Shoot 'Em Up

Der Action Film der 80er, der 90er und heute.
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Fäb
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Shoot 'Em Up

Beitrag von Fäb » 21.09.2007, 02:03

Shoot 'Em Up

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Originaltitel: Shoot 'Em Up
Herstellungsland: USA
Produktionsjahr: 2007
Regie: Michael Davis
Darsteller: Clive Owen, Paul Giamatti, Monica Bellucci, Stephen McHattie, Greg Bryk, Daniel Pilon, Sidney Mende-Gibson, Lucas Mende-Gibson, Kaylyn Yellowlees, Ramona Pringle, Julian Richings u.a.

Möhrenfan freeman verkündet:

"Ich bin die Supernanny und ich bin gefährlich ..."

Aufblende ... stahlblaue Augen starren in den Zuschauersaal. Jumpcut ... ein wettergegerbtes Gesicht beherrscht die Leinwand, ein Westernthema ertönt und etwas wird aus dem Off zwischen die Zähne des Kerls geschoben. Nein, keine Fluppe, kein Streichholz sondern eine ... nein, das kann nicht sein ... oh doch ... eine Möhre! Beherzt beisst der Typ in das vitaminreiche Gemüse, kommt allerdings gar nicht dazu, das Möhrchen komplett zu verspeisen, wird er doch Zeuge, wie ein Typ eine Schwangere bedrängt. Der Möhrenfan beschließt, sich der Sache anzunehmen, rammt dem Kerl seine Möhre durch den Hinterkopf und findet sich unversehens in einer ausufernden Ballerei mit einem Haufen Goons wieder, die seltsamerweise alle den Tod der Schwangeren wollen. Unser Held ... nennen wir ihn Mr. Smith ... nietet daraufhin alles um, was der Frau zu nahe kommt und kümmert sich gleichzeitig um die Entbindung des Neugeborenen. Am Ende durchtrennt er die Nabelschnur mit seiner Automatik, greift sich Mutter und Kind und flieht vor der mordgeilen Meute. Auf der Flucht wird die Mutter tödlich verletzt und Mr. Smith sieht sich fortan in der Pflicht, sich um das Kind zu kümmern. Und das heißt in erster Linie, sein Leben zu beschützen, koste es, was es wolle. Dass das bedeuten würde, dass Mr. Smiths Lieblingsnutte zur Ersatzmama mutieren könnte, konnte freilich keiner ahnen. Genauso wie die Baddies nicht ahnen konnten, dass da jemand ist, der die Hintergründe des Mordes an der jungen Frau aufklären will ...

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So beginnt die ultimative Rückbesinnung auf eine Zeit in der Filmgeschichte, in der sich die publikumswirksamsten Attribute eines Filmes wie folgt darstellten: Arschcoole Helden jetten mit prall bemoppten Girls in ultramännlichen Karossen durch eine nur rudimentär vorhandene Geschichte und knallen in Endlosballereien mit Endlosmagazinen endlose Vorräte an Goons über den Haufen. Am Ende ist die Welt um einiges an menschlichem Unrat befreit und der Held greift trotz seiner etwas beschränkt wirkenden Kommunikationsfähigkeit, die sich von One Liner zu One Liner hangelt, die prallbusige Überbraut ab. Geht halt wirklich nix über einen guten Charakter. Und damit ist die Story von Shoot 'Em Up auch schon hinlänglich kritisiert. Denn sie ist im Grunde schlicht und ergreifend nicht vorhanden. Doch Shoot 'Em Up weiß das und spielt sogar mit diesem Umstand. Beispielsweise erfahren wir nicht einmal den wirklichen Namen des Helden und über seinen Background sind wir am Ende genauso schlau, wie bei der eröffnenden Aufblende. Zwar werden viele Vermutungen im Bezug auf Mr. Smiths Vergangenheit ausgesprochen, verifiziert werden sie aber zu keinem Zeitpunkt. Auch alle anderen Figuren definieren sich ausschließlich über das, was sie tun. Das mag vielen Zuschauern viel zu wenig sein, doch dem echten Actionfan dürfte hierbei wahrlich das Wasser im Munde zusammenlaufen. Keine ewigen Storyanbahnungen, keine Füllszenen, kein Muschiebubuhkram ...

