
Originaltitel: Last Action Hero
Herstellungsland: USA
Produktionsjahr: 1993
Regie: John McTiernan
Darsteller: Arnold Schwarzenegger, Austin O'Brien, Robert Prosky, Art Carney, Anthony Quinn, Charles Dance, F. Murray Abraham, Frank McRae, Tom Noonan, Ian McKellen, Professor Toru Tanaka, Bridgette Wilson, James Belushi, Robert Patrick, Jean-Claude Van Damme
In den 80er-Jahren war er neben Sylvester Stallone der größte Actionstar der Filmlandschaft gewesen, hatte von „Phantom-Kommando“ über „Running Man“ bis „Predator“ einen legendären Genreklassiker nach dem anderen abgeliefert und mit dem Terminator eine der größten Kultfiguren der Science-Fiction verkörpert: Arnold Schwarzenegger dominierte das damals florierende One-Man-Army-Krawummkino beispiellos. Als die goldene Dekade sich dem Ende neigte, erkannte der Österreicher die Zeichen der Zeit und engagierte sich neben Actionkrawall wie „Total Recall“ auch in Komödien: Man mag von „Twins“ und „Kindergartencop“ halten was man will, doch sie bildeten einen wichtigen Schritt zu einem breiteren Rollenspektrum.
Nachdem Arnie 1991 mit James Camerons „Terminator 2 – Judgement Day“ noch einmal einen vier Oscars abräumenden Actionmeilenstein gesetzt hatte, entschloss er sich zwei Jahre später wie Kollege Sylvester Stallone, der sich in „Demolition Man“ ironisch aufs Korn nahm, eine augenzwinkernde Parodie auf das Genre zu drehen, das ihn groß gemacht hat: So versammelte man für „Last Action Hero“ die Creme de la Creme des Actionkinos. Als Produzent und Regisseur fungierte „Die Hard“-Maestro John McTiernan, der mit Arnie bereits den Sci-Fi-Kracher „Predator“ inszeniert hatte, fürs Drehbuch zeichnete „Lethal Weapon“-Autor Shane Black, der zuvor das Skript zum Bruce-Willis-Hit „Last Boy Scout“ verfasst hatte, verantwortlich. Zwar erreichte „Last Action Hero“ am Boxoffice nicht den gewünschten Erfolg, für Fans ist Arnies Selbstparodie aber ein grandioses Vergnügen ohnegleichen.

Jack Slater gibt den Badguys Saures.
Der kleine Junge Danny Madigan (Austin O’Brien) schwärmt für die Actionfilme um Kinoheld Jack Slater, verkörpert von Genrestar Arnold Schwarzenegger. Anstatt die Schule zu besuchen, hockt er sich lieber ins Kino seines Freundes Nick und zieht sich Slater-Streifen am laufenden Band rein. Als die Premiere von Teil 4 der erfolgreichen Franchise ansteht, macht Nick ihm ein traumhaftes Angebot: Den Film einen Tag vor der offiziellen Erstaufführung sehen. Durch eine magische Eintrittskarte wird Danny unversehens mitten ins Filmgeschehen katapultiert – er befindet sich in der Parallelwelt Jack Slaters, wo es allerlei böse Buben umzunieten und dem Mafiaboss Tony Vivaldi (Anthony Quinn) das Handwerk zu legen gilt. Doch dann gerät dessen Handlanger Benedict (Charles Dance) an die magische Eintrittskarte und findet einen Eingang in die reale Welt…
„Last Action Hero“ ist ein in allen Belangen wunderbares Vergnügen, dessen Prämisse um die magische Eintrittskarte man als Zuschauer schlucken muss, dann aber mit einem selbstironischen Fest entlohnt wird, das alle Klischees des Actionfilms liebevoll aufs Korn nimmt. Bereits die herrlich überspitzte Auftaktsequenz rult ungemein: Zum genialen Jack-Slater-Hard-Rock-Theme schreitet Arnie über die Dächer einer Polizeiwagenarmada, die Kamera schwenkt von seinen Schlangenlederstiefeln zum verkniffenen Gesicht mit obligatorischer Zigarre im Mund und lässt ihn dann als pragmatischen Helden schwatzende, zur Vorsicht mahnende Reporter und Politiker abwimmeln, um schwer bewaffnet auf einem Hochhausdach dem „Ripper“ entgegenzutreten. Slaters Überstilisierung zum unverwundbaren Klischeehelden zelebriert der Film im weiteren Verlauf noch öfter und entlockt dem Genrefan stets ein breites Grinsen.
Eines der Highlights des Films folgt auf dem Fuße: Während einer Schulvorführung von Shakespeares Hamlet fantasiert sich Danny seine eigene Version der Geschichte herbei – mit einem Jack Slater im Mittelalterlook, der Ritter per MP über den Haufen ballert. „To be or not to be? – Not to be!!“.

Der fesche Pyrozauber kam zu Stock-Footage-Ehren unter anderem in der Dudikoff-Gurke "Gale Force".

Das sind die Bösen.

