
Originaltitel: Collateral Damage
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2002
Regie: Andrew Davis
Darsteller: Arnold Schwarzenegger, Elias Koteas, Francesca Neri, Cliff Curtis, John Leguizamo, John Turturro
Wie abgesehen des auf Genrefremde Pfade exkursierenden Bruce Willis allen altgedienten Actionhelden der 80er- und 90er-Jahre erging es mit Anbruch des neuen Jahrtausends auch „Terminator“-Legende Arnold Schwarzenegger: Er befand sich in einem beispiellosen Karrieretief. Nachdem Arnie 1996 im spaßigen Funkrawall „Eraser“ noch so klassisch wie erfolgreich hatte wüten dürfen, manövrierte er sich mit seinem Folgeengagement im unsäglichen, die Jahre später mit Christian Bale einem Relaunch unterzogene Franchise zeitweilig zu Grabe tragenden Kasperletheater „Batman & Robin“, in dem er sich als George Clooneys Gegenspieler „Iceman“ zum Affen machte, ins Abseits und versuchte sich danach eher schlecht als recht an einem Comeback: Die Zeiten seligen 80s-One-Man-Army-Kinos, das Schwarzenegger durch Ironie noch in die erste Hälfte der 90s hatte hinüberretten können, waren endgültig vorüber und die klassischen Rollenmuster des Österreichers standen somit nicht mehr hoch im Kurs. Der Versuch, seine Karriere durch die Einbindung von Dramatik und Tiefgang ins bewährte Actionkorsett in neue Bahnen zu lenken, verbuchte weder beim düsteren Millenniums-Horror „End of Days“ noch der halbgaren PG-13-Sci-Fi „The 6th Day“ Erfolg und auch der denselben Weg einschlagende „Collateral Damage“, das 2001er Finale der Comebackversuch-Floptrilogie, der erst zwei Jahre später mit dem furiosen „Terminator 3“ die ersehnte Erlösung folgen sollte, erweist sich als eher schwaches Pseudo-Drama ohne Konsequenz. Zwar engagierte man mit „Auf der Flucht“- und „Alarmstufe: Rot“-Macher Andrew Davis einen erfahrenen Genreveteranen, der hier auch souverän unter Beweis stellt, dass er sein Handwerk nicht verlernt hat, doch rettet dessen gekonnte Inszenierung allein das unausgegorene Debakel auch nicht. Für sich genommen wäre „Collateral Damage“ gar kein schlechter Film – als Arniestreifen jedoch kommt er eher einer Katastrophe gleich, die ihr Potential gnadenlos verschenkt.

Wolf im Schafspelz...

