[CD] Green Jellÿ - 333

Eindrücke, Klangchecks aktueller aber auch älterer Scheiben im Review. Dazu Musik DVDs und Konzertberichte.

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Vince
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[CD] Green Jellÿ - 333

Beitrag von Vince » 07.08.2007, 15:04

Green Jellÿ
333 (1994)

Bild

Technische Daten
Vertrieb: Zoo Entertainment
Laufzeit: 36:55 Min.
Anzahl der Tracks: 11
Extras: Keine
Booklet: 12 Seiten
Verpackung: Jewelcase

Tracklist

01. Carnage Rules (3:32)
02. Orange Krunch (3:35)
03. Piñata Hed (3:53)
04. Fixation (2:22)
05. The Bear Song (2:42)
06. Fight (2:05)
07. Super Elastic (2:40)
08. Jump (4:03)
09. Jerk (2:59)
10. Anthem (5:52)
11. Slave Boy (2:59)

Kritik
Die Ärzte nennen sich gemeinhin “Die beste Band der Welt”... aus Berlin. Green Jellÿ pflegen es mit dem Gegenteil aufzunehmen - eigener Aussage nach stellen sie “The World’s Worst Band” dar. Damit stehen sie nicht alleine da. Joey Ramone nannte sie nach einer gemeinsamen Tour “the worst (and messiest) band to ever open for the Ramones”, was postwendend von den Beschimpften freilich als Kompliment aufgenommen wurde. Zu Anfang ihrer Karriere war es außerdem beinahe schon ein Running Gag, dass das Publikum vor jedem Konzert mit Wackelpudding schmiss.
Der selbstironische Umgang mit dem eigenen Image deutet schon darauf hin, welchen Stil Green Jellÿ verfolgen... doof knattern wollen sie und den Zeitgeist der frühen Neunziger Jahre verarschen.

Dass die Band, die stets unzählige Sänger an Bord hatte - sogar Maynard James Keenan war mal dabei und hat wahrscheinlich hierher auch die selbstironische Note, die er seiner heutigen Band Tool einimpft - aber in den Neunzigern hängen geblieben ist, beweist den fehlenden Willen zur Weiterentwicklung. Denn obwohl immer noch getourt wird, handelt es sich bei dem vorliegenden, schon 1994 veröffentlichten “333" um das bislang letzte Album der Fun-Hardrocker aus dem schönen Staate New York.

“333" ist so was wie ein Konzeptalbum, denn es erzählt eine Comicgeschichte, die im Booklet erzählt wird. Für alle, die in der Konzeptlastigkeit etwas mit Niveau erwarten, hält das Backcover die richtige Antwort parat: “Stupid” steht ganz oben nämlich als Duden-Definition, “Lacking in intelligence, simple, slow, dense, simple minded, dimwitted, feeble, thickheaded, sluggish, lethargic, Green Jellÿ. Lacking mental an dphysical alertness and activity.”

Und so ungefähr gestaltet sich die Story um einen “biologischen Computerchip” namens “333", der in einer Hommage an die 50er Jahre ausartet. 2007 veröffentlichte Devin Townsend mit “Ziltoid the Omniscient” eine ähnliche, aber bei weitem nicht so chaotische Geschichte.

Soundtechnisch gibt es elf ultrakurze und ziemlich deftige Hard Rock-Nummern mit vielen Gitarrensolos, bei denen sich die Sänger abwechseln, oft aber eher gegröhlt als gesungen wird.
“Piñata Hed” fühlt sich beispielsweise an wie die Verarsche eines Slash-lastigen Guns ‘N Roses-Songs, bei “Fixation” wird mit Kopfstimme herumgekreischt, dass den Aliens aus “Mars Attacks” in kürzester Zeit der Schädel platzen würde und “Jump” ist die Verarsche eines gleichnamigen Van Halen-Songs. Den Vogel schießt aber “The Bear Song” ab, das mit einem groovigen Rhythmus stets den Refrain “The Bear went over the Mountain” wiederholt. Das Stück ist übrigens auch im Film “Dumm und Dümmer” zu hören, wenn Harry und Lloyd in der Raststätte sitzen und Pommes futtern.

“Anthem”, mit über 5 Minuten mit Abstand der längste Song, scheint ein Livestück zu sein, könnte des merkwürdigen Aufbaus wegen aber auch die Verarsche eines solchen sein. Da wird dem Publikum ständig “oh yey, oh yey, you’re beautiful” ins Ohr gesäuselt und selbiges ist ganz begeistert. “Slave Boy” macht die 37 Minuten mit Bongos, Trompete und einem Frauenchor dann voll und zu Ende ist ein trashiges Fun-Rockalbum, das blöd ist, und auch schlecht, sehr sogar, aber Laune macht. Sofern man in den 90er Jahren schon Rocksahne geschnabelt hat.
:liquid6:

Extras
Njet!
:liquid0:

Artdesign
Stilecht aufgemacht wie ein Comicheft, verfolgt die Band den schon vormals eingeschlagenen Weg, auf andere Medien auszulenken. Das Vorgängeralbum erschien nämlich zuerst als Video und dann erst als CD, die dann als "Soundtrack" bezeichnet wurde. Als ich die CD vor rund 10 Jahren kaufte, ließ ich mich ehrlicherweise auch mit vom Cover leiten...
:liquid7:

Fazit
Vielleicht mal ganz interessant, wenn man wissen will, woher Tool ihre mitunter aufblitzende Selbstironie generieren oder wieviel Spaß es machen kann, ein Konzert in fluffigem Comic-Kostüm zu bestreiten. Die CD dürfte inzwischen allerdings etwas schwerer aufzutreiben sein.

Testequipment
AIWA NSX-SZ315

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Die Comicstrecke aus dem Booklet:
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Frances TM
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Beitrag von Frances TM » 08.08.2007, 17:55

Da sag noch einer du wärst zu scheuklappenbehaftet. Oder bist du über Tool auf die aufmerksam geworden, wie in dem Fazit anklingt? ;) Wenn solche Bands solche Bands wirklich beeinflussen muss ja doch was dran sein.
Wie Jack Black zu pflegen singt: "It doesn't matter if it's good, it only matters if it rocks."

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Beitrag von Vince » 08.08.2007, 19:33

Frances TM hat geschrieben:Oder bist du über Tool auf die aufmerksam geworden, wie in dem Fazit anklingt? ;)
Nee, die CD hab ich mir vor 10 oder 11 Jahren gekauft, da wusste ich noch gar nicht, was Tool ist... ich hab auch erst vor ein, zwei Jahren erfahren, dass Keenan (und übrigens auch Tool-Drummer Danny Carey) mal in der Band war.
Er hat wohl in dem Hit "Three Little Pigs" vom Vorgängeralbum folgende Zeile singen dürfen: "Not by the hair of my chinny chin chin". :lol:

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