The Good, the Bad, the Weird

Der Action Film der 80er, der 90er und heute.
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Ed Hunter
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The Good, the Bad, the Weird

Beitrag von Ed Hunter » 07.11.2009, 21:59

The Good, the Bad, the Weird

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Originaltitel: Joheun nom nappeun nom isanghan nom
Herstellungsland: Südkorea
Erscheinungsjahr: 2008
Regie: Kim Ji-woon
Darsteller: Song Kang-ho, Lee Byeong-heon, Jeong Woo-seong, Kim Kwang-il, Kim Seon-young, Lee Cheong-ah, Lee Han-sol

Hiermit sind die Zeiten, da das Westerngenre als amerikanische bzw. italienische Domäne verstanden werden durfte, gezählt: Kim Ji-Woon („A Tale of Two Sisters“) stellte 2008 mit „The Good, the Bad, the Weird“ eindrucksvoll unter Beweis, dass die Koreaner das mindestens genauso gut können. Wie der Titel bereits überdeutlich vorwegnimmt, handelt es sich bei dem irren Asia-Flick um eine Hommage an Sergio Leones Kultklassiker „The Good, the Bad and the Ugly“, in dem Eli Wallach, Lee Van Cleef und Genregott Clint Eastwood im amerikanischen Bürgerkrieg Filmgeschichte gewordene Jagd auf eine Geldkassette machten – auch in der südkoreanischen Adaption sind drei Desperados einem wertvollen Schatz auf der Spur. Anstatt in den USA des 19. Jahrhunderts jagt man sich jedoch in der Mandschurei der 30er das Blei um die Ohren – in einer abgedrehten, liebevollen, tempo- und zitatreichen Tour de Force durch klassische Klischees des Westerns im Gewand asiatischen Actionkinos.

Kleinganove Yoon Tae-goo (Kang-ho Song) gerät bei einem Zugüberfall unversehens in den Besitz einer Schatzkarte – zu seinem Pech entert der brutale Gangster Park Chang-yi (Byung-hun Lee) samt Gang die Eisenbahn zur gleichen Zeit und hat es ebenfalls auf den Lageplan abgesehen. Auch an Bord befindet sich der Kopfgeldjäger Park Do-won (Woo-sung Jung), der miteinsteigt in die Hatz – doch neben dem titelgebenden Trio treten im Verlauf des Films noch zahlreiche weitere schwerbewaffnete Parteien in der bleihaltigen Schatzsuche auf den Plan…

Obwohl „The Good, the Bad, the Weird“ im fernen Osten und den späten 30er-Jahren angesiedelt ist, die Darsteller Koreaner sind und Jeeps und Motorräder neben den fürs Genre gängigen Pferden durch die Steppe pesen, ist der Film (Italo-)Western durch und durch – von klassischen Genremotiven wie dem Zugüberfall über die atmosphärische Musikuntermalung bis zum überzeichneten Leone-Style des großen Showdowns huldigt die Schatzjagd liebevoll und sympathisch ihrem westlichen Vorbild und gewinnt gerade dadurch, dass sie zur gleichen Zeit und auf völlig homogen wirkende Weise noch so viel mehr ist als ein gewöhnlicher Western oder auch nur eine gewöhnliche Western-Hommage: „Indiana Jones“ lugt ebenso um die Ecke, wenn sich „the Good“ Woo-sung Jung in einer gangverseuchten Wüstenstadt an Seilen durch die Lüfte schwingt oder motorisiertes Militär in die Showdownhatz durch die Wüste einsteigt wie das Flair des typisch asiatischen Actionkinos das Westerngrundgerüst um atmosphärische Abwechslung einerseits und Eyecandy-Potenzierung andererseits erweitert: Es wird akrobatisch gesprungen, geschossen, geschlitzt und gesäbelt und dies alles nicht nur in chice Optik verpackt, sondern auch mit einem ordentlichen Härtegrad versehen. Das finale Triell der Titelhelden gerät zum regelrechten Blutfest Peckinpahschen Zeitlupen-Gesuppes und ist durch die auf die Spitze getriebenen Leone-Referenzen ohnehin eine Klasse für sich.