Shoot 'Em Up soll rocken. Und Shoot 'Em Up rockt! Und zwar mächtig gewaltig. Dem Regisseur Michael Davis sei die Idee zu Shoot 'Em Up bei der Ansicht des John Woo Klassikers Hardboiled gekommen. Und das merkt man. Denn Michael Davis legt das größte Augenmerk auf gigantische, genial durchchoreographierte Shoot Outs, die kein Auge trocken lassen. Schon in der Einstiegsballerei hagelt es einen ganzen Berg an Toten. Dabei wird nicht nur einfach mit Körpertreffern gearbeitet. Gott bewahre! Gliedmaßen werden abgeschossen, Körper durchlöchert und sogar ein Skalp abgeschossen! Der Held fliegt derweil durch die Gegend, hechtet durch Glasscheiben, rutscht über den Boden und slidet dabei so elegant umher, wie weiland Chow Yun Fat in den alten Wooklassikern. Und damit wäre der erste Shoot Out an genialen Ideen nur angerissen. Jedes actionhungrige Auge wird hier noch viel mehr kleine Details finden. Und Möhrenfans werden ganz nebenbei leibhaftig Zeuge, wie ihr Lieblingsvitaminspender zum absoluten Kultgegenstand (und genialen Running Gag) erhoben wird ...

Davis versucht im weiteren Verlauf permanent die jeweils vorangegangene Actioneinlage zu toppen. In einer sterben dementsprechend so viele Goons, dass es für einen ganzen Durchschnittsactionfilm locker reichen würde. In der Nächsten klotzt Shoot 'Em Up mit einer halsbrecherischen Stunteinlage des Helden inmitten eines wüsten Geballers. Kurz darauf gibt es die obligatorische Autoverfolgungsjagd, bei der die Zahl verschossener Kugeln Legion ist und der Held schon einmal durch seine eigene Windschutzscheibe kracht, um darauf im gegnerischen Gefährt zu landen und dort alle Goons aus nächster Distanz abzuknallen. Und als wäre all das nicht schon genug, springt man irgendwann auch aus einem Passagierflugzeug und beharkt sich im Flug! Dabei wird nicht nur plump geballert. Nein, auch diese Einlage strotzt vor choreografischen Ideen und endet mit dem Einschlag eines kleineren Zwischengegners in einem Helikopterrotor! Und das Coolste daran ist: Die eigentlich genialste Einstellung dieser Actioneinlage kommt erst noch. Kurzum: In Shoot 'Em Up brennt die Luft und rotiert die Möhre ... zwar dreht dabei das Treiben immer mehr ab und landet schon im ersten Shoot Out die Logik waidwund in irgendeiner Ecke, aber wen juckt das bitte? Style over Substance ist die Devise der Handlung und Style over Logik die der Action ...

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In verspielter, choreographischer und bodycountmäßiger Hinsicht ist man dabei dem großen Vorbild John Woo mehr als nur nah. Einzig vom Gewaltanteil her, muss man sich geschlagen geben. Denn an die Blutfontänen eines echten John Woo Hektoliter Bloodshed Streifens traute man sich offensichtlich nicht heran. Zwar spritzt das Blut ordentlich, ab und zu kann es aber seine CGI Herkunft nicht verbergen. Und auch abgeschossene Finger oder der offen zur Schau getragene Zynismus des Streifens schaffen es nicht, Shoot 'Em Up in Richtung Blutoper zu schieben. Allerdings hat dieser Film noch immer deutlich mehr Herzblut als alle letzten PG 13 Kiddieballerstreifen zusammengenommen. Und dies ist durchaus zweideutig gemeint.

