Django Unchained
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Django Unchained
Originaltitel: Django Unchained
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2012
Regie: Quentin Tarantino
Darsteller: Jamie Foxx, Christoph Waltz, Leonardo DiCaprio, Kerry Washington, Samuel L. Jackson, Walton Goggins, Dennis Christopher, James Remar, David Steen, Dana Michelle Gourrier, Nichole Galicia, Laura Cayouette
Da ist er also, der neue Tarantino. Getrieben von seiner Leidenschaft zum Film und seiner Ambition sich künstlerisch zu entfalten würdigt er jedes Filmgenre als cineastischer Freigeist mit seiner persönlichen Interpretation und liefert dabei ein Endprodukt ab, das trotz (oder gerade wegen) der Verbeugung vor den Vorbildern wie die höchste Vollendung Selbiger wirkt.
Es hat dabei den Anschein, dass Tarantino trotz etablierter Größen wie "Pulp Fiction" und "Jackie Brown" erst mit "Kill Bill" seinen Stil gefunden hat und damit (mit Ausnahme von "Death Proof") seine kommenden Filme in genau dieselbe Richtung einschlagen lässt.
Längst vorbei sind die Zeiten der eher geerdeten Gangster Filme aus den 90ern. Seit 2003 bestimmen außergewöhnliche Grundprämissen, übertriebenes Gemetzel und das bewusst Absurde einen Tarantino Film. Hier reiht sich nun auch der neue "Django Unchained" ein, der treu dem Stil von "Kill Bill" und "Inglorious Basterds" folgt und wieder eine recht simple Rache-Story erzählt, in der aber Charaktere und Dialoge dermaßen aufblühen, dass eine Laufzeit von knapp 3 Stunden nur gerechtfertigt ist.
In vielerlei Hinsicht ist "Django Unchained" ein typischer Tarantino, doch auf der anderen Seite hat der Regissieur auf gewisse andere seiner Trademarks verzichtet. Einige davon sind nicht der Rede wert (wie die Tatsache, dass es sich hier um keinen Episodenfilm handelt), andere schmälern den Gesamteindruck des Filmes schon ein wenig.
Es dominieren mal wieder lange, ausufernde Dialoge, die gewohnt großartig geschrieben sind und von den Schauspielern brillant vorgetragen werden. Allein bei den eloquenten Ausführungen von Christoph Walz' Figur Dr. Schulz hängt man diesem förmlich an dessen Lippen. Die Dialoge entfalten mit zunehmender Gesprächsdauer messerscharfe Akzente, die Bälle werden sich immer härter zugeworfen und die unterschwellige Bedrohlichkeit nimmt zu. Das ist Tarantinos großes Trademark, das ihm auch hier wieder hervorragend gelungen ist.
Tarantino setzt seine Geschichte auch wieder gekonnt in Szene und schafft in wichtigen Schlüsselszenen memorable Bilder, die durch das Zusammenspiel von Kameraführung, Score und dem skurillen Inhalt sich in die Köpfe der Zuschauer einbrennen. Darüber hinaus darf auch die authentische Ausarbeitung des Grundszenarios gelobt werden. Hier in den US-Südstaaten Ende des 19. Jahrhunderts herrscht eine klare gesellschaftliche Trennung zwischen Hautfarben und dennoch wagt es der Film keine reine Schwarz-Weiß Malerei zu betreiben und zeigt auf beiden Seiten sowohl gutmütige Freidenker, als auch griesgrämig Rassisten.
Gerade diese Verschiebung der Grenzen ist es, die oftmals für Lacher im Kinosaal sorgt. Django Unchained ist sicherlich der humorvollste Tarantino Film, auch wenn die durchaus gut pointierte Situationskomik meist schwarzer Natur ist. In allen anderen Fällen ist es lediglich die inflatinoäre Verwendung des Schimpfwortes "Nigger", die die schlichten Gemüter im Kinosaal zu Schenkelklopfern reizt. Ebenso kann die drastische Gewaltdarstellung mit ihren breitflächigen Blutspritzern verblüffen und provoziert in ihrer grotesken Absurdität weitere Lacher. Höhepunkt des Ganzen ist sicherlich, die Frau, die physikalisch vollkommen inkorrekt von einer abgefeuerten Kugel in eine völlig andere Richtung katapultiert wird. Tarantino setzt solche unrealistischen Slapstick Momente gerne bewusst ein, was auch durchaus legitim ist, doch in anderen Fällen, wie zum Beispiel der Tatsache, dass Kugeln hier grundsätzlich in Nahaufnahme Körper durchbohren und gleichzeitig Leichen als Schutzschilder verwendet werden, darf man Tarantino auch mal Schlamperei vorwerfen. In anderen Filmen würde man einfach von Logikfehlern sprechen, im Falle von Tarantino neigt man dazu sich in Interpretationen zu flüchten, um dessen Unfehlbarkeit zu erhalten. Doch der Mann ist nunmal doch nicht unfehlbar und hat damit einen etwas madigen Restgeschmack hinterlassen.
Auch das Drehbuch ist trotz der gewohnt guten Dialoge und der erwachsenen Darstellung des Settings nicht frei von Fehlern. Sowohl der von Leonardo DiCaprio dargestellte fiese Großgrundbesitzer Calvin Candle, als auch Walz' Schulz agieren gegen Ende nicht so, wie man es hätte erwarten dürfen. Candle hätte in der entscheidenden Szene die Unmenschlichkeit eines Hans Landa an den Tag legen können und Schulz ist am Ende trotz seiner hohen Intelligenz seinem eigenen Ego erlegen. Davon abgesehen wirkt auch der Wendepunkt von Jamie Foxx' Titelfigur wie nachträglich hinzugefügt, nur um die Handlung nochmal um 30min verlängern zu können. Ein solch plumper "Easy Way Out" ist im Rahmen des Potentials eines Quentin Tarantinos doch eher unwürdig. Und zum Schluss ist da noch der Soundtrack, der sich gewohnt erstklassik präsentiert, doch in einigen Szenen treibt es Tarantino dann doch ein wenig zu weit mit seiner unkonventionellen Musikuntermalung und knallt einem mit zwei Colts ballernden Django einen hippen Hip-Hop Track um die Ohren, dass man glaubt, sich in einem schlechten Musikvideo wiederzufinden.
