#028 - Review: A Better Tomorrow 1, 2 & 3

Könnte Jean-Claude van Damme einen Roundhouse Kick von Chuck Norris überleben? Schafft es Steven Seagal noch einmal ins Kino? Welcher Actionheld verbucht den besten Oneliner für sich? Verlinkt hier eure Podcasts.
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John_Clark
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#028 - Review: A Better Tomorrow 1, 2 & 3

Beitrag von John_Clark » 21.05.2021, 22:34

Mit "A Better Tomorrow" schrieb Regisseur John Woo im Jahre 1986 Actionfilm-Geschichte. Er etablierte Chow Yun-Fat als neuen Actionstar und begründete das Subgenre des Heroic Bloodshed. Wir werfen einen vertieften Blick auf Teil eins und zwei dieser Trilogie und fragen uns, warum ein (fragwürdiger?) dritter Teil überhaupt noch nötig war. Unterstützt von den beiden Haudegen Markus (Nachtwächter) und Tom vom legendären "Bullet und Fist"-Podcast.

Finden könnt ihr die Episode auf allen gängigen Podcatchern (Spotify, Apple Podcast, Google Podcast, Deezer, etc.) oder auch gerne hier:
https://fratzengeballer.podigee.io/28-neue-episode

Na, glaubt ihr auch an ein besseres Morgen? :cool:

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kami
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Re: #028 - Review: A Better Tomorrow 1, 2 & 3

Beitrag von kami » 30.05.2021, 18:15

Hab mir den Podcast eben beim Fahrradfahren zuende angehört und bin hin- und hergerissen, letzlich aber doch etwas angepisst. Dabei beginnt die Episode eigentlich recht hoffnungsvoll, die erste Hälfte, also die Besprechung des Origalfilms, war unterhaltsam, die Teilnehmer gut aufgelegt, die Diskussion relativ fokussiert. Das änderte sich dann mit Teil 2, wo sich imo viel zu lang an dem Umstand abgearbeitet wird, dass es wohl einen längeren Rohschnitt gab. Den gibt es bei eigentlich jedem Film, die inhaltlichen Defizite von ABT2 dürften wohl aber kaum vornehmlich auf die Kürzungen für die Kinofassung zurückzuführen sein. Das Drehbuch ist einfach unglaublicher Unsinn, eine Ansammlung von Plotlöchern, die durch Unwahrscheinlichkeiten und Absurditäten zusammen gehalten wird. Der Film ist ein Musterbeispiel für eine rein kommerziell motivierte Fortsetzung mit lausigem, schnell hingerotztem Script. Erstaunt war ich, dass Leute, die sich an der harmlosen Slapstickszene aus Teil 1 stoßen, keine Probleme mit der bestenfalls auf dummdreiste Art coolen Reisszene oder dem peinlichen Grimassieren von Dean Shek in seinen Ausrastszenen haben. Nebenbei, Dean Shek war als einer von drei Besitzern der Produktionsfirma Cinema City der Boss sowohl von Tsui Hark als auch von John Woo, er dürfte wohl auch die treibende Kraft hinter dieser un- und irrsinnigen Fortsetzung sein, die John Woo selbst immer als seinen schlechtesten Film bezeichnete. Da möchte ich ihm nicht unbedingt recht geben, denn trotz des inhaltlichen Schwachsinns gibt es natürlich fantastische Action und überraschend emotionale Szenen. Leider schien es der Podcast-Viererrunde aber schon an diesem Punkt immer schwerer zu fallen, sich zu konzentrieren, allenthalben wird abgeschweift.
Der traurige Höhepunkt ist dann die "Diskussion" zu ABT3, bei der allenfalls noch Markus Interesse an einer Auseinandersetzung anzumerken war. Der Rest ergeht sich in simplem Bashing, das dieser hochinteressante und ambitionierte Film ganz sicher nicht verdient hat. Es war offenbar überhaupt kein Wille da, sich mit dem Film abseits des Prequel-Charakters zu beschäftigen. Dazu versteigt man sich dann zu einigen höchst steilen Thesen, wie z.B. der Behauptung, Woos Inszenierungsansatz wäre das subtile Skalpell, Tsui Harks hingegen der grobmotorische Hammer. Allein schon Tsui Harks Genderswitch bei der Machtkonstellation im Heldentrio verdient Respekt und Beachtung, Anita Mui zur Mentorin der beiden männlichen Helden sowohl beim Umgang mit Waffen als auch bei Stil und Auftritt zu machen, ist großartig. Memorable Szenen gibt es zuhauf, sei es die im Podcast immerhin kurz erwähnte nächtliche Auseinandersetzung mit dem korrupten General, das lieduntermalte Schießtraining mit Mui, der Schmerz des Großvaters, der seine Existenz hinter sich lassen muss, die Zollszene am Flughafen, das Finale nach dem Finale, also der dramatisch und symbolstark inszenierte Fall von Saigon sind in meinen Augen verdammt große Momente. Man muss die natürlich nicht toll finden, aber "ekliges Mittelmaß" ist der Film nun ganz sicher nicht. Auch werden überhaupt keine konkreten Kritikpunkte geäußert, über ein "langweilig", "unerträglich" und "nicht wie John Woo, aber doch zu sehr wie John Woo" kommt die Diskussion nicht hinaus. Noch stärker als bei der Besprechung zum Vorgänger wird hier auch immer wieder vom Thema abgewichen und fragwürdige bis falsche Infos geteilt (z.B. zum Thema Neujahrsfilme, die keineswegs exotische, nicht für den normalen Kinobetrieb gedachte Steifen sind, sondern ganz im Gegenteil meist Anwärter für die größten Blockbuster des Jahres).
Ein Kompliment gibts hingegen für die handwerkliche Seite der Präsentation, sowohl was die Sprache als auch die technische Qualität betrifft. Kudos dafür! Und in den Bullets And Fists-Podcast werde ich mal reinhören.

