Ijon Tichy - Raumpilot

Schlimmer als Kickboxer Filme? Der wahre Abschaum des Films -> bitte keine Comicverfilmungen.
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gelini71
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Ijon Tichy - Raumpilot

Beitrag von gelini71 » 03.05.2009, 09:37

Originaltitel: Ijon Tichy – Raumpilot
BRD 2007
Regie: Dennis Jackobsen , Randa Choud , Oliver Jahn
Drehbuch: Oliver Jahn (frei nach „Die Sterntagebücher“ von Stanislaw Lehm)
Darsteller: Oliver Jahn (“Ijon Tichy“) , Nora Tschirner („Analoge Halluzinelle“) , Peter Princz (Diverse Außerirdische)
Laufzeit: 6 Folgen á 15 Minuten
FSK: ab 6 Jahren

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Handlung
Ijon Tichy – Raumpilot , Held des Kosmos oder doch nur ein Aufschneider ? Mit seinem gemütlichen 3 Zimmer Altbauwohnungsraumschiff fliegt er in entlegende Galaxien & besteht wilde Abenteuer. Weil er jedoch nicht gleichzeitig ein Raumschiff steuern & kochen kann (hauptsächlich Omeletts oder andere Eierspeisen) erfindet er eine Analoge Halluzinelle die ihm zur Hand gehen soll – wenn sie denn dazu Lust hat , denn die Dame hat ihren eigenen Kopf.
Tichy erlebt die wildesten Abenteuer – er verfängt sich in einem Zeitstrudel , wird von Monstern gefressen , muß beim Galaktischen Kongress für die Aufnahme der Spezies „Mensch“ kämpfen & trifft sogar zur guter letzt seinen Schöpfer – womit jetzt nicht Gott gemeint ist.

Kritik
Der Polnische Schriftsteller Stanislaw Lehm ist einer der ganz großen klassischen Science-Fiction Autoren. Er war weniger Visionär wie z.B. Philip K. Dick sondern beschäftigte sich ähnlich wie sein Kollege Isaac Assimov um Grundlegende Fragen. Eines seiner bekanntesten Werke sind die „Sterntagebücher“ aus dem Jahre 1957 – eine Sammlung von Kurzgeschichten mit dem Raumpiloten Ijon Tichy als Held. Aufgrund der Komplexheit gelten die Geschichten in den Sterntagebüchern als unverfilmbar.

Die drei jungen Deutsche Filmemacher Dennis Jackobsen , Randa Choud & Oliver Jahn dachten sich wohl „Unverfilmbar ? – Egal !“ & versuchten sich in einer 6-teiligen Kurzfilm TV Serie an die Sterntagebücher. Dabei wagten sie es gar nicht erst die Geschichten werkgetreu zu verfilmen sondern die Stories sind lediglich ein grobes Handlungsgerüst bzw es wurden nur Motive übernommen.

Da auch kein Budget vorhanden war (bzw ein sehr geringes) machte man auch aus dieser Not eine Tugend. Die „Spezial Effekte“ (wenn man die denn so nennen will) sind allesamt Handgemacht & billig , als Kulisse für die Rakete dient die Privatwohnung von Oliver Jahn , die mit allerlei alten Küchen- & Haushaltsgeräten vollgestopft wurde. Die Steuerung des Raumschiffs erfolgt mit einem Besenstiel , der Sitz des Piloten ist ein einfacher Liegstuhl , die Bordinstrumente sind einfache Radiowecker , der „Dussel-O-Mat“ (eine Maschine für Tiefschlaf bei langen Raumfahrten) ist eine Tiefkühltruhe. Man könnte noch weitermachen – die Phantasie des Ausstatters ist wirklich atemberaubend & man kommt aus dem staunen (und gleichzeitigen lachen) nicht mehr raus.

Roboter sind entweder alte Staubsauger oder bemalte Kästen in diversen Größen. Außerirdische haben meist alte Lampenschirme auf dem Kopf & die Monster sind billige Stoffkostüme die wie Muppets Show auf extrem billig aussieht. Alleine das herausfinden , welche Materialien verwendet wurden ist ein Aufgabe für sich.

Und dann ist da noch der „Held“ – Ijon Tichy. Kein Superman sondern ein ganz Durchschnittlicher Typ. Er redet mit Osteuropäischen Akzent (entweder Polnisch oder Russisch – ist schwer zu deuten) & hat eine ganz eigene Auffassung von Deutscher Grammatik – jedem Deutschlehrer werden sich die Zehnägel aufrollen wenn sie Tichy reden hören. Dazu ist er Stilecht gekleidet in einem weißen Unterhemd & Jogginghose – wenn er das Raumschiff verlassen muß trägt er einen einfachen Mofahelm. Das Raumschiff von außen ist übrigens eine Kaffeekanne.

