bzw.
Originaltitel: Shadow Puppets
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2006
Regie: Michael Winnick
Darsteller: Jolene Blalock, James Marsters, Tony Todd, Marc Winnick, Natasha Alam, Diahnna Nicole Baxter, ...
Trailer:
http://www.blairwitch.de/index.php?seit ... ilerid=252
Wer sich von „Shadow Puppets“ (2007) Originalität und/oder frische Impulse für die zur Zeit etwas kraftlose B-Movie-Horror-Landschaft erhofft, wird seine Suche wohl, unabhängig der keineswegs völlig zu verwerfenden Qualität des vorliegenden Werks, notgedrungen fortsetzen müssen, da allein die Ausgangslage diverse andere Produktionen der jüngeren Vergangenheit in den Sinn ruft, die allesamt bereits ähnliche Ansätze, Strukturen und inhaltliche Elemente aufgriffen. Im Grunde vereinte Regisseur und Drehbuchautor Michael Winnick zwei geläufige Konzepte miteinander – nämlich das eines klassischen Creature-Features mit dem der aus Veröffentlichungen wie „Cube“ (1997) oder „House of 9“ (2005) bekannten Prämisse, dass verschiedene einander fremde Personen an einem isolierten Ort wieder zu sich kommen und sich in Folge dessen einer kollektiven Bedrohung ausgesetzt sehen...
Nichts außer ein graues, aus Shirt und Höschen bestehendes Unterwäsche-Ensemble am Leibe, findet sich Kate (Jolene Blalock) unmittelbar nach ihrem Erwachen aus einer tiefen Bewusstlosigkeit inmitten äußerst verstörender Umstände wieder: Eingesperrt in einem weißen Raum mit abgepolsterten Wänden, der den verdächtigen Eindruck einer „Gummizelle” erweckt, ist sie unfähig, sich an etwas zu erinnern, was selbst ihren eigenen Namen mit einschließt. Geleitet von aufkeimender Panik, das Gedächtnis wie ausradiert, versucht sie sich umgehend lautstark bemerkbar zu machen – allerdings ohne Erfolg. Als wäre das nicht längst genug, einem das Blut in den Adern gefrieren zu lassen, ertönen schon bald markverzehrende, beinahe monströse Laute, deren unbekannter Ursprung sich um sie herum durchs Gebäude zu bewegen scheint und dabei zugleich die Stromversorgung beeinflusst, welche kurzzeitig aussetzt, als (vom Gefühl her) irgendetwas auf der anderen Seite der Sicherheitstür den Korridor passiert. Aufgrund der Spannungsschwankung entriegelt sich jedoch das elektronische Schloss, so dass es ihr daraufhin möglich ist, in den Gang hinaus zu treten, wo sie eine ganze Reihe identischer Zellen entdeckt – sowie in einer von ihnen den unter denselben Symptomen leidenden, ähnliche Kleidung tragenden Jack (James Marsters)…
Gemeinsam erkunden sie nun die wie Kellergewölbe einer Klinik anmutenden Örtlichkeiten, wobei sie im Zuge dessen auf einen gehirntoten, an ein zerstörtes medizinisches Gerät angeschlossenen Mann und insgesamt sechs weitere, ihr aktuelles Schicksal teilende Personen treffen – unter ihnen die verängstigte Stacy (Diahnna Nicole Baxter), der Nerd Charlie (Marc Winnick), die freizügige Schönheit Amber (Natasha Alam) und der hünenhafte Steve (Tony Toddy), den sie in Ketten gelegt vorfinden. Abgesehen von blutbeschmierten Wänden fehlt vom Personal (Ärzte, Schwestern, Wächter etc) jegliche Spur, den einzigen Ausgang hält das Computersystem verriegelt. Eine vertrackte Situation, die gar noch bedrohlicher wird, als sie feststellen müssen, dass einige der vom spärlichen Licht geworfenen Schatten ein mysteriöses Eigenleben führen, denn aus genau diesen besteht eine Art Wesen, welches sie fortan in regelmäßigen Abständen angreift und dabei einen nach dem anderen aus ihrer Mitte heraus ins Jenseits befördert. Es offenbart sich die Sachlage, dass ein ambitionierter Wissenschaftler eine Apparatur entwickelt hat, mit welcher er die im Gehirn hinterlegten menschlichen Identitäten löschen kann, um auf diese Weise, quasi per Zurücksetzen der Persönlichkeit, seine Patienten zu heilen – ihre erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten bleiben dabei bestehen, die geistigen Fesseln der charakterlich prägenden Vergangenheit allerdings nicht mehr. Leider ging bei der Anwendung des Geräts etwas schrecklich schief. Diese Informationen, wie auch ihre jeweilige Vita, entnehmen die bis dato Überlebenden aufgetanen Aktenaufzeichnungen – nur finden sie wenig später heraus, dass der betreffende Vorgang insgesamt acht Mal durchgeführt wurde, was zwangsläufig bedeutet, dass einer von ihnen lügt sowie über alles im Bilde sein muss…
