Cold Prey und SL8N8
Originaltitel: SL8N8
Herstellungsland: Niederlande
Erscheinungsjahr: 2006
Regie: Frank van Geloven / Edwin Visser
Darsteller: Kurt Rogiers, Victoria Koblenko, Carolina Dijkhuizen, Jop Joris, Lara Toorop, Serge-Henri Valcke, Steve Hooi, Linda van der Stehen, Emiel Sandtke, Liz Snoyink u.a.
Originaltitel: Fritt vilt
Herstellungsland: Norwegen
Erscheinungsjahr: 2006
Regie: Roar Uthaug
Darsteller: Ingrid Bolsø Berdal, Rolf Kristian Larsen, Tomas Alf Larsen, Endre Martin Midtstigen, Viktoria Winge, Rune Melby, Erik Skjeggedal, Tonie Lunde, Hallvard Holmen u.a.
Zwei Filme, zweimal das gleiche Thema und im Grunde ein und derselbe Film. Obendrein aus europäischen Landen. Und iche zu faul, jeden Film einzeln zu würdigen. Darum gehe ich das Ganze einmal so an.
Die Storys:
Sl8n8: Ein paar Teenager nehmen an einer nächtlichen Tour durch ein Bergwerk teil. In diesem Bergwerk soll ein Verbrecher namens Andries Martiens sein Leben bei einem Grubenunfall ausgehaucht haben. Die Legende will, dass nun Andries Geist in dem Stollen unterwegs ist und beständig darum kämpft, mittels finsterer Rituale der Hölle entkommen zu können. Dazu bemächtigt sich der Geist der Körper der Bergwerkstourteenager und lässt diese fortan aufeinander losgehen.
Cold Prey: Ein paar Twentysomethings (oder auch recht alt aussehende Teenager) sind in Norwegen unterwegs, um ihre Snowboardskills an einer beeindruckenden Bergwand zu testen. Dabei hat einer der Snowboarder einen recht verheerenden Unfall und bricht sich ein Bein. Mühsam schleppt man den Verletzten in ein scheinbar leerstehendes ehemaliges Hotel. Dumm nur, dass man dabei den eigentlichen Hausherren ziemlich verärgert, zumal dessen liebstes Hobby darin besteht, unliebsamen Besuch zu meucheln. Das große Sterben kann beginnen ...
Was beide Horrorfilme aus europäischen Landen beweisen, ist, dass auch Europa in der Lage ist, astreine Slasher zu fabrizieren, ohne sich dabei an den allgemeinen Trend amerikanischer Slasher anbiedern zu müssen und das blutige Treiben in irgendeiner Form ironisch zu brechen. Beide Filme kommen so trocken und humorlos daher, als habe es die Genrerenovierung dank Scream nie gegeben. Dieser Ansatz ist im Zuge diverser pseudoselbstironischer Slasher aus amerikanischen Landen eine echte Wohltat und steht beiden Filmen erstaunlich gut.
Dafür steht ihnen ihre altmodische Anmutung in anderen Belangen ein wenig im Wege. So sind die Killer einfach zu omnipräsent und immer gerade da, wo es „brennt“. Die Opfer sind allesamt farb- und gesichtslos und genauso luschig unterwegs wie anno Freitag der Dreizehnte oder Halloween Part 50, in denen die Opfer niemals zurückschlagen dürfen, sondern maximal wegrennen und sich irgendwann in ihr lebensaushauchendes Schicksal fügen. Das ist im Großen und Ganzen etwas zu ewig gestrig und will auch nicht wirklich gefallen.
Dass die Charaktere bis auf die zwei Figuren, die am Ende dann noch halbwegs auf den Beinen stehen, so gut wie gar nicht ausgeformt werden und nur als reines Kanonenfutter dienen, ist bei dem Old School Ansatz alles andere als unerwartet, wirkt sich aber auch alles andere als förderlich auf die Spannungskurve aus. Auch übernahm man die Amislasherregel, dass Slasherteens dicke Moppen haben müssen, viel schreien sollten und sich ansonsten in allen Situationen herzlich dämlich anstellen müssen. Kurzum: Abgesehen von der kaltschnäuzigen Art der Killer und des recht rigorosen Umganges mit dem Figureninterieur ist hier nicht viel los in Hinblick auf: Das alte Europa zeigt dem jungen Amerika, wo der Slasherbauer den Most holt.
