
Originaltitel: Hitman
Herstellungsland: USA / Frankreich
Erscheinungsjahr: 2007
Regie: Xavier Gens
Produktion: Luc Besson, Vin Diesel
Darsteller: Timothy Olyphant, Dougray Scott, Olga Kurylenko, Robert Knepper, Ulrich Thomson, Henry Ian Cusick, Michael Offei, Christian Erickson, Eriq Ebouaney
Das Killerspiel, ein Wort, welches seit dem brutalen Amoklauf von Robert Steinhäuser in Erfurt bei beinahe jeder neuen Gewalttat eines Jugendlichen von Medien und Politik herausgekramt wird. Edmund Stoiber versucht es, viele andere Politiker versuchen es, aber eine wirklich einleuchtende Definition des Unwortes scheint es nicht zu geben. Ist wahrscheinlich auch gar nicht so wichtig, da das ganze ja meistens sowieso nur als Lückenfüller für ein Nachrichtenloch gebraucht wird.Edmund Stoiber hat geschrieben:„Sie animieren Jugendliche, andere Menschen zu töten. […] Das sind völlig unverantwortliche und indiskutable Machwerke, die in unserer Gesellschaft keinen Platz haben dürfen.“
Ein Computerspiel definiert das Wort allerdings perfekt: „Hitman“. Schon bevor sämtliche Ego-Shooter nach Erfurt an den Pranger gestellt wurden, sorgte 2000 die Veröffentlichung dieses Stücks Software für erhitzte Gemüter. Hier wurde nicht gegen fiktive Monster gekämpft oder in anonymen Kriegen. Der Spieler war als Profikiller unterwegs, welcher in komplexen Levels den unauffälligsten Weg suchen musste, um seine Zielperson möglichst hinterhältig aus dem Weg zu schaffen. Moralisch grenzwertig? Das sahen auch Politik und sämtliche Medien so, die natürlich alle begeistert auf der „Killerspiel“-Welle mitschwammen. Einziges Spielziel sei „sinnloses Morden im Sanatorium“ stellte die kompetente Redaktion der ZDF-Sendung „Frontal21“ fest. Naja, nicht ganz... Die Zockergemeinde hingegen liebte die taktische Meuchelhatz und dem indizierten Original folgten 3 Fortsetzung mit immer neuen vertrackten Mord-Missionen. Angesichts des enormen Erfolgs wurde auch Hollywood auf den Stoff aufmerksam und begann mit Vorbereitungen für eine Verfilmung. Vin Diesel sollte in den schwarzen Maßanzug des Profikillers schlüpfen, während ein Großteil der Fangemeinde sich Coolschrank Jason Statham wünschte. Nichts von beidem ging in Erfüllung...stattdessen begannen die Dreharbeiten schließlich mit dem bis dahin weitgehenst unbekannten Timothy Olyphant. Niemand konnte sich den verschmitzt grinsenden jungen Mann als eiskalten Profikiller vorstellen. Mit Erscheinen des ersten Trailers erschütterte schließlich ein Schrei der Entrüstung sämtliche „Hitman“-Foren. Olyphant schien außer der charakteristischen Glatze rein gar nichts mit dem großen Vorbild gemeinsam zu haben.
SFI hat geschrieben:der gefällt mir ja gar nicht, viel zu jung ohne markante Gesichtszüge!
djoli007 hat geschrieben:Da gibt es ne Ideal Besetzung und man nimmt so nen Heini!

Der Heini bekommt im Film den Auftrag, den russischen Präsidenten umzubringen. Nach einem gezielten, saftigen Kopfschuss traut „Agent 47“ seinen Augen nicht, als der selbe Präsident am nächsten Tag in einer großen Rede verkündet, er sei nur leicht verletzt worden. Ehe der Hitman seine Gedanken ordnen kann, stürmt ein Sondereinsatzkommando sein Hotel und der eiskalte Jäger wird zum Gejagten, der sich inmitten einer komplizierten Verschwörung wiederfindet...