Inszenatorisch leistet Regisseur Kim ji-woon in seinem Film generell großartige Arbeit, ahmt nicht nur die typischen Westernmotive optisch perfekt nach und glänzt mit edlen Wüstenaufnahmen, sondern verzückt vor allem mit genialer Kameraarbeit, die die Action gerne in teils minutenlangen schnittlosen Plansequenzen präsentiert.

Ebenfalls zugute kommt dem Film seine schiere Größe: Nicht nur knackt die stattliche Laufzeit die Zweistundenmarke, vor allem brennt „The Good, the Bad, the Weird“ im Quasi-Prä-Showdown ein wahrhaft spektakuläres Feuerwerk großen Aufwands ab, das die vorangegangenen Fights und Shootouts im verhältnismäßig kleinen Rahmen durch eine Schlachtdimensionen annehmende Massenverfolgungsjagd in den Schatten stellt, in der sich Verbrecherclans, Wüstenkrieger und schlussendlich die japanische Armee gegenseitig bekriegen, riesige Explosionen und Massenszenen inklusive. Dieses Vorfinale markiert ohnehin das absolute Highlight des Streifens, bündelt Regisseur und Autor Kim ji-woon hier doch formidabel all die Qualitäten, die sein großartiges Werk ausmachen: Spektakuläre Actionszenen mit inszenatorischer Eleganz und blutiger Härte, skurrile Charaktere, absurde Situationseskalationen, überlebensgroße Coolness, herrlichen Humor und unbeschwerte Leichtigkeit.

„The Good, the Bad, the Weird“ nur auf seine Actionszenen und Italowesternreferenzen zu reduzieren, würde dem Streifen nicht gerecht, er ist so viel mehr: Völlig crazy, erfrischend anders und dem Zuschauer ein unablässiges Schmunzeln ins Gesicht zaubernd. Situationskomik, schräge Figuren und wunderbare Sprüche, in einer sensationellen Coolness und Lässigkeit kombiniert, sorgen für ein stetes humoristisches Feuerwerk, das vom dicken Wüstenkriegerfürst bis zu japanischen Offizieren mit schwerbewaffnetem militärischem Anhang reichende Parteieninventar generiert abwechslungsreiche Vielfalt und an coolem Gepose des „Bad“, der anfangs im Angesicht des auf ihn zurasenden Zuges, den er zu überfallen gedenkt, auf den Gleisen stehend sich ersteinmal in Nahaufnahme schwarzbehandschuht eine Zigarette ansteckt, gleichwie des „Good“, der einhändig durchladend im Prä-Showdown entgegen der Reitrichtung der Gegnerhorden dieselben dezimierend zu lässigem Soundtrack deren Reihen durchpflügt, lässt es der Film niemals fehlen.

Fazit: „The Good, the Bad, the Weird“ ist ein großartiges Highlight südkoreanischen Kinos, ein irrer, abgedrehter, sympathischer Abenteuerspaß, der beweist, dass die besten Western heutzutage auch im asiatischen Raum zu finden sein können: Eine liebevolle inhaltliche wie stilistische Sergio-Leone-Hommage kombiniert Regisseur und Autor Kim Ji-woon mit den stylishen Tugenden des fernöstlichen Actionkinos, schrägen Figuren, irrer Situationskomik und einem Finale, das von einer ausgeflippt-skurrilen Eskalation zur nächsten prescht, ohne sich je selbst der Lächerlichkeit preiszugeben oder in schlichte Comedy abzurutschen, zu einer crazy Abenteuergaudi, die Eastern- wie Westernfans gleichermaßen ans Herz zu legen ist.

