Filmtagebuch: Vince

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Vince
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Beitrag von Vince » 17.04.2012, 11:21

Die Halbstarken
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Das Epigonenhafte stört durchaus ein wenig den Filmgenuss (""...denn sie wissen nicht, was sie tun" entstand ein Jahr früher), zumal Horst Buchholz mit James Dean hier mehr als nur die Frisur und manche Gesichtszüge teilt. Greorg Tresslers Jugendmilieustudie verpasst dennoch nicht die Gelegenheit, das Leben der Jugendlichen auf die Situation in Deutschland abzustimmen und erschafft mit Hilfe des Drehbuchautoren und Journalisten Will Tremper ein Fallbeispiel, das als Zeitdokument auch heute noch sehr gut funktioniert.
:liquid7:

Red State
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Ich muss sagen, ich bin ein bisschen erleichtert, dass sich meine grausigen Erwartungen nach den negativen Stimmen und vor allem dem "Cop Out"-Debakel nicht erfüllt haben. Als Satire mag "Red State" zu unkontrolliert in alle Richtungen feuern (im wahrsten Sinne des Wortes), viel interessanter liest er sich deswegen auch als roher Genre-Mix à la "Kill Bill". Hier macht das blinde Wechseln der Richtung dann auch Sinn, wenn Figuren unerwartet entweder aus dem Spiel genommen werden oder ihren Charakter ändern oder beides so kombiniert wird, dass es wahrlich schmerzt. Ohnehin ist Smiths Ausbruch aus der Komödie absonderlich genug, um alleine dadurch seine Daseinsberechtigung zu haben. Die Radikalität, mit der Smith operiert, muss natürlich seine Konsequenzen haben, und die liegen in der polarisierenden Kritik. Meinen Pol sehe ich diesmal aber eindeutig wieder auf der oberen Halbkugel.
:liquid7:

Nur dem Namen nach
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Nichts erwartet, viel bekommen. "Nur dem Namen nach" befasst sich - für seine Entstehungszeit ziemlich forsch - mit dem Verständnis von Ehe, Scheidung und Freiheit. Die Sanktionierungsmöglichkeiten einer Eheauflösung wirken nach heutigem Verständnis sehr befremdlich, da hat die verletzte Frau auch mal die Möglichkeit, das Leben ihres Mannes und seiner Geliebten vollends zu zerstören, ungeachtet der Tatsache, dass die Ehe längst nur noch ein Vorwand ist. Daraus bezieht der Film auch seine Spannung. Eigentlich als Komödie aufgezogen, wird aber erfreulicherweise immer wieder Platz für ernste Momente gemacht, die der Geschichte mehr Substanz verleihen.
:liquid7:

Nightmare Detective 2
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Leider nicht mehr so abgefuckt wie Teil 1, sondern ein typischer Genrebeitrag; grundsolide zwar, aber konservativ. Die Fahrstuhlszene erinnert sogar frappierend an eine entsprechende Sequenz aus "The Eye". Es wird insgesamt zu viel analysiert, insbesondere die Hauptfigur wird viel zu sehr auseinandergenommen, so dass die Vorgänge an Rätselhaftigkeit und damit an Reiz verlieren.
:liquid6:

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Beitrag von Vince » 24.04.2012, 10:28

Ich hatte alles in allem ein echt beschissenes Wochenende:

The Untold - Rache der Blutbestie
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Man kriegt, was man erwartet - uninspirierte Sasquatch-Grütze mit Lagerfeuer-Homevideoflair, das sich dank exzessiver Monster-Eye-Kamera und Mano-à-Man-Finale zum schwachbrüstigen Predator-Rip-Off aufbäumt. Einzig positiv an dem optisch auf TV-Niveau angesiedelten Monster-Clash ist neben dem allerdings müde wirkenden Lance Henriksen nur die Tatsache, dass das Monster, auch wenn das Cover etwas anderes ankündigt, nicht aus CGI besteht, sondern aus Maske und Kostüm. Warum aber hat man das nicht genutzt und das Vieh dann auch mal wirklich gezeigt? Für Suspense à la "Der Weiße Hai" reicht es bei so etwas nun mal nicht...
:liquid2: ,5

Vergeltung
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Das Alien-Entführungsszenario mal umzukehren, ist eine nette Idee, die für meinen Geschmack allerdings zu kammerspielartig umgesetzt wurde - Low Budget oder Blair-Witch-Macher hin oder her. Nach der Alien-Jagd ist erst mal die Puste raus und wenig überzeugend geschriebene Trauma-Verarbeitungs-Dialoge herrschen vor, während das gefangene Alien unter einem Sack liegt und sich windet. Dann nimmt's langsam Fahrt auf: Ein paar nette Ideen werden eingestreut (organisches Morsegerät) und schleichende Veränderungen ergeben sich (Infektion), sogar eine einzelne Splatter-Idee haut ordentlich rein - da war mal kein Metzger am Werk, sondern eine kreative Birne. Der letzte Funke will aber nicht überspringen, vielleicht auch, weil vieles zu offensichtlich vorgegaukelt, aber wohl aus Kostengründen nie gezeigt wird, oder weil die Figuren so schnurzpiep sind. Man kann sich sinnloser die Zeit rauben (siehe oben und unten), aber ein Highlight war es nicht.
:liquid4:

