Filmtagebuch: Hannibal
Moderator: SFI
G.I. Joe
Das ist zweifellos einer dieser Filme, bei denen man selbst gar nicht so genau versteht, warum man sie schaut bzw. warum man sie bis zum Ende durchhält...und dann nicht mal mit einem besonders schlechten Gefühl das Heimkino verlässt. Man weiß genau, dass man sich Schwachsinn im Quadrat anschaut, der so vollgepackt mit Unsinn ist, dass es beinahe weh tut...ein Film mit einem Figuren-Interieur, dass so glatt und gesichtslos wie seine futuristischen Kampfanzüge ist, frei von jeglicher Charakterzeichnung, frei von jeglichem Identifikationspotenzial, frei von jeglichem Talent...die Motive sind egal, eigentlich ist nur klar gezeichnet, wer gut und böse ist. Über jegliche andere Fragen rumpelt Stephen Sommers mit einem Action-Hurricane hinweg, den man so vermutlich noch nie gesehen hat. Auch er ist frei von jeglicher Logik, glatt und gesichtslos und teilweise auch relativ talentlos, denn die Bilderwelten die Sommers kreieren will, scheitern nicht selten an grottig schlechten CGI-Effekten. Das zeigt sich u.a. an der zwar fein erdachten Autoverfolgungsjagd durch Paris, die aber im Endeffekt desaströs vor die Hunde geht, weil ein Großteil des Straßenverkehrs aus dem Rechner stammt...bei derartig hohen Budgets ist es mir völlig unverständlich, dass normale Verkehrsteilnehmer durch schlechte CGI-Autos ersetzt werden müssen. Nichts desto trotz verliert man nie so richtig den Spaß an dieser vorlauten, immer mit einem leichten Augenzwinkern versehenen, immerhin (und das trotz fast 2 Stunden Laufzeit!) straighten Budenzauberei, die in ihrem kindischen Größenwahn voller überzogener Geheimbasen, Super-Flugzeuge und Mega-Technologien schon wieder fast sympathisch wirkt...das ist auch schon ein Kunststück für sich!
Up in the Air
Wieder einmal schafft es Jason Reitman eine lockerleicht erzählte Geschichte um eine dreidimensionale Hauptfigur zu entwerfen und sie subtil mit Gesellschafts- und Systemkritik zu garnieren und verweben. Wie schon in "Juno" und auch streckenweise in "Thank you for Smoking" gelingt der Spagat zwischen originell montiertem Wohlfühl-Film und melancholischen Momenten auf eine beeindruckend unauffällige Weise. Veredelt wird der stark bebilderte Streifen durch eine fantastische Performance von George Clooney, der darüberhinaus die perfekte Chemie zwischen seinem und Vera Farmiga's Charakter findet. Die junge Anna Kendrick wirkt mit ihrem nervösen, hysterischen Spiel hingegen wie ein Fremdkörper in dem ansonsten sehr erwachsenen Film und hat auch merklich Schwierigkeiten gegen die Schauspielerfahrung eines Clooney anzukämpfen. Dies erfordert ein Ungleichgewicht zu Tage, dass dem Film nicht wirklich schadet, aber durchaus den Aufstieg in die oberste Liga verwehrt.
Alles in allem dennoch erneut ein kleines Reitman-Juwel mit einem übrigens fantastischen Soundtrack!
Breaking Bad Staffel 1
Die Vorschuss-Lorbeeren waren definitiv gerechtfertigt, "Breaking Bad" ist eine brilliant erzählte und fantastisch gespielte Mixtur aus "Dexter" und "Six Feet Under", streckenweise gar besser, da abgefahrener, abgefuckter und verrückter, aber auch immer wieder herrlich geerdet im spießbürgerlichen Familienleben. Gerade der dadurch entstehende Kontrast zur Drogen-Szene pumpt immer wieder tolle Momente in die erste Staffel, sorgt für Spannung, Komik und macht auch nicht halt vor unmoralischen Überlegungen. Sehr gelungen, überragend gespielt und motiviert inszeniert!
