Filmtagebuch: Vince
Moderator: SFI
Wie soll man sich aber von der Kultsache lösen, wenn der Film quasi andauernd brüllt: "Hey guckt mal wie scheiße abgefahren ich bin. Ich erzähle zwar kaum eine Geschichte und meine ultraflachen Charaktere interessieren auch keinen Schwanz, aber ich bin ja so crazy und anders".
Ich gebe dir recht, dass "Bubba Ho-tep" erzählerisch andere Wege geht, aber von der eigenwilligen Weise her (Elvis plus schwarzer JFK gegen eine Mumie... im Altenheim!!!), die liebevoll das Horrorgenre und amerikanische Mythen auf die Schippe nimmt, durchaus einen Gestus mit JDATE teilt, der ja nun ebenfalls klassische Horrorelemente mit Zeitreisegeschichten, anderen Dimensionen und (pseudo)physikalischen Einsprengseln auf ironische Weise vermengt. "eXistenZ" hingegen nimmt sich durch die Bank weg ernst.
Ich gebe dir recht, dass "Bubba Ho-tep" erzählerisch andere Wege geht, aber von der eigenwilligen Weise her (Elvis plus schwarzer JFK gegen eine Mumie... im Altenheim!!!), die liebevoll das Horrorgenre und amerikanische Mythen auf die Schippe nimmt, durchaus einen Gestus mit JDATE teilt, der ja nun ebenfalls klassische Horrorelemente mit Zeitreisegeschichten, anderen Dimensionen und (pseudo)physikalischen Einsprengseln auf ironische Weise vermengt. "eXistenZ" hingegen nimmt sich durch die Bank weg ernst.
Jimmy Dix: "Du glaubst wohl nicht an die Liebe?" - Joe Hallenbeck: "Doch ich glaube an die Liebe. Ich glaube auch an Krebs." [Last Boy Scout]
Perry Van Shrike: "Look up 'idiot' in the dictionary. You know what you'll find?" - Harry Lockhart: "A picture of me?" - Perry Van Shrike: "No! The definition of the word idiot, cause that is what you fucking are!" [Kiss Kiss, Bang Bang]
Perry Van Shrike: "Look up 'idiot' in the dictionary. You know what you'll find?" - Harry Lockhart: "A picture of me?" - Perry Van Shrike: "No! The definition of the word idiot, cause that is what you fucking are!" [Kiss Kiss, Bang Bang]
Keine Ahnung... ich konnte mich recht einfach davon lösen. Klingt für mich nach einem klassischen Fall von falschen Erwartungen. Nochmal: Scheiße abgefahren ist allenfalls die Vorlage, und welchen Sinn hätte es gemacht, diese mit den Ruhepolen von Bubba zu erzählen?
Den Gestus erkenne ich allenfalls in ein paar übereinstimmenden Mitteln, derer sich der Regisseur bedient; was ja eigentlich selbstverständlich ist, da es sich nun mal um den gleichen Regisseur handelt. Davon abgesehen ist es für mich gerade eine Stärke, dass sich JDATE vom restlichen Oeuvre Coscarellis dahingehend abgrenzt, dass er den Fokus von sich selbst weglenkt und sich eher als literarische Adaption versteht. Deswegen ist dein Vorwurf, der Film sei selbstdarstellerisch (wie zB. im ersten Satz deines letzten Postings mitschwingt), ziemlich an den Haaren herbeigezogen. Das gibt der Film meines Erachtens einfach nicht her. Bei vielen postmodernen Tänzeleien würde ich dir da zustimmen, du machst das hier aber für mich am falschen Film fest.
Edit: Der Vergleich mit eXistenZ bezog sich natürlich einzig und alleine auf ein paar visuelle Schlüsselreize; dass der Ton da anders ausfällt, ist klar.
Den Gestus erkenne ich allenfalls in ein paar übereinstimmenden Mitteln, derer sich der Regisseur bedient; was ja eigentlich selbstverständlich ist, da es sich nun mal um den gleichen Regisseur handelt. Davon abgesehen ist es für mich gerade eine Stärke, dass sich JDATE vom restlichen Oeuvre Coscarellis dahingehend abgrenzt, dass er den Fokus von sich selbst weglenkt und sich eher als literarische Adaption versteht. Deswegen ist dein Vorwurf, der Film sei selbstdarstellerisch (wie zB. im ersten Satz deines letzten Postings mitschwingt), ziemlich an den Haaren herbeigezogen. Das gibt der Film meines Erachtens einfach nicht her. Bei vielen postmodernen Tänzeleien würde ich dir da zustimmen, du machst das hier aber für mich am falschen Film fest.
Edit: Der Vergleich mit eXistenZ bezog sich natürlich einzig und alleine auf ein paar visuelle Schlüsselreize; dass der Ton da anders ausfällt, ist klar.
Ich hatte keinen zweiten "Bubba Ho-tep" erwartet, nur um das klarzustellen. Auch der Trailer ließ mich unschlüssig, was ich erwarten konnte, und die literarische Vorlage kenne ich nicht. Meine Freundin (die mit dem Schaffen Coscarellis wenig bis gar nicht vertraut ist) fand ihn aber ähnlich blöd und nichtssagend wie ich, insofern möchte ich das Nichtgefallen des Films nicht allein auf meine Erwartungshaltung zurückgeschoben sehen. Ich persönlich finde den Film relativ flach und dramaturgisch schlecht gedeichselt, da helfen auch der teilweise ganz amüsante Billigcharme und der gut aufgelegte Paul Giamatti nicht über die Runden. Ich persönlich kann aus deinem Kurzkommentar auch nicht erkennen, was genau an diesem Film so herausragend war, da du am ehesten dessen Struktur (für dich: komplex/für mich: sinnentleert wirr) besprichst.
Und die Frage, welchen postmodernen Film man selbstverliebt findet und welchen nicht, ist ja auch immer eine Sache des persönlichen Geschmacks.. Und wenn man aus einer selbstverliebten Romanvorlage (kenne ich, wie gesagt, nicht, kann aber durchaus sein) einen selbstverliebten Film macht, mag das zwar werktreu sein, ist aber immer noch ätzend.
Und die Frage, welchen postmodernen Film man selbstverliebt findet und welchen nicht, ist ja auch immer eine Sache des persönlichen Geschmacks.. Und wenn man aus einer selbstverliebten Romanvorlage (kenne ich, wie gesagt, nicht, kann aber durchaus sein) einen selbstverliebten Film macht, mag das zwar werktreu sein, ist aber immer noch ätzend.
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Perry Van Shrike: "Look up 'idiot' in the dictionary. You know what you'll find?" - Harry Lockhart: "A picture of me?" - Perry Van Shrike: "No! The definition of the word idiot, cause that is what you fucking are!" [Kiss Kiss, Bang Bang]
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Mit Einzelfällen argumentieren bringt da eigentlich selten was. ;) Ich kenne deine Freundin nicht und weiß nicht, wie sie Filme sonst so rezipiert; ich weiß, dass meine den Film auch nicht mögen würde, das sagt aber weder etwas über die Filmqualität noch über meine eigene Erwartungshaltung aus.Meine Freundin (die mit dem Schaffen Coscarellis wenig bis gar nicht vertraut ist) fand ihn aber ähnlich blöd und nichtssagend wie ich, insofern möchte ich das Nichtgefallen des Films nicht allein auf meine Erwartungshaltung zurückgeschoben sehen.
Ich persönlich kann aus deinem Kurzkommentar auch nicht erkennen, was genau an diesem Film so herausragend war, da du am ehesten dessen Struktur (für dich: komplex/für mich: sinnentleert wirr) besprichst.
In einer richtigen Rezension könnte ich das natürlich näher erörtern, nur fehlt mir blöderweise dafür inzwischen die Zeit. Nur soviel: Ein Film, der vorwiegend aus Struktur besteht, kann dennoch fruchtbare Reflexionen mit sich führen.
Da kommen wir auch zu dem Punkt, der mich auf den Gedanken gebracht hat, du könntest mit falschen Erwartungen rangegangen sein: Ich kann grundsätzlich wenig damit anfangen, wenn jemand keinen Zugang zu einem Film findet und als Reaktion postwendend mit Wörtern wie "selbstverliebt", "pseudo" und dergleichen um die Ecke kommt. Damit macht man es sich grundsätzlich sehr einfach, es trifft aber leider eher selten den Kern und erfahrungsgemäß ist das eher ein Mittel, um sich nicht weiter mit der Materie beschäftigen zu müssen, weil sie einen langweilt / nervt / überfordert / unterfordert.
Interessanterweise neigst du in den letzten Monaten dazu, öfter mal Filme über Gebühr runterzuputzen, ohne die Bereitschaft zu zeigen, dich näher mit ihnen zu befassen. Das führt positive Aspekte mit sich (im Sinne von Klartext sprechen), macht dich aber auch blind für Dinge, die du früher mal treffender bzw. differenzierter beobachtet hast.
Geschmackssache ist JDATE wie alles Konsensunfähige aber ganz klar, da gebe ich dir Recht.
Da hab ich mich wohl ein wenig mit dem Rajko-Virus infiziert :). Gleichzeitig bleibe ich dabei: Der Film hat mich auf keiner Ebene überzeugt. Auf keiner des Genrekinos (weder besonders lustig noch besonders gruselig oder besonders spektakulär) und auch auf keine Metaebene, da ich die Erzählung und Dramaturgie nicht als besonders clever, sondern eher als wild zusammengestoppelt sehe.Vince hat geschrieben:Da kommen wir auch zu dem Punkt, der mich auf den Gedanken gebracht hat, du könntest mit falschen Erwartungen rangegangen sein: Ich kann grundsätzlich wenig damit anfangen, wenn jemand keinen Zugang zu einem Film findet und als Reaktion postwendend mit Wörtern wie "selbstverliebt", "pseudo" und dergleichen um die Ecke kommt. Damit macht man es sich grundsätzlich sehr einfach, es trifft aber leider eher selten den Kern und erfahrungsgemäß ist das eher ein Mittel, um sich nicht weiter mit der Materie beschäftigen zu müssen, weil sie einen langweilt / nervt / überfordert / unterfordert.
Das trifft mich jetzt aber etwas. Da müsstest du mal Beispiele bringen. Schließlich versuche ich ja immer auszuführen, was an den Filmen für mich nicht funktioniert (meist auf schreiberischer/dramaturgischer Ebene) und nicht einfach nur markige Sätze rauszuhauen.Vince hat geschrieben:Interessanterweise neigst du in den letzten Monaten dazu, öfter mal Filme über Gebühr runterzuputzen, ohne die Bereitschaft zu zeigen, dich näher mit ihnen zu befassen. Das führt positive Aspekte mit sich (im Sinne von Klartext sprechen), macht dich aber auch blind für Dinge, die du früher mal treffender bzw. differenzierter beobachtet hast.
Lustigerweise wundere ich mich in den letzten Monaten über manche deiner Einschätzung, z.B. dass du manchen sinnentleerten, bärig schlecht geschriebenen Quatsch (wie beispielsweise das unsägliche "Total Recall"-Remake) mit "Och, war schon okay" durchwinkst, auf anderen Filmen aber über Gebühr rumhackst, obwohl sie meines Erachtens wesentlich besser funktionieren. Oder dass du dem schlaffen "Transformers"-Plagiat "Battleship" eine bessere Qualität bescheinigst als den Michael-Bay-Originalen.
Naja, vielleicht besprechen wir das besser per PM, um dein Filmtagebuch nicht vollends vollzumüllen.
