Damage

Der Action Film der 80er, der 90er und heute.
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freeman
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Damage

Beitrag von freeman » 17.09.2010, 11:57

Damage

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Originaltitel: Damage
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2009
Regie: Jeff King
Darsteller: Laura Vandervoort, Steve Austin, Walton Goggins, Lynda Boyd, Clifton MaCabe Murray, Adrian Holmes, Eric Keenleyside, Phillip Mitchell, Jorge Montesi u.a.

John Brickner tötete vor Jahren in Notwehr einen Mann mit seinen bloßen Händen. Dank guter Führung und der Fürsprache der Witwe des Toten verläuft ein Bewährungsgespräch erstaunlich gut und John kommt frei. Er tritt einen Job auf einer Baustelle an und wird nebenbei Rausschmeißer in einer Bar. Da tritt die Witwe seines Opfers an ihn heran und bittet ihn recht unmissverständlich um Hilfe. Ihre Tochter brauche eine Herztransplantation. Leider könne man sich ohne den Vater keine Krankenversicherung leisten und müsse eben mal so 250 000 Dollar zahlen, um das Leben der Kleinen zu retten. Die resolute Mutter redet John so massiv ins Gewissen, dass er verspricht, zu tun, was ihm möglich ist. Auch wenn das bedeutet, mit dem windigen Fightpromoter Reno und dessen Cutterin Frankie eine geschäftliche Verbindung einzugehen und zu hoffen, dass ihm die beiden einen hochklassigen Underground Fighting Gegner inklusive stattlicher Wettquote verschaffen können. Die beiden geschäftstüchtigen Gauner sichern John diesen Fight zu, doch um diesen zu bekommen, muss er sich erst einmal durch diverses Kroppzeugs klöppeln ...

Damage (im Übrigen der Name des wuchtigen Finishing Moves von John in seinen Fights) mutet über weite Strecken wie ein Hochglanzremake des Jean Claude van Damme Klassikers „Leon“ an und macht dem Film in Sachen Verquickung von Emotionalität und harter Action alle Ehre. Die Story wirkt dabei wie eine Blaupause des van Damme Originals. Unbedarft stolpert Ex-Knacki John durch die ihm leidlich fremd gewordene Welt und findet Freunde, die zunächst nur Geld mit ihm machen wollen, letztlich aber doch das Herz am rechten Fleck haben. Dazu kommen diverse eigene (vergangenheitsbedingte) Probleme, ähnlich wie in „Leon“ in Form einer Frau und ihres Kindes, dazu viele pathetische „Wie soll das zu schaffen sein“ Momente und letztlich steht der abschließende große Fight an.

Überraschungen, Wendungen ... Fehlanzeige. Ist aber auch kein großes Problem, denn der sentimentale „Leon“ hat ja einst gezeigt, dass dieses Gebräu funktionieren kann. Und auch in Damage funktioniert es. Zumindest bis Minute 70. Dann geht der Film förmlich k.o. zu Boden, denn ab diesem Moment darf ungelogen JEDE Figur des Filmes, die John bisher begegnet ist, ihm das Herz ausschütten. Fast schon angeschlagen wankt man als Zuschauer von einem traurigen Schicksal zum nächsten, ohne das irgendeine Actionszene für Erholung sorgen würde. Fast 20 Minuten dauert dieser Ausrutscher ins Betroffenheitskino und hat von Selbstmorden über diverse Lebenslügen alles an Bord, was die Academy freut, den Actionfan aber eher leiden lässt.