Vicky Christina Barcelona
Woody Allen wie er leibt und lebt ohne Woody Allen! Es ist vermutlich vernünftig sich als weit über 70-jähriger aus den Liebesaffären seiner Filme langsam aber sicher zurückzuziehen. Der typische Allen-Flair bleibt auch ohne sein Mitwirken als Schauspieler erhalten. Die Geschichte um eine komplizierte Vierecks-Beziehung (!) um den Maler Juan Antonio, bleibt mit einem desöfteren leicht irritierenden Off-Sprecher spritzig-unterhaltsam, nachdenklich und fängt den Flair Spaniens in prächtigen Bildern ein. Die drei Mädels Scarlett Johansson, Penelope Cruz und Rebecca Hall machen ihre Sache gut, wobei die über den grünen Klee gehypte "Pferdeflüsterer"-Blondine noch die meisten Probleme hat, ins Ensemble zu finden.
Breaking Bad Season 2
...und es wird noch besser! Im Vergleich zu den vertrackten Situationen der zweiten Staffel fuhr die erste noch mit angezogener Handbremse! Bryan Cranston geht in der Rolle des Walter White nun vollends auf, bekommt fantastische Momente auf den Leib geschrieben, die gegen Ende hin hochdramatisch werden und in einem Finale gipfeln, dass jenseits von Gut und Böse ist! Dazu ein toller Soundtrack, fantastische visuelle Umsetzung und starke, bitterböse Dialoge...ganz großes Kino, die dritte Staffel ist schon geordert!
Ich find den Allen-Film auch toll, obwohl ich's schon immer schade finde, wenn der knuddelige alte Mann nicht selbst im Cast ist.
Mit Allens Frühwerk tu ich mich übrigens verdammt schwer, seine späteren Filme fand ich dagegen bisher allesamt ziemlich gut.
Und Breaking Bad muss ich jetzt wohl auch mal so langsam ne Chance geben. Mischung aus Dexter und Six Feet Under, nur noch abgedrehter... sowas macht hellhörig. ;)
Mit Allens Frühwerk tu ich mich übrigens verdammt schwer, seine späteren Filme fand ich dagegen bisher allesamt ziemlich gut.
Und Breaking Bad muss ich jetzt wohl auch mal so langsam ne Chance geben. Mischung aus Dexter und Six Feet Under, nur noch abgedrehter... sowas macht hellhörig. ;)
Die Serie ist okay (Staffel 1) bzw. gut (Staffel 2). Groß abgedreht finde ich sie aber eigentlich nicht. Hat halt nen schwarzen Humor und Figuren mit Macken. Ist etwa nur halb so "abgedreht" wie etwa "Twin Peaks" oder so.Vince hat geschrieben:Und Breaking Bad muss ich jetzt wohl auch mal so langsam ne Chance geben. Mischung aus Dexter und Six Feet Under, nur noch abgedrehter... sowas macht hellhörig. ;)
Breaking Bad fand ich grundsätzlich nett, fand sie aber viel zu langsam. Ich hab die Aufzeichnungen von Arte UNGELOGEN alle in doppelter Geschwindigkeit angeguckt und hatte da das Gefühl, so müsse es sein ... und das sage ich als einer, der Langsamkeit in Filmen und Serien sonst SEHR schätzt. Und ganz ehrlich, Cranstons Frau ist so eine üble Zicke, da hab ich irgendwann dann immer die richtige Vorspultaste gedrückt, als sie auftauchte. Schrecklich!
In diesem Sinne:
freeman
In diesem Sinne:
freeman
Kill the Boss
Sehr amüsantes, stark besetztes Comedy-Feuerwerk, was langsam anläuft, dann aber mit zunehmender Laufzeit Tempo, Fun-Faktor und Absurditäten zu einem kleinen Orkan steigert, dem leider der Höhepunkt verwehrt bleibt. Wie in vielen Hollywood-Komödien geht auch "Kill the Boss" gegen Ende ein wenig die Luft aus, aber im Gegensatz zu vielen anderen werden bis dahin keine Gefangenen gemacht. Soll heißen: nach langer Zeit hatte ich im Kino nochmal einen klassischen Lach-Flash und die Rohrkrepierer-Quote lag erfreulich niedrig im einstelligen Bereich. Streckenweise gibt sich der Streifen erfreulich kompromisslos, aber auch hier fehlt die KOnsequenz am Ende und die amerikanische Moral zügelt das Ungetüm merklich. Der Cast hat offensichtlich Spaß, sowohl das Angestellten-Trio, als auch die abgefahrenen Bosse, Inszenierung solide, Soundtrack geht auch klar....