Kompliziert kann man in diesem Fall sogar überraschend ernst nehmen, denn diese Videospielverfilmung gibt sich tatsächlich die Mühe und entwirft eine Story, die über das übliche „Finde Artefakt X, bevor Y es findet“ doch ein ganzes Stück hinausgeht. Der französische Regisseur Xavier Gens inszeniert seine Geschichte allerdings mit einem ungemein hohen Tempo, welches an die Sehgewohnheiten der Videospielgeneration angepasst ist, allerdings kaum Zeit lässt, die Zusammenhänge zu begreifen, wodurch die Story mit zunehmender Laufzeit immer mehr an Bedeutung verliert. In Zeiten von rumpöbelnden Homies und sogar autonomen Roboterwesen, welche die Verhaltensweisen der „viel zu großen Hosen“-Träger übernehmen ist das altbackene Feindbild des verbohrten russischen Geheimdienstes in „Hitman“ mal wieder herrlich erfrischend. Ähnlich wie in bahnbrechenden 80er-Werken werden sämtliche Feinde dabei komplett anonym und austauschbar gezeigt, oft sogar verschleiert durch teilweise eher unfreiwillig komische Polizei-Schutzrüstungen. Das mag moralisch fragwürdig sein, aber das Thema hatten wir ja schon. Erfreulich ist, dass der Film diese Linie mit einer geradezu fantastischen Konsequenz fährt. So derbe Einschüsse gab es schon seit Ewigkeiten nicht mehr in einem Mainstream-Produkt zu sehen. Dabei geht der haarlose Profikiller so gnadenlos vor, wie in der geliebten Vorlage. Da werden Unbeteiligte mal eben per Kopfschuss entsorgt, weil sie Nummer 47 die Sicht auf die Zielperson versperren, Unschuldige sterben, Unbewaffnete werden hingerichtet. „Hitman“ scheint die erste Videospielverfilmung zu sein, in der keine Gefangenen gemacht werden. Was Gewaltgrad und Kompromisslosigkeit angeht, hat man sich 1 zu 1 an die Vorlage gehalten. Die Action ist dabei nicht nur blutig, sondern auch ungemein souverän inszeniert. Zahlreiche Zitate auf das asiatische Actionkino lassen die ungemein druckvollen Shoot-Outs wie ein Zerstörungsballett eines John Woo's wirken. Partikel fliegen herum, Blutfontänen spritzen quer über die Leinwand und der Antiheld bewegt sich unmenschlich agil durch den tödlichen Kugelhagel und schaltet mit spielender Leichtigkeit einen Kontrahenten nach dem anderen mit wunderbar durch choreographierten Kopfschüssen aus. Die Actionsequenzen sind nie sonderlich lang, drücken aber jedesmal mit eiskalter Präzision und dank der perfekt durchdachten Inszenierung ungemein in den Kinosessel und entlassen den Actionfan anschließend regelrecht sabbernd in die nächste kurze Handlungspause. Erfreulich ist auch, dass man fast komplett auf CGI-Effekte verzichtete. Bis auf das ebenfalls gut getrickste, aber etwas zu kurze Finale ist hier so gut wie alles handgemacht.