Diese Erkenntnis lässt einen unweigerlich an „Saw 2“ denken, gepaart mit einer gehörigen Dosis des aus Genre-Klassikern wie „the Thing“ oder „Body Snatchers“ geläufigen „der Feind unter uns“-Motivs. Eingangs ist einem diese wesentliche Uneigenständigkeit relativ egal, denn „Shadow Puppets“ eröffnet in Gestalt eines gelungenen ersten Akts, der eine düstere Atmosphäre etabliert und aus seinen Fragen bzw schleierhaften Gegebenheiten (z.B.: Wer und wo sind sie, was ist geschehen, warum tragen sie eigentlich derartige Kleidung?) eine passable Basis an Spannung zu generieren vermag. Die anfängliche bedrückende Stille wird effektiv von Kate´s lautstarken Befreiungsbemühungen und den Angst-einflößenden Klängen außerhalb des weißen Raumes zerschlagen, letzterer bildet einen schönen optischen Kontrast zu den düster-dreckigen Gängen, in welche sich die Handlung kurz darauf verlagert. Unsicherheit und Misstrauen dominieren diesen Teil des Verlaufs – wem kann man tatsächlich trauen, weshalb tritt Amber derart sorglos auf, dass sie ohne Bedenken „zur Beruhigung“ nackt in einen Pool steigt sowie undurchschaubar lächelnd Aussagen wie „We´re all going to die“ tätigt, so als wisse sie mehr oder habe innerlich bereits aufgegeben. Die Protagonisten müssen, von der Struktur her manchen Videospielen nicht unähnlich, nach Hinweisen und Antworten suchen, einen Ausweg finden und zugleich eine übernatürliche Gefahr abwehren. Die Einrichtung ist verlassen, abgeriegelt und weist blutige Kampfspuren auf, Leichen verschwinden von der einen auf die andere Minute, in jedem der reichhaltig vorhandenen Schatten könnte der Tod lauern. Eine ansprechende Ausgangslage – an und für sich mit genügend Potential, eine ergiebige Entfaltung der Ereignisse zu gewährleisten…
Leider verließ sich Winnick nicht allein auf das stimmungsvolle Ambiente sowie die aus dem Zusammenspiel der Charaktere heraus entstehende Spannung, etwa im Stile des 2006er Thrillers „Unknown“, sondern reicherte seine Story mit einer gehörigen Portion Monster-Horror an – das Problem ist nur, dass dies weder subtil noch unter der Verwendung zufriedenstellender F/X geschah. Einigen netten Andeutungen folgend, dauert es nicht lange, bis wir das Schattenwesen in seiner „vollen Pracht“ präsentiert erhalten – und während einige Einstellungen zweifellos gut aussehen, wie etwa als es sich im Wasser eines Schwimmbeckens ausbreitet, ruft die über weite Strecken unterdurchschnittliche CGI-Arbeit einen eher lächerlichen Eindruck hervor, der zumindest mir den Großteil meiner bis dato sehr positiv gestimmten Laune raubte. Wie eine dichte schwarze Rauchwolke, die übrigens Ähnlichkeiten mit jener in der Serie „Lost“ aufweist, bewegt es sich an den Wänden entlang – nur um im richtigen Augenblick „feste Gestalt“ anzunehmen, mit seinen Tentakel-ähnlichen Gliedmaßen nach Opfern zu schnappen und sie auf diese Weise gar aufzuspießen. Abgesehen von der arg künstlich ausschauenden Kreation beschneiden zwei weitere Ergänzungen die ursprünglich gewiss als beunruhigend-geheimnisvoll angedachte Aura – nämlich die Entscheidung, diesem abstrakten Rauchbündel eine verzerrte, blau schimmernde „Monster Vision“ sowie ein angedeutetes, von zwei hell leuchtenden Augen dominiertes Dämonengesicht zu verleihen. Was mich immer wieder verwundert und verärgert, das sind schwache digitale Effekte bei kleineren Produktionen: Manchmal ist es klar, dass man mit der eingeschränkten zur Verfügung stehenden Budgethöhe keine Höchstleistungen vollbringen kann bzw erwarten darf – aber in Fällen wie diesem hätte man augenscheinlich mit weniger deutlich mehr erreichen können, was für alle sicher die dienlichere Lösung gewesen wäre. Zudem ist die Erklärung, um was genau es sich bei dem Wesen überhaupt handelt, zu allem Überfluss gar noch bescheidener als seine dürftig animierte Gestaltung ausgefallen…
