Die Todesfaust des Cheng Li
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Die Todesfaust des Cheng Li
Die Todesfaust des Cheng Li
Originaltitel: Tang shan da xiong (aka "The Big Boss")
Herstellungsland: Hongkong
Erscheinungsjahr: 1971
Regie: Lo Wei
Darsteller: Bruce Lee, James Tien, Nora MiaoChao Chen, Tso Chen, San Chin , Lam Ching Ying, Anthony Lau Wing, Malalene
Es war irgendwann gegen Ende 1971, als Jackie Chan, zusammen mit seinen Brüdern Samo Hung und Yuen Biao ins Kino gingen, um sich einen Film anzusehen, der gehypt wurde wie kein anderer; Bruce Lee’s Kinodebüt „The Big Boss“.
Da aus der Eingangstür des Kinos eine unwahrscheinlich lange Menschenschlange hinausragte, entschieden sich die 3 illegalerweise durch ein offenstehendes Fenster zu klettern, um so auch den Preis für das Eintrittsgeld umgehen zu können.
Und obwohl sich die 3 den Film umsonst ansahen, riefen sie am Ende empört „Geld zurück“, schließlich war der Kerl einfach so aus dem Nichts aufgetaucht, ohne vorher jemals in einem Kinofilm mitgewirkt zu haben, und kassierte schon das hundertfache an deren Gage.
Die 3 nahmen sich vor den Film kräftig auszubuhen, doch sie taten es nicht, denn der Film hatte genau das, was sie an den Filmen vermissten, an denen sie als Stuntmen mitwirkten...
Der Film war in der Tat anders, als die bisherigen, klassischen Kung Fu Filme der Shaw Brothers. Der Unterschied beginnt schon dabei, dass das Szenario nicht mehr zu Zeiten der Quing-Dynastie spielt, sondern in unserer (bzw in der damaligen) Gegenwart. Hier haben wir also keinen Kung-Fu Schüler im traditionellen Gewand, der im Shaolin Kloster fleißig übt, sondern einen einfachen Arbeiter und Straßenkämpfer, der sich in seinem neuen Zu Hause zurecht finden will, und dabei in die korrupten Machenschaften seiner Arbeitgeber gerät.
Hier verschlägt es Cheng Li (Bruce Lee) nach Bangkok, weil er dort auf Arbeit hofft.
Er kommt bei Verwandten unter, und kann auch gleich am nächsten Tag in einer Fabrik, die wundersamerweise irgendwelche Eisblöcke von entlädt, anfangen...
Wie sich jedoch herausstellt geht es nicht um die Eisblöcke selbst, sondern um die darin verstecken Koks-Beutelchen, mit denen der Chef seinen wahren Gewinn scheffelt.
Als durch einen Unfall einer der Blöcke zerspringt, und einer weißer Beutel zum Vorschein kommt, werden die Augenzeugen, die das Angebot ablehnen offiziell ihr Geld mit Rauschgifthandel zu verdienen, kaltblütig ermordet, und „kompakt verstaut“.
Natürlich fällt die Abwesenheit der Arbeiter auf, und schon bald untersucht Chen Li den Fall höchstpersönlich...
All diese storytechnischen Gegebenheiten lassen eben erst gar keinen Raum für Trainingseinlagen der extravaganten Art.
Cheng Li ist von Anfang an der grandiose Kämpfer der er ist, lässt mit seinen Künsten aber auch auf sich warten, denn das Amulett, dass er am Halse trägt, ist ein Geschenk von seiner Mutter, und es soll ihn daran erinnern nie zu kämpfen...ein Familienmensch eben.
Doch damit sich kampftechnisch zu Beginn trotzdem etwas tut, haben wir da James Tien, der nun wahrhaftig kein besonders herausragender Kampfkünstler ist.
Aber mit seiner eher weniger überzeugenden Heldenhaftigkeit muss sich der Zuschauer eben die erste Filmhälfte zufrieden geben.
Irgendwie bahnt sich eine Keilerei an, weil fiese Thailänder die Arschlöcher raushängen lassen, und da lässt James Tien den Helden raushängen und vermöbelt alle Angreifer im Alleingang, während Cheng Li genervt auf sein Amulett guckt, und dem Kampf zu sieht.
