Originaltitel: Day of the Dead 2: Contagium
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2005
Regie: Ana Clavell & James Glenn Dudelson
Darsteller: Laurie Baranyay, Simon Burzynski, Shasa Dabner, Johnny Diaz Reyes, Chris Estes, ...
Trailer:
http://www.imdb.com/title/tt0411269/trailers
Als vor einigen Jahren zum ersten Mal Meldungen über eine Fortsetzung des 1985er George A. Romero Kultfilms „Day of the Dead“ erschienen, wurden die Fans natürlich hellhörig – allerdings auf eine überwiegend negative Weise, denn gerade jener Personenkreis tritt bei Diskussionen immer wieder auffällig „besitzergreifend“ in Erscheinung: Ausgehend davon, dass Romero mit „Night of the Living Dead“ (1968) im Grunde genommen ein neues Subgenre des Horrorfilms kreierte und prägte, halten etliche jener „Hardliner“ sein Oeuvre, insbesondere den filmischen „Zombie-Zyklus“, für nahezu unantastbar, was (nicht nur) angesichts diverser augenfälliger Schwächen natürlich ziemlicher Unsinn ist. Zähneknirschend mussten sie dann auch noch hinnehmen, dass sich das „Dawn of the Dead“ Remake 2004 als großes Kino entpuppte sowie sich die im folgenden Jahr veröffentlichte Rückkehr „ihres Meisters“ auf das von „ihm erschaffene“ Terrain („Land of the Dead“) als ziemlich maue Angelegenheit erwies, was man jedoch u.a. in Gestalt permanenter Ausflüchte (mit nur eingeschränktem Erfolg) ganz gern schönzureden versuchte. Da ist es nunmal ungleich einfacher, sich auf eine „unbedeutende kleine „DTV“-Produktion“ wie der hier vorliegenden einzuschießen…
Fairerweise muss man aber (selbst aus einer neutralen Perspektive heraus) anmerken, dass die Vorzeichen wahrlich genügend Gründe zur Sorge boten: Da „Taurus Entertainment“ irgendwann mal die Rechte an „Day of the Dead“ erworben hatte, entschieden sich die Verantwortlichen, jenen „namhaften“ Titel mit einem eigenen Projekt namens „Contagium“ (übersetzt: Ansteckungsstoff) zwecks besserer Vermarktung zu verknüpfen, was hauptsächlich in Form von etlichen nicht unbedingt subtilen Anspielungen geschah (im Krankenhaus gibt es beispielsweise einen „Romero Ward“ etc). Nun als „Prequel“ und „Sequel“ zugleich angepriesen (da die Handlung zwei Zeitebenen umfasst), nahmen Jim Dudelson und Ana Clavell gemeinsam auf dem Regiestuhl Platz, casteten ausnahmslos unbekannte Schauspieler und investierten den Großteil des mit rund 9 Millionen Dollar durchaus recht stolzen Budgets in die Make-up-Effekte. Wahrscheinlich ist in diesem Zusammenhang die Gegebenheit erwähnenswert, dass Dudelson CEO/Präsident von „Taurus“ ist, Clavell Vizepräsidentin – und ihre bisherigen Produktionen (u.a. „Museum of the Dead“) sogar unter Trash-Freunden keinen rechten Anklang zu finden vermochten. Tja, selbst reichhaltige(re) finanzielle Mittel können meist nicht über einen offensichtlichen Mangel an Talent hinwegtäuschen, denn auch dieser Film spielt, um es mal vorwegzunehmen, ebenso in keiner sonderlich eindrucksvollen cineastischen Liga…
Als im Jahre 1968 irgendwo in Pennsylvania ein russisches Spionageflugszeug abstürzt, gelingt es dem US-Militär, den Piloten lebendig zu bergen, worauf man ihn zur Befragung in ein nahe gelegenes Hospital verlegt. Besonderes Interesse erwecken dabei einige im Wrack gefundene kleine Fläschchen, von deren Inhalt allerdings selbst der Überlebende keine Ahnung zu haben scheint. Als jener in einer Verhörpause die Gefäße zur Hand nimmt und genauer betrachtet, öffnet sich eines von ihnen, was das Entweichen einer Gas-ähnlichen Substanz bewirkt und den Mann mit irgendetwas infiziert, das ihn wenige Tage später einen Betreuer beißen lässt, welcher seinerseits aufgrund der Folgen zu einem aggressiven Geschöpf mutiert und die Institution fortan in ein blutiges Chaos stürzt. Da die Situation nun schlagartig außer Kontrolle gerät, schreitet die Armee ein, tötet alle Personen (plus Untote) im Gebäude und sprengt den Komplex letzen Endes gar. Zuvor ist es dem Pfleger DeLuca (Michael Moon) aber noch gelungen, eines der Fläschchen in seiner Thermoskanne rauszuschmuggeln – als man ihn jedoch ebenfalls auf der Flucht erschießt, fällt das Behältnis in ein Gebüsch, wo es von den Soldaten infolge dessen schlichtweg übersehen wird…
