Only the Brave

Filme abseits des Actiongenres mit Actionhelden (irgendwie so in der Art).
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freeman
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Only the Brave

Beitrag von freeman » 22.03.2010, 13:49

Only the Brave

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Originaltitel: Only the Brave
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2005
Regie: Lane Nishikawa
Darsteller: Mark Dacascos, Lane Nishikawa, Brian F. Durkin, Jeff Fahey, Jason Scott Lee, Tamlyn Tomita, Yuji Okumoto u.a.

Nach dem Angriff der Japaner auf Pearl Harbor war man im Land der unbegrenzten Möglichkeiten recht argwöhnisch in Bezug auf die in den Staaten lebenden japanischstämmigen Menschen. Also internierte man sie per Dekret in Lagern. Die Gründe waren vorurteilsbelasteter Natur und man fürchtete Spionage- und Sabotageakte. Doch auch der Schutz der Japaner vor Übergriffen der amerikanischen Zivilbevölkerung wurde durchaus als Grund benannt. Ein düsteres und vor allem ziemlich rassistisches Kapitel, über das man lange den Mantel des Schweigens breitete. Erst in den 80ern begann eine breitenwirksame Diskussion über diese Vorgänge und medial fiel 1990 mit dem Film „Komm und sieh das Paradies“ der Schleier des Schweigens. Aber wie der ungleich ambitioniertere „Schnee, der auf Zedern fällt“ stieß diese erste umfassendere Aufarbeitung auf relativ wenig Interesse. Doch gerade aktuell beleuchten immer wieder einmal Dokumentationen auf diversen Kultursendern ein mit diesen Vorgängen einhergehendes Phänomen: Nämlich das japanischer Soldaten in den Reihen der amerikanischen WW2 Landungstruppen!

Ein überraschender Fakt bei der dargelegten Vorgeschichte, zumal die Familien derart loyaler japanischstämmiger Amerikaner dennoch in derartigen Lagern interniert wurden! Doch viele japanischstämmige Amerikaner sahen es schlicht als ihre Pflicht an, ihre Loyalität für ihre „neue“ Heimat zu beweisen und in den Militärdienst einzutreten, um so gegen die kaisertreuen Japaner und ihre deutschen Verbündeten ins Feld zu ziehen. Die aus diesen Freiwilligen geformte Einheit namens „100th Infantry Batallion“/„442nd Infantry Regiment“ ist noch heute der meist ausgezeichnete Kampfverband der amerikanischen Truppen und war in für den Krieg wegweisende Schlachten verwickelt. Eine davon fand in den Vogesen statt und ist Inhalt des Streifens „Only the Brave“.

Dieser berichtet uns, dass der japanische Kampfverband zunächst in Italien eingesetzt war, um gegen Hitlers Truppen anzukämpfen. Von hier wurden die Soldaten nach wahrlich verlustreichen Schlachten nach Frankreich versetzt, wo sie der Auftrag ereilt, eine in einem unwegsamen Waldgebiet eingekesselte amerikanische Luftlandeeinheit freizukämpfen. Ein schwieriges Unterfangen, will Hitler doch an den eingekesselten Amerikanern ein Exempel statuieren, das die Alliierten in ihrem nahezu unaufhaltsamen Vordringen einbremsen sollte.

Diese Geschichte in Verbindung mit der grandiosen und wirklich hochinteressanten Ausgangslage, die ich zu Beginn thematisierte, ist eigentlich der ideale Nährboden für einen großartigen und dichten Kriegsfilm, gespickt mit ordentlich Pathos und Heldenmut. Aus diesen Anlagen hätte mühelos eine Referenz im Kriegsfilmgenre entstehen können. Doch leider wurde daraus nichts. Das liegt auch und vor allem an dem wirklich schrecklich uncharismatischen, langweiligen und vollkommen unpassenden Hauptdarsteller, der eine Involvierung jedweder Form fast vollkommen unmöglich macht. Bräsig und gelangweilt zieht er seine Bahnen und hat große Probleme, die ihm anvertraute Rolle zu schultern. Vielleicht war Lane Nishikawa von seiner Doppelfunktion als Regisseur (sein Debüt!) als auch als Hauptdarsteller schlichtweg überfordert? Es mutet fast so an. An seiner Seite agieren dann B-Filmkaräter wie Jeff Fahey, Mark Dacascos oder Jason Scott Lee, wobei gerade die letzteren beiden jeweils eine bessere Wahl als Hauptdarsteller gewesen wären. So stehen sie immer wieder einmal im Hintergrund herum, haben sinnlose Dialoge mit dem Hauptdarsteller und werden ansonsten überhaupt nicht gefordert. Das gilt unisono für alle anderen Darsteller.