Ist schon ne tolle Sache, wenn man sich einen Bruce Lee Film ansieht, wo wirklich jeder, nur nicht Bruce Lee kämpft.
Entsprechend sieht auch die Choreographie aus, die eigentlich nur aus dumpfen Gekloppe und schrecklich einstudierten Tritten und Manövern besteht; das Eintrittsgeld oder die Leihgebühr sind diese Kämpfe sicherlich nicht wert.
Erst wenn Cheng Li zum neuen Vorarbeiter ernannt wird (oh, ich hoffe ich habe nichts gespoilert ;) ) und die nächste Prügelei auffährt, kommt es wie es kommen musste.
Irgend eine Pappnase reißt Lee das Amulett vom Hals, und zertrümmert es; wer hätte das gedacht? Nun wollen wir diesem No-Name danken, denn der hat Bruce Lee endlich zum fighten gebracht.
Und nun nimmt der Kung-Fu Film Dimensionen an, die man bis dato noch nicht kannte; es war genau das wovon Sammo Hung voller Begeisterung sprach als er das Kino verließ.
Echte und knallharte Fights.
Der Erfolg ist einzig und allein Bruce Lee zuzuschreiben, der als „Father of Mixed Martial Arts“ oder auch „Founder of Jeet Kune Do“ einen völlig neuen Kampfstil auf der Leinwand präsentiert.
Hier wird keine Zeit mit großen Posen und verwirrenden Hand und Fußbewegungen aus reinen „Stanceperformance“-Gründen ausgeführt, sondern direkte, teils tödliche, blitzschnelle Schläge und Tritte verteilt.
Das ist sowohl für die Filmgegner neu, als auch für den Zuschauer, dessen Sehgewohnheiten nun mit erfrischend neuen Choreographien überrascht werden.
Und genau das macht den Film groß, Bruce Lee selbst, wie er sich bewegt, und das Charisma, das er ausstrahlt. Dagegen verblasst der Rest des Casts unerbittlich, inklusive James Tien.
Lediglich Prostituierte, die Lee Hinweise gibt, kann da noch wegen ihrer strahlenden Schönheit etwas herausragen, und sei es deswegen weil sie für einige Sekunden die Moppen präsentieren darf...
Ein Beispiel dafür, dass das präsentieren vom Moppen nicht immer nach Selbstzweck stinken muss; hier geht es um die schwarzen Punkte ;)
Dazwischen aber tut sich dann relativ wenig, denn die Story will sich Phasenweise gar nicht weiterbewegen und lebt von ständigen Wiederholungen.
Das ewige Hin und Her zwischen den Vorarbeitern, die ständig nach dem Verbleib ihrer Kollegen fragen und den Vorgesetzten, die mit Ausreden der Marke „die werden sich irgendwo im Puff rumtreiben“ entschädigen, und dabei versichern, dass die Polizei sie schon bald ganz sicher finden werde, ermüdet schnell.
Der Zuschauer weiß, dass die gesuchten Personen zerstückelt, und versteckt wurden, die Arbeiter sind zu doof, die billigen Ausreden zu entlarven, und Lee braucht auch ganz schön lange, bis er merkt was Sache ist.
Doch wenn sich der Film dem Ende neigt, bekommt der Zuschauer noch mal 2 große Fights geboten.
Der erste findet nachts in der Fabrik statt, wo Lee seine Blutrünstigkeit zeigt, wenn er sich von potentiellen Killern eingeengt fühlt, und knallt eine Säge gegen den nächstbesten Schädel (eine Szene die auch aus der Urfassung später mal herausgeschnitten wurde), und benutzt auch andere Werkzeuge um mit den Gegnern kurzen Prozess zu machen.
Dass man den Film nicht unbedingt ernst nehmen muss erkennt man an (genau) einer Szene, die genau deswegen auch wieder überflüssig ist, nämlich wenn Lee einen Kontrahenten durch eine Wand schlägt, und das „Loch“ dabei einem Menschenkörper nachempfundene Umrisse hinterlässt, ähnlich wie in Jackie Chan’s City Hunter...
Diese Art von comichaftem Humor will irgendwie gar nicht zu dem sonst so eher ernst gehaltenen Film passen.