Seit langem noch mal eine Mainstream-Komödie, die über weite Strecken irre Spaß macht, ohne in unerträgliche Albernheiten und Over-the-Top-Szenen (die mir bspw. "Hangover" ziemlich versalzt haben) abzudriften. Auch wenn der ganz große Wurf ausbleibt, eine klare Empfehlung!
Machete
Ein recht klassischer Rodriguez mit allen Stärken und Schwächen, dass teilweise Erinnerungen an den Klassiker "Desperado", aber auch an die Vollgurke "Irgendwann in Mexiko" weckt. Das Figuren-Interieur macht Spaß und hat Spaß, die Action ist grandios blutig und abgefahren, die Dialoge klassisch abgefuckt, aber stellenweise überläd Rodriguez seine Trash-Hommage einfach, so dass der rote Faden nicht zu jeder Zeit präsent ist. Genannt sei hier vor allem ein dicker Spannungs-Einbruch zu Beginn der zweiten Filmhälfte. Dafür macht die erste Filmhälfte enorm Spaß und auch nach dem kurzen Druckverlust nimmt "Machete" schnell wieder Fahrt auf, schafft es allerdings nicht, sie in einem denkwürdigen Finale kulminieren zu lassen. Stattdessen ist der Showdown enttäuschend schwach, austauschbar, uninteressant, v.a. der Fight gegen Seagal. So bleibt die Feststellung, dass "Machete" durchaus Spaß macht, aber mit etwas tighterer Ausführung noch viiiiel mehr Spaß hätte machen können...aber da zeigt sich, dass Rodriguez letztendlich immer noch Tarantino's Schüler ist, denn der hätte das ziemlich sicher besser geschaukelt!
R.E.D.
...und auch "R.E.D." konnte mich nicht vollends überzeugend. Die alten Säcke um Bruce Willis haben sichtlich Spaß, aber auch hier wirkt die Actionshow um die alten Hasen unnötig überfrachtet und zerfahren und ohne wirkliche Höhepunkte, die dann auch der Showdown, welchen man kaum als solchen bezeichnen kann, nicht liefern kann.
In letzter Zeit kommt's mir recht oft so vor, dass aktuelle Action-Produktionen auf dem Papier äußerst vielversprechend daherkommen, aber strukturell und erzählerisch dann gepflegt gegen die Wand gefahren werden. Der Output ist zwar selten schlecht, aber auch nie wirklich gut...das Actionkino versinkt zur Zeit irgendwie völlig im Durchschnitt und vergisst diese magischen Momente, die beim Zuschauer im Kopf kleben bleiben....einen Bruce Willis, der am Feuerwehrschlauch hängend vom Hochhausdach springt, einen Nicolas Cage, der mit zwei Fackeln auf Alcatraz den herannahenden Bombenteppich abwenden will, einen Will Smith, der mit einem Ferrari einen Autotransporter auf dem McArthur-Causeway verfolgt, der polternd seine Fracht verliert, einen Mel Gibson, der mit seinem Geländewagen eine Luxusvilla den Berg runter zieht, einen Arnie, der auf einem Motorrad durch die Kanäle in L.A. vor einem Abschlepp-Truck flüchtet..wo sind diese Momente, an denen man sich auch 20 Jahre später noch erfreut, mit perfekt passender Musik, mit denkwürdigen Einstellungen, mit markigen Sprüchen. All das fehlt heutzutage irgendwie, alles wirkt austauschbar, jede Actionszene hat man nach 'ner Stunde wieder vergessen. Michael Bay stellt hier eigentlich die einzige Ausnahme da...irgendwie ist das schade, dass man im Wust von CGI-Overload, Schnitt-Stakkatos und Chart-Musik trotz Mega-Casts und Monster-Budgets nicht mehr im Stande ist, diese einbrennende Magie zu erzeugen.