In Hinsicht auf die Begeisterung der Macher muss man vor allem den arschcoolen Clive Owen als misanthropischen Helden nennen, der alles hasst, vor allem sich selbst. Maulfaul ballert sich der Brite von einer Actioneinlage zur Nächsten, begattet Monica Bellucci, nicht ohne nebenbei auch noch ein paar Bäddies in die ewigen Jagdgründe zu schicken (blöde Spanner ;-) ) und punktet dabei mit enormer Leinwandpräsenz und einer derb machomäßigen Ausstrahlung. Redet er dann doch einmal, legt ihm das Drehbuch so ziemlich die coolsten One Liner der letzten Jahre in den Mund! Die genialsten Szenen hat Owen immer dann, wenn sein Charakter folgenden Satz hören lässt: "Wissen Sie, was ich am Meisten hasse?" Die Folge sind meist Momente, in denen Owen genau das macht, was vermutlich jeder in dieser Situation schon einmal gerne getan hätte, es sich aber niemals trauen würde. Als Beispiel sei eine Autofahrt genannt, während der Owen von einem Auto geschnitten wird. Owen ist sauer: "Was ist der Unterschied zwischen Luxuskarren und Pavianen? Bei Pavianen sitzt das Arschloch außen ...!" Er verfolgt den Wagen, dessen Fahrer sich im weiteren Verlauf der Szene noch mehrfach daneben benimmt. Owen lässt den "Wissen sie, was ich am Meisten hasse?" Satz hören, schert aus und rammt den Typ in ein parkendes Auto. Hammer! Als seine Begleiterin fungiert Monica Bellucci, die als treuherzige Hure alle Sympathien auf sich vereinen kann, ansonsten aber wirklich nur da ist, um den Helden noch besser aussehen zu lassen. Dagegen kann Paul Giamatti als Obergoon Hertz ordentlich punkten. Er ist quasi das böse Gegenstück zu Clive Owen und verhält sich genauso: Er ist arschcool, haut nur mit One Linern um sich und ist irgendwie immer Herr der Situation ... nur eben in Böse ;-). Dabei darf Giamatti ordentlich vom Leder ziehen und wild mit den Augen rollen, was im Endeffekt einen herrlich überkandidelten Bösewicht von Format ergibt. Obendrein darf sein Bösewicht Hertz auch endlich mal wieder eiskalt alles umnieten, was ihn nervt und sich damit deutlich von den letzten Weichei Bösewichten abheben. Dass er dafür dann eigentlich gar kein rechtes Motiv hat, ist genau so egal, wie die bereits erwähnte Geschichte hinter Shoot 'Em Up.

"Warum sind Waffen besser als Frauen? Für Waffen gibt es Schalldämpfer ..."


Bebildert wird der Ballerwahnsinn von einem Großen seines Faches. Peter Pau (Oscar für Tiger and Dragon) findet immer wieder die genau richtigen Einstellungen, um das zunehmend grotesker werdende Actionfestmahl zu bebildern. Er arbeitet dabei vornehmlich mit stark braunstichigen Bildern und bricht dieses Konzept nur in wenigen Momenten auf, in denen er dann mit leichtem Grünstich arbeitet. Ansonsten kommt seine Arbeit in der ehemaligen Kronkolonie Hongkong dem Film extrem zu Gute, strahlt der fertige Streifen doch die Virilität, Energie und optische Brillanz eines echten Hongkongactionpowerhouses aus ... Top. Paul Haslinger untermalt diesen Bildersturm mit einem adrenalingeladenen Score, der vor allem mit vielen Hard 'n' Heavy Tracks punktet, die zu dem bleihaltigen Treiben passen wie Arsch auf Eimer! Zwar bleiben seine Eigenkompositionen hinter den energetischen Musiktracks zurück, da es im Film aber eh ohne Unterlass kracht, fällt dieses "Manko" gar nicht weiter auf.