Das nenne ich mal einen präzise ausgeführten Schlag
Das Finale ist natürlich das Highlight des Filmes, und präsentiert sich überaus machomäßig cool. Cheng Li hat nach dem Fabrikfight entdeckt, dass seine ganze Familie und Freunde abgestochen wurden und nach einer kurzen Heulszene macht er sich auch schon auf zum Rachefeldzug.
Mit einer Tüte Knusper-Chips bewaffnet entert er die Höhle des Löwen, also den großen Vorgarten der Villa des Oberbösewichts, knabbert ganz cool, aber mit bestimmten Gesichtsausdruck auf seinen Chips rum, und tritt dabei den ersten zwei Angreifern ordentlich in die Eier, woraufhin er auch schon den nächsten Chip kräftig anbeißt. Absolute Must See Szene!!
Willst du einen Chip knacken...
...musst du vorher Eier knacken!
Zum Schluss haben wir da den One on One zwischen Lee und dem Big Boss, und hier darf Lee mal wieder mit seiner Eleganz, coolen Bewegungen, und einem astreinen Körper glänzen.
So muss ein Finale aussehen!!
Genau von diesen Kämpfen war Samo Hung angetan, und lobte diese „richtigen Fights“.
Jackie bringt Samo auf den Boden der Tatsachen zurück, und meint die Fights wären gar nicht so perfekt gewesen, denn immerhin war die Horde an Gegnern dumm genug Lee einer nach dem anderen anzugreifen, anstatt alle auf einmal über ihn herzufallen.
„Genau“ stimmt Yuen Biao zu.
Samo dagegen meint dass die beiden nicht wissen wovon sie da sprechen, und erklärt dass da etwas ganz großes auf sie und die Filmindustrie von Hong Kong zu komme; wenn nicht, fresse er einen Besen.
Jackie spottet: „Bei deinem Appetit wundert es mich, dass du für so etwas einen Anlass brauchst“...
Und schon prügeln sich die 3, doch Samo hatte natürlich recht.
Filmhistorisch gesehen ist The Big Boss in der Tat einer der ganzen großen Filme im Martial Arts Bereich, denn es war der erste Bruce Lee Film, und somit der erste Film, der sämtliche Traditionen alter Kung Fu Filme über Bord warf, und eine neuartige Kampfchoreographie präsentierte, die zu gefallen wusste, und fortan das Martial Arts Kino mitprägte, ja es sogar zugänglicher für westliche Bürger machte. Denn Bruce Lee’s „Kampfstil“ (wenn man ihn denn als solchen einschränken möchte) Jeet Kune Do, wird in der Tat mehr als „amerikanisch“ als „chinesisch“ eingestuft, gleichzeitig aber sind nun auch andere Kampfkunstfilme im Westen gefragt, und da dürfen sich Jackie Chan oder Jet Li glücklich schätzen mit Bruce Lee jemanden gehabt zu haben, der ihnen den Weg ebnete um mit dem was sie am besten können, auch in anderen Teilen der Welt Interessenten zu finden.
Das alles führt eben auf diesen Film zurück, der aus heutiger Sicht eben gar keinen so guten Eindruck mehr macht, denn Junge Junge mit einigen Schwierigkeiten hat der Film wirklich zu kämpfen. Neben den erwähnten zu Beginn eher langweiligen Fights, und der nur mühsam fortschreitenden Story, machen auch die unrealistischen, wenig nachvollziehbaren Sprünge von Lee einen wenig überzeugenden Eindruck. Ob angreifende Hunde, oder hoher Zaun, es erfolgt ein Schnitt und wir sehen von unten Lee’s Hintern vorbeifliegen.
Hmm nicht so toll, da sind mir die spektakulären, schnittlosen Manöver von Jackie Chan wirklich viel lieber, einige Darsteller haben irgendwie gar keine Ahnung vom Schauspielern und was uns der Film hier an Blut verkaufen möchte ist auch an Lächerlichkeit kaum zu überbieten.
