Freeman heisst nicht Freitag!
Freitag der 13.
Originaltitel: Friday the 13th
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2009
Regie: Marcus Nispel
Darsteller: Jared Padalecki, Danielle Panabaker, Amanda Righetti, Travis Van Winkle, Derek Mears, Aaron Yoo, Arlen Escarpeta, Julianna Guill, Willa Ford, Ryan Hansen, Jonathan Sadowski u.a.
Diese Kritik ist NICHT inhaltsgleich mit der Kritik zum Original aus dem Jahre 1980!
Auch wenn ich weiß, dass Eigenlob stinkt, muss ich euch von einem schlauen Geist (also mir) erzählen, der einst bei einer Klassifizierung der bekanntesten Horrorikonen zu folgendem Gleichnis griff:
Freddy Krueger = Abiturient
Michael Meyers = Realschüler
Jason Vorhees = Kindergarten abgebrochen
Mit dieser Klassifizierung sollen nun weniger das Bildungssystem angegriffen oder bestimmte Schulabschlüsse abgewertet werden, vielmehr ging es mir damals darum, herauszustellen, wie ich die Superkiller allgemein wahrnahm. Freddy, der hatte einfach Stil. Schlich sich in die Träume seiner Opfer und machte sich dort ganz bestimmte Schwächen der Probanten zunutze, übersteigerte sie ins Extrem und ließ die Erbarmungswürdigen elend krepieren. Michael Meyers hatte zumeist ein Ziel für seine Mission. Familienzusammenführung war dabei das große Credo. Aufgrund dessen ging er – bis zum Remake von Rob Zombie – auch eher zielgerichtet denn blindwütig auf Opfersuche und wirkte nicht gar so tumb, wie Jason. Jener holzt mit der Nonchalanz einer Abrissbirne durchs Figureninterieur und richtete bodycountintensive Metzeleien vom Feinsten an, was vor allem den deutschen Jugendschutzbehörden die Zornesröte ins Gesicht trieb – zumal dem Mann mit der Emotionalität einer Landmiene jegliche Form von echtem Motiv (oder wie viele Menschen muss man töten, um Muttern zu rächen?) abging.
Die Folge: Indizierungen, Verbote und ein Image für die Reihe, das noch heute wie ein Damoklesschwert über der Franchise schwebt. Fragt sich nur warum, denn im Grunde ist Freund Jason einer der moralischsten Killer überhaupt, killt er doch nur kiffende Dopeheads, promiskuitive Vielvögler und dem Alkohol zugewandte Hirneinzeller. Kaum ein Pamphlet zum Jugendschutz könnte wirksamer sein als ein Jason Film. Leider hat man das in den deutschen Behörden (noch?) nicht wirklich erkannt. In den Amilanden scheint man sich da leichter zu tun und so beschlossen Produzent Michael Bay und Regisseur Marcus Nispel nach dem meines Erachtens tollen Hochglanzterrorremake zum Texas Chainsaw Massacre (auch Leatherface killte am liebsten „böse Teenies“ – und die deutschen Behörden mochten ihn nicht – entsteht da vor unseren Augen ein Muster? ;-) ) erneut zusammenzuarbeiten. Und bei Beiden tat es durchaus Not. Nispel war mit seinem Barbaren vs. Indianer Gewichse Pathfinder amtlichst aufs Maul geflogen und Bays Platinum Dunes Horrorschmiede hatte nach dem Texas Chainsaw Massacre (inklusive The Beginning) mit Amityville Horror und dem grandios miesen Hitcher – der Highwaykiller Remake ordentlich Federn lassen müssen.
Als Objekt der Begierde erkor man den tumben und maulfaulen Jason und palaverte etwas von einer Neuinterpretation des Mythos. Dabei kann man sich nun jegliche Form von Neuerung an die Backe schmieren, denn Neues oder gar Jasonerweiternden Tand bekommt man hier nicht geboten. Vielmehr ein Best Of der bisherigen Filme. Wir erfahren, warum Jason wie ein Berserker killt und das vormals seine Mutter der eigentliche Killer war (Teil I), wir sehen ihn mit einem Einaugenjutesack übern Kopf rumkillen (Teil II) und sind dabei, wie er seine legendäre Maske aufsetzt (Teil III – wo er sie auf einmal einfach aufhatte). Das Ganze verlagert man in die Jetztzeit (den Horror der 80er Jahre Mode wollte man dem hochglanzverwöhnten Teeniehorrorpublikum wohl nicht zumuten!) und bolzte massiv Tempo!