Zeitsprung in die Gegenwart – welchen man sich allerdings denken muss, denn es wird bloß die leicht verwirrende Angabe „5 Days ago“ eingeblendet: Unter der Aufsicht ihres Arztes Dr.Donwynn (Stephan Wolfert) genießt eine Gruppe Psychiatrie-Patienten ihren Ausflug ins Freie, wobei sie über die alte Thermoskanne stolpern und diese neugierig mit zurück ins „Ravensfield Memorial Hospital“ nehmen, wo wir (die Zuschauer) erfahren, dass der necrophobe (also sich vorm Tod fürchtende) Isaac (Justin Ipock) demnächst entlassen wird, er die selbstmordgefährdete Emma (Laurie Baranyay) liebt und sich Gedanken über ihre anstehende Zeit alleine in der Therapie macht. Ihn plagt ein mieses Gefühl bezüglich des Fundstücks, doch eine Reihe unglücklicher Zufälle sorgt schließlich (nichtsdestotrotz) dafür, dass die gesamte Gruppe am Abend bei der Öffnung anwesend ist: Das Gefäß fällt heraus, springt auf und infiziert sie ausnahmslos. Am nächsten Morgen beginnst sich bei ihnen die Haut vom Körper zu pellen, später fangen sie zu husten sowie dunklen Schleim auszuspucken an, spüren auf einmal die Schmerzen der anderen und teilen sich telepatisch ihre Gedanken – Emma ist plötzlich sogar schwanger. Als der unangenehme Pfleger Marshall (Joseph Marino) letztere kurz darauf bei einer Untersuchung belästigt, beißt sie ihn, worauf jener von dem (nicht nur geringfügig merkwürdigen) Oberarzt Heller (Andreas van Ray) unter Quarantäne gestellt wird, wo er schließlich zu einem grässlich entstellten Wesen mutiert. Derweil spaltet sich das Lager der Infizierten in zwei Fraktionen, deren Angehörige ihre neue Situation jeweils entweder bekämpfen oder ausnutzen wollen. Am Ende gewinnt bei ihnen (durch die Bank weg) allerdings ein erkeimter, nach frischem (Menschen-)Fleisch schmachtender Heißhunger die Oberhand – und schon bald gleicht die ganze Einrichtung einem Schlachthaus…
Die ersten 10 Minuten von „Contagium“ stellen den „Prequel“-Teil der Handlung dar, wobei die einzige Verbindung zu den anderen Filmen darin besteht, dass „Night“ im Jahre 1968 erschien und ebenfalls in Pennsylvania spielte. Es folgt der Sprung zum „Sequel“-Anschluss, welcher aber schon allein von der Chronologie keinen wirklichen Sinn ergibt, denn der eigentliche „Tag der Toten“ bricht quasi erst mit dem Abspann an, während der Verlauf an sich die vorhergehenden fünf Tage präsentiert. Selbst die Theorie einer zeitlichen Parallelität zu „Day“ ist nicht haltbar, denn jener behandelte ja den Überlebenskampf einiger Leute in einem Bunker gegen eine Unmenge Zombies (im Angesicht einer bereits verwüsteten Oberfläche) – und dafür gibt es hier überhaupt keine Indizien, da ein tendenziell apokalyptisches Szenario erst in den letzten Minuten aufgezeigt wird. Also doch wohlmöglich ein umfassendes Prequel, welches „Dawn“ gleich mit einschließt? Das wäre zumindest logischer – aber egal. Intensivere Überlegungen zu diesen Tatsachen und Angaben lohnen sich ohnehin nicht, denn die konstruierten Ansätze sollen (meines Erachtens nach) eh nur kaschieren, dass man ein eigenständiges Werk irgendwie (auf Biegen und Brechen) in die anvisierte Reihe einzufügen versucht hat.