Hier wurde lediglich aus der Farbdose etwas hellrote Farbe über vermeintliche Leichen verteilt. Das sieht so unnatürlich und unecht aus, dass man genauso hätte blaue Farbe verwenden können, ohne den Eindruck zu täuschen, dass hier wohl jemand lediglich Wände streichen wollte. Ganz Ganz mieses Kunstblut!!
Und das will uns der Film nun allen Ernstes als Blut verkaufen...
Aber gut, darauf kommt es nicht an, denn was bleibt, ist ein guter Martial Arts Film, der allein von seinem Hauptdarsteller lebt, welcher mit Charisma und Körperbeherrschung überzeugt, und darüber hinaus den Kung Fu Film auf ein neues Level brachte.
Cut Cut Cut, wo man in Deutschland auch nur hinsieht, aber die gängige DVD Fassung ist eigenltich ganz gut anguckbar, hab da schon dreistere Schnitte gesehen, Ton und Synchro sind mies, dafür ist das Bild erstaunlich gut.
Die kursiv gehaltenen Absätze sind umgeschriebene Textpassagen aus Jackie Chans Autobio ;)
Hier gibts den Schnittbericht, inklusive einem Bild von der erwähnten gecutteten Szene...
http://www.schnittberichte.com/schnittbericht.php?ID=84
Originaltitel: Tang shan da xiong (aka "The Big Boss")
Herstellungsland: Hongkong
Erscheinungsjahr: 1971
Regie: Lo Wei
Darsteller: Bruce Lee, James Tien, Nora MiaoChao Chen, Tso Chen, San Chin , Lam Ching Ying, Anthony Lau Wing, Malalene
Es war irgendwann gegen Ende 1971, als Jackie Chan, zusammen mit seinen Brüdern Samo Hung und Yuen Biao ins Kino gingen, um sich einen Film anzusehen, der gehypt wurde wie kein anderer; Bruce Lee’s Kinodebüt „The Big Boss“.
Da aus der Eingangstür des Kinos eine unwahrscheinlich lange Menschenschlange hinausragte, entschieden sich die 3 illegalerweise durch ein offenstehendes Fenster zu klettern, um so auch den Preis für das Eintrittsgeld umgehen zu können.
Und obwohl sich die 3 den Film umsonst ansahen, riefen sie am Ende empört „Geld zurück“, schließlich war der Kerl einfach so aus dem Nichts aufgetaucht, ohne vorher jemals in einem Kinofilm mitgewirkt zu haben, und kassierte schon das hundertfache an deren Gage.
Die 3 nahmen sich vor den Film kräftig auszubuhen, doch sie taten es nicht, denn der Film hatte genau das, was sie an den Filmen vermissten, an denen sie als Stuntmen mitwirkten...
Der Film war in der Tat anders, als die bisherigen, klassischen Kung Fu Filme der Shaw Brothers. Der Unterschied beginnt schon dabei, dass das Szenario nicht mehr zu Zeiten der Quing-Dynastie spielt, sondern in unserer (bzw in der damaligen) Gegenwart. Hier haben wir also keinen Kung-Fu Schüler im traditionellen Gewand, der im Shaolin Kloster fleißig übt, sondern einen einfachen Arbeiter und Straßenkämpfer, der sich in seinem neuen Zu Hause zurecht finden will, und dabei in die korrupten Machenschaften seiner Arbeitgeber gerät.
Hier verschlägt es Cheng Li (Bruce Lee) nach Bangkok, weil er dort auf Arbeit hofft.
Er kommt bei Verwandten unter, und kann auch gleich am nächsten Tag in einer Fabrik, die wundersamerweise irgendwelche Eisblöcke von entlädt, anfangen...
Wie sich jedoch herausstellt geht es nicht um die Eisblöcke selbst, sondern um die darin verstecken Koks-Beutelchen, mit denen der Chef seinen wahren Gewinn scheffelt.
Als durch einen Unfall einer der Blöcke zerspringt, und einer weißer Beutel zum Vorschein kommt, werden die Augenzeugen, die das Angebot ablehnen offiziell ihr Geld mit Rauschgifthandel zu verdienen, kaltblütig ermordet, und „kompakt verstaut“.
Natürlich fällt die Abwesenheit der Arbeiter auf, und schon bald untersucht Chen Li den Fall höchstpersönlich...