Doch Moment, so gnadenlose Abklatsche der Amistreifen bekommt man letztendlich dann doch nicht geboten. Denn beide Streifen zehren auch und vor allem von ihren Settings, die man so in den amerikanischen Streifen dann doch eher selten sieht. Ein Bergwerk ist nämlich alles andere als wirklich vielgesehen im Slashergenre und auch das Setting im ewigen Eis bei Cold Prey rockt amtlichst die Bude. Auch wenn beide Filme aus ihrem Setting schlicht und ergreifend nicht alles herausholen. Sl8n8 blamiert sich dabei vor allem bei der Anberaumung der Tatsache, dass man nicht mehr aus dem Stollen herauskommt, nur um mitten im Film genau diesen Umstand für komplett nichtig zu erklären und ein paar Szenen einzubauen, in denen die Protagonisten lustigerweise in dem Stollen ein- und ausgehen, wie es ihnen beliebt.
Cold Prey ist dahingehend etwas konsequenter, begeht aber den großen Fehler den Schauplatz zu sehr in das alte Hotel zu verlegen und die grandios weißen Landschaft um das Hotel herum leider NUR in dem optisch saugeilen Showdown einzubeziehen. Gerade diese Szenen an der Gletscherspalte sind eine echte Wohltat fürs Auge und wirklich mal eine Art Novität im Genre. Wo vor allem Sl8n8 zu gefallen weiß, ist der Background des Killers, der sehr liebevoll ausgearbeitet wirkt und wirklich Spaß macht. Schade, dass der Streifen dann nicht einfach eine echte Personalisierung des Killers anbietet, sondern eben seinen Geist zwischen den Teeniekörpern switchen lässt. Diese wirken nun alles andere als bedrohlich, auch wenn man ihre Gesichter noch so sehr weiß anmalt. Auch die ganze Witchboardscheiße (Ouijaboard – wies neudeutsch heißt ;-) ) hätte man sich ruhig sparen können und statt auf den Geisteransatz komplett auf einen unbesiegbaren Killer setzen sollen.
Das macht dann Cold Prey, unterfüttert seinen Killer aber nur mit spärlichen Informationen, was den riesigen Berg von einem Mann aber noch einen Zacken mehr Bedrohlichkeit verleiht, weil er so noch weniger einschätzbar wird, was seine Ziele angeht. Dafür unterliegt dann Cold Prey wieder in der Splatterabteilung. Denn Cold Prey setzt nur auf absolut saubere, kaum blutige Hack and Slay Einlagen, die nett umgesetzt wurden und auch einen Hauch schwarzen Humors transportieren (etwa wenn ein Überbabe nur wenige Zentimeter von den rettenden Freunden entfernt zerhackt wird), letztendlich aber recht harmlos bleiben. Wirklich eklig geraten eigentlich nur die Einlagen um das gebrochene Bein des einen Charakters. Dagegen geht Sl8n8 gleich direkt in die Vollen. Abbe Köppe, offene Wunden und eine ziemlich derbe Enthauptung mittels Spaten auf Höhe des Oberkiefers, die zudem lang und breit ausgespielt wird, machen ordentlich Laune, von einigen angeschlagbohrmaschintem Teens ganz zu schweigen ;-). Sl8N8 macht seinem Namen wirklich alle Ehre.
Was bleibt sind zwei Slasher, die bis auf wenige Ausnahmen im 08/15 Brei des amerikanischen / gewöhnlichen Slasherfilms absaufen. Der Verzicht auf die ironischen Brechungen, liebevoll ausgearbeitete bzw. brachiale Killerfiguren sowie unverbrauchte und reizvolle Settings bilden eigentlich die wesentlichsten Unterschiede. Ansonsten sterben auch hier nur schöne Menschen unschöne Tode ... Dabei liegt Cold Prey wegen seines herrlichen Settings und seiner sympathischeren, beherzter auftretenden Figuren etwas vor Sl8n8, der ein paar deutlichere Mängel vor sich herträgt und ab und an vor allem die Logik weit außen vor lässt ...
Cold Prey:
Sl8N8:
Beide Streifen kommen in Deutschland jeweils ab 16 freigegeben uncut und in ordentlicher Bild- und Tonqualität. Sl8N8 kommt von Legend (UFA) und Cold Prey von Sunfilm.
In diesem Sinne:
freeman