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Re: #028 - Review: A Better Tomorrow 1, 2 & 3

Beitrag von Sir Jay » 30.05.2021, 20:06

Vielen Dank für deine konstruktive Kritik kami, auch wenn man herausliest, dass du etwas sauer bist ;)

Grundsätzlich gebe ich dir Recht. Wir haben Teil 3 recht stiefmütterlich behandelt, weil bei allen wir uns alle ein bisschen zu sehr auf John Woo versteift haben und ursprünglich sowieso "nur" über 1 und 2 sprechen wollten, durch Markus Anliegen jedoch, den dritten mit hineingenommen haben, ihn aber dennoch als Randnotitz weggeredet haben.

Kann man uns gerne vorwerfen, dass wir den Film nicht sor ganz als Besprechungsobjekt ernst nehmen wollten, wobei der Markus ja doch noch inhaltlich fundierte Kritik äußerte. Ich selber ärgere mich auch im Nachhinein, dass ich zu dem Film nicht mehr beisteuern konnte, als dass er mich einfach nicht "erreicht" hat. Das will ich in Zukunft besser machen.

Um dennoch mal auf ein paar inhaltliche Dinge im Film einzugehen, so habe ich persönlich eben nicht den großen Reiz darin gesehen, nun einen weiblichen Actionhelden zu haben, zumal das ja damals auch nicht unbedingt das erste mal war. Michelle Yeoh hat damals auch bereits fleißig gekickt.
Und ja, wenn einen ein Film von vornherein nicht so richtig mitnimmt, dann hilft es auch nicht, wenn auf dem Papier ganz großartige Szenen beschrieben werden - sie haben nicht gewirkt. Das Finale (bzw der part davor) aus Teil 2 packt mich jedes mal - bei Teil 3 ist das für mich alles emotional belanglos.

