
Obwohl ich die Band schon zwei Mal bestaunen durfte, habe ich mir auch dieses Mal sofort ein Ticket gekauft als der Vorverkauf losging. Live sind die Mannen um Steve Wilson eine sichere Bank und beweisen, dass die Songs keinesfalls zu kompliziert oder überladen sind für eine Liveperfomance. Als Verstärkung ist auch bei dieser Tour wieder John Wesley an der zweiten Gitarre dabei.
Tägerhard Wettingen
Das einzige was mich von Anfang an stutzig gemacht hat: Was soll diese Location? Die Halle im Tägerhard von Wettingen ist eine Mehrzweckhalle in welcher meist Messen oder kleine Theateraufführungen statt finden. Wird die Akustik genügend?
Positiv hingegen war die Nähe zum Wohnort meiner Freundin. So konnten wir uns ohne Probleme mit dem Fahrrad zum Konzert begeben und waren schnell wieder zu Hause.
Stick Men
Genau als die Mannen von Stick Men (die da wären: Tony Levin, Michael Bernier und Pat Mastelotto) die Bühne betraten, durchschritten wir die Türe in den Konzertsaal. Leider macht sich auch hierzulande die Unart breit, Vorbands noch vor der eigentlichen Startzeit auf die Bühne treten zu lassen. Somit verpassten viele einen Grossteil des Sets.
Und das hatte es echt in sich. Mit 2 Sticks und einem schon fast überladenen Schlagzeug spielten die Männer eine Mischung aus Prog, Ambient, Avantgarde und hartem Rock. Nicht immer ganz einfach zu folgen, doch zu jeder Sekunde hörenswert. Und da es sich um einen Grossteil der King Crimson Besetzung handelt, spielten sie auch noch zwei Songs von der legendären Band.
Dank diesen Songs und den immer wieder lockeren und erfrischenden Sprüche von Tony Levin (unter anderem zum LHC in Genf) jubelte das Publikum stark und lange.
Porcupine Tree
Doch dann hiess es: Luft anhalten und das Intro überstehen. Denn die Stachelschweine liessen sich noch ein bisschen Zeit bevor sie die Bühne betraten, dann aber gleich richtig. Sofort rein in den ersten Song voller Wucht und mit gewohnter technischer Perfektion.
Die erste Hälfte des Konzertes stellte eine 1:1 Darbietung des neuen Albums "The Incident" dar. Die Band spielte die Songs wirklich genau so wie auf dem Album und harrte zwischen den einzelnen Liedern nicht lange aus, sondern spielte gleich weiter. So konnte man tief in die Zyklus über Unfälle und Vorfälle eintauchen und das Spektakel geniessen.
Untermalt wurden die Songs durch eine eher noch zurückhaltende Lichtshow und den interessanten Videos von Lasse Holle. Dabei war es immer wieder erstaunlich, wie präzise Band und Video aufeinander passten.
Die Show legte in meinem Kopf auch einen Schalter um, denn ich begriff nun endlich voll und ganz wie gut das neue Album ist. Die Texte sind düster, die Melodien umwerfend und der Klangraum extrem vielfälltig. Es ist eines der stärksten Alben der letzten Jahre im Gebiet des Art-Rock.
Nach einer 10minütigen Pause (stilvoll mit Countdown) betrat die Band zum zweiten Teil der Show die Bühne. Jetzt hiess es nun: Best of the past. Gestartet wurde mit einem tollen "The Start of Something", danach kam die erste grosse Überraschung: "Russia On Ice", wenn auch nur der erste Teil. Doch das Lied einmal live zu erleben war unfassbar schön. Auch die etwas zu heftige Darbietung von "Stars Die" konnte dies nicht mehr toppen. Dazu kamen diverse Songs aus dem FOABP-Zyklus und Bonnie The Cat.
Als Zugaben folgten dann noch zwei Songs von "In Absentia", wobei ja klar war, dass Der dabei sein wird.
Das Konzert hat mich echt überzeugt, die Band war stark, die Songauswahl mehr als gelungen. Und dass eine komplette Aufführung eines Albums klappen kann, hat Porcupine Tree auch bewiesen.
Der Sound in der Halle jedoch war leider nicht immer überzeugend. Sobald die Band laut wurde, vermischten sich die einzelnen Instrumente. Zum Glück waren alle immer zu hören, doch beim nächsten Besuch in der Schweiz dann lieber wieder im Volkshaus oder im Z7.
Setlist
1. Occam's Razor
2. The Blind House
3. Great Expectations
4. Kneel and Disconnect
5. Drawing the Line
6. The Incident
7. Your Unpleasant Family
8. The Yellow Windows of the Evening Train
9. Time Flies
10. Degree Zero of Liberty
11. Octane Twisted
12. The Séance
13. Circle of Manias
14. I Drive the Hearse
15. The Start of Something
16. Russia on Ice (Nur die erste Hälfte)
17. Anesthetize (Part 2: "The Pills I'm Taking")
18. Stars Die
19. Way Out of Here
20. Normal
21. Bonnie the Cat
Zugaben:
22. The Sound of Muzak
23. Trains

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