Twilight - Breaking Dawn
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Erzählen Filme nicht normalerweise Geschichten? Sei es über die Handlung, sei es über die Bilder? "Breaking Dawn" verweigert sich der Handlung konsequent. Genau genommen beginnt sie in dem Moment, in dem der Abspann eintrifft. Bis dahin zelebriert die Reihe ihre verklemmte Vorstellung ("Junggesellenabschied? Kommt da etwa eine Stripperin?") von Romantik, Liebe und Sex mit Traumhochzeiten im Wald und einsamen Inseln. Den fast schon pornografischen Sexszenen aus "True Blood" wird doch nur noch mehr Kohle ins Feuer geschmissen, wenn der Vampir beim Ficken die ganze Schlafzimmerausstattung auseinandernimmt, man aber nur das Resultat zu Gesicht bekommt, nicht den Akt. Im zwanghaften Bemühen, das ganz offensichtlich nichts hergebende vierte Buch der wohl wenig bis gar nicht talentierten Autorin (meine bücherverschlingende Freundin hat mir beides bestätigt) für die zahlende Kundschaft auf zwei Filme auszuwalzen, dreht der Film seine autonomen Kreisel um Hochzeit und Geburt. Letztere mag dabei vielleicht sogar eine abstruse Art von Spannung heraufbeschwören, in dem Wissen aber, wie die "Twilight"-Reihe moralisch tickt, verläuft auch dies im Sande. Bei der geballten Ereignislosigkeit muss man vermuten, dass man im zweiten Teil mit der aufgestauten Handlung förmlich erschlagen wird. Wenn man dann aber positiv gestimmtere Kritiken zu "Breaking Dawn" liest, in denen Befürchtungen formuliert werden, dass man jetzt gar nicht wisse, wie der zweite Teil noch mit Handlung gefüllt werden soll, kann ich nur sagen: Herzlichen Glückwunsch, Frau Meyer, für dieses aufgeblasene Nichts, herzlichen Glückwunsch, Summit Entertainment, für dessen Zweiteilung.
:liquid2:

Zeiten ändern dich
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Ich habe einem Freund mal einen Horrorfilm geliehen ("2001 Maniacs"), den er inzwischen zu den schlechtesten fünf Filmen zählt, die er bislang gesehen hat (weiß der Geier warum). Das nimmt er mir bis heute übel, also wollte er es mir nun mit "Zeiten ändern dich" heimzahlen, dem "8 Mile" aus heimischen Landen mit unserem allseits geliebten "Rüpel-Rapper" Bushido.
Ich werde ihm nun nicht die gleiche Ehre zuteil werden lassen und ihn in meine Top 5 der schlechtesten Filme aufnehmen, denn dazu ist er einfach zu belanglos und normal. "Zeiten ändern dich" ist einfach nur ein schlecht gespieltes autobiografisches Portrait einer Person, die für ein Portrait nicht genug hergibt, umgesetzt mit reichlich Allgemeinplätzen und einem sich selbst spielenden Hauptdarsteller, der - im Gegensatz zu Eminem - nicht mal das hinkriegt. Die im Handlungsablauf versteckten Aussagen über die Menschen, mit denen Bushido zu tun hatte und hat, dürften ziemlich genau seiner persönlichen Wahrnehmung entsprechen und nehmen seinen subjektiven Blickwinkel vollends ein, so dass er jederzeit die Kontrolle über die hier präsentierte Biografie behält. Kurz gesagt, alle anderen sind von grundauf scheiße, und Bushido bestimmt, wem das zu verzeihen ist und wem nicht. Inszeniert ist das ok, Berlin-Flair kommt auch auf, das war's dann.
:liquid3:

Ging aber auch besser:

Das Fest
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Mit der Dogma-Idee kann ich mich nach wie vor nicht anfreunden. Denn der Verzicht auf realitätsverändernde Effekte im Film (Spezialeffekte, künstliches Licht etc.) führt keineswegs die angestrebte Natürlichkeit und Unverfälschtheit eines Films herbei, sondern erzeugt einen ganz eigenen, experimentellen Charakter und somit auch wieder eine ganz persönliche Handnote. Das Medium Film ist nicht zu bändigen, indem man nichts weiter hinzufügt, weil schon die Kamera an sich künstlich ist.
So ist auch gerade "Das Fest" nicht erfolgreich in dem Bemühen, den Zuschauer direkt in die Geburtstagsrunde zu befördern, aber meine Stellung zum Film hat sich dennoch radikal verändert. Das Familiendrama hat emotional gesehen unglaublich viel zu bieten, was gerade durch die grobkörnige Homevideoästhetik nochmals unterstrichen wird. Irrational erscheinende Verhaltensmuster türmen sich in dem an Lars von Triers "Geister"-Krankenhaus erinnernden abgeschotteten Hotel auf, als ein Skandal vollkommen unerwartet in das konservative Familientreffen einbricht, unter dessen Oberfläche es zwar längst brodelt, aber von anderer Seite aus, als wo der Vulkan schließlich ausbricht. So mag "Das Fest" vielleicht nicht ganz der Intention der "Dogma"-Vereinigung gerecht werden, geht dafür aber seine ganz eigenen, faszinierenden Wege.
:liquid8:

Dark Star
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John Carpenters Erstling ist eine fatalistisch-komische Abrechnung mit dem Science-Fiction-Film der 60er und 70er, allen voran Stanley Kubricks "2001" bekommt hier dank sprechender Bomben und Bordcomputer und der psychologischen Tragfläche kräftig sein Fett weg, aber auch "Planet der Affen" wird mehr als nur gestreift. In den Hauptrollen Hippies in Raumanzügen, die auf der 20-jährigen Dienstreise von ihrem eigenen Verstand längst in die Knie gezwungen wurden, was in vielen klaustrophobischen Szenen unter Beweis gestellt wird - da stellt man nicht mal mehr über das gummiballartige Haustier-Alien Fragen, das mit seiner Fluchtaktion schließlich eine Kettenreaktion von fatalen Ereignissen auslöst. Carpenter erkennt man natürlich schon über seinen markanten Soundtrack, aber auch über die Isoliertheit seiner Figuren, die allesamt in ihrem eigenen Universum schweben. Ein experimentreicher Film, für eine Großtat noch zu unausgegoren, aber schon reich an wertvollen Rohstoffen.
:liquid7:

Moon 44
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Am Reißbrett von einem Plot erkennt man Emmerich natürlich schon in dieser frühen Form heraus. Im Wesentlichen stemmt er hier nichts anderes als ein Mash-Up der erfolgreichsten Zutaten aus "Alien" und "Blade Runner". Dass ein Emmerich allerdings auch mal derart atmosphärisch sein konnte, mag man nach "Godzilla"; "10.000 BC" und "2012" kaum glauben. Düstere, triste Kulissen, Megacities unter schwarzem Himmel, riesige Ventilatoren, die Schattenspiele erzeugen, das war zur Entstehungszeit sicher Standardware, heute sind diese Form- und Farbenspiele leider ausgestorben und so macht sich "Moon 44" trotz der Abkupferung heute wahrscheinlich besser als früher.
:liquid6:

Die Reise zum Mittelpunkt der Erde (1956)
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Kommt leider viel zu schwer in die Gänge, entfaltet dann aber - ohne auf den wissenschaftlichen Anspruch Jules Vernes zurückzugreifen - das für die Zeit typische Abenteuerflair mit phantastisch in allen Farben funkelnden unterirdischen Szenarien, wobei die Mineralien und Kristalle nicht umsonst an Schätze aus alten Piratenfilmen erinnern. Die Figuren, insbesondere der Professor, sind allesamt durchsetzt mit naivem Humor, der das Geschehen regelmäßig auflockert. Die Trickeffekte nehmen dann endgültig das Heft in die Hand, wenn der Vulkan die Reisenden wieder ausspuckt. Wer also den zähen Einstieg überlebt, wird anschließend mit Kurzweil in Technicolor belohnt.
:liquid7:

Weitere Sichtungen:

Die Todeskralle schlägt wieder zu
Mein letzter Kampf
Valerie On The Stairs
We All Scream For Ice Cream

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Beitrag von StS » 24.04.2012, 13:23

Hach, "Breaking Dawn, Part 1" ist zwar nicht der beste Teil der Reihe, aber imo doch besser als Deine Bewertung es vermuten lassen würde - was nicht nur an der rundum fähigen Regie Condons und dem so einige Plotstränge endlich abschließenden Skript liegt. Aber nun ja - für manche ist das Material halt einfach nix... :wink:

Und Deine Meinung zu "Vergeltung" ist ebenfalls gern im entsprechenden Thread willkommen - obgleich der bei Dir auch irgendwie etwas seltsam schwach wegkommt. :lol:

http://www.liquid-love.de/forum/viewtop ... 199#114199

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Beitrag von Sir Jay » 24.04.2012, 15:06

also das was deine freundin über die twilight bücher sagt, da würde die ladyC aber mal ganz hart mit ihr ins gericht gehen wollen :lol:

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Beitrag von Vince » 24.04.2012, 17:27

StS hat geschrieben:Aber nun ja - für manche ist das Material halt einfach nix... :wink:
Tja, ist immer sehr bequem, Kritik an diesen Filmen mit "ist halt nix für dich" abzutun... dazu kann ich nur sagen, "Harry Potter" beispielsweise ist vom Stoff her auch nix für mich, die mittleren Verfilmungen haben mich aber durchaus überzeugen können. "Twilight" dagegen ist einfach nur viel Rauch um prüde Romantikillusionen, wie es sie zu Tausenden auf dem Büchermarkt auch schon vor "Twilight" gab (Meyer hat daraus dann ein Millionenheer gemacht). Ja, wenn ich den Film nüchtern aufdrösle und anerkenne, wie geschickt die Regie den fehlenden Inhalt kaschiert, käme ich auf manchen Pluspunkt mehr - warum aber sollte ich das tun? Ein Film muss am Ende immer als Gesamtes funktionieren - da ist "Breaking Dawn" eine einzige Totgeburt.

Und Deine Meinung zu "Vergeltung" ist ebenfalls gern im entsprechenden Thread willkommen - obgleich der bei Dir auch irgendwie etwas seltsam schwach wegkommt. :lol:
Ups danke, ich habe wie immer bei jedem Film die Suchfunktion benutzt (diesmal sogar Google), aber Vergeltung ist mir durch die Lappen gegangen...

@Jay: sie mag die Bücher (zumindest die ersten) und fand sie unterhaltsam, sonst hätte sie nicht alle gelesen, ist sich dabei aber darüber im Klaren, dass der Schreibstil der Autorin vergleichsweise minderwertig ist. Nachdem ich mal testweise zwei, drei Seiten gelesen habe, bin ich geneigt, ihr da zuzustimmen. Ich kenne eine Zwölfjährige, die steckt sie locker in die Tasche.

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Beitrag von freeman » 25.04.2012, 08:53

Die Bücher sind minderwertig :shock: wäre nun freilich die Frage, ob sie die englischen Versionen gelesen hat. Dann sind die deutschen Bücher viiiiieeel besser! Und hat sie die Deutschen Übersetzungen gelesen, sind freilich die Originale immer vorzuziehen und viel besser ...

Oder sieht das hier irgendwer anders!?!?

In diesem Sinne:
freeman, der beide Versionen net gelesen hat :lol:
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Beitrag von Vince » 29.04.2012, 13:31

Dexter - Season 4
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Die 1. Staffel ist und bleibt die Einzige, die die Illusion aufrecht erhielt, dass man es womöglich mit einer HBO-Produktion zu tun haben könnte; seither fallen viele Logiklöcher, absurde Storywendungen und merkwürdige Charakterumschwünge auf, die eine ansonsten immer noch hochwertige und sehr spannende Serie immer mehr getrübt haben. Staffel 4 bleibt zwar vor diesen Problemen auch nicht verschont, arbeitet aber mit einem endlich mal wieder charakterstarken Gegnermodell dagegen. Man muss sich ein wenig an John Lithgow in einer solchen Rolle gewöhnen, und auch wenn sich der Mainplot um seine Person wieder nicht vollkommen befriedigend auflöst, er ist dennoch so packend wie lange nichts mehr. Ich würde sagen, wir sind hier langsam auf dem Niveau der 1. Staffel "Prison Break" angelangt, die auf ähnliche Weise grobe Plotholes mit Spannung stopfte. Etwas mehr Seriosität wäre für die 5. Staffel jetzt trotzdem zu wünschen. So oder so, bei DEM Staffelfinale kann man Season 5 ja eigentlich nur mit Spannung entgegenfiebern.
:liquid7:

OSS 117 - Er selbst ist sich genug
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Erreicht leider nicht ganz das Kalauerpotenzial wie der erste Teil, dafür ist er zu sehr darum bemüht, die Bond-Reihe in Sachen Schauwerte zu imitieren: "Er selbst ist sich genug" hetzt von einem spektakulären Ort zum nächsten und streut die Gags (viele davon sind auch wieder solche der "rennenden" Art) fast schon nebenbei ins Geschehen. Dafür, dass es sich um eine Agentenfilmparodie handelt, geht mir der Fokus doch etwas zu weit weg von der Komödie; ansonsten wäre "Er selbst ist sich genug" eine konsequente Steigerung gegenüber dem ersten Teil in jeder Hinsicht.
:liquid7:

The Avengers
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"Avengers" ist vielleicht die neue Referenz in Sachen Blockbuster-Ensemble-Film: Ein perfekt balanciertes und rundum ausgewogenes Actionabenteuer mit Herz, Humor und sogar ein klein wenig Verstand. Tumbe Krachbummorgien wie "Transformers" und mäßig harmonische Ensemblestücke wie "Expendables" dürfen sich da gleichermaßen ganz klein mit Hut fühlen; obwohl der Storyaufhänger und McGuffin sich von demjenigen der "Transformers" kaum unterscheidet (ein Energiewürfel mal wieder, abstrakter geht's halt nicht), weiß Joss Whedon eine ganze Garde starker Individuen in einer Geschichte zu vereinen, und das Besondere daran: Er lässt jedem einzelnen von ihnen reichlich Platz zum Atmen, ohne dass die Geschichte überladen wirkt. Es ist ziemlich beachtlich, wie fließend die vielen Subplots ineinander übergehen. Größter Gewinner der Schlacht ist sicherlich der "Hulk", der nicht nur die besten Lacher einheimst, sondern mit einem überaus sympathisch wirkenden Mark Ruffalo endlich den optimalen Darsteller gefunden zu haben scheint.
Und am Ende gab's Szenenapplaus im Kino - ein Phänomen, von dem man ja öfter mal hört, das ich persönlich aber schon seit Jahren nicht mehr erlebt habe.
:liquid8: ,5

Die Drei Musketiere
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Totaler Rohrkrepierer mit typisch deutschem Infantilhumor und haufenweise Halbstars, die ganz offensichtlich genau wissen, in was für einem Käse sie da mitspielen, weshalb sie sich auch nicht sonderlich anstrengen. Peinliche Bullet-Time-Effekte auf prunkvollen Sets, die wie billiger Kitsch inszeniert werden, dazu CGI-Schlachten auf dem technischen Niveau von "Wild Wild West", die "Fluch der Karibik" mehr als nur nacheifern - das ist nicht mal unfreiwillig komisch.
:liquid2: ,5

Nichts zu verzollen
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Wenn sich Camemberts und Fritten streiten, freut sich das Sauerkraut: Bei uns erzeugt die Streiterei am Grenzzoll das Gefühl des lachenden Dritten. Der Humor ist jederzeit familiengerecht, ohne dabei bieder zu wirken. Der Rassismus, mit dem vor allem der neurotische Hauptrollen-Belgier seinen Grenzlandkollegen begegnet, wird auf charmante Weise immer wieder verniedlicht, sei es durch den drolligen Akzent, sei es dadurch, dass die Spitzen effektlos verpuffen oder gar gekontert werden. Eine besondere Stärke des Films ist darüber hinaus sein Setdesign: Der Grenzbereich wird fast schon theaterhaft hübsch inszeniert, mit allerlei schmucken Details (wie zB. einer "Leonidas"-Filiale). Darüber hinaus dürfte dies einer der ersten Retrofilme sein, der sich auf die 90er Jahre stützt.
Gerade für mich als Aachener in unmittelbarer Nähe zu Belgien (ich wohne 1 km entfernt) ein sehr amüsanter Film.
:liquid7:

Mad Circus - Eine Ballade von Liebe und Tod
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Alex de la Iglesias streift sehr nah am Neo-Grindhouse à la "House of 1000 Corpses" oder "Machete" vorbei und macht sich dessen optische Stärken zunutze, ist dabei aber viel mehr als reines Zitate-Mitternachtskino. Der Regisseur verarbeitet hier offensichtlich die Orientierungslosigkeit, mit der er das Spanien während des Franco-Regimes als Kind erlebt hat. Mit der kindlichen und von allen Regeln verlassenen Perspektive gelingt ihm ein tiefgehendes Psychodrama zwischen dem Realismus eines Kriegsfilms und dem Eskapismus einer Alice-im-Wunderland-Welt, und da, wo sich diese beiden Welten berühren, treiben Clowns im Irrgarten ihr Unwesen, die nur noch von Liebe und Hass getrieben werden, weil ihnen sonst nichts mehr bleibt. Das ist höchst intensiv gefilmt, niemals selbstzweckhaft, immer außergewöhnlich berührend. Ganz große Klasse.
:liquid9:

Es waren einmal Flitterwochen
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Hier werden Screwball-Anteile mit zeitgenössischer Kritik am Nationalsozialismus vermischt, was leider nicht immer gelingt; man wagt sich zwar teilweise sehr weit vor (im Judenlager treffen die Hauptfiguren auf eine Tür, hinter der Juden zwecks "Verhinderung der Vermehrung" kastriert werden), geht dann aber nicht den letzten Schritt und stellt das Gezeigte wirklich mit Nachdruck in Frage. So wirken die Zeitdokumente wie nachträglich ins Komödiengerüst eingefügt, was noch dadurch verstärkt wird, dass immer wieder Archivaufnahmen von Hitler und Nazi-Einmärschen integriert werden. Dadurch erkaltet der Humor auch etwas und Grant kann sein Talent nicht ganz ausspielen, obwohl er es mehrfach unter Beweis stellt.
:liquid5:

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Beitrag von Seemi » 29.04.2012, 14:08

Vince hat geschrieben:The Avengers
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"Avengers" ist vielleicht die neue Referenz in Sachen Blockbuster-Ensemble-Film: Ein perfekt balanciertes und rundum ausgewogenes Actionabenteuer mit Herz, Humor und sogar ein klein wenig Verstand. Tumbe Krachbummorgien wie "Transformers" und mäßig harmonische Ensemblestücke wie "Expendables" dürfen sich da gleichermaßen ganz klein mit Hut fühlen; obwohl der Storyaufhänger und McGuffin sich von demjenigen der "Transformers" kaum unterscheidet (ein Energiewürfel mal wieder, abstrakter geht's halt nicht), weiß Joss Whedon eine ganze Garde starker Individuen in einer Geschichte zu vereinen, und das Besondere daran: Er lässt jedem einzelnen von ihnen reichlich Platz zum Atmen, ohne dass die Geschichte überladen wirkt. Es ist ziemlich beachtlich, wie fließend die vielen Subplots ineinander übergehen. Größter Gewinner der Schlacht ist sicherlich der "Hulk", der nicht nur die besten Lacher einheimst, sondern mit einem überaus sympathisch wirkenden Mark Ruffalo endlich den optimalen Darsteller gefunden zu haben scheint.
Und am Ende gab's Szenenapplaus im Kino - ein Phänomen, von dem man ja öfter mal hört, das ich persönlich aber schon seit Jahren nicht mehr erlebt habe.
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Whedon hat eine echt gelungene Arbeit angeliefert, wobei mich zwei Dinge sehr gestört haben. Zum einen wird mit dem Würfel und dem Finale ganz einfach Transformers kopiert. Zum anderen gibt es bis zum Finale eigentlich keine greifbare Bedrohung und dann wird wiederum nur Manhattan attackiert. Ansonsten stimme ich dir voll und ganz zu.
:liquid7:
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Beitrag von StS » 29.04.2012, 15:12

