habe natürlich möglichst viel davon verschlungen.

In Zeiten, in denen das IOC ein Haufen egoistischer, raffgieriger und feiger Säcke zu sein scheint, gibt es dennoch Hoffnungsschimmer wie etwa Sebastian Coe. Der IAAF-Präsident, der schon als Chef des Organisationskomitees der Sommerspiele 2012 in London positiv aufgefallen war, hatte wohl trotz Morddrohungen die Courage Russland von den Leichtathletikwettbewerben auszuschließen. Dafür verdient der Mann Respekt.

Überhaupt finde ich, dass die Spiele zu negativ wahrgenommen wurden. Im Vorfeld der Spiele gab es jede Menge Kritik. Warum werden die Spiele in Rio überhaupt ausgetragen, wo Brasilien doch solche wirtschaftlichen Probleme hat? Wenn man ein wenig recherchiert und weiß, dass Sommerpiele meist 7 Jahre vor der eigentlichen Austragung vergeben werden, kann man auf die Idee kommen, dass Brasilien vielleicht 2009 den Zuschlag erhalten hat, weil es dem Land wohl wirtschaftlich nicht so dreckig ging wie heute. Mich nervt auch die Raffgier der Sponsoren und zunehmende Kommerzialisierung. Aber das ist nichts Neues und wissen wir spätestens seit der Vergabe der Spiele zum 100. Jubiläum nach Atlanta 1996 (wohl rein zufällig der Hauptsitz eines der Hauptsponsoren Coca Cola). Diese Spiele hätte nach Athen gehört, die den Zuschlag dann 2004 wohl als Trost erhalten haben. Für diese Probleme können die Sportler aber nichts. Die haben ihre sportliche Bühne mindestens genau so verdient wie die Fussballer ihre WM.

Vor 2 Jahren hat sich die Kritik an der WM im Vergleich doch arg in Grenzen gehalten. Was aber bringt eine Fussball-WM, nachdem die 4 Wochen im Sommer vorbei sind? Selbst Experten haben vor Olympia gesagt, dass olympische Spiele die Infrastruktur von Rio mehr voranbringen werden als eine ähnlich teure WM Brasilien hilft. Da wurde wie etwa in Manaus ein tolles Stadion gebaut, dass heute aber wohl überhaupt nicht mehr genutzt wird. Rio hat wohl trotz der Kritik ein dringend nötiges Upgrade bezüglich der öffentlichen Verkehrsmittel und Touristenpunkte erhalten. Außerdem finde ich es gut, dass verschiedene Sportstätten jetzt zu Schulen und Schwimmbädern umgebaut werden sollen. Das Schlimmste, was jetzt passieren kann, ist Vernachlässigung und mangelnde Nutzung von den teuren Investitionen wie etwa in Manaus.

Das Thema Doping hängt nach wie vor über Olympia. Ich muss selber den Kopf schütteln, wenn beim 10.000 m Lauf der Frauen ein 23 Jahre alter Weltrekord um gleich 14 Sekunden unterboten wird oder ein ungarische Schwimmerin eine halbe Bahn (leicht übertrieben) vor der imaginären gelben Weltrekordlinie herschwimmt. Ich sehe gerne tolle Leistungen, aber ich lasse mich aber auch nicht gerne verarschen. Die entnommenen Dopingproben werden ja 10 Jahre aufbewahrt und dann wird man rausfinden, ob ein 4. oder 5. Platz noch zur Medaille reicht. Ich bin nicht von Olympia fasziniert, weil da Weltrekorde gebrochen werden. Ich finde es aber einfach toll. wenn Sportlern in Sportarten, die 4 Jahre in den Medien so gut wie keine Beachtung finden, eine Bühne geboten wird. Klar interessiert sich die Öffentlichkeit nur alle 4 Jahre ein paar Tage für sie, aber ist es wirklich besser, wenn sie nie Beachtung finden?

Über unser Abschneiden im Mediallenspiegel darf sich niemand aufregen. Erstens sind 17 Goldmedaillen die größte Ausbeute eines deutschen Teams seit 20 Jahren, aber zweitens können wir froh sein in manchen Sportarten überhaupt noch Teilnehmer zu haben. Man muss doch nur in seiner Nachbarschaft umsehen, um festzstellen, dass selbst die kleinsten Mitbürger heute in Fussballtrikots rumlaufen, wenn es um Sportklediung geht. Jedes Dorf hat einen Fussballverein, aber hat auch jedes Dorf einen Leichtathletik- oder Schwimmverein? Die Antwort ist eindeutig. Woher soll der Nachwuchs also kommen?

Absolut negativ aufgefallen ist mir der Gastgeber während der Veranstaltungen. Eigene Athleten anzufeuern und zu feiern ist legitim, Athleten anderer Nationen auszupfeifen ist dagegen asozial (Beispiel: Stabhochsprung). Diese Mentalität, die wohl aus dem Fussball stammt, hat kein gutes Licht auf Brasilien geworfen. Da hätte man sich von London eine Scheibe abschneiden können.

Ich hoffe mal meine Gedanken zu Rio2016 (#Rio2016 zu twittern kostete während der Spiele wohl richtig Geld :lol: ) interessieren hier überhaupt jemanden. :)
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Beitrag von Elkjaer-Larsen » 23.08.2016, 12:30

Natürlich interessiert das. Ich hab einen entsprechenden Thread hier deshalb nicht vermisst, weil ich Olympia nicht vermisst habe.