Ein Thema wurde in der Review jetzt allerdings die ganze Zeit mehr oder weniger geschickt umschifft: Timothy Olyphant. Wie konnte man nur..............so an diesem Kerl, der trotz jugendlichen Aussehens älter ist, als Wunschkandidat Jason Statham, zweifeln? Klar, in „Die Hard 4.0“ war er als Gegenpart zu Bruce Willis schockierend blass, aber den Hitman spielt er derart vorlagengetreu, dass man sich keinen anderen Darsteller mehr für den Profikiller wünschen könnte. Besonderes beeindruckt, wie subtil er einen zarten Hauch von Ironie in sein Spiel integriert, dass kaum auffällt, aber stets klar macht, dass man die durchchoreographierte Schlachtplatte um den Barcode-Killer nicht todernst nehmen sollte. Diese Botschaften kommen so nuancenhaft, dass er zu jeder Zeit dennoch der eiskalte, gnadenlose Profikiller bleibt. Er ist absolut unberechenbar und doch nicht komplett unzugänglich. Dieses differenzierte und gleichzeitig minimalistische Spiel hätte wahrscheinlich kein Jason Statham und schon gar kein Vin Diesel hinbekommen. Demzufolge war Olyphant ein Glücksgriff für die Rolle, mit dem vermutlich niemand gerechnet hätte. Statham wäre ohne Frage cooler gewesen und hätte eine Menge Oneliner vom Stapel gelassen, aber was die Vorlage angeht, trifft Olyphants Spiel mit beeindruckender Präzision genau ins Schwarze. Die mehrfach kritisierte Liebesgeschichte mit einer russischen Prostituierten gespielt vom Top-Model Olga Kurylenko, die eigentlich gar keine wirkliche Liebesgeschichte ist, hilft den unmenschlichen Profikiller menschlich und damit zugänglich zu machen, aber das immer nur bis zu einem bestimmten, vollkommen unberechenbaren Punkt. Der Erzählstrang ist also alles andere als unnötiger Ballast, sondern hilft dem Zuschauer einen gewissen Zugang zum Hitman zu bekommen, welcher aber nie in wirklicher Identifikation resultiert. Kurylenko braucht dabei so gut wie gar nichts zu machen, da Olyphant den Großteil der Arbeit in den entsprechenden Szenen übernimmt . Die Funktion des Eye Candys kann er ihr allerdings nicht abnehmen, denn gegen die ebenfalls absolut kompromisslose Freizügigkeit eines Top-Models wäre jeder Hitman dieser Welt wehrlos gewesen. Vollkommen ungewöhnlich für eine US-Mainstream-Produktion zieht die gute, anfangs noch züchtig mit der Bettdecke zugedeckt mal eben blank und lehnt sich in eindeutiger Pose über's Balkongeländer...und das in der Türkei! Wie der Hitman auf das Thema Sex im Allgemeinen reagiert, will ich an dieser Stelle nicht verraten, aber auch hier geht der Film einen herrlich unkonventionellen und angenehm vorlagen-getreuen Weg. Auch gegen den Rest des Casts gibt’s nichts wirklich negatives zu sagen, auch wenn Olyphant klar zu jeder Zeit das Ruder absolut in der Hand hat. Das heißt allerdings nicht, dass eine nervenzerreißende Identifikation mit dem eiskalten Profikiller für permanente Spannung sorgt. Im Gegenteil, der Film lebt von der skurilen Figur des unberechenbaren, geklonten Killers und von den grandiosen Shoot-Out-Snacks zwischendurch. Ohne Hitman und ohne Action ist der Film ein absolut durchschnittlicher Langweiler, der zwar im Videospielverfilmungs-Sektor eine überraschend komplexe Story mitbringt, die aber wiederrum im Vergleich zum normalen Hollywood-Output absolut nicht aus der Masse heraussticht. Das scheint Regisseur Xavier Gens aber gewusst zu haben, weswegen er sich nur wenig um die Geschichte kümmert und stattdessen auf die Dinge setzt, die das Publikum sehen will und endlich schafft eine solche Verfilmung es, genau diese Erwartungen auch weitgehenst zu erfüllen. Selbst der Soundtrack wurde vorlagen-getreu übernommen, so dass die „Hitman“-Spieler schon im Vorspann mit einem verklärten Grinsen im Kinosaal sitzen und ihre imaginäre Klaviersaite startklar machen.
