Filmtagebuch: Vince

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Vince
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Beitrag von Vince » 19.08.2013, 18:56

Sir Jay hat geschrieben: welcher war denn das nochmal?
Ne ähnliche Szene gibts im zweiten Teil, aber ich glaub nicht genau so...


The Pit And The Pendulum
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Die detailfreudige Ausstattung, ein natürlich wieder stark aufspielender Lance Henriksen und der spannend inszenierte Plot macht Stuart Gordons Poe-Verfilmung zu einer überaus sehenswerten Angelegenheit. Die gesamte Produktion macht den Anschein, komplett im 15. Jahrhundert versunken zu sein, was die Diskurse um religiösen Wahn und deren Vermischung mit (vornehmlich sexueller) Gewalt sehr direkt wirken lässt. Nebenbei wird Gordon dem Medium Film dadurch vollkommen gerecht, auch wenn er sich vermutlich einige künstlerische Freiheiten erlaubt hat und seine Arbeit insgesamt eher eine museumsartige Ausstellung von Foltergeräten und –Lokalitäten ist als ein authentisches, auf Fakten vertrauendes Dokument.
:liquid7:

Spring Breakers
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Harmony Korine gelingt die Transformation des Sinnlosen vom Spaßgebundenen ins Melancholisch-Tragische, bleibt der Inhaltsleere, die sein Film verspricht, aber auf bizarre Weise treu. Blank ziehende Partymädels mag man bei einem „Spring Breakers“ betitelten Film erwarten, man bekommt sie aber nur indirekt, und das führt dazu, dass sich alle abwenden, die eine konsequente Fortführung der „Project X“-Spaßkultur erwartet haben. Es ist nicht etwa so, dass Korine Antworten bieten würde auf Fragen, die der Spaßsuchende niemals stellen würde, aber diesem wird jede Freude an der Hemmungslosigkeit genommen, weil die neongrellen Bikinis nicht für das Darunterliegende stehen, sondern für die Vernebelung der Sinne selbst. Sein Film eine einzige Halluzination, ein stetes Abdriften in eine Scheinwelt, die von außen in die Kriminalität gipfelt, geboren aus der typischen Orientierungslosigkeit gelangweilter Kleinstadtgirlies, die von einer offensichtlich postmodernen Welt kultiviert wurden und längst durchschaut haben, dass eine Britney Spears niemals in der Unschuld baden durfte, die sie besang, die aber aufgrund dieser Erkenntnis glauben, das Leben zu kennen und sich dann, als sie in die weite Welt hinausziehen, hoffnungslos verirren. James Franco spielt das Endprodukt dieses Irrwegs in einer Kombination aus Kleingangsterkarikatur und tragischer Figur, ein überzeichnetes, maskiertes Abziehbild der Umwelt, aus der er entstanden ist, und Korine portraitiert nun den Weg der jungen Mädchen zu diesem Ziel, der in Schieflage mit Blick auf die Böser-Wolf-Märchenstruktur bildstark, und nicht ohne klare Parallelen zu Gaspar Noe zu ziehen, geschildert wird.
:liquid7:


The Walking Dead – Season 2
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Perspektivlosigkeit lässt die Gruppe eine Staffel lang auf einer Farm verbringen, und damit nutzt “The Walking Dead” seine größten Vorteile gegenüber dem Filmformat wieder voll aus: Im Film ist es nicht möglich, die Allgegenwärtigkeit der Gefahr und den Nihilismus einer Gesellschaft im Angesicht ihres Endes derart unerbittlich bestehen zu lassen. Dass gerade das so gerne als Schwäche ausgelegt wird (von wegen laaaangweilig und so), hat schlichtweg mit falschen Erwartungshaltungen zu tun, ein schnelles Spektakel geliefert zu bekommen. Den Zombieattacken (mit hervorragenden Maskeneffekten übrigens), mal einzelne, dann wieder in unüberschaubaren Massen, haftet eher etwas Unvermitteltes an, durchbrechen sie doch oft Momente des vorübergehenden Geborgenheitsgefühls, das wie die Ruhe eines Einschlafenden immer wieder gestört wird, bis der Wahnsinn in die Augen tritt. Diesen wiederum inszeniert die zweite Staffel überhaupt zum ersten Mal ganz deutlich, geht die Gefahr doch längst nicht mehr nur von den Untoten aus, sondern ebenso von anderen Menschengruppen und auch Mitgliedern der eigenen Gruppe.
:liquid8:

Hinterm Mond gleich links – Die komplette Serie
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Ich habe in den 90ern offenbar eine der besten Sitcoms überhaupt verpasst. Die Grundidee, Außerirdische in Menschengestalt auf die Erde zu schicken und das Leben der Menschen zu studieren, legt zwar viele Möglichkeiten für einfallsreiche Episoden bereit, aber genauso viele Stolperfallen. Der erhobene Zeigefinger ist jedenfalls nicht fern, wenn uns jemand aus der Metaperspektive einschätzt und bewertet. Umso erfreulicher zu sehen, dass „Hinterm Mond gleich links“ bis zum Ende seine gehobene Position niemals ausnutzt, sondern die Erkenntnisse über die Menschheit in aller Regel mit kauzigem, unverbindlichen Nerd-Humor quittiert. Die Drehbücher kreisen für gewöhnlich um universelle Themen und lassen sich nicht wie die viele andere Sitcoms auf den American Way Of Life einengen; dass der von John Lithgow verkörperte Hauptcharakter einen Physikprofessor spielt, passt da hervorragend ins Bild, werden sämtliche Versuche, menschliche Eigenarten zu erfassen, doch zunächst einmal aus dem physikalischen Blickfeld unternommen. Lithgow selbst ist ein Reingewinn für diese Serie; sein ganzes Gebären schreit nach Weltfremdheit. Seine Co-Stars stehen kaum hintenan, Kristen Johnson, French Stewart, Joseph-Gordon Levitt (der ja anschließend auch ziemlich durchstartete) und Jane Curtin überzeugen in ihren Rollen ebenso wie die wiederkehrenden Nebendarsteller Wayne Knight oder auch William Shatner.
:liquid8: ,5

The Toxic Avenger
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Tromas wohl größter Erfolg und eine Machtdemonstration dessen, was Trash sein kann und sein sollte. Der „Toxic Avenger“ ist nicht nur eine tiefschwarze Superheldenparodie, sondern gleichzeitig eine Frontalattacke auf Soziales, im Geiste ein logischer Abkömmling der „Freaks“, der sich mit den Restbeständen und dem Abgestoßenen einer Gesellschaft, die menschlichen Wert mit Schönheit und Leistung aufwiegt, beschäftigt und all das genrebedingt plakativ mit Atommüll in Zusammenhang bringt – was wiederum zugleich zu einem Seitenhieb Richtung Wirtschaft und Industrie verführt. All diese Diskurse werden natürlich völlig unernst vorgetragen und teilweise sogar der Lächerlichkeit preisgegeben, wobei absolute Dilettanten vor der Kamera hilfreich ihren Dienst leisten. Derart lächerlich seine Darsteller inszenieren kann nur Troma (und vielleicht noch Helge Schneider), ob nun ärschewackelnd im Tuschelkreis, euphorisch kreischend beim Überfahren eines hilflosen Jungen oder selbstgefällig den armen Teufel auslachend, der gerade in ätzende Säure gefallen ist, als wären wir mitten in „Dumbo“. Toxie geht nach der obligatorischen Neumischung der Karten dann auch geschmacklos genug vor, um den Mainstream die Nase rümpfen und Abstand halten zu lassen, bleibt aber menschlich genug, dass er mit der Zeit zur Underground-Ikone werden konnte. Diese Tinktur aus launiger Prämisse, absichtsvollem Trash und postmodernem Spiel mit Filmregeln haben weder Troma selbst noch deren Konkurrenz in diesem ausgewogenen Mischungsverhältnis wieder hinbekommen.
:liquid8:

Grabbers
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Typisches Indie-Creature-Feature, diesmal für Tentakelliebhaber. Die SFX-Abteilung (laut Cover aus der Harry-Potter-Schmiede) zaubert da ein durchaus gelungenes Oktopodenvieh auf die Leinwand, das auch sehr passabel in Regen- und Beleuchtungseffekte integriert ist. Der an schwarze britische Komödien angelehnte und bisweilen auch an Genrefilme aus der neuseeländischen oder skandinavischen Ecke („Black Sheep“, „Troll Hunter“) erinnernde Rahmen richtet sich wieder an ein idealerweise schon angetrunkenes Party-Publikum, zumal der Alkohol diesmal nicht etwa Verderben bedeutet, sondern ganz im Gegenteil einen gewissen Schutz bietet. Kann man schon machen, auch wenn sämtliche Szenen ohne Kreatur durch die teils biedere Regie etwas langatmig wirken.
:liquid6:

The Stendhal Syndrome
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Mit einem der letzten Argentos, denen man zumindest noch das Prädikat „gut“ zugesteht, wendet der Giallo-Maestro das ihm vertraute Genre auf das Trauma der Vergewaltigung an und implementiert das „Stendhal Syndrom“ als Ventil, einen Zustand der Ohnmacht im Angesicht überwältigender und reizüberflutender Kunstwerke. In diesem konkreten Fall bedeutet das: Hauptdarstellerin Asia Argento durchleidet bei einem Museumsbesuch einen Zusammenbruch und durchtritt anschließend in einigen surrealen Sequenzen Portale, die durch Gemälde in die Welt führen, die sie abbilden. Parallel dazu treibt Thomas Kretschmann sein Unwesen als Vergewaltiger und Mörder. Als die Stränge sich verbinden, entgleitet dem Regisseur langsam das Zepter; zwar gelingt es ihm, einzelne Sequenzen zu inszenieren, die die alte Faszination seiner Frühwerke ausstrahlen, im Ganzen fehlt aber die innere Kohärenz, die alles zusammenhält, was den Film leider auch unnötig langatmig wirken lässt. Aufgrund einzelner guter bis faszinierender Szenen bleibt aber ein leicht überdurchschnittlicher Gesamteindruck zurück.
:liquid6:

Manhattan
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Woody Allen bringt die Eigenschaften des New Yorker Herzens subtil mit dem gesellschaftlichen Leben in Zusammenhang und erschafft so ein illustres zeitgeschichtliches Portrait, das heute wohl noch mehr Erkenntnisgewinn verspricht als zur Zeit seiner Entstehung. Beziehungen aus der Ferne und mit enormen Altersunterschieden stehen im Fokus; Allen selbst redet sich ähnlich wie beim „Stadtneurotiker“ um Kopf und Kragen, als Grund für seine Verzweiflung stehen Diane Keaton, Mariel Hemingway und Meryl Streep zur Stelle und überzeugen vollkommen. Der intellektuelle Smalltalk Film und Kunst, der auch viel über Allens persönliche Vorlieben verrät, mag nicht jedermanns Sache sein, anerkennen muss man aber zumindest die darin verborgene Leichtigkeit.
:liquid7:

Dinner für Spinner
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Nicht, dass man es nicht hätte vorhersehen können: Der subtile Witz des französischen Originals ist dahin, hoch lebe der amerikanische Holzhammer. Paul Rudd durchlebt mit Steve Carrell an der Backe den typischen Hürdenlauf einer US-Komödie und gipfelt in einem überdeutlich als solches zur Schau gestellten Finale voller Freaks, und deren König darf am Ende die vermeintlich „normale“ High Society darüber belehren, welchen Wert Gutmütigkeit und Ehrlichkeit hat. Nicht, dass man nicht hier und da schmunzeln kann, die legere Art des Originals hinterlässt aber deutlich mehr Befriedigung.
:liquid4:

Our Idiot Brother
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Paul Rudd mal in einer für ihn vollkommen ungewohnten Rolle – und die Rechnung geht auf, solange sich der Zuschauer darauf einlässt, mal keine bekloppte Ultranerdkomödie serviert zu bekommen. Rudd spielt seine verlotterte, mit wildem Haar- und Bartwuchs versehene Figur zwar trottelig, aber auch wieder nicht so sehr, dass es wie eine Karikatur wirken würde; es scheint, dass unter der Mähne ein charmanter Kerl verborgen ist, der nur überdurchschnittlich oft in Fettnäpfchen tritt und hin und wieder soziale Defizite aufweist. Der Film spinnt sich um diese Figur und schildert sämtliche Nebenfiguren mehr oder weniger als Produkt der unscheinbaren Hauptfigur. Mit Geschick vermittelt das Drehbuch den Eindruck, es befasse sich vornehmlich mit den Problemen der Anderen, doch am Ende ist es vor allem der „idiotische Bruder“, dessen Dasein das größte Interesse hervorruft.
:liquid7:

Breaking Bad – Season 1
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Eine kleine Überraschung – für mich bleibt die nur 7 Folgen lange erste Staffel der über alle Maßen gehypten Serie um einen krebskranken Chemielehrer noch deutlich unter ihren Möglichkeiten. Zwar beginnt gleich die erste Staffel mit fliegenden Unterhosen und jede Menge „what the fuck“, allerdings gefällt das Gleichgewicht zwischen Drama, Humor und Abstrusitäten nicht so sehr. Auch der Umgang der Figuren mit der Krankheit ist streckenweise fragwürdig, und das nicht immer nur auf eine gewollte Art. Erst am Ende ergeben sich erste Ansätze dessen, was man beim Klang des Seriennamens erwarten würde: Over-The-Top-Faktor 10.
:liquid6:

Weitere Sichtungen:
Ninja – Revenge Will Rise
Bloodsport

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Beitrag von StS » 19.08.2013, 20:18

Vince hat geschrieben:Spring Breakers
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Harmony Korine gelingt die Transformation des Sinnlosen vom Spaßgebundenen ins Melancholisch-Tragische, bleibt der Inhaltsleere, die sein Film verspricht, aber auf bizarre Weise treu. Blank ziehende Partymädels mag man bei einem „Spring Breakers“ betitelten Film erwarten, man bekommt sie aber nur indirekt, und das führt dazu, dass sich alle abwenden, die eine konsequente Fortführung der „Project X“-Spaßkultur erwartet haben. Es ist nicht etwa so, dass Korine Antworten bieten würde auf Fragen, die der Spaßsuchende niemals stellen würde, aber diesem wird jede Freude an der Hemmungslosigkeit genommen, weil die neongrellen Bikinis nicht für das Darunterliegende stehen, sondern für die Vernebelung der Sinne selbst. Sein Film eine einzige Halluzination, ein stetes Abdriften in eine Scheinwelt, die von außen in die Kriminalität gipfelt, geboren aus der typischen Orientierungslosigkeit gelangweilter Kleinstadtgirlies, die von einer offensichtlich postmodernen Welt kultiviert wurden und längst durchschaut haben, dass eine Britney Spears niemals in der Unschuld baden durfte, die sie besang, die aber aufgrund dieser Erkenntnis glauben, das Leben zu kennen und sich dann, als sie in die weite Welt hinausziehen, hoffnungslos verirren. James Franco spielt das Endprodukt dieses Irrwegs in einer Kombination aus Kleingangsterkarikatur und tragischer Figur, ein überzeichnetes, maskiertes Abziehbild der Umwelt, aus der er entstanden ist, und Korine portraitiert nun den Weg der jungen Mädchen zu diesem Ziel, der in Schieflage mit Blick auf die Böser-Wolf-Märchenstruktur bildstark, und nicht ohne klare Parallelen zu Gaspar Noe zu ziehen, geschildert wird.
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Jip, der ist schon (auf seine spezielle Art) sehr cool, der Streifen. Nichts für Leute, die auf "ähnlich klingendes" aus dem RTL2-Programm stehen - die bekommen von Korine nämlich den sinnbildlichen Mittelfinger gezeigt. Aktuell warte ich gerade darauf, dass mein schweizer Mediabook endlich verschickt wird...

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Beitrag von The Punisher » 20.08.2013, 15:17

Vince hat geschrieben:
Breaking Bad – Season 1
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Eine kleine Überraschung – für mich bleibt die nur 7 Folgen lange erste Staffel der über alle Maßen gehypten Serie um einen krebskranken Chemielehrer noch deutlich unter ihren Möglichkeiten. Zwar beginnt gleich die erste Staffel mit fliegenden Unterhosen und jede Menge „what the fuck“, allerdings gefällt das Gleichgewicht zwischen Drama, Humor und Abstrusitäten nicht so sehr. Auch der Umgang der Figuren mit der Krankheit ist streckenweise fragwürdig, und das nicht immer nur auf eine gewollte Art. Erst am Ende ergeben sich erste Ansätze dessen, was man beim Klang des Seriennamens erwarten würde: Over-The-Top-Faktor 10.
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Warte nur ab, ich habe auch bei den ersten 4 - 5 Folgen gedacht die Serie wäre total überhypt aber von Folge zu Folge steigert sie sich, vor allem nachdem Gus eingeführt wurde wird sie sau geil :wink:
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"And shepherds we shall be, for Thee, my Lord, for Thee. Power hath descended forth from
Thy hand.That our feet may swiftly carry out Thy command. So we shall flow a river forth
to Thee, and teeming with souls shall it ever be. In nomine Patri Et Filii.Spiritus Sancti"

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Beitrag von gelini71 » 20.08.2013, 16:00

Vince ist definitiv anders: "Breaking Bad" schlecht, zweite Staffel "Walking Dead" gut :lol:
Ich mache keine Rechtschreibfehler, ich gebe Wörtern lediglich eine individuelle Note

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Beitrag von Wallnuss » 20.08.2013, 16:19

gelini71 hat geschrieben:Vince ist definitiv anders: "Breaking Bad" schlecht, zweite Staffel "Walking Dead" gut :lol:
Soweit liegen die bei ihm bewertungstechnisch ja aber gar nicht auseinander :wink:

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Beitrag von freeman » 21.08.2013, 09:04

Breaking Bad finde ich aber auch in Staffel 4 nach wie vor noch overrated. Ich komme auf die Ehefrau überhaupt nicht klar und irgendwie fehlt mir einfach die Stringenz. Es bleibt so vieles einfach zu folgenlos. Weiß auch net.

Die Worte zu Walking Dead 2 wirken wie das Äquivalent zu einer Protestwahl :lol:

In diesem Sinne:
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Beitrag von Vince » 21.08.2013, 18:44

Klingt also nicht so, als würde sich daran noch viel ändern... naja, werd sie trotzdem zu Ende gucken, die ersten 4 Staffeln hab ich eh schon da...

Und in was für einer Emowelt lebst du eigentlich, gelini? 6 Punkte = schlecht? Komm mal wieder runter. ;)

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Beitrag von Sir Jay » 23.08.2013, 19:44

breaking bad hatte ich eigentlich nach zwei staffeln zu den akten gelegt, aber neulich erst wieder angefangen weiter zu gucken.

ich bleibe weiter dabei, dass die serie definitiv überhyped ist, obwohl ich insgesamt schon eine 8 vergeben würde.