R.E.D. macht 100 Minuten lang durchaus Spaß, ist aber nach maximal 50 Minuten vergessen...eine invertierte Definition von Halbwertzeit sozusagen...
Naja, QT ist ja nicht gerade für "tight", sondern eher für "ausgedehnt" bekannt...Hannibal hat geschrieben:So bleibt die Feststellung, dass "Machete" durchaus Spaß macht, aber mit etwas tighterer Ausführung noch viiiiel mehr Spaß hätte machen können...aber da zeigt sich, dass Rodriguez letztendlich immer noch Tarantino's Schüler ist, denn der hätte das ziemlich sicher besser geschaukelt!
Fast Five
Da ist mein letzter Eintrag im Filmtagebuch noch ein großes Wehklagen an die Filmindustrie doch endlich nochmal ein memorables Action-Feuerwerk zu produzieren, ist der nächste, nämlich dieser, eine zufriedene Danksagung an die Filmindustrie, die zwischen CGI-überfrachteten SFX-Schlachten und dämlich strukturierten Geschichten hier endlich nochmal eine Materialschlacht par excellence abliefert.
Umso überraschender ist es, dass dieser Beitrag aus dem "Fast and the Furious"-Universum stammt, dass mit protzigen 1/4-Meilen-Rennen und penetranter Hiphop-Beschallung groß geworden ist. Davon ist in Teil 5 nicht mehr viel zu spüren, bis auf 1 Rennen werden sie sogar erzählerisch übersprungen und nur das Ergebnis gezeigt. Stattdessen liefert man eine unterhaltsam-simple Heist-Story ab, die mit Leinwand-füllenden Actioneinlagen vollgestopft wird, die derart druckvoll daher kommen, wie man es schon seit längerem nicht mehr serviert bekam. Der Blechschaden ist enorm, das gezielt herauf beschworene Old-School-Duell zwischen Vin Diesel und The Rock ist eine Verbeugung vor den ganz Großen.
Obwohl der Cast weitgehenst sehr blass bleibt, ist aus dem "Fast and Furious"-Team mittlerweile doch sowas wie eine Familie geworden, der man gerne zuschaut. The Rock ist letztendlich aber fast der, der mit Stiernacken und kahlgeschorenen am ehesten die Leinwand beherrscht.
Die Heist-Variante wird natürlich gewürzt mit jeder Menge Auto-Action, so dass die alte Fangemeinde der Reihe nicht zu kurz kommt. Peinliches Hiphop-Gepose wurde auf ein Minimum zurückgeschraubt, der Soundtrack ist angenehm unaufdringlich und nicht so Chart-anbiedernd wie in den Vorgängern, die Inszenierung ist geschmückt mit riesigen Blockbuster-Shots von der Traumkulisse Rio de Janeiro, der CGI-Einsatz beschränkt sich auf ein Minimum...eigentlich gibt es hier verdammt wenig zu meckern.
Über den Realismus-Grad der Stunts sollte man nicht weiter nachdenken, etwas mehr Härte hätte dem FSK12-Feuerwerk vielleicht hier und da gut getan...aber im Endeffekt ist "Fast Five" die Action-Überraschung des Jahres geworden, stimmig erzählt, wuchtig inszeniert und mit jeder Menge Vollgas-/Shot-out/Hau-drauf-Action! Eine beeindruckende, beispielhafte Transformation eines Franchises, der ich mit einer vielleicht etwas überzogenen Wertung Tribut zolle:
Ohne Limit
Optisch hochinteressant eingefangener Film, der gelungen fast dokumentarisch anmutende Aufnahmen mit Hochglanz-Bildern kombiniert, dazu durchaus innovative Sequenzen integriert, die wie ein nicht enden wollender Google-Street-View-Zoom wirken. Die "vom Tellerwäscher zum Millionär"-Geschichte mit einer Gehirnkapazität-erweiternden Droge zu verknüpfen, mag nicht der originellste Weg sein, funktioniert im Film aber erstaunlich gut, auch wenn jeglicher Tiefgang konsequent ausgeklammert wird. Auch aufgrund des starken Spiels von Bradley Cooper unterhält "Ohne Limit" hervorragend, doch nach dem äußerst abrupten, fragwürdigen Ende wird man den Verdacht nicht so ganz los, einer visuell hochgezüchteten Seifenblase aufgesessen zu sein..