Aber das ist Meckern auf hohem Niveau. Tarantino Filme polarisieren nunmal. Mir jedenfalls hat der Braten, trotz einiger Schrotreste im Fleisch geschmeckt. Die Schlussszene die begleitet wurde vom Titeltrack aus "Die rechte und die linke Hand des Teufels" zusammen mit dem frech grinsenden, Zigarre kauendem Jamie Foxx und seinem ulkig tanzendem Gaul kreisen immernoch durch meinen Kopf.
Django Unchained
Ich bin bekanntlich kein grosser Fan von den Filmen von Quentin Tarantino, allerdings ist es auch schon einige Zeit her, seit ich einen Film von ihm gesehen habe (den tollen „True Romance“ mal ausgenommen). Wie auch immer, der Film hier hat mir gut gefallen, obwohl er ja eigentlich alle die für Tarantino typischen Eigenheiten vorzuweisen hat, die mir früher sonst nicht so gefallen haben. Die darstellerischen Leistungen in diesem Film sind absolute Spitzenklasse; Leonardo DiCaprio und Jamie Foxx sind „nur“ sehr gut, während Samuel L. Jackson eine grossartige Performance hinlegt, und was Christoph Waltz für eine Show bietet, kann man schon fast nicht mehr in Worte fassen. Man muss den Film aber unbedingt im Original ansehen. Auch sehr gefreut habe ich mich über den kurzen, aber äusserst witzigen Auftritt von Don Johnson.
Das Drehbuch ist natürlich grossartig, voller Witz und Ideen und die sonst so von mir kritisierten Tarantino-typischen Dialoge waren hier wirklich klasse und herrlich zum Zuhören.
Leider wirkte der Film für mich vielleicht doch eine Spur zu langatmig und möglicherweise hat man es mit einigen Geschmacklosigkeiten doch etwas übertrieben, trotzdem habe ich mich sehr gut unterhalten und werde den Film sicher bald wieder anschauen.
Ich bin bekanntlich kein grosser Fan von den Filmen von Quentin Tarantino, allerdings ist es auch schon einige Zeit her, seit ich einen Film von ihm gesehen habe (den tollen „True Romance“ mal ausgenommen). Wie auch immer, der Film hier hat mir gut gefallen, obwohl er ja eigentlich alle die für Tarantino typischen Eigenheiten vorzuweisen hat, die mir früher sonst nicht so gefallen haben. Die darstellerischen Leistungen in diesem Film sind absolute Spitzenklasse; Leonardo DiCaprio und Jamie Foxx sind „nur“ sehr gut, während Samuel L. Jackson eine grossartige Performance hinlegt, und was Christoph Waltz für eine Show bietet, kann man schon fast nicht mehr in Worte fassen. Man muss den Film aber unbedingt im Original ansehen. Auch sehr gefreut habe ich mich über den kurzen, aber äusserst witzigen Auftritt von Don Johnson.
Das Drehbuch ist natürlich grossartig, voller Witz und Ideen und die sonst so von mir kritisierten Tarantino-typischen Dialoge waren hier wirklich klasse und herrlich zum Zuhören.
Leider wirkte der Film für mich vielleicht doch eine Spur zu langatmig und möglicherweise hat man es mit einigen Geschmacklosigkeiten doch etwas übertrieben, trotzdem habe ich mich sehr gut unterhalten und werde den Film sicher bald wieder anschauen.
Also ich weiß nicht, ich persönlich mag Jackie Brown ja auch sehr gerne, aber das ist der Film, den die meisten als schlechtesten Tarantino einstufen würden - besser wieder mit einem Konsenswerk wie Pulp Fiction anfangen.
Noch mein Nachtrag zu Django aus dem Filmtagebuch:
Zielstrebig verfolgt Tarantino seinen spätestens mit "Inglourious Basterds" eingeschlagenen Weg, Dialoge nicht mehr als autonome Ellipsen zu zelebrieren, sondern zur Fortführung der Geschichte bzw. zum Schüren von Spannung einzusetzen, und gibt damit einer neuen Phase seines Filmschaffens langsam ein Gesicht. Dass sich Tarantino irgendwann dem Western zuwenden würde, war über kurz oder lang abzusehen - "Django Unchained" spielt dabei in erster Linie mit Rollenverteilungen. Hatte man den klassischen Westernhelden bzw. -Antihelden in der Regel meistens schon zu Beginn der Handlung mit einem schnellen Close Up in die Augen ausgemacht, scheint hier zunächst Christoph Waltz die Hauptrolle inne zu haben, und lange Zeit fühlt es sich so an, als würde Waltz' Charisma dank vortrefflich geschriebener Comedy Jamie Foxx' eher unauffälliges Auftreten vollständig überstrahlen, vielleicht auch wider die Intention des Regisseurs, doch das Drehbuch hält genug Kniffe bereit, dass sich der Filmtitel irgendwann bezahlt macht.
Ausgerechnet in Candy-Land, das von dem Gespann DiCaprio / Jackson mehr als nur dominiert wird (in deren Zusammenspiel sehe ich die heimlichen Gewinner des Films), macht sich leider narrativ Gewöhnlichkeit breit: Während Jacksons Figur am Tisch langsam Verdacht schöpft (wobei Jackson das eigentlich absolut herausragend rüberbringt), erliegt Tarantino dem konventionellen Erzählen und inszeniert fast schon wie ein normaler Handwerker. Der Grat dorthin ist ohnehin die gesamten 160 Minuten über enorm schmal; erfreulicherweise, muss man dazu sagen, denn Tarantino scheint dadurch wesentlich weiter als all die Heerscharen seiner Kopisten, die den Kult jagen wie einen heiligen Gral. An solchen Banalitäten hält sich Tarantino nicht auf, bewahrt - von der erwähnten Schwächephase abgesehen - aber durchweg das Besondere in seinem Film, das so einzigartig und unnachahmlich für sein Filmemachen ist.
