Ne ähnliche Szene gibts im zweiten Teil, aber ich glaub nicht genau so...Sir Jay hat geschrieben: welcher war denn das nochmal?
The Pit And The Pendulum
Die detailfreudige Ausstattung, ein natürlich wieder stark aufspielender Lance Henriksen und der spannend inszenierte Plot macht Stuart Gordons Poe-Verfilmung zu einer überaus sehenswerten Angelegenheit. Die gesamte Produktion macht den Anschein, komplett im 15. Jahrhundert versunken zu sein, was die Diskurse um religiösen Wahn und deren Vermischung mit (vornehmlich sexueller) Gewalt sehr direkt wirken lässt. Nebenbei wird Gordon dem Medium Film dadurch vollkommen gerecht, auch wenn er sich vermutlich einige künstlerische Freiheiten erlaubt hat und seine Arbeit insgesamt eher eine museumsartige Ausstellung von Foltergeräten und –Lokalitäten ist als ein authentisches, auf Fakten vertrauendes Dokument.
Spring Breakers
Harmony Korine gelingt die Transformation des Sinnlosen vom Spaßgebundenen ins Melancholisch-Tragische, bleibt der Inhaltsleere, die sein Film verspricht, aber auf bizarre Weise treu. Blank ziehende Partymädels mag man bei einem „Spring Breakers“ betitelten Film erwarten, man bekommt sie aber nur indirekt, und das führt dazu, dass sich alle abwenden, die eine konsequente Fortführung der „Project X“-Spaßkultur erwartet haben. Es ist nicht etwa so, dass Korine Antworten bieten würde auf Fragen, die der Spaßsuchende niemals stellen würde, aber diesem wird jede Freude an der Hemmungslosigkeit genommen, weil die neongrellen Bikinis nicht für das Darunterliegende stehen, sondern für die Vernebelung der Sinne selbst. Sein Film eine einzige Halluzination, ein stetes Abdriften in eine Scheinwelt, die von außen in die Kriminalität gipfelt, geboren aus der typischen Orientierungslosigkeit gelangweilter Kleinstadtgirlies, die von einer offensichtlich postmodernen Welt kultiviert wurden und längst durchschaut haben, dass eine Britney Spears niemals in der Unschuld baden durfte, die sie besang, die aber aufgrund dieser Erkenntnis glauben, das Leben zu kennen und sich dann, als sie in die weite Welt hinausziehen, hoffnungslos verirren. James Franco spielt das Endprodukt dieses Irrwegs in einer Kombination aus Kleingangsterkarikatur und tragischer Figur, ein überzeichnetes, maskiertes Abziehbild der Umwelt, aus der er entstanden ist, und Korine portraitiert nun den Weg der jungen Mädchen zu diesem Ziel, der in Schieflage mit Blick auf die Böser-Wolf-Märchenstruktur bildstark, und nicht ohne klare Parallelen zu Gaspar Noe zu ziehen, geschildert wird.
The Walking Dead – Season 2
Perspektivlosigkeit lässt die Gruppe eine Staffel lang auf einer Farm verbringen, und damit nutzt “The Walking Dead” seine größten Vorteile gegenüber dem Filmformat wieder voll aus: Im Film ist es nicht möglich, die Allgegenwärtigkeit der Gefahr und den Nihilismus einer Gesellschaft im Angesicht ihres Endes derart unerbittlich bestehen zu lassen. Dass gerade das so gerne als Schwäche ausgelegt wird (von wegen laaaangweilig und so), hat schlichtweg mit falschen Erwartungshaltungen zu tun, ein schnelles Spektakel geliefert zu bekommen. Den Zombieattacken (mit hervorragenden Maskeneffekten übrigens), mal einzelne, dann wieder in unüberschaubaren Massen, haftet eher etwas Unvermitteltes an, durchbrechen sie doch oft Momente des vorübergehenden Geborgenheitsgefühls, das wie die Ruhe eines Einschlafenden immer wieder gestört wird, bis der Wahnsinn in die Augen tritt. Diesen wiederum inszeniert die zweite Staffel überhaupt zum ersten Mal ganz deutlich, geht die Gefahr doch längst nicht mehr nur von den Untoten aus, sondern ebenso von anderen Menschengruppen und auch Mitgliedern der eigenen Gruppe.
