Die Erpresser
Originaltitel: Acolytes
Herstellungsland: Australien
Erscheinungsjahr: 2008
Regie: Jon Hewitt
Darsteller: Sebastian Gregory, Joshua Payne, Hanna Mangan Lawrence, Joel Edgerton, Belinda McClory, Michael Dorman, Holly Baldwin u.a.
Als Mark eines Tages durch den Wald schlendert, beobachtet er einen Mann, der etwas vergräbt. Alles was er sich in Sachen Identität des Mannes merken kann, ist das Aussehen von dessen Geländewagen. Am nächsten Tag geht er mit seinem Freund James und dessen Freundin Chasely dem großen Geheimnis nach und gräbt das ehedem Vergrabene wieder aus. Selbiges entpuppt sich als Leiche eines jungen Mädchens! Während Chasely eher angewidert und geschockt reagiert, keimt in den beiden Jungen ein perfider Plan. Sie vermuten hinter dem Mann, der die Leiche vergraben hat, einen sehr aktiven Killer (in der näheren Umgebung verschwanden einige junge Mädchen), den sie aufgrund ihres Wissens erpressen wollen, den Stadtrüpel Gary Parker zu töten, da dieser vor einigen Jahren beide Jungs vergewaltigt hat. Also macht man den Killer ausfindig und zunächst scheint auch alles zur vollsten Zufriedenheit der Jungen abzulaufen, doch da dreht der Killer den Spieß um und macht mit Gary Jagd auf die Teens!
Die Erpresser ist ein fieser Bullterrier von einem Film, der sich hinterhältig ruhig an die Zuschauer anschleicht, dabei ein permanentes Gefühl der Verunsicherung etabliert und eine flirrende Spannung erzeugt, die es schwer macht, sich der Handlung zu entziehen. Und dann verbeißt sich der Film in den Zuschauer und der pure Terror explodiert auf der Leinwand … allerdings auf eine hinterhältig zurückhaltende Art und Weise, fernab jedweder Torture Porn Einlagen oder Splatterexzesse. Dabei sollte man die gebotene Gewalt nicht unterschätzen, denn diese trifft den Zuschauer aufgrund der düsteren Grundstimmung wie ein Keulenschlag und wirkt ungemein rau und grimmig, ohne sich in Blutbädern zu suhlen. Weitaus brutaler wirkt der finale Abschnitt aber, weil hier die vorher sorgfältig aufgebaute Figurenkonstellation und deren Motive noch einmal gehörig auf den Kopf gestellt werden und der Zuschauer nachhaltig mit einem nicht für möglich gehaltenen „Wettkampf“ den Boden unter den Füßen weggezogen bekommt. Das Ende der ganzen Chose ist fatal und umso eindrücklicher und lässt einen vollkommen geschafft zurück.
Dabei ist grandios, wie es Regisseur Jon Hewitt schafft, mittels seiner eindrücklichen, aber bedächtigen Bebilderung und der darunter pumpenden, teils hoch verstörenden Soundkulisse den Zuschauer zu packen und nicht mehr aus seinen Bilderwelten herauszulassen. Seine Handlung hat der Australier immer im Griff. Seinen recht langen Einstieg (bis die eigentliche Ausgangssituation etabliert wurde, vergehen rund 45 Minuten!) inszeniert er ähnlich einem Jugenddrama, in dem wir mehr über die drei Jugendlichen und deren doch recht komplexes Beziehungsgefüge erfahren. Danach greift dann der abgründige Thriller- / Terrorteil, der mit unglaublicher Intensität durchstartet und das Tempo deutlich verschärft.
Dabei unterwirft sich der Regisseur zu keiner Sekunde gängigen Genrekonventionen und schon gar nicht den aktuell grassierenden Inszenierungskonventionen. Hier gibt es keine Schnittstakkatos, keine flashy Farbfilter, keine pseudocoolen Überblenden. Stattdessen ist endlich einmal wieder die Handlung der wirkliche Antrieb des Filmes und die hat es durchweg in sich. Technisch herrschen hier grandiose Bildkompositionen von teils suggestiver Kraft vor, die von extrem perfiden Soundeffekten untermalt werden, welche einen immer und immer wieder zusammenfahren lassen. Schockkino in Vollendung …
Das größte Manko des Filmes ist meines Erachtens die Figurenzeichnung der beiden männlichen Hauptfiguren und deren Besetzung. Denn zum einen wirken die jungen Darsteller ab und an überfordert mit ihren komplexen Rollen und zum anderen zeichnet das Drehbuch beide Figuren nicht sonderlich sympathisch, was es schwer macht, sich vollends in Die Erpresser hineinfallen zu lassen. Sprich, sobald man sich eine Identifikationsfigur gesucht hat, stößt einen jene mit einer seltsamen Handlung wieder von sich. Allerdings funktioniert aufgrund der etablierten Distanz zu den Hauptfiguren der Endtwist hervorragend, da man hier nicht zu überprüfen beginnt, ob dieses und jenes neue Verhalten nun eigentlich zu den etablierten Charakteren passt. Grandios dagegen ist die Figur des Killers, da hier hinter einer wahrlich spießbürgerlichen Fassade das absolut Böse lauert, was Joel Edgerton auch vortrefflich zu transportieren versteht. Sieht man seine souveräne Darstellung, hätte man ihm sogar eines der beiden alternativen Enden des Filmes gegönnt, die beide deutlich giftiger ausfallen, als das nun verwendete. Auch die junge Hanna Mangan Lawrence als Chasely ist eine einzige Offenbarung in dieser düsteren Geschichte um Freundschaft, Verlust und nicht wirklich funktionierende Rachepläne.
Das Grandioseste am Film ist und bleibt aber die transportierte, extrem verstörende Grundatmosphäre, die Regisseur Hewitt mit viel Wonne und aller Zeit der Welt aufbaut. Das es ihm gelingt, im Nachgang mittels vollkommen unerwarteten Twists noch nachhaltiger zu verstören, zeugt von großem dramaturgischem und inszenatorischem Geschick. Das Ergebnis zeigt nur, dass die Dundees von Down Under allmählich mehr und mehr zu einer festen Größe im Terrorfilmbereich wachsen … und wahrer Horror eben nichts mit ausufernden Blutbädern zu tun hat …
Die deutsche DVD von Ascot ist mit einer FSK 18 uncut. Die hohe Freigabe dürfte samt und sonders auf der düsteren Gesamtwirkung beruhen. Die Ausstattung ist nicht überragend, aber durchweg interessant ausgefallen. Gerade die entfernten Szenen und alternativen Enden seien empfohlen …
In diesem Sinne:
freeman
Die Erpresser
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