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Shoot 'Em Up ist ein handlungstechnisches Dumm Dumm Geschoss, das mit einem Tempo über die Leinwand plautzt, dass einem Hören und Sehen vergeht. Den mangelnden erzählerischen Verve gleicht Shoot 'Em Up mit grandioser Daueraction und enorm schwarzhumorigen, teils extrem menschenverachtenden Ideen und Sprüchen aus. Ein herrlicher Paul Giamatti und der geniale Clive Owen als coolste Sau des aktuellen Kinojahres runden den zunehmend grotesker werdenden, brutalen, lustvoll übersteigerten Actioncomic trefflich ab. Mit einem Wort: Geil!
:liquid9:

In diesem Sinne:
freeman

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Fäb fabuliert:

Ein gewisser Michael Davis, der vor vier Jahren beim Roadmovie-Backwoodslasherfun „Monster Man“ auf dem Regiestuhl verantwortlich zeichnete, nimmt auf selbigem erneut Platz und landet die ohren- und augenbetäubende, pardon, -betörende Partyballerorgie des Jahres.

Ein paar fiese Halunken und ihr leicht untersetzter, aber dafür umso besessenere Boss (mal interessant anders als sonst besetzt: Paul Giamatti) jagen in schmutzigen Gassen einer hochschwangeren Frau hinterher. Ohne Umschweife oder lästige Einführung der Figur heftet sich der ominöse Mr. Smith (Clive Owen) an deren Fersen und steht der Frau zur Seite. Was nun folgt, ist hahnebüchend und faszinierend zugleich, zum vor die Stirn klatschen und abfeiern gleichermaßen. Und doch ein fast sanfter Aufgalopp angesichts der noch folgenden Mätzchen. Dass Smith mitten im Kugelhagel zur Hebamme mutiert, versteht sich im nachhinein fast von selbst. Und dass die Mutter draufgeht, ist nunmal eine tragische Nebenwirkung, aber scheinbar nötig, damit alles weiter ins Rollen kommt und an ihrer Stelle die Bellucci treten kann. Sie mimt die Prostituierte Donna und halb freiwillig, halb zwangsweise entrinnen sie ab nun zusammen dem Kugelhagel der dunklen, ständig ballernden Schergen und decken nebenbei noch einen Politskandal auf…

Dass der thrillerplot nicht noch weiter ausgebaut wurde und recht schnell beigelegt wird – auch die trockene Art und Weise wie dies geschieht! – stört nicht im geringsten, ganz im Gegenteil. Dies erfolgt nunmal ebenso brachial und tosend wie alles andere auch und passt demnach genau ins Bild. Selbiges ist freundlicherweise nicht ständig wie von Cuttern auf Droge und im hundertstelsekunden-Takt geschnitten wie dies bisweilen Mode ist, als dass man nichts erkennen könnte. Natürlich erfolgt dies unter großzügiger Zuhilfenahmen der Maßnahmen die den Machern im Computerzeitalter so zur Verfügung stehen, doch fällt dies überhaupt nicht penetrant auf und erfüllt schlicht und einfach seinen Zweck, das Gesamtwerk besser aussehen zu lassen. Zum Bild passend ist auch die Musik! Einschlägige Kapellen wie Motörhead oder ACDC röhren dem Tempo entsprechend durch die Boxen und lassen es an nichts mangeln, so dass von Anfang bis Ende hier ein ausgewogenes Zusammenspiel herrscht.

"My god. Do we really suck or is this guy really that good?"