Werd ihn mir morgen ansehen - hier läuft er zum Glück sogar in der OV. Das mit dem Würfel klingt echt nach "Transformers" - der Trailer deutet ja zudem noch auf ganz andere "Ähnlichkeiten" mit jener Franchise hin (der explodierende Straßenzug, das "fliegende metallische Raupendingens" etc.). Und mal wieder Manhatten zu nehmen - naja. Mal sehen, was das "Gesamtpaket" letztlich so hergibt. :wink:

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Beitrag von Vince » 29.04.2012, 15:55

Yep, wäre Transformers gut gewesen, hätte er wohl ungefähr so ausgesehen. ;)

Ähnlichkeiten sind auf jeden Fall da, allerdings halte ich es hier für ein bisschen gewagt, die Transformers-Franchise als Referenz zu bezeichnen, denn McGuffins gibt es schon, seit es das Kino gibt, und der Tesserakt taucht in den Comics das erste Mal schon in den 60er Jahren auf - also wenn schon, dann hat Hasbro bei Marvel geklaut. ;)

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Beitrag von freeman » 29.04.2012, 19:53

So schaut's mal aus! Hab mich auch blendend unterhalten gefühlt. Überlege seit langer Zeit mal wieder ein zweites Mal in einen Film zu gehen. Hihihi

In diesem Sinne:
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Beitrag von John Woo » 29.04.2012, 20:14

Vince hat geschrieben:
The Avengers
Habe ihn gestern im Kino gesehen und fand ihn äusserst unterhaltsam. Und das, obwohl ich noch nicht alle Filme der einzelnen Charaktere kenne und es eigentlich auch nicht so mein Genre ist. Vor allem gefiel mir, dass wirklich jede Figur genügend Freiraum hatte, um sich einzubringen und wirklich jeder ein paar coole Szenen für sich verbuchen konnte. Und Tony Stark hat natürlich mal wieder ein paar herrliche Oneliner zum Besten gegeben.
Eigentlich haben mir nur noch Batman und Spiderman gefehlt, aber die gehören halt nun mal nicht zu Marvel.
War wirklich ein cooler Film.

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Beitrag von MasonStorm » 29.04.2012, 21:16

John Woo hat geschrieben: Eigentlich haben mir nur noch Batman und Spiderman gefehlt, aber die gehören halt nun mal nicht zu Marvel.
Spiderman ist sowas von Marvel :wink:

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Beitrag von John Woo » 29.04.2012, 21:32

MasonStorm hat geschrieben:
John Woo hat geschrieben: Eigentlich haben mir nur noch Batman und Spiderman gefehlt, aber die gehören halt nun mal nicht zu Marvel.
Spiderman ist sowas von Marvel :wink:
:oops:

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Beitrag von McClane » 30.04.2012, 08:36

Gehe mit Vince' Wertung von 8,5 konform, wobei "Transformers" und "The Expendables" natürlich noch ein kleines bisschen mehr rocken als "The Avengers" :twisted:, Teil 2 und 3 der "Transformers"-Reihe steckt er aber klar in die Tasche. Bei mir war auch ein angenehm nerdiges Publikum, gab Abspannapplaus und gelegentlich sogar Szenenapplaus.
Jimmy Dix: "Du glaubst wohl nicht an die Liebe?" - Joe Hallenbeck: "Doch ich glaube an die Liebe. Ich glaube auch an Krebs." [Last Boy Scout]

Perry Van Shrike: "Look up 'idiot' in the dictionary. You know what you'll find?" - Harry Lockhart: "A picture of me?" - Perry Van Shrike: "No! The definition of the word idiot, cause that is what you fucking are!" [Kiss Kiss, Bang Bang]

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Beitrag von McClane » 30.04.2012, 08:38

By the way: Hast du die dritte "Dexter"-Staffel ausgelassen oder dich nur um die Bewertung gedrückt? :lol:
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Beitrag von Sir Jay » 30.04.2012, 10:12

dieser avengers film scheint ja echt ein ausnahme film zu sein...jetzt will ich ihn mir irgendwie doch noch angucken, obwohl mich der film zu beginn mit dem trailer ab dem moment verloren hat, wo thor mit seinem hammer gezeigt wurde... ich dachte mir nur: boha was für ne trash scheiße...

aber wenn der film in einer ganz anderen klasse als Fantastic 4 spielt, und ähnlich gut ist wie Spiderman, dann würde ich mir das spektakel tatsächlich mal anschauen :)

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Beitrag von StS » 30.04.2012, 10:20

Sir Jay hat geschrieben:dieser avengers film scheint ja echt ein ausnahme film zu sein
Ähm, hä? Wieso? Bewertungen im 8er-Bereich, ein klassischer Blockbuster - nur halt (offenbar) ein guter, der nicht allzu "abgedummt" daherkommt. Alles im Grunde im (erwarteten) Rahmen.