„Hitman“ ist definitiv kein Top-Film, aber dennoch ein kleines Genre-Highlight, weil er es als erster Film überzeugend schafft, ein Computerspiel passend auf die Leinwand zu transferieren und das Endprodukt die Anhänger beider Medien zufriedenstellen sollte. Dabei gebührt Regisseur Xavier Gens großer Respekt, dass er die kompromisslose Linie des Spiels 1 zu 1 in die Kino-Adaption übernommen hat. „Hitman“ ist – genau wie das „Killerspiel“ - ein Werk für Erwachsene und dem Zuschauer wird dementsprechend auch so gut wie gar nichts vorgehalten. Auch das macht den Film sympathisch, meilenweit entfernt von kindischen PG13-Cuts, rumposenden Westcoast-Gangstern und schwach getricksten CGI-Sequenzen.....ein geradliniger Actionstreifen mit nett platzierten Zitaten, einem in jeder Hinsicht überzeugenden Hauptdarsteller und der gleichen Atmosphäre wie in der grandiosen Vorlage. Mehr will der Film auch gar nicht sein und im Endeffekt passt das auch punktgenau wie ein Kopfschuss aus der Walther WA2000.

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freeman nimmt den Hitman aufs Korn:
Hitman
Silent Night, explosions- und schmerzenschreierfüllte Night ... Zugegeben, diese Neuinterpretation eines alten Weihnachtsklassikers mag ein wenig holperig erscheinen, umschreibt aber einen Fakt recht treffend: Die Blut- und Gewaltgeilheit aller Menschen zur besinnlichsten aller Zeiten. Aller Menschen? Nein, aber zumindest derer, mit einem Testikelsack zwischen den Beinen. Woher das kommt? Fragt ihr das echt? Dann seid ihr Frauen oder wart vermutlich noch nie in den Wochen vor Weihnachten einkaufen. Denn dann würdet ihr die Zustände purer Aggression kennen, wenn SIE mal wieder in einen übergutbesuchten Schuhladen rennt oder in der Elektronikfachmarktabteilung vor euch wieder ein Trottel sein Prepaid Handy an der Kasse auflädt und von Tuten und Blasen keine Ahnung hat. Oder wenn einem allgemein aus allen Radios Last Christmas entgegenschallt. Oder wenn alle so supertoll knuffig drauf sind und ihre Häuser bis zum Kitschkollaps schmücken. Oder wenn die ganze Welt ihr Gewissen wiederfindet und in einer hochnotpeinlichen Spendengala die Spendierhosen runter lässt. Klar, es gibt Weicheier, die tangiert das nicht. Das sind die, die zum Aggression ablassen mal an einem Tag fünf Minuten das Licht ausmachen oder in den Keller schleichen, um heimlich mit der Modeleisenbahn zu spielen. Wahre Männer ... die mit Chuzpe ... und Eiern ... die haben längst erkannt, wo die wahren Horte zur Kanalisation von Besinnlichkeitsstress liegen. Genau, im Pantoffelkino oder im Kino, wo immer pünktlich zur besinnlichen Zeit die Silent Nights, explosions- und schmerzenschreierfüllten Nights anbrechen. Dementsprechend reagieren die Verleiher und Programm-Macher. Im Pantoffelkino läuft daher zum x-ten Mal die Rambotrilogie oder irgendein anderer Revengekracher mit Seagal, van Damme oder Lundgren wird aus den Archiven gekramt. Und im Kino konterkariert man das weichgespülte und karieserregende Familienlangweilerkino mit knallharter Action. Dieses Jahr wären dies Alien vs. Predator II und nun folgender Streifen.

In diesem geht es um Agent 47. Mitglied einer ultrageheimen Vereinigung, die auf der ganzen Welt Mordanschläge verübt und sich dies gut vergüten lässt. Agent 47 erhielt dahingehend den Auftrag, einen russischen Präsidenten namens Belicoff auszuschalten. Diesen Auftrag erfüllt Agent 47 mit eiskalter Präzision. Umso erstaunter ist Agent 47, als ihm seine Auftraggeber das Geld für den Anschlag nicht überweisen wollen! Belicoff lebe noch und der Auftrag sei daher nicht erfüllt. Doch Agent 47 ist sich absolut sicher, dass Belicoff das Zeitliche gesegnet hat und so beginnt er nachzuforschen. Und wirklich: Belicoff, ein sehr moderater russischer Politiker, wurde definitiv von ihm ermordet, doch er wurde umgehend durch einen Hardliner ersetzt, der Belicoffs Aussehen angenommen hat! Auf dessen To Do Liste steht Agent 47 als Mitwisser nun genauso weit oben wie auf der Liste von seiner eigenen Auftragsmordagentur und dem Interpol Agenten Mike Whittier ...