Tobt eine Schießerei, hat's Arnie anno 2001 gern kontemplativ...
Vorbei die Zeiten von Söldnern, Killercyborgs, Special-Forces-Commandern und Geheimagenten, unser Arnie hat es sich im neuen Jahrtausend auf die Fahne geschrieben, den Ottonormalmenschen zu mimen und spielt nach einem Piloten in „The 6th Day“ diesmal – juhu – einen Feuerwehrmann. Trauen wir es einem Feuerwehrmann zu, mit dicken Wummen böse Terroristen über den Haufen zu ballern? Nein! Wollen wir einen Arnie sehen, der irgendetwas anderes tut? Nein! Doch wer meint, die Ermordung von Frau und Sohnemann gebe der Steirischen Eiche ausreichend Anlass für 80s-likes Krawallinferno, hat nicht mit den Autoren von „Collateral Damage“ gerechnet: Der heldenhafte Firefighter Gordon Brewer (Schwarzenegger) verliert seine Familie als Kollateralschaden eines Terroranschlags auf die kolumbianische Botschaft in Los Angeles. Dahinter steckt der Guerillia-Kämpfer Claudio „der Wolf“ Perrini (Cliff Curtis). Die halbherzigen Versuche der zuständigen Behörden, ihn dingfest zu machen, verlaufen im Sand, sodass sich Brewer genötigt sieht, seine Rache selbst in die Hand zu nehmen: Er macht sich auf in den kolumbianischen Dschungel…
Ach hätte der Wolf seine Opfer doch 15 Jahre früher in die Luft gejagt! Dann hätte Arnie dem ermittelnden Bürokratenpack „I’ll be back“ gesagt, sich eine Zigarre angezündet, einen mobilen Waffenladen mit auf die Reise genommen und die nächsten 90 Minuten für Rumble in the Jungle gesorgt. Doch im Jahr 2001 will das ja leider niemand mehr sehen. Dass man das 80s-Prinzip doch mit sensationellem Erfolg aus der Versenkung zurückholen kann, sollte erst Kollege Stallone sieben Jahre später mit „John Rambo“ beweisen.
Unser Feuerwehrmann macht sich also auf den Weg nach Kolumbien, hat sich mit den Widrigkeiten des Landes herumzuschlagen, robbt durch den Dschungel, gerät unter Beschuss, muss sich gefälschte Pässe besorgen, unter falscher Identiät das Basislager der Badguys infiltrieren, darf sich ob der Tatsache, dass auch der Wolf Frau und Kind hat ein paar moralische Gedanken machen und gerät zwischen die Fronten von Guerilleros und schießwütigen US-Agenten, die nur nach einem Vorwand suchen, um entgegen den Weisungen ihrer Vorgesetzten den kolumbianischen Dschungel in Schutt und Asche zu bomben.
Atmosphärisch spielt „Collateral Damage“ in einer durchaus hochwertigen Liga – toll fotografierte Landschaftsaufnahmen tragen gleichermaßen wie schmierige Gestalten und der widrige Weg durch die Hölle des Dschungels und gewaltübersäten Landes zu einem stimmigen Flair bei, während auch die Story recht unterhaltsam über die Runden geht, Arnie den einen oder anderen gelungenen Oneliner anbringen darf und die Verlegung des Showdowns zurück in die USA einen wirklich gelungenen Plottwist-Hammer zum Anlass hat. Darstellerisch schlägt sich Arnie im Rahmen seiner mimischen Möglichkeiten ebenfalls wacker, bringt die Trauer um seine Familie durchaus glaubhaft herüber und hat mit Cliff Curtis als „el lobo“ einen überzeugenden Gegenspieler zum Feind sowie mit Elias Koteas als zwielichtigem CIA-Agenten und John Leguizamo als schrägem Drogendealer zwei spielfreudige Nebendarsteller zur Seite. Das Storyszenario erhält durch die 9/11-Anschläge bedrückende Aktualität, dem rücksichtslos kalkulierten Treiben der Politiker und Geheimdienstler beizuwohnen macht Spaß und die halbgaren Momente von Tiefgang und Moral wollen zwar nicht wirklich überzeugen, stören aber auch nicht. Der teils zum Vorschein kommende obligatorische US-Patriotismus hält sich ebenfalls in erträglichen Grenzen.

Eine Schifffahrt, die ist lustig...

Rumble in the Jungle...
Woran „Collateral Damage“ letztlich scheitert, ist schlicht die Erwartungshaltung: Für sich stehend, wäre der Terrorthriller ein gelungener, netter Film, nicht herausragend, aber doch unterhaltsam und atmosphärisch überzeugend. Als Arnie-Film jedoch ist er eine Enttäuschung. Wenn Arnies Family von einem bösen Buben gekillt wird, dann hat Arnie gefälligst mit dicken Knarren in die Schlacht zu ziehen und Rache zu nehmen. Hier jedoch nimmt die Figur des Gordon Brewer im gesamten Filmverlauf nicht eine einzige (!) Waffe in die Hand, darf sich zwar hin und wieder kurzen Kloppereien widmen, ist abgesehen davon aber bei den größten Actionszenen stets nur passiv involviert: Andrew Davis brennt ein fettes Shootout mit reichlich Toten und Pyrozauber ab, was macht währenddessen Arnie? Er sitzt in einer Zelle im Knast und schaut zu. Die CIA rohdet ein Terrorcamp im kolumbianischen Busch mit fettem Helikopterangriff und schwerbewaffneten Special Forces, was macht währenddessen Arnie? Er läuft mit Frau und Kind des Wolfs nutzlos durch die Gegend. An gelungenen Actionszenen gebricht es „Collateral Damage“ durchaus nicht, seinen Protagonisten in selbige ordentlich einzubinden, vergisst der Film aber leider allzu oft.
Fazit: Was bleibt vom dritten Arnie-Comebackversuch nach den ebenso durchwachsenen „End of Days“ und „The 6th Day“ ist ein solider Dschungelthriller, der für sich genommen gute Unterhaltung bietet, atmosphärisch punktet, einen tollen finalen Plottwist sowie von Altmeister Andrew Davis gewohnt gekonnt eingefangene Actionszenen bietet. Als völlig passiv durch den Budenzauber watschelnder Feuerwehrmann ist Schwarzenegger in diesem nach 80s-likem Ein-Mann-Armee-Krawall geradezu schreienden Szenario aber leider vollkommen verschenkt.


Fit auch im Alter...
Die DVDs von Universum o. BMG sind allesamt uncut mit FSK-16.