Glücklicherweise gehen auch diese 20 Minuten rum und waren die Minuten vorher durchaus unterhaltsam, punkten auch jene danach wieder mit einem ordentlichen Pfund Action. Denn letztlich geht’s in Damage ja doch um Collateral Damage am menschlichen Körper dank diverser einschlagender Männerpranken. Die Fights in Damage sind durchweg hammerhart und brutal inszeniert. Da bleiben die ausgeschlagenen Zähne der Gegner schon mal in der Haut der Schlaghand des Helden stecken, spritzen Blutfontänen gegen Wände und krachen die Knochen teils gar heftig. Leider darf Steve Austin dabei nur boxerisch tätig werden. Seine Wrestling Kampfsportskills bleiben vollkommen außen vor und eigentlich präsentieren nur seine Gegner Kicks oder spektakulärere Kampfmanöver. Was freilich aber auch zum geerdeten John Brickner passt wie Arsch auf Eimer. Um die Fights nicht zu eintönig werden zu lassen, bemüht man sich um interessante Schauplätze (sogar der „Leon“ Pool kommt zum Einsatz ;-) ) und die Fighter dürfen im Ring „gefundene“ Waffen (Metallstangen, Nagelpistolen!!!) entscheidend einsetzen. Abseits dieser wirklich heftigen Boxkämpfe hat sich keinerlei Action in den Film verirrt. Also jetzt physische, emotionale hat es mehr als genug ...

Diese wird von allen Darstellern erstaunlich souverän geschultert. Steve Austin macht dabei eine irre gute Figur als Gutmensch mit dem Herz am rechten Fleck und man nimmt ihm sogar die gefühligen/ruhigen Momente rundweg ab. Im Zusammenspiel mit dem großartigen Dampfplauderer Walton Goggins als Reno, den man vor allem dank seines Mitwirkens im TV Ereignis „The Shield“ kennt, darf Austin dann auch irre trockenen Humor lancieren, der ihm ebenfalls hervorragend steht. Als das Trio komplett machende Frankie gibt es sexy Smallville Supergirl Laura Vandervoort zu sehen, die hier zum einen zum Anbeißen aussieht und zum anderen auf den Punkt spielt. Und auch in den Nebenrollen leistet sich Damage keinerlei Form von Durchhänger. Erstaunlich für einen Film dieser Couleur.

Genauso ehrlich wie seine Hauptfigur kommt der ganze Film daher, sprich inszenatorisch wurde Damage von Jeff King absolut sauber, geradlinig und frei von sinnlosen Manierismen umgesetzt. Die Action ist wackelkamerafrei, die Ansichten aufs wilde Treiben verstellen niemals den Blick auf die harschen Details und die Schnittfrequenz ist auch eher sehr niedrig, einfach weil hier Leute am Werk waren, die wissen, was sie da tun, wenn sie sich gegenseitig die Kauleisten einschlagen, bzw. die Illusion davon erzeugen sollen. Auch im Storypart gibt sich Damage keine Blöße und wird geerdet und mit kräftiger Farbpalette umgesetzt. Darunter tönt in den Actionszenen ein sehr rockiger, sehr treibender Score, bei den gefühligen Momenten vergreift sich aber auch der Score arg mit klebrigen Musiksalven ... dafür darf er im Showdown wahre Pathoswellen mit Gänsehautfaktor 10 schlagen.

Was bleibt ist ein absolut solider Genrevertreter, der vor allem dank seiner tollen Hauptdarsteller den Zuschauer ziemlich stark zu involvieren versteht und selbst im arg gefühlsduseligen und redseligen Vorspiel zum Showdown nicht komplett absäuft. Die gut über den Film verteilten Actionszenen sind hart, brutal und ungemein direkt inszeniert und dank abwechslungsreicher Schauplätze und Ideen wie verwendbare Waffen niemals eintönig. Einige Straffungen im Handlungspart und eine größere Varianz in den Kampfsportskills der Hauptfigur und dieser Film hätte richtig gut abgehen können. So bleibt’s eine grundehrliche, runde Sache ...
:liquid7:

Damage erschien in UK bereits auf DVD und Blu Ray von dem Label E1 Entertainment und punktet auf Blu Ray mit hervorragender HD Qualität. Die deutschen Varianten sind für Oktober von Warner angekündigt.

In diesem Sinne:
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Beitrag von Seemi » 17.09.2010, 20:15

Cool, den werd ich mir dann auch irgendwann mal bestellen.
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Beitrag von Sir Jay » 18.09.2010, 08:08

geil, ein Leon Remake :lol:

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Beitrag von Joker6686 » 18.09.2010, 10:22

Hört sich auf jeden Fall ganz gut an, allerdings habe ich mit Austin so meine Probleme als Lead. Werd dem hier aber trotzdem mal ne Chance geben, hört sich ja nicht so verkehrt an.