Jimmy Dix: "Du glaubst wohl nicht an die Liebe?" - Joe Hallenbeck: "Doch ich glaube an die Liebe. Ich glaube auch an Krebs." [Last Boy Scout]
Perry Van Shrike: "Look up 'idiot' in the dictionary. You know what you'll find?" - Harry Lockhart: "A picture of me?" - Perry Van Shrike: "No! The definition of the word idiot, cause that is what you fucking are!" [Kiss Kiss, Bang Bang]
Perry Van Shrike: "Look up 'idiot' in the dictionary. You know what you'll find?" - Harry Lockhart: "A picture of me?" - Perry Van Shrike: "No! The definition of the word idiot, cause that is what you fucking are!" [Kiss Kiss, Bang Bang]
Passt schon, Filmtagebücher sind ja auch zum Diskutieren da.
Ja, an Rajko hab ich auch schon gedacht. ;)
Beispiele... fällt mir aus dem Stegreif immer schwer, spontan was zu nennen. Ich geh jetzt einfach von dem Gefühl aus, das ich bei manchen deiner Wertungen habe. Also nicht bei den Wertungen selbst, sondern eher bei der Art und Weise, wie du sie transportierst. Einziges Beispiel, was mir gerade einfällt, ist der letzte Stirb Langsam: Sicher kein guter Film, kann man auch mit 2/10 oder so abstrafen, aber die Art, wie du den Film quasi als persönlichen Affront aufzufassen scheinst - und ja, ich weiß natürlich, dass dir die Franchise sehr am Herzen liegt - und wie du den Film noch Monate später in ganz anderen Zusammenhängen als Dreck bezeichnest, das erinnert mich mitunter wirklich an unseren Anecker Nr.1. Denn eigentlich müsste ich trotz meiner 5/10 auf deiner Seite stehen, Moore ist mir nicht sehr sympathisch und erwartungsgemäß hat er seine Chance versaut (dass Wiseman das vorher auch schon gemacht hat, steht auf einem anderen Papier), aber es befremdet mich immer ein bisschen, wenn man mit so einer Emotionalität auf Filme eindrischt. Gerade bei jemandem wie dir, den ich eigentlich als sehr nüchternen / rationalen Rezensenten kennengelernt habe.
Und versteh mich nicht falsch - natürlich bist du immer um Argumentation bemüht (u.a. darum haben deine Worte für mich ja auch immer Gewichtung, auch gerade wenn wir unterschiedlicher Meinung sind), aber die ordnest du inzwischen manchmal - ganz bewusst, glaube ich - deiner Rage unter, wobei du vergisst, dass alle Filme immer zwei Medaillen haben. Im Sinne einer Filmkritik ist das sicherlich nicht falsch und neues Publikum könntest du damit auch gewinnen, ich mag das persönlich aber nicht besonders.
Viele Wertungsunterschiede beruhen auch einfach auf unterschiedlicher Rezeption. Beispiel Transformers / Battleship: Dir gibt die Bay-Franchise ja grundsätzlich etwas, für mich sind die Filme aber allesamt nur SFX-Ersatzteillager. Die Transformers-Filme mögen im Ganzen besser ausgearbeitet sein, nur fällt das für mich nicht ins Gewicht, weil mich das Drumherum nicht juckt und auch die Qualität der F/X nur peripher; Battleship ist für mich eigentlich genau der gleiche Quatsch, den Ausschlag gegeben hat die Tatsache, dass die Aliens da nicht wie Teletubbies rumalbern, sondern schön strategisch auf die Fresse geben. Dass viele Seitenfaktoren bei Battleship noch mieser als bei Transformers waren (das Design der Aliens oder die unsägliche Veteranenszene beispielsweise) - geschenkt.
Ja, an Rajko hab ich auch schon gedacht. ;)
Beispiele... fällt mir aus dem Stegreif immer schwer, spontan was zu nennen. Ich geh jetzt einfach von dem Gefühl aus, das ich bei manchen deiner Wertungen habe. Also nicht bei den Wertungen selbst, sondern eher bei der Art und Weise, wie du sie transportierst. Einziges Beispiel, was mir gerade einfällt, ist der letzte Stirb Langsam: Sicher kein guter Film, kann man auch mit 2/10 oder so abstrafen, aber die Art, wie du den Film quasi als persönlichen Affront aufzufassen scheinst - und ja, ich weiß natürlich, dass dir die Franchise sehr am Herzen liegt - und wie du den Film noch Monate später in ganz anderen Zusammenhängen als Dreck bezeichnest, das erinnert mich mitunter wirklich an unseren Anecker Nr.1. Denn eigentlich müsste ich trotz meiner 5/10 auf deiner Seite stehen, Moore ist mir nicht sehr sympathisch und erwartungsgemäß hat er seine Chance versaut (dass Wiseman das vorher auch schon gemacht hat, steht auf einem anderen Papier), aber es befremdet mich immer ein bisschen, wenn man mit so einer Emotionalität auf Filme eindrischt. Gerade bei jemandem wie dir, den ich eigentlich als sehr nüchternen / rationalen Rezensenten kennengelernt habe.
Und versteh mich nicht falsch - natürlich bist du immer um Argumentation bemüht (u.a. darum haben deine Worte für mich ja auch immer Gewichtung, auch gerade wenn wir unterschiedlicher Meinung sind), aber die ordnest du inzwischen manchmal - ganz bewusst, glaube ich - deiner Rage unter, wobei du vergisst, dass alle Filme immer zwei Medaillen haben. Im Sinne einer Filmkritik ist das sicherlich nicht falsch und neues Publikum könntest du damit auch gewinnen, ich mag das persönlich aber nicht besonders.
Viele Wertungsunterschiede beruhen auch einfach auf unterschiedlicher Rezeption. Beispiel Transformers / Battleship: Dir gibt die Bay-Franchise ja grundsätzlich etwas, für mich sind die Filme aber allesamt nur SFX-Ersatzteillager. Die Transformers-Filme mögen im Ganzen besser ausgearbeitet sein, nur fällt das für mich nicht ins Gewicht, weil mich das Drumherum nicht juckt und auch die Qualität der F/X nur peripher; Battleship ist für mich eigentlich genau der gleiche Quatsch, den Ausschlag gegeben hat die Tatsache, dass die Aliens da nicht wie Teletubbies rumalbern, sondern schön strategisch auf die Fresse geben. Dass viele Seitenfaktoren bei Battleship noch mieser als bei Transformers waren (das Design der Aliens oder die unsägliche Veteranenszene beispielsweise) - geschenkt.
Zum Thema "Die Hard 5": Ich habe mich ja immer darum bemüht zu erklären, warum und wie "Die Hard 4.0" innerhalb der Franchise funktioniert. Teil 5 hingegen funktioniert weder als "Stirb langsam"-Film für mich, noch als konventioneller Actionfilm. Natürlich ist da etwas Rage bei, wenn eine Franchise für mich zwischen zwei Filmen von 8,5 (für Teil 4) auf knappe 4 Punkte (Teil 5) abfällt. Was diese Rage bei mir noch unterfüttert sind die gesunkenen Ansprüche mancher Filmfans (nicht hier, aber in anderen Foren), die dann mit der Argumentation anrücken: "Hey, der Film trägt 'Stirb langsam' im Titel und Bruce Willis spielt die Hauptrolle, da geht das in Ordnung" und sich nicht entblöden zu behaupten, die Vorgänger seien ja genauso "hirnbefreit" wie die 5 gewesen. Oder ich Argumente zu hören bekommen wie "Das ganze andere neue Actionkino ist doch auch mau, da muss man den hier doch gutfinden" oder "Der ist R-Rated, also automatisch besser als die ganzen PG-13-Actionfilme" - da schwappt die Rage manchmal auch in Foren über, in denen sachlicher diskutiert wird.
Zu "Transformers"/"Battleship": Dass man sich über Teil 2 und 3 von Bays Franchise streiten kann, würde ich sofort unterschreiben, da hilft bei mir natürlich die Bay-Präferenz und der Fanboy-Bonus. Teil 1 hat IMO aber jedoch viele andere Qualitäten (unter anderem die amüsant-ironische Coming-of-Age-Geschichte Sams, der quasi im Schnelltempo erwachsen werden muss, da er in dem Roboterkrieg mitmischen muss). Abgesehen davon bleibe ich dabei: Der Actionanteil in "Battleship" ist enttäuschend gering, da haben sämtliche "Transformers"-Filme proportional mehr Krawumm (zackiger inszeniertes sowieso) als Bergs Bötchen-Film.
Zu "Transformers"/"Battleship": Dass man sich über Teil 2 und 3 von Bays Franchise streiten kann, würde ich sofort unterschreiben, da hilft bei mir natürlich die Bay-Präferenz und der Fanboy-Bonus. Teil 1 hat IMO aber jedoch viele andere Qualitäten (unter anderem die amüsant-ironische Coming-of-Age-Geschichte Sams, der quasi im Schnelltempo erwachsen werden muss, da er in dem Roboterkrieg mitmischen muss). Abgesehen davon bleibe ich dabei: Der Actionanteil in "Battleship" ist enttäuschend gering, da haben sämtliche "Transformers"-Filme proportional mehr Krawumm (zackiger inszeniertes sowieso) als Bergs Bötchen-Film.
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- Sir Jay
- Palmenkicker
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- Registriert: 12.06.2006, 13:30
- Wohnort: Bei den Pflasterkackern
Ich weiß nicht warum, aber am Ende von Transformers 1, als Optimus Prime nochmal seinen pathetischen Monolog hielt und seine letzten Worte in die Credits mündeten, wo plötzlich der neuste Radio hit von Linkin Park einsetzte, da überkam mich plötzlich so ein Kotzgefühl, dass ich am liebsten den TV aus dem Fenster werfen wollte
Jetzt kommen wir halt wieder in den Bereich der Geschmacksfrage rein und damit ist die Diskussion dann wahrscheinlich auch schon gegessen: Die angeblichen Qualitäten von Die Hard 4 überzeugen mich einfach nicht und für mich ist der qualitative Abfall zwischen 4 und 5 entsprechend wesentlich geringer als bei dir, und die Coming-Of-Age-Geschichte beim ersten Transformers halte ich für vollkommen überschätzt, da kann man den zweiten Bad Boys ja auch als Geschichte einer Männerfreundschaft bezeichnen.
Und nochmal, ich kann nicht oft genug betonen, wie sehr die albernen Autobots die Gesamtwertung runterziehen. Krawall und Action - ok, aber das ist teilweise nur ne halbe Stufe über dem Niveau einer 90er-Jahre-Handygame-Werbung mit poppenden Fröschen.
Und nochmal, ich kann nicht oft genug betonen, wie sehr die albernen Autobots die Gesamtwertung runterziehen. Krawall und Action - ok, aber das ist teilweise nur ne halbe Stufe über dem Niveau einer 90er-Jahre-Handygame-Werbung mit poppenden Fröschen.
Die Transformers-Filme (besonders die Sequels, den ersten fand ich schon immer recht passabel) sind so unfassbar schlecht, Sir Jay sagte es eigentlich schon recht gut, dass ich wirklich Bock habe, sie mir nach dem Lesen dieser Diskussion sofort noch einmal zu Gemüte zu führen.
Zu Die Hard 4 und Die Hard 5:
Hier muss ich McClane durchaus Recht geben, Moores Versuch einer Fortführung des von mir sehr geliebten Franchises war ein riesiger Haufen gar nichts, der nicht mal losgelöst von der Reihe funktioniert und an die schlimmsten B-Movies der 90er erinnert. Überhaupt kein Vergleich zum vorherigen! Warum immer so auf den vierten eingedroschen wird, werde ich aber wohl meinen Lebtag nicht verstehen, für mich einer er besten Actionfilme der letzten Jahre und ein klarer Fall für die Höchstwertung, nebenbei bemerkt auch stimmig im Zusammenspiel mit seinen Vorgängern...
