
Originaltitel: Yatgo ho yan
Herstellungsland: Hongkong
Erscheinungsjahr: 1997
Regie: Sammo Hung
Darsteller: Jackie Chan, Richard Norton, Miki Lee, Karen McLymont, Gabrielle Fitzpatrick, Vince Poletto, Barry Otto, Sammo Hung, Emil Chau, Joyce Godenzi, Peter Houghton, Peter Lindsay, David No, Rachel Blakely u.a.
Geschrieben am 22.09.2004
"Wer einen kennt, der kennt sie alle". Mit wenigen Ausnahmen lässt sich diese Formel überaus gut auf Jackie Chan anwenden. Sein Rezept sind simple Stories, ausufernde Stunts und kindliche Situationskomik. Damit kann er sein Publikum meistens zufriedenstellen, denn viel mehr wird gar nicht gefordert.
"Mr. Nice Guy" kam kurz nach dem weltweiten Erfolg mit "Rush Hour" in die Kinos. War dies noch ein recht amerikanischer Film (der ja schließlich auch in den USA produziert wurde), so haben wir hier wieder eine Hong Kong-Produktion vor uns, die bisweilen in ihrer Machart doch stark an Jackies Karrieresprungbrett "Rumble in the Bronx" erinnert.
Charakteristisch sind vor allem die bunten Schauplätze und genauso bunte Charaktere. Wie schon auf dem Cover stechen vor allem grelle Farben - gelb, rot, blau - hervor und verwandeln die Umgebung in ein riesiges Abenteuerspielfeld, in dem sich Jackie nach Herzenslaune austoben kann. Sämtliche "Props" sind so angeordnet, dass Jackie auf spektakulärste Art und Weise hin- und herhüpfen kann. Zum Beispiel hätten wir da einen Kran, der sich dazu benutzen lässt, um das nahegelegene Flußbett mit einem Schwung zu überqueren. Oder einen Laster, der als Turngerät mißbraucht wird. Oder Häuserdächer, auf denen über die Verbindung einer Regenrinne nach Belieben herumgeturnt werden kann.
Auch die Bösewichte sind mal wieder typisch für einen Chan-Film. Als Oberschurke wird uns ein reicher Schnösel präsentiert, gespielt von Richard Norton, der hier äußerlich ein bisschen was von Steven Seagal hat. Der typische Drecksack, der sich selbst nie die Finger schmutzig macht und seine Schergen losschickt wie Bauern auf einem Schachfeld. Außerdem müssen alle Gäste die Schuhe ausziehen, bevor sie seine opulente, gläserne Villa betreten dürfen.
Seine Helferlein hingegen sind ausgeflippte Punks, wie man sie auch schon von besagtem "Rumble in the Bronx" kennt. Aggressiv und angriffslustig sind sie, aber alles andere als klug. Dadurch wird der obligatorische Actionanteil gesichert, denn wenn Jackie ihren unkontrollierten Angriffen ausweicht, hat das was von einem Torero in einer Stierkampfarena.
Wechseln wir die Seiten. Charakterlich spielt Jackie die selbe Figur wie in seinen vorhergehenden 100 Filmen, aber diesmal ist er ein Fernsehkoch. So wird erst einmal seine Martial Arts-Kunst um die kreative Bearbeitung von Pizzateig erweitert. Eine Parabel auf den wirklichen Jackie Chan gibt dann der titelgebende Umstand: der Fernsehkoch Jackie wird als liebenswerter Kerl dargestellt, der niemandem etwas Böses will und doch durch irgendwelche dummen Zufälle immer wieder in die kriminellen Machenschaften der anderen verwickelt wird. Wieder ein klassisches Chan-Konzept, das sich mehrmals bewährt hat. So kämpft er nur minimalistisch, d.h. nur so viel wie nötig, weil er ja eigentlich niemanden verletzen will. Wenn dann die aggressiven Punks immer wieder nachtreten, kann man Jackie die Wut förmlich nachfühlen.
Ergänzt wird seine Person noch um zwei Frauen: eine asiatische Bekannte und eine europäische Zufallsbekanntschaft, die bei einem örtlichen TV-Sender arbeitet. So wird der sowieso schon geplagte Jackie zum Hahn im Korb wider Willen, umschwärmt von zwei nervigen Furien, die niemand gerne um sich hätte. Und wieder werden alte Rezepte aufgewärmt. Das hatten wir nämlich auch schon bei "Rumble in the Bronx" und ebenso bei "Mission Adler". Aber wer sich von diesem Konzept nicht zu Tode nerven lässt, wird sich damit gut unterhalten fühlen. Vor allem die Eifersuchtseskapaden sind recht lustig.
Und die Story? Wie immer total abgedreht, etwas naiv, auf jeden Fall aber spektakulär. Auslöser ist eine Videokassette, die die besagte europäische Reporterin heimlich von einem Deal der Bösen aufgenommen hat, bei dem jemand ermordet wurde. Und die Typen wollen das Band jetzt natürlich haben. Und dann stößt die Reporterin mit Jackie zusammen und vertauscht mit ihm das Band usw. Man kennt das ja. Und woher? Richtig, einmal mehr aus "Rumble in the Bronx", wo es eine ähnliche Verwechslung gab mit einem Kissen, in dem Diamanten steckten.
Eine allerletzte Parallele mit dem vielzitierten Film sei mir noch gewährt. Zum Finale gibt`s nochmal eine deftige Materialschlacht. Jackie steuert einen riesigen Monstertruck durch die Glasvilla des Bösen und walzt das ganze Haus platt. Grandiose Zerstörungsorgie und ein wahrlich beeindruckendes Finale. Also, wo ist die Parallele? In "Ihr-wisst-schon-wo" steuert Jackie zum Ende hin ein riesiges Luftkissenboot durch die Stadt und macht dabei den hier verantwortlichen Bösewicht zweidimensional.
Also: "Mr. Nice Guy" bietet locker-flockige, spaßige Unterhaltung für den kleinen Filmhunger zwischendurch. Langeweile gibts keine Sekunde, dazu gibts einfach zu viel Action, wobei auch die Kampfsporteinlagen Jackies nicht zu kurz kommen. Aber alleine wegen der Tatsache, dass diese Rezension so oft die Erwähnung des Vorgängerfilms "Rumble in the Bronx" erforderte, gibt ordentlich Abzug. Denn es gibt quasi null Innovation und null Tiefe. Ein Mehrfachansehen ist dabei auch nur bis zu einem gewissen Maß gewährleistet. Für einen geselligen Abend reichts aber allemal, zumal der altehrwürdige Sammo Hung einen urkomischen Auftritt als Fahrradkurier hat. Dieses Menü sollte man mal probiert haben.

Die deutsche DVD von BMG entspricht der US-Fassung und ist damit gegenüber der Hongkong-Fassung als geschnitten zu bezeichnen.