Problem vor allem war die zweite staffel, in der white fragile lügenkonstrukte aufbaute, die sowas von klar in sich zusammen zufallen drohten, aber dann doch beachtlich lange stand hielten. Walter scherte sich nichtmal um vernünftige Albis und hat einfach mal ins blaue gelogen...gut geschriebene Drehbücher sehen anders aus.

jetzt bin ich bei staffel 4 und will es nun doch zu ende gucken, aber naja...top 2 in der ofdb? was ist da los?

und die zweite staffel von walking dead fand ich zwar insgesamt unterhaltsam aber streckenweise ebenfalls schlecht geschrieben. Es gab folgen, die sich im Kreise drehten und dort endeten, wo sie anfingen, was sie letztlich überflüssig machte. Und die nummer wo alle draußen im Gelände fröhlich Schießübungen machten widerspricht stark der Grundprämisse von Munitionsknappheit und der Überlebensregel "keinen unnötigen Lärm machen"....arrrrrgh

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Beitrag von Vince » 24.08.2013, 08:11

Das mit Breaking Bad macht mir nun nicht mehr Hoffnungen, aber was solls, gucken kann man sie ja ganz gut...

Bei Walking Dead finde ich schon, dass es da genügend staffelübergreifende Handlungsbögen gibt, bei denen einzelne Szenen später große Bedeutung haben (zB. die ganze Sache mit der verschwundenen Tochter). Dass sich vieles im Kreis dreht (generell hört man ja immer wieder Gemecker, dass die Staffel praktisch komplett auf der Farm spielt), untermauert aber doch nur die Richtungs- und Heimatlosigkeit der Gruppe. Ich genieße es gerade, dass sich der Plot immer nur soweit fortbewegt, wie die Figuren freie Sicht haben, das bietet Raum für unvorhergesehene, zufällige Ereignisse, wodurch die Serie erfreulicherweise dieses Geskriptete vermissen lässt, von dem viele andere Serien (inkl. Breaking Bad) befallen sind.

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Beitrag von gelini71 » 24.08.2013, 09:54

Zu "Walking Dead" halte ich es wie der Altmeister Alfred Hitchcock: "Das größte Verbrechen ist es den Zuschauer zu langweilen" :wink:
Ich mache keine Rechtschreibfehler, ich gebe Wörtern lediglich eine individuelle Note

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Beitrag von Vince » 24.08.2013, 10:04

Ich höre hier keine Argumente, nur leere Phrasen. ;)

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Beitrag von gelini71 » 24.08.2013, 10:12

Vielleicht weil es so langweilig ist das einem keine Argumente mehr einfallen :lol:
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Beitrag von Sir Jay » 24.08.2013, 12:36

wenn ich mich breaking bad fertig bin, stürze ich mich auf Twin Peaks...da habe ich mir neulich die gold edition gekauft und will endlich mal dahinter kommen, was es mit dem Hype und dem kult status auf sich hat 8-)

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Beitrag von gelini71 » 24.08.2013, 13:25

Kleine Wahrnung zu "Twin Peaks": Auf keinen Fall den Kinofilm vor der Serie schauen. Ist zwar ein Prequel aber in dem Film wird der Mörder an Laura Palmer verraten (bzw als bekannt vorausgesetzt).
Ansonsten ist "Twin Peaks" schön durchgeknallt, David Lynch halt :lol:. Von Lynchs Werken aber mit Sicherheit das wohl zugänglichste und Massentauglichste.
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Beitrag von Vince » 24.08.2013, 14:44

Sagen wir so, es hat eine zugängliche Oberfläche; darunter ist es teilweise kranker und verkorkster als das meiste andere Lynch-Material...

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Beitrag von gelini71 » 24.08.2013, 15:53

Meine Frau meinte damals "In dem Ort hat ja jeder einen an der Klatsche !" :lol:
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Beitrag von Sir Jay » 25.08.2013, 10:23

den kinofilm hatte ich erst gar nicht geplant zu gucken...da ist halt der pilotfilm dabei, mit dem ich vorhatte anzufangen oder wäre das auch ein fehler? :lol:

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Beitrag von gelini71 » 25.08.2013, 15:45

Nein, der Pilotfilm ist ja der Einstieg in die Serie. Es geht um konkret "Twin Peaks - Der Film", der ist wie gesagt ein Prequel aber sollte keinesfalls vor der Serie angeschaut werden.
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Beitrag von Sir Jay » 25.08.2013, 16:02

ja wer macht denn solche sachen? ;)

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Beitrag von gelini71 » 25.08.2013, 16:07

Im alten Visionforum gab es mal einen - k.A. wer das damals war. Der dachte halt "Prequel - schaue ich den halt als erstes" und dann...tja, war der Spaß dahin :lol:
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Beitrag von Vince » 15.09.2013, 11:23

Hat sich viel angesammelt zuletzt:

Die Qual der Wahl
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Wie die meisten Ferrell-Filme folgt auch dieser vor allem der Grundidee, die in erster Linie viel Reibungspotenzial bieten muss und diverse Szenarien auf dem Silbertablett servieren sollte, bei denen die Darsteller szenenweise bis zum Kragen in Peinlichkeiten versinken. Das war bei „Stiefbrüder“ so, bei „Die Eisprinzen“, „The Anchorman“ und natürlich ist das auch so, wenn zwei Kandidaten um ein politisches Amt aufeinandertreffen. Ferrell und Galifianakis begegnen sich – abgesehen von der Körpergröße – dabei voll und ganz auf Augenhöhe, und das ist es gerade, wovon der Film lebt – er eröffnet einen unberechenbaren Schlagabtausch und schiebt jedem mal den schwarzen Peter zu, so dass beide mitunter wie Vollidioten aus jeder Runde gehen. Das von der Anlage her schon versprochene Kabinett der Peinlichkeiten lässt auch nicht lange auf sich warten, die Haupdarsteller wissen durchaus, wie sie sich angemessen zu blamieren haben. Als Politsatire lässt „Die Qual der Wahl“ allerdings den notwendigen Biss und auch die Tiefe vermissen; eher werden Allgemeinplätze gestreift als konkrete Bezüge vorgenommen. Man sollte also schon reinen Klamauk erwarten, dann lässt sich „Die Qual der Wahl“ trotz teils schwankender Mittel und Wege des Humors und einer daraus entstehenden Disharmonie durchaus gut konsumieren, zumindest bis zum schlaffen Hollywood-Ende.
:liquid6:

Warm Bodies
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Die Sozialisierung des Zombies hat schon Romero selbst längst in die Wege geleitet, als er mit “Day Of The Dead” den dritten Teil seiner Zombie-Reihe drehte; in den Comedy-Sektor ist der umgängliche Zombie auch spätestens mit “Fido“ bereits eingedrungen. „Warm Bodies“ geht den Ansatz dennoch wieder ganz neu an, immerhin ist seither die „Twilight“-Trilogie geschehen und Romantik hatten wir in dieser Form mit Zombies noch nicht. Also ran mit den Jungstars and den verwesenden Speck, ein hübsches Mädel mit einem Zombie-Emo auf engen Raum gepackt und genug Zeit gegeben, damit beide sich über das „Geh weg, du ekliger Untoter“ hinaus mal besser kennenlernen. John Malkovich hat in einer Nebenrolle die Aufgabe, das Feld nicht ganz den Teenagern zu überlassen.
Nun weiß „Warm Bodies“ in den Anfangsminuten ja immerhin einige Zombie-Klischees geistreich zu verarbeiten und liefert auch manchen Insider-Gag (nie aber so pointiert wie etwa der Animationsfilm „Para-Norman“), macht aber gleichzeitig schon viel früher als erwartet einen großen Fehler: Er gliedert „nette“ Zombies und „böse“ Zombies fein säuberlich auf, um also trotz der lieben Untoten noch ein bequemes Feindbild zu haben. Anstatt das Wagnis einzugehen, einen natürlichen Verfallsprozess zu zeigen, bei dem die im Inneren noch lodernde Menschlichkeit irgendwann für immer erloschen ist, stehen die klassischen geschminkten Darsteller einer CGI-Meute entgegen, die eher an klassische tanzende Skelette erinnern als an Zombies.
Mit dieser Anlage lässt sich langfristig leider kein Blumentopf gewinnen; dass es später melodramatisch und kitschig werden würde, ließ sich ja schon aus dem Trailer lesen, hier war also ohnehin nicht viel zu erwarten, allerdings hätte man doch gehofft, dass der Fisch auch schon an der Flosse stinken würde.
Eine nette Alternation eines mittlerweile ganz offensichtlich in den Mainstream übergegangenen Subgenres, leider viel zu zahnlos umgesetzt.
:liquid4:

End Of Watch
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Nihilistischer Copthriller, der seinen Nihilismus aber auch daraus bezieht, dass er entgegen des Eröffnungsmonologs aus dem Off am Ende keine moralische Erkenntnis verbreiten kann oder will. „End Of Watch“ ist - soweit inzwischen ein typisches Charakteristikum für den Polizeifilm - aus Authentizitätsgründen fast vollständig in Handkamera oder anhand von installierten Kameras (etwa im Polizeiwagen oder über Überwachungsvideos) gefilmt, wobei neben belanglosem Small Talk auch wichtige bis existenzielle Fragen zwischen den beiden Freunden ausgetauscht werden, die als Hauptcharaktere fungieren. Dramaturgische Kniffe bleiben selbst in bedeutungsvollen Szenen komplett außen vor, die Ereignisse reihen sich gleichberechtigt nebeneinander und dem Zuschauer wird die Aufgabe zuteil, die Bedeutung der Szenen selbstständig zu gewichten. Am Ende kann man aber gerade angesichts privater Szenen wie den Aufnahmen von der Hochzeit nur mit negativen Gedanken in den Abspann gehen, weil das Übel auf den Straßen scheinbar durch kein Ereignis eine Wendung nehmen kann. „End Of Watch“ lässt sich schwer verarbeiten, und es mag Monate brauchen, bis sich seine Qualitäten endlich entfalten.
:liquid7:

Alamo
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John Waynes einzige volle Regiearbeit ist ein aufwändiges und imposantes Westernepos von stolzen zweieinhalb Stunden Lauflänge, dem eigentlich nur die eigene Ambitioniertheit im Weg steht; manchmal wirkt der Film fast schon zu ausgefeilt. Jede Szene voller Bedeutung, nichts scheint wirklich dem Zufall überlassen, und das Moment der Überraschung wird einfach zu selten angewandt. Davon abgesehen brennt Wayne aber ein wahres Feuerwerk ab, die Verteidigung des Forts von Alamo erweist sich als packend, auch weil hinter den Attacken nicht einfaches Gut und Böse steht, sondern eine als differenziert zu bezeichnende Betrachtung der Gegenseiten. Von besonderem Interesse ist die Zusammenstellung der Verteidiger Alamos, die sich zuerst selbst zusammenraufen müssen, um gegen den gemeinsamen Gegner bestehen zu können.
:liquid7: ,5

Jack And The Giants
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Zuschnitte auf eine Altersgrenze fallen leider meistens ziemlich auf, in diesem Fall so deutlich wie lange nicht mehr: “Jack And The Giants” ist herzloser, wahllos zu einem Häufchen Elend gekürzter Blockbuster-Müll mit einer langweilig interpretierten Geschichte, fahlen Darstellern (nicht mal Ewan McGregor kann die Kohlen aus dem Feuer holen) und extrem unschön animierten Riesen. Nicht nur hat man permanent das Gefühl, dass etwas fehlt (nicht nur an der Stelle, an der für Deutschland tatsächlich geschnitten wurde); das, was noch da ist, erweist sich für den einstmaligen „X-Men“-Regisseur als Armutszeugnis, auch wenn man durch den ähnlich redundanten „Superman“ hätte gewarnt sein können. Die ungefähr zeitgleich gestartete „Oz“-Neuverfilmung habe ich noch nicht sichten können, im direkten Vergleich kann sie aber eigentlich fast nur gewinnen.
:liquid3:

To Rome With Love
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Ein weiterer Altmeisterstreich Woody Allens, der eine Art von europäischer Spätromantik mit jedem Film weiter entdeckt und alles, was er findet, praktisch verlustfrei an den Zuschauer weitergibt. „To Rome With Love“ mag durch den von Alec Baldwin verkörperten Meta-Erzählbogen formell unorthodoxe Methoden anwenden (aber doch auch wieder nicht viel anders als die Zeitsprünge von „Midnight In Paris“ oder die Totenwelt von „Scoop“), in seinen Aussagen ist es aber immer noch ein typischer Allen, mit all der intellektuellen Begeisterung für Kunst, dem verzeihenden Blick auf Affären, der Unverbindlichkeit im Umgang mit fremden Menschen und der kurzen Halbwertszeit von Ist-Zuständen. Ebenso wie vorher Barcelona, London und Paris wird auch Rom ein ganz exklusiver Blick zuteil, mit Farben und Beleuchtungswinkeln, bei denen man am liebsten gleich die Koffer packen und nach Italien fliegen würde. Eine besondere Erwähnung hat einmal mehr Roberto Benigni verdient, der in einem Nebenstrang als „Promi ohne Grund“ eine herrliche Performance aufs Parkett legt.
:liquid8:

Spieglein Spieglein
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Es scheint, als habe Tarsem Singh endlich seine wahre Bestimmung gefunden. Haben zumindest „The Cell“ und „The Fall“ noch vorgeben müssen, hinter den Bilderfluten einen tiefen Inhalt zu verbergen (bei „Krieg der Götter“ kann man das schon nicht mehr mit Überzeugung behaupten), so ist dies bei seiner Schneewittchen-Verfilmung nicht mehr nötig. Er versucht gar nicht erst, dem Märchen neue Subtexte abzuringen, sondern konzentriert sich darauf, einfach einen perfekt arrangierten Kostümfilm zu basteln. Und das gelingt ihm natürlich mühelos. „Spieglein Spieglein“ ist voll von verrückten Visuals, eine zuckersüße Kalorienbombe von Film, die den angestrengt düsteren „Snow White And The Huntsman“ gerade visuell ohne Probleme abhängt, ihm aber eben auch sonst den Rang abläuft, weil eben auch inhaltlich nichts verkorkst wirkt. Klar, dass das Mädel im Abspann zu tanzen anfängt, wo soll die ganze Energie auch sonst hin? Und Julia Roberts, ob man sie mag oder nicht, hat einen Riesenspaß daran, die fiese Mistkuh aus dem Sack zu lassen. Viel hängen bleibt zwar nicht (abgesehen von dem ein oder anderen Lolly), aber hey, besser eine ehrliche Kitschbombe als ein verquaspeltes Starvehikel.
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Carnival Of Souls
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Minimales Budget, maximaler Effekt: Mag der Plot von “Carnival Of Souls” ebenso wie die ganze Bildsprache – grell geschminkte Schattengesichter vor unheimlicher Kulisse – drei Jahre nach „House On Haunted Hill“ ein typisches Produkt der William-Castle-Scary-Welle sein, besticht der Film aber doch mit originellen Sequenzen voller unheimlicher Momentaufnahmen und absonderlicher, rätselhafter Handlungsabfolgen. Eigentlich ein typischer Film, bei dem die Gefahr in der Nacht kommt, besticht das Drehbuch aber zusätzlich mit dem Kniff, dass die Protagonistin auch im Hellen und in der Gesellschaft von Menschen in Gefahr scheint: Ihr einziger menschlicher Bezugspunkt ist nämlich ein anderer Hotelgast, der einerseits Sicherheit vor den gruseligen Heimsuchungen bedeutet, andererseits für seine Gesellschaft aber (unausgesprochen) einen vielleicht zu hohen Preis fordert. Sidney Berger spielt diesen penetranten Mann so überzeugend, dass man sich nicht sicher ist, ob er wirklich das geringere Übel als der Geist ist. Candace Hilligoss wirkt in der Hauptrolle manchmal wie Barbara aus „Night Of The Living Dead“ und weiß die Verwirrung und Hilflosigkeit angesichts einer zerbrechenden Welt hervorragend zu transportieren. Viele Einstellungen scheinen übrigens auch einen inspirierenden Effekt auf David Lynch gehabt zu haben, als er „Lost Highway“ drehte – die Autowerkstatt, der spärlich beleuchtete Blick auf den Highway, der langsame Gang des Untoten auf die Kamera zu mit ausgestreckter Hand…
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Beasts Of The Southern Wild
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Die Kamera wackelt aufgeregt über eine kleine Insel irgendwo in den Südstaaten und bekommt Armut und Verfall zu fassen, überschwemmte Wellblechhütten, bröckelnden Putz, rostige Autos und eine giftige Erste-Welt-Industrie am weit entfernten Horizont, doch weder die Kamera noch die Bewohner, die hier und da mal durch ihr Bild laufen, scheinen sie noch bewusst wahrzunehmen. Ebenso beiläufig wird die Schönheit dieses Fleckchens Erde eingefangen: Palmen, Sandstrände, Menschen mit gehärmter Haut, die dies ihre Heimat nennen. Dennoch ist der Blick auf die Lebensumwelt der kleinen Hauptfigur „Hushpuppy“ ein zutiefst romantischer. Ein Feuerwerk explodiert gleich in den ersten Filmminuten und wirft ein Spektrum an unglaublichen Farben auf die Insel. Ähnlich dynamisch die Szene, in der einer großen Familie aus Verwandten und Freunden ein gigantischer Korb voller Meeresfrüchte vor die Füße gekippt wird. Bis zum Berg stehen diese Menschen plötzlich in Krabben. Eine Metapher für die Relativität von Reichtum, denn würde der Betrachter aus der westlichen Welt diese Szene nicht unbedingt mit Reichtum in Verbindung bringen, so sieht man der Zufriedenheit in den Gesichtern dieser Leute doch an, dass genau dies zutrifft.
Kontroversen Stoff hat sich der studierte Soziologe Benh Zeitlin für sein Spielfilmdebüt ausgesucht. Insbesondere, da er das Leben in Armut, das durch den Hurrikan Katrina in einschneidenderweise verändert wurde, so inszeniert, dass beim Betrachter starkes Fernweh eintreten kann, bestärkt dadurch, dass natürlich ausgerechnet ein kleines Mädchen die Hauptrolle spielt, das durch die Ereignisse selbstverständlich stark geprägt wird. „Beasts Of The Southern Wild“ ist ein zutiefst manipulativer Film, der sich märchenartiger Erzähltechniken annimmt, in der letzten Konsequenz aber doch die allzu strikte Ausformulierung einer moralischen Komponente meidet. Das bewahrt ihn allerdings nicht davor, zu bewährten Tränendrückern in Form ethischer Fragestellungen zu greifen, die aus dem Lehrbuch der Pro-und-Kontra-Argumentation stammen.
Dennoch kann man sich der Sogkraft der teilweise überwältigenden Bilder wohl kaum entziehen, sie werden aber immer von einem bitteren Geschmack begleitet, der aber nicht anders auch Filme wie „Slumdog Millionaire“ betrifft.
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Veronika beschließt zu sterben
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Sarah Michelle Gellar, von der ich sonst nicht allzu viel halte, liefert hier die beste Leistung ab, die ich jemals von ihr gesehen habe; die Mischung aus Melancholie und Passivität bringt sie hervorragend rüber und sorgt damit für ein stabiles Zentrum, das im Film für eine philosophische Betrachtung der Todessehnsucht genutzt wird. Ohne die Möglichkeiten moderner Medizin würde die Handlung von „Veronika beschließt zu sterben“ nicht stattfinden können, und so ist es auch eine kontroverse Diskussionen der Optionen und des moralischen Dilemmas, das in dem Komplex des Selbstmordgedankens, der unabwendbaren Sterblichkeit und dem sozialen und psychologischen Umgang (in Verbindung mit der Einrichtung, in die Veronika nach ihrem Selbstmordversuch eingeliefert wird) aufgeht. Das Filmende allerdings führt viele Diskurse, die das Drehbuch mühsam aufbereitet, völlig ad absurdum. Ob die Wendung der Ereignisse dem Zuschauer gefällt, muss er wohl für sich entscheiden. Mir persönlich fehlt hier ein wenig die Poesie, die zuvor heraufbeschworen wurde.
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Lachsfischen im Jemen
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Was wie eine wirtschaftspolitische Satire beginnt, die ein ökonomisch unhaltbares Vorhaben zum Zentrum macht, das auf den Wünschen eines Einzelnen mit viel Geld beruht, und was diesen Sachverhalt seitens der von Ewan McGregor gespielten Hauptfigur mit herrlich bissigen Kommentaren quittiert wird, formt das immer schwächer werdende Drehbuch bald in eine konventionelle Liebesgeschichte, die alles beinhaltet, was die romantische Vorstellung hergibt: Zwei Kollegen mit unterschiedlichen beziehungstechnischen Problemen finden inspiriert auch durch die wunderschöne Umgebung nicht nur den Sinn in ihrer Arbeit, sondern auch langsam zueinander. Ist dieser Werdegang einmal besiegelt, kann sich die Romanverfilmung nur noch über die traumhaften Drehorte, die Euphorie des Scheichs (der immerhin ganz anders gezeichnet wird als man es normalerweise gewohnt ist), Ewan McGregors wie so oft lebendiges Spiel und die auch weiterhin treffsicheren Dialoge retten, indes man inhaltlich kaum mehr anderes erwarten kann als die zuverlässige Erfüllung von Klischees. „Lachsfischen im Jemen“ ist ein schöner Film, allerdings wäre er ungleich schöner gewesen, hätte man sich den kritischen Ton der ersten halben Stunde beibehalten.
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Die Goonies
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Ein waschechter Abenteuer-Klassiker in einer Art, wie nur die 80er ihn hervorbringen konnten, mit einer Gruppe von Kindern und Jugendlichen in den Hauptrollen, die automatisch einen Hauch Coming-Of-Age in das ansonsten strikt nach Indiana Jones konzipierte Drehbuch bringen. Insgesamt wird der Fokus etwa gegenüber „Stand By Me“ deutlicher auf den Abenteueraspekt gelegt; Richard Donner interessiert sich vor allem für die Magie der Entdeckung verborgener Türen und Wege und der Geheimnisse, die sich auf dem unentdeckten Pfad ergeben. Typisch für die Zeit ist, dass nicht nur die aufwändigen Bauten bis hin zum großen Piratenschiff in der verborgenen Bergaushöhlung dieses besondere Flair des Phantastischen ausstrahlen, sondern bereits die gemütlich wirkenden ersten Szenen im Haus, das die Goonies praktisch bereits erobert haben (der Garten ist ein Labyrinth aus mechanischen Vorrichtungen zur Ausführung vergleichsweise einfacher Funktionen, damit also bereits voll im Besitz der Kinder, und die Mutter schaut nur kurzzeitig hinein, um gleich darauf wieder von dannen zu ziehen). Donner vermeidet damit unschöne atmosphärische Brüche und erlaubt es dem Zsuchauer, komplett in die Welt einzutauchen. Dass angesichts der Wettjagd um den Piratenschatz zwischen Kindern und Ganoven die tieferen Momente, wenn überhaupt, nur in kleinen Verschnaufpausen Platz finden, mag bedauerlich sein, ist aber angesichts des flüssigen Ablaufs durchaus verschmerzbar.
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Unzertrennlich - Inseparable
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Werbeträchtig in Anlehnung an „Kick-Ass“, „Super“, „Defendor“ etc. vermarktet, geht die chinesische Produktion mit freundlicher Beteiligung von Kevin Spacey und Peter Stormare in Wirklichkeit einen komplett anderen Weg. Eine Superheldenparodie ist dies nicht, eher ein humoristisch aufbereitetes psychologisches Portrait eines Mannes (Daniel Wu), der privat und beruflich vor Trümmerhaufen steht und daran zu zerbrechen droht.
Kevin Spacey spielt seinen Nachbarn, und interessanterweise ist es nicht er als Amerikaner, der sich in eine fremde Kultur integrieren muss. Diese Figur ist mit sich selbst vollkommen im Reinen, und Spacey nutzt das, indem er auf den zu Tode betrübten Nachbarn mit flapsigem Humor reagiert und hochernsten Themen mit ungeahnter Leichtigkeit ihren Schrecken nimmt. Es ist eine Freude, dem Zweigespann in diesen Momenten zuzusehen, allerdings ahnt man auch, dass die Leichtigkeit nicht lange vorhalten wird. Und so geschieht es dann auch, dass der Film zum Ende hin einen ernsteren Ton anschlagen möchte, was der logische Folgeschluss sein mag, für den Film aber nicht die beste Entscheidung. Zumal man den diversen Plottwists als Zuschauer sowieso immer meilenweit voraus ist (der Film streut hier so viele Hinweise ein, dass man vermuten muss, es sei sogar gewollt, dass man vor den Figuren Bescheid weiß; andererseits inszeniert er aber doch immer aus der Perspektive der Hauptfigur, was ein narratives Dilemma zur Folge hat), verhaspelt sich das Drehbuch zunehmend in schwerfälliger Aufbereitung vergangener Ereignisse. Insgesamt noch ein vergnüglicher Film, der aber deutlich mehr Potenzial gehabt hätte.
:liquid5:

The Watch – Nachbarn der 3. Art
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Das „Evolution“-Syndrom: Irgendwie wirkt es so, als habe jemand ein Drehbuch für einen Horrorfilm geschrieben, bei dem eine Nachbarschaftswache einer Alieninvasion auf die Spur kommt, und als der Drehbuchautor sein Werk einreicht, meint der Produzent, Nachbarschaftswachen sind zu lächerlich für einen Horrorfilm, also machen wir doch einfach eine Komödie draus. Ben Stiller sieht sich nun also der Aufgabe ausgesetzt, mit aller Macht der Komik gegen einen klassischen SciFi-Horror-Plot anzukämpfen, und die Mühe steht ihm ins Gesicht geschrieben. Ein Panoramaweitblick auf das Sonnensystem mit verballhornendem Off-Kommentar soll witzig in den Film einleiten, der Ton bleibt aber merkwürdig ernst, inklusive ekligem Aliendesign. Subtiler Humor würde da einfach umgehen, und subtil ist sowieso eher weniger die Sache Stillers, Vaughns & Co., entsprechend platt, teilweise auch geschmacklos kommen die Gags daher, um überhaupt auffallen zu können. Das amerikanische Bürgerwehr-Syndrom hätte dagegen durchaus noch offensiver thematisiert werden können, denn manchmal blitzt kurz auf, was hier rauszuholen gewesen wäre.
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Breaking Bad – Season 2
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Die Serie steigert sich etwas und wird langsam zumindest ein schönes guilty pleasure, wenn man die Entwicklungen der haarsträubenden Ereignisse mal nicht zu sehr unter die Lupe nimmt. Es ist aber auch viel style over substance im Spiel: Walts Drogendealer-Outfit nimmt ja beinahe schon Tarantino-Ausmaße an. Stark immerhin nach wie vor die Leistung von Aaron Paul, der es schafft, alles Mitleid der Welt auf seine Seite zu ziehen, obwohl er für die meisten seiner Schlamassel selbst verantwortlich ist. Als vielversprechender Neuzugang erweist sich auch der von Bob Odenkirk gespielte schmierige Anwalt. Angesichts des Unterhaltungswertes der Serie (die merkwürdigerweise dennoch hier und da Tempoprobleme aufweist) sei es dann auch verziehen, dass die Schlinge, die sich um Walt zwischen Krankheit, Familie und Drogengewerbe zuzieht, zunehmend konstruierter wirkt.
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30 Rock – Season 5
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Auch im 5. Jahr ist 30 Rock noch auf der Höhe seiner Zeit, das Konzept trockener Office-Slapstick ohne Lachkonserven immer noch frisch (und erstaunlicherweise unkopiert). Aufhänger sind die Cliffhanger-Fortführung der 4. Staffel mit Liz-Lemon-Love-Interest Matt Damon sowie die kurzzeitige Abwesenheit die Serienträger Jack McBrayer und Tracy Morgan, die sich teilweise vom Sender abkapseln (um außerhalb ihren Spökes zu treiben) und damit aufzeigen, was das Rockefeller Plaza ohne sie wert wäre. Schade, dass inzwischen das Ende der Sitcom bekannt geworden ist.
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Weitere Sichtungen:
Elysium
GI Joe – Retaliation
The Bay
Red Dawn
Death Race 3
Twixt
Hänsel & Gretel – Hexenjäger
The Informers

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Beitrag von Vince » 22.09.2013, 16:55