Freilich tritt Agent 47 die Flucht nach vorne an und lässt den Angriff zur besten Verteidigung werden und so erwartet den Zuschauer eine Aneinanderreihung von Actionszenen, die durch oben beschriebene Story nur marginal zusammengehalten wird. Denn diese Geschichte ist nicht nur recht dünn, sie wird obendrein (eine echte Unsitte des modernen Actionfilmes) deutlich zu kompliziert und wirr aufgezogen. Die Folge ist ein stetig zunehmendes Desinteresse, das sich irgendwann in vollkommenem Abschalten des Hirnes äußert. Das galt wohl auch unisono für den Drehbuchautor, der sogar einigermaßen wichtige Figuren einfach mal eben so aus dem Film kegelt oder sich null für deren weiteres Schicksal interessiert (Stichwort: Mann in Badewanne mit Quietschentchen!). Nicht die idealste Vorraussetzung, um sein Publikum zu involvieren. Glücklicherweise lässt Regisseur Xavier Gens in regelmäßigen Abständen sehr feine Actioneinlagen auf den Zuschauer niedergehen und vermag so zumindest das actionaffine Publikum einigermaßen bei der Stange zu halten. Leider ist das wirre Geschichtchen gar nicht mal das größte Problem am Film.
Das ist nämlich die Hauptfigur selbst. In der Spielvorlage Hitman als ultracool und elegant auftretende, verschwiegene Killermaschine charakterisiert, brauchte es im Film angeblich einen Darsteller, der in der Lage war, eine zutiefst ambivalente Figur zu verkörpern. Denn immerhin ist ein eiskalter Killer, der NIEMALS nach dem "Warum?" hinter seinen Aufträgen fragt, die Hauptidentifikationsfigur, mit der es mitzufiebern gilt. Das heißt, eine gewisse Grundsympathie muss einfach installiert werden, um den Zuschauer in den Film hineinfinden zu lassen. Dahingehend wollte man einen Schauspieler integrieren, der sowohl die eiskalte Seite des Killers transportieren kann als auch eine gewisse Sympathie auf sich zu vereinen vermag. Dieses Paket meinte man in Timothy Olyphant gefunden zu haben. In dem Mann, dem das Stigma des traurigsten Die Hard Gegners noch immer frisch anhaftete und der noch NIE in einem Actionfilm gewinnend in Erscheinung getreten ist. Keine Frage, dass dahingehend der Unmut in der Spielgemeinde recht groß war. Jason Statham wollten viele. Vin Diesel wäre auch ok gewesen. Aber Timothy? Erste Bilder von Olyphant stellten einige Zweifler ruhig, doch ganz ehrlich: Wer mit Glatze und dem charakteristischen Outfit des Killers sieht nicht aus wie Agent 47? Jetzt mal ganz ehrlich! Und wieso wählt man einen eigentlich sehr guten Darsteller für eine ambivalente Rolle aus und lässt ihn dann nicht ambivalent sein? Denn das Drehbuch zu Hitman trägt alle Ingredienzien in sich, um auf jeden aktuell halbwegs populären Actiondarsteller zu passen, ohne dass jener irgendwelches Schauspieltalent mitbringen müsste! So integriert der Drehbuchautor Skip Woods beispielsweise gleich zwei!!! Figuren, um den Killer aufzubrechen. Daher