Nicht unbedingt eine Schwäche, aber schwächer als gewohnt ist der Schnitt - das Fehlen von Sally Field macht sich hier schon an mehreren Stellen bemerkbar. Ob man auch die mehrfache Wendung und das Wiederaufgreifen der Handlung, die schon abgeschlossen schien, als Schwäche betrachten möchte, liegt im Auge des Betrachters - etwas unrund wirkt in jedem Fall alles, was nach Candyland passiert. Dennoch ein großartiger, in jedem Fall sehenswerter Film, der nur unwesentlich schwächer ausfällt als "Inglourious Basterds".
Noch mein Nachtrag zu Django aus dem Filmtagebuch:
Zielstrebig verfolgt Tarantino seinen spätestens mit "Inglourious Basterds" eingeschlagenen Weg, Dialoge nicht mehr als autonome Ellipsen zu zelebrieren, sondern zur Fortführung der Geschichte bzw. zum Schüren von Spannung einzusetzen, und gibt damit einer neuen Phase seines Filmschaffens langsam ein Gesicht. Dass sich Tarantino irgendwann dem Western zuwenden würde, war über kurz oder lang abzusehen - "Django Unchained" spielt dabei in erster Linie mit Rollenverteilungen. Hatte man den klassischen Westernhelden bzw. -Antihelden in der Regel meistens schon zu Beginn der Handlung mit einem schnellen Close Up in die Augen ausgemacht, scheint hier zunächst Christoph Waltz die Hauptrolle inne zu haben, und lange Zeit fühlt es sich so an, als würde Waltz' Charisma dank vortrefflich geschriebener Comedy Jamie Foxx' eher unauffälliges Auftreten vollständig überstrahlen, vielleicht auch wider die Intention des Regisseurs, doch das Drehbuch hält genug Kniffe bereit, dass sich der Filmtitel irgendwann bezahlt macht.
Ausgerechnet in Candy-Land, das von dem Gespann DiCaprio / Jackson mehr als nur dominiert wird (in deren Zusammenspiel sehe ich die heimlichen Gewinner des Films), macht sich leider narrativ Gewöhnlichkeit breit: Während Jacksons Figur am Tisch langsam Verdacht schöpft (wobei Jackson das eigentlich absolut herausragend rüberbringt), erliegt Tarantino dem konventionellen Erzählen und inszeniert fast schon wie ein normaler Handwerker. Der Grat dorthin ist ohnehin die gesamten 160 Minuten über enorm schmal; erfreulicherweise, muss man dazu sagen, denn Tarantino scheint dadurch wesentlich weiter als all die Heerscharen seiner Kopisten, die den Kult jagen wie einen heiligen Gral. An solchen Banalitäten hält sich Tarantino nicht auf, bewahrt - von der erwähnten Schwächephase abgesehen - aber durchweg das Besondere in seinem Film, das so einzigartig und unnachahmlich für sein Filmemachen ist.
Nicht unbedingt eine Schwäche, aber schwächer als gewohnt ist der Schnitt - das Fehlen von Sally Field macht sich hier schon an mehreren Stellen bemerkbar. Ob man auch die mehrfache Wendung und das Wiederaufgreifen der Handlung, die schon abgeschlossen schien, als Schwäche betrachten möchte, liegt im Auge des Betrachters - etwas unrund wirkt in jedem Fall alles, was nach Candyland passiert. Dennoch ein großartiger, in jedem Fall sehenswerter Film, der nur unwesentlich schwächer ausfällt als "Inglourious Basterds".
Ich höre auch immer, dass viele sagen es sei der schlechteste. Alle Fans die ich kenne (inkl. mir) sagen aber auf die Frage nach seinem besten Film immer "Jackie Brown".Vince hat geschrieben:Also ich weiß nicht, ich persönlich mag Jackie Brown ja auch sehr gerne, aber das ist der Film, den die meisten als schlechtesten Tarantino einstufen würden - besser wieder mit einem Konsenswerk wie Pulp Fiction anfangen.
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Tarantino sagte mal, dass Jackie Brown sein persönlicher Lieblingsfilm sei und ein bekannter Filmkritiker meinte mal, dass diejenigen, die sich Pulp Fiction Fans schimpfen und von Jackie Brown enttäuscht waren, keinesfalls die wahre Essenz von Pulp Fiction erfasst hätten 8-)
Ich persönlich kann einem Tarantino Film nicht mehr als 9 Punkte geben. Trotz ihres hohen Wiederschauwertes hat jeder Tarantino Film für mich etwas unsympathisches, das mir einfach eine Schwärmerei verwehrt. Selbst die "guten" Charaktere sind in den Filmen eigentlich Arschgeigen.
In der Hinsicht bot mir Jackie Brown mit der Figur von Michael Keaton einen Charakter den ich durch und durch mochte...
wusstet ihr btw, dass für Django ursprünglich Will Smith geplant war und dieser nur deswegen abgelehnt hatte, weil ihm die Rolle nicht präsent genug war?
Ich persönlich kann einem Tarantino Film nicht mehr als 9 Punkte geben. Trotz ihres hohen Wiederschauwertes hat jeder Tarantino Film für mich etwas unsympathisches, das mir einfach eine Schwärmerei verwehrt. Selbst die "guten" Charaktere sind in den Filmen eigentlich Arschgeigen.
In der Hinsicht bot mir Jackie Brown mit der Figur von Michael Keaton einen Charakter den ich durch und durch mochte...
wusstet ihr btw, dass für Django ursprünglich Will Smith geplant war und dieser nur deswegen abgelehnt hatte, weil ihm die Rolle nicht präsent genug war?
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Einer der Lieblingsfilme meiner Freundin, musste ich mir mal mit ihr ansehen...war ganz nett ;)Vince hat geschrieben: Also wenn ich nur Filmen 10 Punkte geben würde, die ich sympathisch finde, bliebe nur ein Film übrig: Dreamcatcher.
Ich hätte vielleicht noch etwas präziser mit meiner Schilderung sein müssen, was mein Anspruch an Sympathie bei Filmen angeht. Einem GoodFellas gebe ich ja auch eine 10, obwohl es da original auch keine einzige sympathische Figur gibt...Aber bei Tarantino schwirrt da einfach noch unterschwellig etwas widerlich, dreckiges und gemeines mit sich, das mich einfach nicht wohl fühlen lässt ;)
Will Smith wollte wohl auch Rewrites, damit Django mehr in den Big-Willie-Style passt und da hat Tarantino dann einen neuen Hauptdarsteller gesucht.