All diese storytechnischen Gegebenheiten lassen eben erst gar keinen Raum für Trainingseinlagen der extravaganten Art.
Cheng Li ist von Anfang an der grandiose Kämpfer der er ist, lässt mit seinen Künsten aber auch auf sich warten, denn das Amulett, dass er am Halse trägt, ist ein Geschenk von seiner Mutter, und es soll ihn daran erinnern nie zu kämpfen...ein Familienmensch eben.
Doch damit sich kampftechnisch zu Beginn trotzdem etwas tut, haben wir da James Tien, der nun wahrhaftig kein besonders herausragender Kampfkünstler ist.
Aber mit seiner eher weniger überzeugenden Heldenhaftigkeit muss sich der Zuschauer eben die erste Filmhälfte zufrieden geben.
Irgendwie bahnt sich eine Keilerei an, weil fiese Thailänder die Arschlöcher raushängen lassen, und da lässt James Tien den Helden raushängen und vermöbelt alle Angreifer im Alleingang, während Cheng Li genervt auf sein Amulett guckt, und dem Kampf zu sieht.
Ist schon ne tolle Sache, wenn man sich einen Bruce Lee Film ansieht, wo wirklich jeder, nur nicht Bruce Lee kämpft.
Entsprechend sieht auch die Choreographie aus, die eigentlich nur aus dumpfen Gekloppe und schrecklich einstudierten Tritten und Manövern besteht; das Eintrittsgeld oder die Leihgebühr sind diese Kämpfe sicherlich nicht wert.
Erst wenn Cheng Li zum neuen Vorarbeiter ernannt wird (oh, ich hoffe ich habe nichts gespoilert ;) ) und die nächste Prügelei auffährt, kommt es wie es kommen musste.
Irgend eine Pappnase reißt Lee das Amulett vom Hals, und zertrümmert es; wer hätte das gedacht? Nun wollen wir diesem No-Name danken, denn der hat Bruce Lee endlich zum fighten gebracht.
Und nun nimmt der Kung-Fu Film Dimensionen an, die man bis dato noch nicht kannte; es war genau das wovon Sammo Hung voller Begeisterung sprach als er das Kino verließ.
Echte und knallharte Fights.
Der Erfolg ist einzig und allein Bruce Lee zuzuschreiben, der als „Father of Mixed Martial Arts“ oder auch „Founder of Jeet Kune Do“ einen völlig neuen Kampfstil auf der Leinwand präsentiert.
Hier wird keine Zeit mit großen Posen und verwirrenden Hand und Fußbewegungen aus reinen „Stanceperformance“-Gründen ausgeführt, sondern direkte, teils tödliche, blitzschnelle Schläge und Tritte verteilt.
Das ist sowohl für die Filmgegner neu, als auch für den Zuschauer, dessen Sehgewohnheiten nun mit erfrischend neuen Choreographien überrascht werden.
Und genau das macht den Film groß, Bruce Lee selbst, wie er sich bewegt, und das Charisma, das er ausstrahlt. Dagegen verblasst der Rest des Casts unerbittlich, inklusive James Tien.
Lediglich Prostituierte, die Lee Hinweise gibt, kann da noch wegen ihrer strahlenden Schönheit etwas herausragen, und sei es deswegen weil sie für einige Sekunden die Moppen präsentieren darf...
Ein Beispiel dafür, dass das präsentieren vom Moppen nicht immer nach Selbstzweck stinken muss; hier geht es um die schwarzen Punkte ;)
Dazwischen aber tut sich dann relativ wenig, denn die Story will sich Phasenweise gar nicht weiterbewegen und lebt von ständigen Wiederholungen.
Das ewige Hin und Her zwischen den Vorarbeitern, die ständig nach dem Verbleib ihrer Kollegen fragen und den Vorgesetzten, die mit Ausreden der Marke „die werden sich irgendwo im Puff rumtreiben“ entschädigen, und dabei versichern, dass die Polizei sie schon bald ganz sicher finden werde, ermüdet schnell.
Der Zuschauer weiß, dass die gesuchten Personen zerstückelt, und versteckt wurden, die Arbeiter sind zu doof, die billigen Ausreden zu entlarven, und Lee braucht auch ganz schön lange, bis er merkt was Sache ist.