Ganz der Papa: Slaters Tochter.
Dannys Abenteuer in der Filmwelt legte Autor Black im Folgenden als ein Fest von Cameos, Anspielungen und ironischen Selbstreferenzen an. Wenn Sharon Stone als Catherine Tramell und Robert Patrick als T-1000 die Polizeistation verlassen, in einer Videothek ein „Terminator 2“-Poster mit Stallone als Terminator hängt, sich Slater erst als „Arnold Braunschweiger“ bezeichnet, dann seinen „I’ll be back“-Kultspruch sowie die Logiklücken des Geschehens aufs Korn nimmt und nicht in der Lage ist, einen Fluch auszusprechen, da der Film ein PG-13-Rating trägt, kann man als Genrefan abfeiern ohne Ende, zumal „Last Action Hero“ auch abgesehen davon ganz wundervoll als Actionkomödie funktioniert. Neben der herrlichen Ironie überzeugt der Film mit tollen Sprüchen („We want to speak to the drugdealer of the house“) und von Maestro McTiernan souverän inszenierten und gekonnt auf die Spitze getriebenen Actionszenen: An die spektakuläre Explosion eines Hauses, die nebenbei das Klischee des vor der Pensionierung stehenden Cops bedient, schließt sich nahtlos eine geniale Autojagd an: Zu den Klängen von AC/DCs Hardrock-Kracher „Big Gun“ schießt Slater im Fahren Badguys über den Haufen, dass es eine wahre Freude ist, absolviert waghalsige Stunts und Sprünge am laufenden Band, zündet sich seine Zigarre per Dynamit-Stange an und ist selbstverständlich nie um einen coolen Spruch verlegen. Unter den Verfolgern findet sich mit Al Leong im Übrigen ein Genrefans bekanntes Gesicht, das man unter anderem aus „Big Trouble In Little China“ kennt. Besagte Autojagd wurde Jahre später für die missratene Michael-Dudikoff-Gurke „Gale Force – Die 10-Millionen-Dollar-Falle“ als Stock Footage verbraten.
Mit einem top inszenierten Shootout im Haus von Slaters Tochter (über die missratene „ET“-Parodie sehen wir jetzt mal großzügig hinweg) und einer etwas albernen, teilweise aber auch urkomischen Actionszene auf einem Hochhausdach, das unter anderem von einem Helikopter durchsiebt wird, hat „Last Action Hero“ weitere Krawallhighlights zu bieten, während neben dem herrlichen Humor stets ein top Soundtrack bei Laune hält: Vom genialen Jack-Slater-Theme bis AC/DC ertönt eine coole Rocknummer nach der nächsten und der OST hat mit Megadeth, Alice in Chains, Def Leppard, Anthrax und Aerosmith allerhand namhafte Genrestars an Bord.

Wenn Arnie den Hamlet gibt, kann Laurence Olivier einpacken.
Leider kann der in der letzten halben Stunde folgende Part in der Realwelt dem selbstironischen Actionfeuerwerk des Filmuniversums nicht zuletzt aufgrund des lahmen Showdowns nicht das Wasser reichen, die Premierenfeier zu „Jack Slater IV“ erweist sich aber nocheinmal als wunderbares Highlight: Wenn Jack Slater auf Arnold Schwarzenegger trifft und sich neben seiner realen Frau Maria Shriver Jean-Claude Van Damme und „Red Heat“-Kumpel James Belushi als Premierengäste einfinden, laufen dem Fan einmal mehr vor Freude die Augen über.
Arnie nimmt seine Kultrollen als Actionheld dabei genial aufs Kron und kann auf einen unglaublichen Supportcast bauen, der einen Cameoauftritt nach dem anderen aus dem Ärmel zaubert. Neben bereits erwähnten Stargästen geben sich auch noch „Herr der Ringe“-Gandalf Ian McKellen als Tod persönlich sowie „Running Man“-Subzero Professor Toru Tanaka als asiatischer Handlanger des Oberschurken ein Stelldichein, Antohny Quinn brilliert als Karikatur eines italienischen Klischee-Mafioso, Frank McRae darf als tobsüchtiger Polizeichef chargieren und F. Murray Abrahams Rolle sorgt als „der Typ, der Mozart gekillt hat“ als Anspielung auf seinen Part in „Amadeus“ (1984) für die humoristischen Highlights des Films.
Ein paar alte Bekannte:




Fazit: „Last Action Hero“ ist ein gigantischer, selbstironischer Spaß vom Dreamteam Schwarzenegger/Black/McTiernan, der mit Genuss alle erdenklichen Genreklischees aufs Korn nimmt, einen irren Cameoauftritt nach dem nächsten aus dem Hut zaubert und darüber hinaus mit von toller Hard-Rock-Mucke unterlegten Over-the-Top-Actionsequenzen gefällt. Sein beste Actionkomödie drehte Arnie zwar im Jahr darauf, nämlich James Camerons genialen „True Lies“, doch auch „Last Action Hero“ ist ein riesiges Vergnügen für Fans der guten alten Actionfilme, mit verzeihlichen Schwächen.

"Last Action Hero" ist in Deutschland als Single-Disc (Quelle der Screenshots) und zusammen mit dem schwachen "The 6th Day" als "Actionpack" erhältlich. Die Specials sind mit einem Musikvideo, einer kurzen Doku, Texttafeln und dem Kinotrailer nicht wirklich üppig.

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