Mission: Impossible 4 - Phantom Protokoll
Nach dem äußerst gelungenen Vorgänger wagt sich ein sichtlich gealterter Tom Cruise Ende letzten Jahres erneut als Geheimagent Ethan Hunt auf die Leinwände dieser Welt, diesmal unter Federführung von Pixar-Regiemeister Brad Bird. Die ungewöhnliche Wahl für den Regie-Posten erweist sich weder als Fehlgriff, noch als besonderer Glücksgriff. "Mission Impossible 4" macht nach einem etwas zähen Beginn enormen Spaß, unterhält hervorragend, bietet nette Spannungsspitzen und wuchtige Actionszenen, bietet also im Prinzip alles, was man von diesem Franchise erwartet. Nichtsdestotrotz wirkt die Produktion stellenweise etwas kanten- und dadurch auch seelenlos. Wirkte der Vorgänger noch durch einen wesentlich stärker aufspielenden Cruise, der im aktuellen Teil schon fast blass wirkt, emotional wesentlich spannender und bot auch der oft verrissene zweite Teil eine visuelle Unverwechselbarkeit, fehlt dem Phantom Protokoll eine derartige, unverwechselbare Note. Der Film macht Spaß, aber es bleibt zu keinem Zeitpunkt was hängen. Dennoch beeindrucken Rasanz, die unglaublich starke Dubai-Szenen am Burj Khalifa, die wuchtige Action...im Endeffekt fehlt es nur an individualisierenden Details und vielleicht auch etwas charismatischeren Sidekicks. Das Ende ist allerdings eine stimmige Verknüpfung zu den Vorgängerteilen.
Super 8
Selten funktionierte ein Film, der in erster Linie auf pure Nostalgie baute, derart gut wie "Super 8". J.J. Abrams belebt das 70er/80er-kindlich naive Alien-Kino der Marke "E.T." und "Unheimliche Begegnung der dritten Art" wieder und kann damit erneut in großem Maßstab punkten. Der glückliche Umstand, dass die Hauptfiguren allesamt Kinder sind ermöglicht dem Film eben jene klar fokussierte, durchaus naive Erzählweise, in der es weniger Erklärungen benötigt als gewöhnlich...denn den Kleinen folgt man gern durch die routiniert vorgetragene, aber natürlich keinen Innovationspreis-gewinnende Story, ohne dass man alle Hintergründe genau erklären muss. Überaus gelungen und liebenswert ist der Filmemacher-Hintergrund der jungen Truppe mit zahlreichen Hommagen an's klassische Zombie-Kino (sehr gelungen auch der finale Kurzfilm im Abspann!!!), der zeigt, dass hier ein Filmemacher mit Herz und Seele dabei war. Das Grundgerüst drumherum inklusive der Hintergründe der Charaktere ist zweckmäßig, wenn auch wenig originell. Dank starker Darsteller funktionieren aber auch die dramatischen Momente hervorragend.
Special-Effects-technisch brennt man darüberhinaus ein durchaus beeindruckendes Feuerwerk ab, auch wenn der Zug-Crash zu Beginn vollkommen übertrieben daherkommt. Dazwischen regieren oft die subtileren Momente...trotz ausgetretener Story-Pfade wissen diese meist mehr zu fesseln, als im Bombast-Feuerwerk. Enorm stimmig präsentiert sich darüberhinaus das 70er-Flair inklusive dem gelungenen Soundtrack.
Eine gelungene Zeitreise mit starken Darstellern, tollen Ideen, aber etwas zu wenig Mut zur Innovation...
