
Originaltitel: The Last Outlaw
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 1994
Regie: Geoff Murphy
Darsteller: Mickey Rourke, Dermot Mulroney, Ted Levine, John C. McGinley, Steve Buscemi, Keith David, Daniel Quinn u.a.
Colonel Craff ist der Anführer einer kleinen Gruppe von Südstaatlern, die die Niederlage im Bürgerkrieg auf ihre Weise ausgleichen wollen. Sie reiten im Norden umher und rauben die Banken der Nordstaatler aus. Eines Tages reiten sie in eine kleine Stadt ein, die allerdings vorgewarnt ist. Es kommt zu einem mittleren Massaker, bei dem sich fast jeder aus der Graff Gruppe eine Kugel einfängt. Dennoch entkommen alle. Der Jungspund der Truppe hat allerdings einen Treffer gefangen, der es ihm nahezu unmöglich macht, weiterzureiten. Graff weiß das und will ihn töten. Doch sein eigentlich bester Mann, Lt. Eustis, wendet sich gegen ihn und erschießt Graff.
Eustis wird der neue Anführer der Gruppe und er wäre vermutlich intelligenter als seine Verfolger, wenn denn Graff den Mordversuch nicht überlebt hätte und sich mit List und Tücke zum Anführer der Verfolger hocharbeitet und jeden Schritt von Eustis vorausahnt. Nun verfolgt er Eustis mit unbarmherziger Härte und metzelt sich durch die Reihen seiner ehemaligen Männer. Insbesondere seinem „Ziehsohn“ Eustis will er eine Lektion erteilen, und dieser wird am Ende der Verfolgung ein ganz anderer Mensch sein ...
Was für eine Granate von einem Western. Ist er zunächst nicht viel mehr als ein simples Verfolgungsgeschichtchen wandelt sich der Film immer mehr zu einer Art Charakterstudie und versucht zu ergründen, wie sich Menschen in Extremsituationen verändern. Mit zunehmender Lauflänge spürt man auch immer mehr die Handschrift von Eric Red, der das Drehbuch beisteuerte und schon mit seinen Drehbüchern zu Hitcher, Near Dark und Cohen and Tate bewiesen hat, dass ihn die dunklen Seiten des Menschen außerordentlich interessieren. Folgerichtig gibt es in diesem Film wirklich keinen einzigen moralisch guten Menschen und wenn doch, wird er es am Ende des Filmes nicht mehr sein. Unmoral ist der Motor dieses Filmes. Es ist die Gier nach Geld, die die Leute antreibt, die Gier nach Rache und die Gier, das eigene Leben zu schützen ... um jeden Preis. Dabei gelingen einige tolle Szenen, in denen sich zum Beispiel die beiden Kontrahenten Eustis und Graff in aller Ruhe über die Anzahl der Kugeln ihrer Männer unterhalten, obwohl beide locker die Gelegenheit hätten, den jeweils anderen zu töten.
Dies bebildert Regisseur Geoff Murphy (Freejack, Young Guns II, Alarmstufe Rot II) mit teils ultrakrassen Gewalteinlagen! In diesem Film wird richtig dreckig gestorben! Da werden Gesichter aus den Köpfen geschossen, Gedärme müssen nach Bauchschüssen zurückgehalten werden, Leiber werden von Kugeln zerfetzt, ein Mensch wird in einer knapp 2 minütigen Sequenz komplett zerschossen und der Bodycount steigt unerbittlich an. Wenn man bedenkt, dass dieser Film fürs amerikanische Fernsehen gedreht wurde, sitzt man mehr als einmal nur mit offenem Mund da, im Angesicht der Bilder, die da auf einen einprasseln. Dieser kleine Western atmet die volle Härte des damals so konsequenten Actionkinos!
Dies garniert Murphy mit der Creme de la Creme von Hollywoods ewigen Nebendarstellern. So finden wir hier Steve Buscemi (muss ich sicher keine Filme nennen), Ted Levine (Heat, Ali), John C. McGinley (Identität, The Rock), Keith David (Pitch Black, Dead Presidents), Dermot Mulroney (About Schmidt, Copycat) und selbstverständlich Mickey Rourke, der hier den Teufel in Menschengestalt spielt: Er verführt, intrigiert, schmiedet dunkle Pläne und tötet ohne jegliche Gewissensbisse. Zudem sieht er hier auch aus wie der Leibhaftige. Auch die Landschaftsbilder von den unberührten Weiten des Wilden Westens sind grandios und Murphy fährt einige wunderbar dynamische Kamerafahrten auf, die Lust auf mehr machen.
Unterm Strich bleibt ein storytechnisch recht interessanter, teils extrem konsequenter kleiner Western mit guten Darstellern und schön hohem Tempo.

Die DVD von Concorde ist uncut, bietet aber maximal mittelmäßige Bild- und Tonqualität.
In diesem Sinne:
freeman