Tunnel Rats

Der Action Film der 80er, der 90er und heute.
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C4rter
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Tunnel Rats

Beitrag von C4rter » 04.05.2009, 14:00

Tunnel Rats

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Originaltitel: 1968 – Tunnel Rats
Herstellungsland: Canada, Germany
Erscheinungsjahr: 2008
Regie: Uwe Boll
Darsteller: Michael Paré, Wilson Bethel, Adrian Collins, Scott Cooper, Mitch Eakins, Erik Eidem, Brandon Fobbs, Jane Le, Scott Ly, Rocky Marquette

Filmkritik: Am einem Mittwoch im August 2008 stellte Regisseur Uwe Boll seinen Film „1968 – Tunnel Rats“ im Duisburger UCI Kino vor. Der Film kam erst im November 2008 regulär ins Kino, oder lief der gar nicht? Somit war das eine sehr frühe Sneak-Preview. Uwe Boll ist wirklich ein sehr umgänglicher Kerl. Bereitwillig schreibt er Autogramme und lässt sich mit seinen Fans fotografieren, während er mit anderen Fans einfach im Kino am Tisch sitzt und erzählt. Auch die Fragestunde vor dem Film war unglaublich locker und Uwe hat viele interessante und auch witzige Stories erzählt. Aber genug der Worte, hin zum Film:

„Tunnel Rats“ stellt einen bestimmten Aspekt des Vietnam Krieges dar, nämlich die Ausräucherung der Tunnel-Systeme der Vietcong. Diese mehrere Ebenen unter der Erde errichteten kleinen Dörfer, kosteten viele GIs das Leben. Es gibt Sprengfallen, Gruben mit Bambusspitzen und natürlich den Vietcong der hinter jeder Ecke oder auch mal in einer tieferliegenden Etage lauert und zuschlägt. Im Film begleitet man nun ein kleines Platoon, bestehend aus verschiedenen Leuten. Schwarz und Weiß ist ebenso gemischt wie Neuling und Veteran. Am Tag der Ankunft im Basislager wird noch Karten gespielt, Musik gehört und es werden Briefe geschrieben. Doch am Tag danach geht’s auch direkt zu einer Säuberungsaktion in die Höhlen und damit fängt der Albtraum erst richtig an….

Uwe Bolls Filme sind ja quasi legendär. Er ist bekannt dafür, dass er Videospiel-Lizenzen kauft und dazu Film dreht. Meist wird er dafür von den Kritikern und Fans verachtet aber seine Filme sind auch fast immer mit berühmten Stars gespickt. Ben Kingsley, Jason Statham, Christian Slater oder Till Schweiger, um nur ein paar zu nennen. „Tunnel Rats“ basiert zur Abwechslung einmal nicht auf einem Videospiel sondern ist ein waschechter Kriegsfilm geworden, und der ist gar nicht mal schlecht.
Die Einführung der Charaktere erfolgt noch recht schleppend. Sie erzählen von zuhause, wieso sie in Vietnam sind, dass sie wahrscheinlich nicht mehr nach Hause kommen werden und, dass das Essen scheiße schmeckt. Halt die üblichen Diskussionen die Soldaten in Filmen so abhalten.

Wenn es dann aber in die Tunnel geht, wird der Film ziemlich packend. Man fiebert mit den Soldaten mit, hat auch ein klein wenig Angst und ist ziemlich geschockt wenn es wieder einen der Soldaten dahinrafft. Die Tode der Soldaten sind meist recht explizit dargestellt. U.a. wird einem GI eine Bambusstange durch den Hals gerammt. Man merkt schnell, dass die Soldaten quasi hilflos und überfordert sind, gegen den höhlenerfahrenen Vietcong. Somit wird das Platoon nach und nach in recht kurzer Zeit dezimiert. Und auch zum Ende hin muss man keine plötzlichen Wunder erwarten. Das Ende ist bedrückend umgesetzt und kann ebenfalls größtenteils überzeugen.

Klar, dass sich Uwe Boll bei einigen anderen Kriegsfilmen bedient hat, das ist auch nur legitim. Zum einen gibt’s es, ähnlich wie im Film „Thin Red Line“, einige Tieraufnahmen, zu anderen wurde sich auch im Bezug auf den Gegner bei „Full Metal Jacket“ bedient, wobei ich das nicht beschreien will und ist vielleicht auch etwas zu streng gesehen. Die Idee der Darstellung der Tunnel Kämpfe ist hingegen neu und auch recht innovativ und interessant. Die beklemmende Atmosphäre kommt sehr gut rüber.