Final Destination 5
Nach dem eher unterdurchschnittlichen Vorgänger, lässt sich mit dem aktuellen Output des Horror-Franchises wieder ein leichter Aufwärtstrend erkennen. Das Opening ist wieder spektakulärer, bei genauerem Hinsehen aber stellenweise auch sehr schwach getrickst. Dieses CGI-Problem zieht sich durch den ganzen Film und taucht in den meisten Todesszenen auf. Das hat die Serie in ihren Anfängen wesentlich besser und überzeugender hinbekommen. Nichtsdestotrotz machen die Kills wieder - wie es bei "Final Destination" makabererweise auch sein sollte - großen Spaß und fallen teilweise durchaus unappetitlich aus. Meist wird der Ekel-Faktor aber durch besagte CGI-Schwächen stark abgefedert, da erstaunlich wenig auf klassische Make-up-Effekte zurückgegriffen wurde. Der Film hält sich glücklicherweise nicht lange mit dem diesmal erneut extrem blassen Cast auf und spult ohne große Umwege das Programm ab, welches man eben vom Franchise erwartet. Wirklich großartig ist das Finale nach dem Finale geraten, welches einen erstaunlich cleveren Erzähl-Kniff darstellt und inszenatorisch an alte Großtaten der Serie anknüpft.
Alles in allem wieder ein leichter Schritt in die richtige Richtung mit einem großartigen Abschluss, der aber leider immer noch mit einigen den nicht sonderlich anspruchsvollen "Final Destination"-Genuss ausbremsenden Schwächen zu kämpfen hat.
Drive
Einen Cannes-Gewinner, der gerade bei den populären Plattformen ungewöhnlich viel Kritik einstecken muss, hat man nicht oft. Doch die Vermarktungs-Strategen bei Universum hätten "Drive" vielleicht nicht mit einem Action-aufgepumpten Trailer, der leicht auf's "Fast and the Furious"-Publikum schielt, vermarkten sollen, denn nicht nur Rechtschreib-Fehler-verseuchte Youtube-Kommentare der Marke "Langweilig, schaut euch besser The Fast and the Furious an!" zeigen, dass dieser Streifen eher wenig Schnittmenge mit dem Schnitt-Stakkato-verwöhnten Mainstream-Publikum aufweist.
In erster Linie ist "Drive" langsam....im Erzählstil, im Inszenierungsstil und in der Dialogführung. Ein Film, der bewusst auf extrem wenig Worte setzt, der Einstellungen genüsslich auskostet, ohne die Ästhetik im modernen Schnitt-Bombardement untergehen zu lassen, ein Film, der Musik extrem behutsam, aber schon fast mit einer Lynch-igen Präzision nutzt, ein Film, der sich auf einen höchst minimalistisch aufspielenden Hauptdarsteller verlassen kann, der mit minimalsten Nuancen eine ganze Emotionspalette meisterhaft zu beherrschen scheint. "Drive" ist unglaublich gut, wenn man sich auf das langsame Tempo eingestellt hat, wenn man bereit ist, sich in sorgfältig komponierten Bilderreigen mit 80ies-Flair zu suhlen und sich langsam in den Gewaltstrudel reinsaugen zu lassen, der immer wieder in extrem brutalen Eruptionen kulminiert. Aus diesem Wechselspiel gewinnt "Drive" eine ungeheure Dynamik, die spätestens seit Tarantino und Takeshi Kitano (ein seltsamer Vergleich, schon klar) zwar nichts neues mehr ist, aber selten so überwältigend funktioniert wie hier. Die Story ist alles andere als neu, bildet aber einen glaubwürdigen Kosmos mit tiefgründigen Charakteren, der ebenfalls auf den Punkt funktioniert.
Wie der Trailer suggeriert, gibt es natürlich auch Action zu sehen, aber die wenigen - dafür aber hervorragend umgesetzten - Verfolgungsjagden machen nur einen verschwindend geringen Teil in dem zähflüssigen, aber ungeheuer faszinierenden Gewaltstrudel aus.
Eine Perle der Langsamkeit, mit beeindruckender Coolness auf die Leinwand gebracht...ein kleines Meisterwerk!
