
Originaltitel: Rage
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 1995
Regie: Joseph Merhi
Darsteller: Gary Daniels, Kenneth Tigar, Fiona Hutchison, Jillian McWhirter, Peter Jason, Mark Metcalf, Tim Colceri, Dave Powledge, Doren Fein, Judith-Marie Bergan u.a.
Alex Granier, von Beruf Lehrer einer Grundschule, wird eines Tages unfreiwillig zum Versuchskaninchen einer dubiosen Einrichtung, die diversen Probanten - vornehmlich Immigranten - ein Mittel spritzt, das die Testpersonen diverse aggressive Phasen durchleben lässt und eigentlich dazu gedacht ist, in jedem Menschen die ultimative Kampfmaschine nach außen zu kehren. Genau das funktioniert bei Alex besser als gedacht und so fightet dieser sich den Weg aus den Händen der "Wissenschaftler". Fortan wird er von der geballten Staatsmacht verfolgt und versucht die Öffentlichkeit, in der er als mitleidloser Killer dargestellt wird, davon zu überzeugen, dass er nur ein ganz normaler und harmloser Mensch ist, der zur falschen Zeit einfach am falschen Ort war. Und die Zeit drängt, denn bisher hat keine der Testpersonen länger als 10 Tage überlebt ...!


Mit seiner zugegebenermaßen schon recht hanebüchenen Geschichte nahm Rage im Jahre 1995 das Wesley Snipes Vehikel Unstoppable vorweg und erweist sich im Nachhinein als der bedeutend bessere Film zum Thema dubiose Bäd Asses jagen einen mit einem seltsamen Impfstoff vollgepumpten Probanten. Der Hauptgrund dafür wird durch den Zusatz im deutschen Titel geradezu überdeutlich offensichtlich: Speed Rage ... denn wie Speed drückt Rage von Beginn an unglaublich auf die Tube und reiht Actionexplosion an Actionexplosion, ohne auch nur ansatzweise wieder einmal zur Ruhe zu kommen oder seine Geschichte irgendwie zu vertiefen. Sobald Alex auf der Flucht ist, läuft Rage wie eine tadellos geölte Maschine hochtourig auf ihr Finale zu.
Somewhere between sanity and madness ... there is RAGE ...
Dabei darf Alex ein Forschungslabor befrieden und wild um sich ballernd durch die Gegend hechten, wie es sonst nur Heiland John Woo zu inszenieren weiß. Es folgt eine gigantische, schier endlose Verfolgungsjagd auf einem Highway. Hier greift sich Alex praktischerweise einen unstoppablen ;-) Truck und walzt alles nieder, was auch nur ansatzweise im Weg steht. Der Blechschaden dieser Einlage ist enorm, die Explosionen gigantisch und die Höhen der umherfliegenden Polizeiautos PM-typisch jenseits von Gut und Böse. Dann bringt Alex auch noch einen anderen Truck zum Kippen und beendet seinen Höllenritt mit einem Frontalcrash in einen Bus, den er nur überlebt, weil er sich vor dem Aufprall auf das Dach seines Fahrzeuges gerettet hat, von dem aus er dann aufgrund der Trägheit aus dem Explosionsradius der beiden Gefährte geschleudert wird. Mittlerweile ist Rage 30 Minuten alt und scheint gar nicht daran zu denken, großartig zu pausieren. Und so hetzt Alex von einer Keilerei mit einer Domina und ihrem devoten Diener zu einer coolen, etwas zu lang ausgespielten Hangelei an einem doch recht hohen Wolkenkratzer von dem aus Alex sich gleich mal in einen Hubschrauber schwingt, aus dem er am Ende auch noch herausfällt. Doch Abrolltechniken und Wunderserum sei Dank übersteht Alex alle diese Einlagen bis zum erstaunlich unspektakulären Showdown. Zwar wird auch hier aus allen Rohren gefeuert und nimmt der Bodycount enorme Ausmaße an, doch im Vergleich zu den restlichen Einlagen fällt der Showdown schon deutlich ab. Für Gary Fans ist dies allerdings kein echtes Problem, denn gerade in dieser Einlage darf er dann auch mal ein wenig ausgiebiger kicken, kam das doch bisher deutlich zu kurz. Insgesamt kann man sich über die Action in Rage zu keinem Zeitpunkt beschweren, sieht sie doch obendrein fantastisch aus und hat die eine oder andere sehr dynamische Kamerafahrt an Bord.
Schauspielerisch ist Rage eine reine Gary Daniels Show, der eben weitestgehend auf seine physische Präsenz zurückgreift und vor allem in den Actionszenen zu punkten versteht. Wird es im Film mal ansatzweise ruhiger und geht es darum, Dialoge zu lancieren, ist Gary zumeist nicht einmal in der Nähe der Kamera. Hier überlässt er das Feld einigen ziemlich nichtssagenden Nasen, die in Rage nichts anderes als schmückende Staffage darstellen. Dabei fällt auf, dass Rage leider keinen echten Bösewicht lanciert, der Gary beständig im Nacken sitzt. Vielmehr streiten sich mehrere Bäddies darum, dem armen Alex als erstes eine einzuschwenken. Einem richtig knackigen Schlussduell ist ein derartiges Figureninterieur aber leider sehr abträglich und so bleibt selbiges hier auch komplett aus. Leider.


Was bleibt ist ein schnörkellos und rasant vorgetragenes Actionvehikel, das eigentlich nur an den gängigsten Problemen derartiger Filme leidet. Sprich, die Geschichte ist nicht die Beste, die Dialoge nicht die Schlauesten und die Charaktere punkten meist nur dadurch, was sie tun und wie sie es tun. Eine echte Charakterentwicklung oder Darstellung ihrer Beweggründe - vor allem auf Seiten der Bösewichter - gibt es nicht. Im Falle von Speed Rage, meines Erachtens Gary Daniels bester Streifen überhaupt, wird man allerdings mit einem Actionfestschmaus deluxe wieder versöhnt.

In Deutschland erschien der Streifen als Speed Rage mit einer FSK 18 uncut von dem Label Ascot auf VHS. Für eine DVD muss man über den Kanal zu unseren britischen Freunden und deren DVD Label ilc prime schauen. Diese DVD kommt in ordentlichem 4:3 Vollbild und sehr satten Farben daher. Leider wird der Sound dem Treiben im Film nicht 100pro gerecht.
In diesem Sinne:
freeman