Verrückt nach Steve

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Alrik
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Verrückt nach Steve

Beitrag von Alrik » 01.05.2010, 06:10

Verrückt nach Steve

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Originaltitel: All About Steve
Produktionsjahr: 2009
Herstellungsland: USA
Regie: Phil Traill
Länge: 99 min.
Darsteller: Sandra Bullock, Thomas Haden Church, Bradley Cooper, Ken Jeong, Keith David



Zwei Warnungen vorweg, wer von euch sich diesen Streifen zur Gemüte führen möchte. Punkt 1: erwartet keinen Romantikfilm.
Punkt 2: schaut euch in jedem Fall diesen Film mit jemand an der NICHT ansatzweise dem Verhalten oder der Charakteristika der Hauptfigur entspricht!
Glaubt mir, der Film ist ohne eine Zerreisprobe...aber mit einem Mitzuschauer der genauso ist fast eine Qual. Glaubt mir, ich weiß wovon ich rede. Was tut man nicht Manchen für Gefallen...

Das ist er nun. Der Streifen welchen Sandra Bullock die goldene Himbeere einbrachte. Im selben Jahr, wo sie kurz darauf ebenso den Oscar bekam. Auch ein Unikat fast an Nominierungen und Verleihungen. Sandra war bekanntlich sogar so kuragiert und kam persönlich zur Verleihung dieses fragwürdigen „Preises“ und nahm ihn ironisch stolz entgegen. Stark darf man sagen. Skeptisch man doch ebenso ist wie es kommt das eine Schauspielerin wie sie so was doch noch mal bekommt. Wo sie eigentlich recht talentiert ist.
Hat man das Machwerk gesehen, kann man immer noch streiten, ob es an Sandra lag. Allenfalls würd ich ihr gern die Himbeere geben für die Entscheidung da mitzumachen...

Mary Horowitz... ihr Alter wird nie genannt, sieht man sie sich an kann man schnell darauf tippen das sie die Mitte 30 in jedem Fall erreicht hat. Angeblich aus Gründen von Insektenbekämpfung in der Wohnung, lebt sie zur Zeit bei ihren Eltern. Beziehung nicht mal in ferner Weite in Sicht. Der Job: Kreuzworträtseldesignerin! Was es nicht alles gibt. Für sie sicherlich perfekt. Da diese Frau ein wandelndes Lexikon zu sein scheint! Ehrlich, irgendwie scheint sie auf alles etwas zu wissen. Dabei übertrumpft sie glatt manchmal Daniel Jackson in Stargate: SG1! Der Haken: sie ist kann Mitmenschen zu Tode quatschen, ist in Bezug auf Beziehungen voll neurotisch und sehr exzentrisch. Und wie Menschen nun mal so sind wollen sie nur das Beste für ihr Kind und es auch mal glücklich sehen. Mary bekommt es nicht hin und traut sich nicht, also wird mal glatt ein Blind Date vereinbart. Gut, wie die Umstände so kommen lässt es Mary zu. Und BOING...das Blind Date entpuppt sich voll als einen nett wirkenden und gutaussehenden Mann. Welche sie sofort zur einer Neustrukturierung ihres Outfits zwingt, samt spontaner Notgeilheit im Fahrzeug des betreffenden Steve! Welcher in jenen Momenten schnell merkt: die Frau ist nicht normal. Und zwar unnormal, unnormal!
Ausrede raus und nichts wie weg hier. War halt nichts. Beim nächsten Mal, würden sich die meisten denken. Nicht Mary... sie ist hin und weg und will nur noch eines: zurück zu ihm. Hält die Augen offen, da sie weiß wo er arbeitet und als was. Und das ist Kameramann bei einem Fernsehsender. Und nach einem Geistesblitz entschließt sie sich zu einer Reise zu ihrem Geliebten. Welcher alles andere darauf erpicht ist sie wieder zu sehen...


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Lasst euch nicht von diesem Blick täuschen.