Robot & Frank
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Eine sehr nahe Zukunftsvision, in der sich oberflächlich betrachtet gegenüber der heutigen Zeit wenig verändert hat, abgesehen davon, dass vollfunktionale Roboter das Leben insbesondere alter Menschen vereinfacht haben. Die alten Menschen im Film, das sind die heutigen 30er, so wird ein direkter Bezug hergestellt. Jake Schreiers Film bleibt durchgehend minimalistisch und ruhig, entsprechend unspektakulär fällt auch das Ende aus. Schreier ist vollständig damit beschäftigt, in die Gedankenwelt der von Frank Langella gespielten Hauptfigur einzudringen und zu veranschaulichen, wie die Roboter als Verlängerungen der Talente von einstmals (in diesem Fall: Diebstahl und Raub) eingesetzt werden können. Der Film erzählt also im Kleinen darüber, wie sich die Handlungs- und Rezeptionsmöglichkeiten des Menschen durch die Fortentwicklung der Technik verlagern. Bücher indes werden nur noch als nostalgisches Relikt gehandelt. Seinen wahren Reiz übt der Film im großen Kontext aus, der aber nie gezeigt wird: Wenn ein kleiner Gauner wie Frank schon so viel mit dem Roboter anstellen kann, was mag dann auf Regierungsebene möglich sein?
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From Beyond
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Die vielen aufwändigen und besonders ekligen Spezialeffekte im Film beschwören mühelos den frühen Cronenberg herauf, indem sie die Redundanz des Fleisches betonen, das sich in vielen Sequenzen wie Knetmasse nach Belieben verformen lässt und immer wieder unmotivierte Wülste schlägt und gar neue, der Natur spottende Kreaturen hervorbringt. Für Stuart Gordon und Jeffrey Combs ist es sowieso ein Archetyp von Film: Lovecraft-Exploitation, ungewöhnlicherweise mit viel Respekt vor dem Sujet und ohne es allzu sehr zu verformen, aber eben vor allem interessiert am Ekelfaktor. Gerade weil die Sets so wunderbare Erinnerungen an die alten Universal-Frankenstein-Filme wecken, überrascht es dann doch, dass sich die Charaktere nicht unbedingt den Schablonen gemäß entwickeln; vor allem Barbara Crampton sorgt für unvorhergesehene Ereignisse.
Sehr gelungen übrigens auch die Neuauflage als BR im 3-Disc-Digipak, die für das neu gegründete ofdb-Label ja das Debüt darstellt.
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The Dinosaur Project
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Als Dinofilm-Herbeisehner nimmt man ja, was man kriegt (wenn es nicht gerade Asylum-Ware ist), da schwang sich das „Dinosaur Project“ in offene Arme. Digicam zur Steigerung der Authentizität? Ich hätte zwar lieber lange Panoramaaufnahmen gesehen, da ich mich danach sehne, dass mal wieder jemand Dinosaurier richtig zelebriert, aber ignorieren wir den Kniefall vor dem Trend mal und lassen uns drauf ein… und finden Licht und Schatten vor. Licht, weil die Drehorte schick aussehen und die Dinoeffekte gar nicht mal so schlecht sind. Auch manch kleinere Plansequenz (bedingt durch die langen Kamerafahrten ohne Schnitt) wissen zu erfreuen. Schatten: Teils recht seltsam anmutende Verhaltensweisen der Figuren aus der Gruppe und eine absurde Kameraführung. Authentizität hin oder her, bei dem Gewackel wird einem zeitweise speiübel, außerdem sollte man von Dokumentarfilmern (selbst von solchen, die es werden wollen) etwas mehr Fingerfertigkeit erwarten können. Und so geht das lange Warten auf den nächsten großen Dinofilm seit 1993 (!) – die JP-Sequels zählen wir mal nicht mit – weiter. Kann das denn wirklich so schwer sein oder ist schlichtweg kein Interesse da?
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Toxic Avenger IV
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Troma empfiehlt, die ersten beiden Fortsetzungen des „Toxic Avenger“ einfach auszulassen, und entschuldigt sich auch noch mit flapsigem Ton für diese Filme. Der Vierte sei das einzig wahre Sequel. Ob sich die Wissenslücken wirklich empfehlen, kann ich nicht beurteilen, da ich der Troma-Empfehlung – wenn auch aus anderen Gründen – gefolgt bin: „Citizen Toxie“ ist erst mein zweiter Film mit dem mutierten Antihelden und es fühlt sich in der Tat nicht so falsch an. Dass Troma sich 11 Jahre nach dem letzten Teil und gar 16 nach dem Original selbst an Geschmacklosigkeiten übertreffen wollten, ist an jeder Ecke spürbar. Insbesondere in der ersten halben Stunde wird der Bildschirm mit einem wahren Shitload an kleinen Anspielungen überhäuft, dass man nur mit Zeitlupe nachkommt. Dies allerdings wäre angesichts der grafischen Widerwärtigkeiten eine äußerst unangenehme Erfahrung, denn die verführen schon in Normalgeschwindigkeit zum luftdichten Verschluss der Popcorn- und Chipstüten. Appetitlich ist bereits die erste Szene nicht, als eine Gruppe von Behinderten, die gerade auf ekligste Art und Weise Nachos verspeist, von einer kaum bemittelteren Gang in Babykostümen geentert wird. Und das ist nur die Spitze eines ganzen Berges aus Blut, Gedärmen, Kot, Urin und Schleim, der nahezu zwei Stunden lang nicht zu versiegen scheint.
Der Plot um das böse Paralleluniversum (Toxie aus Tromaville vs. Noxie aus Amortville) ist spätestens seit „Mario vs. Wario“ und „Springfield vs. Shelbyville“ allerbestes Trash-Fundament und wird hier insofern nochmal aufs Äußerste ausgereizt, dass der böse Noxie bescheuerterweise in Rap-Montur inkl. Goldkettchen aufkreuzt.
Der darauf folgende Verwechslungsplot rechtfertigt dann wohl auch die mit knapp 2 Stunden lange Laufzeit, auch wenn der Film nach 80 Minuten massiv mit Längen zu kämpfen hat; die volle Ladung Bullshit hält man eben nur eine begrenzte Zeit lang aus. Ansonsten aber ein wahres Feuerwerk der Grenzdebilität, das die Abwesenheit memorabler Momente wie im ersten Teil durch ein Dauersperrfeuer des schlechten Geschmacks ausgleichen will. Das gelingt zumindest in Teilen.
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Sinister
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„Sinister“ ist in erster Linie ein formalästhetisch spannender Film: Fast durchgängig werden nur Teile des Bildes beleuchtet, wodurch insbesondere die Super-8-Sichtungsszenen wirken wie modernes Raumcollagendesign. Das Haus mit den sterilen Fluren und Tapeten in dunklem Aquamarin trägt das seine dazu bei; die grobkörnigen Super-8-Zwischensequenzen, die starke Assoziationen zu „8MM“ wecken, passen sich der ausschnitthaften Kamera- und Beleuchtungsarbeit an und erschaffen durch ihre Diffusität doch einen schönen Kontrast.
In den anderen Kategorien wird zwar nicht versagt, aber es müssen doch deutliche Abstriche gemacht werden: Die Schockeffekte sind entgegen mancher Berichte spärlich gesät und werden meist einfach nur über das Sounddesign erzeugt (Rasenmäher), noch dazu werden sie einmal mehr durch unlogische Handlungen der Figuren begünstigt, die dadurch massiv an Glaubwürdigkeit einbüßen. Entsprechend austauschbar wirken sämtliche Beteiligte, auch wenn man gerade Ethan Hawke nicht mal unbedingt eine schlechte Leistung unterstellen möchte. Der Plot selbst ist nicht zwingend genug, ja nach Auflösung erscheint er sogar recht beliebig, die Stärken sind tatsächlich eher in der bedrückenden Authentizität der „Home Videos“ zu finden. Und wer sich bei „Insidious“ über Darth Maul beschwert hat, sollte eigentlich auch mit Mr. Black Metal seine Probleme haben (insbesondere, wenn er sich ein, zweimal effekthascherisch vor die Kamera wirft).
Sicher aufgrund der Bildkompositionen und der dichten Atmosphäre ein guter Beitrag zur aufkeimenden Welle, ich habe mit „Insidious“, „Die Frau in Schwarz“, „The Pact“ und „The Innkeepers“ aber mindestens schon vier bessere gesehen.
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Mr. Poppers Pinguine
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Eigentlich soll man bei Kinderfilmen ja nicht so kritisch sein mit dem Verhalten der Figuren; bei dieser Jim-Carrey-Chose, dessen subversiver Gehalt darin liegt, Geschäftsmänner in schwarzen Anzügen als Pinguine zu entlarven (nicht umsonst ähneln die Geschäftspartner Carreys in ihrer Erscheinung den antarktischen Seevögeln), fällt das absonderliche Verhalten nicht nur der Hauptfigur, vor allem seines Umfelds stark auf. So scheint es die Familie gar nicht zu stören, dass Carrey in seinem Luxus-Apartment sechs Pinguine hält – kein Wort darüber, dass die Haltung nicht artgerecht sein kann. Bemerkenswert dann auch, dass der Zoowärter letztlich als Bösewicht gezeichnet wird, nachdem er versucht, die Vögel aus der ungeeigneten Umgebung zu befreien. Und so nimmt der Film immer absonderlichere Bahnen an, bis er die Haltung exotischer Tiere im eigenen Heim geradezu bewirbt (die als vernünftig gezeichnete geschiedene Frau und Mutter seiner Kinder, um die Carrey genreüblich in einem Nebenstrang wirbt, ist geradezu enttäuscht, als der Familienvater gerade zur Vernunft gekommen scheint und sein Apartment wieder vogelfrei gemacht hat). Was „Findet Nemo“ als unbeabsichtigten Nebeneffekt mit sich brachte, forciert „Mr. Poppers Pinguine“ geradezu, und Tierschützern, denen sich bei der kurzlebigen Begeisterung für Clownfische schon der Magen umdrehte, werden hier wohl Zeter und Mordio schreien. Da Pinguine nicht so einfach zu beschaffen sind, hält sich die Problematik wohl in Grenzen, dennoch fragt man sich irgendwo, ob die Macher einen an der Waffel haben.
Davon abgesehen bleibt die übliche Carrey-Slapsticknummer mit animierten Watschlern, deren Verhalten mal bemühte, dann aber auch schon mal natürliche Lacher hervorbringen.
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Paranormal Activity 4
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Soll das hier jetzt ein Epos werden? Die Digicam-Filmerei in High-End-Häusern geht jetzt schon in die vierte Runde, und wenngleich Teil 3 erstaunlich spannend war, begräbt „Paranormal Activity 4“ die Franchise jetzt hoffentlich endgültig, denn langweiliger wurde nicht mal im zähen Zweiten gepoltert. Fixpunkt ist ein blondes Mädel mit ihrer Laptopkamera, die im Haus ihrer Eltern unheimliche Entdeckungen machen muss, wobei ihr dauergeiler Freund ihr behilflich ist. Die Chose ist die ewig gleiche: Gegenstände verschieben sich oder verschwinden, fallen auf den Boden und hinterlassen Verwunderung, Decken werden weggezogen, schlafende Körper in die Luft gehoben, Geistererscheinungen formen sich aus dem Nichts. In Sachen Aufnahmetechnik will auch der Vierte nicht hinten anstehen und präsentiert erstmals die Aufnahme via Kinect-Kamera, die sorgt aber allenfalls dafür, dass das Wohnzimmer in neongrüne Punkte getaucht wird. Als Instrument zur Spannungserhöhung, wie die Schwenkkamera im dritten Teil, taugt sie leider nichts. Der inhaltliche Bezug zu den Vorgängern fällt auch äußerst flach aus und so wird ein fünfter Teil hoffentlich nicht mehr das Licht der Kameratechnik erblicken.
:liquid3:

Weitere Sichtungen:
Riddick – Dead Man Stalking
Cusack der Schweigsame

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Beitrag von MarS » 24.09.2013, 10:30

Vince hat geschrieben: The Dinosaur Project
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Als Dinofilm-Herbeisehner nimmt man ja, was man kriegt (wenn es nicht gerade Asylum-Ware ist), da schwang sich das „Dinosaur Project“ in offene Arme. Digicam zur Steigerung der Authentizität? Ich hätte zwar lieber lange Panoramaaufnahmen gesehen, da ich mich danach sehne, dass mal wieder jemand Dinosaurier richtig zelebriert, aber ignorieren wir den Kniefall vor dem Trend mal und lassen uns drauf ein… und finden Licht und Schatten vor. Licht, weil die Drehorte schick aussehen und die Dinoeffekte gar nicht mal so schlecht sind. Auch manch kleinere Plansequenz (bedingt durch die langen Kamerafahrten ohne Schnitt) wissen zu erfreuen. Schatten: Teils recht seltsam anmutende Verhaltensweisen der Figuren aus der Gruppe und eine absurde Kameraführung. Authentizität hin oder her, bei dem Gewackel wird einem zeitweise speiübel, außerdem sollte man von Dokumentarfilmern (selbst von solchen, die es werden wollen) etwas mehr Fingerfertigkeit erwarten können. Und so geht das lange Warten auf den nächsten großen Dinofilm seit 1993 (!) – die JP-Sequels zählen wir mal nicht mit – weiter. Kann das denn wirklich so schwer sein oder ist schlichtweg kein Interesse da?
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Manchmal ist die Kameraführung wirklich sehr wackelig. Ich empfinde das aber nicht so problematisch wie du. Vielleicht habe ich mich inzwischen auch einfach daran gewöhnt. Zumal hier die Wackelei nicht nur dazu dient, schlechte Effekte zu kaschieren. Ich fand diese nämlich wirklich gut. Vom Ansatz her hat mir der Streifen sogar richtig gut gefallen. Nur hat er genau da aufgehört, wo er richtig interessant wurde ... bei den Dinosauriern. Das drückt den positiven ersten Eindruck mächtig nach unten.

Ich glaube, dass es tatsächlich am fehlenden Interesse liegt. Der große Dino-Boom ist einfach vorbei und wird ohne neuen Impuls nur schwer wieder in Gang kommen. Und da die Filmindustrie aktuell lieber auf bewährte Sachen zurück greift, vermute ich hier kurzfristig keine Besserung. Was wirklich schade ist.

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Beitrag von Vince » 24.09.2013, 15:43

Mich hat das bei dem Film schon sehr gestört mit dem Gewackel, aber vielleicht ist das auch von der Tagesform abhängig; V/H/S beispielsweise, der für freeman ja beispiellos wackelig war, mit dem hatte ich vergleichsweise wenig Probleme.

Und ja, der Dino-Hype ist schon lange vorbei, das war er schon, als Jurassic Park 3 gedreht wurde (ich erinnere mich noch genau an die damalige mir-doch-egal-Atmosphäre rund um den Filmstart). Gerade lange genug, dass ein guter neuer Dinofilm ihn wieder entfachen könnte. ;)

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Beitrag von freeman » 25.09.2013, 08:51

Ihr könnt ja Jurassic Park einfach in 3D angucken! ;-)

In diesem Sinne:
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Beitrag von Vince » 13.10.2013, 18:00