Die Besetzung an sich ist, weder von den Namen noch abgelieferten Leistungen her, sonderlich stark – obgleich nicht uninteressant: Jolene Blalock (TV´s „Star Trek: Enterprise“/„Slow Burn“) besitzt einen wohlgeformten Körper und sehr anregende Gesichtszüge, aber leider nicht die nötige Tiefe als Schauspielerin, um den Film zu stützen, was eigentlich von ihrem Part verlangt wird. In einigen Szenen wirkt sie auffällig hölzern, trägt ihre Dialogzeilen ohne Emotionen vor, so als würde sie ihren Text einfach nur frei von Anstrengungen runterspulen, was letzten Endes in einer pauschal mäßigen Leistung resultiert. Sie agiert in etwa auf einer Höhe mit ihrem Screen-Partner James Marsters, der den meisten Zuschauern als „Spike“ in den Joss Whedon Serien „Angel“ und „Buffy the Vampire Slayer“ vertraut sein dürfte. Einen nachhaltigen Eindruck vermag auch er nicht zu hinterlassen, ganz im Gegensatz zu Tony Todd („the Rock“/„Candyman“), der allein schon aufgrund seiner markanten Stimme und körperlichen Statur eine auffällige Präsenz vorweist und dessen trockene Sprüche das Geschehen angenehm auflockern – der erst im Kontext zu verstehende Satz „Mental-Patients don't get Bikini-Waxes!“ kommt einem da unweigerlich in den Sinn. In mehrfacher Hinsicht bleibt einem die attraktive, in Usbekistan geborene Natasha Alam („City. Park City.“) positiv in Erinnerung, die das psychisch nicht ausnehmend stabile Model Amber ansehnlich verkörpert. Marc Winnick („Hunting of Man“), der Bruder des Regisseurs, tritt solide auf, Diahnna Nicole Baxter („F*ck You, Pay Me!“) hingegen war mir augenblicklich unsympathisch und konnte mich folglich wenig überzeugen. Die restlichen Akteure sind nicht der Rede wert…
Das Drehbuch bedient sich ungeniert zahlreichen Vorbildern – von den bisher genannten bis hin zum letztjährigen „the Shadow Walkers“ – bloß fügt es dem verbreitet bekannten Grundkonzept keinerlei echte Innovationen hinzu, um sich genügend abheben zu können. Das wäre ja im Prinzip nicht übermäßig schlimm – wenn denn die Rahmenbedingungen stimmen würden, was aber leider ebenso nicht der Fall ist: Zusätzlich zu den schwachen F/X ist die Handlung arg simpel gestrickt, einige der ohnehin überwiegend mauen Dialoge kratzen gar an der Schmerzgrenze, die gebotenen Erklärungen fallen ausnahmslos banal aus. Auf der anderen Seite der Medaille ist das Sound-Design effektiv, Jonathan Hale´s („Dreamland“) Kamera- sowie Luke Hutton´s („Sacrifice“) Editing-Arbeit gehen jeweils in Ordnung, die begrenzten Locations erfüllen ihren Zweck und reichen dementsprechend als angemessenes Setting vollkommen aus. Die größten Probleme, welche den Gesamteindruck letzten Endes unter den glatten Durchschnitt drängen, finden sich in folgenden Tatsachen: Das Werk nimmt sich viel zu ernst, während die eigentlich furchteinflößend gedachte Kreatur teils unfreiwillige Komik versprüht, der Spannungsgrad ebbt nach dem ersten Drittel spürbar ab und geht simultan mit einigen Tempo-Problemen im Mittelstück einher, das offenkundliche Potential der Materie verbleibt unzureichend ausgeschöpft…
Fazit: Insgesamt lieferte Michael Winnick („Deuces“) mit „Shadow Puppets“ handwerklich brauchbare Kost ab, die fraglos verschiedene reizvolle Momente vorzuweisen vermag – diesen gegenüber stehen jedoch geringfügig mehr Schwachpunkte, welche im Vergleich schlichtweg gewichtiger anmuten. Umfangreichere finanzielle Ressourcen und ein reichhaltigeres Skript hätten eine Menge bewirken können – so aber bleibt nur ein weiterer recht belangloser Horror-Thriller der „Kategorie B“, dem man (spätestens) im Fernsehen nichtsdestotrotz mal eine Chance geben kann…
Einer deutscher VÖ-Termin ist mir (noch) nicht bekannt - in den USA ist der Film allerdings bereits auf DVD zu haben...
Shadow Puppets
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