Zu Die Hard 4 und Die Hard 5:
Hier muss ich McClane durchaus Recht geben, Moores Versuch einer Fortführung des von mir sehr geliebten Franchises war ein riesiger Haufen gar nichts, der nicht mal losgelöst von der Reihe funktioniert und an die schlimmsten B-Movies der 90er erinnert. Überhaupt kein Vergleich zum vorherigen! Warum immer so auf den vierten eingedroschen wird, werde ich aber wohl meinen Lebtag nicht verstehen, für mich einer er besten Actionfilme der letzten Jahre und ein klarer Fall für die Höchstwertung, nebenbei bemerkt auch stimmig im Zusammenspiel mit seinen Vorgängern...
Nach Beseitigung aller oder zumindest der meisten Missverständnisse und Klärung der Fronten, muss jetzt ein bisschen Frotzelei erlaubt sein, okay?
By the way: Wie objektiv sind eigentlich deine "Twilight"-Meinungen zu verstehen? :twisted:
Das ist natürlich auch eine ganz objektive Ansicht. Würdest du es auf die Jar Jar Binks Twins auf "Transformers 2" beschränken, dann würde ich dir sofort zustimmen, die anderen Autobots finde ich trotz ein, zwei Ausfallszenen (das Öl-Pinkeln beispielsweise) angemessen in Szene gesetzt, dafür dass man es eben mit sprechenden, sich in Fahrzeuge verwandelnden Robotern zu tun hat.Vince hat geschrieben:Und nochmal, ich kann nicht oft genug betonen, wie sehr die albernen Autobots die Gesamtwertung runterziehen. Krawall und Action - ok, aber das ist teilweise nur ne halbe Stufe über dem Niveau einer 90er-Jahre-Handygame-Werbung mit poppenden Fröschen.
By the way: Wie objektiv sind eigentlich deine "Twilight"-Meinungen zu verstehen? :twisted:
Vince hat geschrieben:Twilight - Gnädigerweise der allerletzte Teil
Jimmy Dix: "Du glaubst wohl nicht an die Liebe?" - Joe Hallenbeck: "Doch ich glaube an die Liebe. Ich glaube auch an Krebs." [Last Boy Scout]
Perry Van Shrike: "Look up 'idiot' in the dictionary. You know what you'll find?" - Harry Lockhart: "A picture of me?" - Perry Van Shrike: "No! The definition of the word idiot, cause that is what you fucking are!" [Kiss Kiss, Bang Bang]
Perry Van Shrike: "Look up 'idiot' in the dictionary. You know what you'll find?" - Harry Lockhart: "A picture of me?" - Perry Van Shrike: "No! The definition of the word idiot, cause that is what you fucking are!" [Kiss Kiss, Bang Bang]
Nun, ich kann da zum Bsp. die Meinung eines Freundes von mir bringen, dass - und das gebe ich sogar zu - der vierte Teil ein wenig mit den alten Gewohnheiten bricht.Wallnuss hat geschrieben:Die Transformers-Filme (besonders die Sequels, den ersten fand ich schon immer recht passabel) sind so unfassbar schlecht, Sir Jay sagte es eigentlich schon recht gut, dass ich wirklich Bock habe, sie mir nach dem Lesen dieser Diskussion sofort noch einmal zu Gemüte zu führen.
Zu Die Hard 4 und Die Hard 5:
Hier muss ich McClane durchaus Recht geben, Moores Versuch einer Fortführung des von mir sehr geliebten Franchises war ein riesiger Haufen gar nichts, der nicht mal losgelöst von der Reihe funktioniert und an die schlimmsten B-Movies der 90er erinnert. Überhaupt kein Vergleich zum vorherigen! Warum immer so auf den vierten eingedroschen wird, werde ich aber wohl meinen Lebtag nicht verstehen, für mich einer er besten Actionfilme der letzten Jahre und ein klarer Fall für die Höchstwertung, nebenbei bemerkt auch stimmig im Zusammenspiel mit seinen Vorgängern...
Keine Holly mehr, stattdessen eine völlig neu eingeführte Tochter, die im Grunde genommen sofort da ist, ohne irgendeine große Erklärung, wer sie ist etc. Ok, sie war in klein ja früher schon vorhanden, aber etwas mehr Erzählzeitraum hätte man sich schon gewünscht. Schlimmer ist aber ihre Rolle in Teil 5, eigentlich wirkt sie da nur wie eine Mischung als hübscher Staffage und Gagbringer. Zu wenig Screentime, zu wenig wirkliche Chance, zu zeigen, was sie kann. Im vierten Teil war sie ja wenigstens noch tough und McClane-haft, im fünften verkommt sie fast zur Witznummer, die ihren Vater durch die Gegend kutschiert.
Und zu Russland als Handlungsort ist glaube ich von mir alles gesagt - meine Skepsis hat sich da voll bestätigt. Was ich allerdings im vierten Teil schade fand, gerade in Anbetracht der Lobpreisungen im Vorfeld was das oldschool-Actionfeeling angeht, dass doch mehr CGI im Film war als man aufgrund der Vorbesprechungen hätte denken können. Und nicht immer perfekt umgesetzt. - das wurde in Teil 5 dann ja nochmal "perfektioniert", will sagen, habe ich als noch viel schlimmer erlebt.
Fazit: Mit Teil 4 hat man Spaß, wenn man ihn nicht zu sehr als Nachklapp der Die hard-Trilogie sieht und mit einigen kleineren Veränderungen und einigen Extrem groß angelegten Actionsequenzen leben kann, Teil 5 wirkt sehr stark wie gewollt und nicht gekonnt...
Cinefreak, ja, mit Teil 4 hat sich einiges im Franchise verändert. Doch du sprichst im Fazit von einer Die-Hard-Trilogie... Und wenn es in dieser Reihe einen Film gibt, der wirklich hart mit Traditionen gebrochen hat, dann ja wohl der dritte Teil, der imo genauso wenig/viel zu seinen Vorgängern passt, wie die beiden neueren.
Am Ende wurde Teil 4 ja doch nur deshalb abgestraft, weil er später kam und die rosaroten Nostalgie-Fans wieder angefangen haben rumzustänkern. Das war bei Star Wars so, dass war bei James Bond so, dass war beim Herrn der Ringe so, dass war bei Indy so und genauso ist es auch hier. Für mich sind Die Hard I III und IV Meisterwerke ihres Genres, die Zwei erlaubt sich ein paar dramaturgische Fälle und der neueste ist so abgrundtief übel, dass meine Gehirnzellen beim Ansehen überlegt haben, spontanen Massensuizid zu begehen...
Am Ende wurde Teil 4 ja doch nur deshalb abgestraft, weil er später kam und die rosaroten Nostalgie-Fans wieder angefangen haben rumzustänkern. Das war bei Star Wars so, dass war bei James Bond so, dass war beim Herrn der Ringe so, dass war bei Indy so und genauso ist es auch hier. Für mich sind Die Hard I III und IV Meisterwerke ihres Genres, die Zwei erlaubt sich ein paar dramaturgische Fälle und der neueste ist so abgrundtief übel, dass meine Gehirnzellen beim Ansehen überlegt haben, spontanen Massensuizid zu begehen...
Um dich mal sinngemäß zu zitieren: Wenn man aus einer albernen Vorlage einen albernen Film macht, bleibt es trotzdem albern. ;)McClane hat geschrieben:die anderen Autobots finde ich trotz ein, zwei Ausfallszenen (das Öl-Pinkeln beispielsweise) angemessen in Szene gesetzt, dafür dass man es eben mit sprechenden, sich in Fahrzeuge verwandelnden Robotern zu tun hat.
Och nöööö, nicht im Ernst jetzt, oder?By the way: Wie objektiv sind eigentlich deine "Twilight"-Meinungen zu verstehen? :twisted:
Ein Stefan ist nicht genug oder wie? ;)
Ich hab nix gegen einen mal nicht ganz so objektiven Verriss, wenn er denn mit einem Augenzwinkern geschrieben ist. Und das Augenzwinkern vermiss ich bei dir, nicht etwa die fehlende Objektivität.
- MasonStorm
- Kinderkommando
- Beiträge: 612
- Registriert: 10.01.2011, 12:29
- Wohnort: Bochum
So ihr Stefans, ich mach mal weiter. ;)
Holy Motors
In seiner nicht nur episodischen, sondern darüber hinaus surreal-sprunghaften Struktur vollzieht „Holy Motors“ weniger eine sinnvolle Handlung, sondern stellt eher ein Traumgebilde dar, dessen Protagonist (Denis Lavant) sich scheinbar mühelos von seinen Identitäten lossagen kann, um immer wieder neue anzunehmen. Gleich zu Beginn wird nicht nur ein Kino durch eine Geheimtür betreten und die Vorführung nüchtern von außen betrachtet und bewertet, auch eine mit starken sexuellen Konnotationen angereicherte Motion-Capture-Tanzaufführung deutet schon früh eine Auseinandersetzung mit den Mechanismen des Films als Erzähltechnik an. David Lynch wird da natürlich wieder nicht umsonst in den Mund genommen, obwohl Leos Carax’ Film visuell sowie die Szenenarrangements betreffend vielmehr an Richard Kellys Weltuntergangsgroteske „Southland Tales“ erinnert.
Wenngleich im Ganzen durchaus reizvoll, strahlen die einzelnen Episoden oft etwas Träges aus und erweisen sich mitunter als aufgedunsen und schwerfällig ausgedehnt. Momentausschnitte zeugen von Brillanz, doch dann folgen meist endlose Auswalzungen, die fast schon glauben machen, Carax arbeite bewusst gegen die Regeln des Pacings. Richtig angefasst kann ein solches Vorhaben durchaus seinen Reiz haben, aber die Reise einer Limousine und ihres Gestaltenwandlers schürt den Eindruck, ein guter Co-Autor hätte aus Carax’ Drehbuch wesentlich mehr herausholen können.
The Tourist
Selbst wenn man wollte, könnte man die Hitchcock-Anleihen nicht übersehen. „Der Fremde im Zug“, „Der Auslandskorrespondent“ und „Über den Dächern von Nizza“ stehen in dicken Lettern über dem blauen Himmel Venedigs geschrieben. Von Donnersmarcks Post-Oscar-Film kratzt aber allenfalls an der luftigen Oberfläche, sein Film bleibt ein reines Starvehikel, das letztlich dazu beigetragen hat, die Sterne Jolies und Depps etwas zu dimmen. Kein Wunder, gelingt es Beiden doch nicht, das bei jeder Gelegenheit angedeutete Doppelspiel auf der Leinwand rüberzubringen. Die romantische Inszenierung Venedigs reicht, um Urlaubsstimmung zu erzeugen, abgewürgt wird diese aber wieder, wenn man den seltsamen Soundtrack hört, der eher in einen Chris-Columbus-Film der 90er gehört als in eine charmante Gaunerposse. Wird in Windeseile vergessen sein.
The Devil's Double
Lee Tamahori setzt Latif Yahias Biografie zwar um wie ein Bling-Bling-Musikvideo, doch dafür gelingt ihm dann doch ein erstaunlich packendes Biopic, was aber wohl auch zu großen Teilen an der starken Leistung Dominic Coopers liegen dürfte: Der fasst den totalen Wahnsinn der einen und Argwohn sowie Verzweiflung der anderen Figur in eine hervorragende Gesamtleistung. Inhaltlich wird man auf „The Devil’s Double“ nicht allzu viel geben dürfen, Tamahori findet aber immerhin eine vollkommen neue Perspektive auf Saddams Regime und dessen Saat.
