Nach längerer Abstinenz hatte ich am Wochenende mal wieder Zeit (krank + Frau und Kind aus dem Haus) und Lust mich in die Niederungen der B-Action Movies zu wagen. Gelandet bin ich in den 90ern, als das Genre noch groß war und den Genrefan mit regelmäßigem Nachschub erfreute. Erfreuen ist in diesem Fall das richtige Wort, schon lange hatte ich beim Filme gucken nicht mehr so viel Spaß. Es geht doch nix über die naiven, simplen Actionfilme dieser Zeit, auch wenn ich befürchte, dass sich die eine oder andere Gehirnzelle beim gucken vor Schreck aus dem Staub gemacht hat.
Viper
Los ging es mit Viper, vielerorts als einer von Lorenzo Lamas besten Filmen bezeichnet. Das mag wohl auch stimmen, liegt aber vermutlich daran, dass seine Filmographie zu mindestens 90 Prozent nur aus Gurken besteht. Lamas selbst kommt im Film sehr schmierig und unsympathisch rüber. Trotzallem ist er noch der beste Schauspieler an Bord, alle anderen sind durch die Bank weg noch mieser. Besonders der Oberbaddie ist eine Witzfigur sondergleichen und kommt mit seinen maximal 1,60 auch nicht sehr bedrohlich rüber. Das führt dazu, dass die Story extrem in den Seilen hängt und es nicht schafft auch nur einen guten Moment abseits der Action zu kreieren. Um irgendwie auf die Laufzeit von knapp 90 Minuten zu kommen, wurden auch noch zwei lahme Sexszenen eingebaut, die für die Story komplett ohne Belang sind. Darüber hinaus haben sich auch noch zwei Szenen in den Film geschlichen, die ziemlich selbstzweckhaft Gewalt gegen Wehrlose zeigen. Besonders die Szene mit dem Kind hätte so nicht sein müssen.
Kommen wir nun aber zum guten und bei dieser Art von Filmen auch wichtigsten Teil, der Action. Diese besteht aus einigen Martial Arts Fights und einer riesigen Menge Shootouts. Dies dürfte wohl auch der Grund für den mitunter guten Ruf des Films sein, besonders das Finale ist eine Actionorgie sondergleichen, die darüber hinaus noch mit einem wirklich stattlichen Härtegrad daherkommt. Hier spritzt es wirklich bei jedem Treffer. Wegen der oben genannten eklatanten Schwächen komme ich aber nur auf gute

Punkte, und die sind alle fünf nur für die Action.
Bounty Tracker
Lamas die Zweite. Um es gleich vorweg zu nehmen, der Film hat mir deutlich besser befallen als Viper. Das liegt zu einem nicht unwesentlichen Teil am hier deutlich sympathischer agierenden Hauptdarsteller. (Vielleicht liegt es am Bart

) Auch ist die Action hier abwechslungsreicher, da die Martial Arts Fights eine deutlich größere Rolle spielen. Diese sind top inszeniert und bieten mit dem Kampf Lamas gegen Hues im Finale auch ein würdiges Highlight. Stichwort Hues, die Bösewichte kommen in Bounty Tracker deutlich bedrohlicher rüber als in Viper, wo sie lediglich durch ihre schiere Masse überzeugen konnten. Auch hat Lamas hier mit Matthias Hues einen ernstzunehmenden Gegner.
Die Story ist zwar nichts Besonderes, langweilt aber auch abseits der Action nicht großartig und ist zudem recht atmosphärisch gefilmt. Dadurch, dass Lamas Charakter hier ein wenig ermitteln muss kommt zumindest teilweise ein bisschen Spannung auf. Diese Halbstarken, mit denen Lamas im letzten Drittel des Films zusammenarbeitet, und die mit ihm auch noch das Finale bestreiten, hätte man sich aber sparen sollen. Dies wirkt einerseits lächerlich und beißt sich andererseits mit der Aussage bezüglich Jungendcenter etc.
Knappe
Riot
Weiter ging es mit einem PM Doublefeature. Den Anfang macht dabei das Highlight in Gary Daniels Karriere: Riot. (von neueren Filmen wie The Expandables mal abgesehen) Der Film besticht besonders durch seine Atmosphäre, die dem Film fast schon was Endzeitliches gibt. Die zugemüllten Straßen samt brennenden Autos sind die perfekte Kulisse für einen wirklich explosiven Actioner. Bis es soweit ist muss man allerdings die lahme und etwas zu lange Exposition überstehen, die auch den einzigen wirklichen Schwachpunkt des Films darstellt.
