Darfur
Originaltitel: Darfur
Herstellungsland: Südafrika
Erscheinungsjahr: 2009
Regie: Uwe Boll
Darsteller: Billy Zane, Edward Furlong, Kristanna Loken, David O'Hara, Matt Frewer, Hakeem Kae-Kazim, Noah Danby, Sammy Sheik, Az Abrahams, Ezra Mabengeza, Martin Kintu, Maggie Benedict
Was hat Uwe Boll mit dem Fussballer Alex Frei gemeinsam? Beide mussten schon durch die Kritikerhölle gehen, beide sind Fighter, beide geben stets vollen Einsatz, müssen mehr machen als andere ihrer Artgenossen. Frei, der nun seinen Rücktritt vom Schweizer Nationalteam gegeben hat, soll sich doch mal mit Dr. Uwe Boll befassen, seines Zeichens Regisseur.
Uwe Boll ist ein Phänomen, für viele ist sein Namen mit Hass und Abscheu verbunden. Todesdrohungen soll er sogar erhalten haben. Doch Uwe Boll hat eine dicke Haut und hat nun mit "Darfur" seine bisher eindrücklichste Visitenkarte abgegeben.
Inhalt:
Seit 2003 begehen arabische Milizen namens Janjaweed in Darfur schwere Menschenrechtsverletzungen an der Zivilbevölkerung und ziehen mordend, plündernd und vergewaltigend von Dorf zu Dorf. Für die Vereinten Nationen handelt es sich um eine der „schlimmsten humanitären Katastrophen der Welt“. Eine kleine Gruppe internationaler Journalisten besucht ein noch unzerstörtes Dorf, um mehr über diese Massaker zu erfahren. Als sich herausstellt, dass die Janjaweed auf dem Weg zu diesem Dorf sind, stehen die Reporter vor einer schwierigen Entscheidung. Entweder sie wenden die Augen von dem anstehenden Blutbad ab oder sie helfen der Bevölkerung, koste es, was es wolle...
Es gibt Filme, die bewegen die Welt. Die Doku "One Day in September", "Hotel Ruanda", auch Stallones "John Rambo" war mehr als nur ein brutales Actionwerk. Uwe Boll hat mit "Darfur" einen Film geschaffen, der in der gleichen Liga spielt wie die genannten Werke und den Zuschauer mit einem ganz üblen Gefühl in der Magengegend zurücklässt.
Der Film ist in einem dokumentarischen Stil gehalten. Zudem wurde "Darfur" komplett mit Handkamera gedreht, was für das Auge nicht unbedingt angenehm ist, jedoch den Zuschauer mitten in das Geschehen zieht. Der Zuschauer begleitet hier eine Gruppe internationaler Reporter, welche von einem eigentlich typischen B-Cast gespielt werden. Billy Zane (bekannt als Cal aus "Titanic"), Edward Furlong (John Connor in "Terminator 2"), Kristanna Loken (die Terminatrix aus "Terminator 3"), Noah Danby, Matt Frewer, David O'Hara, Sammy Sheik, Hakeem Kae-Kazim, die ganz bekannten Namen gibt es in "Darfur" nicht zu sehen, was jedoch ein grosser Pluspunkt für diesen Film ist, würde zum Beispiel ein Leo DiCaprio einfach nicht authentisch genug wirken um hier einen Reporter zu mimen.
Uwe Boll liess seinen Schauspielern extrem viel Freiraum. So entschieden die Reporter-Darsteller dann selbst, wer von Ihnen nach dem Angriff zurück in das Dorf gehen will und wer doch lieber das Weite sucht. Die Dorfbewohner selbst wurden bis auf eine Darstellerin von wirklichen Sudan-Flüchtlingen gespielt, welche teilweise selbst Vergewaltigungen, Familienmord, etc. erlebt haben. Gedreht wurde übrigens in Südafrika.
Der Film selbst lebt vorallem von dem Angriff auf das Dorf, welcher äusserst brutal in Szene gesetzt wurde. Boll lässt den Zuschauer hier wirklich leiden, Kinder werden brutal getötet, Frauen verstümmelt und vergewaltigt, Männer verbrannt, Boll lässt hier dem Grauen seinen Lauf. Glücklicherweise ist die Wackelkamera hier eine grosse Hilfe, lässt sie das Publikum doch nicht immer alles sehen was gerade geschieht.
"Darfur" ist kein Film, nachdessen Laufzeit man noch Bock auf Party oder sonstwas hat. Boll hat einst einigen seinen Kritikern im Boxring eins in die Fresse gegeben. Mit "Darfur" holt er zum totalen Schlag in die Magengrube aus. Dies ist jedoch positiv gemeint, denn "Darfur" berührt, lädt zum Nachdenken ein und es bleibt zu hoffen, dass der Film zumindest ein wenig die Welt berührt. Der Film scheint mir zudem ziemlich uncut zu sein, was beim letzten Boll-Werk "Rampage" ja gar nicht der Fall war.