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Beitrag von Dr Dolph » 18.09.2010, 12:06

Klint wirklich interessant, Steve Austins Einstand als Hauptaktuer in die Todeskandidaten war ja leider nicht gerade der Hammer, aber der hier klingt wahrlich nicht verkehrt.

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Beitrag von SFI » 16.10.2010, 15:26

In der Tat sind etliche Parallelen zu "Leon" gegeben, leider werde ich mit Austin einfach nicht warm, er ist für mich vor allem optisch eher der klassische Bad Guy denn ein charismatischer Held. Der Plot rund um das herzkranke Kind wird spätestens dann lächerlich, als jenes voller Lebensfreude im Wohnzimmer auftaucht (1 Tag später halbtot umfällt) und trotz dessen ernster Krankheit von der RAUCHENDEN Mutter auch noch angeschrien wird. :lol: Naja der Rest ist auch schnell erzählt, die Fights sind zudem nur billig inszenierte Faustkämpfe zumal der Streifen auch einfach zu lang ist. Schwacher Streifen, der zumindest optisch ansprechend ist.

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Beitrag von John_Clark » 01.05.2014, 15:54

Filme mit Steve Austin sind in der Regel keine hochqualitativen Meilensteine des Actionkinos, können aber meistens ein hochwertigeres Produktionlevel aufweisen – und sind einfach unterhaltsam.

Inhalt:
John Brickner (Steve Austin) sass wegen Todschlag vier Jahre im Gefängnis. Wegen guter Führung kommt er unter Bewährungsauflagen wieder in die Freiheit, akzeptiert einen unterbezahlten Job auf dem Bau und will nur ein anständiges Leben führen. Da tritt die Witwe des Opfers, welches Brickner vor Jahren getötet hat, an ihn heran und drängt ihn 250’000 Dollar für die Herzoperation ihrer Tochter aufzutreiben. Durch den zwielichtigen Reno Paulsaint (Walton Goggins) gerät Brickner in die Underground-Fightszene…

Interessanterweise geht „Damage“ ein wenig tiefer als die meisten Genrevertreter dieser Art. Nicht, dass uns hier ein klassisches Drama vorliegt. Nein, dies ist noch immer ein einfacher und klassischer Prügelfilm. Jedoch versucht das Drehbuch den Charakteren eine gewisse Tiefe zu verleihen, was ziemlich gut gelingt. Brickners Motiv, die Rettung des kleinen Mädchens durch Ermöglichung eine Herz-OP ist eine Abkehr von der üblichen Rachestory und gibt dem Film noch eine zusätzliche Dramatik, obwohl man sich das Ende denken kann.

Steve Austin beweist auch in diesem Streifen, dass seine natürliche Ausstrahlung ihn zum perfekten Actionhelden macht. Glaubhaft in Kampfszenen, aber ebenso in Dialogen. Ein Schauspieler, der wohl nur sich selbst spielen kann. Aber dies reicht aus um einige seiner Genre-Kollegen an die Wand zu spielen. Ganz interessant, dass Walton Goggins für eine weitere grössere Rolle hat verpflichtet werden können. Goggins, bekannt aus „The Shield“ und „Django Unchained“ hatte zwar schon bemerkenswertere Auftritte, aber seine Anwesenheit tut dem Film gut. Der Rest des Casts passte, aber grössere Namen waren keine mehr dabei.

Regisseur Jeff King, der ausser einiger weniger B-Streifen ausschliesslich für TV-Serien gearbeitet hat, verlieh dem Film ein abwechslungsreiches Setting. Kein Fight gleicht dem anderen, vom Käfig bis zum Industriehafen, überall wurde gekloppt. Zudem wurden die Battles sehr simpel gefilmt. Also kein Schnittgewusel, kein CGI-Quatsch, alte handgemachte Faustaction. Well done Mr. King.

Fazit. „Damage“ ist ein netter Fightfilm für Zwischendurch. Kein grosser Wurf, keine Perle, aber man kann seine Zeit für weit grösseren Quatsch wegwerfen.

:liquid6:

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