Danach rockt der Film aber richtig los und kommt auch bis zum Ende nicht mehr zum Stillstand. Da folgen Shootouts auf Fights auf Explosionen, und das Ganze ist auch noch ansprechend und ziemlich spektakulär gefilmt. Positiv finde ich auch, dass der Film nicht die Schwäche vieler anderer PM Produktionen teilt und auf endlose, gleichförmige Autojagden verzichtet. Generell ist die Action sehr abwechslungsreich und daher eigentlich jeden Actionfan zu empfehlen.
Gary Daniels agiert in der Hauptrolle gewohnt sympathisch und Patrick Kilpatrik ist wie immer ein brauchbarer Schurke. Allerdings hätte ich mir für ihn ein wenig mehr Screentime gewünscht und dafür weniger schwarze Klischeegangster, die offensichtlich nicht viel mehr als Fuck sagen können.
Knappe
Zero Tolerance
Zero Tolerance hat gegenüber den meisten anderen PM Produktionen einen entscheidenden Vorteil, mit Robert Patrick ist die Hauptrolle ausnahmsweise mal mit einem richtigen Schauspieler besetzt. Dies macht sich besonders in den emotionalen Szenen des Films bemerkbar. Zwar sind diese klischeehaft hoch fünf, funktionieren aber dank Robert Patrick trotzdem ausgesprochen gut. Die Story an sich klappert allerdings nur die üblichen Motive eine Revangeactioners ab. Allerdings fand ich es schön zu sehen, dass das Verhalten von Robert Patricks Figur nicht nur glorifiziert sondern mitunter auch hinterfragt wird. So richtig konnte man sich aber nicht entscheiden, welchen Weg man nun einschlagen will, weswegen der Part leider auch ein wenig unausgegoren wirkt.
Dafür überzeugt die Action. Auf Martial Arts muss man Hauptdarsteller bedingt leider verzichten, dafür bekommt man aber die volle Ladung Shootouts um die Ohren gehauen. Diese sind meist recht spektakulär und lassen den Bodycount schnell in die Höhe schnellen. Leider steigert sich die Action nicht kontinuierlich den ganzen Film über, der Showdown ist eine der schwächsten Actionszenen. Rein actiontechnisch ist Zero Tolerance damit Riot ein klein wenig unterlegen. Trotzallem hat mir der Film ziemlich gut gefallen und ist für mich zusammen mit Riot der beste Film aus dem Hause PM.
Balance of Power
Billy Blanks letzter Film ist eine recht unterhaltsame Angelegenheit. Billy selbst wirkt hier sympathisch wie nie, auch wenn seine Rolle sehr naiv angelegt ist. Dafür zeigt er ein wenig Charisma in der Rolle und sieht nicht so scheiße aus wie in vielen seiner anderen Filme. Und das er kicken kann ist ja nix Neues. Leider zeigt er sein Können erst im letzten Drittel des Films wirklich. Davor bekommt man einen Haufen ordentlich gemachter Trainingsmontagen. Diese sind zwar sehr offensichtlich von Rocky inspiriert (böse Zungen könnten auch sagen geklaut), machen mir als Fan solcher Montagen aber trotzdem Spaß. Die Action im letzten Drittel kann dann auch überzeugen, nur den lahmen Nachklapp in der Höhle hätte man sich schenken können.
Storytechnisch passiert wenig Bemerkenswertes, ein wenig Asiaflair wertet das Geschehen aber auf. Die Einbindung von asiatischen Elementen ist bei amerikanischen B-Movies immer eine gute Ideen und sorgt auch hier für ein bisschen extra Atmosphäre. Hinzu kommt noch ein wirklich überraschend fetziger Score.
Martial Outlaw
Der Marathon neigt sich seinem Ende zu und zum Schluss gibt es nochmal richtig was auf die zwölf. ;) Jeff Wincott prügelt sich durch diesen Martial Arts Kracher, als ob es kein morgen gäbe. Die Fights sind dabei richtig druckvoll geraten, sind zudem noch sehr zahlreich und teilweise auch noch recht lang. Wincott überzeugt natürlich besonders durch seine Kickerqualitäten, diese sind auch wahrlich spektakulär. Ansonsten schlägt er sich in der Hauptrolle aber auch recht solide. Storymässig gibt es auch hier nur Altbekanntes, durch den Bruderzwist kann der Film aber zumindest ein bisschen Spannung aufbauen. Trotzdem hängt der Film im Mittelteil etwas und wird dort nur von den Fights getragen.
Genre Regisseur Kurt Anderson filmt das Ganze atmosphärisch und inszeniert auch abseits der Actionszenen sehr solide, wie bereits bei Bounty Tracker. Zum Finale hin wird auch nochmal kurz geballert, ansonsten beschränkt sich die Action aber auf die wirklich guten Fights.
So, und nun muss ich erstmal ein paar Artshousestreifen gucken, vielleicht findet sich die eine oder andere Gehirnzelle dann wieder bei mir ein.