Ein weiterer PUnkt den noch der Tom brachte, war dass die Mark Gor Figur zu keinem Zeitpunkt so gezeichnet und erzählt wurde, dass man das Gefühl bekommt, den Mark Gor aus Teil 1 fertig gebacken zu bekommen. Es war einfach nur Chow Yun-Fat der ein paar visuelle Trademarks nochmal aufgriff, aber als Fan des ersten TEils, der mehr über die Figur erfahren möchte, wird man hier etwas allein stehen gelassen.

Ganz generell zum Thema Humor und was die Kritik an der Besprechung zum zweiten Teil angeht.
Ich persönlich habe gar kein Problem mit dem Humorversuch im ersten Teil und wäre wahrscheinlich gar nicht erst darauf eingegangen, wenn es nicht doch zum Thema gemacht worden wäre. Das hat aber für mich nichts mit dem zu tun, was Dean Shek im zweiten Teil macht. Das ist für mich zu keinem Zeitpunkt ein Comedyversuch, sondern eher eine Art "fragwürdiges" Schauspiel? Selbes gilt für die Reisszene.

Kann man imo überhaupt nicht mit vergleichen, aber am Ende ist es wohl wirklich so, dass sich Leute mit verschiedenen Weltanschauungen und verschiedenem Sinn für Humor über verschiedene Szene echauffieren, während andere diese abfeiern und umgekehrt.

Man kann jetzt sicher noch weiter diskutieren, was wir an Teil 2 evtl überbewertet und bei Teil 3 unterbewertet haben, aber ich ziehe für mich aus deiner Kritik auf jeden Fall heraus mit "ungewollten" Besprechungsobjekten ernsthafter umzugehen.

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Re: #028 - Review: A Better Tomorrow 1, 2 & 3

Beitrag von kami » 30.05.2021, 20:40

Klar passt Teil 3 nicht wirklich zu den "Vorgängern", ich habe ihn irgendwann einfach als eigenständiges Werk mit etwas nettem Fanservice wahrgenommen und akzeptiert. Und Anita Muis Figur war hier eben nicht einfach ein weiteres Girl with Guns a la In The Line of Duty, sondern eine waschechte tragische Bloodshed-Heldin, vielleicht die einzige ihrer Art im Hongkong - Kino. Deswegen muss man den Film nicht lieben (was ich durchaus tue), aber ein klein bisschen mehr Respekt hat ABT3 imo schon verdient.

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Re: #028 - Review: A Better Tomorrow 1, 2 & 3

Beitrag von Sir Jay » 31.05.2021, 08:37

Bei mir ist dieses Gefühl leider nicht rübergekommen. Ich habe sie den ganzen Film über als sehr kalt und abgehoben wahrgenommen.

Anita Mui hat für mich aber auch (ohne das wertend zu meinen) von Natur aus ein sehr "überhebliches" Anitlitz. Ähnlich wie bei Jack Nicholson, der von Natur aus sehr diabolisch aussieht.

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Re: #028 - Review: A Better Tomorrow 1, 2 & 3

Beitrag von kami » 31.05.2021, 08:49

Als weibliche Waffenschmugglerin in Saigon kann Muis Figur halt einfach nicht so unbeschwert auf Buddy machen wie Mark und Ho im ersten ABT. Finde ich völlig nachvollziehbar.
Ein Hauptproblem des Films scheint mir schon der Name und die dadurch geweckten Erwartungshaltungen zu sein. Hätte man ihn nur unter seinem Untertitel "Love And Death In Saigon" veröffentlich, wäre vermutlich viel gewonnen gewesen.

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Re: #028 - Review: A Better Tomorrow 1, 2 & 3

Beitrag von Sir Jay » 31.05.2021, 09:04

Das will ich nicht abstreiten, allerdings hielten sich meine Erwartungshaltungen zurück, da ich schon wusste, dass das eine Art "Anhängsel" ist.
Und wenn ich überlege, dass ABT3 aus demselben Ursprungsskript entstanden ist wie Bullet in the Head muss ich halt sagen, hat John Woo aus der Vietnam Thematik deutlich mehr herausgezogen, als Tsui Hark, der mit seiner Geschichte imo recht unfokussiert umgegangen ist und imo auch keinen Punkt gefunden aus dem Ich bei Teil 3 ein Fazit ziehen könnte - bei BitH ist das völlig anders...

