Der Harte und der Zarte

Der Action Film der 80er, der 90er und heute.
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John Woo
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Der Harte und der Zarte

Beitrag von John Woo » 14.01.2006, 13:08

Der Harte und der Zarte

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Originaltitel: Loose Cannons
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 1990
Regie: Bob Clark
Darsteller: Dan Aykroyd, Gene Hackman, Dom DeLuise, Ronny Cox u.a.


Buddy-Movies gibts ja unzählige, und eigentlich sind die ja oft einigermassen unterhaltsam und witzig, aber es gibt auch solche Filmbeiträge, die total in die Hose gegangen sind...
Detektiv Mac (Hackman) von der Washingtoner Polziei, kriegt einen neuen Partner, Ellis (Aykroyd), einen ehemaligen Mönch, der reichlich Macken aufweist. Zusammen kämpfen sie gegen Neo-Nazis, welche einem brisanten Film-Dokument aus dem Dritten Reich herjagen und dafür über Leichen gehen.

"Sein schwerster Fall ist sein neuer Partner"...

...steht auf dem Cover der deutschen DVD. Dies stimmt zwar und daher könnte man eigentlich ein lustiges Buddy-Movie erwarten, was leider total in die Hose ging.
Während Gene Hackman eine einigermassen passable Leistung abgibt -aber dennoch problemlos durch einen x-beliebigen Schauspieler hätte ersetzt werden können-, versagt Aykoyd auf ganzer Linie. Die ganz seltenen Lacher im Film gehen zwar auf sein Konto, aber wenn er mal wieder eine seiner Phasen hat, wo er durchdreht und irgendwelche Superhelden bis zu Comicfiguren ala Road Runner zu imitieren versucht, dann würde man am liebsten selber in den Fernseher greifen können und ihm mal gehörig eine reinschlagen.
Seine total übertriebenen "Sketche" verwirren zwar die Bösewichter (was auch noch einen total unrealistischen Nebengeschmack gibt), aber ich habe dennoch nicht einmal lachen müssen.
Schade um Aykroyd, denn eigentlich halte ich ihn durchaus für einen guten Komiker, der aber ähnlich wie Eddie Murphy oder Chevy Chase nur in den 80ern wirklich witzige Filme machte, und in den 90ern kläglich scheiterte. Der Film hier scheint wohl gerade den Anfang der Abstiegsleiter zu verzeichnen, und zwar nicht zu knapp.

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Ein Chaos in Macs Oldtimer

Immerhin sind einige Nebendarsteller ganz ok. Beispielsweise Dom DeLuise als ewig nörgelnder Kronzeuge, der durchaus ein paarmal zum schmunzeln anregt.

Lächerlich in diesem Film auch die Action, von der viel zu wenig und viel zu magere vorkommt. Da gibts zum Beispiel eine Autoverfolgungsjagd mit Aykroyd am Steuer (der natürlich wieder ein paar nervige Zitate und Spielereien zu besten geben kann) ohne nennenswerte Stunts oder Ideen. Vielmehr, alles sieht einfach nur lächerlich aus. Offenbar musste man ein paar Kisten in den Weg stellen damit man noch etwas umfahren darf...
Den ganzen Film über wartete ich auf gute Actionszenen, wurde aber total enttäuscht. Immer wieder sollte sich eine Verfolgungsjagd einstellen, die aber viel zu schnell wieder abgebrochen wurden. Scheinbar konnte man wegen einem mageren Budget einfach nicht mehr rausholen.

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Eine von den wenigen gelungenen Actionszenen

Erst zum Schluss stellt sich so was wie Spannung ein und einige Shootouts sind ganz nett geworden. Auch hier gibts nicht wirklich viel Action, dafür ist das ganze nicht ganz so lahm inszeniert worden wie der grosse Rest des Films. Und da ich durchaus ein Freund von finalen Showdowns bin, die nicht übermässig viel Action sondern einiges an Spannung aufweisen können, war ich wenigstens mit diesem Teil des Filmes einigermassen zufrieden. Dennoch ist das viel zu wenig.

Fazit: Grösstenteils langweiliges, total unlustiges Buddy-Movie mit einem unterforderten Hackman und einem nervenden Aykroyd, dem man für seine übertriebene und enttäuschende Performance eins hinter die Löffel geben sollte. Die Action ist schwach und viel zu wenig vorhanden, die lahme Musik untermahlt dieses Negativ-Beispiel einer Actionkomödie ebenfalls. Einzig ein paar Nebendarsteller sind ganz nett, aber das reicht noch lange nicht um diesen Film zu retten.