Wie der (Unter-)Titel bereits zu erkennen gibt, haben wir es in diesem Fall eher mit einem „Virus“-Streifen á la „Resident Evil“ zutun, was anhand der Zombies besonders deutlich wird, denn jene folgen keinesfalls die von Romero aufgestellten „Verhaltensregeln“, sondern ihrer eigenen Evolution: Schrittweise durchlaufen die Infizierten verschiedene Phasen, nämlich Grippe-artige Symptome, Schlaf- und Appetitlosigkeit – sowie am Ende daran der Drang nach menschlichem Fleisch. Zudem gibt es drei unterschiedliche Arten von „Kreaturen“: Die erste Generation, also jene Personen, die dem Virus direkt ausgesetzt waren, wird zunehmend intelligenter, kann die Schmerzen sowie Gedanken der Artgenossen teilen (entwickelt demnach übermenschliche Fähigkeiten) und verändert sich äußerlich nur geringfügig – Menschen werden gefressen, um sich fortzuentwickeln. Deren Opfer, sofern nicht vollständig verspeist, sind grobe, aggressive Wesen, welche sich kaum noch artikulieren können und zudem teilweise groteske Mutationen aufweisen. Gibt jene zweite Generation nun wiederum die Infektion weiter, ähnelt das Ergebnis stark dem „Romero-Prototyp“ (kann nicht sprechen, denken und/oder schnell gehen). Auf erstere Variante trifft die Bezeichnung „Zombie“ demnach gar nicht mehr konkret zu, da ein Untoter ja eigentlich keine Gehirnfunktionen mehr besitzen, geschweige denn immer klüger werden dürfte. Es ist schon merkwürdig, speziell in diesem Filmzusammenhang solche Wesen zu sehen, welche reden, lachen und sich gegenseitig auszuspielen versuchen, sofern ihre Meinungen nicht harmonieren – außerdem wirkt der „Scanners“-ähnliche „ESP“-Ansatz (Extrasensory Perception, zB Telepathie) meiner Meinung nach relativ deplaziert.
Ich muss zugeben, dass „Contagium“, aller offensichtlichen Inszenierungsdefizite zum Trotz, erstaunlich kurzweilig und effektiv beginnt: Der Einstieg entfaltet sich straff und im Ansatz gar stimmungsvoll. Die allgemeine Idee mit den verschiedenen Auswirkungsvariationen ist gar nicht mal so übel, denn sie bietet eine willkommene Abwechslung von der Standard-Herangehensweise. Interessant auch, die gesamte Story aus der Perspektive der Infizierten zu erzählen: Es gibt keine Menschen, welche gegen die Zombies ums blanke Überleben kämpfen, sondern ausschließlich vom Virus befallene Personen, die nicht wissen, was mit ihnen geschieht sowie künftig noch geschehen wird. Leider weiß der Film diese Ansätze nicht effizient genug aufzugreifen bzw auszubauen – und so verblasst ihre Existenz nahezu vollkommen gegenüber den unglaublich gravierenden Verfehlungen in eigentlich allen (weiteren) Bereichen der Produktion...
Unterm Strich lässt sich die Umsetzung ganz klar als „mangelhaft“ einstufen, das Drehbuch mutet bestenfalls „ausreichend“ an. Was sich auf dem Papier vielleicht noch einigermaßen nett lesen ließ, ruiniert die beinahe amateurhafte Inszenierung im Prinzip vollends. Schon nach wenigen Minuten wird die Sache deutlich: Die Armee rückt mit diversen Jeeps an, was ja absolut okay ist – allerdings entschied man sich zusätzlich dafür, einen peinlich animierten (CGI-)Helikopter in Großaufnahme durchs Bild fliegen zu lassen. Was dem Zuschauer jedoch vollends die Nackenhaare zu Berge stehen lässt, ist dass die (sehr oft) genutzten Waffen nicht einmal mit Blanks bestückt wurden, sondern die Akteure jegliche Schüsse beim Dreh nur simulierten – also beispielsweise den Rückstoß in Form einer Bewegung nach hinten/oben! Und zum Teil selbst nicht einmal das! Mündungsfeuer, Hülsenauswurf – Fehlanzeige! Eingespielte Schussgeräusche helfen da auch nicht groß weiter. Blut-/Gedärme-/Schleim-Effekte bekommt man immerhin reichlich geboten (dank der in jene Richtung gelenkten Verteilung der finanziellen Mittel), können allerdings bestenfalls anspruchslose Gore-Hounds überzeugen, da bestimmte Mutationen arg merkwürdig ausschauen und die Verwendung der Requisiten (abgerissene Arme etc) über die gewohnten Pfade nicht hinausführt. Ein „lustiges“ Beispiel wäre noch der Effekt der sich ablösenden Haut: Man nehme Kleber/Kleister, beschmiere damit die gewünschten Stellen, lasse die Sache trocknen – fertig ist die Schicht, die man im Anschluss leicht abziehen bzw abpellen kann (sollte jeder aus seiner (frühen) Schulzeit eigentlich noch kennen, oder?). Trotz einer soliden Kameraarbeit entsteht gerade aufgrund solch deutlicher (Negativ-)Details ein äußerst billiger, ärgerlicher Eindruck, aus dem heraus sich schlichtweg keinerlei Sehvergnügen entwickeln kann...