Schauspielerisch gibt’s bis auf Michael Paré keine bekannten Namen, und auch den kennt sicher kaum jemand. Aber bekannte Namen braucht man hier auch gar nicht, in den Höhlen sind alle Soldaten Grau, könnte man sagen. Klar, die meisten Soldaten enden sowieso als Vietcong-Futter, also in einer Falle oder im Kugelhagel. Somit werden die Akteure eigentlich kaum gefordert. Gefühlsausbrüche kommen aber trotzdem nicht ganz so gut rüber und wirken mehr, weil man selber mitfühlt, statt dass der Schauspieler das jetzt besonders gut rüber bringt. Aber das ist ja auch nichts so schlecht, immerhin fühlt man überhaupt ein wenig mit.

„Tunnel Rats“ ist der erste Boll den ich gesehen habe, wo ich nicht direkt vom Aussehen des Films sagen würde „Das ist ein Boll“. Ich wäre wohl nie auf die Idee gekommen ihn mit diesem Film in Verbindung zu bringe, hätte ich es nicht gewusst. „Tunnel Rats“ auf jeden Fall der beste Film den ich bisher von ihm gesehen habe, besser als die bisherigen Videospiel-Verfilmungen ist er also allemal. Genreliebhaber sollten einen Blick riskieren!

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Beitrag von SFI » 04.05.2009, 14:32

Ja cool! Aber wenn man denkt, dass es eigentlich gar kein Boll sein kann, dann macht es imo auch keinen Sinn den Film zu gucken! :lol: :wink: Werde den mal ausleihen!
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Beitrag von freeman » 04.05.2009, 14:36

Hoffentlich hatter da beim Audiokommentar mehr Böcke, denn den hatter ja nach dem zu Far Cry gemacht ...

In diesem Sinne:
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Beitrag von Joker6686 » 04.05.2009, 15:10

Auf den bin ich auch schon sehr gespannt, hoffe der hält was das Review verspricht.

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Beitrag von StS » 04.05.2009, 17:04

Auf den bin ich auch schon gespannt... :D

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Beitrag von McClane » 05.05.2009, 10:34

Das hier ist dann wiederum einer der brauchbaren Bolls der letzten Zeit... aufgrund des nicht so häufig beackerten Terrains muss es sogar sowas wie einen eigenen Stil entwickeln und das funktioniert teilweise echt ganz gut. Hat zwei sehr interessant gemachte Szenen (das Vorbeiackern an der Leiche im Tunnel, Endszene) und mit "In the year 2525" einen geilen Titelsong aus der Ära. Allerdings schwankt das Teil zwischen "Apocalypse Now" und "Jäger der Apokalypse"... anfangs macht er einen auf Antikrieg, protestiert gegen die Exekution eines Gefangenen, dafür gibt es dann gegen Ende ein Ballerei in bester Exploitation-Manier - nicht gerade kohärent. Aber ist doch ganz nett, zumal Boll sich tatsächlich etwas weiterentwickelt hat.

:liquid5:
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Beitrag von freeman » 03.06.2009, 08:22

Lässt man den Audiokommentar aus und ignoriert die Credits, man würde NIE drauf kommen, dass dies ein Uwe Boll Film ist! Die Erklärungen liefert er im Audiokommentar selbst: Er konnte auf Leute zurückgreifen, die vorher Blood Diamond drehten und daher seine eigenen Produktionsnasen daheim lassen UND er verzichtet - bis auf einen stark an Tom Berenger erinnernden Michael Pare - vollkommen auf seine Regulars. Stattdessen gibt es unverbrauchte, sehr engagierte Gesichter, die sich dem Vernehmen nach, durch die meisten Szenen improvisierten und durchaus greifbare Charaktere erschaffen (da es zuviele sind, sind sie einem dennoch egal).

Zudem gibt es diesmal keinerlei Schlenker in Richtung Trash, stattdessen extrem klaustrophobische Szenen, gegen die The Descent wie purer Kindergarten wirkt. Alleine die von McClane erwähnte Szene des "Vorbeigrabens" an einem Toten im Tunnel war so heftig, dass ich - meiner Platzangst nachgebend - kurz pausieren musste. Dabei zeigt diese Szene den anderen Boll nur zu gut: Kein exploitationmäßiges Draufhalten auf die Splatterszenerie, viel muss erahnt werden und Boll bleibt unendlich lange dran, was die Brutalität der Szene nur erhöht. Stark!

Etwas störend ist die zu breit getretene Szene, in der die Vietnamesen die Amis überrennen und Ittenbach sich richtig austoben durfte - hier gerät das sonst so dichte und spannende Konstrukt zu plakativ, zu selbstverliebt in seine Szenerie/die Brutalität. Dafür haut dann das Ende umso mehr rein ... Erstaunlicher "Boll"film!