Doch wenn sich der Film dem Ende neigt, bekommt der Zuschauer noch mal 2 große Fights geboten.
Der erste findet nachts in der Fabrik statt, wo Lee seine Blutrünstigkeit zeigt, wenn er sich von potentiellen Killern eingeengt fühlt, und knallt eine Säge gegen den nächstbesten Schädel (eine Szene die auch aus der Urfassung später mal herausgeschnitten wurde), und benutzt auch andere Werkzeuge um mit den Gegnern kurzen Prozess zu machen.
Dass man den Film nicht unbedingt ernst nehmen muss erkennt man an (genau) einer Szene, die genau deswegen auch wieder überflüssig ist, nämlich wenn Lee einen Kontrahenten durch eine Wand schlägt, und das „Loch“ dabei einem Menschenkörper nachempfundene Umrisse hinterlässt, ähnlich wie in Jackie Chan’s City Hunter...
Diese Art von comichaftem Humor will irgendwie gar nicht zu dem sonst so eher ernst gehaltenen Film passen.
Das nenne ich mal einen präzise ausgeführten Schlag
Das Finale ist natürlich das Highlight des Filmes, und präsentiert sich überaus machomäßig cool. Cheng Li hat nach dem Fabrikfight entdeckt, dass seine ganze Familie und Freunde abgestochen wurden und nach einer kurzen Heulszene macht er sich auch schon auf zum Rachefeldzug.
Mit einer Tüte Knusper-Chips bewaffnet entert er die Höhle des Löwen, also den großen Vorgarten der Villa des Oberbösewichts, knabbert ganz cool, aber mit bestimmten Gesichtsausdruck auf seinen Chips rum, und tritt dabei den ersten zwei Angreifern ordentlich in die Eier, woraufhin er auch schon den nächsten Chip kräftig anbeißt. Absolute Must See Szene!!
Willst du einen Chip knacken...
...musst du vorher Eier knacken!
Zum Schluss haben wir da den One on One zwischen Lee und dem Big Boss, und hier darf Lee mal wieder mit seiner Eleganz, coolen Bewegungen, und einem astreinen Körper glänzen.
So muss ein Finale aussehen!!
Genau von diesen Kämpfen war Samo Hung angetan, und lobte diese „richtigen Fights“.
Jackie bringt Samo auf den Boden der Tatsachen zurück, und meint die Fights wären gar nicht so perfekt gewesen, denn immerhin war die Horde an Gegnern dumm genug Lee einer nach dem anderen anzugreifen, anstatt alle auf einmal über ihn herzufallen.
„Genau“ stimmt Yuen Biao zu.
Samo dagegen meint dass die beiden nicht wissen wovon sie da sprechen, und erklärt dass da etwas ganz großes auf sie und die Filmindustrie von Hong Kong zu komme; wenn nicht, fresse er einen Besen.
Jackie spottet: „Bei deinem Appetit wundert es mich, dass du für so etwas einen Anlass brauchst“...
Und schon prügeln sich die 3, doch Samo hatte natürlich recht.
Filmhistorisch gesehen ist The Big Boss in der Tat einer der ganzen großen Filme im Martial Arts Bereich, denn es war der erste Bruce Lee Film, und somit der erste Film, der sämtliche Traditionen alter Kung Fu Filme über Bord warf, und eine neuartige Kampfchoreographie präsentierte, die zu gefallen wusste, und fortan das Martial Arts Kino mitprägte, ja es sogar zugänglicher für westliche Bürger machte. Denn Bruce Lee’s „Kampfstil“ (wenn man ihn denn als solchen einschränken möchte) Jeet Kune Do, wird in der Tat mehr als „amerikanisch“ als „chinesisch“ eingestuft, gleichzeitig aber sind nun auch andere Kampfkunstfilme im Westen gefragt, und da dürfen sich Jackie Chan oder Jet Li glücklich schätzen mit Bruce Lee jemanden gehabt zu haben, der ihnen den Weg ebnete um mit dem was sie am besten können, auch in anderen Teilen der Welt Interessenten zu finden.