Die Drei Musketiere (1948)
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Wenn es den perfekten Mantel- und Degenfilm gibt, „Die Drei Musketiere“ kommt diesem wohl recht nahe. Gene Kellys D’Artagnan startet als Trottel in einer Slapstick-Komödie und wacht auf in einem unbehaglich ausgeleuchteten Drama. Den radikalen Genre-Wandel, den George Sidney dabei wagt, bekommt man als Zuschauer nicht einmal bewusst mit; dem Regisseur gelingt es oft in nur wenigen Sekunden, die Stimmung komplett umschlagen zu lassen, ohne dass dies als störend auffallen würde. Behilflich sind ihm dabei das Spiel mit Schatten und dank Technicolor auch Farben oder auch schnelle Einschübe von vorzüglich choreografierten, artistisch äußerst sehenswerten Fechtsequenzen, an deren penibler Umsetzung sich mit Sicherheit später auch der Eastern-Kampfsportfilm orientiert hat. Ob Kamera, Schauspieler, Regie oder auch das unerwartet vielschichtige Drehbuch, „Die Drei Musketiere“ spielt in jeder Kategorie in den obersten Rängen.
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Der rote Korsar
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Burt Lancasters Nussknackergrinsen könnte ganze Galeeren zerschellen lassen. Als Kapitän Vallo schmitzt er sich mit sichtbarer Spielfreude durch die liebevoll zum Leben erweckten Sets, immer mit seinem Offizier (Nick Kravat) im Anschlag, als habe man es mit Don Quijote und Sancho Panza zu tun. Der erzählerische Rahmen, der ursprünglich noch ein Drama begleiten sollte, wird von Robert Siodmak als Komödie aufgezogen, der Ton gebildet durch das bewusste Spiel mit Lug, Trug und Illusion, das seit jeher so ein wenig den Charme eines guten Piratenfilms ausmacht. Obwohl sich im Mittelteil leichte Längen einschleichen, gelingt es dank des frech aufspielenden Hauptdarstellertrios (Lancaster, Kravat und Eva Bartok als Rebellentochter), eine gewitzte Leichtigkeit heraufzubeschwören, die in einer großen Enterszene mündet.
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Circus der Vampire
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Die Hammer Studios hatten immer den Ruf der konservativen Filmschmiede, die sich bevorzugt auf klassische Gruselthemen stützte, die sich meist in unmittelbarer Nähe von Schlössern abspielten, gelegentlich mal unterbrochen für den ein oder anderen Psychothriller. „Circus der Vampire“ ist in dieser Tradition ein schrilles Ei voller Überraschungen: Die an „Freaks“ erinnernde Wanderzirkusthematik setzt bereits ein dickes Ausrufezeichen, was die Studios hier aber an Sex und Gewalt auffahren, sucht innerhalb des Studios wohl seinesgleichen. Blut und Ekeleffekte, nackte Brüste in gefühlt jeder zweiten Szene und als Highlight die Tanzaufführung einer auf den ersten Blick vollkommen nackten Artistin mit animalischem Body Painting. Vampirismus und Gestaltwandlung werden ganz ungezwungen in einen Topf geworfen, Erotik, Mystery und Horror ohne Rücksicht auf das Endresultat miteinander vermischt. Das Ergebnis ist eine ungeordnet wirkende und leicht anbiedernde Groteske, die aber ihren ganz eigenen Charme hat und einen Mordsspaß macht.
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Haus des Grauens
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Einer der Hammer-Streifen, die mal vollkommen ungewohntes Terrain betreten. Wohl auch bedingt durch den zwei Jahre zuvor entstandenen „Psycho“ steht „Haus des Grauens“ ganz im Zeichen des Psychothrillers. Ein anderer Hitchcock steht sogar ganz direkt Pate: Der Plot ist eine Abwandlung von „Im Schatten des Zweifels“, ein kriminalistischer Betrugsfall wird subtil mit Mystery-Elementen verknüpft und verbreitet unheilvollen Nebel über dem Schauplatz. Ein kleiner, intimer Film, visuell eher unspektakulär und voll auf das Drehbuch zugeschnitten, das einmal mehr die Vertrautheit der eigenen vier Wände dramatisch zusammenfallen lässt.
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In The Electric Mist
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Wenn etwas zusammengehört, dann ist es Louisiana und der Serienkillerfilm. Wo schließlich kann man Leichen noch so gut verbergen, Geheimnisse so gut konservieren wie in dessen Sümpfen? Völlig unaufgeregt leitet Bertrand Tavernier seinen Hauptdarsteller durch den Tag und lässt ihn sein eigenes Tempo finden, um seine Arbeit zu erledigen. Nicht viele Filme dieser Art lassen dem Alltag so viel Platz zum Atmen neben den Ermittlungen; „In The Electric Mist“ ist aber auch eine Erzählung von den Figuren und deren Platz an einem Ort, an dem die Zeit selbst dann stillsteht, wenn eine Leiche ins Spiel gerät. Tommy Lee Jones ist dafür selbstverständlich genau der richtige Mann, niemand weiß die Agonie des Schicksals schließlich augenzwinkernder auszudrücken. Fast gerät dabei die Qualität des Drehbuchs in Vergessenheit, beziehungsweise sie macht kaum mehr einen nennenswerten Unterschied, weil Tavernier sein Hauptaugenmerk darauf legt, besondere Momente einzufangen.
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Back In The Game
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Der Sportfilm hat ein dramaturgisches Problem: Er endet jeweils entweder mit dem Sieg oder der Niederlage. Meist jedoch mit einer Niederlage, die ein moralischer Sieg ist. Wie schön, dass sich „Back In The Game“ von den dichotomen Gedankenspielen um den Ausgang der Geschichte nicht leiten lässt, sondern am Rande des Sports stattfindet, dort, wo Entscheidungen gefällt werden. „Back In The Game“ liefert zuverlässig an alle Zielgruppen: Schmachter bekommen ihren Timberlake-Kitsch, Anachronisten bekommen ihren spätestens mit „Gran Torino“ zur Marke avancierten Spätwerk-Eastwood. Robert Lorenz inszeniert nicht viel anders als sein Freund und Hauptdarsteller, etwas lethargisch eben, schön fotografiert, den Blick auf die guten alten Werte gerichtet, setzt sich durch die vielen Ebenen seiner Erzählung aber hohe Ziele. Erstaunlich gut gelingt es ihm, menschliches Drama, Sport, Geschäft und Gefühl unter einen Hut zu bringen, das Drehbuch schwächelt aber dennoch im hakeligen Ausgang, der ein Ende ans nächste setzt und schließlich doch wieder beim Status Quo auskommt, einem versöhnlichen Schlussstrich, der scheinbar alles gut ausgehen lässt.
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Crazy, Stupid, Love
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“Crazy Stupid Love” zeigt Rollenstereotypen auf, möglicherweise in einer gesellschaftskritischen Absicht, um zu zeigen, wie stark gewisse Bereiche menschlichen Handelns verkümmern können, wenn man sich allzu einseitig auf ein Rollenmuster fixiert; das gilt nicht nur für den spießigen Mittvierziger mit Midlife-Crisis, sondern – so viel Gleichgewichtssinn wird immerhin bewiesen – auch für den Frauenhelden, der im späteren Filmverlauf unter Beweis stellt, dass auch er kein bedingungslos erstrebenswertes Ideal ist. So plädiert der Film für ein gesundes Gleichgewicht in allen Lebenslagen und lässt zwei ungleiche „Komplizen in Liebesdingen“ voneinander lernen – und dabei die ganze Familie ins Chaos stürzen. Das macht es dann doch noch zur erwartungsgemäßen Ensemble-Chaoskomödie voller unseliger Verwechslungssituationen und dummer Zufälle. Carell, Gosling, Moore & Co. harmonieren nicht wirklich miteinander, gerade das macht es aber dann auch wieder so interessant.
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City Of The Living Dead
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Ohne Zweifel ein Fulci. Kein roter Faden zu erkennen, die Kamera hält mit Lust auf schleimige, verwesende Körper und mit dem immergleichen Griff wird an den Hinterkopf gegriffen und das Gehirn wie Spielknete herausgequetscht. Vorbilder sind natürlich unzählige zu erkennen, ob diese dabei aber gemeinsam in einen Film passen, interessiert Fulci natürlich nicht. So springt „City Of The Living Dead“ von einem Ansatz zum nächsten, sprunghaft strukturiert durch Gore-Höhepunkte, die mitsamt des hoch fiependen Soundtracks brutal abgeschnitten werden und zur nächsten Szene leiten, bis der Spuk irgendwann ein Ende hat. Ein Film voller Dilettanz, und dennoch von erstaunlich hohem Unterhaltungswert, weil der Mann es immerhin verstand, spektakulär auf Grund zu laufen. Ein Gespür für stimmige Bildkompositionen war bei ihm immerhin zumindest im Unterbewusstsein immer da.
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Cockneys vs. Zombies
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Nach all dem Lob fällt der Rentnerkampf gegen die Untoten doch enttäuschend aus. Mit dem Wettrennen Zombie vs. Krückenopi ist ein Kracher an Bord, der die Prämisse sehr bildlich in die Tat umsetzt, davon abgesehen gibt es leider nur die übliche Aufmüpfigkeit und Senilität von Altenheimbewohnern zu sehen, deren Stursinn ihnen in so mancher Situation das Leben rettet. Gemischt mit typisch britischer Attitüde ergibt sich ein oftmals zähes Gebräu, das unter den Klischees des ausgelutschten Zombiegenres eher leidet als sie – ähnlich wie „Juan Of The Dead“, ganz zu schweigen von „Shaun Of The Dead“ – für sich zu verwenden. Darüber hinaus ist die Farbgebung grell und unschön und die Darsteller kaum erinnerungswürdig. Lediglich über das Wiedersehen mit Alan Ford kann man sich freuen, obwohl auch der in „Snatch“ seinerzeit deutlich bissiger agierte.
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Le Mac
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Klassische Verwechslungskomödie aus dem Ottokatalog mit reichlich Franzosenhumor. Getrennt aufgewachsene Brüder? Check. Charakterlich vollkommen unterschiedlich? Check. Gangstermilieu? Check. Peinliche Situationen en masse? Check. Bling-Bling-Goldkettchenoptik? Check. Dumme Sprüche? Check. José Garcia lässt mächtig die Sau raus, wobei man ihm die großmäulige Gangstertype eher abnimmt als den verunsicherten Angestellten, der in seinem bisherigen Leben nur wegen Banalitäten mit dem Gesetz in Berührung kam. Die „Taxi“-Reihe bekommt eine ebenbürtige Ablösung, allerdings fehlt das freundschaftliche Element und damit auch ein bisschen die Wärme, die diese Filme jenseits der Action verströmt haben. Trotz seiner Massenkompatibilität ist „Le Mac“ am Ende auch ein wenig zu aggressiv, um wirklich als sympathischer Film in Erinnerung zu bleiben, ansatzweise schon wie in einem schlechten Gangster-Rap-Video.
:liquid4:

Die Rechnung ging nicht auf
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Jeder virtuelle Kleingangster, der gerade das neue GTA spielt und ein wenig Respekt vor Kulturgeschichte zeigt, sollte diesen Film einmal gesehen haben. Ebenso jeder, der Quentin Tarantino fälschlicherweise für einen Innovator hält. Stanley Kubrick bietet eine Metaperspektive auf einen breit angelegten und weit gesponnenen Coup, der über eine Erzählerstimme fragmentarisch aufbereitet wird und zahlreiche Personen einbezieht, die untereinander zum Teil kaum einen Bezug haben, sondern erst durch den Schnitt miteinander in Verbindung gebracht werden. Der ständig wechselnde Blickwinkel ist der große Trumpf dieses Autorenfilms, in dem man den Kubrick von „Dr. Seltsam“ bis „Full Metal Jacket“ noch gar nicht erkennt.
:liquid8:

South Park Season 16
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Die jährliche Dosis South Park eben, mit Episoden unterschiedlicher Qualität. Zu den Highlights gehört sicherlich die mit Geisterfilm-Elementen spielende Episode über Videostores und die kurze Halbwertszeit von Medien, andere Folgen wiederum fallen durch ihre ungewöhnliche Machart auf, etwa „I Should Have Never Gone Ziplining“, eine im Stil von Katastrophenreportagen aufgezogene Folge über unangenehme Zwangssituationen innerhalb von Gruppen, oder „Cash For Gold“, das Werbesender auf die Schippe nimmt und auch mal eben minutenlange Aufnahmen von sich drehenden Schundartikeln zeigt. Einige Themen drehen sich im Kreis bzw. erinnern stark an frühere Episoden (etwa „Sarcastaball“ oder „Faith Hilling“), was für einen gemischten Gesamteindruck sorgt.
:liquid7:

Breaking Bad – Season 3
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Die Prologe der meisten Episoden kokettieren mit dem experimentellen Kunstfilm, oft mit der exzessiven Verwendung von Nahaufnahmen, die zunächst wie abstrakte Gebilde aussehen und deren wahre Gestalt sich erst nach und nach ergibt. Auf ebendiese Weise werden in Episode 1 auch die Haupt-Antagonisten der dritten Staffel eingeführt – mitten in der Wüste im Anzug und mit Totenkopf-Stiefeln aus einem Auto steigend und sich dann zu Dorfbewohnern gesellend, die gerade aus unerklärlichen Gründen durch den Staub robben. In den folgenden Szenen mit den beiden Männern, die offenbar auf der Jagd nach „Heisenberg“ sind, erfährt man immer ein wenig mehr über ihre Geschichte, so dass sich bald ein Bild zusammensetzt. In Parallelmontage erzählt, bahnen sie sich langsam ihren Weg zum Ziel vor, bis… na jedenfalls nicht bis zum Ende der 13 Folgen, denn dieser Teil füllt irritierenderweise nur zwei Drittel der Staffel und lässt noch einen ganzen Rattenschwanz an weiteren Ereignissen folgen, die sich nur bedingt, jedenfalls nicht allzu natürlich, aus der Präsenz der stillen Anzugträger ergeben. Tatsächlich ist mit der Jagd auf die Fliege sogar eine Füllepisode dabei, ein Kammerspiel mit Walter und Jesse, im besten Fall ein kathartisches In-sich-gehen, das die Handlung aber keinen Deut weiterbringt. Es bleibt dabei: Die Serie hat gewaltige Tempo- und Strukturprobleme, so stark die Darsteller (vor allem Aaron Paul und Bryan Cranston) auch spielen mögen und mit welchem Auge für Kompositionen der grellblaue Himmel an der Grenze nach Mexiko auch eingefangen werden mag, der Ablauf von Season 3 zeigt auf, warum „Breaking Bad“ so sehr überschätzt wird.
:liquid6:

Weitere Sichtungen:
Mama
Spartacus - Vengeance
Gravity

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