Hellraiser - Revelations
Nachvollziehbar, dass sich Clive Barker vehement von diesem unglücklichen Aufguss distanzierte. Dass Doug Bradley nicht mehr den Pinhead spielt, ist nur ein Problem (ein gewaltiges allerdings, da sein Nachfolger katastrophal ausdruckslos ist); die TV-Optik ohne Gespür für Bildkompositionen ein anderes. Dazu ein Ensemble aus nichtskönnenden Jungdarstellern, ein lahmes Drehbuch, prall gefüllt mit banalen Dialogen und spärliche Cenobitenauftritte, deren Präsenz enorm unter der dilettantischen Shaky Cam leidet.
The Take – Zwei Jahrzehnte in der Mafia
Nichts, was man nicht in „Scarface“, „Casino“ oder „Gangster No. 1“ schon gesehen hätte. Die schlechte Mode der 80er voller Vokuhilas, karierter Sakkos und Trainingsanzüge verwandelt sich mit jedem Zeitsprung in das uns Bekannte Jetzt, während Aufstieg und Fall der tragischen Hauptfigur erzählt wird. Auf dieser Position kann immerhin Tom Hardy zeigen, dass er ein bisschen was drauf hat, Bäume reißt er aber auch diesmal nicht aus. Ein Familienmelodram letztlich, interessant nur deswegen, weil das Milieu selbst es ist. Etwas seltsam übrigens auch die gewählte Sprache (zumindest in der dt. Synchro), die mir für das Milieu etwas zu mild vorkam...
Holy Motors
In seiner nicht nur episodischen, sondern darüber hinaus surreal-sprunghaften Struktur vollzieht „Holy Motors“ weniger eine sinnvolle Handlung, sondern stellt eher ein Traumgebilde dar, dessen Protagonist (Denis Lavant) sich scheinbar mühelos von seinen Identitäten lossagen kann, um immer wieder neue anzunehmen. Gleich zu Beginn wird nicht nur ein Kino durch eine Geheimtür betreten und die Vorführung nüchtern von außen betrachtet und bewertet, auch eine mit starken sexuellen Konnotationen angereicherte Motion-Capture-Tanzaufführung deutet schon früh eine Auseinandersetzung mit den Mechanismen des Films als Erzähltechnik an. David Lynch wird da natürlich wieder nicht umsonst in den Mund genommen, obwohl Leos Carax’ Film visuell sowie die Szenenarrangements betreffend vielmehr an Richard Kellys Weltuntergangsgroteske „Southland Tales“ erinnert.
Wenngleich im Ganzen durchaus reizvoll, strahlen die einzelnen Episoden oft etwas Träges aus und erweisen sich mitunter als aufgedunsen und schwerfällig ausgedehnt. Momentausschnitte zeugen von Brillanz, doch dann folgen meist endlose Auswalzungen, die fast schon glauben machen, Carax arbeite bewusst gegen die Regeln des Pacings. Richtig angefasst kann ein solches Vorhaben durchaus seinen Reiz haben, aber die Reise einer Limousine und ihres Gestaltenwandlers schürt den Eindruck, ein guter Co-Autor hätte aus Carax’ Drehbuch wesentlich mehr herausholen können.
The Tourist
Selbst wenn man wollte, könnte man die Hitchcock-Anleihen nicht übersehen. „Der Fremde im Zug“, „Der Auslandskorrespondent“ und „Über den Dächern von Nizza“ stehen in dicken Lettern über dem blauen Himmel Venedigs geschrieben. Von Donnersmarcks Post-Oscar-Film kratzt aber allenfalls an der luftigen Oberfläche, sein Film bleibt ein reines Starvehikel, das letztlich dazu beigetragen hat, die Sterne Jolies und Depps etwas zu dimmen. Kein Wunder, gelingt es Beiden doch nicht, das bei jeder Gelegenheit angedeutete Doppelspiel auf der Leinwand rüberzubringen. Die romantische Inszenierung Venedigs reicht, um Urlaubsstimmung zu erzeugen, abgewürgt wird diese aber wieder, wenn man den seltsamen Soundtrack hört, der eher in einen Chris-Columbus-Film der 90er gehört als in eine charmante Gaunerposse. Wird in Windeseile vergessen sein.
The Devil's Double
Lee Tamahori setzt Latif Yahias Biografie zwar um wie ein Bling-Bling-Musikvideo, doch dafür gelingt ihm dann doch ein erstaunlich packendes Biopic, was aber wohl auch zu großen Teilen an der starken Leistung Dominic Coopers liegen dürfte: Der fasst den totalen Wahnsinn der einen und Argwohn sowie Verzweiflung der anderen Figur in eine hervorragende Gesamtleistung. Inhaltlich wird man auf „The Devil’s Double“ nicht allzu viel geben dürfen, Tamahori findet aber immerhin eine vollkommen neue Perspektive auf Saddams Regime und dessen Saat.
Hellraiser - Revelations
Nachvollziehbar, dass sich Clive Barker vehement von diesem unglücklichen Aufguss distanzierte. Dass Doug Bradley nicht mehr den Pinhead spielt, ist nur ein Problem (ein gewaltiges allerdings, da sein Nachfolger katastrophal ausdruckslos ist); die TV-Optik ohne Gespür für Bildkompositionen ein anderes. Dazu ein Ensemble aus nichtskönnenden Jungdarstellern, ein lahmes Drehbuch, prall gefüllt mit banalen Dialogen und spärliche Cenobitenauftritte, deren Präsenz enorm unter der dilettantischen Shaky Cam leidet.
The Take – Zwei Jahrzehnte in der Mafia
Nichts, was man nicht in „Scarface“, „Casino“ oder „Gangster No. 1“ schon gesehen hätte. Die schlechte Mode der 80er voller Vokuhilas, karierter Sakkos und Trainingsanzüge verwandelt sich mit jedem Zeitsprung in das uns Bekannte Jetzt, während Aufstieg und Fall der tragischen Hauptfigur erzählt wird. Auf dieser Position kann immerhin Tom Hardy zeigen, dass er ein bisschen was drauf hat, Bäume reißt er aber auch diesmal nicht aus. Ein Familienmelodram letztlich, interessant nur deswegen, weil das Milieu selbst es ist. Etwas seltsam übrigens auch die gewählte Sprache (zumindest in der dt. Synchro), die mir für das Milieu etwas zu mild vorkam...
Blackthorn
Ein im besten Sinne klassischer, minimalistischer Western, der vom Drehbuch weniger zehrt als vielmehr von den Bildern der bolivianischen Drehorte, denen er stilllebengleich frönt. An der Flippigkeit, mit der Paul Newman und Robert Redford damals als „Butch Cassidy and Sundance Kid“ durch die Weiten ritten, ist Sam Shepard in seiner Butch-Cassidy-Interpretation gar nicht interessiert; der Film strömt das Aroma bereits durchlebter Abenteuer genauso aus wie die Sehnsucht nach der letzten Ruhe, im Western oft sinnbildlich stark verwandt mit dem Tod. Das muss dann aber auch schon genügen, denn von der epochalen Wucht eines Leone-Westerns oder der Bedeutungskraft eines „Erbarmungslos“ ist „Blackthorn“ weit entfernt. In gewisser Weise spiegelt er das Bedürfnis nach altmodischen Western wider, wie sie heute normalerweise nicht mehr gedreht werden.
Mensch, Dave!
Für jüngeren Eddie-Murphy-Kinderklamauk sogar fast noch akzeptabel. Der Plot zwar eine einzige Masche, aber der ferngesteuerte Alienroboter, besetzt durch viele kleine Mini-Murphys, liest sich wie eine Weiterentwicklung einer Men-In-Black-Kreatur, die auf den Murphy-Fetisch zugeschnitten ist, Doppelrollen zu spielen. Als seltsam anmutender Anachronismus im weißen Anzug bekommt der Komiker auch reichlich Gelegenheit zu Gesichts- und Körperverrenkungen, von denen einige ganz amüsant anzusehen sind. Dennoch sind Filme wie diese im Sonntagvormittagsprogramm ganz gut aufgehoben.
Nightmares in Red, White and Blue
Öberflächliche Dokumentation über die Geschichte des amerikanischen Horrorfilms, die zwar ein paar prominente Gesichter zu Interviews heranziehen konnte und neben den üblichen Verdächtigen auch einige wenige Geheimtipps bei den Filmausschnitten parat hat (insbesondere aus der Schwarzweißära), jedoch über reine Thesen, oftmals auch noch reißerisch formuliert, nicht hinauskommt. Anstatt die Thesen zu vertiefen und Bezüge herzustellen, wird lieber schnell ins nächste Jahrzehnt gewechselt. Enttäuschend, wenn man den Film separat erworben hätte; als Beigabe zum empfehlenswerten “Excision” (in der Special Edition) aber ok.
Crows 0
Man ist immer wieder überrascht, wie schnell Takashi Miike umschalten kann. Gerade noch lässt man sich von der edlen Ausstattung seiner Samurai-Dramen “13 Assassins” und “Hara-Kiri” verwöhnen, da bekommt man die Finger an die Mangaverfilmung “Crows 0” und wird mit ruckhaften Kameraschwenks, hässlichen Blockhausfassaden, Graffiti-Geschmiere, Chaos und Punk-Attitüde konfrontiert. An Authentizität mangelt es Miikes Handschrift selbst bei einem solchen 180-Grad-Schwenk nicht; er stellt genau das richtige Gespür unter Beweis und inszeniert einen Bandenkrieg, der so nur aus Japan kommen kann. Eine Schule in der Gewalt von Jugendgangs, die ihre Tiraden fern von allen Autoritäten austragen. Die Manga-Vorlage kann man vielleicht in der Struktur der Austragungen erahnen, comichaft bunt wird es aber nicht. Konsequenter Stoff, mit gut zwei Stunden aber doch etwas zu lang.
Hara-Kiri
Miikes Remake, audiovisuell ähnlich gehalten wie sein Vorgängerfilm „13 Assassins“, macht zweifellos eine große Lust auf das 1962er Original, alleine schon aufgrund der spannenden Prämisse. Seppuku ist als Aufhänger schon ein Faszinosum, das von Miike selbstverständlich auch rituell vollständig ausgeleuchtet wird. Die davon ausgehenden Rückblenden legen dann den Blick frei auf die Edo-Zeit und die Strukturen der feudalen Hierarchien, wobei der Umgang der gefallenen Samurai wie ein Lottospiel mit dem eigenen Leben anmutet. Zugänglich, packend und doch breitgefächert erzählt.
Ein im besten Sinne klassischer, minimalistischer Western, der vom Drehbuch weniger zehrt als vielmehr von den Bildern der bolivianischen Drehorte, denen er stilllebengleich frönt. An der Flippigkeit, mit der Paul Newman und Robert Redford damals als „Butch Cassidy and Sundance Kid“ durch die Weiten ritten, ist Sam Shepard in seiner Butch-Cassidy-Interpretation gar nicht interessiert; der Film strömt das Aroma bereits durchlebter Abenteuer genauso aus wie die Sehnsucht nach der letzten Ruhe, im Western oft sinnbildlich stark verwandt mit dem Tod. Das muss dann aber auch schon genügen, denn von der epochalen Wucht eines Leone-Westerns oder der Bedeutungskraft eines „Erbarmungslos“ ist „Blackthorn“ weit entfernt. In gewisser Weise spiegelt er das Bedürfnis nach altmodischen Western wider, wie sie heute normalerweise nicht mehr gedreht werden.