muss dieser selbst nur noch starr vor sich hin stieren und maulfaul killen. Das hätte nun wirklich jeder hinbekommen! Und so fährt Timothy Olyphant hier eben den Jason Statham Transporter Mode. Hier und da sogar mit One Liner Anflügen versehen ("Warte hier!"). Dabei versagt er im Coolschrankvergleich dann gar herzlich. Sein Hitman ist nicht cool. Sein Hitman ist viel zu jung und jugendlich für einen alten Killerhasen. Sein Hitman lässt sich in Aufträge reinreden. Sein Hitman kann nicht mit Frauen (ooch wie süß - die Szene mit der Blonden an der Bar ist hochnotpeinlich!). Sein Hitman will gerne cool gucken, verleitet dabei aber eher zu herzlichen Lachanfällen und Olyphant ist KEIN - ich wiederhole KEIN - Actiondarsteller. Wer sich seinen Fight gegen die anderen drei Hitmans in dem U-Bahnwagon (siehe Transporterfight im Bus - wo ist nur der Jason, wenn man ihn mal braucht?) anschaut und meint, ein verzweifelt dreinschauender und unbeholfen mit einem Schwert vor sich hin fuchtelnder Olyphant sei eines Hitmans würdig, der erntet hiermit von mir schallendes Gelächter. *Moment* Ha ha ha ha ha ...! Olyphants schwaches und nuancenloses Spiel sorgt dann für einen weiteren Faktor, der einen einfach nicht in den Film hineinlässt und verhindert, dass man sich mit einem zufriedenen Grinsen zurücklehnen und einfach genießen kann. So drückt man dem Hitman eben nicht den Daumen, weil man ihn cool findet oder irgendwie sympathisch, sondern einfach nur, weil grad niemand anderes da ist ... Autsch ...

Glücklicherweise hat Timothy Olyphant ein Chick an die Seite gestellt bekommen, das ihm hilft, seinen Hitman ein wenig aufzubrechen und menschlicher erscheinen zu lassen. Olga Kurylenko ist in ihrer anmutigen, mit einem feinen asiatischen Einschlag versehenen Anmut und Schönheit der eigentliche Clou an Hitman. In ihren Gesprächen mit dem Hitman ist all der Verve und die Energie, die man sich von dem Film insgesamt gewünscht hätte. Auch feiner Humor bricht sich hier Bahn, ohne die ganze Chose irgendwie in selbstironischen Quatsch abgleiten zu lassen. Obendrein bestreitet sie die meisten ihrer Auftritte so, wie es sich für ein B-Action-Chick gehört. Genau, nackert! Dagegen kommt Dougray Scott als Interpol Agent deutlich weniger gut weg. Auch seine Figur soll dazu dienen, den Hitman und die Mythologie hinter dieser Figur verständlicher zu machen. Doch wie bereits angedeutet, erfüllt die wunderbare Olga Kurylenko bereits diesen Part. Dementsprechend wertfrei und langweilig gestalten sich dann die Auftritte vom ansonsten solide spielenden Scott und mutieren so zu enorm tempoverschleppenden Showstoppern! Der Rest vom Cast schlägt sich ordentlich und hat mit Robert Knepper (Prison Break) und Henry Ian Cusick (Lost und herrlich gegen den Strich besetzt!) zwei derzeit recht prominente TV Gesichter im Cast, die sich obendrein sehr gut schlagen.