:liquid9:

Eine deutsche DVD des Films, der dieses Jahr offenbar still und heimlich selbst in hiesigen Kinos lief, ist auf dem Wege, die südkoreanische von CJ Entertainment bereits erschienen.
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C4rter
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Beitrag von C4rter » 08.11.2009, 14:58

Vom 23.03.09:

Der dritte Film den ich mir auf den Fantasy Film Fest Nights angesehen habe war die koreanische Antwort auf „Sukiyaki Western Django“. „The Good The Bad The Weird“, ein Titel der frappierende Ähnlichkeit mit Sergio Leones ultimativem Italo-Western-Klassiker „The Good, the Bad and the Ugly“ hat und auch vom Inhalt leicht an diesen angelehnt ist. In erster Linie ist der Film aber ein wildes, irres, abgefahrenes Actionfeuerwerk das richtig gut gezündet hat. Gezeigt wurde der Film in Koreanisch mit englischen Untertiteln.

Der Film spielt in der Mandschurei in den 30er Jahren: „The Weird“ stiehlt eine Schatzkarte von einem hohen japanischen Beamten bei einem, nicht ganz geplant ablaufenden Zugüberfall. „The Bad“ wird dafür bezahlt, diese zurückzuholen. Der Name „The Bad“ ist Programm, der Kerl ist wirklich fies. Der Dritte im Bunde ist „The Good“, ein Kopfgeldjäger, der an beiden etwas verdienen möchte. Er schließt sich „The Weird“ an und beide machen sich mit Hilfe der Schatzkarte auf die Suche nach dem Schatz. Doch hinter der Karte sind bald mehr Leute her als ihnen lieb ist, sogar die japanische Armee mischt sich ein. Welcher der drei Meisterschützen wird bis zuletzt überleben und was genau ist der Schatz hinter dem alle her sind?

Die Story ist, wie man auf den ersten Blick sieht, wirklich hauchdünn. Aber sie langt trotzdem völlig aus. „The Good The Bad The Weird“ ist eines der Beispiele wo ein Film keine komplexe vielschichte Story braucht, hier reicht eine grobe Richtungsangabe und der Rest ist furiose Action, einige Eastern-Typische Klamaukeinlagen und viel Spaß.

Die Charaktereinführung erfolgt schon direkt in einer toll gefilmten Actionsequenz. Der Überfall auf einen Zug, bei dem direkt alle 3 Hauptcharaktere unabhängig voneinander beteiligt sind, läuft etwas aus dem Ruder. Hiermit beginnt die wilde Hatz hinter der Karte. In regelmäßigen Abständen gibt es nun furios choreografierte Actionsequenzen und tolle Schießereien.

Im Mittelteil des 135 Minuten Films gibt es aber ein paar kleinere Hänger, die etwas Schwung aus dem Film nehmen. Dass dieses Tief schließlich abgeschlossen wird mit der größten Actionsequenz des Films und wahrscheinlich auch der größten eines koreanischen Films bisher, versöhnt dann aber sehr schnell wieder. Während der Film langsam dem Ende entgegen steuert, sind zu diesem Zeitpunkt jede Menge Parteien hinter der Karte her. Gleich mehrere Banden und russische Gangster auf Pferden, die japanische Armee auf Motorrädern, Jeeps und mit Artillerie Unterstützung und natürlich unsere 3 Hauptcharaktere, mittendrin im Schlamassel bzw. auf der Flucht. Toll umgesetzt und voller Action und Spaß. Ähnlich spektakulär wie das Ende von „Doomsday“ aber in einem gänzlich anderen Stil.

Eine Sondererwähnung verdient auch hier wieder einmal der Soundtrack. Zu den Actionszenen gibt es so gut wie immer es ein sehr stimmiges Musikstück zu hören, die Soundtrack-CD wird wohl Pflicht sein. Vorallem aber gefällt der Song "Don't Let Me Be Misunderstood" von Santa Esmeralda sehr gut. Der wird zur eben erwähnten Riesen-Verfolgungsjagdt eingespielt und untermalt die Szenerie meisterhaft. Ohrwurm-Garantie, auch bei anderen Besuchern. Der Song kam ja schon bei "Kill Bill" damals zu neuen Ehren, aber auch hier ist er einfach eine Granate.