Ob zu Lande, mit Feuer oder in der Luft; Mr. Smith beherrscht auf, mit und in jedem Element seine Gegner fast nach belieben. Dabei steigert sich der Film immer weiter und derart ins herrlich Abgedrehte, dass man denkt es geht nicht mehr, nur um noch wieder einen drauf zu setzen. Möhren werden zweckentfremdet, Öl ist im Feuergefecht ein willkommenes Gleitmittel, Scheiben kein Hindernis und die Physik als solche ohnehin nicht weiter störend! Der ein oder andere mag vielleicht monieren, dass ein wenig mehr story der Sache noch mehr zum Mitfiebern gereichen würde. Andererseits reicht das zwar simple aber straight funktionierende take-the-baby-and-run-Prinzip als Hintergrund der frame für frame zwar abstrus-unlogisch aber unglaublich spaßig-detailreich und gekonnt in Szene gesetzten, ständig brenzligen Situationen im Grunde völlig aus. Es ist eine Freude mitanzuschauen, auf welche Art denn nun schon wieder die vermeintliche Zwickmühle aufgebrochen wird. Amüsierkino vom feinsten und aufs Brutalste. Schallendes Gejohle und Popcornparty nicht nur von der Actionpuristenfront.

Fazit: „Shoot ’Em Up“ ist ein furioses Actionfeuerwerk, das sich zu keiner Sekunde ernst nimmt und sarkastische one-liner sowie herrlich absurdeste Einfälle sondersgleichen aneinanderreiht und sich in Sachen comichafter Überzeichnung und gnadenlosem Tempo in keinster Weise etwa vor einem „Crank“ verstecken braucht. In flotter kurzweiliger Manier brettert Clive Owen durch den Film – und alles nieder was sich ihm in den Weg stellt. Nehmt euch ne Möhre, machts euch bequem und ab dafür!

:liquid8:

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Ed Hunter meint:

Bereits mit seinen Auftritten in „King Arthur“, „Sin City“ und „Children of Men“ hatte sich Clive Owen als Actionheld empfohlen, 2007 zementierte er sein diesbezügliches Potential eindeutig mit der irren Ballerorgie „Shoot Em Up“. Der Film des im Actiongenre eigentlich eher unerfahrenen Regisseurs Michael Davis, der abgeshen von der Horrorgroteske „Monster Man“ bislang nur für Romantikkomödien wie „Eins, zwei, Pie“ verantwortlich gezeichnet hatte, versteht sich als parodistische Hommage an die Heroic-Bloodshed-Klassiker eines John Woo und steht gleichzeitig in der Tradition moderner Adrenalinspektakel wie „Crank“, der jeden Hauch von Handlung bereits dem puren Tempo opferte. „Shoot Em Up“ perfektioniert diese Idee in atemberaubender Weise und markiert mit abartiger Geschwindigkeit und gigantischem Bodycount das Genrehighlight des an fetzigen Actionkrachern wahrlich nicht armen Kinojahrs 2007.