Das alles führt eben auf diesen Film zurück, der aus heutiger Sicht eben gar keinen so guten Eindruck mehr macht, denn Junge Junge mit einigen Schwierigkeiten hat der Film wirklich zu kämpfen. Neben den erwähnten zu Beginn eher langweiligen Fights, und der nur mühsam fortschreitenden Story, machen auch die unrealistischen, wenig nachvollziehbaren Sprünge von Lee einen wenig überzeugenden Eindruck. Ob angreifende Hunde, oder hoher Zaun, es erfolgt ein Schnitt und wir sehen von unten Lee’s Hintern vorbeifliegen.
Hmm nicht so toll, da sind mir die spektakulären, schnittlosen Manöver von Jackie Chan wirklich viel lieber, einige Darsteller haben irgendwie gar keine Ahnung vom Schauspielern und was uns der Film hier an Blut verkaufen möchte ist auch an Lächerlichkeit kaum zu überbieten.
Hier wurde lediglich aus der Farbdose etwas hellrote Farbe über vermeintliche Leichen verteilt. Das sieht so unnatürlich und unecht aus, dass man genauso hätte blaue Farbe verwenden können, ohne den Eindruck zu täuschen, dass hier wohl jemand lediglich Wände streichen wollte. Ganz Ganz mieses Kunstblut!!
Und das will uns der Film nun allen Ernstes als Blut verkaufen...
Aber gut, darauf kommt es nicht an, denn was bleibt, ist ein guter Martial Arts Film, der allein von seinem Hauptdarsteller lebt, welcher mit Charisma und Körperbeherrschung überzeugt, und darüber hinaus den Kung Fu Film auf ein neues Level brachte.
Cut Cut Cut, wo man in Deutschland auch nur hinsieht, aber die gängige DVD Fassung ist eigenltich ganz gut anguckbar, hab da schon dreistere Schnitte gesehen, Ton und Synchro sind mies, dafür ist das Bild erstaunlich gut.
Die kursiv gehaltenen Absätze sind umgeschriebene Textpassagen aus Jackie Chans Autobio ;)
Hier gibts den Schnittbericht, inklusive einem Bild von der erwähnten gecutteten Szene...
http://www.schnittberichte.com/schnittbericht.php?ID=84
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- Action Prolet
- Beiträge: 1044
- Registriert: 16.05.2006, 10:52
- Wohnort: Bochum
Ich hab den jetzt auch mal gesehen... ist ja ganz putzig, aber mehr auch nicht, wenn man die ganze posthume Bruce Lee Verehrung abzieht. Ist teilweise richtiggehend lächerlich, was in Interviews über ihn behauptet wird, von wegen großer Schauspieler usw. Er kann halt sehr gut kämpfen und das sieht man auch hier (leider erst ab Minute 45 so richtig), großartige Mimik außer beim Gekreische gibt es nüscht. Die Fights reißen dann einiges wieder raus, sind auch nett choreographiert, sieht mal von den von Jay erwähnten Springinsfeld-Orgien ab, die man dann im Schnitt zusammengebastelt hat. Das Drehbuch hingegen gabs für ein paar Yen, die Geschichte ist wenig einfallsreich und teilweise himmelschreiend naiv (jau, bringen wir die Mitwisser einfach um, obwohl hier jeder jeden kennt und bald die dummen Fragen folgen). Bis jetzt hat mir "Fist of Fury" doch am besten gefallen.