Im direkten Vergleich mit „Sukiyaki Western Django“ würde ich „The Good, the Bad, the Weird“ den Vorzug geben. Noch unterhaltsamer und actionreicher geht fast nicht mehr. Der Film schlägt explosiv im Kinosaal ein und das Feuer lodert fast über die gesamte Spielzeit lichterloh. Empfehlenswert, besonders für Western als auch Eastern Fans.

:liquid8:

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John Woo
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Beitrag von John Woo » 07.11.2010, 13:59

Ein echter Kracher mit fast pausenloser Action, herrlichem Humor und bestens aufgelegten Darstellern. Trotz etwas zu grosszügigem Einsatz der Wackelkamera ist die Action gigantisch, abgedreht und sehr abwechslungsreich.
:liquid9:

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Beitrag von freeman » 08.11.2010, 08:57

The Good The Bad The Weird
Absolut kultiges, beinahe tadelloses Zitatenkino, das ein Quentin Tarantino niemals besser hinbekommen hätte. Voller Verve werden hier diverse Mythen des Westerns abgefeiert, garniert mit grandios rockenden, ultrastylishen Actioneinlagen, die der Bittersweet Life Maestro so kongenial abfilmt, dass es einen förmlich aus dem Sessel rockt! Alleine, wie oft er mit elend langen Kamerafahrten im größten Chaos hantiert, ist ganz ganz großes Kino. Dazu eine auf den Punkt spielende, ultrasympathische Besetzung und eine allgemein grenzenlos faszinierende Optik. Fast möchte man meine, die Koreaner hätten den Western erfunden, so stilsicher, wie sie ihn wiederauferstehen lassen ... Hammer!
:liquid9:

In diesem Sinne:
freeman
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Beitrag von LivingDead » 23.09.2012, 13:19

Ein in den Actionszenen geradezu überwältigendes Ereignis, welches, im Rahmen eines Westerns, jedweden Rahmen sprengt. Da kann man außer Acht lassen, dass der Film (außer Zitate und Reminiszenzen am laufenden Band) kaum etwas zu sagen hat. Selten gab es eine so agile, ständig den Überblick behaltende und dennoch ungemein flinke Kameraführung in den turbulentesten Actionszenen, welche gut 80% des Filmes ausmachen. Und so gibt es von Zugentführungen, Verfolgungsjagden per pedes und zu Pferd, bis hin zu Duellen alles zu bestaunen, was so einen Western ausmacht.
Man kann nur gespannt sein, was der neue Arnie so alles kann. Die Voraussetzungen für einen Kracher sind definitiv da.
:liquid8:
Mit freundlichem Gruß
LivingDead

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McClane
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Beitrag von McClane » 16.01.2013, 16:58

Zur Vorbereitung auf "The Last Stand" habe ich mir "The Good, The Bad, "The Weird" jetzt mal angesehen und falls der neue Arnie qualitativ ähnlich in die gleiche Kerbe haut, dann dürfte großer Spaß garantiert sein. Kim Jee-woons Western-Actionfilm ist eine ziemliche Granate, die diverse Logikschwächen und Ungereimtheiten (wie kommt "The Weird" wieder an die Karte, ohne seinen Bruder zu treffen? Was ist mit dem im letzten Filmdrittel?) mit mörderischem Tempo und reichlich Getöse überdeckt. Stylisch inszeniert und mit einer entfesselten Kamera, die für Dynamik sorgt, oft in aufwändigen Plansequenzen, überzeugt die geballte Action zu Pferd, zu Fuß, auf einem Zug, mit Autos und Motorrädern, Messern und Stichwaffen, mit Gewehren und Pistolen, kurz gesagt in zig Variationen, wobei der Schnitt leider nicht ganz auf dem Niveau der Kameraarbeit ist und man gelegentlich den Überblick über das Geschehen verliert - nicht zuletzt aufgrund der Menge an Konfliktparteien. Mit Freude kann man die Leone-Zitate suchen und den Film mit der groben Vorlage "The Good, The Bad and The Ugly" vergleichen, die hier Pate stand.

:liquid8:
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