Eigentlich wartet der nette Herr mit der Vorliebe für Karotten nur friedlich an einer Bushaltestelle, als er Zeuge einer grausamen Menschenjagd wird: Eine hochschwangere Frau wird von Killern durch eine Lagerhalle gehetzt. Da kann Mr. Smith (Clive Owen) freilich nicht tatenlos zusehen, nimmt den Kampf gegen die Gangster auf und steht schließlich mit einer toten Gejagten, noch mehr toten Jägern und einem frisch geborenen Baby da. Das will er vorübergehend in die Obhut des Callgirls DQ (Monica Bellucci; „Matrix Reloaded“, „Irreversibel“) geben, muss allerdings erkennen, dass Heerscharen von Hitmen nun auch dem Baby im Nacken sitzen: Bewaffnet mit allem, was er an Schusswaffen in die Finger bekommt, macht Mr. Smith den Jägern um Mr. Hertz (Paul Giamatti) die Hölle heiß…
Recht viel mehr braucht man über die Story von „Shoot Em Up“ schon gar nicht mehr zu wissen, denn das krude Konstrukt, das letztendlich als Erklärung für die Jagd auf das Baby herhalten muss, lässt sich guten Gewissens als lächerlicher Alibiplot abstempeln. Viel eher als erzählerische hat die zentrale Rolle des Babys nämlich symbolische Gründe. Schließlich ballerte sich HK-Legende Chow Yun-Fat bereits vor über 10 Jahren mit einem Neugeborenen auf dem Arm durch John Woos legendäres Abschiedsgeschenk „Hard-Boiled“ – dessen populärem Covermotiv wollten die Autoren des irren Adrenalinrauschs „Shoot Em Up“ ein Denkmal setzen, den sie als nonstop-Orgie ironisch gebrochener und comichaft überzogener Heroic-Bloodshed-Huldigungen konzipierten.
Wer, wo, was, warum? spielt in „Shoot Em Up“ keine Rolle, einzig und allein unseren Held von einer irren Massenschießerei in die nächste zu lotsen, ist Sinn und Zweck des Drehbuchs und in seinen ausufernden Shootouts findet Davis’ Film denn auch seine unangefochtenen Höhepunkte. Und da sein Film quasi nur aus Shootouts besteht, reiht sich auch ein Höhepunkt nathlos an den nächsten. In irren Choreografien wirbelt Clive Owen aus allen Rohren bzw. vorzugsweise zwei in je einer Hand gehaltenen Pistolen ballernd durch die Luft, über den Boden oder ein Treppenhaus hinab und schickt als Schlachtvieh verheizte Badguys im Akkord in die ewigen Jagdgründe – Der Bodycount schraubt sich im Verlauf des Films in astronomische Höhen und auch an der Gewaltschraube wird stetig angezogen, bis es gegen Ende einige groteske Splattermomente zu bestaunen gibt, in denen böse Jungs von Rotorblättern zersäbelt, ihrer Extremitäten oder per Karotten (!) ihres Augenlichts beraubt werden.

„Shoot Em Up“ gibt sich dabei keine Mühe, auch nur einen Hauch von Realismus vorzugaukeln, sondern versteht sich ganz im Gegenteil als irres Krawallspektakel, das Stunts und Action genüsslich comichaft auf die Spitze treibt: Eine Schießerei über den Wolken, eine beim Sex mit Monica Bellucci und eine irre Autojagd markieren die Höhepunkte des grotesken Einfallsreichtums der Autoren, die wahrlich nicht um Ideen verlegen waren, die Hit Squads möglichst einfallsreich und kreativ den Löffel abgeben zu lassen. Als gelungener Running Gag erweist sich dabei Mr. Smiths Gewohnheit, Karotten als schärfste Waffe gegen seine Kontrahenten einzusetzen. Das i-Tüpfelchen auf den ausufernden Shootouts bildet ein exzellenter Soundtrack, der sich quer durch die Geschichte des Hard Rock ein Highlight nach dem anderen herauspickt: Geballert wird unter anderem zu Motley Crues „Kickstart My Heart“, AC/DCs „If You Want Blood (You’ve Got It)“, Wolfmothers „Joker and the Thief“ und Motörheads „Ace of Spades“ – da lachen das Action- und das Musikherz gleichzeitig.
Clive Owen mimt seinen Helden dabei cool und souverän, ohne eine Miene verziehen oder sich schauspielerisch betätigen zu müssen und auch Monica Bellucci ist kaum gefordert, während sich Paul Giamatti („Das Mädchen aus dem Wasser“) genüsslich als Bad Ass austoben darf.

Fazit: „Shoot Em Up“ ist ein irrer Highspeed-Kracher, der seine Alibistory einer Nonstoporgie von fetzigem Hardrock-Soundtrack unterlegter Shootouts unterordnet, die vor Einfallsreichtum, Gewalt und kreativen, kranken, teils zynischen, schwarzhumorig-witzigen Ideen nur so strotzen. Ein perfektes Spektakel, das das Genre, dem es huldigt, wahrlich auf die Essenz reduziert und mit irren Übertreibungen ironisch bricht. Ganz große Klasse!

