The Sentinel - Wem kannst du trauen?
Seit dem Jahrtausenwechsel ist es eher ruhig geworden um Altstar Michael Douglas, der sich allenfalls noch in Komödien wie „Es bleibt in der Familie“ die Ehre gibt. 2006 übernahm er als Secret-Service-Mann im Agententhriller „The Sentinel“ nach langer Zeit mal wieder eine Actionrolle und hat mit Kiefer Sutherland einen Costar zur Seite, der sich mit Geheimdienstermittlungen und Präsidentenanschlägen auskennt wie kein zweiter. Schließlich ist er seit 2001 als CTU-Ermittler Jack Bauer in der Hitserie „24“ im Einsatz und braucht seine Kultrolle für „The Sentinel“ nur geringfügig abzuwandeln.
Secret Service – Legende Pete Garrison (Michael Douglas) wird mit der Aufklärung der Ermordung eines Kollegen beauftragt, gerät jedoch bald selbst unter Verdacht. Ein Erpresser hat nicht nur seine Affäre mit der First Lady (Kim Basinger) spitzgekriegt, sondern man nutzt Pete auch als perfekten Sündenbock, um ein bevorstehendes Attentat auf den Präsidenten zu vertuschen. Gejagt von seinen eigenen Männern (u.a. Kiefer Sutherland) muss Garrison auf eigene Faust den Anschlag verhindern…
„The Sentinel“ etabliert eine klassische Agentenstory vom verratenen Helden, der im Alleingang eine Katastrophe abwenden muss, deren Szenario genauso gut dem „24“-Universum entsprungen sein könnte. Einmal mehr darf Kiefer Sutherland hier das Leben eines US-Präsidenten schützen, verhält sich im Gegensatz zu Jack Bauer allerdings streng nach Vorschrift und ist damit in einem recht uninteressanten Charakter gefangen, den er auf „24“-Autopilot abspulen kann. Ohnehin wird seine Figur des Agenten David Breckinridge im Lauf des Films immer mehr zum Nebendarsteller degradiert und Michael Douglas als altem Hasen Pete Garrison das Feld überlassen.
Der McGyvert sich mit List und Geschick durchs amerikanische Hinterland, schafft es, seinen Häschern zu entkommen, ermittelt gleichzeitig gegen die Verbrecher, die ihn hereinlegen wollen und muss vor allem seine Affäre mit der First Lady geheim halten, solide gespielt von einer kaum geforderten Kim Basinger. Das Drehbuch von „The Sentinel“ ist überaus klassisch gestrickt und bietet Genrekennern keinerlei Überraschungen, wird von TV-Serienregisseur Clark Johnson, auf dessen Kappe immerhin der 2003er-Special-Force-Actioner „SWAT“ geht, jedoch flott und straff präsentiert. Auf seinen charismatischen Helden Michael Douglas, der seine Paraderolle des Thrillerhelden auch mit 62 Jahren bravourös wie eh und je meistert, kann der Film ohnehin bauen und wird daneben mit einigen schön inszenierten Actionsequenzen versetzt, die sich vor allem gegen Ende häufen. Nachdem zuvor bereits unter anderem ein Helikopter publikumswirksam in Flammen aufgegangen ist, wird der Zuschauer inform einer ausgedehnten Schießerei mit einem überaus gelungenen Showdown entlassen.
Fazit: „The Sentinel“ ist ein zwar konventionell gestrickter, aber temporeich inszenierter Agententhriller, der vor allem mit seiner hervorragenden Besetzung (auch „Desperate Housewive“ Eva Longoria ist als Secret-Service-Agentin mit an Bord) und einigen hübschen Actionsequenzen zu überzeugen weiß. Sicher kein Genrehighlight, aber klassisch gute Unterhaltung.
Basic Instinct: Neues Spiel für Catherine Tramell
1992 hatte Paul Verhoevens skandalträchtiger Erotikthriller „Basic Instinct“ Sharon Stone zu Berühmtheit verholfen und sie für Jahre auf Genrerollen in Werken wie „Sliver“ oder „The Specialist“ festgelegt. 14 Jahre und ein Karrieretief später schlüpfte sie 2006 ein zweites Mal in die Rolle der verführerischen Krimiautorin Catherine Tramell – mit immerhin 48 Jahren und ohne ihren ehemaligen Costar Michael Douglas an der Seite. Als Ersatz waren während der chaotischen Produktionsgeschichte des verspäteten Sequels so populäre Namen wie Robert Downey Jr., Kurt Russell oder Pierce Brosnan im Gespräch, die jedoch alle aus verschiedenen Gründen ablehnten oder abgelehnt wurden, sodass schließlich der kaum berühmte David Morressey in die Rolle des von Catherine Tramell Verführten schlüpfen durfte.
Jahre nach den Ereignissen in San Francisco steht die Bestsellerautorin diesmal in London vor Gericht: Bei einem Autounfall versenkte sie sich selbst und einen Fußballprofi in einem Fluss, ihr Begleiter überlebte nicht. Tramell (Sharon Stone) gerät unter Mordverdacht, kommt jedoch aufgrund mangelnder Beweise frei. Der Psychiater Dr. Michael Glass soll ein Gutachten über Tramell erstellen und attestiert ihr Risikosucht (siehe Originaltitel „Risk Addiction“). Die geheimnisvolle Schöne begibt sich daraufhin freiwillig in Behandlung und verkehrt das Verhältnis von Patient und Psychiater manipulativ ins Gegenteil – es dauert nicht lange, bis wieder allerlei Morde um die Krimiautorin herum geschehen. Ist sie die Täterin?
„Risk Addiction“ repetiert das Erfolgsrezept des Originals und spinnt erneut eine Story, deren „Held“ sich von der Mordverdächtigen Nr.1 um den Finger wickeln lässt – nur dass die blasse Gestalt David Morressey Welten von der Klasse eines Michael Douglas entfernt ist und der Film damit ganz zur One Woman Show für Shaorn Stone mutiert.
Die sieht für ihr Alter nicht gerade schlecht aus und lässt sich von Regisseur Michael Caton-Jones stets in plakativ erotischen Posen in Szene setzen. Jede Szene soll geladen, jeder Auftritt verführerisch wirken, was letztlich genauso wie die manipulativen Psychiatersitzungen, die gerne clevere Wortgefechte bieten möchten, allzu bemüht daherkommt. Auch die für einen Erotikthriller eher spärlich gesäten Sexszenen und Nacktauftritte von Miss Stone erreichen nicht die Qualität von Verhoevens skandalträchtigem Original. Immerhin saugten sich die Autoren aber eine solide Krimistory aus den Fingern, die anfangs etwas ziellos und willkürlich wirkt, gegen Ende aber mit zahlreichen Twists und einem relativ offenen Finale gefällt.
Fazit: Die verspätete Fortsetzung zu Paul Verhoevens Kultthriller „Basic Instinct“ erweist sich als solide unterhaltender Erotikkrimi, der seine vor sich hin plätschernde Story mit dem einen oder anderen Oben-ohne-Auftritt Miss Stones garniert und hauptsächlich an der blassen Performance des Michael-Douglas-Ersatzes David Morressey sowie allzu bemühten erotischen Stilisierungen krankt. „Basic Instinct – Neues Spiel für Catherine Tramell“ wäre gern mehr als er ist, ist aber besser, als nach den überwiegend vernichtenden Kritiken zu befürchten stand.
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