Und das ist auch gut so, denn sonst hätte man vermutlich Gelegenheit, die Story, die de facto gar nicht vorhanden ist, zu hinterfragen oder mit sich selbst über den Sinn derselben in Klausur zu gehen. Stattdessen gibt es Blood and Boobies in schneller Folge, drapiert in eine Story um einen Typ namens Clay, der seine vor kurzem verschollene Schwester am Camp Crystal Lake sucht und hier erst mit ein paar Dopeheads und dann mit dem macheteschwingenden Koloss von einem Mann aneinander gerät. Dazu gibt es erbarmungswürdig miese Dialoge, die teils so schlecht sind, dass sie wieder zum beherzten Auflachen animieren und den Unterhaltungsfaktor auf einem konstant vernünftigen Level halten.
Und mittenrein holzt Jason mit der Wucht einer Dampfwalze, um das Figureninterieur ordentlich auszudünnen. Dabei geht er so beherzt und druckvoll zu Gange, dass sich diverse Jugendschützer vermutlich ihr Höschen beim Goutieren eingenässt haben. Erstaunlicherweise schaffte es der Film trotz seiner teils recht zynischen Figurenbefriedung in seiner ungeschnitten US-Kinofassung in unsere Kinos und hat für den geneigten Gorefan einiges zu bieten. Machete in den Kopp, Äxte zum Holzkopfspalten, Hirschtrophäen als Aufhängmöglichkeiten und und und. Jason is back und er hat sichtlich Spaß an seinem Tagwerk. Soviel, dass die FSK Paramount gleich einmal zwang, in Deutschland sowohl das Filmplakat mit einem Hinweis als auch den Film selbst mit einer vorherigen Texteinblendung inhaltlich vom Original loszusagen. Nicht etwa um anzudeuten, der Film habe mehr Handlung als die Originale .. das Mitnichten ;-)!
Bei allem etwas fragwürdigen Metzelradau und damit einhergehendem Unterhaltungslevel leidet der Film wie die meisten letzten Horrorstreifen aus den USA unter einer vollkommenen Abwesenheit von Spannung. Es gibt weder Suspensemomente, noch stellt sich irgendwann die Frage, ob denn Jason gleich zuschlagen wird. Denn das macht er sowieso alle paar Minuten. Hier und da lärmt es zwar teils gar brachial von der Soundspur und so manches weibliche Schreckgeschrei bahnte sich den Weg durch die heiligen Kinohallen, erntete aber nur vollkommen mitleidiges Gelächter aus den Hälsen der anwesenden Horrorfans. Und die wussten dank der desolaten und wirklich nicht vorhandenen Figurenzeichnung von Anfang an, wer hier warum überleben wird und wer wann seinen geistlosen Geist aushauchen wird. Zumindest dürfen die weiblichen Darstellerinnen fast samt und sonders ihre künstlichen Titten ins Bild halten ... das soll manchem Fan der Jason Franchise ja durchaus reichen.
Zumindest optisch präsentiert sich Jason im moderneren und neuen Look. Marcus Nispel beweist nach dem Texas Chainsaw Massacre erneut, dass er ein Auge für echten Hochglanzhorror hat. Zwar blendet er hier ein wenig das dreckig erdige Moment seines texanischen Kettensägenmassakers aus, verpasst Jason aber einen ganz eigenen, sehr energetischen Look, was auch hervorragend zum wieselflink gewordenen Superkiller passt. Echte Aussetzer kann man – abgesehen vom etwas hektischen Showdown - auch nicht beklagen, außer vielleicht, dass gerade bei den Kills sichtlich mehr hätte gehen könnte, denn viele geschehen im Off oder lassen das letzte Quäntchen Härte missen, was sich dann aber sicher mit der DVD ändern wird. Bei der Schauspielerführung versagt Nispel dann aber ziemlich, bzw. manche Figuren, wie Danielle Panabakers (TVs Shark) Hauptfigur der Jenna, scheinen ihm vollkommen am Arsch vorbeizugehen, weshalb er ihnen gleich gar keine Entwicklung erlaubt. Das Schicksal der Figuren ist dementsprechend nicht nur dem Regisseur vollkommen Wumpe. Sehr seltsam. Zumindest hat er mit Jared Padalecki (TV’s Supernatural) einen sympathischen Hauptdarsteller an Bord, der sogar im – extrem enttäuschenden - Showdown Infight mit Jason dank seiner Statur einen glaubwürdigen Gegner abgibt, ansonsten aber ziemlich blass bleibt! Der Rest der Darsteller ist einfach nur egal ... Kanonenfutter eben ...