:liquid9:

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Beitrag von StS » 21.09.2007, 06:30

Klingt sehr ansprechend, schönen Dank! :D

Hauptsache er reißt etwas mehr an der gute, aber insgesamt doch etwas überschätzte "Crank"... :wink:

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Beitrag von kami » 21.09.2007, 07:23

StS hat geschrieben: Hauptsache er reißt etwas mehr an der gute, aber insgesamt doch etwas überschätzte "Crank"... :wink:
.., der an konventioneller Action doch etwas wenig bot.
Schöne Rezi, btw.

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Beitrag von MysteryBobisCREEPY » 21.09.2007, 10:10

Schmuckes Review Fäb :yeah:
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Beitrag von daemonicus » 21.09.2007, 10:12

Nice. Freu mich schon auf den Film.

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Beitrag von SFI » 21.09.2007, 15:24

Sehr geil, da ist bei mir sicher ne 9 drinne und Crank ist IMO wirklich überschätzt!
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Beitrag von Hannibal » 21.09.2007, 15:42

Yep, auf den freu ich mich auch wie ein Schnitzel...läuft leider in keinem Kino bei mir in der Nähe...aber sobald er kommt, steh ich denen auf der Matte ;-)

Schöne Review btw, mehr davon! :-)

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Beitrag von Vince » 21.09.2007, 17:00

Danke Fäb, endlich mal wieder ein Review deinerseits! Und hört sich wirklich klasse an, da freu ich mich ziemlich drauf. Die take-the-baby-and-run-Sache hört sich ja ziemlich nach Hard Boiled an, sowas in der Art, nur eben alles ein bisschen moderner, erhoffe ich mir auch.

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Beitrag von wolfman » 21.09.2007, 18:48

Feines Teil Fäb. Auf den Film freu ich mich auch! :D

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Beitrag von Fäb » 21.09.2007, 23:05

dankesehr allerseits für die warmen worte, der film rockt wirklich, sollte Pflichtprogramm für jeden forumsuser hier sein ;) (muhahaha und das einmal aus MEINEM Munde respektive meinen Fingern)
Vince hat geschrieben:Die take-the-baby-and-run-Sache hört sich ja ziemlich nach Hard Boiled an, sowas in der Art, nur eben alles ein bisschen moderner, erhoffe ich mir auch.
Jow, Hard Boiled war ja auch angeblich überhaupt erst der Anstoß zum Dreh des Films, ich glaub es war irgendwie so, dass die Sache mit dem Baby im Arm den Machern überhaupt erst als Intention diente. Wurde mir zumindest mündlich so erzählt, selbst konkret irgendwo gelesen hab ichs jetzt zwar nicht, scheint mir aber durchaus plausibel das ganze.
Vince hat geschrieben:endlich mal wieder ein Review deinerseits!
jaja, ich weiß ich bin schreibfaul! Aber ich schreib schon hin und wieder, siehe ofdb, nur passt es halt meistens nicht hier rein :) Aber auf einen solchen output wie gewisse andere Herren der Datenbank werd ich wohl nie kommen. [get a life, jungs! :P :P :P ]

(puh, ihr glaubt nich was für Mühen mich gerade dieser post kostet hinsichtlich der Bildung korrekter Sätze, die Haie haben vorhin 5:2 gewonnen und ich hab das ein oder andere Kölsch drin, obwohl ich mich heute 'schonen' wollte... :mrgreen: )

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Beitrag von freeman » 22.09.2007, 00:25

Schönes Review Fäb ... mehr davon ;-)

Zum Thema: Heute gesehen und:
Arschgeile Actionsause mit einem arschcoolen Clive Owen ... Review setz ich morgen oder übermorgen drunter ... und ich geh in der Bewertung höher ... YEAH!