Das soll jetzt aber um HImmels Willen kein Tsui Hark bashing werden. Das war eine Kritik von dir, wo ich noch mal entgegen halten möchte, dass wir durchaus zur Ehrenrettung auch auf Filme verwiesen haben, die wir mögen, wie etwa die Once Upon a Time in China Reihe.

Filme wie Time and Tide und und Zu Warriors sind bereits auf dem Weg zu mir.

Und nochmal kurz zu deiner Kritik daran, wie wir mit Teil 2 umgegangen sind.
Wir haben im Cast denke ich deutlich gemacht, dass die Geschichte von Teil 2 inhaltlicher Kokolores ist, und lediglich bisschen spekuliert, wie wohl die unveröffentlichte Langfassung ausgesehen haben mag. Ich lasse die Möglichkeit offen, dass diese Fassung durchaus mehr Klarheit hätte schaffen können. Vielleicht auch nicht - egal. Ich habe den Film dennoch immer gerne herausgepickt, weil ich Chow Yun-Fats Auftreten dort immer als besonders ikonisch wahrgenommen habe - mehr als bei the Killer und Hard Boiled.
Ich neige dazu Filme zu überbewerten, wenn sie lediglich nur einzelne Szenen haben, die mir besonders gut gefallen, aber das finale aus abt2 wirkt bei mir persönlich tatsächlich am meisten, daher ziehe ich den Film gerne vor und nenne ihn stellvertrtetend für Woos Werk

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Re: #028 - Review: A Better Tomorrow 1, 2 & 3

Beitrag von kami » 31.05.2021, 09:10

Sir Jay hat geschrieben:
31.05.2021, 09:04
Und wenn ich überlege, dass ABT3 aus demselben Ursprungsskript entstanden ist wie Bullet in the Head muss ich halt sagen, hat John Woo aus der Vietnam Thematik deutlich mehr herausgezogen, als Tsui Hark, der mit seiner Geschichte imo recht unfokussiert umgegangen ist und imo auch keinen Punkt gefunden aus dem Ich bei Teil 3 ein Fazit ziehen könnte - bei BitH ist das völlig anders...
Ich kann keinen Beleg dafür finden, dass ABT3 auf dem gleichen Ursprungsskript wie BITH basieren würde. Vermutlich ist es einfach nur die gleiche Grundidee, nämliche einen Heroic Bloodshed-Film im Vietnam während des Krieges anzusiedeln. Ich finde im übrigen ABT3 tonal deutlich konsistenter und auch fokussierter erzählt als BITH, der einfach nie weiß, ob er jetzt Bloodshed-Film, Deer Hunter oder doch lieber Missing In Action sein möchte, zudem Jackie Cheung ungehemmt rumkaspern lässt und dann noch mit diesem dämlichen Autoduell gegen Ende die eher elegischen Töne zuvor plattmacht. Ich mag den Film trotzdem sehr gerne, finde ihn aber gerade nicht das positive Gegenbeispiel zu ABT3. Das einzige, was man ihm ganz klar attestieren kann, ist der deutlich höhere Blutpegel im Vergleich zum Tsui Hark-Film.

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Re: #028 - Review: A Better Tomorrow 1, 2 & 3

Beitrag von Sir Jay » 01.06.2021, 10:42

https://en.wikipedia.org/wiki/A_Better_ ... _in_Saigon
The film was directed by Tsui Hark, the producer behind the first two films in the series. John Woo wrote a screenplay for a third installment, but he never got to direct it due to having had artistic differences with Tsui during the filming of the second film. Instead, the original screenplay later became Bullet in the Head. The two films have many parallels, most notably, both being set in the Vietnam War.
Gut, habe da etwas durcheinander gebracht. Kann strenggenommen auch sein, dass am Ende für den finalen ABT3 dann doch noch ein völlig eigenes Drehbuch geschrieben wurde, aber zumindest kann man erkennen, dass beide Filme ursprünglich aus einer Filmidee entstanden sind.