Was bleibt ist die „Neubelebung“ einer Reihe, die mit dem Streifen Jason vs. Freddy einen weitaus innovativeren, ironischeren und besseren Adrenalinschub erhalten hatte. Marcus Nispel und Michael Bay erhöhen im Grunde genommen nur die Pace, schrauben damit das Tempo in enorme Höhen und lassen Punkte wie die Geschichte oder eine nachvollziehbare Figurenzeichnung vollkommen außen vor. Damit klöppeln sie gleichzeitig jedweden Ansatz von Spannungsdramaturgie in die Tonne und verlassen sich einfach nur auf das Einmannrollkommando Jason, der beherzt und häufig zuschlagen darf und nach wie vor am meisten auf unmoralische und ungehörige Teenies mit blanken Busen abfährt ... Guilty Pleasure ... nicht mehr, aber auch nicht weniger ...
In diesem Sinne:
freeman
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Ed Hunter schwingt die Machete:
2003 hatte Krawallpapst Michael Bay als Produzent Tobe Hoopers Terrorklassiker „The Texas Chainsaw Massacre“ einer Frischzellenkur unterzogen und im Deutschen Marcus Nispel einen fähigen Regisseur für die Umsetzung des Leatherface-Reboots ins Boot geholt, sechs Jahre später bringt das Team nun dem allgemeinen Remake-Trend folgend die nächste Neuauflage eines Horrorklassikers auf die Leinwand: Machetenschlächter Jason Vorhees aus der legendären und im deutschen Raum aufgrund eines besonders innigen Verhältnisses zu den hiesigen Zensoren berüchtigten „Freitag, der 13.“-Reihe hatte bereits Anfang des neuen Jahrtausends ein spektakuläres Doppel-Comeback gelandet, als er zunächst in „Jason X“ ins All exkursierte und zwei Jahre später in Ronny Yus famosem Ikonen-Clash „Freddy vs. Jason“ gegen Genrekollege Freddy Krueger zu Felde ziehen durfte, nun wird der Killer mit der Hockeymaske erneut auf die große Leinwand losgelassen: Anstatt ein weiteres Sequel auf die Beine zu stellen, legen Bay und Nispel „Friday the 13th“ 2009 als aus den frühen Originalfilmen zusammengemixtes Remake an, das den unästhetischen Jutesack genauso reaktiviert wie die in der Urfranchise erst im Verlauf eingeführte Hockeymaske.
Inhaltlich treibt der Streifen den seinem Genre seit jeher innewohnenden Minimalismus durch das fast völlige Fehlen eines Elements, das die Bezeichnung „Handlung“ verdient, in beachtlicher Konsequenz auf die Spitze: Nach einem kurzen 80s-Flashback, der uns einen Einblick ins Wüten von Jasons Mutter gewährt, lässt man den Schlächter flugs eine Ladung am Camp Crystal Lake aufgelaufener Teenies killen, um kurz darauf eine zweite, diesmal etwas zahlreichere Opferriege nachzuschieben. Der Rest ist Gemetzel…
So billig, primitiv und in gewisser Hinsicht krank das auch ist, so verschafft es dem Streifen doch fraglos Punkte für seine Ehrlichkeit: Nicht nur stand die „Friday“-Reihe schon immer für den hohlsten, anspruchslosesten und gewalttätigsten Vertreter der einschlägigen Slasherfranchise-Landschaft um die Kollegen Michael Myers, Freddy Krueger und co. und bleibt sich damit in der aktuellen Fassung auf ganzer Linie treu, auch ist die simpel gestrickte Gewaltorgie so durch und durch billiger B-Film, dass ihre Präsenz auf einer in der heutigen Zeit gewöhnlich derartigem gänzlich verschlossenen Kinoleinwand ein ganz eigenes Flair generiert. In allen Belangen aufs wesentlichste reduziert, müht sich „Freitag der 13.“ nämlich tunlichst jeglichen Anflug von Innovation und Überraschung weiträumig zu umgehen und klappert viel lieber das Slasher-Einmaleins aus dem seit 30 Jahren erprobten Handbuch ab: Wer sich von der Gruppe entfernt, hat keine 30 Sekunden mehr zu leben, naht die vermeintliche Rettung inform des örtlichen Sheriffs, ist der mit Sicherheit schneller über den Jordan als man es prophezeien kann, betritt ein weibliches Wesen das Bild, ist die erste Nacktszene nicht weit und der Quotenschwarze fehlt genauso wenig wie der „überraschende“ Schlussgag. Ob der Vorhersehbarkeit des Geschehens ist Spannung konsequent Mangelware und die routinierte Abfolge Tittenszene / Killszene entbehrt nicht eines auf die Dauer arg repetitiven Charakters.