Ich fand "Django Unchained" stark, aber nicht so stark wie "Inglorious Basterds", den ich persönlich für Tarantinos großes Meisterwerk halte. Interessant sind die Filme natürlich im Vergleich: Beispielsweise spielt Waltz in beiden Filmen einen deutschsprachigen kultivierten Profi, der mit dem Leben anderer Menschen handelt und über Leichen geht, doch wo er in IB der Karrierist schlechthin ist, da entwickelt er sich in "Django Unchained" mehr und mehr zum moralischen Gewissen des Films. Ansonsten wirkt der Film bei mir stark nach, fand ihn direkt nach der Sichtung nicht ganz so gut wie nach einer Weile des Darüber-Nachdenkenens. Zwei empfindliche Schwachstellen hat der Film IMO. Zum einen wäre in der ersten Hälfte die Kapuzendiskussion. Ein ohnehin schon eher flacher Gag, der zu einer mehrminütigen Laberei ausgewalzt wird, welche die eigentliche Geschichte nicht bereichert, sondern ausbremst. Grauenhaft. Ebenfalls etwas unnötig erscheint der letzte Schlenker kurz vorm Finale in der Rückschau, wobei das gleichzeitig mit den Kunstgriffen Tarantinos übereinstimmt: Der Film baut (Genre-)Erwartungen auf, zerstört sie mal, bekräftigt sie an anderer Stelle, weshalb man gar nicht ahnen kann, wie er ausgeht. Ich wäre vielleicht etwas enttäuscht, aber noch nicht einmal überrascht gewesen, hätte der Film tatsächlich mit dem Freikaufen von Djangos Frau geendet. Insgesamt jedoch echt famos, gerade in der Anlage der Figuren von Foxx und Waltz, DiCaprio und Jackson, die ja vor allem in der jeweiligen Paarkonstellation, aber auch anderen Verbindungen zueinander faszinierende Facetten zeigen - ein sehr hintersinniger Film.
starke
Ich fand "Django Unchained" stark, aber nicht so stark wie "Inglorious Basterds", den ich persönlich für Tarantinos großes Meisterwerk halte. Interessant sind die Filme natürlich im Vergleich: Beispielsweise spielt Waltz in beiden Filmen einen deutschsprachigen kultivierten Profi, der mit dem Leben anderer Menschen handelt und über Leichen geht, doch wo er in IB der Karrierist schlechthin ist, da entwickelt er sich in "Django Unchained" mehr und mehr zum moralischen Gewissen des Films. Ansonsten wirkt der Film bei mir stark nach, fand ihn direkt nach der Sichtung nicht ganz so gut wie nach einer Weile des Darüber-Nachdenkenens. Zwei empfindliche Schwachstellen hat der Film IMO. Zum einen wäre in der ersten Hälfte die Kapuzendiskussion. Ein ohnehin schon eher flacher Gag, der zu einer mehrminütigen Laberei ausgewalzt wird, welche die eigentliche Geschichte nicht bereichert, sondern ausbremst. Grauenhaft. Ebenfalls etwas unnötig erscheint der letzte Schlenker kurz vorm Finale in der Rückschau, wobei das gleichzeitig mit den Kunstgriffen Tarantinos übereinstimmt: Der Film baut (Genre-)Erwartungen auf, zerstört sie mal, bekräftigt sie an anderer Stelle, weshalb man gar nicht ahnen kann, wie er ausgeht. Ich wäre vielleicht etwas enttäuscht, aber noch nicht einmal überrascht gewesen, hätte der Film tatsächlich mit dem Freikaufen von Djangos Frau geendet. Insgesamt jedoch echt famos, gerade in der Anlage der Figuren von Foxx und Waltz, DiCaprio und Jackson, die ja vor allem in der jeweiligen Paarkonstellation, aber auch anderen Verbindungen zueinander faszinierende Facetten zeigen - ein sehr hintersinniger Film.
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Jimmy Dix: "Du glaubst wohl nicht an die Liebe?" - Joe Hallenbeck: "Doch ich glaube an die Liebe. Ich glaube auch an Krebs." [Last Boy Scout]
Perry Van Shrike: "Look up 'idiot' in the dictionary. You know what you'll find?" - Harry Lockhart: "A picture of me?" - Perry Van Shrike: "No! The definition of the word idiot, cause that is what you fucking are!" [Kiss Kiss, Bang Bang]
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ich fands amüsant, aber ich war generell auch ziemlich vom kinopublikum genervt. Ich will mich jetzt ja nicht so neun mal klug den Leuten im Kino hervorheben, aber es hat schon genervt, wie das ganze Publikum jedesmal lauthals gelacht hat, wenn das Wort "Nigger" fiel. Meine Fresse was ist daran so urkomisch???
Oder bei krass splattrigen Shootouts, wo gerne mal große Fontänen aus den Körpern spritzen beömmeln sich alle...ganz besonders, wenn in den Schritt geballert wurde. Ich weiß im Kino ist es in diesem großen Kollektiv aus Zuschauern einfacher zu lachen, aber ich fands doch sehr befremdlich...liegt es an mir, oder an dem anspruchslosen Publikum?
Oder bei krass splattrigen Shootouts, wo gerne mal große Fontänen aus den Körpern spritzen beömmeln sich alle...ganz besonders, wenn in den Schritt geballert wurde. Ich weiß im Kino ist es in diesem großen Kollektiv aus Zuschauern einfacher zu lachen, aber ich fands doch sehr befremdlich...liegt es an mir, oder an dem anspruchslosen Publikum?
Nach längerer Pause auch nochmal was geschrieben:
Quentin Tarantino genießt in Hollywood ohne Frage kreativen Ausnahmestatus, kann er doch spätestens seit seinen „Kill Bill“-Erfolgen mehr oder weniger in die Kinos bringen was er will, egal ob ein eigentlich vollkommen absurdes „Grindhouse“-Projekt, in dem er der Trash-Kultur derart detailliert huldigt, dass es selbst eingeschworene Fans nicht verstehen oder seine ganz eigene Abrechnung mit Nazi-Deutschland, in welcher er mit absurder Komik den 2. Weltkrieg umschreibt.