Ausschlaggebend für mich war der vermeintliche Ausschluss der russischen Mannschaft. Fehlt so ein riesiger Verband, schmälert das die Attraktivität eines solchen Großereignisses. Die Gründe der Sanktionen sind natürlich nicht von der Hand zu weisen. Aber ein Teilausschluss hat mit Konstruktivität auch gar nichts zu tun, zumal ja wiederholt mit zweierlei Maß gemessen wurde. So wurden die Kontrollen der nat. brasilianischen Antidoping-Behörde 4 Wochen vor Beginn der Spiele einfach ausgesetzt. Gleiches ist wohl in Kenia passiert. Aufgrund (angeblicher) logistischer Probleme haben zuständige haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter ihre Kontrolltätigkeiten bei den Spielen selbst teilweise auf Eis gelegt.

Die Zustände beim Schwimmen - der Kaiser hat es erwähnt - sind natürlich katastrophal. Lt. dt. Schwimmverband haben wir in 8 von 34 Beckenentscheidungen Athleten in die Finalläufe gebracht. Das beste Resultat war ein 6. Platz. Ich denke, hinsichtlich Infrastruktur und trainingswissenschaftlichen Know-How gehört Deutschland zu den Top-Nationen. Bei aller Enttäuschung über so eine vernichtende Bilanz ist der perspektivische Blick das eigentliche Höllentor. Ich kann nur hoffen, dass da eine sportliche Wende erfolgen wird und trotz offensichtlichem Wettkampf- und Trainingsdoping nicht so etwas wie Resignation Einzug hält.

Gab aber auch hochkarätigen Sport. Hab letzten Freitag angefangen zu schauen. Die heissen Phasen in den Ballsportarten, Kanu und vor allem die herausragenden Leistungen der Deutschen beim Turnen haben mir Spass gemacht. Trotzdem bleibt ein unverkennbarer, bitterer Beigeschmack.

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Beitrag von kaiserfranz » 23.08.2016, 13:35

Du hast absolut recht in Bezug auf Brasilien und Kenia. Aber die Russen sind eben so doof und dopen schon seit Jahrzehnten mit Mitteln, die entdeckt werden können. Wenn man dem Mclaren-Bericht glauben darf, hätte Russland aber ganzheitlich ausgeschlossen werden müssen. Es geht meiner Meinung nach nicht darum, ob die Spiele dann weniger attraktiv sind. Es geht viel mehr darum ein Zeichen für die Zukunft zu setzen, dass man seitens des IOC selbst den Mut hat mächtige Nationen wie Russland eben komplett auszusperren, sollten die sich nicht an die Regeln halten. Warum hat eine Stepanowa ausgepackt? Ich will die nicht als Engel darstellen, aber warum soll überhaupt jemand auspacken, wenn er Teil von systematischem Doping ist? Da sind verheerende Signale gesendet worden.

Ich bin der Meinung, der beste Kampf gegen Doping ist die lebenslange Sperre. Justin Gatlin (100m) wurde sogar schon zweimal erwischt und hat in Rio Silber geholt. Warum gibt es diese Hintertürchen und geringen Strafen? Man kann Doping nur eindämmen, in dem man den Leuten klarmacht, dass sie alles verlieren, wofür sie ein Leben lang trainiert haben, wenn sie gegen die Regeln verstoßen.

Blöd wird es natürlich, wenn das Mittel erst Jahre später entdeckbar ist. Dann müssen andere Mittel her (fette Geldstrafen, Freiheitsentzug etc.), Ich bin kein Jurist, aber da muss es doch Wege geben.
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Beitrag von Elkjaer-Larsen » 23.08.2016, 14:28

Ja, das mit der fehlenden Attraktivität klingt etwas bagatellisierend. Eine einheitliche und konstruktive Vorgehensweise ist da angezeigt. Das bedeutet dann natürlich, dass derelei Sportveranstaltungen massiv leiden. Das aber, so bitter es sein mag, absolut notwendig ist. Das war meine Intention.
Gatlin ist ein besonders prägnanter Fall. Die allgemeine Strafrechtssprechung sieht ja, nach Ablauf verhängter Restriktionen, die Chance zur Rehabilitierung bzw. Eingliederung in die Gesellschaft vor. Nun ist eine Sportkarriere aber anderen Zeitintervallen unterworfen, als das Leben eines Menschen. Das ist für mich die einzige Erklärung, dass Wiederholungstäter wieder eine Starterlaubnis erhalten. Mir ist das nicht zu vermitteln. Da wären wir wieder beim Thema Konstruktivität. Ich möchte nicht in der Haut von Kompetenzträgern stecken, die sich mit Sport-Satzungen auseinandersetzen.

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Beitrag von kaiserfranz » 23.08.2016, 14:57

Rehabilitierung und Wiedereingliederung sind ja gesellschaftspolitisch sinnvoll, aber wenn man Dinge im Anti-Doping Kampf nicht radikal ändert, lachen sich die Betrüger weiter ins Fäustchen. Wenn Funktionäre über Ort und Zeit von Dopingkontrollen Bescheid wissen (außerhalb von Wettkämpfen) und diese Infos verkaufen, kann man ja fast nix machen. Wenn du die Mittelchen früh genug absetzt und im Wettkampf dann sauber bist, kannste Organisationen wie die WADA dicht machen.

Habe eine Aussage von Frank Busemann gelesen (Zehnkampf-Silber in Atlanta 1996), der meinte, man müsse die Athleten wie Drogenabhängige auch vor sich selber schützen. Manche werfen sich auf der Jagd nach der Medaillen ja fast alles ein (zuletzt war doch sogar Rattengift öffentlich geworden).

Aushängeschilder wie Usain Bolt müssten sich viel mehr im Kampf gegen Doping engagieren. Wenn es um dieses Thema geht, hält sich der gute Mann merkwürdig auffällig zurück. Würden Sportler seines Kalibers auch nur auf ein paar Prozent ihrer Antrittsgagen verzichten und diese dem Dopingkampf zuwenden, wäre schon einiges getan.
Oma, bist du noch rüstig?

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