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Beitrag von Vince » 30.04.2012, 10:54

Also wenn Jay ansonsten in Sachen Comicfilm-Blockbuster wirklich nur "Spider-Man" und "Fantastic Four" kennt, ist es tatsächlich ein Ausnahmefilm. ;) Ansonsten hat StS es ganz gut auf den Punkt gebracht: Der Film macht nichts, was irgendwie überraschend wäre, aber was er macht, macht er verdammt gut.
McClane hat geschrieben:By the way: Hast du die dritte "Dexter"-Staffel ausgelassen oder dich nur um die Bewertung gedrückt? :lol:
Ups, vergessen. Definitiv die schwächste Staffel. Ich mag Jimmy Smits in seiner Rolle eigentlich, muss dabei aber eingestehen, dass dieses Auf-die-Pelle-Rücken und die Gefahr, die durch den Kontakt Dexters mit ihm entsteht, oft sehr zurechtgelegt wirkt. Darüber hinaus ist der Kriminalfall um Freebo absolut nichtssagend. Und allgemein treibt die Serie ihre Konstruiertheit hier auf die Spitze; selbst Dexters innere Monologe wirken manchmal wie aus einem Glückskeks vorgelesen. Trotzdem noch Unterhaltung auf hohem Niveau; die Grundprämisse zieht einfach einiges mit.
:liquid7:

Und weiter:

Die Brücke
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Die Sinnlosigkeit des Krieges manifestiert sich in der Verteidigung einer strategisch vollkommen unbedeutenden Brücke von Menschen, die so jung sind, dass sie gar nicht wissen können, wofür sie kämpfen. Wickis Film spielt so weit entfernt von dem Stoff, aus dem sich echte Ideale bilden, wie nur möglich, und doch glauben die Jungen, sie würden für eine Sache kämpfen. Die Szenerie ist absurd und stellt den Wahnsinn der Situation geradewegs zur Schau. Eine lange Einführung zeigt auf, wie unfertige Kinder aus ihren Elternhäusern gerissen werden und wie selbst die Eltern diese Prozedur als unvermeidlich akzeptieren; am Stützpunkt dann folgt ein Irrwitz nach dem anderen, immer wieder augenöffnend portraitiert von der hervorragenden Kamera. Wichtiger Film, der Unwichtiges zeigt, um anhand dessen das große Ganze in Frage zu stellen, auf eine Art, wie es Filme um historisch relevante Schlachten nicht könnten.
:liquid9:

Real Steel
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Das Drehbuch von "Real Steel" mutet angesichts der Verlagerung der Handlung in die nahe Zukunft geradewegs anachronistisch an; es ist nämlich eigentlich so sehr auf die 80er Jahre ausgelegt, dass sich die Parallelen zu Sylvester Stallones "Over The Top" als frappierend erweisen. Als neue Ebene wird der doppelte Boden hinzugefügt, dass man nicht mehr selbst zum Kampf antritt, sondern das Kämpfen Robotern überlässt. So trifft hier altmodisches Erzählen auf futuristische Farbtupfer, die in den spektakulär und farbenfroh inszenierten Kampfveranstaltungen das Regiment übernehmen dürfen. Da kracht das Blech in durchaus spektakulären Gemischen aus Real Action und computergenerierten Bildern, die über den gesamten Film sehr gut dosiert sind - es ist am Ende ein fast schon actionreicher Film, aber nicht zu sehr; für die ruhigen Momente zwischen Vater und Sohn ist regelmäßig Platz. Die totale Transparenz des Drehbuchs (schon nach der Charaktereinführung ist der Ausgang der Geschichte klar) ist dabei eigentlich gar nicht das Problem, vielmehr werden ein paar Figuren einen Tick zu stark zum Klischee ausgearbeitet (die an Brigitte Nielsen in "Rocky IV" erinnernde unterkühlte Managerin der Gegenseite, der fiese Schuldeneintreiber in einem vollkommen überflüssigen Nebenstrang) Das Pathos, mit dem dramatische Wendungen inszeniert werden, die nie überraschend kommen, hätte man sich auch sparen können. Trotzdem ein ereignis- und emotionsreicher Familienfilm mit reichlich Schauwerten.
:liquid6:

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freeman
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Beitrag von freeman » 30.04.2012, 19:59

Also Real Steel ist pour Moi der Over the Top meiner junggebliebenen Generation. :lol: ... Selbst beim zweiten Mal gucken hat der mich voll gepackt und beim dritten Durchlauf genauso. Alleine, wenn der kleene Robo zu Limp Bizkit Wammse verteilt, hock ich da und hab ein megafettes Grinsen im Gesicht. Hihihihi

In diesem Sinne:
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Vince
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Beitrag von Vince » 06.05.2012, 09:45

Franklyn
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Etwas zu überambitionierter Mix aus Individuendrama und Gesellschaftsdystopie, das zwischen diesen Pfeilern komplexe Zusammenhänge herzustellen versucht, aber zwischen der "Blade Runner" / "Vidocq" / "V wie Vendetta" / "The Crow" ähnlichen Optik und dem Schauspiel der vier Hauptfiguren in der Schwebe bleibt. Über einen langen Zeitraum lässt das Rätselraten erstaunlich kalt, erst im Schlussviertel nehmen die philosophischen Fragen endlich mal eine feste Form an und beginnen zu interessieren. Insgesamt aber leider zu abseitig und unnahbar, um wirklich einzunehmen.
:liquid5:

Paranormal Activity 3
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Der zweite Teil funktionierte für mich deswegen nicht, weil die starren Hauskameras viel zu statisch wirkten, was eine enorme Distanz zum Geschehen heraufbeschwor. Im Vergleich zum ersten Teil war das einfach nur spröde. "Paranormal Activity 3" bleibt zwar jetzt weitestgehend bei den fest installierten Kameras, aber erstens werden auch wieder reichlich Handkameraspaziergänge durchs Haus eingestreut und zweitens bringt der zur schwenkenden Kamera umgebaute Ventilator eine ganz neue Dynamik ins Spiel, die es den Regisseuren erlaubt, mit fast panelartigen visuellen Tricks zu arbeiten, indem der Zuschauer hilflos dem starren Schwenk ausgeliefert ist, obwohl er in mancher Szene vielleicht in eine andere Richtung schauen möchte.
Hier und da kann man dem Film sicherlich den Hang zum billigen Schockeffekt unterstellen (Stichwort Kleiderschrank), ganz zu schweigen von der überkonstruierten Pre-Prequel-Storyline, aber über den Punkt, wo man sich über sowas aufregt, ist man bei der Franchise eigentlich hinaus. "Scary" im 60er-Jahre-Wortsinne, also mit einer hauchfeinen, erleichternden, ironischen Brechung am Ende, ist er jedenfalls wieder, weswegen man sich auch leicht an "Insidious" erinnert fühlt. So dürfte gerade die "Geisterszene" bei jenem Publikum durchfallen, das schon der zweiten Hälfte "Insidious" einen verfehlten Grundton vorwarf. Andere sehen hier vielleicht einen von einer Handvoll Filmhöhepunkten.
:liquid7: (knapp)