Mit seinem neuesten Werk „Django Unchained“ geht er nun – wie er es in mehreren Interviews provozierend proklamierte – den nächsten Holocaust an: die Verbrechen der Sklaverei auf amerikanischem Boden. Damit wagt er sich an ein Thema, welches insbesondere in den Vereinigten Staaten immer noch ein heißes Eisen ist. Der Rassismus brodelt trotz eines schwarzen Präsidenten in seiner mittlerweile zweiten Amtszeit noch immer unter einer dünnen Oberfläche, die immer wieder in Form von hitzigen Debatten, Unruhen und gewalttätigen Gang-Konflikten aufbricht.
Ob „Bärenjude“ oder blutrünstige Rache-Schlachtplatten: Dünnes Eis hat Tarantino noch nie interessiert und so echauffierte sich die Presse auch diesmal schon im Vorhinein über den beinahe inflationären Gebrauch des bösen N-Wortes (weit über 100x) in einer großen Hollywood-Produktion eines – und das scheint der größte Kritikpunkt zu sein - weißen Filmemachers. Dabei scheint sich niemand auch nur ansatzweise mit dem Filminhalt beschäftigt zu haben, denn „Django Unchained“ ist ein durchaus respektvolles und gleichzeitig typisch Tarantino-eskes wutschnaubendes Plädoyer gegen den Rassismus. Dabei geht die Neu-Interpretation des Django-Mythos, der im Jahr 1966 mit dem Italo-Western Django mit Franco Nero in der Hauptrolle begann, weit über die vermeintlich simple Story eines verschleppten Sklaven, der versucht seine Frau zu finden, hinaus. Die Komplexität, um die der beinahe kultisch verehrte Filmemacher sein Western-Tribut errichtet, wird erst mit fortgeschrittener Laufzeit langsam ersichtlich und hebt Tarantino's Arbeit auf ein ganz neues Level.
Dreh- und Angelpunkt ist – ähnlich wie schon bei „Inglourious Basterds“ ein kongenial aufspielender Christoph Waltz, der als vermeintlicher Zahnarzt Dr. King Schultz den Sklaven Django in einer Aufsehen erregenden Eingangs-Sequenz zwei Sklavenhändlern abkauft, damit dieser ihm bei einem Kopfgeld-Auftrag helfen kann. Fortan wandelt der Film eine ganze Weile auf den Pfaden des Buddy-Movies, bevor Tarantino den Erzählfluss unterbricht und den Fokus auf einen Plan zur Befreiung von Django's Frau Broomhilda vom Plantagenbesitzer Calvin Candie legt, wodurch das grandiose Gespann Waltz/Foxx auf die nicht weniger geniale Paarung Di Caprio/Jackson trifft.
Dabei wird einmal mehr das unglaubliche Casting-Talent des Ausnahme-Regisseurs deutlich, der auch in „Django Unchained“ seine Charaktere deutlich gegen den Strich schreibt und dann eben auch dementsprechend castet. Der interessanteste Clou ist aber eigentlich den dämonisch-bösen Judenjäger aus „Inglourious Basterds“ diesmal als gutes Gewissen im Sklaven-Holocaust der Südstaaten in Form eines deutschen Kopfgeld-Jägers zu casten. Waltz löst auch diese Aufgabe mit Bravour, auch wenn die Rolle ähnlich schräg und skurril angelegt ist, wie die des erbarmungslosen Hans Landa. Jamie Foxx liefert eine zurückhaltende und doch ambivalente Interpretation des Django's ab, verblasst aber gegen den sich in regelrechte Rage spielenden Leonardo Di Caprio und den zwischen gespenstischer Akzeptanz und komödiantischem Geniestreich pendelnden tragikomischen Auftritt Samuel L. Jacksons, der als treuer Bediensteter in Candie's Plantage Candyland jegliche Sensibilität für die Gräueltaten an den anderen Sklaven verloren hat.
Ein verschrobener Deutscher, der mit einem schwarzen Partner durch die Südstaaten des 19. Jahrhunderts zieht, ein schwarzer Butler, der seinesgleichen verrät und ein erbarmungsloser Held, dem jedes Mittel recht ist, um wieder mit seiner Frau zusammenzukommen sind das ambivalente Figuren-Interieur, das Tarantino wie aus dem Lehrbuch und gleichzeitig höchst unkonventionell entwickelt und damit unterschwellig eines der einprägsamsten Plädoyers gegen Vorurteile auf die Kinoleinwände zaubert. Denn hier erfüllt niemand seine Klischee-Rolle, egal ob schwarz oder weiß, amerikanisch oder deutsch.
Das alles verpackt er in das uramerikanischste Filmgenre überhaupt: den Western, der gleichzeitig das Genre darstellt, dass auch den zweiten amerikanischen Völkermord in zahlreichen Filmen stark verzerrt propagiert hat. Wie das Genre funktioniert weiß der Filmliebhaber Tarantino wie aus dem FF, hat er doch schon in seinen Erstling „Reservoir Dogs“ diverse Reminiszenzen integriert und diese in seiner Karriere in Filmen wie „Kill Bill“ und auch „Inglourious Basterds“ noch detaillierter herausgearbeitet. Demnach wirkt die Regie in „Django Unchained“ schon beinahe routiniert, aber gleichzeitig enorm versiert. Von einsamen Western-Städten über verschwenderische Landschafts-Panoramen bis hin zu staubigen Duellen ist alles vorhanden. Doch Tarantino wäre nicht Tarantino wenn er aus einem vermeintlichen Genre-Film nicht auch sein eigenes Crossover kreieren würde. In „Django Unchained“ trifft Italo-Western auf Blaxploitation, das Genre, welches Tarantino 1997 selbst mit dem großartigen und stark unterschätzten „Jackie Brown“ huldigte. Broomhilda von Schaft ist nicht nur ein auch im Film thematisierter Seitenhieb auf das deutsche Heldenepos des Nibelungenlieds, sondern auch auf den wohl bekanntesten Blaxploitation-Charakter: Shaft.