In diesem Sinne:
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Beitrag von Fäb » 22.09.2007, 13:18

freeman hat geschrieben:Review setz ich morgen oder übermorgen drunter ... und ich geh in der Bewertung höher ... YEAH!
:rock:
kannste auch ruhig drüber setzen, ich mein wenn du das verlinkst dann wärs ja sinnvoller wenn deins zuerst kommt, da meins auch schon in der ofdb steht. (auch wenn das da wohl kaum einer liest ;) )

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Beitrag von SFI » 22.09.2007, 15:00

Also hier läuft er, muss nur einen zwingen ansonsten mache ich halt einen auf MOF
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Beitrag von MysteryBobisCREEPY » 22.09.2007, 15:28

SFI hat geschrieben:Also hier läuft er, muss nur einen zwingen ansonsten mache ich halt einen auf MOF
Für den Film musste jemanden zwingen? Ich komm mit , Du bezahlst die Bahn :P ;)
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Beitrag von Joker6686 » 23.09.2007, 21:55

Ich guck ihn leider erst Donnerstag, weil nächsten Tage zuviel zu tun.
Aber dann im Double mit Resident Evil :rock:

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Beitrag von Herzfresser » 23.09.2007, 21:59

Habe mir den Film am Freitag angeschaut, und mein hastig getipptes Kurzfazit lautete folgendermassen :

Shoot 'Em Up - 9/10 :

OMG! Wer sich für äusserst (und ich meine äusserst) derben schwarzen Humor in Kombination mit den wohl abgedrehtesten Shootouts ever begeistern kann, muss sich diesen Film definitiv ansehen. Selten ist mir etwas derart abgedrehtes, teilweise verdammt blutiges und absolut böshumoriges untergekommen. Nicht nur einmal wird hier die Grenze zur Geschmackslosigkeit auf extremst sarkastische Art und Weise überschritten, zudem ist der Ideenreichtum der Inszenierung schlichtweg umwerfend. Sicherlich einer der besten Actionfilme der letzten Jahre !
And who the hell is Stuntman Mike?

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Beitrag von MysteryBobisCREEPY » 24.09.2007, 11:07

:D Ich muss da schleunigst rein :D
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Beitrag von SFI » 24.09.2007, 14:50

MysteryBobisCREEPY hat geschrieben:
SFI hat geschrieben:Also hier läuft er, muss nur einen zwingen ansonsten mache ich halt einen auf MOF
Für den Film musste jemanden zwingen? Ich komm mit , Du bezahlst die Bahn :P ;)
Ich habe nur Disney Freunde oder Weiber an meiner Seite!
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Beitrag von freeman » 24.09.2007, 15:13

@ Liquid: Frauen und Disneyfans werden den leider net so mögen ... ;-)

Mein Review steht nune oben drinne ...

Muchos Phunnos ...

In diesem Sinne:
freeman
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Beitrag von SFI » 24.09.2007, 15:21

außer einer der Disney Fans der zudem schwul ist, steht auf den Clive. Versuch macht klug! :lol:
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Beitrag von Herzfresser » 24.09.2007, 16:02

@ freeman :

Schönes Review, trifft den Geist des Filmes perfekt.
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Beitrag von MysteryBobisCREEPY » 24.09.2007, 16:03

Ich werde da auch mein Girl mit rein schleifen :)

@ freeman, fettes Review :D
Wollt Ihr 'nen Ritt auf meinem Discostick?
Putzt euch die Zähne mit 'ner bottle of shit
Nein Mann ich will noch nicht gehen
Ich will weiter auf dich schiffen
Solang bis du erkennst
Dass meine Pisse keine Fanta ist :D
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Beitrag von freeman » 24.09.2007, 16:06

Danke Männers ...

In diesem Sinne:
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Beitrag von Joker6686 » 24.09.2007, 19:10

Noch son geiles Review. Langsam wird meine Erwartungshaltung an den Film schier unerfüllbar :lol:

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Beitrag von freeman » 24.09.2007, 19:21

Also ich für meinen Teil hab schon tiefgestapelt ;-). Wenn der dir net gefällt, würde ich vermuten, du seist krank oder lobotomiert wurden ;-)

In diesem Sinne:
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