Knappe
Knappe
Jimmy Dix: "Du glaubst wohl nicht an die Liebe?" - Joe Hallenbeck: "Doch ich glaube an die Liebe. Ich glaube auch an Krebs." [Last Boy Scout]
Perry Van Shrike: "Look up 'idiot' in the dictionary. You know what you'll find?" - Harry Lockhart: "A picture of me?" - Perry Van Shrike: "No! The definition of the word idiot, cause that is what you fucking are!" [Kiss Kiss, Bang Bang]
Perry Van Shrike: "Look up 'idiot' in the dictionary. You know what you'll find?" - Harry Lockhart: "A picture of me?" - Perry Van Shrike: "No! The definition of the word idiot, cause that is what you fucking are!" [Kiss Kiss, Bang Bang]
Jo, Charisma und Ausstrahlung hat er auf jeden Fall, nur bei besagten Lobhudeleien hat man fast das Gefühl, dass die einem irgendwann erzählen Bruce Lee habe durch Handauflegen Krebs heilen können
Jimmy Dix: "Du glaubst wohl nicht an die Liebe?" - Joe Hallenbeck: "Doch ich glaube an die Liebe. Ich glaube auch an Krebs." [Last Boy Scout]
Perry Van Shrike: "Look up 'idiot' in the dictionary. You know what you'll find?" - Harry Lockhart: "A picture of me?" - Perry Van Shrike: "No! The definition of the word idiot, cause that is what you fucking are!" [Kiss Kiss, Bang Bang]
Perry Van Shrike: "Look up 'idiot' in the dictionary. You know what you'll find?" - Harry Lockhart: "A picture of me?" - Perry Van Shrike: "No! The definition of the word idiot, cause that is what you fucking are!" [Kiss Kiss, Bang Bang]
Bruce Lee ist ein Meister seines Fachs gewesen, und Todesfaust des Cheng Li, gehört zu seinen Klassikern und zeigen den Meister in Perfektion!!
Bei uns leider Cut, im Ausland um einiges verlängert, gleich wohl die legendäre Sägeszene wohl niemals mehr herausgegeben und den Fans auf ewig vorenthalten bleiben wird.
TOP, Klassiker!!
Bei uns leider Cut, im Ausland um einiges verlängert, gleich wohl die legendäre Sägeszene wohl niemals mehr herausgegeben und den Fans auf ewig vorenthalten bleiben wird.
TOP, Klassiker!!
You know, Dead People aren't the Ones to be Scared of, Living People are.
Man muss sich nicht selbst foltern, es reicht wenn es das Leben mit einem tut.
Man muss sich nicht selbst foltern, es reicht wenn es das Leben mit einem tut.
Ich konnte ihn jetzt auch mal nachholen. Lo Wei zeichnet seinen Star nach dem typischen Muster, das auch die Spätachtziger / Frühneunziger-Amerikanisierung des Kung-Fu-Films übernommen: Ein selbstbewusster Einzelkämpfer, der von einer Respektsperson dazu angehalten wird, nur zu kämpfen, wenn es notwendig wird. So übt sich Bruce Lee hier einen halben Film lang in Zurückhaltung und lässt andere Darsteller und Statisten teils hilflos wirkende Kämpfe austragen, um Lee später um so beeindruckender dastehen zu lassen - nicht zuletzt auch mit Hilfe von inflationär eingesetzten Kameratricks, die überdurchschnittliche Athletik suggerieren sollen (etwa die Mensch-gegen-Hund-Szene).
Indes läuft der Plot in typischen Gewässern von "Außenstehender befreit Bürger von dubiosen Machenschaften einer örtlichen Instanz" ab und erreicht dabei selbst für Lo-Wei-Verhältnisse ungeahnte Dimensionen von Naivität: Wie da ein Arbeiter nach dem anderen "verschwunden wird", da muss man schon sagen, alle Achtung, so dämlich geht nur selten ein Drogenschmuggler durchs Ziel.
Lee überzeugt derweil mit Charisma, weniger natürlich mit Schauspielerei; der Film ragt mit einer zwar saudämlichen, nichtsdestotrotz ambitionierten Handlung aus der Masse, außerdem mit teils ungewöhnlich schönen Sets, was gerade durch die gelungene Blu-Ray-Umsetzung deutlich wird.
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Indes läuft der Plot in typischen Gewässern von "Außenstehender befreit Bürger von dubiosen Machenschaften einer örtlichen Instanz" ab und erreicht dabei selbst für Lo-Wei-Verhältnisse ungeahnte Dimensionen von Naivität: Wie da ein Arbeiter nach dem anderen "verschwunden wird", da muss man schon sagen, alle Achtung, so dämlich geht nur selten ein Drogenschmuggler durchs Ziel.
Lee überzeugt derweil mit Charisma, weniger natürlich mit Schauspielerei; der Film ragt mit einer zwar saudämlichen, nichtsdestotrotz ambitionierten Handlung aus der Masse, außerdem mit teils ungewöhnlich schönen Sets, was gerade durch die gelungene Blu-Ray-Umsetzung deutlich wird.
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