Nachdem erstmaligen Schauen habe ich den "Darfur" gleich nochmals gestartet, jedoch mit Audiokommentar von Uwe Boll, was sowieso stets seine grösste Stärke ist. Total unverblühmt packt Boll aus, erzählt von den Dreharbeiten, präsentiert dem Zuschauer seine Ansichten über den Darfur-Konflikt und die US-Aussenpolitik, lässt den Zuschauer aber auch gerne wissen, dass er gerade ein KitKat isst und dazu Kaffee trinkt. *g* Äusserst symphatisch, informativ und stellenweise auch lustig.
Fazit: "Darfur" ist ein Schlag in die Magengrube, berührt und ist der absolute Beweis, dass Boll definitiv nicht der schlechteste Regisseur der Welt ist. Wenn man jedoch einige Kritiken auf Moviepilot.de liest, sieht man deutlich, dass es Bolls Gegner total egal ist, was für einen Film von ihm abgeliefert wird. "Scheisse ist's ja sowieso" scheint bei einigen immer noch die gängige Meinung zu sein. Jedoch sind die positiven Kritiken immer noch weit überwiegender. Fair. So schaue ich "Auschwitz" (Bolls nächstes grosses Werk) doch einiges gelassener entgegen.
Darfur
- John_Clark
- Action Fan
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"John Rambo" in einem Atemzug mit "One Day in September" und "Hotel Ruanda" zu nennen, das hat zwar durchaus schon fast Uwe-typische Züge - aber "abgesehen davon" ( ) hört sich das alles gut an. Hab Bolls "Fortschritte" ja auch schon seit einiger Zeit verfolgt und in Reviews hervorgehoben - und so freue ich mich ebenfalls auf den hier, der gewiss bald mal im Player landen wird...
Hier kann ich John_Clark weitgehend nur zustimmen. Dass Uwe seine Darsteller weitgehend improvisieren lässt, trägt viel zur Authentizität bei, was durch die EXTREME Wackelkamera noch unterstrichen wird - hier stellt sich teils Schwindel ein, zumindest ging es mir so. Die Berichte der Dorfeinwohner, die das Grauen ja selbst erlebten und hier als Laiendarsteller geführt werden, sind für mich persönlich aber noch eindrücklicher geworden, als das dann folgende Gemetzel. Hier findet Boll, was sicherlich viele erstaunen wird, genau das richtige Maß aus Explizitem und Andeutungen, muss sich aber auch einer ziemlichen Schwarz Weiß Malerei bedienen, die keinerlei Graustufen zwischen den Fronten zulässt. Zudem fehlte mir persönlich eine Art Einordnung des Ganzen. Mehr Hintergründe während des Filmes, nicht nur mit Audiokommentar. Schlagworte wie Ruanda usw. hätten dem Film gut getan und geholfen, das Gesehene besser zu verorten. Zumindest wird man angeregt, sich im Nachhinein genauer über den Konflikt zu informieren, womit Boll seine Grundintention (immerhin heißts im UT "Der vergessene Krieg") ja erreicht hat. Nach Filmschluss bleibt ein sehr flaues und vor allem wütendes Gefühl in der Magengrube zurück, was noch dadurch verstärkt wird, dass Boll jedwedem Anflug von Heldentum die harte Realität mit einem rotzigen Mittelfinger entgegenreckt.
<-- ich fand einige Figuren im Reporterteam schlicht zu überflüssig und der Einstieg ist mir lange Zeit zu unfokussiert.
In diesem Sinne:
freeman
<-- ich fand einige Figuren im Reporterteam schlicht zu überflüssig und der Einstieg ist mir lange Zeit zu unfokussiert.
In diesem Sinne:
freeman
Gehöre bei "Darfur" mal wieder weder zu den "Alles von Boll ist Scheiße"-Schreiern noch zu den Leuten, die angesichts von Bolls Ambitionen direkt begeistert sind. Besser als der leere "Rampage" ist "Darfur" auf jeden Fall und auch die oft betriebene Hetzerei gegen den Handkamera-Einsatz halte ich für ungerechtfertigt: Gerade durch die Kameraführung trifft Boll bei dem Massaker an der Bevölkerung extrem gut den schmalen Grat zwischen verschähmtem Weggucken oder exploitativem Draufhalten. Die Massakerszenen sind wirklich heftig, aber man darf auch nicht vergessen, dass es noch einen Film darum gibt (wobei die Darstellung der Gräuel sicherlich Hauptmotivation für das Drehen des Films war) und der ist nicht unbedingt perfekt. Der plakative Ethno-Score kleistert den Film stellenweise pathetisch zu und wenn im letzten Drittel zwei unausgebildete Reporter mit jeweils einer Pistole diverse mit AK-47 bewaffnete Milizionäre über den Haufen schießen, dann wird es mit der Glaubwürdigkeit schwer (es sind ja keine trainierten SEALs wie in "Tränen der Sonne"). Dabei wirkt der Film in der ersten zwei Dritteln recht authentisch, immerhin hat Boll als Dorfbewohner Flüchtlinge engagiert, welche die dargestellten Gräuel selbst erlebt haben. Zudem muss man die Ambition des Films wirklich loben, wenngleich die Dialoge der Reporter, in denen sie bei der Anreise zum Dorf kurz die Hintergründe für den Zuschauer umreißen sollen, doch etwas gestelzt. Lobenswert, mutig, aber nur teilweise gelungen.
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