Hinterm Mond gleich links – Die komplette Serie
Ich habe in den 90ern offenbar eine der besten Sitcoms überhaupt verpasst. Die Grundidee, Außerirdische in Menschengestalt auf die Erde zu schicken und das Leben der Menschen zu studieren, legt zwar viele Möglichkeiten für einfallsreiche Episoden bereit, aber genauso viele Stolperfallen. Der erhobene Zeigefinger ist jedenfalls nicht fern, wenn uns jemand aus der Metaperspektive einschätzt und bewertet. Umso erfreulicher zu sehen, dass „Hinterm Mond gleich links“ bis zum Ende seine gehobene Position niemals ausnutzt, sondern die Erkenntnisse über die Menschheit in aller Regel mit kauzigem, unverbindlichen Nerd-Humor quittiert. Die Drehbücher kreisen für gewöhnlich um universelle Themen und lassen sich nicht wie die viele andere Sitcoms auf den American Way Of Life einengen; dass der von John Lithgow verkörperte Hauptcharakter einen Physikprofessor spielt, passt da hervorragend ins Bild, werden sämtliche Versuche, menschliche Eigenarten zu erfassen, doch zunächst einmal aus dem physikalischen Blickfeld unternommen. Lithgow selbst ist ein Reingewinn für diese Serie; sein ganzes Gebären schreit nach Weltfremdheit. Seine Co-Stars stehen kaum hintenan, Kristen Johnson, French Stewart, Joseph-Gordon Levitt (der ja anschließend auch ziemlich durchstartete) und Jane Curtin überzeugen in ihren Rollen ebenso wie die wiederkehrenden Nebendarsteller Wayne Knight oder auch William Shatner.
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The Toxic Avenger
Tromas wohl größter Erfolg und eine Machtdemonstration dessen, was Trash sein kann und sein sollte. Der „Toxic Avenger“ ist nicht nur eine tiefschwarze Superheldenparodie, sondern gleichzeitig eine Frontalattacke auf Soziales, im Geiste ein logischer Abkömmling der „Freaks“, der sich mit den Restbeständen und dem Abgestoßenen einer Gesellschaft, die menschlichen Wert mit Schönheit und Leistung aufwiegt, beschäftigt und all das genrebedingt plakativ mit Atommüll in Zusammenhang bringt – was wiederum zugleich zu einem Seitenhieb Richtung Wirtschaft und Industrie verführt. All diese Diskurse werden natürlich völlig unernst vorgetragen und teilweise sogar der Lächerlichkeit preisgegeben, wobei absolute Dilettanten vor der Kamera hilfreich ihren Dienst leisten. Derart lächerlich seine Darsteller inszenieren kann nur Troma (und vielleicht noch Helge Schneider), ob nun ärschewackelnd im Tuschelkreis, euphorisch kreischend beim Überfahren eines hilflosen Jungen oder selbstgefällig den armen Teufel auslachend, der gerade in ätzende Säure gefallen ist, als wären wir mitten in „Dumbo“. Toxie geht nach der obligatorischen Neumischung der Karten dann auch geschmacklos genug vor, um den Mainstream die Nase rümpfen und Abstand halten zu lassen, bleibt aber menschlich genug, dass er mit der Zeit zur Underground-Ikone werden konnte. Diese Tinktur aus launiger Prämisse, absichtsvollem Trash und postmodernem Spiel mit Filmregeln haben weder Troma selbst noch deren Konkurrenz in diesem ausgewogenen Mischungsverhältnis wieder hinbekommen.
Grabbers
Typisches Indie-Creature-Feature, diesmal für Tentakelliebhaber. Die SFX-Abteilung (laut Cover aus der Harry-Potter-Schmiede) zaubert da ein durchaus gelungenes Oktopodenvieh auf die Leinwand, das auch sehr passabel in Regen- und Beleuchtungseffekte integriert ist. Der an schwarze britische Komödien angelehnte und bisweilen auch an Genrefilme aus der neuseeländischen oder skandinavischen Ecke („Black Sheep“, „Troll Hunter“) erinnernde Rahmen richtet sich wieder an ein idealerweise schon angetrunkenes Party-Publikum, zumal der Alkohol diesmal nicht etwa Verderben bedeutet, sondern ganz im Gegenteil einen gewissen Schutz bietet. Kann man schon machen, auch wenn sämtliche Szenen ohne Kreatur durch die teils biedere Regie etwas langatmig wirken.