Weshalb also macht „Freitag, der 13.“ dennoch durch die Bank Spaß? Es liegt nicht am Inhalt, es liegt an der Form. Marcus Nispel hatte bereits das „Texas Chainsaw Massacre“ als kurzweilige, temporeiche Metzel-Hatz angelegt, zwischenzeitlich den höchst spaßigen Wikinger-Kracher „Pathfinder“ auf die Beine gestellt und glänzt auch hier mit exzellenter Inszenierung: Stylish-düstere Bildkompositionen um einen bedrohlich mit Machete im Wald oder auf dem Hausdach stehenden Jason wechseln sich ab mit Eyecandy à la in den Sonnenuntergang brausender Motorräder oder eines barbusig im Sonnenglanz über den Crystal Lake surfenden Girls und wenn es ans Schlachten geht, kommt Wackelkamera in erfreulich effektivem und sich nie negativ bemerkbar machendem Maß zum Einsatz und werden die Gorespitzen in blutigen Details festgehalten. Der Härtegrad des Treibens ist überaus amtlich – bei der Vergabe des KJ-Siegels (zumindest für die Kinoauswertung) scheint die FSK einen enorm guten Tag gehabt zu haben – und bekommt durch das völlige Fehlen auflockernder Ironie atmosphärische Unterstützung. Nispels „Friday“-Revival ist bierernste Schlitzerei ohne den augenzwinkernden Funcharakter, der noch Jasons letzten Leinwand-Einsatz im Clinch mit Pizzagesicht Freddy ausgezeichnet hatte.
Die Darsteller agieren im Rahmen der ohnehin limitierten Genreanforderungen solide, wobei Jared Padalecki als Held eine recht souveräne Figur macht und der weibliche Teil des Casts in der Hauptsache darauf abonniert ist, seine beiden Argumente in die Kamera zu halten – was mit Ausnahme einer Beteiligten über den Film verteilt denn auch alle ausgiebig tun. Punkte sammelt der Streifen mit seiner gelungenen Musikuntermalung, die von düster-bedrohlichem Score bis Rock- und Hip-Hop-Klängen auf ganzer Linie zu überzeugen weiß.
Fazit: Nach dem „Texas Chainsaw Massacre“ nimmt sich das Team Michael Bay / Marcus Nispel nun der legendären „Freitag, der 13.“-Franchise an und spendiert Hockeymasken-Schlächter Jason ein kurzweiliges, wenngleich im Kino eher deplatziert wirkendes Comeback, das eine denkbar minimalistische, billige und primitive Reduktion der gängigen Slasher-Ingredienzien aufs allerwesentlichste als jeglicher Originalität, Spannung, Überraschung oder Intelligenz entbehrende, inszenatorisch aber keinerlei Wünsche offen lassende Schlatplatte nach etabliertem Muster präsentiert, an der Genrefans ihre Gefallen finden dürften. Ohne Zweifel nichts weiter als eine dumme, platte Gewaltorgie der B-Kategorie – doch hin und wieder darf man sich ja auch schlicht von dummem, plattem Entertainment berieseln lassen und einer Kultfigur der Filmgeschichte beim Durch-den-Wald-Jagen barbusiger Girls zusehen.