In den Audiokommentar darf man aber net reinschalten. Wenn man bedenkt, wie Boll einst seinen nichtssagenden Seed schönlaberte und dann erlebt, wie er einen richtig guten Film erdet, mit Erzählungen um Golfübungsstunden oder seinen Bootcampausbilder Smilie, der so hieß, weil er beim Töten von über 300 Menschen ein Lächeln im Gesicht hatte!!! fragt man sich schon, ob der Uwe seinen eigenen Film etwas missverstanden hat ...

Dennoch: :liquid7:

In diesem Sinne:
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Beitrag von StS » 07.06.2009, 09:45

"Tunnel Rats" ist auf jeden Fall eines der besten "Bollwerke" - allerdings erkennt man des Öfteren doch die durchaus etwas unbeholfen anmutende Handschrift Uwes. Eröffnet wird der Film von dem Song "In the year 2525" - ein tolles Lied, keine Frage, aber ein Instrumentalstück wäre irgendwie sinniger gewesen. Die schöne Location Afrika (mal nicht Kanada) fällt sofort positiv ins Auge. Es folgt eine Menge 08/15-Gerede unter schlicht gestrickten Soldaten-Figuren, die von recht farblosen Darstellern verkörpert werden, bevor es hinunter in die Tunnel geht. Viele Szenen dort sind wirklich beklemmend eingefangen worden - die mit Abstand größte Stärke des Films! Dass man fast nur krabbeln und sich nicht wenden kann, sowie dass manche Gänge auch geflutet werden können oder bewusst mit Wasser gefüllt sind (damit kein Gas in die dahinter liegenden Kammern vordringen kann) - das ist schon arg ungemütlich, auch beim Zusehen. Krieg ist ja bekanntlich grausam, und das will uns auch der Uwe natürlich ebenso nicht "vorenthalten" - aber leider nicht sehr feinfühlig, sondern mit Hilfe seines Buddys Olaf Ittenbach, der sich in manchen Einstellungen dann doch ein wenig zu selbstverliebt austobt. Es gibt da auch eine Szene, in der ein GI einen toten VC mit dem Kampfmesser "zerlegt", um überhaupt an ihm vorbei durch den Tunnel zu kommen - warum er nicht einfach die Tunnelwand bearbeitet, um so die Fläche zu erweitern, war da die erste Frage, die mir spontan in den Sinn kam. Das "nihilistische" Ende hat mir übrigens (bis auf kurze CGI-Zusätze) gefallen, obgleich fleißig bei "Platoon" geklaut wurde - vor allem die Schluss-Sequenz ist stark und transportiert gar einen klugen Hintergedanken. Was unterm Strich also bleibt, das ist ein guter Boll und ein passabler Kriegsfilm.

:liquid5:

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Beitrag von freeman » 08.06.2009, 08:18

warum er nicht einfach die Tunnelwand bearbeitet, um so die Fläche zu erweitern
Na sorry, aber da darf er dann graben und den Abraum beseitigen, abgesehen von dem Dreck, den er dabei einatmet, in einem nicht sonderlich gut durchlüfteten Tunnelsystem ... von der Fragilität der Tunnel selbst ganz zu schweigen ... ich hätte es aus logisch inhärenten Gründen des Überlebenswillens genauso gemacht ...

Aber das kann freilich auch daran liegen, dass ich beim Bund zum Einzelkämpfer erzogen wurde ... :lol: ;-)

Die Musik empfand ich allgemein als riesige Stärke des Filmes. Da hat die Jessica wirklich gezaubert ... find ich immer wieder niedlich, wie da beim Uwe immer "Vatergefühle" durchgekommen, wenn er von ihr berichtet. Und im Audiokommentar erwähnt er übrigens auch, dass dies der letzte Film mit Ittenbach Effekten sei. Er nennt da zwar einen Grund für, den ich aber nicht wirklich verstanden habe (jetzt rein von der Argumentation her). Letztendlich meint man rauszuhören, dass es da wohl gekracht zu haben scheint ...

In diesem Sinne:
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Beitrag von StS » 08.06.2009, 09:05

freeman hat geschrieben:Aber das kann freilich auch daran liegen, dass ich beim Bund zum Einzelkämpfer erzogen wurde ... :lol: ;-)
Ich war Feldjäger. 8-)

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Beitrag von freeman » 08.06.2009, 09:11

Au weh ... die hatten kein wirklich gutes Image bei uns :lol: und sind garantiert nie in Tunnelkämpfe geraten ;-)

In diesem Sinne:
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