Kenner des Genres werden nun ahnen was folgt. In der Tat genau das kommt. Und zwar ganz nach Plan. Episodenhaft werden verschiedene Stationen abgeklappert, wo Steve sich aufhält, dank seines Jobs und Mary verfolgt ihn.
Was erwartet dem Zuschauer? Ein romantischer Film? Irgendwie nicht... Steve ist nur genervt von Mary und will ihr fernbleiben. Wird in der Mitte des Filmes schon so paranoid das er am Steuer des Firmenwagens sitzt mit Brille, Perücke und falschen Bart! Romantik geht nur von der blauäugigen Hoffnung von Mary aus. Verlorene Liebesmüh.
Ist es eine Komödie? Irgendwie auch nicht... denn die Gags sind platt und laden grad mal zum schmunzeln ein. Herzhaft lachen, weil es wirklich komisch ist, dazu kommt es soweit nie.
Und wenn dann höchstens durch das trottelige Verhalten des Reporters, dem Steve als Kameramann immer folgt.

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Das arme Schwein...


In der Tat weiß der Film einfach nicht was er sein will.
Das Schlimmste: er ist eine Geduldsprobe wegen der Hauptfigur. Karten offen auf den Tisch... Mary ist nervig! Exorbitant nervig!! Manchmal sogar regelrecht bescheuert, auf gut deutsch ausgedrückt. Am Anfang hat man vielleicht noch etwas Mitleid mit ihr. Spätestens ab dem Blind Date greift man sich an den Schädel und weitet perplex die Augen was sie da abzieht. Was schon an ihrem neugewählten Outfit für das Date anfängt. Was in Kombi mit ihren roten Lackstiefeln (welche sie immer trägt) nun aussieht als wolle sie anschaffen gehen.
Als ihre Reise beginnt fühlt man mit Steve. Denn dieser Mann ist wirklich gestraft. Dementsprechend macht es kaum Spaß einer Person zu folgen, welche einem irgendwie sogar unsympathisch ist. Erst in den vielleicht letzten 5 Minuten kommt so etwas wie ein Hauch von Verständnis auf und man denkt sich, so viele ähnliche Menschen wie sie es gibt auf der Welt...klar irgendwie haben die auch etwas Glück verdient. Bis dahin lädt der Film ein vorzuspulen oder ganz auszumachen manchmal. Selbst Ich, welcher sonst eigentlich immer wissen will wie ein Film ausgeht wenn er ihn mal angefangen hat, fragte mich kurz vor dem Finale, wann der Film nun zuende ist. 99 Minuten fühlten sich wie 2 ½ Stunden an.

Das Drehbuch ist voll von Logikfehlern und Twists, welche nur zum aufwachen wohl da sind. Aber da schon wieder übertrieben sind. Manch andere Dinge sind eher tragisch, aber sollen wohl komisch sein. Aber das Schlimmste halt die Charakterzeichnung. Mary, schon erwähnt, eine ausgesprochene Nervensäge. Steve, sehr blass und für viele sicherlich auch nicht grad der Burner, wenn man erfährt das dieser auch von seiner Mutter zum Blind Date gebracht wurde.
Witzigerweise sind die einzigen Charaktere, die halbwegs sympathisch oder witzig daherkommen, nur der Reporter Hartman und Assistent Angus. Wenngleich Hartman am Anfang voll der arrogante Schnösel ist, welcher noch völlig unprofessionell und trottelig manchmal ist. Am Ende dann doch das Ruder rumzureißen scheint. Was in der Gestaltung der Figur auch Logikfehler verursacht. Und zwar warum er plötzlich gewisse Dinge tut. Man weiß einfach nicht ob er nun ärgern will oder nur romantisch ist. Der Drehbuchautor wusste es wohl selber nicht. Was mit einer weiteren Nominierung der Himbeere belohnt wurde.
Abgesahnt hat der Film jedenfalls für die Schlechteste Hauptdarstellerin, ebenso als Schlechtestes Leinwandpaar. Bedenkt man noch die Nominierungen für die Schlechteste Regie und Schlechtester Film, ein Armutszeugnis.

Darstellerisch war nichts zu verzeichnen was man als Gute Arbeit bezeichnen möchte.
Mehr als ungewohnt Sandra so zu erleben. Sie war wahrscheinlich die einzige welche im Gedächtnis bleibt. Wenngleich leider nicht wirklich zum positiven. Wobei ich da wieder dazu tendiere ihr nicht 100 % die Schuld zuzuschieben. Wenn das Drehbuch diese Figur so darstellt und erfordert... ok, manches war schon etwas overacted. Doch passte es wohl zur Rolle. Durchgeknallt, quirlig wie ein hyperaktiver Teenager und nervig plappernd. Überzeugend dargestellt, fürs Drehbuch. So überzeugend das man die Augen verdreht bei der Figur.
Die blonden Haare sollten wohl Sandra noch einen Hauch von süßlicher Naivität verleihen oder das Klischee von Blondinen unterstreichen. Was Sandra hier überraschenderweise glatt noch 10 Jahre älter erscheinen lässt.
Untermalt der Film, von Offkommentaren von Mary. Welche jedoch ebenso seltsam manchmal anmuten von Dingen wie Logik oder Wahrnehmung her. Über die Anfangsmeinungen her kann man geteilt denken. Spätestens die Schlussaussage war dann jedoch wirklich etwas dürftig und sehr diskussionswürdig.