Und "schlagen" ist das Stichwort. Wo Hitman definitiv zu punkten versteht, ist die gnadenlose und herrlich kompromisslose Action! Was hier an Härte bereits in den ersten 30 Minuten aufgefahren wird, macht die KJ Freigabe mehr als nur verständlich. Jeder Shoot Out hat blutspritzende, brachial brutale Einlagen an Bord, die Hirnmasse fliegt kiloweise an der Kamera vorbei auf die Gesichter herumstehender Passanten und Mitstreiter und der Hitman bahnt sich mit einer Kaltschnäuzigkeit seinen Weg durch die Gegnerhorden, dass dem Zuschauer mehrmals die Kinnlade gen Boden sackt. Dabei geraten die Actioneinlagen allesamt kurz und knackig. Im Grunde wird nur eine Actionszene richtig breit inszeniert und lässt bei einem Waffenhändler den dritten Weltkrieg ausbrechen. In dieser Sequenz brennt einfach die Luft und wird mit großkalibrigen Waffen eine Behausung derart umgestaltet, dass jede Heimwerkersendung getrost einpacken kann. Leider gibt es im gesamten Film keine einzige Szene mehr, die diesen Overkill zu toppen vermag. Selbst der letztendlich enttäuschende Showdown (Wieso dreht der Hubschrauber ab, wenn's gerade lustig wird? Wieso killt der Hitman nur eine Handvoll Leute?? Warum richtet man kein Massaker an, wenn man schon Hundertschaften an Gegnern auffährt???) kann da nicht im Ansatz mithalten. Dafür punkten all die anderen Actioneinlagen mit ihrer Härte und der durchweg gelungenen Actionchoreographie. Diese stammt zu weiten Teilen von einem anderen Bösewicht aus Stirb Langsam 4.0, der ungleich rockender in Erinnerung blieb. Alleine sein Sprung aus dem mit einem Polizeiwagen torpedierten Hubschrauber war für mich die Actioneinlage des ausgehenden Kinojahres. Die Rede ist von Cyril Raffaelli. Und wer seine Auftritte in Stirb Langsam 4.0 genauso geliebt hat wie ich und auch seinen Kickerirrsinn in Ghettogangz gesehen und bestaunt hat, der wird vielleicht nachvollziehen können, dass dieser Kickerderwisch meiner Meinung nach definitiv ebenfalls und vielleicht noch viel besser als alle bisher genannten Darsteller auf die Rolle des Hitmans gepasst hätte! Leider hatte da Produzent Luc Besson anscheinend nicht die Traute zu, verpflichtete ihn aber wenigstens für die Actionchoreographie und gewinnt dadurch zumindest in der "Wo gehobelt wird, da fallen Späne!" Kategorie.

Ein weiterer großer Pluspunkt ist die Technik des Streifens. Regisseur Xavier Gens brennt hier erneut eines dieser französischen Frontaloptikübergeschosse ab, die derzeit jeden Amiactioner wie den Sturm im Wasserglas wirken lassen. Genial durchkomponierte Bilder, eine starke, wuchtige Kameraarbeit mit megaedlen Kamerafahrten und die satte Farbpalette geben Hitman mühelos Blockbusteroptikformat. Selbst die sonst so tristen Ostblockschauplätze (gedreht wurde unter anderem in Sofia) sind meilenweit entfernt von dem üblichen Ostblockmief und atmen richtig Klasse. Obendrein verzichtet Gens weitgehend auf CGI Einsatz und das in Actionkreisen hochumstrittene Kameragewackel. Das Ergebnis sind Bilder, die man im Grunde rahmen möchte, so viel Coolness atmen sie ... Unter dieser großartigen Optik treibt ein ordentlicher Score die Handlung immer weiter an und gönnt sich so gut wie keine Pause. Dabei hat er sogar ein recht eingängiges Thema an Bord, das aber mit der Zeit ein wenig überbeansprucht wirkt.
Das Ergebnis ist ein Streifen, der die Spielfanbase mit seiner Kompromisslosigkeit in der Actiondarstellung hochgradig zufrieden stellen wird und durchaus als konsequente Spielumsetzung begriffen werden könnte, als Film an sich aber einige echte Probleme hat, die man nicht von der Hand weisen kann: die Story ist Wirrnis pur, Dougray Scott wirkt mit seinem Handlungspart wie ein Bremsklotz, die Action ist zwar zahlreich aber seltsam höhepunktlos (der Showdown hat fast schon Fluch der Karibik 3 Ausmaße in seinem Ablauf), die Hauptfigur bleibt über weite Strecken seltsam blass und ist nicht wirklich ideal besetzt. Als Folge daraus lässt einen Hitman-der Film seltsam kalt und will nie richtig funktionieren. Die fette Optik, die unglaublich schöne Olga Kurylenko und die brachial harte Action können aber zumindest einige Probleme halbwegs austarieren ... halbwegs ;-)

In diesem Sinne:
freeman