Mensch, Dave!
Für jüngeren Eddie-Murphy-Kinderklamauk sogar fast noch akzeptabel. Der Plot zwar eine einzige Masche, aber der ferngesteuerte Alienroboter, besetzt durch viele kleine Mini-Murphys, liest sich wie eine Weiterentwicklung einer Men-In-Black-Kreatur, die auf den Murphy-Fetisch zugeschnitten ist, Doppelrollen zu spielen. Als seltsam anmutender Anachronismus im weißen Anzug bekommt der Komiker auch reichlich Gelegenheit zu Gesichts- und Körperverrenkungen, von denen einige ganz amüsant anzusehen sind. Dennoch sind Filme wie diese im Sonntagvormittagsprogramm ganz gut aufgehoben.
Nightmares in Red, White and Blue
Öberflächliche Dokumentation über die Geschichte des amerikanischen Horrorfilms, die zwar ein paar prominente Gesichter zu Interviews heranziehen konnte und neben den üblichen Verdächtigen auch einige wenige Geheimtipps bei den Filmausschnitten parat hat (insbesondere aus der Schwarzweißära), jedoch über reine Thesen, oftmals auch noch reißerisch formuliert, nicht hinauskommt. Anstatt die Thesen zu vertiefen und Bezüge herzustellen, wird lieber schnell ins nächste Jahrzehnt gewechselt. Enttäuschend, wenn man den Film separat erworben hätte; als Beigabe zum empfehlenswerten “Excision” (in der Special Edition) aber ok.
Crows 0
Man ist immer wieder überrascht, wie schnell Takashi Miike umschalten kann. Gerade noch lässt man sich von der edlen Ausstattung seiner Samurai-Dramen “13 Assassins” und “Hara-Kiri” verwöhnen, da bekommt man die Finger an die Mangaverfilmung “Crows 0” und wird mit ruckhaften Kameraschwenks, hässlichen Blockhausfassaden, Graffiti-Geschmiere, Chaos und Punk-Attitüde konfrontiert. An Authentizität mangelt es Miikes Handschrift selbst bei einem solchen 180-Grad-Schwenk nicht; er stellt genau das richtige Gespür unter Beweis und inszeniert einen Bandenkrieg, der so nur aus Japan kommen kann. Eine Schule in der Gewalt von Jugendgangs, die ihre Tiraden fern von allen Autoritäten austragen. Die Manga-Vorlage kann man vielleicht in der Struktur der Austragungen erahnen, comichaft bunt wird es aber nicht. Konsequenter Stoff, mit gut zwei Stunden aber doch etwas zu lang.
Hara-Kiri
Miikes Remake, audiovisuell ähnlich gehalten wie sein Vorgängerfilm „13 Assassins“, macht zweifellos eine große Lust auf das 1962er Original, alleine schon aufgrund der spannenden Prämisse. Seppuku ist als Aufhänger schon ein Faszinosum, das von Miike selbstverständlich auch rituell vollständig ausgeleuchtet wird. Die davon ausgehenden Rückblenden legen dann den Blick frei auf die Edo-Zeit und die Strukturen der feudalen Hierarchien, wobei der Umgang der gefallenen Samurai wie ein Lottospiel mit dem eigenen Leben anmutet. Zugänglich, packend und doch breitgefächert erzählt.
- Sir Jay
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Das teil habe ich auch, aber noch nicht angesehen. Einer meiner wenigen Blindkäufe aus der GrabbelkisteVince hat geschrieben:
Nightmares in Red, White and Blue
Öberflächliche Dokumentation über die Geschichte des amerikanischen Horrorfilms, die zwar ein paar prominente Gesichter zu Interviews heranziehen konnte und neben den üblichen Verdächtigen auch einige wenige Geheimtipps bei den Filmausschnitten parat hat (insbesondere aus der Schwarzweißära), jedoch über reine Thesen, oftmals auch noch reißerisch formuliert, nicht hinauskommt. Anstatt die Thesen zu vertiefen und Bezüge herzustellen, wird lieber schnell ins nächste Jahrzehnt gewechselt. Enttäuschend, wenn man den Film separat erworben hätte; als Beigabe zum empfehlenswerten “Excision” (in der Special Edition) aber ok.
Duell
Spielbergs erster Film ist immer noch eine Perle des Suspense-Kinos, die heute wohl nicht weniger gut funktioniert als damals. Kaum auf Dialoge angewiesen, funktioniert Spielberg den rostigen Laster des unsichtbaren Widersachers zu einer dämonischen Furie um, die ohne erkennbaren Grund am helllichten Tag Jagd auf einen harmlos wirkenden, ängstlichen Mann macht, der schlichtweg zur falschen Zeit am falschen Ort scheint. Mit klaustrophobischen Kameraeinstellungen und verunsichernden Szenenmontagen wird das Grauen – ähnlich wie später bei „Hitcher“ – mitten in die helle Einöde gebracht. Vorübergehende Momente, in denen sich der Verfolgte in Sicherheit wägt, stellen sich nur als Schein heraus. Den psychischen Druck auf die Hauptfigur lässt Spielberg schließlich derart manifest werden, dass sich die Angst in Rage wandelt, was ein leicht übertriebenes, aber wendungsreiches Finale zur Folge hat.
Larry Crowne
Harmlose, putzige Romantikkomödie, im Einstieg mit zaghaften Ansätzen von Kritik am amerikanischen Jobsystem; diese wird anschließend über die unvermeintliche Liebesgeschichte zwischen einer Dozentin und einem (gleichaltrigen) Studenten vergessen. Die Posterqualitäten von Tom Hanks auf einem klapprigen Roller mit einer argwöhnischen Julia Roberts auf dem Rücksitz bekommen dann den Vorzug. Das Campusleben wird allerdings nicht minder romantisiert und für Toleranz gegenüber Minderheiten zurecht gemacht; Hanks bekommt dadurch immerhin nochmals die Gelegenheit, unter Eigenregie eine Facette von Forrest Gump zu wiederholen.
Hesher
Im Rahmen leider nur eine gewöhnliche „kaputter Freak stößt von außen in eine kaputte Familie und macht sie wieder heil, weil er noch kaputter ist“-Variante, punktet „Hesher“ in der Detailarbeit, beispielsweise bei den Schauspielern: Wenn man eine Natalie Portman hinter Brille und hässlichen Klamotten in einer grauen Nebenrolle verheizen kann, ist man allgemein in einer guten Position. Rainn Wilson vermittelt als einsamer Witwer eine Verzweiflung, die das Drehbuch zu fragen scheint, was er eigentlich in dieser (Film-)Welt zu suchen habe, mit all diesen kuriosen Menschen um ihn herum, und Joseph-Gordon Levitt bietet einen faszinierenden Metal-Anarcho, der aus dem Nichts zu kommen scheint und gerade deshalb so interessant ist, dass man ihm nicht von der Seite weichen möchte. Der knappe Metallica-Soundtrack so wie überhaupt die gesamte Metallica-Aufmachung inklusive Film-Schriftzug macht grundsätzlich kaum Sinn, aber hier und da werden die Riffs auf originelle Weise eingesetzt, um bestimmten Szenen den letzten Kick zu geben. Trotz des mittelmäßigen Drehbuchs bleibt ein rührseliger Blick zurück, weil man sich gerne an den bitterbösen Humor zurückerinnert, der je nach Angemessenheit zwischen rücksichtslos und fürsorglich pendelt und die Charaktere beinah antizyklisch einander näher bringt bzw. sie voneinander abstößt.
Californication - Season 2
Pures Rock’n’Roll. Handlungsstränge verschachteln sich zu unfassbaren Eskapaden mit irrealem Hysteriefaktor, die sich überschlagenden Plots gehen over the top und Hank Moody mit ihnen durch die Decke. Nach dem unwirklichen Ende von Staffel 1 bricht erwartungsgemäß schnell alles auseinander und die verstoßene Hauptfigur darf außerhalb familiärer Muster viele Männerträume ausleben, ohne dass die Sehnsucht nach Stabilität verschwiegen würde. Mit Musikproduzent Lew wird entsprechend eine Figur eingeführt, die als Pfortenöffner und Begleiter in dieser parallelen Welt fungiert.
Bemerkenswert übrigens, wie gut Mädchen Amick immer noch aussieht.
Californication - Season 3
Der Wechsel des Handlungsortes Richtung Universität wirkt etwas zurechtgeschustert; warum man diesen Weg gewählt hat, wird angesichts des Überangebots an willigen Studentinnen natürlich schnell klar. Die Qualität der Drehbücher lässt leicht nach, aber für Peinlichkeits-. Zufalls- und Situationskomik ist die dritte Staffel mehr als gut, unterhält Hank doch parallel drei Beziehungen gleichzeitig und muss sich folgerichtig mit ein paar sehr unangenehmen Situationen herumschlagen. Auch sein glatzköpfiger Kumpel („Fleischmützchen“) und dessen Frau schöpfen mit zunehmender Laufzeit aus dem Vollen.
Californication - Season 4
Die erste Staffel mit einem deutlichen Qualitätsabfall: Nicht nur wirkt Hanks ständiges Beteuern einer Besserung langsam inflationär, auch die als Meta-Spiegelung von Hanks Lebenssituation gedachte Verfilmung von “Ficken & Schläge” funktioniert nicht ganz so gut wie gedacht, auch wenn das Lolita-Syndrom der ersten Staffel auf heikle Art und Weise neu aufgerollt wird. Das unbeachtete Highlight bildet längst Hanks Tochter, die unübersehbar ein glaubwürdiges Produkt des Verhaltens ihres Vaters geworden ist.
Spielbergs erster Film ist immer noch eine Perle des Suspense-Kinos, die heute wohl nicht weniger gut funktioniert als damals. Kaum auf Dialoge angewiesen, funktioniert Spielberg den rostigen Laster des unsichtbaren Widersachers zu einer dämonischen Furie um, die ohne erkennbaren Grund am helllichten Tag Jagd auf einen harmlos wirkenden, ängstlichen Mann macht, der schlichtweg zur falschen Zeit am falschen Ort scheint. Mit klaustrophobischen Kameraeinstellungen und verunsichernden Szenenmontagen wird das Grauen – ähnlich wie später bei „Hitcher“ – mitten in die helle Einöde gebracht. Vorübergehende Momente, in denen sich der Verfolgte in Sicherheit wägt, stellen sich nur als Schein heraus. Den psychischen Druck auf die Hauptfigur lässt Spielberg schließlich derart manifest werden, dass sich die Angst in Rage wandelt, was ein leicht übertriebenes, aber wendungsreiches Finale zur Folge hat.
Larry Crowne
Harmlose, putzige Romantikkomödie, im Einstieg mit zaghaften Ansätzen von Kritik am amerikanischen Jobsystem; diese wird anschließend über die unvermeintliche Liebesgeschichte zwischen einer Dozentin und einem (gleichaltrigen) Studenten vergessen. Die Posterqualitäten von Tom Hanks auf einem klapprigen Roller mit einer argwöhnischen Julia Roberts auf dem Rücksitz bekommen dann den Vorzug. Das Campusleben wird allerdings nicht minder romantisiert und für Toleranz gegenüber Minderheiten zurecht gemacht; Hanks bekommt dadurch immerhin nochmals die Gelegenheit, unter Eigenregie eine Facette von Forrest Gump zu wiederholen.