Den Vergleich mit Kitano finde ich eigentlich ziemlich treffend.Hannibal hat geschrieben:Aus diesem Wechselspiel gewinnt "Drive" eine ungeheure Dynamik, die spätestens seit Tarantino und Takeshi Kitano (ein seltsamer Vergleich, schon klar) zwar nichts neues mehr ist, aber selten so überwältigend funktioniert wie hier.
Das schon, aber das Zusammenwerfen von Tarantino und KItano in einen Topf ist doch eher verrückt, aber ich meine aus beiden Lagern gewisse Parallelen erkannt zu haben, auch wenn der Film deutlich näherem an Kitano's Schaffen ist..Seemi hat geschrieben:Den Vergleich mit Kitano finde ich eigentlich ziemlich treffend.Hannibal hat geschrieben:Aus diesem Wechselspiel gewinnt "Drive" eine ungeheure Dynamik, die spätestens seit Tarantino und Takeshi Kitano (ein seltsamer Vergleich, schon klar) zwar nichts neues mehr ist, aber selten so überwältigend funktioniert wie hier.
Planet der Affen: Prevolution
Hochgelobtes Prequel, dass den hohen Erwartungen die sämtliche Kritiken schüren nicht so hundertprozentig gerecht werden kann. Die oft beschriebene digitale Revolution von CGI-Effekten treibt der Film nämlich definitiv nicht voran. In Close-Ups mag die Mimik der Affen in der Referenz-Liga mitspielen, neues Terrain wird imo aber nicht beschritten, zumal ein Großteil der Totalen sogar erstaunlich schwach aussieht. Über weite Strecken sind die CGI-Kreaturen zu 100% als solche auszumachen, was eine vernünftige Identifikation mit ihnen - und genau darauf zielt der Film ja vollkommen ab - erschwert bzw. teilweise sogar unmöglich macht. Der 2005er "King Kong" war für mich der glaubhaftere Primat. Die Entscheidung den Hauptfokus auf den Affen anstatt auf den Menschen zu legen wird nicht nur durch schlechte CGi-Einstellungen untergraben, sondern auch dadurch, dass James Franco für seine Verhältnisse außerordentlich blass bleibt. Somit fehlt der menschliche Rettungsring, den man bei einem Großteil der künstlichen Einstellungen dann doch irgendwie bräuchte. In Ansätzen funktioniert ein grandios aufspielender Alzheimer-Patient John Lithgow, der mich zur Zeit auch in der 4. "Dexter"-Staffel vollkommen wegbläst, zumindest als solcher.
Auch die Entwicklung der Primaten zur primären Spezies und die Hinführung zu den Ereignissen, die als FUndament für die ganze Reihe dienen, werden recht überhastet und ohne wirkliches Gefühl für Emotionen abgehandelt. So bleibt die Entfaltung der Ereignisse sehr oberflächlich und recht unmotiviert runtergekurbelt. Der Teil hätte ruhig erheblich länger sein dürfen...Zeitsprünge von 3 und mehr Jahren zeigen nur sehr schemenhaft und unvollständig, wie sich die künstliche Evolution im Affenhirn entwickelt. Mehr Tiefgang wäre hier wünschenswert gewesen.
Die Action ist sehr dezent über den Film verteilt, funktioniert - wenn sie denn mal auftaucht - ziemlich auf den Punkt, wird aber leider durch einige allzu spektakuläre, aber leider auch sehr künstliche Kamerafahrten abgewertet. Der Showdown auf der Golden Gate Bridge macht Spaß, ist aber zugunsten des Mainstream-Publikums, dass eben heutzutage in Trailern und Filmen ohne spektakuläre Bombast-Action nicht mehr auszukommen scheint, auch durchsetzt von Logikfehlern und wird im Endeffekt auch zu schnell mit massivem CGI-Einsatz runtergekurbelt.
In Ansätzen ist "Prevolution" wirklich gut, aber der fertige Film krankt massiv an der unruhigen, raffenden Erzählweise, dem blassen Hauptdarsteller und den unausgegorenen Effekten, die mal auf den Punkt funktionieren und mal einfach überhaupt nicht. Das Problem hatte "King Kong" vor über 6 Jahren auch schon...vielleicht liegt's ja an den Affen... ;)
Wer ist online?
Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 7 Gäste