Old Dogs
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Desaströs schlechte, inhaltsleere Komödie um das Vatersein, die John Travolta immer nur als Stichwortgeber einsetzt und Robin Williams als traurigen Clown im Scheinwerferlicht. Manchmal versucht sich der Regisseur and Spielereien (die schnell geschnittene Nachttour gleich zu Beginn oder seltsame Gesichtsmorphingexperimente, die eher zu einem Joel-Schumacher-Batman passen würden als in eine Familienkomödie), die aber nie zu etwas führen. Gerade im Mittelteil plätschert die Chose unerträglich vor sich hin und am Ende muss natürlich noch etwas passieren, damit das Cover nicht ganz so leer ist, also verfrachtet man Seth Green in die liebenden Arme eines Gorillas.
:liquid2:

Die Spur des Falken
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Die Film-Noir-Initialzündung und Referenz. Bogart auf dem Höhepunkt seines Könnens und seiner Ausstrahlung, in einem komplexen, aber niemals komplizierten Verwirrspiel um einen McGuffin in Falkenform, inszeniert in dunklen Büroräumen mit Low-Key-Schatten, voller Coolness und mit einem leisen Hauch von Ironie. Es ist ein Vergnügen, die Wurzel vieler Klischees bei der Entstehung zu beobachten.
:liquid9:
Etwas merkwürdig allerdings die deutsche Tonspur; hier ist ein jazzartiger Soundtrack zu hören, der mir gar nicht zum Gezeigten zu passen schien, weshalb ich dann schnell auf die Originalfassung gewechselt habe.

Ein Engel im Winter
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Leicht übernatürliches Psychodrama, das auch gerade wegen der stimmungsvoll arbeitenden Kamera und der wunderbaren Bilder in jeder einzelnen Szene vor Bedeutung zu platzen scheint, das diese Bedeutsamkeit aber leider nicht ganz in das Gesamtbild retten kann. Hier erinnert er mich etwas an David Gordon Greens "Undertow". Trotz der gewissen Leere, die am Ende bleibt, ist in diesem Film aber einiges zu entdecken, aber dazu muss man sich eben auf die einzelnen Szenen konzentrieren.
:liquid6:

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Wrong Turn 2
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Beitrag von LivingDead » 06.05.2012, 13:05

Zu "Die Spur des Falken":
Mal abgesehen davon, dass ich den Film ähnlich stark sehe, ist die Synchronisation wahrlich eine Gräueltat. Nicht nur der jazzige Soundtrack, sondern auch die albernen Dialoge geben dem Film einen gänzlich anderen Ton. Von der atmosphärischen Inszenierung bleibt da nicht mehr viel übrig. Da habe selbst ich (als vornehmlicher Synchro-Gucker (zumindest beim ersten Ansehen)) sofort auf O-Ton geschaltet. :roll:
Mit freundlichem Gruß
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Beitrag von Vince » 12.05.2012, 09:35

8 1/2
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„Achteinhalb“ beschreibt als Titel nichts Sinnvolles, sondern steht schlicht für die Tatsache, dass es sich um den achteinhalbten Film des Regisseurs handelt. Frederico Fellini gelingt mit dem Portrait seiner eigenen Schaffenskrise ein interessantes Medienexperiment: Kann ein Film schnell und unreflektiert die Umstände seiner Entstehung zum Thema haben? Kann er also davon handeln, wie er entstand?
Vom italienischen Neorealismus, zu dessen wichtigsten Vertretern Fellini gehört und in dessen Zug auch „La Strada“ entstand, fehlt längst jede Spur: Der fiebrige Wechsel zwischen fließend ineinander übergehenden Traum- und Realitätssequenzen trägt viel mehr surrealistische Züge. Mit einem tragikomischen Grundton markiert Fellini grundwährend autobiografische Eckpfeiler, indem er in kleinen Episoden nacherzählt, was er unmittelbar vor Filmentstehung empfand. Hauptdarsteller Marcello Mastroianni entwirft mit dem in die Enge getriebenen Regisseur Guido Anselmi ein offensichtliches Alter Ego Fellinis. Der Blickwinkel des Films ist ein zutiefst subjektiver: Alle vorkommenden Figuren, mit denen Anselmi interagiert, werden (meist abschätzig) bewertet und eingestuft, und die Traumsequenzen, beginnend bei der klaustrophobischen Eröffnung in einem Verkehrsstau, zwingen den Protagonisten gegenüber dem Zuschauer zum Seelenstriptease.
Fellini lässt das Medium Film mit der Simultanität kokettieren, ohne dass eine endgültige Gleichzeitigkeit von Produktion und Rezeption natürlich je stattfinden könnte; dennoch hat „Achteinhalb“ eher die Struktur eines flachen und breiten Sees als eines tiefen Grabens. So steht eine große Szenenbaut, die Fellinis Alter Ego im Film bauen ließ, in der Schlusssequenz als monströses, unfertiges Gerippe da und symbolisiert die Realisation von Träumen (Filmideen), in deren langwierigem Entstehungsprozess der eigentliche Sinn hinter dem Traum längst verloren gegangen ist, so dass die Fertigstellung keinen Sinn mehr macht.
Man mag „Achteinhalb“ als oberflächliche Aneinanderreihung von Egoperspektiven verstehen können, vielleicht auch als prätentiöses und nutzloses Gedankenspiel eines Narzissten, doch wenn man diesen Film lediglich autobiografisch versteht, greift man zu kurz; tatsächlich kommen nur wenige Filme den Grenzen des Films als Medium so nahe.
:liquid8: ,5