Die tonalen Schwankungen in BITH habe ich übrigens immer als ästhetisches Mittel gesehen, wobei sie sich immer in einem ernsten Rahmen bewegen - wir haben hier keinen völligen tonalen Ausfälle wie bei Sammo Hungs Twinkle-Film. Und auch wenn Jackie Cheung etwas arg drüber spielt, bin ich an seinem SChicksal und dem seiner Freunde einfach deutlich mehr interessiert, als an dem Dreier Gespann in ABT3.
Vielleicht liegts daran, dass Woo klarer und und übresichtlicher erzählt und bedrohliche Situationen schafft, die in mir was auslösen.

Ich weiß nicht an welchen einzelnen Momenten ich das noch konkret festmachen kann, warum mich BITH in seinen Bann gezogen, und ABT3 völlig kalt gelassen hat.

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Re: #028 - Review: A Better Tomorrow 1, 2 & 3

Beitrag von Nachtwaechter » 01.06.2021, 12:08

So, dann will ich mich auch nochmal zu Wort melden:

Vieles ist bereits erörtert worden und da will ich mich gar nicht wiederholen.
Ich gehe mit Sergej konform, das zwischen der Comedy-Einlage in ABT1 und Dean Sheks Gesichtsmuskelkaskaden in ABT2 ein Unterschied liegt.
So eine vollkommen vom Rest den Filmes losgelöste Humoreinlage, noch dazu die einzige ihrer Art, wirkt wie in Fremdkörper im ansonsten auf ernsten Bruder-Gangster-Melodram, während Dean Sheks Ausfälle als von den Umständen gebrochene Figur im (zwar hanebüchenen aber immer ernsten) Umfeld von Teil 2 besser passt. Und so anstrengend er seine Ausfälle darstellt, und so fremdschämig ich sie damals bei Erstsichtung auch fand, heute stören sie mich deutlich weniger, auch da ich im 'Laufe der Jahre leider auf Menschen getroffen bin, die mit ihren Defiziten gar nicht so weit weg sind von dem hier Dargestellten. Aber da setzt jeder andere Maßstäbe, was auch vollkommen okay ist.

Worauf ich aber nochmal eingehen will ist meine Aussage bezüglich "Skalpel" und Holzhammer.
Vollkommen subjektiv hab ich mit Tsui Hark überbordenden vor kreativität berstenden Inszenierunsgsstil durchaus meine Probleme. Die Bebilderung läuft den Ideen immer etwas hinterher, die tonalen Sprünge sind mir als "Westler" manchmal zu gravierend. Das soll keine Pauschalaussage sein, schließlich hab ich noch gehörige Hark-Lücken bzw. liegen manche sichtungen auch schon sehr lange zurück. Ich schätze ihn für seine Vielfältigkeit, "Time and Tide" und "OUATIC" sind ganz große Lieblinge von mir, aber das Woo sich nächer an Peckinpah und Melville anlehnt und dies mit den Tugenden der Spät-80er-China-Kinos wie ich sie wahrnehme kreuzt, wirkt es auf mich viel filigraner, spricht mich mehr an. Hark ist da deutlich grobschlächtiger, will aber nicht ausschleßen das da mehr drinsteckt, wie man vielleicht auf den ersten Blick sieht.

Was diese Neujahrsfestfilme angeht, da hatte ich auch nur rudimentäre Informationen und hab mich ja dahingehend auch unsicher geäußert. Kann mir nicht vorstellen da Tatsachenbehauptungen aufgestellt zu haben. Finde das Konzept aber Interessant. (Blöderweise finde ich die Quelle nicht mehr, wo ich was dazu gelesen hatte!)