Strukturell weißt der ambitionierte Streifen durchaus einige kleinere Schwächen auf. So wirkt der Verhandlungsteil, welcher auf die straight erzählte erste Hälfte folgt teilweise etwas zu gestreckt. Aber auch das ist Tarantino: irgendwo zwischen egozentrischer Selbstverliebtheit und purer Detailfreude ergießen sich diese ausufernden Dialog-Blasen in jedem seiner Filme. Love it or hate it! „Django Unchained“ schaden sie nicht, aber sie machen ihn auch nicht zwangsläufig besser. In den meisten Fällen bekommt der Film aber immer noch im richtigen Moment die Kurve und bringt die Handlung weiter voran, bis sie in einem mehrstöckigen Finale kulminiert, welches jeden Spaghetti-Western alt aussehen lässt.
Für Fans von ausuferndem Gunplays ist der Showdown ein sauber durch-choreographiertes, Blei-geschwängertes Actionfest, in welchem nicht nur hart, sondern vor allem extrem blutig gestorben wird. Brachiale Einschüsse werden auf fast schon groteske Weise ins Comic-hafte übersteigert und erden so den zwischenzeitlich ernsten und nachdenklichen Grundton wieder in eine Tarantino-eske Basis, denn in erster Linie ist und bleibt „Django Unchained“ nichts anderes als ein Tarantino-Film, einzigartig, unnachahmlich und scheinbar immun gegenüber allen erzählerischen und gesellschaftlichen Konventionen.
Das macht die Odyssee durch die Südstaaten aber auch gleichzeitig zur Zielscheibe, denn wie schon bei „Inglourious Basterds“ stellen viele Kritiker die Frage, ob eine derart schmerzende und viele Generationen beeinflussende Vergangenheit in einem derart speziellen Blut- und Comedy-getränktem Entertainment-Produkt aufgearbeitet werden sollte. Am treffensten war dazu in der Los Angeles Times eine Zeile von Journalistin Erin Aubry Kaplan zu lesen: „It is an institution whose horrors need no exaggerating, yet Django does exactly that, either to enlighten or entertain. A white director slinging around the n-word in a homage to '70s blaxploitation à la Jackie Brown is one thing, but the same director turning the savageness of slavery into pulp fiction is quite another.“
Wie man dramatische historische Ereignisse wie den Holocaust oder die Sklaverei in einem Hollywood-Film aufarbeiten sollte, wird von jedem Zuschauer im Kinosaal anders empfunden und ist daher unmöglich universell zu beantworten. „Django Unchained“ nimmt über die gesamte Laufzeit kein Blatt vor den Mund, es wird geflucht, gestorben und geredet wie in jedem anderen Tarantino-Film. Und doch stellt er für mich eine Ausnahme da, da er sich im Subtext und in der Anlage seiner Charaktere auf sehr subtile Weise dem ernsten und leider immer noch hochaktuellen Thema Rassismus annähert ohne dabei in Spielberg-Manier die Moralkeule zu schwingen. Vielleicht ist es sogar effektiver in einem vertrauten Popkultur-Kosmos zu zeigen, welche verheerenden Auswirkungen Vorurteile haben können, anstatt das Publikum in epischen Tear-Jerkern unter dem erhobenen Zeigefinger zu begraben. Handwerklich und erzählerisch gibt sich die aktuellste Regiearbeit jedenfalls über alle Zweifel erhaben und ist vielleicht sogar Tarantino's gelungenste Verbeugung vor einem Genre, da die verschiedenen Stränge großartig mit dem dramatischen Kontext interagieren und dadurch eine selten dagewesene Doppelbödigkeit erreichen.
Quentin Tarantino genießt in Hollywood ohne Frage kreativen Ausnahmestatus, kann er doch spätestens seit seinen „Kill Bill“-Erfolgen mehr oder weniger in die Kinos bringen was er will, egal ob ein eigentlich vollkommen absurdes „Grindhouse“-Projekt, in dem er der Trash-Kultur derart detailliert huldigt, dass es selbst eingeschworene Fans nicht verstehen oder seine ganz eigene Abrechnung mit Nazi-Deutschland, in welcher er mit absurder Komik den 2. Weltkrieg umschreibt.
Mit seinem neuesten Werk „Django Unchained“ geht er nun – wie er es in mehreren Interviews provozierend proklamierte – den nächsten Holocaust an: die Verbrechen der Sklaverei auf amerikanischem Boden. Damit wagt er sich an ein Thema, welches insbesondere in den Vereinigten Staaten immer noch ein heißes Eisen ist. Der Rassismus brodelt trotz eines schwarzen Präsidenten in seiner mittlerweile zweiten Amtszeit noch immer unter einer dünnen Oberfläche, die immer wieder in Form von hitzigen Debatten, Unruhen und gewalttätigen Gang-Konflikten aufbricht.
Ob „Bärenjude“ oder blutrünstige Rache-Schlachtplatten: Dünnes Eis hat Tarantino noch nie interessiert und so echauffierte sich die Presse auch diesmal schon im Vorhinein über den beinahe inflationären Gebrauch des bösen N-Wortes (weit über 100x) in einer großen Hollywood-Produktion eines – und das scheint der größte Kritikpunkt zu sein - weißen Filmemachers. Dabei scheint sich niemand auch nur ansatzweise mit dem Filminhalt beschäftigt zu haben, denn „Django Unchained“ ist ein durchaus respektvolles und gleichzeitig typisch Tarantino-eskes wutschnaubendes Plädoyer gegen den Rassismus. Dabei geht die Neu-Interpretation des Django-Mythos, der im Jahr 1966 mit dem Italo-Western Django mit Franco Nero in der Hauptrolle begann, weit über die vermeintlich simple Story eines verschleppten Sklaven, der versucht seine Frau zu finden, hinaus. Die Komplexität, um die der beinahe kultisch verehrte Filmemacher sein Western-Tribut errichtet, wird erst mit fortgeschrittener Laufzeit langsam ersichtlich und hebt Tarantino's Arbeit auf ein ganz neues Level.
Dreh- und Angelpunkt ist – ähnlich wie schon bei „Inglourious Basterds“ ein kongenial aufspielender Christoph Waltz, der als vermeintlicher Zahnarzt Dr. King Schultz den Sklaven Django in einer Aufsehen erregenden Eingangs-Sequenz zwei Sklavenhändlern abkauft, damit dieser ihm bei einem Kopfgeld-Auftrag helfen kann. Fortan wandelt der Film eine ganze Weile auf den Pfaden des Buddy-Movies, bevor Tarantino den Erzählfluss unterbricht und den Fokus auf einen Plan zur Befreiung von Django's Frau Broomhilda vom Plantagenbesitzer Calvin Candie legt, wodurch das grandiose Gespann Waltz/Foxx auf die nicht weniger geniale Paarung Di Caprio/Jackson trifft.