:1of5:

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Vince
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Beitrag von Vince » 14.01.2006, 14:56

Well done! Besonders die Hasstiraden auf Dannyboy. :wink:
Den Film kenne ich leider null komma null, kann mich nicht mal erinnern, jemals auch nur ein Wort darüber gelesen zu haben... seltsam. Da ist man doch gleich wieder ein Stück schlauer.

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Beitrag von StS » 14.01.2006, 16:42

Der 2/10 Bewertung schließe ich mich voll und ganz an! :D

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Beitrag von freeman » 16.01.2006, 14:13

Sehr feines Review, schade, dass das besprochene Objekt dir dann leider net zusagen konnte. Der Film ist ein klarer einmal gesehen und wieder vergessen Film, bei dem man auch net das Bedürfnis hat, alte Erinnerungen wieder aufzufrischen ... Aykroyd in den Post 80er Jahren ist mir nur in einem Film positiv in Erinnerung geblieben: Grosse Point Blank! Genialer Streifen ...

Auf diesem Wege auch danke für die Überarbeitung deines Metroreviews! Well done!

In diesem Sinne:
freeman
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Beitrag von MysteryBobisCREEPY » 16.01.2006, 15:35

freeman hat geschrieben: Grosse Point Blank! Genialer Streifen ...
DITO! ;)... konnte nicht wiederstehen....
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Putzt euch die Zähne mit 'ner bottle of shit
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Solang bis du erkennst
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Beitrag von Ed Hunter » 13.09.2008, 23:45

Hab die UK-Scheibe für 1 Pfund in England mitgenommen. :lol:

Ganz so vernichtend sehe ich den Film nun nicht, aber gut war er trotzdem bei weitem nicht, eigentlich nicht mal mittelmäßig. Aykroyd nervt ungemein, die Story ist scheiße und Witz glänzt durch Abwesenheit. Positiv überrascht war ich lediglich von den fein gemachten Shootouts.

Knappe :liquid4:
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McClane
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Beitrag von McClane » 14.12.2017, 05:56

Hatte den mal als Teenager im TV gesehen und fand den damals schon mau. Schon da fiel mir der Klopper auf, dass man Altnazis in der deutschen Synchro Argentinier gemacht hat, weshalb in der argentinischen Botschaft lauter deutsche Flaggen hängen und man den Argentiniern die typischen Deutschenklischees von Gründlichkeit und Militarismus anhängen will.

Nun also die erneute Sichtung im O-Ton, mit besser verständlicher Storyline, aber noch schlechter als ich ihn in Erinnerung hatte. Akroyds Schlag an der Waffel ist mal so da oder weg wie es dem Drehbuchautor gerade passt, das damit verbundene Zitieren amerikanischer TV- und Popkultur wie Road Runner und Lone Ranger ist jetzt mäßig witzig und überhaupt steht es für die Unentschlossenheit des Films: Gelegentlich ergeht der Film sich in vollkommener komödiantischer Überzeichnung (wenn Akroyd in Road-Runner-Manier Schurken überwältigt oder Hackman mit einem antiken Vorderlader auf Gegner schießt), traut sich aber insgesamt nicht so richtig freizudrehen. Die Folge: Ein eh schon biederes Buddy Movie von der Stange, in dem die Gaga-Momente eher Fremdkörper sind. Die Action ist meist vorbei bevor sie richtig begonnen hat (das Shoot-Out im Saunaclub ist ganz okay), wobei die Verfolgungsjagden komplett hüftsteif bei Tempo 30 gefilmt zu sein scheinen. Unmengen von Storyfäden wehen ohne Bedeutung im Wind: Dass die Informanten wie Figuren aus Alice im Wunderland aufgemacht sind, ist zwar schräg, wird aber nie richtig erklärt, der Mossad taucht immer mal wieder als deus ex machina auf, hat aber kaum etwas zu tun, und die Schurken sind viel zu selten im Bild um Charisma oder auch nur Präsenz auszustrahlen. Ein Film, der symptomatisch für die Krise des Buddy Cop Movies Ende der 1980er/Anfang der 1990er steht.

:liquid3:
Jimmy Dix: "Du glaubst wohl nicht an die Liebe?" - Joe Hallenbeck: "Doch ich glaube an die Liebe. Ich glaube auch an Krebs." [Last Boy Scout]

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