Die daraus resultierende Unmöglichkeit eine Verbindung zu den Figuren aufzubauen, in Kombination mit der Art und Weise wie die Geschichte aufgezogen wird, bricht dem Film vollends das Genick. Die Story als unzusammenhängend zu bezeichnen, wäre noch geprahlt. Regisseur Lane Nishikawa schwebte offensichtlich mehr vor, als eine bloße Abfolge von Schlachten. Also versucht er sich mit Rückblenden in die Geschichten seiner Hauptfiguren. Diese zerreißen die ohnehin fahrige Dramaturgie dann komplett, denn die wirklich uninteressanten und klischeebehafteten Rückblenden stören den Fluss der Geschichte erheblich und machen irgendwann die eigentlich wichtige Schlacht zu einer Art schmückendem Beiwerk. Obendrein versteht man den Sinn der Rückblenden nicht wirklich. Denn jeder Charakter, der gerade per Rückblende vertieft wird, stirbt im nächsten Augenblick ... und der geübte Dramaturg wendet sich mit Grausen ab …

Inszenatorisch sieht man dem Film an, dass er nicht die Welt kosten durfte. Die Settings wirken steril, kalt und künstlich, Kriegsgebiete sehen nicht einmal ansatzweise danach aus (nirgends brennt mal ein Feuerchen, Einschusslöcher gibt’s auch keine in der Architektur) und die Optik ist langweilig und maximal auf TV Niveau (und selbst da ist man mittlerweile zu mehr fähig – siehe „Band of Brothers“ oder „Over There“.) Die Rückblenden inszeniert Nishikawa mit aller Farbgewalt, sichtlich bemüht um einen deutlichen Kontrast zu den Kriegsszenen. Jene sind erdig und dunkel und lassen hier und da durchaus Flair aufkommen, würden sie nur nicht so unemotional und beliebig daherkommen. Die Actionszenen wirken saft- und kraftlos und die zitternde Kameraführung wirkt hier eher dilettantisch, als dass sie Erinnerungen an „James Ryan“ oder „Band of Brothers“ aufkommen lassen würde. Auch musikalisch war Schmalhans Küchenmeister und so gibt es einen langweilig vor sich hinleiernden Synthesizersoundtrack aus der Konserve.

Was bleibt ist ein Streifen, den man aufgrund seines Themas eigentlich mögen möchte und der im Grunde genommen alle Möglichkeiten hatte, ein richtig emotional mitreißendes Stück Film zu werden. Die wirklich sparsame Umsetzung wird dem Thema dann aber nicht einmal ansatzweiße gerecht. Es ist unmöglich, eine Beziehung zu den Figuren aufzubauen, das eigentliche Drama hinter der Story (die Einheit wurde bei dieser Schlacht förmlich aufgerieben!) kommt überhaupt nicht zum Tragen, die unglaublich holprige und teils gar nicht nachzuvollziehende Dramaturgie beschert dem Film empfindlichste Längen und die technische Umsetzung spottet leider jedweder Beschreibung. Die Gestaltung der Actionszenen ist dann das größte Armutszeugnis. Meist rennen die Japaner auf unsichtbare Gegner zu und fallen wegen vermutlichen Feindfeuers irgendwann einfach einmal um. Dass man sich dabei dann auch noch von VORNE an MG Nester heranpirscht, die man von HINTEN per Fernglas ausgespäht hat, macht das Elend dann perfekt. Das Ergebnis ist kalt, langweilig, schrecklich künstlich in seiner Anmutung, schlecht gespielt und letztlich vollkommen beliebig. Von der Fehlbesetzung in der Hauptrolle ganz zu schweigen. Man kann nur hoffen, dass es irgendwann eine würdigere Umsetzung dieses Stoffes geben wird.
:liquid2:

Die beiden Filmkonserven deutscher Prägung (DVD und Blu Ray) des Streifens von WGF/Schröder Media sind mit einer FSK 16 uncut und verfügen zumindest in der Blu Ray Version über eine entsetzliche Bild- und Tonqualität.

In diesem Sinne:
freeman
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Beitrag von StS » 22.03.2010, 13:59

:lol: Alles klar, danke - hab´s mir aber irgendwie schon im Vorfeld gedacht... :wink:

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