Über die Darsteller lege ich einfach mal grundsätzlich den Mantel des Schweigens, denn man könnte (angesichts der einheitlich schlechten Leistungen) nahezu jeden herausnehmen und verreißen – was hiermit im Geiste geschehen sein soll. Die Regie von James Glenn Dudelson („Horror 101”) und Ana Clavell („Horror 102”) ist eigentlich annehmbar, denn die sich entfaltenden Ereignisse werden solide ins Bild gerückt – das Problem ist halt nur, was da vor der Kamera so abläuft. Das von Clavell verfasste Drehbuch ist schlichtweg zu schwach, die gewünschten Inhalte zu transportieren sowie zudem mit einer Vielzahl gravierender Makel behaftet. Hauptaugenmerk wird auf die Patientengruppe gerichtet, doch eine genauere Charakterisierung der Mitglieder hat man sträflich vernachlässigt (geringfügige Ausnahmen bilden höchstens Isaac und Emma, deren widerseitiges Verhältnis zum Leben (Furcht vor bzw Wunsch nach dem Tode) allerdings nicht tiefgründig genug ausgeschöpft wird), während alle anderen Figuren aus Stereotypen bestehen (guter Doktor, böser Oberarzt (u.a. am Akzent zu erkennen), nette Krankenschwester, fieser Pfleger etc pp). Die Dialoge sind überwiegend mau oder gar lächerlich ausgefallen (und werden von den Akteuren dementsprechend vorgetragen), Abläufe erscheinen unlogisch (den Verantwortlichen kümmert es nicht groß, dass die Patienten auf einmal lila Schleim in ihr Essen spucken oder sich deren Haut zu lösen beginnt), etwaige Plot-Löcher sind riesig (warum belässt man beispielsweise einen gefangenen Piloten unbeaufsichtigt in einem Raum mit unbekannten Behältnissen?), unbeholfene „Kniffe“ werden aufgegriffen (gegen Ende führt man noch fix eine neue Person in die Handlung ein, welche schnell einige Hintergründe erklärt, nur um kurz darauf sterben zu dürfen) sowie merkwürdige Stilmittel verwendet (immer wenn russische Sprache zu hören ist, wird diese per Untertitel übersetzt, vor die man aber, aus welchen Gründen auch immer, jeweils in Klammern „In Russian“ gesetzt hat) – bei derartigen Problemen nützt selbst die routinierteste Umsetzung nichts.
In meinen Augen war schon Romero´s „Day“ ziemlich redselig, was dieser Nachfolger uneingeschränkt fortführt, denn im (langen) Mittelteil passiert kaum etwas – schon gar nichts in Richtung eines erhofften Zombie-Tumults, welcher sich nur auf die ersten 10 sowie letzten 25 Minuten beschränkt (dafür dann allerdings ausführlich). Aufkeimende Beklemmung wird durch die oberflächlichen, wenig sympathischen Charaktere im Keim erstickt, der Inszenierungsfluss vom vorhersehbaren Ablauf nahezu vollständig ausgebremst. Spannung, satirische Ansätze oder gar Anspruch sucht man im gesamten Verlauf vergebens. Eine Sache hätte den Eindruck letztlich noch vor dem totalen Absturz retten können: Ein gepflegtes „Trash-Feeling“. Bestimmte Zitate und Situationen weisen da bereits in die richtige Richtung (etwa „Even the fastest Deer will get killed from crossing the Street too many times“, „One Wrong is not the Answer to another“, „He's dead - by human Standards anyway“ oder der eine Typ, der seine (nicht gerade kurze) E-Mail bei der Eingabe laut vorliest) – doch leider wird der größte Fehler überhaupt begangen: Der Film nimmt sich viel zu ernst...
Fazit: Unbedingt meiden!!!
knappe