Nein, mit dem Film hat sich Sandra keinen Gefallen getan. Wirklich nicht. Zur Abwechslung echt mal ein Sandra Bullock Film den wohl beide Geschlechter meiden werden. Ich durfte beim Premieretag, in der Spätvorstellung sitzen und ganze 3 Pärchen erblicken in dem ganzen Kinosaal. Der Film erhielt überwiegend schlechte Kritiken und das leider zurrecht.
Zum Lachen ist nichts, eine der nervigsten Heldinnen der letzten Jahre und ein unentschlossener Plot der auf nichts hinausläuft. Von fehlender Romantik bei so was, ganz zu schweigen.
Ich muss gestehen, da gefiel mir „Der Kautionscop“ sogar deutlich besser!

So leid es mir wegen Sandra tut, aber wirklich nur eine schwache :liquid1:

Solche Filme zerbrechen Schauspielerkarrieren.
"Rourke vor Gericht bringen? Ja sicher...und wenn ich dieses Wunder vollbracht hab schlage ich Gott K.O."

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Beitrag von gelini71 » 01.05.2010, 07:17

:lol: Manchmal gibt es Filme über die kann man nur den Kopf schütteln
Übrigens: Meine Frau will den unbedingt sehen.....
Ich mache keine Rechtschreibfehler, ich gebe Wörtern lediglich eine individuelle Note

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Beitrag von freeman » 19.04.2011, 08:09

Man wird ja immer nen bisserl misstrausch, wenn alle unisono auf einen Film einprügeln. Das hat immer den Eindruck, als sei ein Star dran mit Abgewatschtwerden. Und Frau Bullock war einfach mal fällig, vor allem, da sie ja verkündet hatte, keinen Rom Com Kram mehr zu machen. Da kann man schonmal sauer sein, wenn so nen Film hier nachkommt. ABER: Alle Kritiker hatten recht! Dieser Film ist der letzte Dreck, der es nie schafft, dass man mit der Hauptfigur lacht. Vielmehr lacht man sie von Anfang bis Ende aus, was auch an der katastrophal chargierenden Bullock liegt, die hier ihr Gesicht nie unter Kontrolle zu haben scheint. Dazu eine obermiese Story, eine in Anbetracht des Filmes verlogene Moral und KEIN EINZIGER Lacher! Auch ne Leistung für eine Komödie ...
:liquid0: <-- einfach weil das verschwendete Lebenszeit war.
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Beitrag von Vince » 20.04.2011, 11:24

Der mit der Himbeere... man kann die AUszeichnung schon nachvollziehen, wenn man Bullocks gnadenloses Overacting begutachtet, Fakt ist aber, dass der Film mehr ist als viele Konkurrenzprodukte. Dazu gehört, dass er bereitwillig etwas Platz bereithält, um Medienkritik auszuüben, wo mancher Heigl-Käse einfach noch eine Blödelszene mehr reingehauen hätte. Dazu gehört auch, dass man eine Figur wie Mary so oft noch nicht gesehen hat. Über bei den Eltern wohnende Erwachsene macht sich Hollywood sonst nur lustig, wenn sie männlich sind, "Verrückt nach Steve" stellt das immerhin mal spiegelverkehrt dar. Überhaupt kann man den Film angesichts des Namens der Hauptfigur und des Ähnlichkeiten aufweisenden Titels als Konstrapunkt zu "Verrückt nach Mary" auffassen: diesmal also eine Mary, die dem Mann hinterherläuft.
Äußerst schade, dass am Ende doch mal wieder auf den "feiern wir mal den Freak"-Kitsch zurückgegriffen wird und der Wert der Individualität so penetrant gepriesen wird - das hätte der Film, so übertrieben bescheuert er manchmal ja auch sein mag, echt nicht nötig gehabt.
:liquid5:

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