Hesher
Im Rahmen leider nur eine gewöhnliche „kaputter Freak stößt von außen in eine kaputte Familie und macht sie wieder heil, weil er noch kaputter ist“-Variante, punktet „Hesher“ in der Detailarbeit, beispielsweise bei den Schauspielern: Wenn man eine Natalie Portman hinter Brille und hässlichen Klamotten in einer grauen Nebenrolle verheizen kann, ist man allgemein in einer guten Position. Rainn Wilson vermittelt als einsamer Witwer eine Verzweiflung, die das Drehbuch zu fragen scheint, was er eigentlich in dieser (Film-)Welt zu suchen habe, mit all diesen kuriosen Menschen um ihn herum, und Joseph-Gordon Levitt bietet einen faszinierenden Metal-Anarcho, der aus dem Nichts zu kommen scheint und gerade deshalb so interessant ist, dass man ihm nicht von der Seite weichen möchte. Der knappe Metallica-Soundtrack so wie überhaupt die gesamte Metallica-Aufmachung inklusive Film-Schriftzug macht grundsätzlich kaum Sinn, aber hier und da werden die Riffs auf originelle Weise eingesetzt, um bestimmten Szenen den letzten Kick zu geben. Trotz des mittelmäßigen Drehbuchs bleibt ein rührseliger Blick zurück, weil man sich gerne an den bitterbösen Humor zurückerinnert, der je nach Angemessenheit zwischen rücksichtslos und fürsorglich pendelt und die Charaktere beinah antizyklisch einander näher bringt bzw. sie voneinander abstößt.
Californication - Season 2
Pures Rock’n’Roll. Handlungsstränge verschachteln sich zu unfassbaren Eskapaden mit irrealem Hysteriefaktor, die sich überschlagenden Plots gehen over the top und Hank Moody mit ihnen durch die Decke. Nach dem unwirklichen Ende von Staffel 1 bricht erwartungsgemäß schnell alles auseinander und die verstoßene Hauptfigur darf außerhalb familiärer Muster viele Männerträume ausleben, ohne dass die Sehnsucht nach Stabilität verschwiegen würde. Mit Musikproduzent Lew wird entsprechend eine Figur eingeführt, die als Pfortenöffner und Begleiter in dieser parallelen Welt fungiert.
Bemerkenswert übrigens, wie gut Mädchen Amick immer noch aussieht.
Californication - Season 3
Der Wechsel des Handlungsortes Richtung Universität wirkt etwas zurechtgeschustert; warum man diesen Weg gewählt hat, wird angesichts des Überangebots an willigen Studentinnen natürlich schnell klar. Die Qualität der Drehbücher lässt leicht nach, aber für Peinlichkeits-. Zufalls- und Situationskomik ist die dritte Staffel mehr als gut, unterhält Hank doch parallel drei Beziehungen gleichzeitig und muss sich folgerichtig mit ein paar sehr unangenehmen Situationen herumschlagen. Auch sein glatzköpfiger Kumpel („Fleischmützchen“) und dessen Frau schöpfen mit zunehmender Laufzeit aus dem Vollen.
Californication - Season 4
Die erste Staffel mit einem deutlichen Qualitätsabfall: Nicht nur wirkt Hanks ständiges Beteuern einer Besserung langsam inflationär, auch die als Meta-Spiegelung von Hanks Lebenssituation gedachte Verfilmung von “Ficken & Schläge” funktioniert nicht ganz so gut wie gedacht, auch wenn das Lolita-Syndrom der ersten Staffel auf heikle Art und Weise neu aufgerollt wird. Das unbeachtete Highlight bildet längst Hanks Tochter, die unübersehbar ein glaubwürdiges Produkt des Verhaltens ihres Vaters geworden ist.
Cat Run
Während der von Guy Ritchie initiierten Kleinganovenwelle der frühen 00er Jahre wurde sie gesellschaftsfähig gemacht, die Frozen-Screen-Kurzeinführung von Figuren, die meist mit einem einzelnen Schlagwort auf eine Dimension ihres Charakters zusammengestaucht wurden. Wagt ein Film dieses Stilmittel heute noch, könnte man auf der Stelle mit dem Kotzen anfangen. Kein guter Start für „Cat Run“, dessen erste 15 Minuten irgendwie 15 Jahre zu spät kommen. Letztlich wird der Film auf zweierlei Art gerettet: Zum einen durch die sonnige Optik und die ansehnlichen Panoramen, in die die Handlung eingebettet ist. Ein Hauch von Oliver Stones „Savages“ schwingt da mit, nur natürlicher und weniger überkontrastiert.
Und dann wäre da noch Paz Vega, dem Cover nach ein abgeklärtes Superbabe mit Wummen en masse und ähnlich viel Selbstvertrauen. Die Sexyness bestätigt sich im Film auch ohne den Einsatz allzu viel nackter Haut (zumindest ihrerseits, denn in der Eröffnungssequenz wird schon was aufgeboten), und sie rührt wohl daher, dass sie mal nicht die Unantastbare spielt, die über allen Dingen steht, sondern beim Anblick eines Toten auch mal einen Kreischer vom Stapel lässt, in anderen Situationen aber wiederum ziemlich cool reagiert. Die Story mag etwas verkorkst sein, hält aber doch gut bei Laune und bringt hier und da den ein oder anderen erinnerungswürdigen Moment zustande.
Flight
Zemeckis kann auch noch Realdramen umsetzen, das beweist „Flight“ zweifellos, denn der Erzählbogen ist vollkommen rund und ohne jede Länge packend erzählt. Vieles steckt in dem vermeintlich geradlinigen Film; er dient einer einfachen Liebesgeschichte ebenso wie einer Erzählung über die Perversion juristischer Bürokratie. Hier spielt Zemeckis seine Stärken auch aus, denn das eigentlich Interessante ist hier weder der Absturz noch die Charakterzeichnungen, sondern die Art und Weise, wie reine Formalitäten gesellschaftlich anerkannte Leistungen um 180 Grad zum Verbrechen drehen können und welche Auswirkungen dies auf das Privatleben haben kann. Das vordergründige Trinkerdrama sowie der gesamte White-Trash-Anstrich, der auf den Nebenplätzen regiert, wirkt dagegen mitunter zu aufgesetzt, trotz Washingtons jederzeit nuancierten Schauspiels und trotz der immer wieder gerne gesehenen Kelly Reilly.
Vier im roten Kreis
Ein kühles Meisterwerk der Kunst des Krimithrillers, durchzogen von Symbolik, Koinzidenzen und einem inneren Spiritualismus, der über die Barrieren von Feind- und Freundschaft erhaben ist. Melvilles Regie wirkt wie penibel durchgeplant, dennoch sind es gerade die unvorhersehbaren Wendungen, die ihn in all der Routine (Stichwort Katzenfütterung) interessieren. Es ist auch nicht schwer zu verstehen, warum Ikonen des Stilkinos, wie Quentin Tarantino oder John Woo, Film und Regisseur verehren sollen; sein Einfluss ist unverkennbar.
Argo
Man könnte Ben Affleck vorwerfen, er verwende die jüngere Zeitgeschichte lediglich, um oberflächliches Spannungskino zu inszenieren, denn der Rückgriff auf Star-Wars-Blaupausen und die darin enthaltene Sehnsucht nach imperialem Frieden und einem funktionierenden (!) Einheitssystem ist schnell dem Vorwurf ausgesetzt, schwarz und weiß allzu deutlich zu betonen. Dass Affleck zwischen schwarzem Humor in Ventilfunktion (Arkin, Goodman) und dem Zeitdruck- bzw. Parallelmontagenthrill der 70er pendelt, würde diesen Vorwurf nicht gerade schwächen. Aber das Misstrauen mal beiseite gestellt, dass die Fakten trotz Zeitzeugeninformationen erster Hand nicht authentisch dargestellt könnten, bebildert Affleck letztlich genau das, was als Quintessenz hinter den ganzen Kriegen und dem irrationalen Verhalten von Massen und Regierungsexekutiven steht. Man nehme also einfach mal hin, dass auch Filme über den Nahen Osten spannend sein können.
Coriolanus
Ein negatives Gegenbeispiel bietet Ralph Fiennes auf, aber er lernt ja noch: In seinem ersten Spielfilm verhaspelt sich Fiennes in überbordenden Ambitionen, die altrömische Sprache der ursprünglichen Shakespeare-Geschichte in eine Gegenwartshandlung zu übertragen, um so zu zeigen, dass Politik in ihrem Wesen ein evolutionstheoretischer Überlegener ist, da sich in ihren Mitteln vielleicht Veränderungen ergeben haben, kaum aber in ihrer Funktionsweise. Ein lobenswertes Unterfangen, nur leider gelingt es Fiennes nicht, Interesse für sein Sujet aufzubringen. Die Regie ist zahnlos, trist und zäh, die große Actionsequenz ein unmotiviertes Gerümpel und als Hauptdarsteller glaubt Fiennes, dies mit Grimassen und martialisch von Blut und Dreck besudeltem Gesicht kompensieren zu müssen. Die steifen Dialoge wirken in diesem Kontext weltfremd und statisch. Von einigen wenigen treffenden Parallelen abgesehen bietet der Film nichts auf, um diese Defizite auszugleichen.
Game Of Thrones – Season 2
Die Serie hält ihr hohes Niveau, wenn sie es nicht (u.a. durch das Zeigen einer Schlacht, was in der ersten Staffel noch listig umgangen wurde) sogar übertrifft. Man merkt einfach, dass „Game Of Thrones“ auf einer detailreichen Vorlage basiert und der Urheber selbst an der Umsetzung beteiligt ist, denn keine Szene und kein Dialog scheint unwichtig oder überflüssig, viele beiläufig gesprochene Worte bekommen noch viele Episoden später eine wichtige Bedeutung. Die vielen Nebenhandlungsstränge wirken nochmals spannender als bisher und verdichten das Ganze zu einer faszinierenden Welt, die sich nicht an Einzelfiguren festhält, sondern selbst vermeintlich wichtige Charaktere über den Jordan springen lässt. Das Produktionsniveau ist hochwertiger als das vieler Filme, die Drehorte, wie etwa die Schneegebirge Skandinaviens, halten den höchsten Ansprüchen stand. Schlecht finden kann man das eigentlich nur, wenn man zwingend Identifikationsfiguren benötigt oder Non-Stop-Action erwartet.
Weitere Sichtungen:
Premium Rush
Während der von Guy Ritchie initiierten Kleinganovenwelle der frühen 00er Jahre wurde sie gesellschaftsfähig gemacht, die Frozen-Screen-Kurzeinführung von Figuren, die meist mit einem einzelnen Schlagwort auf eine Dimension ihres Charakters zusammengestaucht wurden. Wagt ein Film dieses Stilmittel heute noch, könnte man auf der Stelle mit dem Kotzen anfangen. Kein guter Start für „Cat Run“, dessen erste 15 Minuten irgendwie 15 Jahre zu spät kommen. Letztlich wird der Film auf zweierlei Art gerettet: Zum einen durch die sonnige Optik und die ansehnlichen Panoramen, in die die Handlung eingebettet ist. Ein Hauch von Oliver Stones „Savages“ schwingt da mit, nur natürlicher und weniger überkontrastiert.
Und dann wäre da noch Paz Vega, dem Cover nach ein abgeklärtes Superbabe mit Wummen en masse und ähnlich viel Selbstvertrauen. Die Sexyness bestätigt sich im Film auch ohne den Einsatz allzu viel nackter Haut (zumindest ihrerseits, denn in der Eröffnungssequenz wird schon was aufgeboten), und sie rührt wohl daher, dass sie mal nicht die Unantastbare spielt, die über allen Dingen steht, sondern beim Anblick eines Toten auch mal einen Kreischer vom Stapel lässt, in anderen Situationen aber wiederum ziemlich cool reagiert. Die Story mag etwas verkorkst sein, hält aber doch gut bei Laune und bringt hier und da den ein oder anderen erinnerungswürdigen Moment zustande.