The Stendhal Syndrome
Mit einem der letzten Argentos, denen man zumindest noch das Prädikat „gut“ zugesteht, wendet der Giallo-Maestro das ihm vertraute Genre auf das Trauma der Vergewaltigung an und implementiert das „Stendhal Syndrom“ als Ventil, einen Zustand der Ohnmacht im Angesicht überwältigender und reizüberflutender Kunstwerke. In diesem konkreten Fall bedeutet das: Hauptdarstellerin Asia Argento durchleidet bei einem Museumsbesuch einen Zusammenbruch und durchtritt anschließend in einigen surrealen Sequenzen Portale, die durch Gemälde in die Welt führen, die sie abbilden. Parallel dazu treibt Thomas Kretschmann sein Unwesen als Vergewaltiger und Mörder. Als die Stränge sich verbinden, entgleitet dem Regisseur langsam das Zepter; zwar gelingt es ihm, einzelne Sequenzen zu inszenieren, die die alte Faszination seiner Frühwerke ausstrahlen, im Ganzen fehlt aber die innere Kohärenz, die alles zusammenhält, was den Film leider auch unnötig langatmig wirken lässt. Aufgrund einzelner guter bis faszinierender Szenen bleibt aber ein leicht überdurchschnittlicher Gesamteindruck zurück.
Manhattan
Woody Allen bringt die Eigenschaften des New Yorker Herzens subtil mit dem gesellschaftlichen Leben in Zusammenhang und erschafft so ein illustres zeitgeschichtliches Portrait, das heute wohl noch mehr Erkenntnisgewinn verspricht als zur Zeit seiner Entstehung. Beziehungen aus der Ferne und mit enormen Altersunterschieden stehen im Fokus; Allen selbst redet sich ähnlich wie beim „Stadtneurotiker“ um Kopf und Kragen, als Grund für seine Verzweiflung stehen Diane Keaton, Mariel Hemingway und Meryl Streep zur Stelle und überzeugen vollkommen. Der intellektuelle Smalltalk Film und Kunst, der auch viel über Allens persönliche Vorlieben verrät, mag nicht jedermanns Sache sein, anerkennen muss man aber zumindest die darin verborgene Leichtigkeit.
Dinner für Spinner
Nicht, dass man es nicht hätte vorhersehen können: Der subtile Witz des französischen Originals ist dahin, hoch lebe der amerikanische Holzhammer. Paul Rudd durchlebt mit Steve Carrell an der Backe den typischen Hürdenlauf einer US-Komödie und gipfelt in einem überdeutlich als solches zur Schau gestellten Finale voller Freaks, und deren König darf am Ende die vermeintlich „normale“ High Society darüber belehren, welchen Wert Gutmütigkeit und Ehrlichkeit hat. Nicht, dass man nicht hier und da schmunzeln kann, die legere Art des Originals hinterlässt aber deutlich mehr Befriedigung.
Our Idiot Brother
Paul Rudd mal in einer für ihn vollkommen ungewohnten Rolle – und die Rechnung geht auf, solange sich der Zuschauer darauf einlässt, mal keine bekloppte Ultranerdkomödie serviert zu bekommen. Rudd spielt seine verlotterte, mit wildem Haar- und Bartwuchs versehene Figur zwar trottelig, aber auch wieder nicht so sehr, dass es wie eine Karikatur wirken würde; es scheint, dass unter der Mähne ein charmanter Kerl verborgen ist, der nur überdurchschnittlich oft in Fettnäpfchen tritt und hin und wieder soziale Defizite aufweist. Der Film spinnt sich um diese Figur und schildert sämtliche Nebenfiguren mehr oder weniger als Produkt der unscheinbaren Hauptfigur. Mit Geschick vermittelt das Drehbuch den Eindruck, es befasse sich vornehmlich mit den Problemen der Anderen, doch am Ende ist es vor allem der „idiotische Bruder“, dessen Dasein das größte Interesse hervorruft.
Breaking Bad – Season 1
Eine kleine Überraschung – für mich bleibt die nur 7 Folgen lange erste Staffel der über alle Maßen gehypten Serie um einen krebskranken Chemielehrer noch deutlich unter ihren Möglichkeiten. Zwar beginnt gleich die erste Staffel mit fliegenden Unterhosen und jede Menge „what the fuck“, allerdings gefällt das Gleichgewicht zwischen Drama, Humor und Abstrusitäten nicht so sehr. Auch der Umgang der Figuren mit der Krankheit ist streckenweise fragwürdig, und das nicht immer nur auf eine gewollte Art. Erst am Ende ergeben sich erste Ansätze dessen, was man beim Klang des Seriennamens erwarten würde: Over-The-Top-Faktor 10.
Weitere Sichtungen:
Ninja – Revenge Will Rise
Bloodsport