
Originaltitel: Lake Placid
Herstellungsland: Kanada / USA
Erscheinungsjahr: 1999
Laufzeit: 78:37 Min.
Regie: Steve Miner
Darsteller: Bill Pullman, Bridget Fonda, Oliver Platt, Brendan Gleeson, Betty White, David Lewis, Tim Dixon, Natassia Maltke, Mariska Hargitay, Meredith Salenger, Jed Rees, Richard Leacock
Kritik vom 28.02.2004, im Intro abgeändert
Der Tierhorrorfilm speziell aus der Kategorie “Reptil” hat’s anno 2007 echt mal wieder bitter nötig. “Die Fährte des Grauens” soll ja gerade mit einem peinlichen Stilmix auf die Fresse gefallen sein, der Anleihen an das neue “Amerika macht auf die Verhältnisse Afrikas aufmerksam”-Lebensgefühl, das gerade in Hollywood kursiert, dahinschludert. Diverse Schlangen im B- und C-Bereich haben in den letzten Jahren ihre Körper durch üble Ware schieben dürfen und man horche auf: jetzt soll es ein Sequel geben zu einem Kroki-Streifen, der bei Erscheinen gar nicht mal so doll aufgenommen wurde, inzwischen aber ein Stück weit als kultig wahrgenommen wird: “Lake Placid”.
Das Original also, auch schon wieder 8 Jahre alt. Ein ziemlich sicherer Fünfpunktler für meine Begriffe, aber einer, bei dem der Mittelwert gerne als Kompliment verstanden werden darf. Warum? Nun, ganz einfach: weil dieser quietschbunte Snack für zwischendurch trotz seiner zahlreichen Schwächen in nahezu jeder Kategorie unheimlich liebenswert ist.




Die Schwächen fangen bereits bei der Story an. Wäre der Plot ein Kaugummi, würde ihn nicht mal Barney Gumble von den Simpsons in den Mund nehmen, weil er so unglaublich durchgekaut ist. Lediglich das Setting, ein kleiner See mitten in der amerikanischen Pampa, weicht von den Genrekollegen zumindest teilweise ab (hey - in diesem Film kommt gar keine Kanalisation vor!). Ansonsten gibt’s nur wenig Überraschungen: ein riesiges Tier reißt am idyllischen Lake Placid einen Taucher in Stücke. Eine kunterbunte Truppe, bestehend aus der Paläontologin Kelly, dem Wildhüter Jack, dem Professoren Hector und dem Sheriff Hank versucht das Geheimnis um die Kreatur aufzudecken. Als sich herausstellt, dass es sich bei dem Angreifer um ein 12 Meter großes Krokodil handelt, diskutiert die Truppe, ob man das Vieh wegen seiner Seltenheit lieber fangen oder töten sollte. Je länger die Expedition dauert, desto mehr Überraschungen werden aufgedeckt...
Die erste Szene wurde noch relativ professionell umgesetzt. Kein Wunder, ist die Unterwasser-Ego-Perspektive doch eindeutig vom Tierhorror-König "Der Weisse Hai" geklaut worden, samt Musik, Schnittfolge etc. Auch im weiteren Verlauf des Filmes setzt Regisseur Steve Miner ("Halloween H20", "Forever Young") auf Nummer Sicher, riskiert keine Experimente und vermag daher nicht, wirkliche Spannung zu erzeugen. Trotz einiger derber Splattereffekte ist der Streifen für Genrefremde ein leicht verdaulicher Einstieg. Klar, Menschen werden entzwei geteilt, Köpfe fliegen durch die Gegend (woraus sogar ein Running Gag gemacht wurde)... aber das hört sich alles aufregender an, als es letztendlich ist.
Der Schwerpunkt liegt dementsprechend auf der humoristischen Seite. Hier kommen wir zu dem Element, das den Film trotz seiner Abgedroschenheit und Lust am Klauen so einzigartig macht: Ironie, Sarkasmus, Zynismus in Reinform. Die Wortduelle zwischen Hector und Hank sind einfach klasse. Die beiden können sich auf den Tod nicht ausstehen und lassen das den anderen auch deutlich merken. Es entstehen lustige Situationen, die dann ab und zu durch die Angriffe des Krokodils unterbrochen werden.
Das unterhaltsame Duo wird komplettiert durch die neurotische Kelly, die die vom Chef vorgeschriebene Teilnahme nutzt, um ihren langweiligen Alltag zu vergessen. Als Jack hinzu stößt, bahnt sich langsam eine kleine Romanze an. So machen die Charaktere einen Großteil der Filmqualität aus, was man von einem Film über Monsterkrokodile nicht unbedingt erwarten würde.




Noch ein Wort zu den Special Effects. Insgesamt wurde das CGI-Krokodil ordentlich animiert. Es wirkt zumindest in jeder Einstellung echter als vergleichsweise die Krokodile aus "Eraser". Effekthascherei kann man den Effektleuten auch nicht vorwerfen, da sich sämtliche Computerelemente perfekt in die Naturaufnahmen integrieren. Der Kampf zwischen dem Krokodil und dem Bären wirkt allerdings etwas unausgegoren: teilweise sieht letzterer aus wie ein Bärenfellteppich, irgendwie zusammengeknautscht... was dann aber auch wieder nicht weiter stört, immerhin bildet das Duell ein Highlight in Sachen Abstrusität und darf sich rückblickend einer gewissen Überdauerung der Zeit rühmen. Denn denke ich an “Lake Placid”, denke ich zugleich daran, wie ein Braunbär von einem Krokodil ins Wasser gezogen wird.
Die absolute Krönung ist dann die Auflösung der Frage, wie ein solches Tier in einen abgeschlossenen See geraten konnte. Man wird zwar den Kopf schütteln, gleichzeitig aber herzlich darüber lachen können.
Unter dem Strich bleibt eine Tierhorrorkomödie, die nicht unbedingt als Meilenstein in die Filmgeschichte eingehen wird, deren eigenwilliger Humor aber dennoch zu überzeugen weiß. Gerade die Wortduelle zwischen dem Professor und dem Sheriff sind sehenswert. Wen stört da noch die altbackene Story und die eher mäßige Inszenierung?
Sympathische

Die DVD kommt von BMG - ich hab noch eins von diesen drolligen Super Jewelcases. Ungeschnibbelt und mit allen halben Tauchern und abgetrennten Körperteilen an Bord.