Dabei wird einmal mehr das unglaubliche Casting-Talent des Ausnahme-Regisseurs deutlich, der auch in „Django Unchained“ seine Charaktere deutlich gegen den Strich schreibt und dann eben auch dementsprechend castet. Der interessanteste Clou ist aber eigentlich den dämonisch-bösen Judenjäger aus „Inglourious Basterds“ diesmal als gutes Gewissen im Sklaven-Holocaust der Südstaaten in Form eines deutschen Kopfgeld-Jägers zu casten. Waltz löst auch diese Aufgabe mit Bravour, auch wenn die Rolle ähnlich schräg und skurril angelegt ist, wie die des erbarmungslosen Hans Landa. Jamie Foxx liefert eine zurückhaltende und doch ambivalente Interpretation des Django's ab, verblasst aber gegen den sich in regelrechte Rage spielenden Leonardo Di Caprio und den zwischen gespenstischer Akzeptanz und komödiantischem Geniestreich pendelnden tragikomischen Auftritt Samuel L. Jacksons, der als treuer Bediensteter in Candie's Plantage Candyland jegliche Sensibilität für die Gräueltaten an den anderen Sklaven verloren hat.
Ein verschrobener Deutscher, der mit einem schwarzen Partner durch die Südstaaten des 19. Jahrhunderts zieht, ein schwarzer Butler, der seinesgleichen verrät und ein erbarmungsloser Held, dem jedes Mittel recht ist, um wieder mit seiner Frau zusammenzukommen sind das ambivalente Figuren-Interieur, das Tarantino wie aus dem Lehrbuch und gleichzeitig höchst unkonventionell entwickelt und damit unterschwellig eines der einprägsamsten Plädoyers gegen Vorurteile auf die Kinoleinwände zaubert. Denn hier erfüllt niemand seine Klischee-Rolle, egal ob schwarz oder weiß, amerikanisch oder deutsch.
Das alles verpackt er in das uramerikanischste Filmgenre überhaupt: den Western, der gleichzeitig das Genre darstellt, dass auch den zweiten amerikanischen Völkermord in zahlreichen Filmen stark verzerrt propagiert hat. Wie das Genre funktioniert weiß der Filmliebhaber Tarantino wie aus dem FF, hat er doch schon in seinen Erstling „Reservoir Dogs“ diverse Reminiszenzen integriert und diese in seiner Karriere in Filmen wie „Kill Bill“ und auch „Inglourious Basterds“ noch detaillierter herausgearbeitet. Demnach wirkt die Regie in „Django Unchained“ schon beinahe routiniert, aber gleichzeitig enorm versiert. Von einsamen Western-Städten über verschwenderische Landschafts-Panoramen bis hin zu staubigen Duellen ist alles vorhanden. Doch Tarantino wäre nicht Tarantino wenn er aus einem vermeintlichen Genre-Film nicht auch sein eigenes Crossover kreieren würde. In „Django Unchained“ trifft Italo-Western auf Blaxploitation, das Genre, welches Tarantino 1997 selbst mit dem großartigen und stark unterschätzten „Jackie Brown“ huldigte. Broomhilda von Schaft ist nicht nur ein auch im Film thematisierter Seitenhieb auf das deutsche Heldenepos des Nibelungenlieds, sondern auch auf den wohl bekanntesten Blaxploitation-Charakter: Shaft.
Strukturell weißt der ambitionierte Streifen durchaus einige kleinere Schwächen auf. So wirkt der Verhandlungsteil, welcher auf die straight erzählte erste Hälfte folgt teilweise etwas zu gestreckt. Aber auch das ist Tarantino: irgendwo zwischen egozentrischer Selbstverliebtheit und purer Detailfreude ergießen sich diese ausufernden Dialog-Blasen in jedem seiner Filme. Love it or hate it! „Django Unchained“ schaden sie nicht, aber sie machen ihn auch nicht zwangsläufig besser. In den meisten Fällen bekommt der Film aber immer noch im richtigen Moment die Kurve und bringt die Handlung weiter voran, bis sie in einem mehrstöckigen Finale kulminiert, welches jeden Spaghetti-Western alt aussehen lässt.
Für Fans von ausuferndem Gunplays ist der Showdown ein sauber durch-choreographiertes, Blei-geschwängertes Actionfest, in welchem nicht nur hart, sondern vor allem extrem blutig gestorben wird. Brachiale Einschüsse werden auf fast schon groteske Weise ins Comic-hafte übersteigert und erden so den zwischenzeitlich ernsten und nachdenklichen Grundton wieder in eine Tarantino-eske Basis, denn in erster Linie ist und bleibt „Django Unchained“ nichts anderes als ein Tarantino-Film, einzigartig, unnachahmlich und scheinbar immun gegenüber allen erzählerischen und gesellschaftlichen Konventionen.
Das macht die Odyssee durch die Südstaaten aber auch gleichzeitig zur Zielscheibe, denn wie schon bei „Inglourious Basterds“ stellen viele Kritiker die Frage, ob eine derart schmerzende und viele Generationen beeinflussende Vergangenheit in einem derart speziellen Blut- und Comedy-getränktem Entertainment-Produkt aufgearbeitet werden sollte. Am treffensten war dazu in der Los Angeles Times eine Zeile von Journalistin Erin Aubry Kaplan zu lesen: „It is an institution whose horrors need no exaggerating, yet Django does exactly that, either to enlighten or entertain. A white director slinging around the n-word in a homage to '70s blaxploitation à la Jackie Brown is one thing, but the same director turning the savageness of slavery into pulp fiction is quite another.“
Wie man dramatische historische Ereignisse wie den Holocaust oder die Sklaverei in einem Hollywood-Film aufarbeiten sollte, wird von jedem Zuschauer im Kinosaal anders empfunden und ist daher unmöglich universell zu beantworten. „Django Unchained“ nimmt über die gesamte Laufzeit kein Blatt vor den Mund, es wird geflucht, gestorben und geredet wie in jedem anderen Tarantino-Film. Und doch stellt er für mich eine Ausnahme da, da er sich im Subtext und in der Anlage seiner Charaktere auf sehr subtile Weise dem ernsten und leider immer noch hochaktuellen Thema Rassismus annähert ohne dabei in Spielberg-Manier die Moralkeule zu schwingen. Vielleicht ist es sogar effektiver in einem vertrauten Popkultur-Kosmos zu zeigen, welche verheerenden Auswirkungen Vorurteile haben können, anstatt das Publikum in epischen Tear-Jerkern unter dem erhobenen Zeigefinger zu begraben. Handwerklich und erzählerisch gibt sich die aktuellste Regiearbeit jedenfalls über alle Zweifel erhaben und ist vielleicht sogar Tarantino's gelungenste Verbeugung vor einem Genre, da die verschiedenen Stränge großartig mit dem dramatischen Kontext interagieren und dadurch eine selten dagewesene Doppelbödigkeit erreichen.