Flight
Zemeckis kann auch noch Realdramen umsetzen, das beweist „Flight“ zweifellos, denn der Erzählbogen ist vollkommen rund und ohne jede Länge packend erzählt. Vieles steckt in dem vermeintlich geradlinigen Film; er dient einer einfachen Liebesgeschichte ebenso wie einer Erzählung über die Perversion juristischer Bürokratie. Hier spielt Zemeckis seine Stärken auch aus, denn das eigentlich Interessante ist hier weder der Absturz noch die Charakterzeichnungen, sondern die Art und Weise, wie reine Formalitäten gesellschaftlich anerkannte Leistungen um 180 Grad zum Verbrechen drehen können und welche Auswirkungen dies auf das Privatleben haben kann. Das vordergründige Trinkerdrama sowie der gesamte White-Trash-Anstrich, der auf den Nebenplätzen regiert, wirkt dagegen mitunter zu aufgesetzt, trotz Washingtons jederzeit nuancierten Schauspiels und trotz der immer wieder gerne gesehenen Kelly Reilly.
Vier im roten Kreis
Ein kühles Meisterwerk der Kunst des Krimithrillers, durchzogen von Symbolik, Koinzidenzen und einem inneren Spiritualismus, der über die Barrieren von Feind- und Freundschaft erhaben ist. Melvilles Regie wirkt wie penibel durchgeplant, dennoch sind es gerade die unvorhersehbaren Wendungen, die ihn in all der Routine (Stichwort Katzenfütterung) interessieren. Es ist auch nicht schwer zu verstehen, warum Ikonen des Stilkinos, wie Quentin Tarantino oder John Woo, Film und Regisseur verehren sollen; sein Einfluss ist unverkennbar.
Argo
Man könnte Ben Affleck vorwerfen, er verwende die jüngere Zeitgeschichte lediglich, um oberflächliches Spannungskino zu inszenieren, denn der Rückgriff auf Star-Wars-Blaupausen und die darin enthaltene Sehnsucht nach imperialem Frieden und einem funktionierenden (!) Einheitssystem ist schnell dem Vorwurf ausgesetzt, schwarz und weiß allzu deutlich zu betonen. Dass Affleck zwischen schwarzem Humor in Ventilfunktion (Arkin, Goodman) und dem Zeitdruck- bzw. Parallelmontagenthrill der 70er pendelt, würde diesen Vorwurf nicht gerade schwächen. Aber das Misstrauen mal beiseite gestellt, dass die Fakten trotz Zeitzeugeninformationen erster Hand nicht authentisch dargestellt könnten, bebildert Affleck letztlich genau das, was als Quintessenz hinter den ganzen Kriegen und dem irrationalen Verhalten von Massen und Regierungsexekutiven steht. Man nehme also einfach mal hin, dass auch Filme über den Nahen Osten spannend sein können.
Coriolanus
Ein negatives Gegenbeispiel bietet Ralph Fiennes auf, aber er lernt ja noch: In seinem ersten Spielfilm verhaspelt sich Fiennes in überbordenden Ambitionen, die altrömische Sprache der ursprünglichen Shakespeare-Geschichte in eine Gegenwartshandlung zu übertragen, um so zu zeigen, dass Politik in ihrem Wesen ein evolutionstheoretischer Überlegener ist, da sich in ihren Mitteln vielleicht Veränderungen ergeben haben, kaum aber in ihrer Funktionsweise. Ein lobenswertes Unterfangen, nur leider gelingt es Fiennes nicht, Interesse für sein Sujet aufzubringen. Die Regie ist zahnlos, trist und zäh, die große Actionsequenz ein unmotiviertes Gerümpel und als Hauptdarsteller glaubt Fiennes, dies mit Grimassen und martialisch von Blut und Dreck besudeltem Gesicht kompensieren zu müssen. Die steifen Dialoge wirken in diesem Kontext weltfremd und statisch. Von einigen wenigen treffenden Parallelen abgesehen bietet der Film nichts auf, um diese Defizite auszugleichen.
Game Of Thrones – Season 2
Die Serie hält ihr hohes Niveau, wenn sie es nicht (u.a. durch das Zeigen einer Schlacht, was in der ersten Staffel noch listig umgangen wurde) sogar übertrifft. Man merkt einfach, dass „Game Of Thrones“ auf einer detailreichen Vorlage basiert und der Urheber selbst an der Umsetzung beteiligt ist, denn keine Szene und kein Dialog scheint unwichtig oder überflüssig, viele beiläufig gesprochene Worte bekommen noch viele Episoden später eine wichtige Bedeutung. Die vielen Nebenhandlungsstränge wirken nochmals spannender als bisher und verdichten das Ganze zu einer faszinierenden Welt, die sich nicht an Einzelfiguren festhält, sondern selbst vermeintlich wichtige Charaktere über den Jordan springen lässt. Das Produktionsniveau ist hochwertiger als das vieler Filme, die Drehorte, wie etwa die Schneegebirge Skandinaviens, halten den höchsten Ansprüchen stand. Schlecht finden kann man das eigentlich nur, wenn man zwingend Identifikationsfiguren benötigt oder Non-Stop-Action erwartet.
Weitere Sichtungen:
Premium Rush
Denen man nicht vergibt
Dieser Western von John Huston hat das filmhistorische Image eines unentschlossenen Bastards zwischen dem Verlangen der Produzenten nach einem mainstreamtauglichen, unkritischen Unterhaltungsfilm und dem Anliegen des Regisseurs, eine Kontroverse über den Rassismus im Wilden Westen zu erreichen. Bestätigen lässt sich das insofern, als dass der Plot die Anlagen für eine kritische Auseinandersetzung bereithält, schließlich aber in soapähnlichen Schwarzweißkonflikten auflöst, die immerhin schick anzusehen sind – auch gerade im Finale, das mit einer zwar etwas ungeschickt geschnittenen, aber spektakulären Belagerungssituation aufwartet. Dennoch sprüht der Film eine gewisse Besonderheit aus, sicherlich auch bestärkt durch memorable Bilder wie die Mutter am Klavier unter freiem Himmel, während sie die Angriffsfanfaren der Indianer zu übertünchen versucht. Wären die Konflikte um die Blutsverwandtschaft präziser herausgearbeitet worden, hätte aber mehr drin sein können.
Lincoln
Steven Spielberg ist längst kein Blockbusterregisseur mehr. An „Lincoln“ spürt man besonders, dass ihm an den Mechanismen des großen Kinos nicht mehr viel liegt. Seine zweieinhalb Geschichtsstunden legen mehr noch als zuletzt ein ganz besonderes Augenmerk auf die Formalität; wäre das Dramatische zu Zeiten von „Schindlers Liste“ viel ausgeprägter gewesen und hätte der Anschlag auf Lincolns Leben eine halbe Stunde voller Suspense beansprucht, so gestattet sich Spielberg nur einige wenige intime Momente, die Lincoln als Menschen begreiflich machen. Meist geht es um den Politiker, oft auch um seine Vertrauten und seine Gegner, und doch gelingt es dem Altregisseur mit Hilfe seines auch in der breite extrem hochwertigen Casts, selbst die Überlänge zu rechtfertigen, indem sie gerade so ohne einen Hänger zu Ende geführt wird
Alligator 1 & 2
Teil 1 noch eine vage Kindheitserinnerung an den Horror des Gefressenwerdens, als Nahrung einem mächtigeren Lebewesen zu dienen, der wohl ersten Begegnung mit Tierhorror (nach „Tarantula“) überhaupt. Eine Erfahrung, die wegen zwei Szenen ihren Eindruck hinterlassen hat: Einmal eine Szene, in der ein Polizist bei lebendigem Leib von einem Riesenalligator verschluckt wird, der gerade durch den Asphalt gebrochen war, dann wieder eine Szene, die zeigte, dass auch Kinder nicht vor dem Grauen der Natur verschont bleiben.
Heute wirkt der Film deutlich amüsanter, dennoch hat er einige Qualitäten behalten, angefangen bei der mythologischen Ausgangssituation bis hin zu den sehr charmanten Spezialeffekten, dazu noch mit Robert Forster in der Hauptrolle ansprechend besetzt, strömt der „Horror Alligator“ ein Feeling aus, wie es heute leider nicht mehr denkbar ist.
Der zweite Teil dagegen ist ein mehr oder weniger unmotivierter Nachklapp, mit einem zumindest halbwegs brauchbaren Hauptdarsteller zwar, aber ohne auch nur eine besondere Szene, zu viel städtisches Verschwörungsblabla drumherum und mit recht schwachen Krokoauftritten, das im schlimmsten Fall wie ein starres Kanu über die Gewässer schwebt.
Plague Of The Zombies
Man staunt schon Bauklötze, wie überzeugend die Zombiemasken aussehen, zieht man etwa Romeros „Dawn Of The Dead“ (oder gar „Night Of The Living Dead“) zum Vergleich hinzu, auch wenn die lieben Untoten sich ziemlich rar machen. Ziemlich wirr erzählt ist diese Hammer-Produktion gerade in der Einführung und fußt auf Voodoo-Zombie-Traditionalismus, der sich mit Sicherheit auch aus der Nutzbarkeit von Kulissen anderer Hammer-Produktionen erklären lässt (Phiolen, alte Masken und sonstiger ritueller Krempel), aber die Drehorte sind vergleichsweise atmosphärisch und besonders englisch. Gehört zu den etwas gehoberenen Gruslern des Produktionsstudios.
Hell
Die Mühe ist redlich genug, dass die Brücke zu den britischen und amerikanischen Vorbildern nicht mehr weit gebaut werden muss. Qualitativ übertrifft diese Apokalypse so manches, was von Übersee importiert wird, aber man sieht doch irgendwie immer die Anstrengung dahinter; wie beispielsweise das Endzeitliche mit simplen Farbfiltern und Überbelichtung dargestellt werden soll. Wie sich die Figuren gegenseitig bekriegen und zwischen Einzelgängertum und Gruppenstrategie hin- und hergerissen sind. Wie die Dialoge ökonomisch knapp gehalten werden und dennoch tiefe Wahrheiten verbergen sollen. Kein unwichtiger Beitrag, aber Deutschland ist einfach noch nicht so weit, zwanglos Genreware abliefern zu können.
Alles erlaubt – Eine Woche ohne Regeln
Wie inzwischen von den Farrellys gewohnt: Eine dicke Packung Political Correctness in der Verpackung des scheinbar Provokanten. Fraglich, ob sich Männlein und Weiblein auf der heimischen Couch anschließend tatsächlich in die Haare kommen, denn einen wirklichen Anstoß dazu kann der Film abgesehen von seiner Grundprämisse nicht bieten; im Gegenteil, er dürfte aufgebrachte weibliche Gemüter, die dem Liebsten mit einem Nudelholz präventiv schon mal zeigen, was sie von dem Freifahrtsschein halten, mit zunehmender Laufzeit besänftigen. Wilson und Sudeikis wissen eben nie so recht, was sie mit ihrer vermeintlichen Freiheit anfangen sollen, und so entsteht immer weiter der Eindruck, eine patriarchale Welt werde dargestellt, die von innen heraus aber doch von den Frauen gelenkt werde – was die Farrellys aber nicht etwa anklagen, sondern mit einem Schulterzucken hinnehmen. Man hat das Gefühl, man müsse sich einfach mit der bitteren Wahrheit abfinden. Einzig der Schlussgag versucht dem Strom zu entkommen. Zum Glück endet der Film dort, denn sonst würde er auch wieder mit erhobener Handtasche zum Schweigen gebracht werden – das sieht man in Christina Applegates Augen.