Feast I - III
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Feast:
Fieser kleiner Belagerungs-Monsterreißer mit postmodernen Elementen, der eine Gruppe von Figuren anhand individueller Soundtracks in nur wenigen Sekunden bereits charakterisiert hat und ihnen im gleichen Atemzug durch Texttafeln schon mal ihr potenzielles Ende prophezeit. So spart man sich bequem die Exposition ein und fängt einfach gleich mal mit den Monsterattacken an, was die knackige Laufzeit von 85 Minuten rechtfertigt. Weil nicht einmal ergründet wird, wer oder was die Monster sind oder wo sie herkommen, entwickelt sich "Feast" zur hochkonzentrierten Ursuppe, in welcher Klischees bestätigt, aber auch Tabus gebrochen werden. Teils mit ekligen Liquiditäten verbundener Monstersex nimmt derweil eine zentrale Position mit dreierlei Funktion ein: 1. Er reflektiert den Fortpflanzungsdrang der Menschheit und reduziert sie auf seine Urtriebe (daher auch die menschenähnliche Gestalt der Monster und die primitiven Tiermasken), 2. Er persifliert die Fortpflanzungszyklen von Filmen wie "Alien" oder "Species", indem er die oft Tage, Wochen oder Monate dauernde Prozedur auf wenige Sekunden herunterbricht, 3. Er verpasst dem Film einen stark ironischen Ton. Als die Tore endlich wieder geöffnet werden, erlebt man das gleiche bereinigte Gefühl, das auch "From Dusk Till Dawn" bei Morgengrauen erzeugte - nur, dass Clooneys Karre während der einsetzenden Abspannmusik nicht abkackte.
:liquid7:

Feast II - Sloppy Seconds:
Der gleiche Regisseur spuckt ganz neue Töne: "Feast II" ist in Abwesenheit der prominenten "Feast"-Produzenten um Ben Affleck und Matt Damon nurmehr ein recht geschmackloses Low-Budget-C-Splatter-Movie. Wirklich überraschend ist das aber sicher nicht, da John Gulager schon im ersten Teil einige Geschmacklosigkeiten unterbringen konnte (Stichwort Samenerguss), die er erst jetzt zügellos umsetzen kann. Da ist es ein Leichtes, die Chose zu verreißen, dazu geben genug Szenen Anlass, abgesehen von der gepflegten Langeweile, die sich im Mittelteil des Films breit macht. Was "Feast II" aber definitiv nicht ist: Ein unmotiviertes Stangenprodukt. Es ist offensichtlich eine Menge Energie in das Projekt geflossen; Gulager experimentiert mit interessanten Kameraeinstellungen und Farbverläufen, und eine eigene Handschrift kann man ihm sicher nicht streitig machen. In Sachen Optik und Ideen-Grossout nähert er sich in Teilen der Troma-Schmiede oder auch Billig-Sequels der Marke "Mortal Kombat 2" an, letzterem insbesondere auf den Dächern der westernartigen Kleinstadt, wo die Figuren sich wie reingerendert in die Hintergründe einfügen.
Splattertechnisch ist "Feast II" nach dem schnellschnittigen ersten Teil reinstes Exploitationkino: Tabus werden noch wesentlich radikaler gebrochen als bisher, Ekelszenen vollkommen übertrieben und tödliche Verletzungen viel zu lange überlebt, ja gar Running Gags werden aus ihnen generiert.
Das hat keinen Stil, das ist widerwärtig und uncool, aber irgendwie hat es auch seinen Reiz wie eben jede Art von künstlerischer Freiheit. Rückblickend wirkt das (natürlich nach wie vor bessere) Original fast schon zu eingeschnürt...
:liquid5:

Feast III - The Happy Ending
Mit nicht einmal 70 Minuten Laufzeit ist "Feast III" wohl eher eine Art Add-On zum zweiten Teil, dessen Marschrichtung weiter konsequent verfolgt wird. Man knüpft an das Ende von "Feast II" ohne Bruch an und übernimmt dessen Status Quo, inklusive zweier barbusiger Tittenmäuschen und - SPOILER - eines Mannes mit Rohr im Kopf, der den Status Quo tatsächlich auch fast den kompletten Film lang aufrecht erhalten kann - SPOILER ENDE. Ansonsten konzentriert sich Gulager auf eine Aneinanderrreihung von Einzelideen, die einmal mehr nicht des Over-The-Top-Charakters entbehren, der schon den zweiten Teil so ungenießbar und speziell gemacht hat. Absurditäten reiht der Regisseur wieder haufenweise auf, um sie wie gehabt bis ins Uncoole zu deformieren, wobei er der Experimentierlaune immer treu bleibt, bis am Ende des Films mit den Händen vor der Kamera ein Fadeout geformt wird. Bad-Taste-Entertainment, das wie schon der zweite Teil viel Abscheu erzeugen wird, mich persönlich aber mehr reizt als das x-te Pro-Forma-Sequel, das sich wie ein Baby an die Brust des Originals klammert.
:liquid4:

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Beitrag von StS » 12.05.2012, 09:42

...den ersten "Feast" mag ich ja auch - aber die Sequels sind in meinen Augen nur Bodensatz: Konnte mit den so gut wie nix anfangen. :wink:

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Beitrag von McClane » 12.05.2012, 16:41

StS hat geschrieben:...den ersten "Feast" mag ich ja auch - aber die Sequels sind in meinen Augen nur Bodensatz: Konnte mit den so gut wie nix anfangen. :wink:
Dito... Teil 2 und 3 sind einfach nur pubertärer, undiskutabler Scheißdreck. Dann doch lieber die von Vince' kritisierten Dienst-nach-Vorschrift-Sequels.
Jimmy Dix: "Du glaubst wohl nicht an die Liebe?" - Joe Hallenbeck: "Doch ich glaube an die Liebe. Ich glaube auch an Krebs." [Last Boy Scout]

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Beitrag von Vince » 12.05.2012, 16:54

Ich finde es wie gesagt etwas befremdlich, dass der erste Teil allgemein so hoch angesehen wird und die Sequels der totale Bullshit sein sollen, denn wer da Vater des Gedanken war, sieht man auch schon beim im Ersten. Ist die gleiche Bauart, nur mit eingebauter Drossel. Wieso also die allgemeine Verwunderung?
Klar ist aber natürlich, dass "Feast II" und "Feast III" absolute Ausgeburten des schlechten Geschmacks sind, da sind wir uns einig, nur dass der durchaus vorhandene Enthusiasmus, der doch bei B-Filmen so oft gesucht und so selten gefunden wird, totgeschwiegen wird, finde ich merkwürdig. Schaut man sich da wirklich lieber diese stinklangweiligen Filme aus der "Asylum"-Schmiede an? Ich weiß nicht... seh ich anders.

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