Die letzten 15 Minuten, besonders die Slapstick Einlage, haben mir den ganzen Film versaut. Das gingen wohl die Ideen aus und Tarantino glaubte was ganz cooles gemacht zu haben. Ich fands aber scheisse.
Deshalb nur
Da schau ich mir lieber zum xten Male Bud und Terrence an, die können es einfach viel besser
Deshalb nur
Da schau ich mir lieber zum xten Male Bud und Terrence an, die können es einfach viel besser
Und wenn sich deine Schulter bewegt, dann seh ich das.
Best Buddies: Sir Jay, SFI und freeman
Best Buddies: Sir Jay, SFI und freeman
Django Unchained
Fazit: Am Ende verlässt man verwirrt und unschlüssig den Kinosaal. Was hat "Django Unchained" nicht für einen Spaß gemacht? Diese herrlich politisch unkorrekten Dialoge, die verschrobene und völlig überzogene Gewaltdarstellung, die skurrilen Charaktere, die bemerkenswerten Darstellungen von Waltz, Jackson und Di Caprio... Warum also musste nach all diesen tollen und sehenswerten Momenten alles in einem derart einfallslosen und schlaffen Finale münden? War es Tarantino hier wirklich so wichtig, am Ende noch einmal auf pupertärste Art und Weise die Sau rauszulassen? Wäre mit einem gelungenen Abschluss direkt auf Candyland nicht viel mehr drinne gewesen? Musste denn auch dieser Film zwingend Überlänge haben? Was auch immer man sich dabei gedacht hat, so kann man natürlich nicht abstreiten, dass bis auf die letzten 45 Minuten dem Zuschauer alles menschenmögliche geboten wird und man sich perfekt unterhalten fühlt, dass das Timing, die Kompostionen und auch der Soundtrack, in seiner absurden Zusammenstellung aus Morricone-Stücken und Hip-Hop-Musik, irre viel Spaß gemacht haben. Das leider der zum Ende hin auf der Strecke bleibt, ist ein großes Ärgernis, sollte das vorherige Filmerlebnis aber natürlich zu keinem Zeitpunkt vergessen machen. Erstaunlich, wie man doch manchmal erst auf den letzten Metern an einem Meisterwerk vorbeischlittert.
Fazit: Am Ende verlässt man verwirrt und unschlüssig den Kinosaal. Was hat "Django Unchained" nicht für einen Spaß gemacht? Diese herrlich politisch unkorrekten Dialoge, die verschrobene und völlig überzogene Gewaltdarstellung, die skurrilen Charaktere, die bemerkenswerten Darstellungen von Waltz, Jackson und Di Caprio... Warum also musste nach all diesen tollen und sehenswerten Momenten alles in einem derart einfallslosen und schlaffen Finale münden? War es Tarantino hier wirklich so wichtig, am Ende noch einmal auf pupertärste Art und Weise die Sau rauszulassen? Wäre mit einem gelungenen Abschluss direkt auf Candyland nicht viel mehr drinne gewesen? Musste denn auch dieser Film zwingend Überlänge haben? Was auch immer man sich dabei gedacht hat, so kann man natürlich nicht abstreiten, dass bis auf die letzten 45 Minuten dem Zuschauer alles menschenmögliche geboten wird und man sich perfekt unterhalten fühlt, dass das Timing, die Kompostionen und auch der Soundtrack, in seiner absurden Zusammenstellung aus Morricone-Stücken und Hip-Hop-Musik, irre viel Spaß gemacht haben. Das leider der zum Ende hin auf der Strecke bleibt, ist ein großes Ärgernis, sollte das vorherige Filmerlebnis aber natürlich zu keinem Zeitpunkt vergessen machen. Erstaunlich, wie man doch manchmal erst auf den letzten Metern an einem Meisterwerk vorbeischlittert.
Quelle: comingsoon.netA longer cut of Quentin Tarantino's Academy Award winning Django Unchained could soon be on the way, albeit not to the big screen. Reporting from Cannes, Deadline brings word that Tarantino is considering a four-hour cut of the film that would air as a television miniseries.
"I have about 90 minutes of 'Django' that hasn't been seen," says Tarantino, "so the idea is to cut together a four-hour version, but not show it like a four-hour movie.
Django Unchained
jetzt endlich mal gesehen...leider - trotz genialer Dialoge - insbesondere im zweiten und letzten Drittel furchtbar langatmig und die Handlung ist auch nicht so der Oberburner. Desweiteren vermisste ich einen so genialen Twist wie den Schuhtwist in "Inglorious Inglourious Basterds, den ich um Längen stärker fand.
So sind die bewusst gestelzten Monologe von C. Waltz dann wirklich - neben der recht furiosen finalen Action - schon das Highlight eines Films, von dem ich deutlich mehr erwartet hatte...
knapp
jetzt endlich mal gesehen...leider - trotz genialer Dialoge - insbesondere im zweiten und letzten Drittel furchtbar langatmig und die Handlung ist auch nicht so der Oberburner. Desweiteren vermisste ich einen so genialen Twist wie den Schuhtwist in "Inglorious Inglourious Basterds, den ich um Längen stärker fand.
So sind die bewusst gestelzten Monologe von C. Waltz dann wirklich - neben der recht furiosen finalen Action - schon das Highlight eines Films, von dem ich deutlich mehr erwartet hatte...
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