Dann viel Spaß bei "Bullet und fist" und sei gnädig mit uns, vor allem bei den Hongkongsachen ;-). Mein Podcastpartneer ist jung, sieht viele der Sachen zum ersten Mal und hat eine sehr klare Sprache. Und in den ersten 10 Folgen erfolgte bisher keine Bearbeitung. Ein Missstand, der in der Zukunft noch behoben werden soll!
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Re: #028 - Review: A Better Tomorrow 1, 2 & 3

Beitrag von kami » 01.06.2021, 18:04

Nachtwaechter hat geschrieben:
01.06.2021, 12:08
Worauf ich aber nochmal eingehen will ist meine Aussage bezüglich "Skalpel" und Holzhammer.
Vollkommen subjektiv hab ich mit Tsui Hark überbordenden vor kreativität berstenden Inszenierunsgsstil durchaus meine Probleme. Die Bebilderung läuft den Ideen immer etwas hinterher, die tonalen Sprünge sind mir als "Westler" manchmal zu gravierend. Das soll keine Pauschalaussage sein, schließlich hab ich noch gehörige Hark-Lücken bzw. liegen manche sichtungen auch schon sehr lange zurück. Ich schätze ihn für seine Vielfältigkeit, "Time and Tide" und "OUATIC" sind ganz große Lieblinge von mir, aber das Woo sich nächer an Peckinpah und Melville anlehnt und dies mit den Tugenden der Spät-80er-China-Kinos wie ich sie wahrnehme kreuzt, wirkt es auf mich viel filigraner, spricht mich mehr an. Hark ist da deutlich grobschlächtiger, will aber nicht ausschleßen das da mehr drinsteckt, wie man vielleicht auf den ersten Blick sieht.
Tatsächlich sehe ich das genau andersrum. Tsui Hark versteckt in den meisten seiner Filme (mal von so richtigen Kloppern wie The Master oder den beiden van Dammes abgesehen) zahllose Anspielungen, Querverweise und Symbolik. Meist wird zeitgenössische Realität in einem historischen oder fiktiven Kontext wiedergespiegelt, schöne Beispiele dafür sind Sachen wie die Chinese Ghost Story-Filme, Swordsman 2 oder Wicked City. ABT3 war für ihn allerdings eher eine persönliche Geschichte, immerhin wurde Tsui Hark in Saigon geboren, und anders als Bullet In The Head wurde ABT3 auch großteil direkt in Vietnam gedreht. Den Symbolismus John Woos hingegen sehe ich zwar als wirkungsvoll, aber auch relativ plump. Das immerwährende Motiv Männerfreundschaft, absurd überhöht und fernab jedes Realitätsbezuges, vermengt mit den ständig wiederkehrenden christlichen Symbolik würde ich jetzt nicht gerade als subtil oder feinsinnig bezeichnen, da wird Pathos mit der ganz großen Kelle ausgeteilt. Gefällt mir meist auch, keine Frage, ich würde die transportierten Bedeutungsebenen allerdings nicht überbewerten. Prinzipiell ist Woo schon eher ein Bauchregisseur als ein Kopfregisseur, als welchen ich wiederum Tsui Hark durchaus bezeichnen würde.

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Re: #028 - Review: A Better Tomorrow 1, 2 & 3

Beitrag von Sir Jay » 01.06.2021, 22:12

Also, dass Woo subtil sein soll, hat denke ich keiner von uns behauptet, wenn wir davon sprechen, dass sein Stil uns mehr anspricht.

Was Hark angeht, würde ich sagen, unterhalten wir uns da in einem Jahr nochmal drüber, wenn ich bis dahin hoffentlich alle Hark Werke gesehen haben werde :lol:

btw lustig, dass wir hier jetzt mehr über Hark reden, als im eigens für ihn geschaffenen Fred :lol:

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