Wer es noch nicht bemerkt hat: Das ganze ist natürlich nicht Ernst gemeint. Dies ist eine Liebevolle Hommage an das gesamte Science-Fiction Genre die sowohl genussvoll Zitiert als auch Parodiert wird. Die Filmzitate ziehen sich wie ein rotes Band durch die gesamte Serie: „Star Wars“ & „Star Trek“ ist natürlich dabei , ebenso „2001“ oder die Deutsche Serie „Raumpatrouille“ , von der der gesamte Trash Charme kommt. Das Kaffeekanneraumschiff ist sogar eine Hommage an ganz alte Folgen vom „Sandmännchen“ , wo es in den 70igern ebenfalls eine Serie mit einem Kaffeekannenraumschiff gab (dort war es allerdings eine Expressokanne).

Auch bei den Abenteuer werden sämtliche Klischees erfüllt die es in Science-Fiction Filmen gibt & dann natürlich genüsslich parodiert, Dabei schaffen es die Macher das Niveau die gesamte Serie zu halten – lediglich bei der letzten Folgen die einen etwas bestimmten Nachdenklichen Charakter hat gibt es weniger Lacher.
Denn bei eben dieser Folge trifft Tichy seinen Schöpfer Stanislaw Lehm (der nicht Namentlich erwähnt wird) , der sich beschwert das seine Schöpfung Ijon Tichy gar nicht mehr so der coole Held ist & er sich zudem diese „Analoge Halluzinelle“ geschaffen hat (tatsächlich gibt es diese nicht in den Kurzgeschichten sondern ist eine Erfindung der Drehbuchautoren).
Überhaupt stellt sich mehrmals die Frage ob das gezeigte nicht irgendwie aus dem Hirn eines Betrunkenen Exilrussen kommt – denn am Ende erwähnt Tichy jedes Mal das ihm keiner die Geschichte geglaubt hätte weil er ja soviel Alkohol trinke. Schon in den Sterntagebüchern wurde Tichy als „Weltraummünchhausen“ bezeichnet. Ob nun wahr oder erfunden muß jeder Zuschauer selber rausfinden.

Bei der Besetzung von diesem Spaß gibt es nix zu meckern – Oliver Jahn spielt den Weltraumfahrer mit seltsamer Grammatik souverän & Nora Tschirner als seine „Analoge Halluzinelle“ ist sowie so sehenswert – alleine das schnippische Gesicht ist Gold wert – echt schade das sie nicht öfters zu sehen. Ist.

Total verwunderlich ist das dieser Knallbunte lustige Trashspaß ausgerechnet vom ZDF produziert wurde – denn das passt so gar nicht in das Image des Mainzer Senders (der ja gerne als Rentnersender verspottet wird). Leider wurde diese Serie dann im Nachtprogramm Montag auf Dienstag Nacht ohne große Werbung versendet – was wiederum ganz genau zum ZDF passt.

Fazit
Wer schon bei der BBC Serien Verfilmung „Per Anhalter durch die Galaxis“ Tränen gelacht hat der darf dieses Kleinod ruhigen Gewissens dazustellen. Wer eine Werkgetreue Verfilmung erwartet ist selber Schuld – dies hier ist eine liebevolle Verbeugung auf das gesamte Sci-Fi Genre mit unzähligen Genrezitaten & einer wunderbaren abgedrehten Trashoptik. Der zugrundeliegende Roman dient lediglich dazu das grobe Handlungsgerüst zu liefern.
Die Sprüche von Tichy sind einfach nur genial („Ganze Planet ist Dumm wie Esel ist Schlau !“) & das ganze ist ein knallbunter Spaß der sich zu keiner Sekunde seiner Laufzeit Ernst nimmt. Wer sich von der absoluten Trashoptik (die ja gewollt ist) nicht abschrecken lässt & ganz viel Englischen Humor hat der muß sich das ansehen – und merke „Das ist Science Fiction – da geht alles !“.
Und wer sich nicht ganz sicher ist ob das ganze was für einen ist der schaue sich in aller Ruhe den Trailer an , der ganz gut wiedergibt was das alles überhaupt ist.
:liquid10:


Die DVD – die technischen Details
Bild , Ton & Extras
Menü Standbilder mit Musik , Bild im normalen modernen TV Niveau , Ton TV üblich nur Stereo. Beim Bonusmaterial gibt es ein Making of , Audiokommentar , Trailer sowie Storyboardvergleich. Für No Budget sehr ordenlich.

Die DVD von Eurovideo ist FSK 6 & natürlich uncut.

Der Trailer bei YouTube
ofdb Eintrag
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freeman
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Beitrag von freeman » 04.05.2009, 08:22

Wegen der Nora wollte ich die kleinen Sci Fi Happen immer mal anillern, aber irgendwie kam immer irgendwas dazwischen ... Mal sehen, wann ZDF diese Programmverjüngung mal wieder versendet ...

In diesem Sinne:
freeman
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Beitrag von gelini71 » 04.05.2009, 08:24

DVD kostet bei amazon keine 7,00 € - die kann man ohne Reue investieren.
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Seemi
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Beitrag von Seemi » 04.05.2009, 09:57

Das setz ich mal auf den Wunschzettel.
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"Bevor ich mein Kaffee nicht hab, lass ich mich nicht foltern!" (Jackson)

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