Texas Killing Fields
Kamera, Settings und Visualisierung, Schauspieler und Atmosphäre stimmen war auf den Punkt und versetzen zurück in die Zeit von “Sieben”, als das Serienkillergenre noch nicht mit halbherzigen Replikaten überflutet war, wie wenig das alles aber wert sein kann, wenn das Drehbuch nicht stimmt, sehen wir an „Texas Killing Fields“, dessen Handlung wirr und banal zu gleicher Zeit geworden ist. Man erwischt sich immer wieder dabei, sich einfach nur an den tollen Bildern der texikanischen Sumpflandschaft zu ergötzen, weil es bei den Ermittlungen selbst nicht viel zu entdecken gibt.
The Blind Side
Hollywood-Minderheiten-Rührschmonz nach Clint-Eastwood-Rezeptur, zumindest aber mit einer nicht allzu platten Hauptfigur. Diese ist zwar nach dem üblichen Schema gezeichnet, wird aber immerhin um die ein oder andere Facette bereichert. Glücklicherweise wird der sportliche Erfolg nicht allzu stark als Indikator für die Lehre von Glück und Selbstverständnis verwendet, sondern nimmt grundsätzlich eher eine Nebenrolle ein. Dennoch weisen bereits viele Randfiguren, etwa die Ermittlerin, die aus dem Nichts im Plot auftaucht, um Stolpersteine auszulegen, darauf hin, dass hier nach dem ewig gleichen Schema gearbeitet wird, das den meisten Melodramen mit Sporthintergrund zugrunde liegt.
Weitere Sichtungen:
Delta Force
McQuade – Der Wolf
Wolverine – Weg des Kriegers
Get The Gringo
Dieser Western von John Huston hat das filmhistorische Image eines unentschlossenen Bastards zwischen dem Verlangen der Produzenten nach einem mainstreamtauglichen, unkritischen Unterhaltungsfilm und dem Anliegen des Regisseurs, eine Kontroverse über den Rassismus im Wilden Westen zu erreichen. Bestätigen lässt sich das insofern, als dass der Plot die Anlagen für eine kritische Auseinandersetzung bereithält, schließlich aber in soapähnlichen Schwarzweißkonflikten auflöst, die immerhin schick anzusehen sind – auch gerade im Finale, das mit einer zwar etwas ungeschickt geschnittenen, aber spektakulären Belagerungssituation aufwartet. Dennoch sprüht der Film eine gewisse Besonderheit aus, sicherlich auch bestärkt durch memorable Bilder wie die Mutter am Klavier unter freiem Himmel, während sie die Angriffsfanfaren der Indianer zu übertünchen versucht. Wären die Konflikte um die Blutsverwandtschaft präziser herausgearbeitet worden, hätte aber mehr drin sein können.
Lincoln
Steven Spielberg ist längst kein Blockbusterregisseur mehr. An „Lincoln“ spürt man besonders, dass ihm an den Mechanismen des großen Kinos nicht mehr viel liegt. Seine zweieinhalb Geschichtsstunden legen mehr noch als zuletzt ein ganz besonderes Augenmerk auf die Formalität; wäre das Dramatische zu Zeiten von „Schindlers Liste“ viel ausgeprägter gewesen und hätte der Anschlag auf Lincolns Leben eine halbe Stunde voller Suspense beansprucht, so gestattet sich Spielberg nur einige wenige intime Momente, die Lincoln als Menschen begreiflich machen. Meist geht es um den Politiker, oft auch um seine Vertrauten und seine Gegner, und doch gelingt es dem Altregisseur mit Hilfe seines auch in der breite extrem hochwertigen Casts, selbst die Überlänge zu rechtfertigen, indem sie gerade so ohne einen Hänger zu Ende geführt wird
Alligator 1 & 2
Teil 1 noch eine vage Kindheitserinnerung an den Horror des Gefressenwerdens, als Nahrung einem mächtigeren Lebewesen zu dienen, der wohl ersten Begegnung mit Tierhorror (nach „Tarantula“) überhaupt. Eine Erfahrung, die wegen zwei Szenen ihren Eindruck hinterlassen hat: Einmal eine Szene, in der ein Polizist bei lebendigem Leib von einem Riesenalligator verschluckt wird, der gerade durch den Asphalt gebrochen war, dann wieder eine Szene, die zeigte, dass auch Kinder nicht vor dem Grauen der Natur verschont bleiben.
Heute wirkt der Film deutlich amüsanter, dennoch hat er einige Qualitäten behalten, angefangen bei der mythologischen Ausgangssituation bis hin zu den sehr charmanten Spezialeffekten, dazu noch mit Robert Forster in der Hauptrolle ansprechend besetzt, strömt der „Horror Alligator“ ein Feeling aus, wie es heute leider nicht mehr denkbar ist.
Der zweite Teil dagegen ist ein mehr oder weniger unmotivierter Nachklapp, mit einem zumindest halbwegs brauchbaren Hauptdarsteller zwar, aber ohne auch nur eine besondere Szene, zu viel städtisches Verschwörungsblabla drumherum und mit recht schwachen Krokoauftritten, das im schlimmsten Fall wie ein starres Kanu über die Gewässer schwebt.
Plague Of The Zombies
Man staunt schon Bauklötze, wie überzeugend die Zombiemasken aussehen, zieht man etwa Romeros „Dawn Of The Dead“ (oder gar „Night Of The Living Dead“) zum Vergleich hinzu, auch wenn die lieben Untoten sich ziemlich rar machen. Ziemlich wirr erzählt ist diese Hammer-Produktion gerade in der Einführung und fußt auf Voodoo-Zombie-Traditionalismus, der sich mit Sicherheit auch aus der Nutzbarkeit von Kulissen anderer Hammer-Produktionen erklären lässt (Phiolen, alte Masken und sonstiger ritueller Krempel), aber die Drehorte sind vergleichsweise atmosphärisch und besonders englisch. Gehört zu den etwas gehoberenen Gruslern des Produktionsstudios.
Hell
Die Mühe ist redlich genug, dass die Brücke zu den britischen und amerikanischen Vorbildern nicht mehr weit gebaut werden muss. Qualitativ übertrifft diese Apokalypse so manches, was von Übersee importiert wird, aber man sieht doch irgendwie immer die Anstrengung dahinter; wie beispielsweise das Endzeitliche mit simplen Farbfiltern und Überbelichtung dargestellt werden soll. Wie sich die Figuren gegenseitig bekriegen und zwischen Einzelgängertum und Gruppenstrategie hin- und hergerissen sind. Wie die Dialoge ökonomisch knapp gehalten werden und dennoch tiefe Wahrheiten verbergen sollen. Kein unwichtiger Beitrag, aber Deutschland ist einfach noch nicht so weit, zwanglos Genreware abliefern zu können.
Alles erlaubt – Eine Woche ohne Regeln
Wie inzwischen von den Farrellys gewohnt: Eine dicke Packung Political Correctness in der Verpackung des scheinbar Provokanten. Fraglich, ob sich Männlein und Weiblein auf der heimischen Couch anschließend tatsächlich in die Haare kommen, denn einen wirklichen Anstoß dazu kann der Film abgesehen von seiner Grundprämisse nicht bieten; im Gegenteil, er dürfte aufgebrachte weibliche Gemüter, die dem Liebsten mit einem Nudelholz präventiv schon mal zeigen, was sie von dem Freifahrtsschein halten, mit zunehmender Laufzeit besänftigen. Wilson und Sudeikis wissen eben nie so recht, was sie mit ihrer vermeintlichen Freiheit anfangen sollen, und so entsteht immer weiter der Eindruck, eine patriarchale Welt werde dargestellt, die von innen heraus aber doch von den Frauen gelenkt werde – was die Farrellys aber nicht etwa anklagen, sondern mit einem Schulterzucken hinnehmen. Man hat das Gefühl, man müsse sich einfach mit der bitteren Wahrheit abfinden. Einzig der Schlussgag versucht dem Strom zu entkommen. Zum Glück endet der Film dort, denn sonst würde er auch wieder mit erhobener Handtasche zum Schweigen gebracht werden – das sieht man in Christina Applegates Augen.
Texas Killing Fields
Kamera, Settings und Visualisierung, Schauspieler und Atmosphäre stimmen war auf den Punkt und versetzen zurück in die Zeit von “Sieben”, als das Serienkillergenre noch nicht mit halbherzigen Replikaten überflutet war, wie wenig das alles aber wert sein kann, wenn das Drehbuch nicht stimmt, sehen wir an „Texas Killing Fields“, dessen Handlung wirr und banal zu gleicher Zeit geworden ist. Man erwischt sich immer wieder dabei, sich einfach nur an den tollen Bildern der texikanischen Sumpflandschaft zu ergötzen, weil es bei den Ermittlungen selbst nicht viel zu entdecken gibt.
The Blind Side
Hollywood-Minderheiten-Rührschmonz nach Clint-Eastwood-Rezeptur, zumindest aber mit einer nicht allzu platten Hauptfigur. Diese ist zwar nach dem üblichen Schema gezeichnet, wird aber immerhin um die ein oder andere Facette bereichert. Glücklicherweise wird der sportliche Erfolg nicht allzu stark als Indikator für die Lehre von Glück und Selbstverständnis verwendet, sondern nimmt grundsätzlich eher eine Nebenrolle ein. Dennoch weisen bereits viele Randfiguren, etwa die Ermittlerin, die aus dem Nichts im Plot auftaucht, um Stolpersteine auszulegen, darauf hin, dass hier nach dem ewig gleichen Schema gearbeitet wird, das den meisten Melodramen mit Sporthintergrund zugrunde liegt.
Weitere Sichtungen:
Delta Force
McQuade – Der Wolf
Wolverine – Weg des Kriegers
Get The Gringo
- Sir Jay
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ich habe in der kindheit auch so manchen alligator film gesehen...vllt waren sogar die dabei...am meisten aber erinnere ich mich an den im dschungel, wo am ende dem Helden von einem tot-geglaubten Crocodile-Dundee-Verschnitt ein Motor zugeworfen wird, womit der alligator zerstückelt und in die luft gejagt werden kannVince hat geschrieben:
Alligator 1 & 2
Teil 1 noch eine vage Kindheitserinnerung an den Horror des Gefressenwerdens, als Nahrung einem mächtigeren Lebewesen zu dienen, der wohl ersten Begegnung mit Tierhorror (nach „Tarantula“) überhaupt. Eine Erfahrung, die wegen zwei Szenen ihren Eindruck hinterlassen hat: Einmal eine Szene, in der ein Polizist bei lebendigem Leib von einem Riesenalligator verschluckt wird, der gerade durch den Asphalt gebrochen war, dann wieder eine Szene, die zeigte, dass auch Kinder nicht vor dem Grauen der Natur verschont bleiben.
Heute wirkt der Film deutlich amüsanter, dennoch hat er einige Qualitäten behalten, angefangen bei der mythologischen Ausgangssituation bis hin zu den sehr charmanten Spezialeffekten, dazu noch mit Robert Forster in der Hauptrolle ansprechend besetzt, strömt der „Horror Alligator“ ein Feeling aus, wie es heute leider nicht mehr denkbar ist.
welcher war denn das nochmal?
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